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K B

Von einer Flandernfahrt

Sechshundert Männer und Frauen, Witwen, Kriegsbeschädigte,| Ebene. Auch die letzten Erzähler sind nun, vom Schlaf übermannt, ehemalige Kriegsteilnehmer, Väter und Mütter gefallener Soldaten, in die Ecke gesunken. Was mögen sie träumen? Jugendliche, die das Grab ihres Vaters aufsuchen wollten, sie alle unternahmen am 1. Novembertage dieses Jahres von Aachen   aus cine Bilgerfahrt zu den Kreuzfeldern, die fich weit in der flandri schen Ebene dehnen. Der Bundesredakteur des Reichsbundes

der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerbinterbliebenen, Genosse H, Hoffmann­Berlin, schildert nachstehend seine Eindrüde von dieser eigenartigen Gedächtnisfahrt.

Mitternacht   ist's. Vom Aachener Dom   hallen in furzen Ab­ständen zwölf dumpfe Glockenschläge in die dunkle Nacht. Die erste Stunde des 1. November 1931 beginnt. Auf dem Bahnsteig 4 des in mystisches Halbdunkel eingehüllten fast stillen Aachener   Haupt­bahnhofs wird es plößlich rege. Gespensterhaft steigen aus der Tiefe dichte Reihen dunkel gekleideter Menschen empor; Männer ohne Arme, Hinkende, Amputierte, Kriegsbeschädigte mit ihren Frauen, Blumen und Kränze tragende Kriegerwitwen mit er­wachsenen Kindern, vereinzelt auch ein greises Mütterchen, ein von Leid und Sorgen gebückter Bater.

Sie alle, an die Sechshundert, wollen nach Flandern  , zu den Stätten, wo ihre Lieben ruhen. Schweigsam und ernst, ver haltenen Schmerz im Gesicht, besteigen sie den bereitstehenden belgischen Zug.

Auf mehreren Gepäckfarren lagern mächtige, prachtvoll einfache Lorbeerfränze mit breiten schwarzrotgoldenen Schleifen, gestiftet nom Reichsbund der Kriegsbeschädigten, von Aachener   Arbeiter­pereinen und sonstigen Berbänden. Mit einer rührenden Scheu gehen die Witwen und Kriegsbeschädigten an dem Berg von Kränzen norüber, gleicht er doch aufgebahrten Särgen.

Belgische Eisenbahner weisen die Bläge an, nehmen die Zoll­aud Baßkontrolle vor, rücksichtsvoll den Zweck der Fahrt und die Stimmung der Fahriteilnehmer würdigend. Kaum ist das Ab­schiedslied, vom Aachener Männerchor Harmonia" gesungen, ver­flungen, als der Zug fauchend und prustend die Bahnhofshalle verläßt. Er fährt hinaus in die mondhelle Nacht, fährt gen Westen, dorthin, wo so mancher lebensfrohe Jüngling, so mancher reife Mann in den Jahren des Krieges hingefahren, um nie wieder zukehren....

Still, in Gedanken versunken, die Ereignisse der Jahre 1914/18 mieder wachrufend, fizzen die Witwen und die 2lten im Abteil. Die Jugend schläft schon. Nur die Kriegsbeschädigten und ehemaligen Frontfoldaten flüstern sich leise Erinnerungen ins Ohr: Weißt du noch, damals, in den ersten Tagen des August 1914, beim Sturm auf Lüttich  ?" Entsinnst du dich noch des Massenschlachtens von Langemart?" Lagst du nicht rechts von uns im Schlamm von Boelcapelle?"-Fragen und Antworten ohne Zahl! Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre schwerster Strapazen, härtester Kämpfe, schlimmster Qualen und gräßlichster Nöte werden wieder lebendig. Jahre der Kriegsgefangenschaft, Monate der Lazarett­quälereien, Wochen der Ausbildungsschifanen und des Ausrüdens ins Feld werden mit der Erinnerung an die erste Kriegsfahrt durch Belgien   wieder wachgerufen.

Die rot durch die Nacht glühenden Hochofenwerfe um Lüttich  und die unzähligen, sich in den Wassern der Maas   spiegelnden Brüdenlichter lenten ein wenig vom Thema ab. Brüssel   findet alle auf den Beinen. Schon dampft ber Bug hinein in die flandrische

Im fahlen Mondlicht tauchen in der Ebene weiße Klöße auf: Betonunterstände. Die Bahnstationen tragen Namen, seit dem Krieg weltbekannt, im Krieg berüchtigt, allen Frontkämpfern ein Grauen. Die Soldatenfriedhöfe beiderseits der Bahn mehren sich. Wir durchfahren das Kampfgelände. Bald sind wir in pern. pern.

Du, vor Zeiten die Perle im Diadem der flandrischen Städte. Opern! Dann durch grausames Schicksal aufs schwerste ge­troffen.

Opern! Du Brennpunkt im furchtbaren Ringen Entsehen Bernichtung.

Ypern  ! Du Walstatt und Totenfadel der ganzen Welt. Ypern  ! Du mögest auf immer nun werden die Friedens stätte der ganzen Welt!

Regierungsbaumeister Johannes Mommerts( Aachen  ) sprach die verstehenden Worte als Vorsitzender des Aachener Ausschusses zur Förderung deutscher Gedächtnisfahrten nach den Kriegerfried höfen in Flandern   und in Frankreich   bei der Niederlegung eines Kranzes am Belgischen Nationaldenfmal in Ypern  , das errichtet wurde zur Ehrung der in Ypern   durch die Beschießung ums Leben gekommenen Bewohner und der in Flandern   gefallenen belgischen

Soldaten.

In dichten Massen umstanden die Einwohner Operns die deutschen   Fahrtteilnehmer. Man tann nicht sagen, daß sie besonders freundlich zu uns gewesen wären. Aber sie übten höfliche Zurück haltung und achteten pietätvoll den Schmerz deutscher   Witwen und Kriegsopfer. lind mehr noch als diese haben wohl die meisten Bewohner Operns unter der Drangfal des Krieges gelitten. Es ist besser, man spricht nicht mehr davon! Der ist besser, man spricht nicht mehr davon! Der Krieg ist gewesen und man muß das, was uns angetan, auch einmal vergessen", so sprach ein nationalstolzer belgischer ehemaliger Kriegsteilnehmer, dem der Krieg die Frau und zwei Kinder, die eigene Gesundheit und Haus und Hof geraubt hat. Welche Seelengröße spricht aus solchen Worten! Unsere Nationalisten sollten von diesem einfachen belgischen Kriegsbeschädigten lernen!

Früh, furz vor 6 Uhr, trafen wir in Opern ein. Auf dem weiten Bahnhofsplatz stehen zwei ehemalige deutsche   21- Zentimeter Mörser, verrostet und verlassen, zwischen ihnen ein zerfetzter englischer Großtant, neugierig vornehmlich von den jüngeren Fahrt teilnehmern bestaunt.

Um 7 Uhr früh fanden sich die Protestanten in der englischen Kirche, die Katholifen sich in der wiedererbauten Rathedrale ein. Inmitten der belgischen Kirchgänger wurden deutsche   Lieder ge­sungen. Deutsche Pfarrer gedachten in deutscher Sprache der Be­sonderheit dieses Allerheiligentages in Ypern  . Brachtvoll ist die im Krieg zerstörte Kathedrale wiedererstanden. Aufreizend der Anblick der zerstörten Tuchhallen! Opern tannte vor dem Kriege feine In­dustrie. Heute ist die ganze Stadt eine einzige Industrie: Fremden­verkehr. Davon lebt ganz pern, anscheinend in angemessenem Wohlstand.

Anblid dieser im mittelalterlichen Stil errichteten Neubauten und beim Durchschreiten der engen, schlecht gepflasterten, winfligen Gassen fragt man sich aber verzweifelt, warum diese völlig neu­erbaute Stadt nicht nach modernen städtebaulichen Grundsätzen, warum die Häuser nicht nach den Wohnbedürfnissen neuzeitlicher Menschen errichtet wurden. Ist es mißverstandener Konservatismus oder ist es der bürokratische Grundsatz: Genaueste Wiederherstellung ehemaliger Besigverhältnisse, der beim Wiederaufbau perns wahre Orgien gefeiert hat? Gleich, wie die Antwort darauf lauten mag: die Bürger Operns find troß ihrer Wohlstand versprechenden Fremdenindustrie noch heute zu bedauern.

*

In Autobussen geht die Fahrt über holprige Landstraßen durch das ehemalige Kampfgelände. Friedhöfe reihen sich links und reihen sich rechts der Chaussee. Unermeßlich ist die Zahl der Gräber. Kreuze über Kreuze auf deutschen, helle Steinplatten in unerhörter Zahl auf englischen Friedhöfen. Ein gewaltiges, wunderbar ein­drucksvolles Monument deckt das Grab von 18 000 unbekannten fana­dischen Soldaten. Auf dem deutschen Kriegerfriedhof von Broodseinde wurde eine Gedächtnisfeier veranstaltet, die allen Teilnehmern ewig im Gedächtnis haften bleiben wird. Düfter und schwer wirft trotz des hellen Sonnenmorgens der Anblick des weiten grünen Rasenfeldes, aus dem sich Laufende und aber Tausende ein­facher Kleiner schwarzer Holztreuze erheben. Unglaublich viele tragen die schicksalsschmere Inschrift: Ein unbefannter deutscher Soldat Drei unbekannte beutsche Soldaten", und so geht es fort. Selten, daß außer dem Namen und dem Tode­datum noch die Regimentsnummer vermerkt ist. Erschütternd, tief­traurig dann das Suchen der Lebenden nach dem Kreuz, das anzeigt, welches Stückchen Rasen den deckt, dessen man seit seinem Auszug ins Feld in banger Sorge und später in tiefer Trauer immer ge­dacht hat.

Bon den wenigen Höhen der flandrischen Ebene ficht man meit ins Land. Dort, wo in den Jahren 1917 und 1918 nur noch Asche und Geröll andeutete, daß einftmals Dörfer dort gestanden, sind heute anmutige Ortschaften wiedererftanden. Die roten Ziegeldächer geben der grünen, mäßig gewellten Ebene ein freundliches Gepräge. Wenn nicht die Unmengen von Zementflößen sich in regelmäßigen Abständen gespenstisch weiß aus dem Grün der Wiesen und dem Schwarz der gepflügten Neder erheben und wenn nicht überall die zahllosen Kreuze und Friedhöfe den Blick auf sich ziehen würden- man würde nicht wissen, daß sich auf dieser jetzt so friedlichen Land­schaft vor menigen Jahren erst die grauenhaftesten Ereignisse des Weltkriegs abgespielt haben. Der ehemalige Frontfämpfer braucht nur das Wort Flandern   zu hören, um sich voller Schaudern jener Tage und Nächte zu erinnern, da er, in Schlamm und Dred, jede Gefunde den Tod und das Verderben erwartete. Blutgetränkt und opferreich ist der Boden, den wir an diesem friedlichen November fonntag erinnerungsschwer betraten:

Langemart! Reih' um Reih' stehen die Kreuze, permittert und gebleicht. Unter ihnen modern die Reste der Achtzehn- und Neunzehnjährigen, die in den ficheren Tod gehegt wurden. Jetzt baut man ihnen fostspielige Denkmäler!

Blutrat sentte fich der Sonnenball hinter dem Höhenrücken des vielumfämpften Se in mel, als wir wieder in pern einfuhren. Durch jenes Portal, das von England errichtet, in Marmor ein­gehauen die Namen der 54 000 englischen Soldaten trägt, die aus In Opern ist kaum ein Haus aus der Vorfriegszeit zu finden. der Flandernschlacht als vermist gemeldet wurden und von denen Menn es eines geben sollte, mär's eine Sehenswürdigteit! Beim| man nichts mehr meiß als ihre Namen...

Von Montag, den 9. November bis Sonnabend, den 14. November

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