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Sklaret- Prozeß am Ende. Auch ein ,, Aufbruch".

Mittwoch Beginn der Antlagereden.

Die Hoffnung, daß die Beweisaufnahme im Sflaret- Prozeß am geftrigen Freitag endgültig gefchloffen werden konnte, hat sich nicht erfüllt, da die Bernehmung des Sachverständigen Geheimrat Moll fich außerordentlich lange hinzog und mehrere Zeugen deshalb am Montag gehört werden müssen. Allerdings steht fest, daß an diesem Tage die Beweisaufnahme zu Ende geht und am Mittwoch die Anklagereden der Staatsanwaltschaft beginnen werden.

Oberstaatsanwalt Freiherr v. Steinäder wird zuerst eine Grundlage durch die Erörterung des Allgemeinen geben, morauf Staatsanwaltschaftsrat Weißenberg die Straftaten der einzelnen Angeklagten mit Ausnahme der Stadtbankdirektoren und der beiden Buchhalter Lehmann und Tuch erörtern wird, die Staatsanwalt­schaftsrat Jäger vorbehalten bleiben. Die Zusammenfassung der Anklagerede wird dann wiederum Oberstaatsanwalt Freih. v. Stein­äcker, der auf das Strafmaß eingehen und die Anträge stellen wird. Nach den bisherigen Dispositionen wird die Anflagerede fünf Ber­handlungstage in Anspruch nehmen, so daß also die Anträge Freitag nach Pfingsten zu erwarten sind. Das Urteil ist nach den bis­herigen Schägungen frühestens mitte Juni zu

erwarten.

Krawall im Arbeitsamt Nord.

Im Arbeitsamt Nord in Bankom in der Hadlich­ſtraße 29 drangen gestern etwa 30 Arbeitslose in das Zimmer des Direktors ein, angeblich, um ihn wegen eines im Hofe des Arbeitsamts gestohlenen Fahrrades zur Rede zu stellen. Den Tumultanten kam es offenbar nur darauf an, Krawall zu machen. Direktor Kunze erklärte den Leuten, daß er nicht mit ihnen allen verhandeln könne. Als er den Telephonhörer ergriff, schrie einer der Eindringlinge: Er ruft die Polizei!", worauf der Tele­phonapparat auf die Erde geworfen wurde. Schließlich verzogen sich die Leute wieder und als das Ueberfallkommando tam, wurden

fie verjagt, in der Meinung, sie wollten ihre beendete Aktion erst beginnen. Fahrraddiebstähle sind dem Amt noch nicht gemeldet worden; es sind Ständer vorhanden, um die Räder an zuschließen.

Notruf der Stadt Brandenburg .

Im Anschluß an eine Besichtigung der neuen Brandenburger Strafanstalt lud der Magistrat Brandenburg Berliner Pressevertreter zu einer Aussprache ein. Der Zufall wollte es, daß der Bürgermeister Szillat sich gerade an diesem Tage in Berlin zu einer entschei­denden Besprechung aufhielt, die der Wiederaufnahme des für die Stadt Brandenburg lebensnotwendigen Betriebes der Brennaborwerte galt. Der stellvertretende Bürgermeister, der Stadtbaurat Dr. Erbs, knüpfte an diese Tatsache an, um zu zeigen, in welch unglaubliche Notlage sich die Stadt Brandenburg ge­rade megen der Stillegung der Brennabormerke befindet. Von den 64 000 Einwohnern leben fast 36 000 pon öffentlichen Mitteln. Nur eine deutsche Stadt, nämlich Offenbach , meist eine ähnliche große Er­werbslosigkeit auf. Die Wiederinbetriebsetzung der Brennabormerte wird somit zu einer unbedingten Notwendigkeit für die Stadt Bran denburg. Sollten, wider Erwarten, Schmierigkeiten entstehen, so

nöte ergeben, die kaum zu meistern wären.

lano

Vertrauliches über die Berliner Nazis.

Vor uns liegt ein Blatt, das eigentlich nicht für die Oeffentlich­feit bestimmt ist. Es nennt sich Der Aufbruch", wird vom Presseamt der Nationalsozialisten herausgegeben und ist ein Mitteilungsblatt für die Funktionäre des Berliner Faschismus. Da aber allerhand Interessantes in ihm zu lesen steht, wollen wir der Deffentlichkeit einige Kostproben bieten.

Der Angriff" des Herrn Goebbels brüllte nach allen Wahlen der letzten zwei Monate von Sieg, Sieg und wieder Sieg. Im Aufbruch" tann man es anders lesen. Da heißt es:

,, Die SPD. hat wieder neue Reserven heranholen können, und es ist ihr sogar möglich gewesen, in Berlin einen Stimmen­

an Seite gestellt und monatelang den gleichartigen Lebens- und Arbeitsbedingungen unterworfen.

Wie wir hierzu zuverlässig erfahren, sollen sich neben den jungen Gönnerinnen der Nazis aus dem Berliner Westen die Prinzessinnen aus den Hitler befreundeten fürstlichen Häusern besonders heiß nach der Arbeitsdienstpflicht des Dritten Reiches sehnen.

Wenn übrigens die Berliner es noch nicht wissen, so sei ihnen mitgeteilt, daß wir in einem Kriege leben. Eine ganzseitige Balken­überschrift verkündet nämlich für Treptow , Neukölln, Tempelhof usw. in diden Lettern: Frontabschnitt Süden.

zuwachs gegenüber der Reichstagswahl zu erzielen... Fest. Hakenkreuz- Ruheftörer auch in Fangschleuse.

stehende Tatsache ist, daß im wesentlichen diese Reserven aus den Betrieben herausgeholt worden sind. An dieser Stelle müssen mir also in stärkerem Umfange als bisher mit unserer Aufklärungs arbeit wieder einsetzen."

Berliner Arbeiter, aufgepaßt! Nazischwindler sind im An marsch! Die bis jetzt schwer blamierte Sib"-Aktion wird neu aufgelegt.

Im übrigen aber führt man sich in diesem auf die Berliner Proletarier zugeschnittenen Funktionärblatt sehr sozialistisch auf. Ja, man liest sogar die Blasphemie von einem ,, sozialistischen Glaubens bekenntnis". Von dem Besuch bei den Großindustriellen in Düssel­ dorf und bei den Großreedern in Hamburg wird den Berliner Arbeitern nichts verraten. Die monarchistisch reaktionären Wähler Hitlers aus dem Berliner Bürgertum wird es übrigens intereffieren, daß nach einer Feststellung des Aufbruch" den Arbeitern das Bater­Land ,, einst im monarchistischen System unter liebevoller Assistenz des deutschen Bürgertums gestohlen worden war". Den evangelischen Pfarrern in Berlin , die nationalsozialistisch gewählt haben, sei dieser Satz hinter den Spiegel gesteckt: Die evangelische Kirche ist ferner aus ihrer falschen Einstellung heraus international und nicht vaterländisch."

Mit welchen dicken Farben aber aufgetragen wird, das zeige ein Zitat aus einem Artikel ,, Die Frau und die Arbeitsdienstpflicht". Die Tochter des Großindustriellen wird mit dem Arbeiter. find der Hinterhöfe, die Landbewohnerin mit der Städterin Seite

zugunsten der Teilnehmer an solchen Erwerbslosenlehrgängen in Berbindung getreten ist, die von staatlichen Stellen, von Kommunen oder von Vereinen und Berbänden, die der staatlich organisierten Jugendpflege angehören, abgehalten werden.

Kind im Scherz erschossen.

Gine Schußwaffe ift immer geladen.

Brüg in Böhmen , 6. Mai. In Brohn weilte ein fünfjähriger Knabe zu Besuch und schloß der stellvertretende Bürgermeister, so müßten sich Wirtschafts- weigerte sich, eine Speise zu essen. Da richtete im Scherz der 19jährige Friseurlehrling Josef Gürtler eine alte Bistole auf das Kind und jagte: 523i schießen." Gr glaubte die Waffe ungeladen und als er zum erstenmal abzog, erfolgte auch kein Schuß. Auf den zweiten Ab zug entlud fich die Waffe und das fünfjährige Kind brach, in den Ropf getroffen, tot zusammen.

Fahrpreisermäßigung für Erwerbslose.

Der Minister für Volkswohlfahrt macht in einem Erlaß an die Regierungspräsidenten auf die Weisung der Deut= schen Reichsbahn- Gesellschaft an die Reichsbahn­direktionen aufmerksam, nach der den Teilnehmern an solchen Er merbslosen- Kursen, die von den Arbeitsämtern auf Grund des§ 137 des Gesetzes über die Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche rung vom 12. Oktober 1929 eingerichtet sind, die Fahrpreis ermäßigung der Schülerrückfahrkarten( 50 Pro3.) zugäng lich gemacht werden soll. Ferner teilt der Erlaß mit, daß der Preußische Minister für Volkswohlfahrt mit der Deutschen Reichs bahn- Gesellschaft wegen Erweiterung dieser Bestimmungen

2]

Oskar Wöhrle

Jan Hus .

Der Tetzte Zag

Und selbst, wenn Hussens Ableugnung mahr sein sollte und er selber, seine Person anbetreffend, arm ist wie eine Kirchenmaus, das eine steht fest und läßt sich nicht wider legen: die vom böhmischen Adel könnten ihn jederzeit lösen; denn die haben Goldes genug und sind seine Freunde. Soviel weiß man.

Tod dagegen schließt alle 3wischenfälle aus, mögen sie tommen, woher sie wollen.

Alles Gold der Welt kann einen toten Menschen nicht mehr lebendig machen.

Tod ist der Schlußstrich!

Tod bereinigt.

Tod mäht ab und schafft ebenmäßige Fläche!

Tod stillt jegliche Unruhe!

Tod ordnet mit einem Schlag alle Verwirrung! Die ausgeschnittene Zunge rede und lästert nicht mehr! Die ausgerodete und durch Feuer vernichtete Wurzel trägt fürderhin nicht mehr giftige Frucht!

Also Scheiterhausen! Fressendes Feuer! Bereinigender Brand!

Damit ist der Spruch über Hus zum poraus gefällt. Mag morgen in der öffentlichen Sigung porfallen, was will: Der Endspruch zur Ausstoßung des Kezers qus dem Mutterschoß der Kirche, seine Heberantwortung an den melt lichen Arm und sein darauffolgender Feuertod muß durch­gehen und wird auch durchgehen!

Der erdrückenden Mehrheit der Stimmen sind die Draht zieher sicher. So sicher sogar, daß sie bereits an den hoch­mögenden Herrn Johann von Schwarzach, Bürgermeister der guten und getreuen Stadt Konstanz , Anweisung haben eroehen laffen, auf den morgigen Tag zur Verbrennung des Keyzers einen Nachrichter zu bestellen. Doch nicht den ersten ergehen lassen, auf den morgigen Tag zur Verbrennung des Brandpfahls wohlbewandert.

Der Wahrheit die Ehre, Herr Johann von Schwarzach, jonst ein folgjames und unterwürfiges Kind der Kirche, ist

Zum Tode Hermann Abrahams.

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Oberbürgermeister Dr. Sahm hat anläßlich des Ablebens Hermann Abrahams, des Begründers des Vereins für Kinder­volksküchen, folgendes Beileidstelegramm an Frau Abraham ge­fandt: Bum Hinscheiden Ihres Herrn Gemahl herzliches Beileid. Seine großen Verdienste für Speisung und Erholung der Kinder werden im Herzen der Berliner Bürgerschaft unvergessen bleiben. Ein dauerndes ehrenvolles Andenken ist dem teuren Entschlafenen

nicht besonders erbaut von diesem Auftrag, den ein bischöf­licher Läufer bringt.

Mit einem Kernfluch wirft der sonst so gemessene und zurückhaltende, peinlich auf die Wahrung äußerer Formen bedachte Bürgermeister sein Amtsrohr in die Ede.

Es ist Kraft in dem Wurf, eine volle Ladung heraus geblizter Zorn. Darum knallt das Rohr dermaßen laut gegen die Vertäfelung, als ob eine vom 3undel angebrannte Arkebuse losdonnere.

Von diesem unerwarteten Krach erschreckt, zieht der bischöfliche Läufer das magere Genid ein, das aus dem Wappenwams heraussticht, macht auf der Stelle fehrt und verschwindet ohne Abschied und ohne Bücklinge ins Treppen­haus, während vom Nebensaal her eine Tür aufgeht und drei Mitglieder des Kleinen Rats ihre Gesichter herein­strecken, voller Neugier, was es beim Bürgermeister an Streit und lauter Auseinanderseßung gebe.

Sie sind daher baß erstaunt, niemanden weiter im 3immer zu sehen, als nur ihren Herrn Johann, der wie ein Rasender im Fenster hin- und herrennt, dazwischen wieder stehenbleibt, mit den Füßen aufstampft und an seinem zottigen Bart zieht, als ob er das krause Gewächs, das mie ein schwarzer Borhang einen mächtigen Kropf verhängt, mit Gemalt vom Rinn und von den fleischigen Baden herunter­reißen wolle.

,, Hab ich's nicht immer gesagt". schreit er aus seinem dampfenden 3orn heraus die dret Eintretenden an, das heilige Konzilium bringt noch das ganze Gemeinwesen zu schanden!"

,, Was gibt's denn?"

Bos es gibt?" äfft der Bürgermeister die Fistelſtimme des fragenden Ratsherrn nach. Da, beschau dir selber den Stiefel, mit dem uns das Schreibervolk der Bäter por den Laienbauch tritt!"

Der Angeredete, der ehrenfeste, fürsichtige und fromme Herr Heinrich Ehinger , seines Zeichens Händler in Beinen, eichenen Dauben und sonstigem Faßholz, nimmt ben perga mentenen Zettel, der zerknittert auf der Tischplatte liegt. Sorgfältig streicht er ihn glatt, lieft, lautlos die schmalen Lippen bewegend, und gibt ihn, als er damit fertig ist, in eine der beiden haarigen Hände, die sich ihm gleichzeitig ent­gegenstreden. Dann wendet er sich zu Herrn Johann, der noch immer im Fenster hin- und herläuft und solchermaßen seinen Zorn vertritt und sagt: Ich verstehe deine Aufregung nicht, Bürgermeister! Was bringt dich so in Harnisch bei dieser Geschichte? Du bist doch dem Böhmen , den morgen die

Eine schwere Schlägerei spielte sich vorgestern zwischen Natio­n alsozialisten und Kommunisten in Fangschleuse bei Erfner ab. In dem bekannten Ausflugsort trafen furz nach 14 1hr etwa 800 Nationalsozialisten ein, die sich in Fangschleuse auf mehrere Lokale verteilten. Ein Trupp Haken­freuzler wollte sich im Restaurant von Walz niederlassen, wo sich bereits ein fommunistischer Verein befand. Eine Schallmeienkapelle ließ auch dem Unwissendsten erkennen, daß es sich um eine fommunistische Stapelle handelte, ein Umstand, der die verantwortlichen Führer der Nazis unbedingt hätte veranlassen müssen, das Lokal zu meiden. Statt dessen trafen immer mehr Nationalsozialisten ein, die bald den Garten anfüllten, und es dauerte denn auch nicht lange, bis es zwischen den Links­und Rechtsradikalen zu Streitigkeiten fam, die bald in Tätlichkeiten ausarteten. Die Satenkreuzler erhielten Verstärkung und es entspann sich eine regelrechte Schlacht", bei der mit Bier­feideln, Kaffeetassen und Schottersteinen gefämpft" murde. Veranda des Restaurants Balz wurde völlig de moliert. Als die Landjäger von Grünheide und Umgebung ein­griffen und die Gegner auseinanderbrachten, hatten acht Personen, darunter sechs Kommunisten, Verlegungen erlitten. Arbeitersama­riter gaben den Verletzten erste Hilfe. Festnahmen fonnten nicht Dorgenommen werden, da die Gegner beim Erscheinen der Polizei das Weite gesucht hatten.

sicher." An der Beisegung Hermann Abrahams, die gestern mittag auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee stattfindet, nahm als Bertreter des Oberbürgermeisters Stadtrat Wuffy teil.

Dunkel um Familientragödie.

Drei Tote, ein Schwerverletter.

Gelsenkirchen , 6. Mai. ( Eigenbericht.) Am Donnerstagnachmittag wurden in einem Geschäftshaus in der Bahnhofstraße vier Personen in ihrem Blute liegend aufgefunden. Es sind der Geschäftsinhaber Hartwig Cohn, mit mehreren Kopfschüssen, ein 11jähriger Enabe Win3 heimer, sein Bruder Gert und der Vater der Kinder, der ebenfalls mehrere Kopfschüsse erhalten hat. Die beiden Kinder find inzwischen gestorben.

le der Kaufmann Hartwig Cohn

Der vermutliche Täfer dürfte der Kaufmann Hartwig Cohn fein, der voraussichtlich am Leben bleiben wird. Ueber das Motiv der Tat und darüber, wie die Familie Winzheimer in das Haus gekommen ist, schwebt zur Zeit noch völliges Dunkel. Die einzige Zeugin der Tat, Frau Winzheimer, ist infolge eines Nerven­zufammenbruchs vorläufig noch vernehmungsunfähig.

käufer bei der Firma Georg Stille, Verlagsbuchhandlung, Berlin N 7. Sein 25jähriges Dienstjubiläum begeht heute Herr Paul Gradel, Ver­

Schwarte gefengt werden soll, weder verfippt, noch verwandt, noch verschwägert oder vervettert!"

,, Nein, freilich, das bin ich nicht!" schnaubt der von Schwarzach, wiederum mit beiden Fäusten gewaltsam am schwarzen Bart zupfend und sich von neuem in Schreizorn steigernd. Aber ich bin von Amts wegen, wenigstens nod) bis zum nächsten Dreifönigstag, unserem Stadtsäckel versippt, verwandt, verschwägert, vervettert."

Was kostet denn die Bestallung des Henkers?" ,, Gradaus zwei Gulden rheinisch." ,, Bürgermeister, den Aderlaß wird der Stadtsäckel noch verkraften tönnen!"

,, Wenn's nur die zwei Gulden wären, Ehinger, die gäb ich gern aus Eigenem, schon aus Froheit darüber, mit dem Böhmen nichts mehr zu tun zu haben. Denn sein Prozeß hat mächtig viel Staub aufgewirbelt und unserem guten Rufe geschadet, als seien wir hier oben am See ein Bad der Küm­merer und Kezer. Aber mit zwei Guden ist das Dings nicht aus der Welt geschafft. Es fostet das Gemeinwesen viel viel mehr. Wenn's gut geht, an die zweihundertmal zwei Gulden!"

Bündrich, der Zunftmeister der Biersieder, der bisher zu­gehört hat, den Bullentopf stößig schief zur Achsel gehalten, bläfzt die Lippen und zeigt die obere Zahnlüce:

,, Du redest in Rätseln, Bürgermeister!"

,, So, in Rätseln? Glaubt ihr, es sei alleinig mit dem Sold für den Nachrichter und seine Knechte getan? Mit der Ausgab für Holz, Bech und Schwefel?? Und wer zahlt die Kosten für das gewappnet Geleit zum Brühl hinaus? ? Wer zahlt die Kosten für die Absperrung, daß uns das gaffend, Maulaffen feilhaltend Bolf nicht die vorgeschriebene Ordnung zerreißt? ä? Wer trägt die Kosten für die Ber­stärkung der Tormachen?? Wer die Kosten für die Absperrung an der Hafenfeite?? Glaubt ihr etwa, die Verbrennung des Hus sei eine Kinderleiche, und es gingen nur der Kindspater und die Hebamme hinter der Lade her? ? Nein, ich sag euch, da werden sie anrüden in ganzen Bügen, toller als bei der Herrenfastnacht oder beim Umzug der Hemdglonter am schmußigen Dunnstig; denn es brogeln diesmal teine fafranigen Küchlein im Fett, nein, es brozelt ein lebendiger Mensch darin, und da rennt die heillose Bande! Sagt selber, it's nicht fo? Das Trauerspiel kostet Geld, mehr als der verrüdtefte Narrenanmarsch! Ich könnt euch noch zehnerlei Ausgabeposten dahersagen, wenn's mein Geblüt perlitte. Aber ich muß mich hinsegen, sonst haut mich der Schlag, so arg hat mich der Gedanke an die vermaledeiten Rösten erregt!" ( Fortsetzung folgt.)