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BEILAGE

Vorwärts

MONTAG, 31. OKT. 1932

Die Front der Völkischen

Alldeutsche und Wehrverbände

Das dritte Heft des Deutschvölkischen Katechis= mus: ,, Alldeutscher Verband   und die Wehrverbände", von einem deutschen   Hoch­schullehrer( Verlag Wilhelm Srefenat, Berlin  1932) ist in dieser Zeit erbittertsten Kampfes von großer Wichtigkeit.

Die Ideologie des völkischen Alldeutschen Ver­ bandes  , der vor dem Kriege in den ,, oberen" Kreisen( Beziehung zur Regierung) eine Rolle spielte, läßt sich schon aus dem Ausdruck ,, All­ deutsch  " charakterisieren. Der Begriff all= deutsch  " ist ein Herrschaftsbegriff mit erpan­fiver Tendenz. Er bedeutet aggressive Haltung gegenüber dem Auslande, Verlangen nach einem Angriffstrieg, Streben nach einer Welt­hegenomie, Annerionspolitik und krassester mperialismus. Aus dieser völkischen Ideo­gie ist der Weltkrieg geboren. Kampf gegen awes und Young- Plan, gegen die Reparationen und all das, was nur ein Resultat ihrer eigenen Politik ist, dient als Köder zur Gesinnung der= jenigen Elemente, die die soziologischen und politi­schen Zusammenhänge nicht fennen, daher die Tendenzen und wahren 3jele nicht durchschauen.

Der Alldeutsche Verband  " beruht auf vier mit­einander verwandten Grundgedanken: 1. auf den ,, Bölkischen", 2. auf den Machtgedanken", 3. auf der Bekämpfung der ,, Verschweizerung" des deut­ schen   Volkes und 4. dem ,, Pangermanismus" und dem Imperialismus.

Eines der markantesten Kennzeichen des AV. ist das Streben um Mach t", nur Macht im physischen Sinne, die durch Worte: ,, in der Bo­litik entscheidet nicht die Liebenswürdigkeit und der tief philosophische Geist einer Versammlungsrede, fondern die Zahl der Kanonen" charakterisiert werden kann. Der Wille zur Macht ist der Motor des politischen Handelns, Recht und Moral sind ihm untergeordnet, er bedeutet: ,, Leben und das Leben der anderen bestimmen."

Nach dem Kriege packte die Aldeutschen die Angst vor der Berschweizerung" Deutsch­ lands  , Angst vor dem Erlahmen des Willens zur Macht im Volke. Verschweizert" sein bedeutet, ohne Expansionsgedanken und Annexionspolitik mit einem bestimmten Lebensraum verbunden für einen fulturellen Aufbau zu leben, Verschweize rung bedeutet auch die selbstverständliche Ver­mischung von Rassen, und dieser Verschweize= rung" auf dem Gebiete der Rasse, der Politik, der Wirtschaft, der Kultur, gilt der Kampf.

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Die zunehmende Kultur, die mit Ent­militarisierung und Abrüstung Hand in Hand geht, wird als Krankheit bezeichnet. Für diese Kriegshezer tam der Krieg viel zu spät. Aber auch nach dem Kriege waren die Alldeutschen  " von ihrem Machtgedanken nicht furiert. Eine ihrer ersten Forderungen, die sie in der Bamberger  Tagung 1919 erhoben, war der Wiederaufbau des Heeres und nach wie vor ist die Macht, vor allem die Militärmacht, ihr Göze ihr einziger Weg zur Freiheit- deswegen sind sie im wahrsten Sinne fulturlos".

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Mit dieser alldeutschen Gedankenwelt ist auch der Pangermanismus" verbunden. Der Pangermanismus ist die Ideologie der Expansion der Deutschen   über Europa  , um Deutschland   zu einer herrschenden Weltmacht zu erheben. Die Schaffung eines A11deutschland" geht über die Leichen der anderen Völker. Vor allem gilt die slawische Vormacht Rußland   zu schlagen und mehrlos zu machen. Nur nach der Niederlage dieses Feindes" wird es möglich sein, ein ,, Alldeutschland" zu schaffen. Die All­deutschen waren auch die Einpeitscher des imperia­listischen Gedankens in Deutschland  , denn sie lehrten, daß Deutschland   die Weltherrschaft er= obern müsse und das mit Waffen, durch Krieg. Nachdem ihre imperialistischen Machtbestrebun­gen Schiffbruch erlitten hatten, konzentrierte sich der AV. auf die Bekämpfung der Ver= itlavungsgesetze und die Diskreditie rung und Schmähung des Staates von Weimar  , der verschwinden muß, um einem völkischen Staat Platz zu machen, deffen Grund­idee nicht die Sorge für das Wohlergehen der Bürger, fondern die Gestaltung des Boltes zu einer wahren Volkspersönlichkeit, die Formung einer deutschen   Volksseele ist. Kurz die Auf­artung des deutschen Volkes". Damit hängt eng die Rassenfrage, vor allem die Juden­frage zusammen: Erbfaifertum, Ber. sklavung der Frau und Abschaffung der Demokratie sind im völkischen Staat Selbstverständlichkeiten.

Man wundert sich nicht weiter, wenn diese Ideo­logie im Ausland Erbitterung, Mißtrauen und Feindschaft gegen Deutschland   schuf. Mißachtung fultivierter Nationen gegen diese Ideologie der Barbarei.

Ein großer Teil des Buches ist den Wehr­verbänden gewidmet. Der Stahlhelm ist der größte und wohl jetzt auch politisch bedeutendste Wehrverband. Es wird bewiesen, daß der Stahl= helm längst nicht mehr nur eine organisatorische Zusammenfassung des Frontsoldatentums bedeutet.

Der Stahlhelm hat in der legten Zeit eine be­sondere politische Aktivität entwickelt. Nach dem Zusammenwirten mit Hugenberg   und Hitler an­läßlich des Boltsbegehrens gegen den Young- Plan hat der Stahlhelm mit dem Volksbegehren einer Auflösung des Preußischen Landtags   die politische Führung in einer entscheidenden Aktion der ,, Na­tionalen Opposition" an sich gerissen. Der Stahl­helm steht heute in der Front Hugenberg- Hitler. Die Gegenfäße zwischen NSDAP  . und Stahlhelm sind nur scheinbar, vielmehr ist ihre Arbeit ge=

teilt zwischen parlamentarischer und außen­parlamentarischer Aktion. Dieser, wie auch alle anderen völkischen Wehrverbände sind, von ideo­Logischen Nuancierungen abgesehen, die Träger des völkischen Gedankens, des Krieges, der Wehr­haftigkeit und des Frontsoldatentums. Sie sind die Vorposten im Rampf gegen die Herrschaft des ,, Pöbels", sie sind die Garde des Kapitals gegen die Arbeiterklasse, gegen den Marrismus, gegen die Gedanken der internationalen Verbrüde­rung. Ihre Namen sind verschieden: Werwolf",

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,, Wifing", Tannenbergbund" ,,, Bund Oberland  ", ihre Tressen und Uniformen find verschieden, aber der Geist ist der gleiche, der alldeutsche, der völkische.

Ihr Ziel ist ein gemeinsames: Kampf dem Fortschritt Kampf dem Marrismus Kampf dem Bolschewismus.

Das Buch ist weniger eine Sammlung privater Meinungen des Verfassers als eine exakte Zu sammenstellung von Belegmaterial aus der völki­schen Presse und Literatur. Der Verfasser läßt die Völkischen für sich sprechen und von sich erzählen -und nichts wirft erschütternder und überzeugen­der wie diese unglaubliche Wahrheit, wie diese nadten Tatsachen. Dr. Maria Faẞbender.

Der Kreis um Jünger

Die geistige Kraft der marristischen Ideenwelt fann sich nur bestätigen, indem sie alle anderen ,, Welten" in sich einzubeziehen vermag. Der Margismus darf teine Konfession sein, er ist eine geistige und politische Kraft, die sich in der An= eignung anderer Kräfte stärkt und bewährt. Oft aber ist das, was sich vom Marrismus so deutlich und entschieden unterscheiden möchte, nur ( bewußt oder unbewußt) marristisches Gedankengut, freilich mit anderen geistigen Quellen verschmolzen.

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Zu den interessantesten Gestalten der jungen deutschen   Rechten, die man von dem rüden Hakenkreuzlertum sehr wohl unterscheiden muß, gehört Ernst Jünger  , dessen soeben erschienenes Buch Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt"( Hanseatische Verlagsanstalt  , Hamburg  1932) zu einer Konfrontation mit margistischen Weltauffassung gut geeignet ist. Es ist freilich sehr schwierig, von Jüngers Gedanken­zug eine flare Vorstellung zu geben. Ernst Jünger  argumentiert und beweist nicht, er bewußt jede analytische logische Methode, sein Denkstil ist optimistisch. Er sieht Dinge, gesell­schaftliche Verhältnisse, stellt seine Sicht vor den Leser hin, angreifend und mit der Geste: So ist es und nicht anders. Der eigentümliche Denkstil Jüngers erinnert an Oswald Spenglers Physiognomischen Tatt", der für die Methode jeines Hauptwertes Der Untergang des Abend landes" bezeichnend ist. Dieser Denfftit birgt frei­lich große Gefahren in sich. Er ist schwer zu fontrollieren und der sichere, mutige Ton, in dem die Säge voregerziert werden, vermag über den begrenzten Subjettivismus nicht hinwegzutäuschen. Dennoch wäre es falsch, an einem solchen Buche mit dem überlegenen Achselzucken des logischen

Systematikers vorüberzugehen. Wir haben auch damals troy aller Einschränkungen Oswald Spengler   gelernt.

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Ernst Jünger   sieht eine alte Welt untergehen, eine neue ist im Werden, deren Ordnung kann er aber noch nicht sehen. Er versucht die Momente des neuen Werdens, die in der Unordnung des gegenwärtigen Lebens eben durchbrechen, festzuhalten, er will ein Werdendes mit einer statischen Methode festhalten, denn die Dinge optisch oder gestalthaft" sehen, heißt sie statisch sehen. Die Methode ist, scheint mir, von vornherein den Dingen nicht angemessen.

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Der Weltkrieg ist für Jünger der große Ein­schnitt, der eine versinkende und eine neue Welt trennt. Die neue Welt wird eine Welt der Arbeit und des Arbeiters sein.., um dies begreifen zu können, muß man allerdings einer anderen Auffassung der Arbeit als der herkömmlichen fähig sein. Man muß wissen, daß in einem Zeitalter des Arbeiters, wenn seinen Namen zu Recht trägt und nicht etwa so, mie sich alle heutigen Parteien als Arbeiter­parteien bezeichnen, es nichts geben kann, was nicht als Arbeit begriffen wird. Arbeit ist Tempo der Faust, der Gedanken, des Herzens, des Lebens bei Tag und Nacht, die Wissenschaft, die Liebe, die Kunst, der Glaube, der Kultus, der Krieg: Arbeit ist die Schwingung des Atoms und der Kraft, die Sterne und Sonnensysteme be= wegt." Die Welt des Arbeiters ist demnach die ganze Welt, nicht die partikulare Welt eines Standes oder einer Klasse, Vorstellungen, die aus der alten Welt nicht herausführen. Was ist die Welt der Arbeiter aber anderes als die neue Welt, die Marg schon im Kommunistischen

Die schwarze Front

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Unter den Gruppen, die von der NSDAP  . abgesplittert sind, verdient die Schwarze Front unter der Leitung von Dr. Otto Straßer  , dem Bruder Gregor Straßers, be= sondere Beachtung. Im weiteren Sinne gehören zur Schwarzen Front auch Bünde   wie ,, Werwolf", ,, Oberland", der Widerstandskreis" um Niekisch  und der Tat- Kreis  " um 3ehrer; im engeren Sinne ist darunter die von Straßer   persönlich geleitete Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten"( Abzeichen: Hammer und Schwert) zu verstehen, die unter der schwarzen Fahne marschiert und sich neuerdings in der ,, Schwarzen Garde" eine eigene Schußtruppe zu schaffen beginnt. Otto Straßer  , Kriegsfreiwilliger, Frontoffizier, nach dem Kriege Student und später eine Zeitlang in der Verwaltung und in der Wirtschaft tätig, tam bei der Revolution zur SPD., war Vorstandsmitglied des Republikani­schen Führerbundes, des Vorläufers des Reichs­banners, und führte während des Kapp- Butsches eine rote Hundertschaft. Später stößt er zum Kreise Moellers van den Bruck, des eigentlichen geistigen Führers der gesamten konser­vativen Bewegung der Nachkriegszeit( Schrift: ,, Das Dritte Reich"), und kommt auf diesem Wege zur NSDAP., wo er gegenüber dem ewig lavierenden Hitler eine scharf revolutionäre und sozialradikale Richtung( Nationalsozialistische Briefe") vertritt, die schließlich im Mai 1930 zum Bruch mit Hitler und zum Austritt Straßers aus der NSDAP  . führt.

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Otto Straßer   bekennt sich gleichzeitig zum Sozialismus und zum Nationalismus, zieht aber eine scharfe Trennungslinie zur NSDAP., die er, jedenfalls in ihrer Führung, als total verbürger­licht scharf bekämpft. Straßers Sozialismus" gründet sich auf drei Forderungen: Aufhebung des Privateigentums, Autarkie und Binnenwährung. Er lehnt den Staatssozialismus ab und hat dafür ein eigenes wirtschaftliches Enftem ersonnen, das auch schon in den Ausdrüden start an mittelalterliche Formen erinnert. Das Eigentum an den industriellen und agrarischen Produktionsmitteln soll auf den Staat übergeführt werden. Der Betrieb der Fabrit, des Bauern gutes mird aber von ständischen Berufsförper

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schaften geeigneten Persönlichkeiten zu Lehen", das heißt zur selbständigen Betriebsführung, wenn auch unter der Kontrolle der Berufskörper­schaften, gegeben. An die Stelle der Steuern tritt der eh n te", der von allen Betrieben erhoben wird. Das Handwerf wird wieder in 3ünfte" gegliedert, die das Recht zum Gewerbebetrieb verleihen. Im übrigen tritt Straßer in starkem Maße für die Reagrari­fierung" Deutschlands   ein, die er durch eine rücksichtslos durchgeführte Autonomie in der Zoll­und Handelspolitik erreichen will. Politisch erstrebt Straßer die Beseitigung des Parteien­staates, der parlamentarischen Demokratie, lehnt aber den Faschismus energisch ab. An Stelle dessen will er eine lückenlos durchgeführte ständische Ordnung( Reichsständekammer, Landschafts- und Kreisständekammern), daneben einen auf Lebenszeit gewählten Reichspräsidenten, etwa mit dem Titel Herzog".

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Außenpolitisch lehnt Straßer zwar jeden Imperialismus ab, erstrebt aber die Beseitigung des Versailler Vertrages auf friegerische m Wege. Neuerdings freilich scheint er sich dem Gedanken der Verständigung mit Frankreich  stärter zuzuneigen, nachdem er in Paris   mit französischen   Sozialisten und Radikalsozialisten gesprochen hat. Dagegen hält er den Krieg mit Polen   für erstrebenswert und unvermeidlich.

Die Schwarze Front   befindet sich heute noch allzustark in der Entwicklung, als daß sich ein endgültiges Urteil über sie fällen ließe. Unver­tennbar ist der start romantische Zug in ihrer Programmatit, die sich überhaupt allzusehr von der heutigen Wirklichkeit Deutschlands  , das ein Staat der Massen und in hohem Maße industriali­fiert ist, entfernt. Der Hauptmangel des Wirt­schaftsprogramms ist, von dem ,, Lehenssystem  " ganz abgesehen, daß planwirtschaftliche Gedanken überhaupt fehlen. Politisch find alle Einwände zu erheben, die gegen den Ständestaat überhaupt zu erheben sind. Praktisch bedeutet er die Bernichtung der Demokratie. Am gefährlichsten aber ist der außenpolitische Teil des Straßerschen Pro­gramms, der nur zu einem erneuten Krieg und bamit zum Untergang Deutschlands   und Europas  führen müßte. Hans Pfeiffer  .

Manifest" vorausgesehen hat, die Welt, welche die geschichtlichen Zielsetzungen aller bisherigen Klassen zusammenfaßt und zu einer neuen Welt gestaltet?

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Es gibt keine Möglichkeit, vor dieser neuen Arbeitswelt zu fliehen. Auch der Bauer, der statt mit Pferden mit Pferdekräften zu arbeiten beginnt, wird zum Arbeiter im neuen Sinn, wenn. er nicht untergehen will. Die anonymen Massen des 19. Jahrhunderts werden zu den gegliederten Gefolgschaften des neuen Jahr­hunderts. Die Individualitäten schwinden, an ihre Stelle treten Typen. Jeder Gang durch die Straßen unserer Großstädte, meint Jünger, zeige dies. Die geheimnisvolle Welt der Unendlichkeit der alten Welt ver­schwindet, an ihre Stelle tritt eine durch den totalen Arbeitsprozeß gestaltete neue Welt. ,, Es leuchtet ein, daß sich in diesem sehr präzis, sehr fonstruktiv gewordenen Raum mit seinen Uhren und Meßapparaten das einmalige und individuelle Erlebnis, durch das eindeutige und typische ersetzt. Das Unbekannte, das Geheimnisvolle, der Zauber, die Mannigfaltigkeit dieses Lebens liegt in seiner abgeschlossenen Totalität, und man nimmt an dieser Welt teil, insofern man ihr gegenübersteht." Die Freiheit besteht in dem Maß, in dem sich die Totalität der Welt, in die der Mensch einbezogen ist, ausdrückt.

Die Technik mobilisiert die Welt in der Gestalt des Arbeiters. Sie zerstört die überlieferten Ordnungen bis auf den letzten Rest. Die Phase der Zerstörung wird abgelöst durch eine wirkliche und sichtbare Ordnung, wenn jene Rasse(!) zur Herrschaft gelangt, die die neue Sprache nicht im Sinne des bloßen Verstandes, des Fortschrittes, des Nuzens, sondern als Elementarsprache zu sprechen versteht... Erst dann ist es möglich, die Technik wirklich und widerspruchslos in Dienst zu stellen, wenn sich in den einzelnen und den Gemeinschaften, die über sie verfügen, die Gestalt des Arbeiters repräsentiert." Der Arbeiter­sta at wird das Zeitalter der liberalen Demo­fratie ablösen. Dieser neue Arbeiterstaat tann jedoch kein Staat der Restauration sein; die Bes mühungen zur Wiederherstellung des Stände­staates oder der konstitutionellen Monarchie sind für Jünger nur der Beweis, daß die bürgerliche Welt noch nicht völlig abgedankt hat. Ein um faffender Arbeitsplan habe den neuen Menschen. typus in Gehorsam und Dienst zu ordnen.

Man wird wohl schon dieser gedrängten Ueber­sicht entnehmen können, wo das gestalthafte Sehen Jüngers seine Grenzen findet. Er vermag nicht, in die eigentlichen gesellschaftlichen 3 u sammenhänge einzudringen. Jünger denkt bewußt ungeschichtlich. Der Mensch ist ihm ein Priegerisches Wesen: der Mensch ist... nicht gut, sondern er ist gut und böse zugleich." Jünger interpretiert sich hier selber falsch. Sein Urbild vom Menschen ist der böse Mensch. Der Mensch ist der Feind des Menschen.( Homo homini lupus.) Diese zutiefst ungeschicht liche Auffassung vom Menschen widersprit jedoch dem geschichtlichen Ansaz Jüngers, der seit dem Weltkriege eine neue Welt im Wer­den sieht; deshalb versagt auch sein Denken gegen­über allem Institutionellen. So eindringlich die veränderte Gestalt des heutigen Menschen be leuchtet wird, wenn von Architektur, Film, Radio, Musit, Landschaft, Straße, Stadt die Rede ist, geradezu naiv wird die Kritik am Spätkapitalis­mus, der eben nicht als Gestalt. sondern nur als Prozeß zu fassen ist. Hier erweist sich die unendliche Ueberlegenheit des Marrismus, der nicht nur die Fassade der Gegenwart, sondern ihr lebendiges Hineinströmen in die Zukunft auf­zuzeigen vermag. Eine sozialistische Arbeits. ordnung, die dem Fundament der Margschen Prinzipien aus lebendig fortdenkt und handelt, beschränkt sich feineswegs aufgeschaute" Bemerkungen über Eigentum und Arbeitslosen­problem, sondern packt die Dinge fest im Hier und Jezt an. Der heroische Realismus" Jüngers wird unter der Bucht der zur Entscheidung drängenden Gegenwart zur Illusion; nicht ,, Wenige" tragen die Verantwortung bes neuen Werdens, sondern alle, die die geschichtliche Mission des Arbeiters auf sich nehmen und zu ihrer Erfüllung bereit sind. J. P. Mayer.

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