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Arbeit im Landtag.

Der Geemannsffreit im Auslande: Kommunistischer Unfug'

Der Breußische Landtag nahm am Dienstag feine Boll fizungen wieder auf.

Bräsident B.ttmaad eröffnete die Sigung mit einer Trauer. tundgebung für ben verftorbenen Abg. Müller- Breslau  ( Soz.).

Ohne Aussprache verabschiebet das Haus den Gesegentwurf über die Neufassung und Abänderung von Gerichtsgemein fchaftsverträgen mit Thüringen  .

Mehrere tommunistische Anträge, darunter der auf Freilassung des Bombenlegers Claus Heim  , werden entsprechend den Empfeh fungen der Ausschüsse abgelehnt.

Das Haus geht zur Besprechung eines fommunistischen Ans trages über, der Aufhebung der

Sonderftrasbestimmungen der Seemannsordnung wegen Meuterei

fordert. Der Rechtsausschuß schlägt vor, diesen Antrag abzulehnen und statt dessen eine Entschließung anzunehmen, nach der auf die Reichsregierung dahin eingewirkt werden soll, daß der Entmurf für eine neue, Seemannsordnung beschleunigt vor. gelegt wird, Damit die rüdständigen Bestimmungen der alten See­mannsordnung geändert werden.

Abg. Wo'ffowski( Komm.) führt Beispiele an für die nach An­ficht seiner Frattion gänzlich unberechtigte Berurteilung von Seeleuten wegen Streits im Auslande. Die See­mannsordnung werde vielfach lediglich zum Schuhe der Profitinter effen des Reederkapitals angewandt. Ueber der Seemanns­ordnung der deutschen   Republit stehe ja heute noch die Einleitung: Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden usw." Diese See­mannsordnung sei ein Primfstüd der Republik  .

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Abg. Brandes( Soz.)

schildert den historischen Verlauf der Streifaftion auf deutschen   Schif­fen im Auslande und erinnert daran, daß der Schlichtungsspruch seinerzeit von den Gewerkschaften abgelehnt, dann aber für verbindlich erklärt wurde. Die kommunistischen   Streitversuche hätten entgegen den Behauptungen der Kommunisten nicht zum Erfolge geführt, nur einzelne Rollkommandos seien auf die Schiffe gekommen. Wir Gewerkschaften, so erklärt der Redner, besonders der Deutsche   Gesamtverband, haben von jeher verstanden, die Interessen der Seeleute nach jeder Richtung hin zu vertreten. ( Lärm b. d. Komm.) Die deutschen   Seeleute, die im Auslande von Bord gingen, feien von der falschen kommunistischen   Behauptung irregeleitet worden, daß in Deutschland   ein Generalstreif sämtlicher Seeleute und Hafenarbeiter ausgebrochen wäre. Der non ben Kom­munisten den Seeleuten gestellte erteidiger habe in feinem Falle Freispruch oder Berufung ge= fordert. Im letzten Falle wäre allerdings Freisprechung und Beseitigung der unerhörten Strafen erfolgt, weil sich dann ergeben hätte, daß die ruffische Regierung die deutschen   Seeleute irrege­leitet hat. Die russische   Regierung habe sich sogar gesund gemacht am Berdienst der deutschen   Seeleute( anhaltender Lärm b. d. Komm. und beleidigende zurufe, für die Kommunisten zur Ordnung gerufen werben). Der Redner erinnert daran, daß seine Freunde im Ausschuß bereits die Regierung ersucht hätten, das Urteil gegen bie Seeleute nachprüfen zu lassen. Allerdings handele es fich zum Teil um Seeleute, die den deutschen   Konsul in Odessa  verprügelt haben. Die fommunistischen Angriffe gegen die deutsche Seemannsordnung gingen fehl, zumal die ruffische Seemannsord nung nahezu wörtlich von der deutschen   abgeschrieben fei( an­haltender Lärm b. d. Komm.). Wie der Kommunismus in der Bragis aussehe, habe sich an der Unterweser   gezeigt, wo die ruffi­fchen Kapitäne, die Echiffsneubauten übernehmen sollten, in ben feinsten Hotels wohnten, während die mann­fchaften in Herbergen untergebracht würden. Die Kommu niften selen schuld daran, daß deutsche Seeleute einige Monate im Gefängnis figen mußten. Die Sozialdemokratie aber merbe meiter hin für die Berbesserung der Rechte des Gecmanns fämpfen.( Bei fall b. d. Soz.) Lärm b. d. Komm.)

weitergehender fommunistischer Forderungen.

Der Beamten.

Der Ausschußantrag wird angenommen unter Ablehnung Die Berichte des Ausschusses für Beamtenfragen über die in den Ruhestand verfekten Polizei und Bandjägeroffiziere werden ohne Debatte zur Kenntnis genommen. Ebenso der Bericht des gleichen Ausschusses über die Grenzen des Betitionsrechts Es folgen Anträge des Landwirtschaftsausschusses zugunsten der Kleinfischer, gefaßt auf Grund fozialdemokratischer und deutschnationaler Anträge. Die Aussajußanträge werden a nt= genommen; soweit sie 3ollerhöhungen für Fische und Fischfonserven fordern, gegen Sozialdemokraten und Kommunisten. Hierauf vertagt sich der Landtag auf Dienstag 12 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen u. a bie Neuregelung des ftuden. tischen Disziplinarrechts und der Bericht des Unter­fuchungsausschusses über den Fall Landbant.-

Vandervelde brandmarkiden Chinafrieg

Interpellation in der belgischen Kammer.

Brüssel  , 1. März.( Eigenbericht.) In der belgischen Rammer interpellierte Vandervelde   die Regierung über den Konflikt in Ostasien  . Er brandmartte den japanischen Imperialismus und die hinhaltende Zattit des Bölterbund srats, der es nicht verstanden hat, den inter nationalen Berpflichtungen Geltung zu verschaffen und ein fried liches Land gegen einen gewalttätigen Ueberfall zu schützen. Auf Der bevorstehenden Bölferbundsversammlung habe

auch Belgien  , gerade wegen feiner Rolle im Weltfrieg, eine ernste Pflicht 3" rfüllen und auch ein besonderes moralijches Recht, feiner Auffassung Ausdruck zu geben. Belgien   habe ferner als Mitunterzeichner des Washingtoner Reunäahtevertrages die Unabhängigteit und under fehrbarteit Chinas   ebenso garantiert, wie die Unabhängigkeit Belgiens   vor dem Kriege garantiert war. Der belgische Delegierte zur Böllerbundsversammlung müffe beauftragt werden, weiter im Sinne der Erklärung des amerikanischen   Staatssekretärs Stim on an Senator Borah dafür einzutreten. daß den internatio­nafen Friedenspatten Geltung verschafft werde. Benn nötig, müsse der Böllerbund die im Baft vorgesehenen

wirtschaftlichen und sonstigen Sanfilonen anwenden, um die japanische Regierung zur Einstellung des Krieges zu nötigen. Eine von Bandervelde vorgeschlagene Entschließung wurde non der Regierung afzeptiert und von der Stammer angenommen.

Kein Baffenstillstand!

Zotio, 1. März.

Amtlich läßt man berlanten, daß eine Zurüd drängung der Chinesen auf die 20- ipmeter- 3nne die erste Vorbedingung für eine friedliche Beilegung des Streitfalles sei. Wenn bisher auch nicht viel Aussicht auf

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Stahlhelmers Klagelied.

Düsterberg

Hitler

G'ist alles dunkel, s'ist alles Düfter- berg Dieweil mein Schah mir untreu ist....

Finnlandputsch gescheitert.

Die aufgehetzten Bauern fehren heim.

Helsingfors  , 1. März. Es scheint, daß die Regierung die völlige Kontrolle über die Lage hat. Die allgemeine Mobilisierung der appoleute ist zum größten Teil fehlgeschlagen. Ausammlungen von bewaffneten Lappoleuten wurden nur in einigen ländlichen Gegenden von Südwest- Finn­land bemerkt. Die anderen Teile des Landes find ganz ruhig. Die Gendarmerie befolgt die Anordnungen der Negierung. Bisher sind keine Zusammenstöße vorge. kommen. Die Gerüchte von einem Befehl der Regierung zur Verhaftung der Lappoführer Kosola und Wal­lenius und von Bemühungen in diesem Sinne sind falsch.

Der Staatspräsident gegen die Fasch sten. Stocholm, 1. März.

Die Putschiffen verstecken sich.

Helsingfors  , 1. März. Während im allgemeinen behauptet wird, daß jede Berstär fung der Aufständischen aufgehört habe, besagen andere Mel­bungen aus einzelnen Orten das Gegenteil. Die Hauptstadt und größere Provingstädte sind aber fest in der Hand der Regierung; sie tonzentriert immer zahlreichere Eruppentontingente in Helsingfors  . Heute traf ein halbes Infanterieregiment aus Aabo ein. In der Nähe des Reichstagsgebäudes liegt eine Tankkompagnie. Die Cappoführer sind unbekannten Aufenthalts, dem Befehl, fie

zu verhaften, konnte noch nicht nachgekommen werden. Der Staatspräsident empfing eine Abordnung der Frontkämpfer, der er ertlärte, daß die Regierung vorläufig teine militärise Offensive gegen die Aufrührer plane. Er warne aber Diese por einem Marsch auf Helsingfors  .

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Ein Verfuch, die verbotene Bappazeitung Ajan Sana" heute in Silfingfors auszugeben, wurde vereitelt.

Baut Meldungen aus Helsingfors   hat die fimische Regierung das weitere Erscheinen der Helsingforser Ujan Sana" verboten. Die Schußtorps bemachen die michtigsten Puntte der Eisenbahn­linien. Die Zeitung Helsigin Sanomat" schreibt, die Sage habe sich mährend des Montags in einer für die Regierung günsti= gen Richtung entwidelt. Das Blatt will zuverlässig wissen, daß Kabinettstrife: die Konservativen für Lappo. große Abteilungen während des Montags Mäntsälä verlassen hätten Helsingfors  , 1. März. und zurüdgefehrt feien, nur wenige andere hätten sie ersetzt. Die Junerhalb der finnischen   Regierungstoalition ist es zur Krise Stockholmer   Zeitungen berichten, die Lage in Helsingfors   sei jetzt gefammen. Die der Cappobewegung nahestehende fonjer­erheblich beruhigt. Der Aufstandsversuch wird allgemein als mißvative Sammlungspartei hat ihre Bertreter aus dem glidt bezeichnet. Die Lappoführer Bollentus und Stofola follan telephonisch bei dem Senatspräsidenten Swinhufpud angefragt haben, ob er ihre persönliche Inanta ft bartett gemährleiste. Der Bräfident soll jedoch geantwortet haben, er gewährleiste nichts und wolle im übrigen nichts mit den Lappoführern zu tun haben. Dagens Nyheter  " berichtet, die Polizei habe fünf bewaffnete Ber­fonen verhaftet, die sich in einem im Bau befindlichen Haufe gegenüber dem des Armeebefehlshabers, des Generals Sihvo, ver stedt hielten.

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Kabinett zurüd gezogen. Der Bizeminiffer des Jnuern Sollia und der Sozialminister Kilpaelaeinen find bereits zurüd­getreten, während der Finanzminifter 3aervinen erst zu­rücktreten wird, menn sich für ihn ein Nachfolger gefunden hat. Der vierte Minifter der Sammlungspartei, der Außenminifter Baron Koskinen weilt zur Zeit in Genf  . Durch diesen Beschluß. ihren Minifter abzuberufen, ffügt die Sammlungspartei die For­derung der Cappopartei moralisch. Der Gesamtrüdtritt der Regierung wird erwartet. In einer Erklärung mißbilligt die Sammlungspartei   das Vorgehen der Regierung gegen Lappo.

chinesische Bachmannschaften und Zivilpersonen wurden getötet bzw. verlegt. Die Ursache soll Brandstiftung   sein.

Wiederanknüpfen China- Rußland. Außenfommiffar Litwinow   hat Genf   plöhlich verlassen, um an einer wichtigen Besprechung in Moskau   teilzunehmen. Es handelt sich um die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen Chinos und Rußlands  , die feit den Gewaltaften gegen die ruffin Eisenbahner in der Mandschurei unterbrochen waren.

den günstigen Ausgang der örtlichen Verhandlungen in Schanghai   bestehe, so seien die Vorschläge Paul Bon­cours doch vor allem deswegen genehm, weil sie den Zusammentritt einer Vermittlungskonferenz erst nach Beendigung des Kampfes bzw. nach Zustandekommen eines japanisch- chinesischen Waffenstillstandes vprjähen. Eine gleichzeitige zurückziehung der japanischen und chinesischen   Truppen scheine aber deswegen uuannehm bar, weil man den Chinesen nicht trauen tönke und erit an ihren Rückzug glaube, wenn man ihn vor Augen sehe. Gleichzeitig erklärt nach einer Echanghaier Meldung Dr. Wellington Ru, der Chinas   Vertreter bei der Ber handlung auf dem britischen Schlachtschiff war: Gleich Ein Drei- Männer- Kollegium entscheidet über britische   Zölle. seitige Zurückziehung beider Armeen- oder keine!

Neue Angriffe der Japaner.

Schanghai  , 1. März.( Eigenbericht.)

Die Japaner haben an der Front bei Schanghai   wiederum fcharfe Angriffe unternommen. Die chinesischen Truppen midhen langsam zurück. Die Japaner erwarten 60 000 mann Verstärkung.

Chinesischer Minenangriff mißlungen. Shanghai  , 1. März.

Zwei Minen explodierten 15 Meter vor dem japani­schen Flaggschiffbaumo" und einem anderen japani schen Kreuzer auf dem Whangpufluß. Die Explosion er. schütterte die ganze Stadt, deren Bewohner an einen Erd­stoh glaubten. Die Schiffe find unbeschädigt geblieben.

Dutverlager explodiert- 100 Opfer. Ein chinesisches Bufpermagazin in Mahtschiatu, einem Vorort von Charbin  , ist in die Luft geflogen. Etwa hundert

Die Großen Drei."

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Condon, 1. März.( Eigenbericht.) Der Borsigende der Dreier Rommission, die die fünf­tige englische   3ollpolitit bestimmen wird, ist den Erwartun gen entsprechend Sir George May. der frühere Leiter der Brubancial Affecurance Co. Er gab dem berühmten Sparbericht der Labourregierung, der zum Ausgangspunkt für die politische Krise im vergangenen Sommer wurde, seinen Namen. Von seinen beiden Kollegen hat der bekannte Nationalökonom Sir Sidney Chap= man eine freihändlerische Bergangenheit. Er ist Träger eines Cobden Preises. Das Fehlen von Interessenverbindungen mit der Industrie und hohe Jahresgehälter von insgesamt 165 000 m. follen die Unabhängigzeit des Komitees gewährleisten. Die Londoner   Preffe nennt das Stomitee bie Großen Dret", und das nicht mit Unrecht, denn diefe Behörde, die 100prozentige Schutzölle auf alle unter den gegenwärtigen 10prozentigen Finanz zoll fallende Waren legen tann, hat 23o11 machten und Aufgaben, bie fie zu einem planmirtschaftlichen Organ machen, wie es in der englischen Geschichte noch nicht dagewesen ist. Den plauwirtschaft­lichen Möglichkeiten stehen allerdings die Wünsche der schussuchen den Industrie gegenüber, non der zuerst die Eisen- und Stah' industrie an die Tür der Großen Drei" Kopfen wird.