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Beilage

Freitag, 13. November 1931

griff nonisbi mi siqmDer Abend

Spätausgabe des Vorwärts

Die Jagd nach dem Glück

Studien in Optimismus/ Von Heinrich Hemmer  

Haben Sie Interesse...?"

Was unverwüftlichen, werftätigen Optimismus anlangt, da lobe ich mir jene grundsäglich gut gelaunten, erstaunlich redegewandten ( felbft Berliner noch überreden könnenden) Herren( und mitunter Fräulein) Vertreter, die aalglatt und unentwegt durch alle, auch diese unglaublichen Zeiten sich schlängeln, immer die Miene vom Tage auffeßen und mit flotter Zuversicht einen als Muster mit durch die Stadt geschleppten Artikel anbieten, für den, wenn schon Interesse vorhanden, meist das Geld fehlt. Die optimistische Lebens­anschauung ist für diese Menschenfategorie die Voraussetzung zum Broterwerb, fie leben von ihrer Lebensbejahung inmitten überwältigenden einsagens. Wie ich ausgehen will z. B., macht vor der Türe ein magistratsrätlich aussehender Weißbart eine so viel Behaglichkeit ausstrahlende Kaffeeofferte, als wäre nie eine Bohne in Brasilien   verbrannt worden, und wenn ich Teetrinker schon nichts abkaufe, so interviewe ich wenigstens aus Dankbarkeit

den Mann nicht.

Ich suche mir dazu, suche( allerdings vergeblich) einen nicht mundtot zu friegenden Championstadtreisenden in immer den allerneuesten und-gangbarsten Artikeln:- in seinem Stadtbüro( das existiert nicht mehr), in dem der Freundin eingerichteten Geschäft ( das existiert auch nicht mehr), in seiner Wohnung( die steht leer), und es ist folglich nur anzunehmen, daß der Mann im Weltraum neue Absatzgebiete fucht. Die Phantasie sträubt sich dagegen, eine solche Optimismusfontäne schlapp machen zu sehen, den im Eifer des ,, Vortrags" rot anlaufenden Glazkopf stumm gesenkt zu finden: melch ein unerträgliches Bild! Nichts erschüttert mehr, als ,, un­erschütterlichen" Optimismus erschüttert zu sehen.

Als ich mich dann im guten alten Jap  - Restaurant ein menig restauriere, wer kommt da mit wehendem Mantel, als trüge ihn der Wind von Steglig hier her: der Lichtretlamemann. Mit süßer Erfolgsmiene sagt er es flappert"( wenn gefragt wird: wie's geht), immer flappert Geld in seiner Tasche, denn er weiß und sagt mir's auch, wie man's anstellt, seinen Artikel" abzusetzen in dieser kaufunluftigen Welt. Solches tann natürlich nur ein ortskundiger Berufs- und kein Not stands vertreter. Ohne ,, Klinkenangst" kommt man zu den richtig ausgeschnüffelten Türen hereingeweht: dort zumal, wo das Geschäft neu übernommen wurde oder die Konkurrenz über der Straße sich so ein buntstreifiges Schriftkästchen in ihre Auslage gestellt hat. Nimmer läßt man dann das spähende Auge von dem auf seine Eigenart zu tarierenden Geschäftsinhaber, immer die Ueberlegenheit behaltend:... fo, sehen Sie!"

Ideen:

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eine lebendige, aber zum Selbstmord treibende Kata­tombe...) sagte zum armen Bob ja und nein und will Geld und einen Batentanwalt, der ebenfalls Geld will und also spricht: " Sie haben etwas Neues, so? Es gibt nichts Neues. Ihr Appa­rat wird sicher schon vorhanden sein! Sehen Sie in der Rubrik nach, ob er patentreif iſt."

Schwizend durchprüft Bob 10, 15 Schriften, die viel mider­borstiger anzusehen sind als die schlimmsten Kopien, und findet ein freies Pläßchen in diesem Schemenwald, darauf er sich sehen und solide etablieren wird können, denn die anderen Patente schlummern schon den Grabesschlaf... sein Ropierphotomaton aber wird das Licht der Welt erblicken... reich wird er werden damit und fett: vorderhand magert er ständig ab.

Jetzt begibt man sich also zu einem Fabrikanten, der den Apparat der Zukunft gnädigst auf Bump herstellen soll... an dem eigentlich der profitieren würde, wenn er herauskäme und taugte. Man geht zu mehreren Fabrikanten, ihnen die Patentschrift, das geschützte Heiligtum unter die Dividendennase haltend bis man einen findet, der einem gütigst 12 Proz. vergönnt, statt gebotener 6. Endlich hat man diese Schwierigkeiten überwunden, und es beginnt noch tüdischere Serie: die Tücke des Objekts. Rimmerendenmollende Anpassungspersuche der Kon­struktion an das Prinzip. Immer neue Erfahrungen werden ge­

eine neue-

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sammelt, neue Fehlerquellen entdeckt, die Schatulle durchgeht alle Metamorphosen, der Fabrikant alle Gesichter, nur fein porschuß­bereites, Wochen verstreichen, Monate, Jahreszeiten, Bob wird so mager wie der Suppentaspar, denn er lebt hauptsächlich von Opti­mismus und Kaffee.

Endlich naht der Tag, wo der Kopierphotomaton untadelig funktioniert und auf den Markt gegeben werden soll, halleluja! Die erste Demonstration vor prospektiven Käufern, sie gelingt, man applaudiert, man verspricht wiederzukommen... nachdem man noch den anderen, den zweiten Apparat gesehen, der, ebenfalls patentiert und auf denselben Prinzipien beruhend von einer Kon­turrenzfirma am selbigen Tag auf den Markt gebracht wird.

Ich dachte, Bob würde einem Schlaganfall unterliegen. Keines­falls. Ist es nicht möglich, nein, wahrscheinlich, sozusagen ficher, meint er, daß sein Apparat sich als der handlichere, praktischere erweisen wird?

Dies in der Zukunft leben und in der Gegenwart darben, ist das Heroische... ich würde mich doch lieber mit dem fertigen Ar­tikel, dem Lichtreklamekoffer befassen, aber ich war immerhin Opti­mit genug, zu glauben, daß eine dritte Menschensorte, der Spieler, der Mann, der das Glück direkt einfangen und die Welt oben ab­rahmen will, daß dieser Optimist in nadtester Form glücklicher ist als der Spieler mit Batenten, und begab mich auf die Suche.

Im Labour Party  "-Tanzklub

Partei und Arbeiter in England/ Ton Richard Junge

Heute will ich den Tanzklub der örtlichen Labour Party   besuchen. Der Genosse Jim erwartet mich im Zentrum der Stadt, in gemütlichem Bummel spazieren wir in den pro­letarischen Osten. In der Kent- Street befindet sich das Heim der Labour Party  , Genosse Jim führt mich ein. Jim ist überhaupt eine wichtige Persönlichkeit, er ist Funktionär der Partei und seine Funktion trägt mit dazu bei, die Kasse der Partei zu füllen. Auf meine Frage antwortet er selbstbewußt M. C.", womit ich natürlich gar nichts anfangen tann. Aber M. C." heißt Master of Ceremony, was etwa einem Tanz und Vergnügungsmeister entsprechen würde. Jim gehört zum Vergnügungsfomitee, und heute abend ist er in voller Tätig feit. Der Tanzbetrieb des Labour- Tanztlubs wird von ihm ge regelt, und er sieht auch den ganzen Abend so aus, als ginge es ohne ihn überhaupt nicht. Zunächst besorgt er mir eine Member­

Der Roffer sprang auf und leuchtete verführerisch. Wie ein Magier drehte sich der Mann im mehenden Mantel absatzbereit auf seinen Abfäzen herum, seine Augen strahlten mich wie Lichttegel an: hätte ich Interesse? Hier märe Gelegenheit, endlich einmal mein Licht feuchten zu lassen! Ich fühlte, ich war gewonnen, d. h. Bership Dance Card und verhilft damit dem Labour- Tanzflub zu loren: Rettung gibt's in so einem Falle nur, wenn die Frau sich dazwischenwerfend schreit: Halt, lassen Sie meinen Mann nicht unterschreiben, er besitzt feinen Pfennig.

Aber wie in Schillers Geisterseher tam ein zweiter Magier zur Tür hereingeweht und fing den Agenten samt feinem Kunden in einen anderen Interessentenkreis ein... schnell, schnell, es ist feine Minute zu verlieren!

Wir fegten, das Trio, die Straße entlang, einen Keller hinab. Dort konzentrierte sich das Interesse der gesamten Nachbarschaft, die mit Säden, Kisten und Tragbahren herbeigeftrömt fam, auf Bullen, Bullen und nochmals Pullen. Als rassig, duftig oder sprigigmilde" angepriesene Weinsorten fanden zu den mehr als tulanten Preisen, zu denen sie in wirklich großzügiger Weise angeboten wurden, reißenden Absah: bis... schweren Schrittes und mit amtsgewichtiger Miene schließlich der Gerichtsvoll zieher die Treppen hinabgestapft tam. Der hatte auch( ein ganz besonderes) Interesse nur der Optimismus fehlte ihm gänzlich. Erfinder sein: das ist fein.

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Kann man sich das vorstellen, was für eine Qual es für einen Künstler, der Photograph ist( oder einen Photographen, der Künstler ist), bedeutet, Amateuraufnahmen topieren zu müssen? Go den halben Tag-an die 300 guter Bekannten Bilderchen? Es ist zum wahnsinnig werden! Könnte man nicht, fragte sich mein Freund Bob, einen Apparat, eine Negativschatulle erfinden, in das man die Dinger, ohne sich damit nervös zu machen, einfach hineinsteckt, und das dann automatisch die Belichtungszeit anzeigt ( bei der es auf den Bruchteil einer Sekunde ankommt)... und die zu verwendende Papiersorte: hart, mittelweich, weich e st. Und obwohl man ihn höhnte, machte er sich an die Arbeit. Das heißt, Das schauerliche Bräutekopieren, bei er legte die Arbeit nieder. dem man alle Bekanntschaftsphasen unliebsam miterlebt, hängte er an den Nagel:... nachdem ihn noch ein besonders übler Kunde mit drei Brautserien beglückt hatte.

der Ehre eines Berliner   Mitgliedes man darf gar nicht so bescheiden sein.

Mitglied des Tanzflubs muß man sein, es existiert nämlich eine Vorschrift, die den Mindestsatz für Tanzperanstaltungen auf einen Schilling festsetzt. Einen Schilling fann man jedoch von den jungen Burschen und Mädchen im proletarischen Osten nicht verlangen, also gründet man einen Tanzklub, Eintrittsgeld zwei Pence und fann nun ein Eintrittsgeld von einem halben Schilling für den Abend verlangen.

Es hat noch nicht so recht begonnen. In dem Saal, der auch den Mitgliederversammlungen und anderen Veranstaltungen der Labour Party   dient, sind noch wenig Menschen, und ich unter halte mich einstweilen mit den Jungen. Da sind einige aus der Arbeiterjugendbewegung, die in England noch sehr in den Anfängen steht, ein paar ältere sind Parteimitglieder, aber die meisten gehören der Partei nicht an. nicht notwendig, wenn man Mitglied des Tanzklubs ist, auch mit glied der Partei zu sein. Doch die lokale Parteigruppe wird mit den Geldern von den Tanz- und Whistabenden, die man auch von

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Es ist

wir

Beit zu Zeit anſetzt, weſentlich mit finanziert. Einen Whiſt abend, an dem um Preise gespielt wird, findet niemand komisch auch die Kirche veranstaltet übrigens solche Abende würden es vielleicht doch etwas unpassend finden, wenn eine Partei­Aber in England sind gruppe einen Statabend ansetzen würde. solche Veranstaltungen notwendig, die Parteikasse bedarf der Gelder, die hier als Ueberschuß bleiben, durchaus. Denn organisiert ist der Arbeiter zwar in seiner Gewerkschaft, aber nur in geringem Maße auch in der Partei.

Vergleichen mit deutschen Verhältnissen läßt sich das eng lische Parteiwesen überhaupt nicht. Die Labour Party   feßt sich zusammen aus den lokalen Labour- Parteien, den Gewerkschaften und genossenschaftlichen und sozialistischen Verbänden. Eine eigent lich lose Gemeinschaft, die sich nur vor den Wahlen enger zusammenschließt. Borden Bahlen werden von lokalen Aus­schüssen der verschiedenen Gruppen die Kandidaten aufgestellt, wo­Das war vor einem Jahr. Und heute steht der Appabei die stärkste Gruppe natürlich den Ausschlag gibt. So gibt es rat verkaufsbereit da und flappt: aber ,, flappern" tut es noch immer Bezirke, in denen Berufsgruppen wie die Bergarbeiter oder Textil nicht und schon seit langem nicht. Und weicher Riesenaufwand von arbeiter ständig den Kandidaten stellen. en beren begirt optimistischer Beharrlichkeit und anpassender Kleinarbeit und durch ist es vielleicht die Independent Labour Party, die übrigens ein brüdender Erzengelgeduld gehört dazu, eine Erfindung in einen vollkommen selbständiges Parteigebilde darstelit. Die Cooperative trauchbaren Artikel umzusetzen, für den Interesse vorhanden. Das Society, die englische Konsumgenossenschaft, verfügt ist eines der stachligsten, innervierendsten Kapitel vom Menschen über einen eigenen Parteiapparat und war im letzten Unterhaus schicksal... ich hätte längst das Patentamt und die Fabrik in die auch durch sieben oder acht Abgeordnete aus Städten mit besonders Luft gesprengt und mich mit der Patentschrift erftit. starten Konsumgenossenschaften vertreten. Rivalitätskämpfe nach erfolgter Aufstellung gibt es nicht, ist der Kandidat nominiert, dann wird der Mann der Labour Party   von den Genossenschaften ebenso unterstützt wie man in einem anderen Wahlbezirk dem Genossenschaftskandidaten den Apparat der Labour Party   zur Verfügung stellt.

Die Menschen erfinden nämlich serienweise, eine zeit gemäß reif gewordene Idee spuft copyrigthswidrig in einer ganzen Anzahl von Köpfen herum, und es findet alsdann ein Wettrennen, ein Patentamiskampf statt... und gleichzeitig erfindet man nur rudweise( zizerlweise, wie man in Wien   sagt), es ist ein Evolutions: prozeß in diesem Zeitalter der Neuerungen, wo es nichts radikal Neues und unendlich viel neu Bariiertes und Kombiniertes gibt.. Erfinden, namentlich ohne Geld erfinden ist sehr häufig eine tragische Burleske, eine Traglastprobe übermenschlichen, zähesten Optimismuffes...

Das Patentamt also( ein Labyrinth an Türen, Korridoren, alten Herren und nächtlich ausgebrüteten, zumeist unrealisierbaren und doch trohig- eigenwilligen, Staatsschuß in Anspruch nehmenden

Aber der Parteiapparat macht es nicht allein, der Kandidat muß seine Wähler auch selbst gewinnen, er muß sich für ihre be­sonderen Nöte interessieren, er muß für sie Zeit haben. Hat er das Vertrauen seiner Wähler, dann achtet man schon meniger auf seine politische Stellung. So erzählte man mir von einem Labourabgeordneten, der früher bei den Liberalen mar ,,, und wenn er bei den nächsten Wahlen konservativ sein man würde ihn doch wählen". Aber der Mann fümmerte foffte

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sich auch um alles, zu ihm gingen die Leute mit ihren Klagen und er half. Wenn einer mal etwas gegen einen Beamten hatte man hat aber nichts gegen sie, denn wohl nirgends find die Be­amten höflicher als in England, dann sagte er: Warten Sie, das werde er dem K. schreiben", und das Wort gebrauchte man wie eine Drohung.

Doch der englische   Arbeiter steht der Labour Party   auch heute noch oft sehr gleichgültig gegenüber, eine Tatsache, die man nicht allein aus dem in England besonders ausgeprägten Sinn für Un­abhängigkeit und Selbständigkeit erklären kann. Viel verständlicher wird das aus der wirtschaftlichen Entwicklung, die England im letzten Jahrhundert durchmachte. Einen großartigen Aufschwung nahm der englische Kapitalismus   in der zweiten Hälfte des, neunzehnten Jahrhunderts, cin Aufschwung, an dem auch die Arbeiterschaft nicht unbeteiligt war. Auch sie profitierte pon per Bormachtstellung Englands, und das höhere Lebensniveau Englands und des englischen Arbeiters ist zu bekannt, als daß man es wieder holen müßte. Es ging dem englischen Arbeiter, wenn auch nicht in seiner Gesamtheit, so doch der Schicht, die für die Willensbildung der Arbeiterschaft maßgebend war, so gut, daß sie zu großer Kritit am Rapitalismus feine Veranlassung hatte. Die Trade Unions, die Gewerkschaften, entstanden zwar, aber das waren reine wirtschaftliche Interessenvertretungen, politisch befand man sich durchaus in Abhängigkeit von den beiden bürgerlichen Parteien,

den Liberalen und den Konservativen.

Auf der anderen Seite stand ein Kapitalismus, der in seinen besten Vertretern viele soziale Gedanken durchführte. Namen wie Ferrens, Cadbury, William Lever   und viele andere werden in England oft genannt. Sie stifteten Universitäten, Schulen, Kirchen in großer Zahl, Hospitäler, große Barts, errich­teten Siedlungen für ihre Arbeiter, beteiligten sie wohl auch an ihrem Unternehmen, wie es Ernst Abbe   in Jena   tat, und alles das machte den Kapitalismus populärer als 3. B. bei uns. Der englische  Arbeiter, selbst in relativ guter Lage und immer diese sozialen Kapitalisten", die zwar in ihren besten Vertretern auch nur

Ausnahmen waren, aber doch den Typ beſtimmten, vor Augen, konnte sich schwer entschließen, eine eigene politische Vertretung zu organisieren. Nach manchen mißlungenen Versuchen sehen wir die eigentlichen Anfänge der heutigen Labour Party   erst im Jahre 1900, als das Labour Representations Comittee gegründet wurde, aber erst 1920 erhielt die Partei ihre jetzige Gestalt.

In wenigen Jahren hat die Partei einen großen Aufschwung genommen, aber das Mißtrauen vieler Arbeiter ist auch heute noch nicht völlig geschwunden. Allzu traditionsbelastet und mit den Er­innerungen an eine bessere Vergangenheit behaftet, verfällt der englische   Arbeiter und der kleine Mittelstand noch leicht dem Schreck­gespenst Bolschewismus.

Der Ausgang der englischen Wahlen muß auch Arbeiter, mehr aber noch von dem Mann aus der Mittelklasse hörte ich nach dem Pfundsturz: ,, Eine Arbeiterregierung ist nicht gut für England", obwohl längst die sogenannte National­regierung am Ruder war. Der Gedanke einer Reform des Kapitalismus findet in England noch mehr Widerhall als bei uns, wo ja fogar die arbeiterfeindlichste Partei aus Agitationsgründen nicht auf den Namen national ,, sozialistisch" verzichten kann. Das Bersagen des Kapitalismus ist bei uns zu offenkundig, als daß man noch einen anderen als den sozialistischen   Ausweg anerkennt. In England hörte ich nicht selten: ,, Ja, aber vom Sozialismus wissen wir noch gar nichts". Diese Antwort ist immerhin verständlich in einem Lande, das zwar seit Jahren auch die Arbeits­losigkeit kennt, aber doch eine Arbeitslosendemonstration noch sehr bestaunt. In einer großen Industriestadt Mittelenglands demon­strierten etwa 4000 Arbeitslose. Aber in der City standen mehr als 20 000 Menschen auf dem Bürger­steig und sahen sich das Schauspiel an. Daß die Not und das Elend organisiert auf die Straße geht, ist neu für England. Aber es ist typisch, denn daran erkennt man die Wandlung, die sich jetzt vollzieht. Der englische   Arbeiter wird heute nachdrücklich an die Selbsthilfe der Klasse erinnert, an seine Befreiung, die nur Und die Frucht das Wert der Arbeiterklasse selbst sein tann". dieser Erkenntnis ist die Zukunft und die Stärke der Labour Party  .

unter diesem Gesichtspunkt verstanden werden. Und von manchem