Kampf auf dem Dach. Wilde Jagd hinter dem König der Taschendiebe. Ein berüchtigter internationaler Taschendieb und der Führer der rusfisch-polnischen Kolonne, der 36 Jahre alte frühere Schneider Slama K o s i n s k y aus Warschau , ist gestern in der Mulackstraße von Beamten der Taschendiebstreise nach wilder Jagd und heftigem Kampfe überwältigt und festgenommen worden. Es ist nachgewiesen, daß K. der Führer der Taschendiebe ist. Neu nach Berlin kommende„Kollegen" dieser Gilde pflegen sich bei ihm zu melden. Er gibt ihnen dann die„Jagdgründe" an, in denen sie zu arbeiten haben. Er nennt ihnen die Autobuslinien, die Stationen der U-Bahn und die günstigsten Zeiten. Die Beamten der Taschendiebstreife sahen ihn gestern an der Kreuzung der Mulackstraße und Schönhauser Straße den Fahrdamm überschreiten. Als sie auf ihn zugingen, um ihn festzunehmen, flüchtete er in ein Lokal hinein. Ihm kam zunutze, daß er durch seinen jahrelangen Aufenthalt in dieser Gegend alle Hinterhöfe, alle Winkel und Böden kennt. Kosinsky raste durch das Lokal hindurch, flüchtete zur Küche hinaus hinten auf den Hof, kletterte über eine Mauer, raste wieder über den Hof, übersprang nochmals eine Mauer und jagte dann den Hinteraufgang eines Hauses empor. Die Be- amten ließen aber nicht locker. Sie blieben ihm immer dicht auf den Fersen. Auf dem Dache des Hauses konnten sie ihn ein- holen. Sie gaben mehrere Schreckschüsse ab, um ihn zum Stehen zu bringen. Als sie ihn eingeholt hatten, versuchte er die Beamten vom Doch hinunterzustohen. Er tonnte jedoch gefesselt werden. Enirechiung des Angeklagien. Aussprache im berliner Anwaltverein.- Auswirkung der reaktionären Notverordnung. Deiche Verwirrungen und Schäden eine parlamentarisch unkontrollierte, reaktionär eingestellte vowerordnungspolitit oarichtet, zeigte auf einem besonders wichtigen Gebiete ein vor- tragsabend. der vom Berliner Anwaitverein unter der Tagesordnung „Die Beschränkung der Rechte des Angeklagten in den Notverordnungen" veranstaltet wurde. Ein kurzer historischer Rückblick des Justizrats M a m r o t h vom Inkrafttreten der Strafprozeßordnung am l. Juli 1879 bis zur neuesten Notverordnung vom 14. Juni 1932 Zeigte, wie die Bestre- bungen zur Reform des Strafverfahrens auf verhängnisvollem Zick- zackwege über die Notverordnungen schließlich zum unerfreulichen Ausgangspunkte zurückkehrten. Fast fünfzig Jahre Kamps um Ein- führung der Berufung gegen Strafkammerurteile und Schaffung einer zweiten Tatsacheninstanz, endlich 1924 teilweise Erfüllung durch die Emminger-Berordnung, nun wieder gewaltiger Rückschritt durch die Notoerordnung vom 14. Juni! Mamroth beleuchtete die durch das Notverordnungssystem herbeigeführte Erweiterung der Judikatur der Schnellgericht«, die er überhaupt«ine gefähr- liche Einrichtung nannte.(Notverordnung vom 28. März 1931.) Am bedenklichsten erschien Mamroth die Beschränkung der Be- weiserhebung, die ins freie Ermesien des Gerichts gestellt ist. An einer wirtlichen„Not" aber, nämlich den unerträglichen Zu- ständen im Wiederaufnahmeversahren, dem eine engherzige Gesetz- gebung und eine noch engherzigere Praxis eine unverdiente Aschen- brödelrolle zuwiesen, ist man vorübergegangen. Mamroth verur- teilt« das Ersparnisprinzip in der Justiz und sagte: An den Kosten der Standfestigkeit der Fundamente der Gerechtigkeit sollte man zu allerletzt sparen. Landgerichtsdirektor Dr. Sachs sprach vom Standpuickt des Richters aus. Als Ausgleich für den Fortsall der Berufung ver- langte er, daß in Vergehenssachen bei der Entscheidung über Bei- ordnung eines Verteidigers dem Umstände Rechnung getragen wird, daß der Angeklagte nur«ine Tatsacheninstanz hat und sein Beweis- erhebungsanspruch beschränkt ist. Sehr scharf wandt« sich Sachs gegen «ine Erweiterung des Begriffs der Bagatellsachen und betonte unter Zustimmung: Jugendsachen vor allem sind niemals Baga- tellsachen. Sachs schloß mit der Forderung: Da die Verordnung die Verantwortlichkeit des Strafrichters für richtige Feststellung des Tatbestandes steigert, muh seine Ausbildung in der Fähigkeit hierzu zielbewußt gefördert werden. Immer wieder von Beifall unterbrochen, sprach Prof. Kohl- rausch:„Kulturfragen sind nicht Finanzfragen, Kullurverfall ist Kräfteverfall, Kulturausgaben sind werbende Ausgaben! Hier darf der Finanztechniter nicht letzte Instanz sein. Wenden wir uns gegen ihn, weil er falsch rechnet. Die Justiz gehört nicht in die Kategorie der Luxuswaren. Das reichste Volk, das Prozeßverschleppungen duldet, hat eine schlappe Justiz, das ärmste Volk, das kein« Garan- tien mehr hat, daß ein Beschuldigter freigesprochen werden kann, hat überhaupt kein« Justiz. Der Wert der bürokratischen Novellengesetz- gebung ist durch Erfahrung widerlegt. Unter dem Zeichen der„Not von Staat und Volk" hat man 1924 die Berufung gegen Straf- kammerurteile eingeführt: unter dem gleichen Zeichen hat man sie beute wieder abgeschafft. Stellen wir unseren Kampf darauf ein, daß das staatsethische und pädagogische Problem der Justiz nicht zu einer Finanzsrage heruntersinkt! Gegenstand besonderer Beschwerde war der Umstand, daß die Rotverordnungsgesetzgebung ohne Anhörung der berufenen Vertretung der deutschen Anwaltschaft ersolgt ist. Zusammenkunft der Partei-Referenten. Wahlkampf im Zeichen der Aktivierung. Im Gewerkschaftshaus fand eine sehr gut besucht« Zusammen- kunft der Partei-Referenten statt. Reichstagsabgeordneter Genosse Paul Hertz sprach eingehend und erläuternd über das den Re- ferenten zugestellte Material. Einstimmig wurde die Ansicht be- kündet, daß der WahlkampfimZeichender Aktivierung geführt werden müsse. Allgemein ist zu bemerken, daß schon jetzt die Nationalsozialisten dank der Tätigkeit der Regierung v. Papen in die V e r t e i d i g u n g s st e l l u n g gedrängt worden sind. Bon Papen ist jetzt in Lausanne zum Erjüllungs Politiker geworden. Wenn nunmehr außenpolitisch etwas geerntet wird, so haben die Saat die Leute gesät, die oft genug als Verräter bezeichnet wurden. Die Erfahrungen und Beobachtungen, die von den Referenten untereinander ausgetauscht wurden, waren geeignet. bei jedem einzelnen den unbeugsamen Angrisfswillen zu stärken.
200 Häuser forigespült. Ueberschwemmungskatastrophe in den Dereinigten Staaten. Eharlestoa(Westvirgima). 12. Juli. Infolge eines ungeheuren Wolkenbruchs schwemmte der ange- jä-wollen« Paintoreek 2 9 0,B e r g a r b e i t e r h ä» I e r fort, über- flutete mehrere Schächte. Bisher wurden zwölf Tote und ein« halbe Million Sachfcbaden festgestellt. Zwei Kinder wurden g«- rettet. Der gesamte Schaden ist noch nicht irbersehdar. All« staat- lichen Hilfskräfte sind alarmiert.
Wer sich bei Ablauf des letzten Film-Kontingent-Jahres eine Erleichterung der Kontingentbestimmungen erhoffte, ist durch die Notverordnung vom 3V. Juni bitter enttäuscht worden. Die Be- stimmungen wurden nicht nur erneuert, sie wurden sogar wesent- lich verschärft: zum Schutz des deutschen Films, wie es so schön heißt. Was ist das nun—«in deutscher Film? Nach dem Wortlaut der Verordnung ein Bildstreifen, der von deutschen Reichs- angehörigen oder einer deutschen Gesellschaft hergestellt ist, dessen Manuskriptverfasser und Komponist, dessen Produktionsleiter und Regisseur, dessen Mitwirkende zu 7S Prozent Deutsche sind. Dessen Atelieraufnahmen, ja, dessen Außenaufnahmen sogar(soweit das überhaupt möglich ist) in Deutschland gedreht wurden. Der Reichs- innenminister kann allerdings„aus kulturellen oder künstlerischen Erwägungen von diesen Voraussetzungen Befreiung erteilen". Aus- ländische Filme— alle diejenigen also, bei denen diese Voraus- setzungen nicht restlos zutreffen— sind anmeldepflichtig und be- dürfen besonderer Genehmigung, soweit es sich nicht um rein wissen- schaftliche Filme handelt. Die Zahl der hierfür vorgesehenen Be- scheinigungen ist von vornherein festgelegt: sie beträgt 19S für Ton-, 79 für stumme Filme. Neben einigen Einfuhrerleichterungen bezüglich der Beiprogrammfilme enthält die Verordnung die weiter« Bestimmung, daß Deutschsynchronisierungen nicht mehr im Ausland erfolgen, ferner, daß überhaupt nur mehr S9 Prozent der ausländ!- jchen Filme nachsynchronPert werden dürfen. Endlich ist dos sogenannte Blindbuchen verboten. Der größte Teil dieser Pestimmungen ist nicht neu. Es erhebt sich daher zwangsläufig die Frage: Was haben die alten genützt, was ist von den neuen zu erwarten? Die Produktion ist in den letzten zwei Kontingentjahren um 34 Prozent zurückgegangen. Es vergehen oft Wochen(in den letzten Monaten war dies besonders deutlich), ehe eine interessante Premiere zu verzeichnen ist. Daraus folgt, daß alte Filme hervorgesucht und von neuem gespielt, andere übermäßig lang abgespielt werden müssen: und das ist nur ge- eignet, die Filmmüdigkeit des Publikums zu steigern. Geht es aber den Lichtspieltheatern miserabel, wie soll da die Produktion florie- ren? Es ist hier eben nicht so, wie es die Kontingentoerordnung vernünftigerweise zur Voraussetzung Kaden müßte: daß ein kon- swntes Bedürfnis besteht, dessen Befriedigung man der deutschen Industrie vorbehalten könnte. Im Gegenteil, das Bedürfnis richtet sich nach der Qualität, der Vielseitigkeit nach Reiz und Anreiz des Gebotenen. Hier rächt es sich nun. wenn der Film einfach als In- dustrie- und Handelsprodukt betrachtet, wenn auf seine künstlerische Seite zu wenig Rücksicht genommen wird. Kunstprodukte wie Ge- treide zu behandeln, sich gegen das Ausland abzusperren— in einem Kunstzweig gar, der seine beispiellose Popularität gerade seiner Unbeschränktheit und Jnternationalität verdankt«— das kann nur mit Interesselosigkeit des Publikums enden, die für die In-
dustrie(die an der Filmkontingentierung ja keineswegs unschuldig ist) weit gefährlicher sein muß als jede ausländische Konkurrenz. Die Verschärfung der Verordnung besteht im einzelnen darin, daß hier nur mehr von deutschen Reichsangehörigen gesprochen wird, daß die Auslandsdeutschen, die Schweizer , Deutschböhmen und Oesterreicher also, als Ausländer behandelt werden. Für«ine na- tionale Regierung eine besonders merkwürdige Bestimmung: da es in all den Ländern ja auch andere Deutsche gibt als Juden, die offen- bar gemeint sind. Ferner, daß die Mitwirkenden jetzt zu 75 Pro- zent Deutsche sein müssen, gegen 69 Prozent früher: sowie die Be- stimmungen über die Synchronisierung. Das alles wird uns aber nicht viel nützen. Das Ausland wird mit Gegenmaßnahmen ant- warten: und dann kommt es, wie in allen anderen Kunstzweigen, nur darauf an, ob mehr Ausländer in Deutschland , oder mehr Deutsche im Ausland tätig find. Und da das letztere der Fall ist, wird dem deutschen Volk damit nicht der geringste Dienst erwiesen. Im Gegenteil. Das Ausland kann serner keine Produktionspläne für Deutschland machen(die Verordnung gilt ja nur für«in Jahr, nicht einmal auf sie kann man sich verlassen), die Amerikaner wer« den ihre Organisationsapparate in Deutschland kaum aufrechterhalten können: das bedeutet wieder nur Entlassungen und weitere Arbeit»- losigkeit für Deutsche . Di« Auftragsfilme endlich sowie die ameri- konischen Kredite für deutsche Firmen— all das wird nun in Fort- fall kommen. Wo liegen dann aber die Borteile der Verordnung? Wir haben sicherlich keine Ursache, uns die Köpfe der ausländischen Film- Produzenten zu zerbrechen: ebensowenig aber, uns in die Gefolg- Ichaft der heimischen Industrie zu begeben, der hier em Monopol gesichert werden soll. Für die Stars wird der Herr Innenminister (der sich mit der Dacho und Spio jedesmal in Verbindung zu setzen bereits zugesagt hat) eine Sondererlaubnis nicht verweigern können. Die Verordnung wird also nur den mittelmäßigen und kleinen Leuten unter den Ausländern die Arbeit nehmen, mit dem immensen Erfolg, daß den mittelmäßigen und unberühmten Deutschen im Ausland die Arbeit genommen werden wird. Mit dem weiteren Erfolg— und daraus kommt es offenbar an—, daß wir in der Autarkie des Geistes wieder einen Schritt weiter sind. Der Be- schluß des Landtages bezüglich der Theater: ein Erlaß Gayls, es möchten aus öffentlichen Mitteln doch nur Werte deutscher Künstler angekauft werden: die autarke Einstellung des Rundfunks: die Verschärfung der Filmkontingentbestimmungen— das liegt alles auf einer Linie. Ist schon eine wirtschaftliche Autarkie«ine Utopie, dann ist eine geistige ein Wahnsinn und ein Verbrechen: und dar- über hinaus— ein wirtschaftliche Blamage. Sie sollen ihre garan- tiert deutschen Ufa -Hurra-Filme nur weiter drehen— sie werden so sehen, wie weit sie damit kommen werden. w.
Geschminkte Wirklichkeit. Rundsunksendung„Das Waldenburger Aerqland". Im Frühjahr 1939 hat Gras Alexander Stenbock-Fermor ein- gehende Untersuchungen über Waldenburger Arbeiterwohnungen an- gestellt. Er schrieb damals(„Frkft. Ztg.):„Die Wände der Häuser sind grau, von Schmutz und Ruß und Alter zerfressen. Enge Höfe und wacklig« Treppen. Die Wohnung einer Bergarbeiterfamilie. Der mittelgroße Raum ist voller Menschen. Zerlumpte Kinder spielen auf dem Boden, sitzen auf Stühlen, dem schiefen Sofa, auf den Betten, In diesem Zimmer, gleichzeitig Küche, wohnen 9 Per- sonen____ In jedem Bett schlafen zwei bis drei Menschen. Seit 29 Jahren lebt die Familie hier. Hier wixd gekocht und gegessen, gewohnt und geschlafen. Hier werden die Kinder geboren. Hier liegen die Kranken. An den Wänden sind große feuchte Flecke. Die Tapete hängt an einigen Stellen zerfetzt herunter. Der Mann ver- dient 119 M. im Monat, bei eingelegten Feierschichten noch weniger. Aus dem zerwühlten Bett, ohne Laken, liegt der Mann in schwerem Schlaf, von der Nachtschicht gekommen. Keine Decken, sondern graue Lumpen bedecken den Körper." Es ist das„normale" Leben der Waldenburger Bergarbeiter, das hier geschildert wird. Heute, wo Lohnkürzungen und Feierschichten den Verdienst bis auf nahezu die Hälfte verkürzt haben, muß es noch fürchterlicher sein, obgleich die Phantasie sich ein« Steigerung nicht auszumalen vermag. Aber von all dem brachte die Rundfunksendung„Das Waldenburger Vergland", die Berlin aus Breslau übernahm, nichts. Bei der dumpsen Aufzählung der stillgelegten Gruben, bei dem er- schreckten Bericht von einem Grubenunglück empfand der Hörer wohl etwas von dem schweren allgemeinen Vergarbeiterschicksal, nichts ober von der höllischen Bitterkeit dieses Lebens im Waldenburger Revier. Das wurde mit kleinen Familienidyllen verbrämt und musikalisch umrankt in ein einstündiges Mosaik eingebaut, das Land- schaft und Kurorte und Industrie und Bevölkerung zeigen wollte, und das bei diesem viel zu vielen viel zu viel schuldig bleiben mußte. Das besonders Gefährliche solcher Hörbilder ist, daß nur der sie als Zerrbild empfindet, der um die Wirklichkeit weiß. Der Rundfunk würde eine wichtige Aufgabe erfüllen, wenn er gerade dort den Mut zu. wirklichkeitstreucr Reportage aufbrächte, wo diese Wirklich- keit unvorstellbar schrecklich ist. Alle im Volke müssen um solche Lebensbedingungen wissen, olle müssen sie als unerträglich empfin- den: dann werden sie geändert werden.— lz. Der gläserne Dolkenkraher. Der französische Architekt L e C o r b u s i e r, dessen Name auf ewig mit dem neuen Baustil unseres Jahrhunderts verbunden fein wird, ist der Schöpfer eines riesigen gläsernen Gebäudes, das demnächst in Moskau voll- endet werden wird. Das Gebäude, welches das„Volkskommissariat der Leichtindustrie" beherbergen soll, wird unter Anwendung eines ganz besondere» Glases gebaut, wodurch vermieden werden soll, daß die Bewohner im Sommer unter der Einwirkung der Sonnen- strahlen zu leiden haben. Wie man hört, soll es sich um eine Glas- art handeln, die Sonnenstrahlen zu zerstreuen vermag. Der Glas- Wolkenkratzer wird übrigens keinerlei Steintreppen aufweisen, dafür aber die modernsten Rolltreppen und elektrischen Aufzüge. Dürers„Rosenkranz-Fest" soll in Europa bleiben. Tschechischen Blättermeldungen zufolge hat das Kloster S t r a h o w in Prag , in dessen Besitz sich unter anderem auch das berühmte Dürersche Ge- mälde„Rojenkranz-Fest" befindet, jetzt dem Ministerrat«ine Denk- schrist überreicht, worin es seine finanzielle Notlage schildert und um staatliche Unterstützung für die Erhaltung des Bildes m Europa nachsucht. Bereits früher beabsichtigte das Stift wegen finanzieller Schwierigkeiten dieses wertvolle Gemälde an das Ausland zu ver- kaufen. Ein amerikanisches Konsortium bot dafür die Summe von l Million Dollar. Da die Regierung den Verkauf des Kunstwerkes in» Ausland verboren hat, sind jetzt Verhandlungen im Gange, daß das Bild vom Staat angekauft werden soll. Und zwar bietet das Kloster dem Staat das berühmte Gemälde gegen Zuweisung von Wäldern aus Staatsbesitz an.
Gastspie! Tschechows. Komödie. Di« bayerischen Herren, die ebenso überraschend wieder ver- schwunden sind, wie sie gekommen waren, haben in der Komödie einem Gastspiel der Tschechow « Platz gemacht. Die charmante Frau hat in ben letzten Jahren im Film ziemlich viel Pech gehabt: ihr« Regisseure stellten sie nicht ins rechte Licht, sie fand nicht die Rollen, die ihr gebührten. Jetzt sieht man sie gar nicht mehr im Film, dafür aber im Theater. Das nette Sommerspiel„Liebe— u n- modern" von Wilhelm S t e r k ist zwar nicht mehr neu für Berlin , es ist bereits im„Kleinen Theater" in derselben Besetzung und Hunderte von Malen im übrigen Deutschland gezeigt worden. Aber man sieht es gern einmal wieder, wenn Olga Tschechows ihre graziöse Natürlichkeit, ihre Schelmerei und ihre weiche Modulation dabei einsetzen kann. Ihre beiden Partner Will Kaufmann und Heinz Klubertanz sind vortrefflich auf sie eingestellt, und so wird die Bekehrung des Liebeverächters in der hohen Schule der wirklichen Liebe zu einem Genuß in der angenehmen Kühle, die nicht der geringste Borzug des hübschen Theater- im heißen Sommer ist, D. Der„Borwärt»" im Aachener Zeitungsmuseum. Eine wert- volle Sammlung von Zeitungsausschnitten wurde dem Aachener Zeitungsmuseum durch den Aachener Archiodirektor Prof. Dr. Huys- kons geschenkt. Es handelt sich um eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln und-notizen über die sozialistische Bewegung und von Abhandlungen über oie sozialen Bestreoungcn der Zeit von 1895 bis 1915/16. Fast alle dies« Aueschnitte sind' dem„Vor- wä r t s" entnommen. Alle Probleme sozialer und politischer Art, die um die Wende des Jahrhunderts Deutschland bewegten, sind hier im Spiegel der Zeitung festgehalten und ausbewahrt. In der Sammlung befindet sich auch der Streit zwischen Bernstein und Kautsky , der damals im„Vorwärts" ausgefochten wurde, als ein wichtiges Quellenmaterial für die Forschung. Die wertvolle Samm- lung stammt aus einem Aachener Nachlaß. Inzwischen ist das Material einer Sichtung und Ordnung nach den einzelnen Problem- kreisen und Wissensgebieten unterzogen worden. jk. Tie Staatsoper beginnt die neue Spielzeit am 1. September mit einer Aufführung von Verdis„Die s i z i l i a n i s ch e Vesper". Der Spiel- planentwurs der ersten drei Monate bringt neben der Auffrischung einiger stehender Repertoirewerkc ein« Neiiinfzemerung von Richard Strauß : „Der Rosenkavalier "(Dirigent: Klemperer, Regie: Gründgen?), serner eine Neueinstudierung der ,M e i st e r s i n g e r"(Dirigent: Kurt- wängler, Spielleitung: Tietien), eine Eistaufsüdrung von Mozarts: „I d o m e n e o" in der Neubearbeitung von Richard Strauß (Dirigent: Blech, Regie: Horch), und eine Ur. oder Erstaufführung(Dirigent: Kleider, Regie: Horch). «rtur Maria Rabenalt inszeniert an der Städtischen Oper Lorßings ,/Undine", die erste Premier« der kommenden Spielzeit. „Das Lied einer Nacht" kommt heute im Glvria-Palast bereits zur 109. Vorführung. Do» Harzer Bergtheater begann am 9. Juli seine Spielzeit mit Goethes „Faust I ", in der Bearbeitung und Inszenierung von Erich Pabst . Mittwoch folgt ein Jugeudwert Goethes, der„Triumph der Empfindsamkeit " mit der Musik von Ernst Krenek . Im Schloßmuscam findet täglich von 11.80 bis 12.39 Uhr eine Führung durch wissenschaftliche Hufskräfte des Museums statt. Die Gebühr beträgt einschl. Eintritt 1 M., Sonnabends 79 Pf. Im Pergamon-Museum ist das Modell des Vergamon-Burgberges auf- gestellt worden. Mit der Vollendung dieses Meisterwerkes der Rekon-� struklionskunst wird einem vielfach geäußerten Wunsche des Publikums nach' Orientierung über die ursprüngliche Gesamtanlage des Pergamon -Mtars Rechnung getragen. Ja der Staatsoper ist Frida Leider auch für die nächste Spielzeit verpflichtet worden. „Baa der Karosse zur Equipage" lautet der Titel einer Ausstellung, dt« bis Ende August in der Staatlichen Kunstbibliothel, Prinz-Albrecht-Sr. 7», zu sehen ist. Sie ist werktäglich von 19—22 Mr geössne«. Tie Salzburger Festspiele deginnen Samstag, 39. Juli, mit dem „R o s e n k a v a l: c r unter C l e m e n s K r a u ß. Am 31. Juli folgt die Neuinszenierung von Mozarts„Entführung" mit F r i< Busch alt Dirigenten und Karl E b e r t als Regisseur.