Die BBG. steht zur Republit.
Polizeipräsident Grzefinsfi spricht in den Kammerfälen.
Die Eiferne Front in der Berliner Berkehrsgesellschaft hatte geftern ihre republikanischen Betriebsangehörigen zu einer Rundgebung im Großen Saal der Kammersäle in der Teltomer Straße gerufen. Man kann den Vertrauensleuten nur einen Borwurf machen, der freilich zugleich höchstes Lob ist: der Saal, der rund 2000 Menschen faßt, war viel zu flein, um alle die Arbeiter und Angestellten der BVG. zu erfassen, die ein flares und deutliches Befenntnis für Otto Braun und Carl Senering ablegen mollien. Nur Männer und Frauen, die im Betriebe tätig sind. murden nach genauer Prüfung ihres Musmeises zugefaffen. Trogden mußte die Versammlung wegen Ueberfüllungsgefahr durch die Polizei gesperrt merden.
Der Vorsitzende, Genosse Schmidt, eröffnete die Kundgebung mit dem Gelöbnis, Hitler, Hugenberg und Thälmann am 24. April zu schlagen und Preußen seine Regierung Braun Severing zu er halten und gab dann dem stürmisch begrüßten Redner des Abends, Polizeipräsidenten Albert Grzesinsti,
das Wort. Er führte aus: Wäre es 1913 möglich gewesen, daß eine politische Bersammlung der Arbeiter und Angestellten der BerTiner Berkehrsunternehmungen stattgefunden und daß auf dieser Versammlung der Berliner Polizeipräsident gesprochen hätte? Nein. Das tennzeichnet den Unterschied von damals und heute! Das Bolf ist gleichberechtigt geworden und beruft seine Bertrauensleute in die Verwaltung. Deshalb aber auch gilt dem ..System" der Kampf der Reaktion. Zwei Wahlkämpfe sind in den lekten Wochen vor allem durch die Eiserne Front zugunsten der Republik entschieden worden. Die Schlachtfront von Sozialdemo= fraten und bürgerlichen Republikanern, von Gewerkschaftlern und Genossenschaftlern, non Reichsbannerfameraden und Arbeitersportlern wird unübermindlich sein,
aber für den 24. 2pril steht uns noch ein beträchtliches Stüd Arbeit bevor.
Gewiß bekennt sich nur nach einem falschen Hitler- Einmaleins die Mehrheit des deutschen Volkes zum Braunen Hause. Am 10. April haben ja sogar, durch die Parolenschusterei ihrer Zentrale verbittert, Rommunisten ihre Stimme für hitler abgegeben. ( Lebhafte Bfuirufe!) Aber es hat sich gezeigt, daß die Massensuggestion der Hitler- Bemegung nicht ausgereicht hat, auch nur antnähernd die Mehrheit des Boltes zu erfassen.
Seit dem 14. September 1930 befand sich die Republik in einem akuten Gefahrenzustand. Die nationalsozialistischen Organisationen, die zuerst nur ein Saalschutz waren, wurden zu einer Privatarmee des Braunen Hauses ausgebaut. Damit ist gestern durch die Notverordnung des Reichspräsidenten Schluß gemacht worden.( Stürmisches Bravo!) Man wird fragen, warum haben Regierung und Polizei nicht früher eingegriffen? Man darf aber nicht vergessen, daß die gefeßlichen Möglichkeiten im Rahmen der Demokratie be schränkt sind. Ein Berbot, das durch irgendwelche Auslegungen mieder aufgehoben merben fönnte, wäre ein Fehler gewesen. Deshalb mußte so lange gezögert werden, bis das notwendige Beweismaterial zusammengebracht war, um alle zuständigen Instanzen davon zu überzeugen, daß ein Berbot diefer Organisationen im Intereffe der Staatsautorität und zum Schuße von Volk und Vaterlund unumgänglich notwendig ist.
Es ist deshalb noch nicht zu spät, denn wenn man in der Politik sagreift, ift es niemals zu spät. Das 3ögern hat Kernen ge foftet, aber die. Jeroenprobe ist bestanden worden.( Erneute anhaltende Zustimmung.)
Es ist mir in diesen Tagen ein tommunistisches Blatat norgelegt worden, in dem u. a. an die Regierung Braun Sepering und die Sozialdemokratie die Frage gerichtet murbe, marum mir night für ein Berbot der S. und SS. sorgten. Wir haben das inzwischen getan, und die Kom= munisten haben daraufhin erklärt, daß dieses Berbot nur ein Liebesdienst für Hitler sei.( Anhaltende Heiterkeit und ironische Zurufe.) Man erficht daraus, mas von fommunistischen Argumenten zu halten ist.( Neue Branorufe.)
Genoffe Grzesinski beleuchtete sodann den Unterschied zwischen dem alten und neuen Preußen in längeren Ausführungen und schloß mit einem stürmisch aufgenommenen Appell zum Kampfe für Demotratie und Republik . Die Reichsbannerfameraden vom Bezirk Kreuzberg gaben der Rundgebung mitreißende musikalische Um rahmung. Der Einmarsch der Hammerschaft der Berliner Verkehrsgesellschaft wurde mit Jubel begrüßt. Mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie, die Eiserne Front und das republikanische Breußen endete die eindrucksvolle Kundgebung.
Rebellion in der Hitler Jugend .
Austritte von Führern in Nordwestdeutschland .
Köln , 14. April. ( Eigenbericht.) Der bisherige Führer der Hitler- Jugend Nordwest- Deutschlands , Wilhelm Kanser, ist aus der NSDAP . ausgetreten. Die Razis behaupteten darauf, er sei ausgeschlossen worden. Kanser weist die Behauptung des Westdeutschen Beobachters", daß er aus geschlossen worden sei, in der Rheinischen Zeitung " als unwahr zurüd.
Bohr sei, so versichert Stanser in seiner Erklärung, daß der Gauleiter Grobé und der Reichstagsabgeordnete Saller ihn zu einer Einigungsverhandlung geladen hätten. Der Erfolg der Verhandlungen habe darin bestanden, daß man ihm ( Kayser) einen Schweigeposten angeboten habe. Das
Hitler
Kondolenzvifite.
Verbot
der
Abgekarteles
Spiel!
Thälmann
3€
Thälmann : Leider haben meine Wähler, die im zweiten Wahlgang für Sie geftimmt haben, das traurige Ereignis nicht verhindern können. Dafür verbreite ich jetzt: es wäre mit 3hrem Einverständnis geschehen."
Maffenfundgebung in der Jahrhunderthalle.
Breslau , 14. April. ( Eigenbericht.)
In einer Kundgebung der Eisernen Front zur Breußenwahl sprach heute abend der preußische Ministerpräst dent Otto Braun in dem überfüllten Riesenkuppelbau der Jahrhunderthalle. Otto Braun , von stürmischem Beifall begrüßt, rechnete mit dem deutschnationalen Parteiführer und dessen gerechnete mit dem deutschnationalen Parteiführer und dessen geschmadlosen Aeußerungen in Nürnberg über das„ Saupreußentum" ab. Sodann beschäftigte er sich kritisch mit dem Unsinn des neuen Schlagwortes der Realtionäre vom Kampf gegen das System". Man dürfe doch niemals vergessen, daß das„ neue Enftem" 1918 ein belogenes, betrogenes und bis auf den legten verschlossenen Türflinfer ausgepowertes Bolt zur Betreuung übernommen habe.
Soll Preußen etwa dadurch wieder preußisch werden, daß man ausgerechnet einen Herrn aus Oberösterreich in die Regierung holt? Hinter dem Geschrei von der Wiederherstellung des mahren Preußens steht nichts anderes als ber Drang einer afte nach der Alleinbefriedigung an der Futtertrippa. Es fei aufs tiefste zu bebauern, fuhr Braun fort, daß auch in Breußen unter bent Drud der Verhältnisse harte 2b baumaßnahmen durchgeführt werden mußten. Leider feien auch zum Teil Einrichtungen bedroht, für die er ein Menschenalter gefämpft habe. Er sei jedoch fest entschlossen, von diesen Errungenschaften feinen Fußbreit mehr preiszugeben, als durch die bitterste Not erzwungen
werde.
Erklärung des Westdeutschen Beobachter" gesagt wird, Kanser sei, der einzige, der für seine Tätigkeit in der NSDAP . von Anfang an cine Angestelltenbesoldung erhielt. Fortwährend wird der Welt porgelogen, daß die Naziführer ohne jede Bergütung arbeiten. Hat man fich aber mit irgend jemand aus der Kumpanei verkracht, dann wird dem Ausgeschlossenen unter die Nase gerieben, was er bei den dem Ausgeschlossenen unter die Nase gerieben, was er bei den Nazis verdient hat. Eine feine Gesinnung, die schlechterdings nicht zu überbieten ist. Kayser will übrigens in Westdeutschland eine neue Jugendorganisation bilden.
Demonstrationsverbot aufgehoben. Berfammlungen und Umzüge unter freiem Himmel. Wie der Amtliche Preußische Bressedienst mitteilt, hat der preußische Minister des Innern folgenden Erlaß an alle Regierungspräsidenten und Polizeibehörden gerichtet:
In Abweichung von der Bestimmung des Abs. 4 der Anordnung, betreffend das Berbot von Bersammlungen und Umzügen unter freiem Himmel, vom 31. Oftober 1931 ermächtige ich die Regierungspräsidenten, für die Stadt Berlin den Bolizeipräsidenten, in der Zeit vom 17. April 1932 bis auf meiteres auch für politische Bersammlungen und Umzüge unter freiem Himmel auf spätestens 24 Stunden vorher gestellte schriftliche Anträge Ausnahmen zuzu laffen, sofern der friedliche und ungestörte Ablauf der Beranstaltung gemährleistet erscheint und sonstige Bedenten gegen die Abhaltung der Veranstaltung nicht bestehen. Mehrere gleichzeitige Veranſtal tungen verschiedener Organisationen am gleichen Ort sind nur zu in
Ferner nahm der Ministerpräsident, nachdem er die Aufbauarbeit der preußischen Staatsregierung im letzten Jahrzehnt ausführlich behandelt hatte, zum Verbot der SA. und SS. Stellung. Die Auflösung werde der Nazibewegung feinesfalls neuen Auftrieb geben. Das Verbot sei kein Unrecht gegenüber den Nationalsozialisten. Der Vergleich der Maßnahme der Reichsregierung mit dem Sozialistengesez sei durchaus unangebracht.
Man habe keine Partei verboten, sondern nur deren militärischen Apparat, durch den die NSDAP . einen bis bahin unerhörten Terror ausgeübt habe. Der Klage Hitlers gegen mich, führte Braun meiter aus, sehe ich mit Ruhe entgeger
Die beschlagnahmten Dokumente sind Beweise genug für die landesverräterischen Pläne der SA .
Zu Hitlers Lauenburger Rede erflärte Braun unter allgemeiner Seiterfeit: Hitler wolle wohl im Falle eines außenpolitischen Konfüifts seine Truppen von der Grenze zurückziehen, weil er aus Er fahrung müßte, daß es in ber Etappe gemütlicher sei, als porn an der Front.
Ministerpräsident Braun schloß seine Rede mit den Worten: mich hat fiets der Gedanke geleitet, aus Preußen einen wahren demokratischen Staat zu machen, in dem nicht der Größenwahn des Diftators, fondern der Wille des Bolles ausschlaggebend ist. Dieser Gedanke muß auch in Zukunft Ziel aller Politik in Preußen bleiben!
ganz sicher zu gehen, hat Ivar Kreuger nach der Fälschung dieses riesigen Bestandes von italienischen Staatspapieren an verschiedenen Börsen Gerüchte ausgestreut, daß er mit Italien aussichtsreiche Berhandlungen wegen Abschluß eines 3ündholzmonopols führe. Auf Grund dieser Börsengerüchte wurde natürlich von feiner Stelle des Zündholzkonzerns die Echtheit dieser italienischen Schazanweisungen in Zweifel gezogen, da dieser Bestand in Kreugers Händen bereits mit den angeblichen Zündholzverhandlungen in Berbindung gebracht wurde.
Es ist noch gar nicht abzusehen, was für Enthüllungen bei der Klärung des Kreuger- Standals der Welt noch bevorstehen In dem Dorliegenden Fall sind die Folgen für Amerika schwerster Art. Dic genannte amerikanische Zündholzgesellschaft arbeitet mit einem Ka- pital von mehr als 270 Millionen Mark. In dieser Gesellschaft maren 42 große internationale Zündholzfabriten zusammengefaßt, über die das Unternehmen das amerikanische, asiatische und zum Teil auch europäische Zündholzgeschäft Ivar Kreugers fontrollierte. Die bisherigen Enthüllungen lassen feinen 3weifel mehr auftommen, daß man es bei Ivar Kreuger , dem vergötterten Finanzmann der hoch tapitalistischen Epoche, mit dem größten Wirtschafts piraten aller Zeiten zu tun hat.
Amerikanische Milliardenpleite.
Der Vorstand der Infull Utility Investments Inc.", einer Dachgesellschaft für eine Reihe amerikanischer Elektrizitätskonzerne, hat nach einer Meldung aus Chikago beschlossen, über das Bermögen der vor kurzem in Schwierigkeiten geratenen Gesellschaft die Eröff nung des Konkurs perfahrens zu beantragen. Der Konzern verfügt über Buchwerte in Höhe von drei Milliarden Dollar Diese Milliarden- Insolvenz ist die größte in der Geschichte der amerikanischen Bolkswirtschaft.
habe er abgelehnt und der Führersigung der Hitler- Jugend mitgeteilt, gestatten, wenn die Sicherheit gegeben ist, daß die Beranstaltungen gegenüber 650 Millionen Dollar furzfristiger Schuldverpflichtungen.
daß er seinen Austritt vollzogen hätte. Ebenso habe er den Kölner Jungnationalsozialisten, die zu einer Kundgebung versammelt waren, Mitteilung von seinem Entschluß gemacht. Die Jungnationalsozialisten hätten sich darin mit ihm solidarisch erklärt. Auf die allgemeinen Anwürfe der Nazi- Bonzotratie im„ Bestdeutschen Beobachter" gegen ihn näher einzugehen, hieße sich mit Kreaturen auf eine Stufe stellen.
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Finanzpirat 3var Kreuger,
Ungeheuerliche Betrügereien aufgedeckt.
Amerikanische Konjunkturpolitik. Die Banten sollen mehr Kredite gewähren. New York , 14. April. Das Federal Reserve Board hat den an das Federal Reserpe System angeschlossenen Banken mitgeteilt, daß ihre Bemühungen, ihre ktiven auf ein Höchstmaß von Liquidität zu bringen, übertrieben seien, und die liquiden Banten dringend aufgefordert, mit der Eintreibung der von ihnen gewährten Darlehen aufzuhören und
Nach übereinstimmenden Meldungen führender ausländischer Blätter befinden sich im Befit des Kreuger- Konzerns italienische Im Anschluß an diese Erklärung veröffentlicht die Rheinische Schahanweisungen im Werte von 300 millionen schwedischer KroZeitung eine weitere Don zehn Führern der nordmestuen. Ben italienischer Seite wird die Echtheit dieser Staatspapiere deutschen Hitler- Jugend von Köln , Aachen und Düsseldorf bestritten, da krenger so gut wie feine Geschäftsverbindungen mit unterschriebenen Erklärung, in der sich diese mit dem bis Jialien gehabt hat. herigen Führer Kayser folidarisch erflären Sie sagen u. a.: Auch mir erblicken heute in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und der Hitler- Jugend nicht mehr die Bertörperung dessen, wofür mir jahrelang gefämpft haben. An die westdeutschen papieren hat sich nach englischen und schwedischen Meldungen so ab. Lage nach seiner Verhaftung gegen Gelöbnis wieder freigelassen Jungarbeiter richten wir den Appell, fidh Ioszulösen von der perbonzten NSDAP ."
Typisch für die Bonzencfique ist es, baß in der porteiamtlichen
Es handelt sich also hier um die grandioseste Fäl. hung und das ungeheuerlichste Betrugsmanöver, das die an Standalen so reiche Geschichte der tapitalistischen Wirtschaft überhaupt zu verzeichnen hat. Die Affäre mit den italienischen Staats
gespielt, daß der Zündholztönig dieses Batet einer seiner größten amerikanischen Gesellschaften, der International Match Corporation, im Austausch gegen deutsche Staatsanleihen gegeben hat.
Um
neue Kredite zu bewilligen.