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«nid Verfassung, Ihren herzlichen Dank aus und versichern auf» neue unverbrüchliche Treue." Reichswehr   im Polizeipräsidium. Da» erste Werk der neuen Machthaber war die Tatsache, daß den Journalisten von einigen besonders jungen und forschen Be. amten der Zutritt zum Gebäude des Polizeipräsidiums verwehrt iburde.Presseausweise haben keine Gültigkeit mehr machen Sie, daß Sie weiter kommen!" Wer nicht gleich der polizeilichen Aus- forderung folgt«, bekam einen wenig sanften Stoß. Auch aus- ländische Journalisten wurden in diesem Tone zurückgewiesen. Durch da» Gitter tonnte man aber Reichswehrsoldaten mit aufgepflanztem Bajonett erkennen. Natürlich hagelte es von allen Seiten sofort Proteste, mit dem Erfolg, dyh der Zutritt zum Polizeipräsidium wieder freigegeben wurde. Von der Presse- stelle des Polizeipräsidiums wurde die Erklärung abgegeben, daß die Beamten entgegen den ihnen gegebenen Weisungen gehandelt hätten. Es war ihnen vom Offizier der chauswache befohlen wor- den, die Ausweise genau zu prüfen, sonst aber niemand mit gültigem Dress«au»weis de« Polizeipräsidiums am Betreten des Gebäudes zu verhindern. Bor dem Polizeipräsidium, besonders nach der Seite des Alexanderplages, hatten sich große Menschenmassen angesammelt, die ihrer Empörung über die Ereignisse vernehmbar Luft machten. Schupo mit Stahlhelm. Auf dem W e d d i n g, vornehmlich in der M ü l l e r st r a ß e zwischen Bahnhof Wedding und Seestraße hatten sich in der zehnten Abendskunde ungeheure Menschenmassen gestaut. Die Bevölkerung bewahrte eiserne Disziplin, so daß die Schupo, die zum großen Teil mit Stahlhelmen und Karabinern ausgerüstet war und in großen Lastautos durch die Straßen fuhr, kein«..Betätigung" fand. Diese kriegsmäßige Ausrüstung der Berliner   Schupo wurde von den Massen als erneute Provokation empfunden. Das Regie- rung»viertel und die Linden glichen abends einem regelrechten Schupo-Heerloger. Viel bemerkt wurden auch die mit Reichswehr  besetzten Mannschaftswagen und Motorradstaffeln. Bis 10 Uhr abends ist es nirgends zu Zwischenfällen gekommen.
Oer Marsch der Eisernen Front. In der großen Massenkundgebung derEisernen Front" in der Hasenheide setzte der Verkauf des Flugblatt» ein, das denMarsch der Eisernen Front" in Roten und Text«nt- hält. Es wurden IS<X> Flugblätter verkauft, die einen Gesamterlös von 7S M. ergaben. Der Grundstein für den FondsD e n Opfern des Abwehrkampfe» gegen die RSDA P.", Konto bei der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Berlin   S. 14, Wallstr. 65, Kontonummer 72 351, ist gelegt. Die nicht verkauften Flugblätter sind an den Deutschen   Arbeiter-Sänger- Bund, Berlin   S. 14, Wallstr. 58 II, zurückzugeben, der den Vertrieb des Flugblatts, Preis 5 Pf. und der Schallplatte(Freihetts- platte, enthaltend den Marsch der Eisernen Front; Brüder, zur Sonne, gesungen von Mitgliedern des Schubertchors, und die Jnter- nationale für Bläserorchester) übernommen hat. Di« Schallplatt« gelangt ab Sonnabend dieser Woche(9 bis 13 Uhr, die übrigen Tage 8 bis 16�3 Uhr) beim Deutschen   Arbeitcr-Sängerbund, Berlin   S 14. Wallstr. 58. Tel. Iannowig 5596 und 0767 zur Aus- lieferung. Bis zum 31. Juli muß der Marsch der Eisernen Front, der gestern in sämtlichen Parteiorganen Deutschlands   veröffentlicht wurde, überall verbreitet fein. Helft alle mit!
Oritier Vachstuhlbrand in 24 Stunden. Dritter Alarm in Schöneberg  . Innerhalb von 24 Stunden brannten gestern in Berlin   drei Dachkonstruttionen großer vierstöckiger Mietshäuser. Kurz vor 1-�5 Uhr brach in einer Bodenkammer des Eckhauses Schwä­bische Straße 5 und Lindauer Straße in Schönederg ein Feuer aus, das sich in kürzester Zeit auf den größten Teil des Dachstuhls im Vorderhaus ausdehnte. Drei Züge der Feuerwehr unter Leitung von Oberbaurat Braun griffen mit drei starkkallbrigen Schlauchleitungen über zwei mechanische Leitern und das Treppen- haus den Brand an, wobei sie besonders unter starker Rauchent­wicklung zu leiden hatten, und aus diesem Grunde mußten vier
vonnskstsg, den 2t. Juli: S.Kreis Wcdding. 19H Uhr: Fünf Wahlkundgebungen, und zwar: Swinemunder Gesellschaftshaus, Swinamünder Str. 42, Referent Kurt Anker. In beiden Sälen der Atlantiksäle,, Behmstr.(am Bahnhof Gesundbrunnen), Referenten Ernst Hildebrandt   und Christian Schumann. Im kleinen Saal der Pharus-Säle, Müllerstr. 142, Referent Karl Hetzschold. Im großen Saal der Pharus-Säle, Müllerstr. 142, Referent Hugo Heimann, MdR. Thema in allen KundgebungenDer Ent­scheidungskampf der deutschen Arbeiterklasse". 7. Kreis Charlottenburg  . 20 Uhr im Türkischen Zelt, Charlotten­ burg  , Berliner Sir. 53: Oeffentliche Versammlung. Referent Arthur Crispien  , MdR.Der Entscheidungskampf der deut­schen Arbeiterklasse". 11. Kreis Schöneberg  . 20 Uhr; Kundgebung im Bürgersaal des Rathauses Friedenau  , Lauterplatz:Der Entscheidungskampf der deutschen   Arbeiterklasse." Referent Kurt Heinig  , MdR. 12. Kreis Steglitz  . IRTj Uhr: Wahlkundgebung im Gymnasium Steglitz  , Heesesfraße.Der Entscheidungskampf der deut­schen Arbeiterklasse". Referenten Anna Geyer   und Otto Bach. 17. Kreis Lichtenberg. 19H Uhr: Kundgebung in der Aula, Schlichtallee, Lichtenberg  , an der Hauptstraße.Der Ent­scheidungskampf der deutschen Arbeiterklasse". Referent Bernhard Göring  . 20. Kreis Reinickendorf. 19H im LokalHubertus", Schön­holz: Kundgebung.Der Entscheidungskampf der deutschen Arbeiterklasse". Referent Hermann Harnisch, MdL. S9. Abt., Spandau  . 191-1 Uhr: Oeffentliche Wählerversammlung im LokalKiennadelschweiz", Spandau  , Pionierstraße 3 (Halleda).Der Entscheidungsksmpf der deutschen Ar­beiterklasse". Referent lockel Meier. Anstalt Wuhlgarten. 20 Uhr bei Tempel, Lichtenberg  , Gudrun­straße 7; Fraktionsversammlung mit Sympathisierenden. Der Entscheidungskampf der deutschen Arbeiterklasse". Referent Henry Drunsel. Hell- und Pflegeanstalt Kerzberge, 20 Uhr bei Otto, Herzberg­straße 78: Eiserne-Front-Versammlung.Der Entscheidungs­kampf der deutschen Arbeiterklasse". Referentin Frida Gladosch. Gaswerk, Insta, Kassierer, Neukölln. 15K Uhr bei Schiunke, Neukölln, Bergstr. 98, Ecke Lahnstr.: Eiserne-Front-Versamm­lung.Der Entscheidungskampf der deutschen Arbeiter­klasse". Referent Max Brinitzer. Bezirksamt Neukölln   und Arbeitsamt Süd-Ost. 20 Uhr im Städti­schen Saalbau, Neukölln, Bergstraße 147: Wahlkundgebung. Filmvorführung, Musikvorträge, politisches Kabarett. Refe­rent Dr. Julius Moses  , MdR. Bezirksamt Kreuzberg. 20 Uhr: in den Kammersälen, Teltower Straße 14, Kundgebung derEisernen Front":Für die Freiheit des schaffenden Volkes gegen die faschistische Diktatur". Referent Dr. Haubach. Textilarbeiterinnen. 18 Uhr(gleich nach Arbeitsschluß) Spricht Emma Ritsche überFreiheitskampf der Frau und der Arbeiterklasse" im Sitzungssaal der Ortsverwaltung, Engel­ufer 24/25, Aufg. B, III Treppen. Freitag, den 22. Juli: S. Kreis Wedding. Erwerbslosenkundgebung, 15 Uhr, im großen Saal der Pharus-Säle, Müllerstr. 142,Für Arbeit und Brot". Referent Dr. Haubach. lt., 57. und 88. Abt. 19 Uhr: Wählerkundgebung im Schultheiß- Patzenhofer,. Landsberger Allee 24/26.Der Enlscheldungs- kampf der deutschen Arbeiterklasse". Referent Bürger- meister Paul- Mielitz. 60. Abt. Spandau  . 20 Uhr Im Lokal Walter Krause in Gatow  : Wählerversammlung.Der Entscheidungskampf der deut­schen Arbeiterklasse". Referent Stadtrat Karl Hetzschold. 61. Abt. Spandau  . 19)4 Uhr: Oeffentliche Wählerversammlung
Rauchschutzgeräte in Anwendung gebracht werden. Nach fast ein. stündiger, angestrengter Arbeit gelang es schließlich den Löschmann- schaften, das Feuer einzukreisen und zu ersticken. Die Aufräumungearbeiten nahmen noch weitere zwei Stunden in An- spnich. Der Boden und die Dachkonstruktion brannten in einer Ausdehnung von etwa 400 Quadratmeter fast völlig aus Ein Ilebergreifen des Feuers auf das vierte Wohngeschoß konnte recht- zeitig verhindert werden, und auch der Wasserschaden ist in den
im Heidsschloß, Spandau  , Birkenweg 25, Waldsiedlung. Der Entscheidungskampf der deutschen Arbeiterklasse". Referent Kurt Anker. 62. Abt. Siemensstadt  -Kaseihorst. 14H Uhr in dar Schloßklausa Inh. Vogel, Siemensstadt  , Nonnendammallee: Rentnerver­sammlung.Rentnerraub der Hitler-Partei". Referent Stadt­verordneter Rohde. 64. Abt. Ciadow. 1956 Uhr im Cladower Hof, Inh. Roske, Kund­gebung.Der Entscheidungskampf der deutschen Arbeiter­klasse". Referent Max Heydemann  , MdL. 112. Abt 20 Uhr im Hermannseck, Wilhelmshagen, öffentliche Kundgebung.Der Entscheidungskampf der deutschen  Arbeiterklasse." Referent Bernhard Göring  . 127. Abt. Hohenschönhausen. 20 Uhr, öffentliche Kundgebung in der Schulaula, Roedemstraße.Kampf dem Faschismus." Referent Dr. Helmuth Klotz  . 142. Abt Keiiigensee. 20 Uhr, öffentliche Kundgebung im Lokal Hubertus, am Bahnhof Schulzondorf.Der Entscheidungs­kampf der deutschen   Arbeiterklasse." Referent Dr. Otto Friedländer  . Blindensektion der SPD  . Pünktlich 20 Uhr bei Schulz, Adalbert­straße 21, öffentliche Blinden Versammlung.Der Blinde und die Reichstagswahl." Referent Stadtverordneter Robert Rohde. Aschinger-Konzern. 17 Uhr in den Prachtsälen des Centrums, Rosenthaler Str. 36, allgemeine Betriebsversammlung.Der Freiheitskampf der Arbeiterklasse." Referent Max Urich  . BVG. 1956 Uhr im großen Saal der Kammersäle, Teltower Straße 1-4. Kundgebung derEisernen Front".Gegen die Nazi-Knechtschaftl Für die soziale Republik  ." Referent Artur Crispien, M. d. R. Rezitationen Martha lohn. Bezirksamt Prenzlauer Berg  . 16 Uhr Eiserne-Front-Veranstaltung für alle beim Bezirksamt beschäftigten Arbeiter, Ange­stellten und Beamten im Versammlungsraum des Hufeland- Hospitals, Eingang Fröbelstr. 17:Wohlfahrtsstaat oder , Drittes Reich'?" Referent Stadtkämmerer Bruno Asch  . Bezirksamt Friedrichshain  . 16 Uhr, im Böhmischen Brauhaus, Landsberger Allee   11/13; Kundgebung aller beschäftigten Arbeiter, Angestellten und BeamtenUnser Kampf um Freiheit und Recht". Referent Otto Meier  , MdL. Bezirksamt Spandau  . 20 Uhr in den Germaniasälen, Spandau  , Stresowplatz, große Belegschaftsversammlung.Der Schick­salskampf der deutschen   Arbeiterklasse." Referent Erich Kuttner  , MdL. Bezirksamt Pankow  . 20 Uhr, Kundgebung im Türkischen Zelt, Pankow  , Breite Str. 14.Der Entscheidungskampf der deut­ schen   Arbeiterklasse." Referent Robert Breuer  . Bezirksamt WciBensee. 1956 Uhr, Kundgebung derEisernen Front" im LokalZum Pferdemarkt", Weißensee  , Schön­straße.Unser Freiheitskampf." Referent Stadtrat Reimann. Städtisches Obdach FröbelstraOe. 20 Uhr bei Heibutzki, Danziger Straße 46, Kundgebung.Der Freiheitskampf der Arbeiterklasse." Referent Otto Bach. Angestelte der Handelthilfsarbeiter der Kaufhäuser des Zentrums. 1956 Uhr in den Arminsälen, Kommandanten­straße 58/59, Kundgebung.Die Auswirkungen der letzten Notverordnung auf sozialem Gebiet." Referent Fritz Schröder. Bekleidungsarbeiter-Verband. 1956 Uhr in den Residenzfest. sälen, Landsberger Str. 31, Kundgebung.Der Kampf der Arbeiterschaft um ihre Lebensrechte." Referentin Anna Geyer. Eisenbahner. 19 Uhr öffentliche Kundgebung in der Neuen Welt  , Hasenheide;,Durch Kampf zum Freiheitssieg".. Ra-. ferenten; Reichstagspräsident Paul Löbe  , MdR. und Maxie. Tuchacz, MdR. Musik, Sprechchöre. Zutritt haben nur In­haber des Reichsbahnpersonalauswelses und deren Frauen. Sorgt für Massenbeteiligung!
Wohnungen nur verhältnismäßig gering, lieber die Ursache des Feuers herrscht bisher völlige Unklarheit. Der Auffichtsral der Serek hat in einer Sitzung am Dienstag, dem 19. Juli, die Beurlaubung von Direktor Martin mit sofor- tiger Wirkung aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft halte das Ber  - fahren gegen Direktor Martin eingestellt, da keine strafrechtliche Handlung vorlag. Direktor Marlin hat daraufhin seinen Dienst wieder aufgenommen.
Unsere nächsten Partei- und Betriebsveranstaltunsen:
Hus. sxT XvfcitXay
Glaubst du, daß das ewig sein wird?" Ewig!" sagt überzeugt der Pfeifer.Seit die Welt steht, sind Pfaffen. Ich oermute sogar, sie werden noch sein, wenn die Welt nicht mehr stehn wird. Denn siehst du, die Dummheit der Menschen ist so groß, die treibt ihren Ast- stotz sogar noch über die Ewigkeit hinaus!" Meinst du nicht, daß die Klöster und Kirchen sich über- fressen haben? Daß sie eines Tages gezwungen werden können, die zu Unrecht verschluckten Stücke wieder auszu» speien!" Du bist frisches Kirschwasser wert, Mann! Wer soll sie zwingen?!" Eben der, dem sie das Gut zu Unrecht nimmt! Der Bauer!" Pah!" Der Pfeifer schnippt wegwerfend die Finger. daß das Bratenfett spritzt.Bis die Rammel aufwachen, ist noch viel Zeit. Da wird eher der Mond aus Langerweile sich mit dem Hundsstern gatten und das berühmte Mondkalb kriegen!" Verlaß dich nicht auf himmlische Zeichen! Hier, auf der Erde, wird der Rummel losgehen! Schon schwankt uns der Boden unter den Füßen!" Dir wird er schwanken, Lieber, mir nicht! Ich kann ganz gut noch ein paar weitere Schoppen vertragen! Runter damit mit der Gottesbrühe! Paß auf, uns hält da« Gebäude noch au«. Wenn wir uns nur halbwegs geschickt anstellen, fressen wir uns durch, wie der Pfaff durch den Sonntag!" Lachend schenkt der Pfeifer sich ein. Lachend schwenkt er den Krug und fragt:Was treibst du eigentlich, wenn du nicht am Klostertisch sitzest?" Ich mache Mausfallen!" sagt der Slowak. Und wer kauft deine Fallen? Etwa die Mäuse?" Das gerade nicht!" Siehst du! Prost, Mau«fall«nmannl"
27. Als sich der Schlußakt der Tragödie des Prager Ma° gisters abspielte, war ein Maler da, der, obwohl schon längst im Alter des Bartes, dennoch glatt geschabt wie ein Kleriker ging oder wie ein Bischofsschreiber, und der darum in der Nation der Konstanzer   Knasterbärte unangenehm auffiel. Dieser Handwerker der Farben war aus Brabant zuge- wandert und hatte sich erst vor kurzem gegen Erlag von jährlich sechs rheinischen Gulden als Bürger eingekauft. Zwar hatten einige der Herren vom Rat besonders der Biersieder Bündrich mächtig gegen seine Einbürgerung losgedonnert, bemüht, ihn nach Strich und Faden zu zer- reißen und an ihm und seinen Pinseln kein gutes Haar und keine gute Borste zu lassen, und zwar lediglich des an- rllchigen Namens wegen, den der Maler führte; denn die braven Pfahlbürger vom See nannten ihn in ihrer derben, gradausen Sprechweise nicht anders als den Schweinlinger. Der Name war durchaus nicht so bös und pflätzig ge- meint, wie er sich anhörte. Er bezog sich keineswegs auf die Lebensweise des Malers, auf etwaige Ausschweifungen in puncto puncti, sondern lediglich auf die Malart des Bra- oanters. Seine Farbgebung freilich war sehr stark für solche, die nur zarte Lasuren gewohnt waren und erinnerte in der Grobheit und Wildheit mancher Pinselzüge tatsächlich an die charakteristischen Linien und Tupfen, die ein Schweinsrüssel verursacht, wenn er im weichen, schwarzen Waldboden gierig nach Falleicheln pflügt. Daher der Name! Wirtlich, alles was recht ist: Schweinlinger trug die Farben seiner Bilder allzu protzig und unordentlich auf! Ihm war keiner der sieben Abschnitte des Regenbogens kräftig genug. In allem, was Farben anging, gefiel er sich als«in Uebertrumpfer seiner selber. Am liebsten arbeitete er mit frischem Moltentäse. den er zuvor mit Farbmehl zu einer Art Paste geknetet hatte. Dieses Material war gewiß merkwürdig, und kein Mensch, am wenigsten einer vom Fach, würde geglaubt haben, daß sich damit Bilder hervorzaubern ließen. Schweinlinger bewies, daß man es dennoch konnte. Er bewies auch, daß die neue Farbe allerlei Vorteile habe, vor allem den der unbegrenzten Haltkarbeit. Dieser.Läsfarbe" wegen, wie sie absprechend und miß- günstig von Schweinlingers Zunftbrüdern genannt wurde, mußt« der Brabanter. wenn er Wirkung haben wollte, ziem»
lich pastos auftragen. So feuerte er denn, wenn er in der Hitze des Schaffenseifers war, richtiggehende Farbklumpen gegen die zu bemalende Wand, wo sie klatschend auftätschten und dann hängen blieben. Darum sahen die Schweinlingerschen Fresken von nahem aus, wie mit bunten Ostereiern gepflastert. Von weitem wurde jedoch, besonders wenn man die Augen ein wenig zukniff, ein ganz annehmbares Schauwerk daraus. Dieser Meister Schweinlinger nun mit seiner auffälligen und seltsamen Malweise hatte ein Mundwerk, das dem Durcheinander und der Wirkungskraft seiner Farben voll- kommen entsprach und das an Augenwirbligkeit nicht einmal dem ständig wippenden Schwanz einer Bachstelze nachgab, wenn die über die Rhetntiesel hüpft. Ständig waren diese glatten Unruhelippen damit be- schäftigt, Worte zu formen. Worte in beängstigender Zahl, Worte in Ueberfülle. Und da alle diese Worte sich auf nichts anderes bezogen, als auf die Vortrefflichkeit und Einzig- artigkeit seiner Bilder und seiner Art zu malen, die alles überträfe und in den Schatten stelle, was je zuvor dagewesen wäre in der Christenheit, so war es kein Wunder, daß sich der brabantische Malersmann da oben am See sehr bald eine ganz ansehnliche Kundschaft zusammenredete. Denn nichts erliegen die Kinder des Unverstands eher, als der Beharrlichkeit unablässig tröpfelnder Worte. Es heißt nicht umsonst: Im Anfang war das Wort. Irgendwie liejjt ein Zwang oder irgendeine verborgene Verzauberung darm. Da durch den gewaltigen Umtrieb des Konzils, durch das unaufhörliche Zuströmen der geistlichen und weltlichen Herren, durch den Glanz und die Pracht der einander jagen- den Feste und Vergnügungen ziemlich Geld in den Taschen der Konstanzer   Bürger hängen blieb, schoß unter manchen von ihnen Uebermut und Zeigesucht auf. Einer wollte den andern überstechen, und es wurde Mode, das in den Trögen und Truhen liegende und sich häufende Gut auch nach außen hin sichtbar zu machen. Dieser plötzlich aufstiebende Prunkrausch des Burgers gründete Schweinlingers Glück. Sehr bald nachdem der Brabanter seine ersten Meisterstücke abgelegt hatte, gehörte es zum guten Ton, wenn ein Haus ausgefrischt und neu oer- vutzt war, sich von ihm die frischverkalkten Straßenseiten mit seinen knallenden Fresken verzieren zu lassen. (Fortsetzung folgt.)