Die Waldschmiede
Geschichte eines Arbeitslofen/ Von Walter Analole Perfich
Auch die kleine Stadt Husum im Lande Holstein, vor deren Häusern die Nordsee wie faltes Blei ausgegossen liegt, hat sich gewandelt. Hinnert ist dort der Sohn eines Schmiedes, der jüngste von zmeien. Die Brüder haben lange zusammen in der Werkstatt gestanden. Klaus, der älteste, heiratete ein braves Weib und hat zwei Kinder großzuziehen, ein Mädel und einen Jungen, und beise find wachsblond. Immer war in der Schmiede Leben. Die Bauernwagen mußten ausgebessert, die Pferde beschlagen werden. Bis auch nach Husum die Autos famen von da an war nur halbe Tage zu tun. Als die Zeiten schlimmer wurden, wie schon einmal vor hundert Jahren, legten beide Brüder die Hämmer nieder und sahen hinaus in den Sonnenglast der Straße. Dje", meinte Hinnert ,,, nu hemt mi nig mehr to don, Klaus." ,, Kümmt wedder!" sagte Klaus und putte das Werkzeug. Nur einmal in der Woche legte Klaus noch Feuer an, und was dann zu tun mar, konnte er allein schaffen. Auch den Fischern fann Hinnert nicht mehr helfen, und in der kleinen Familie seines Bruders ist SchmalHans Stüchenmeister. Hinnert hat es vermieden, noch zu Tisch zu kommen, denn er weiß, wie die Frau des Bruders das Essen stređen muß, um für alle genügend zu haben. Hier hat Hinnert Holz gehackt, dort Säcke getragen; dann hat er, wie viele andere, die Tage totgeschlagen und auf bessere gemartet, und da teine tommen wollten, ist ihm das zum Halse herausgewachsen. Ihm wird bang vor den nächsten Wochen. Bei Klaus lassen sie die Köpfe hängen. Die Raufleute stehen sogar vor den Türen und gucken nach Kunden und sagen: ,, Na, Hinnert, wie geiht di dat?" schnell weiter ,,, good!" Aber dabei lacht er nicht mehr.
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fleine Arbeiten für ihn aus, damit er denkt, man braucht ihn, und er schon aus Dankbarkeit aushalten muß. Er guckt sich oft die Meta an, wie sie still durchs Haus geht, leise lacht und schöne Augen unter ihrem braunen Haar hat. Küffen möcht' er sie und reißt sich immer wieder zusammen, meil er ja ein Hergelaufener ist, weniger als ein Tagelöhner.
Es gibt sehr menschenleere Streden in Mecklenburg . Darum halten alle Fuhrwerke beim Förster. Es kommt bald heraus, wie geschickt Himmert Pferden die Beschläge richtet, Wagen mit ein paar Hammerschlägen repariert und selbst mit Motoren umgehen und den Autlern helfen kann. Im Geräteschuppen häuft sich das Handwerkszeug. Den halben Tag hat Hinnert für die Fremden, den Rest für die Försterei zu tun, indem er Geräte schmiedet und verbessert. Fortgehen mill er? Hat er es nicht gut? Verdient er sich nicht sein
Essen und noch Gelb obendrein? Der Förster triegt einen Butanfall; der Gehilfe macht ein hämisches Gesicht, denn der möchte ihn los sein, wegen Meta und die hat feuchte Augen. Ihretwegen, die gut zuredet, fann Hinnert nicht weg. Dann sind sie allein im Zimmer. Ganz einfach tommt sie auf ihn zu, und er kann gerade noch ihren Kopf in seine Fäuste nehmen; so eilig hat er es, fie zu küssen.
Ja, es war nicht zu viel Arbeit in der provisorischen Schmiede, doch zu wenig auch nicht. Genug jedenfalls für zwei Menschen und dafür, jeden Monat ein paar Werkzeuge, ein puar Steine für den festen Bau des Schuppens zu kaufen und schließlich zu heiraten. Man spricht in der Gegend viel von der Waldschmiede, wie man sie nennt, und den abenteuerlichen Vorgängen, aus denen sie entstand. Meta und Hinnert sind sehr glücklich, der alte Förster auch, und der Gehilfe hat inzwischen, weil er selbst einmal Förster sein wird, eine reiche Bauerndirn geheiratet, die jetzt das Forsthaus erweitern läßt. Man rechnet nämlich mit zwei neuen Bewohnern demnächst. Wenn ihr in diese schöne Ecke Mecklenburgs kommt, dann solltet vielleicht glaubt ihr ihr Hinnerf in seiner Waldschmiede besuchen sonst die Geschichte nicht einmal.
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,, Ach", sagt er und geht sich selbst gesetzt. Es ergibt sich eine höchstmögliche Vertrautheit ristisch für sie, daß man sie in ihrer privaten Umwelt foum fennen
Die alte Muscheln will einen Bad ins nächste Dorf getragen haben. Hinnerf bekommt vorher ein Mittagessen und eine Mark und schreitet aus, schwer wie ein Pferd und zufrieden, ein Ziel zu haben. Ihr Sohn, im nächsten Dorf ein kleiner Bauer, empfängt ihn gut. Es gibt ein Abendessen, ein Nachtlager, und am Morgen meint der Bauer: Willst du dies Paket nach Strefen bringen?" So ist Hinnert schon zwei Dörfer meiter. Es ist nirgends besser, aber einer hat immer mas zu bringen; mancher gibt eine Mark, mancher nur ein Essen, und nach einer Woche ist Hinnerk fast unten bei Hamburg , Er durchwandert die Stadt, die böse und laut um ihn broust; er spürt die eiserne Unerbittlichkeit in ihren Mauern und geht nur vormärts. Erst am Morgen nachher, als er in einer Scheune übernachtet hat, merkt er, daß er mandert, und daß ihm bas besser gefällt, als zu marten.
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Hinnert schlägt sich durch bis nach Mecklenburg . Die Leute sind hier vielleicht noch ärmer als in Holstein. Ein Stück Brot, ein Stück Sped bekommt er auch noch von ihnen. Nur bleiben soll er nirgends. Bon seiner Sorte sind genug in jedem Dorf und jeder Stabt. 3mei Tage wird er von einem Gendarmen verfolgt Uniformierten müffen jegt aufpassen und jeden Landstreicher fest. nehmen, aber sie friegen den starken Sterl nicht; er schlägt Hafen und ist schneller. Nur im Wald, in den er geflüchtet ist, verliert er die Richtung. Am Morgen sigt er noch immer unter einem Busch, wo er sich am Abend vor dem Regen verkroch. Ihn hungert. Zum erstenmal läßt Sinnert wirklich den Kopf hängen und sagt ein paarmal trostlos vor sich hin: Leebe Gott, wat moot id bloß!" Da er endlich geht, spürt er, daß er taumelt. Seine Füße sind mund, sein Nacken ist steif, sein Magen ist leer und ungeduldig. Noch einmal reißt er sich zusammen und tommt vorwärts.
In der Dämmerung wird das Wetter noch böser, wäscht ihm Nässe das Gesicht, sticht in seine Hände, bis er zwischen zwei großen Tannen einen windgeschützten Fleck findet. Er setzt sich und schläft gleich ein. Anfangs träumt er noch von den Gendarmen, die ihn die letzten Tage verfolgten, und denen er unter teinen Umständen in die Hände fallen will. Er hat zmar nichts verbrochen, doch auch in Mecklenburg ohne feste Arbeit nicht herumzulaufen. Sie würden ihn auf jeden Fall in die Heimat abschieben, und dort soll man nicht sehen, wie elend ein starker Kerl werden kann, für den Gott und die Menschen keine rechte Verwendung mehr haben. Mählich verschwimmen die Gestalten seiner uniformierten Feinde. Schwarz mird es, bis er nichts mehr sieht und nur da liegt und nicht einmal spürt, wie der Regen ihn umfpült. Dies ist eine von den Nächten, bei denen auf die Nässe noch Frost folgt und dann wieder Regen. Sie sind die gefährlichsten im Kreiselspiel der Jahreszeiten. Merft Hinnert am Morgen, daß er frant ist? Seine Augen sind heiß; er lallt und singt wie ein Kind, schlägt um sich träumt mit offenen Augen im Walde der Fremde, im Bette zu liegen, und die Mutter ist da, um ihn zu beruhigen. Der Tag geht langfam vorüber, ohne daß der Fiebernde ihn erkennt, und schließlich liegt dieser trotzige Mensch besinnungslos zwischen zwei Tannen im Dickicht. Rann fommen, wer will zu sehen ist er nicht! Försterknechte gehen mit Spürhunden die Runde. Weil Hinner? in eine Tannenschonung hineingestolpert ist, läßt der Gehilfe die Spur aufnehmen und schimpft bei sich über die Wilderer. Der Hund schlägt fnurrend an. Der Grünrock hält das Gewehr bereit, drückt sich mühsam durch die Zweige und findet Hinnert, steif und fast falt. Schöne Bescherung! sagt er sich. Was hilft's? Er muß zurück, den Wagen holen und mit dem Knechte diesen Landstreicher aufladen. Der Förster, der alt ist, und im Regen an der Gicht leidet, bereitet im Hause alles vor und regiert unmutig die Frauen.
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Krant ist Hinnert, auch nicht bei Verstand, dazu jetzt schmutzig. Doch seine schöne Stirn tritt noch klarer hervor, und wenn die Wangen auch eingefallen sind, so ruht doch ein stolzer, eigenwilliger Kopf auf den Kissen, in dessen selbstbewußten Zügen der Mund wie der eines ungezogenen Jungen zierlich wirkt. Meta, des Försters Nichte, muß ihn oft ansehen. Sie ist seine Pflegerin, befommt von Dr. Braun manches Lob und kriegt den Jungen bald wieder zu Verstand. Das Fieberschütteln der Lungenentzündung muß nur überwunden sein, und schon tann er, schwach und wortlos, lächeln. Nicht mehr lange, da darf er figen und sich seine eigene seltsame Geschichte erzählen lassen. Noch läßt man ihn nicht fort. Der Arzt droht einen Rückfall an, und der Förster ist ebenso gutmütig mie brummig. Junge, du bleibst!" sagt er einfach und denkt sich lauter
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zmischen ihm und uns. Zugleich zeigt sich aber auch am deutlichsten jene unaufhebbare Bereinsamung und Besonderheit, ohne die fein Stünftfertum möglich ist und ohne die fein Künstler die Fähig feit erlangt, gesammelter Ausdrud seiner Umwelt, Deuter seiner Zeit und enthüllender Nachgestalter alles Geschaffenen und Gewordenen zu sein.
Der Künstler wird, wo er selbst Bublikum ist, in eine völlig| Abend, an dem es ihnen ihre eigene Arbeit für das Bublifum nur neue Beziehung zu seinem Bublifum, zu seinen Berufsgenossen und irgendwie gestattet, sind sie selbst Publikum. Und es ist charattelernen kann, sondern ihnen immer wieder nur in Theatern, Ausstellungen, Konzertjälen begegnet. Mit einer Art Selbsthypnose, bemußt angewandter, gelingt es ihnen, ganz plöglich den Künstler abzustreifen und nur als der Mensch des Publikums drunten im Zuschauerraum zu figen und sich auf jene Mentalität umzustellen, mit der sie sich immer wieder auseinanderzufegen, in die sie immer tiefer einzudringen suchen.( Jürgen Fehling .) Zwischen den Laien und den Künstlern als Publikum sehen sic einen grundlegenden Unterschied: nämlich den, daß der Laie als Zuschauer von seiner Arbeit ausspannt, während der Künstler als Bublifum einen gesteigerten Arbeitsprozeß durchmacht und durch eine Skala von Empfindungs- und Denkvorgängen gerissen mird, mie sie ihm selbst im eigenen Arbeitsrausch faum jemals begegnen. Dieser Künstler geht als Publikum zunächst mit gesteigerter Gindringlichkeit den Weg des anderen darbietenden Künstlers nach. Zugleich setzt er sich selbst in ständig durchgeführte Barallele. Unabhängig von allen Fragen des Neides oder der Anerkennung fann er im Grunde den Erfolg des anderen gar nicht laminenhaft genug anwachsen sehen, um sich von der Möglichkeit des Ruhmes überhaupt überzeugen zu lassen. Sodann verfolgt er mit fchärffter fritischer Einstellung die Wirfung auf das übrige Bublifum und zieht daraus die Folgerungen für seine eigene Arbeit. Er beginnt unter diesen Eindrüden bereits unaufhaltsam sich um die Lösung der Aufgabe zu bemühen, mit der er sich selbst gerade befaßt, und erfüllt damit eine derartige Bielfältigkeit an Funktionen, daß er in den Stunden, in denen er Publikum ist, sich mehr erschöpft als in der gewohnten, noch so aufreibenden Produktion selbst.
fältigkeit der inneren Borgänge im Künstlertum zu erschließen verMit einigen unserer großen Künstler, die uns die ganze Bielmögen, mit Dichtern, Schauspielerinnen, Tänzerinnen, Regiffeuren und Bildhauern haben wir uns über ihre Funktionen als Publifum unterhalten dürfen: Mit Arnold Zweig , Hermann Stehr , Asta Nielsen , Frizi Massary, Jürgen Fehling , Renée Sintenis , Valeska Gert und Grod. Fast durchgehend ließ sich feststellen, daß es künftler, wo sie einmal Bublikum sein dürfen, auch bei aller Aufgeschlossenheit für jede Art der Kunstübung boch am stärksten ins Theater zieht. Darin eins, spalten sie sich aber dann in zwei Gruppen: Die Genießenden und die Kontrollierenden. Bei der ersten Gattung von Künstlern erstreckt sich der ange strebte möglichst naive Genuß feineswegs nur auf das rein Stimmungsmäßige und Inhaltliche, vielmehr eignet sich das geschärfte Wahrnehmungs- und Nachempfindungsvermögen des Künstlers auch die flare Borstellung vom Technisch Konstruktiven einer anderen Kunstübung und Kunstleistung an und zwar durchaus als Gegenstand eines Genusses. Gerade das scheint für den Künstler als Bublikum bezeichnend, daß er eine fremde Kunsttechnik genau jo genießt mie einen anderen Kunstausdrud. Das Publikum, das ihn dabei umgibt, bleibt für ihn etwas ganz Unbestimmtes, Ber: schwimmendes in nebelhaften Fernen,( Arnold 3meig.)
Innerhalb des eigenen Schaffensgebietes ist die freudige Aufgeschloffenheit nur wenigen Künstlern möglich. Denn hier kennen die Künstler zu genau den Prozeß des Gestaltens, um ihn beim Betrachten des Gestalteten nicht oft quälend und peinlich flar im Bewußtsein zu haben. Es ist durchaus ein Sonderfall, wenn der Schauspieler des unmittelbaren Genusses auch in der eigenen Domäne fähig ist. Die Freude, andere Menschen auf der Bühne sehen zu dürfen, ist dann aber meist so start, daß der für fast alle Künstler elektrifierende Umstand, selbst einmal Bublikum zu fein ( Balesfa Gert), völlig durch diese Aufgeschlossenheit zurückgedrängt wird. Meist beschäftigen dann Ensemble, Regie, Inszenie rung, Stoff und dramatische Gestaltung weder im einzelnen noch in ihrer Berbindung den genießenden Künstler jo mie der überso ragende Darsteller. Für den Künstler als naiven Zuschauer ist der einzelne fesselnde Mensch jenseits der Rampe als Gestalt der Dichtung und als Darsteller so mitreißend, daß alles andere ausgelöscht wird.
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Das Schöpferische in jenen Künstlern schweigt beim Genuß der fremden Leistung; sie vergleichen nicht mit ihrer eigenen Auffassung, nicht mit den eigenen Mitteln, sondern begleiten nur die Entfaltung einer Begabung, die imstande war, vor den anderen hervorzutreten. Dieser Verzicht auf jeden Vergleich, dies Ausschalten aller eigenen Produktivität ermöglicht die uneingeschränkte Anerkennung auch jeder gänzlich entgegengesezten Art der Auffassung und Gestaltung.( Frizi Massary.)
Für die Gruppe der kontrollierenden Künstler gibt es, wo sie zum Bublifum gehören dürfen, keinen Genuß. Sie nehmen ständig den Vergleich mit sich selbst vor, nun aber nicht etwa in jener Verengung, die nur an die eigenen speziellen Anlagen und Methoden denkt, sondern das Wirken der anderen spiegelt in der eigenen Anschauung von den Aufgaben des Künstlers in dieser Zeit überhaupt.
Einen Film, ein Schauspiel sehen, heißt für sie alle beteiligten Faktoren einer strengen Prüfung zu unterziehen und das Publikum und sich selbst mit einzubeziehen. Die Aufnahme einer Künstler leistung und die Betrachtung ihrer Wirkung wird über die persönliche Kunstkritik hinaus zur Zeitkritik. Dieser Vorgang ist so wenig privat, daß diese Künstler in einer Art Zuspigung des Verantwortungsgefühls in einen sichtbaren Gegensatz zum übrigen Publikum gedrängt werden und zugleich sich in immermährendem Durchbruch ihrer künstlerischen Impulsivität zu vernehmlicher Kritik übung veranlaßt fühlen. Ethische Funktionen perdrängen hier das Aesthetische.( 2 st a Nielsen.)
Biele Künstler dieser Kategorie haben es sich fast zu einer halben Lebensaufgabe gemacht, den Willen, das Wesen, die Bin bungen und Bedingungen des Publikums zu erforschen. An jedem
Dabei trägt der Künstler dieses Typus stets flar und faßbar die Borstellung vom übrigen Publikum, das ihn umgibt, in sich. Diese Tatsache, daß etwas, das sich stets mandelt, unbestimmbar ist, immer neu lich zusammensetzt, dennoch das Gleiche, Greifbare bleibt, hat für solche Künstler etwas so Bewegendes, daß sie niemals es sei denn in jenem Zustand einer Autosuggestion im Publikum aufgehen können, sondern immer von neuem diese für sie nahezu gewaltigsten Eindrücke ,, Publikum" verarbeiten und für ihre eigene Leiftung fruchtbar machen müssen.
Selbst Bublikum zu sein, heißt dann also in einen gesteigert schöpferischen Zustand gerissen werden und eine aufwühlende, vormärtsdrängende Etstaje zu erleben, die dem Laien als Publikum erspart oder verjagt bleibt.
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Das Ekstatische der Aufnahme und des Genusses begegnet bis zu uns namentlich an den Künstlern, deren Einsamkeit völliger, erkämpfter Isolierung durchgehalten eine unumstößliche Schaffensbedingung ist. Sie tennen nicht eigentlich den Begriff Bublifum. Sie leben in der Ueberzeugung, daß es in der Kunst nur Gemeinden gibt, die verschiedenartig, aber gleichwertig nebeneinanderstehen. Sie fühlen die Bindung an ihre eigene Gemeinde so stark und so verpflichtend, daß sie sich kaum dazu entschließen können, den für sie zauberhaften Kreis auch nur vorübergehend zu durchbrechen. Eigentlich lockt sie am meisten die von allen äußeren Umständen losgelöste Form der Kunstdarbietung, mie sie der Rundfunt mit seiner Musik vermittelt.( Hermann Stehr .) Allenfalls zieht sie noch die Möglichkeit, ein berühmtes Orchester unter einem einzigartigen Dirigenten hören zu fännen, unter Menschen. Als Besucher solcher Konzerte empfinden sie die Menschen um sich nie als Publikum, das in einer bestimmten Umschichtung auch ihr Publikum ist, sondern sie sehen sich selbst in diesem Kreise ausschließlich als Glied einer neuen Gemeinde an, die sich um einen anderen Mittelpunkt gesondert bildet.
Die Künstler, die als stärkste Talente ihr Schaffen als einen triebhaften Vorgang hinnehmen, denen ihr Schaffen als etwas nicht Einzuordnendes, fast Feindliches und Unbezwingbares widerfährt, fennen teine Kunst im Sinne des Musischen. Sie suchen sie nicht, sie empfinden niemand als Bubfum, meil sie ja auch von einer Besonderheit des Künstlertums nichts wissen wollen. ( Renée Sintenis .) Ihr eigenes Talent und feine Forderungen fassen sie genau so fremd und unberechenbar auf wie seine Auswirkungen und seine Aufnahme, und genau so fremd werden sie von der Kunstübung eines anderen Künstlers berührt. Nur hat sich ihrem Bewußtsein eingeprägt, daß sie ohne die Wiederkehr dieser beunruhigenden und befremdenden Vorgänge nicht zu egiftieren Dermöchten.( Grod.)
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