Bertrauensperson Gontard Enthüllungen über einen Wirtschaftsführer
Leipzig . 14. November. In der Nachmittagssitzung des Bullerjahn- Prozesses teilte«enatspräsident Dr. Biinger zu- nächst mit. dag der als Zeuge geladene«christ- steller Jakob Salomon nicht erscheinen werde. Hierauf wird als Zeuge Dr. Q u a n d t, der jetzige Vorsitzende des Aufsichtsrats der Berlin - Karlsruher Jndustriswerke, über die Glaubwürdig- keit des Herrn von Gontard vernommen. In seinen früheren Aussagen hat Dr. Ouandt erklärt, Gontard habe widersprechende Berichte gegeben, und dies als krankhaftes verhalten bezeichnet. Der Zeuge Quandt erklärt: Mitte Juni 1928 legte der gesamte Autsichtsrat der Werke sein Amt nieder. Hierauf wählte eine ordentliche Generalversammlung«inen neuen siebenköpfigen Aufsichtsrat. der wiederum mich zum Vorsitzenden berief. Der Aufiichtsrat bildete «ine dreigliedrige Wirtschaftskommission, deren Verhandlungen ich zu leiten hatte und dem im übrigen von der Direktion nur Herr von Gontard angehörte. Unstimmigkeiten haben sich wiederholt ereignet, obwohl die ganze Zusammenarbeit nur «trpa 2 bis 3 Wochen gedauert hat, da Herr von Gontard sein Amt bereits vor dem 15. Oktober 1928 niedergelegt hat. Ueber das Verhalten von Gontard habe ich in meiner ersten Vernehmung
den Ausdruck„trankhast" gebraucht. Jetzt möchte ich meine Meinung dahin zusammenfassen, daß es vielleicht ein innerer Wider st and war, den er dem neuen Aufiichtsrat ganz natür- licherwsise entgegensetzte. Das ist der Eindruck, den ich heut« von der Sache habe. Der Vorsitzende bringt dann die sogenannte Urkundenfälschung zur Sprache, wegen der ein Prozeh gegen Gontard geführt wurde. In einem Protokoll war festgestellt worden, dah 319 0 9 9 Mark Zurück st ellungen erfolgen sollten. Nachträglich waren diesem Protokoll zwei handschriftliche Zusähe hinzugefügt worden, und zwar„bis auf weiteres" und sodann „für Vorstand und Oberbeamte". In dem Prozeh stand die neue Verwaltung auf dem Standpunkt, dah diese Zusätze erst nach Unterzeichnung durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Geheimrat Hagen , erfolgt seien, während Gontard behauptete, die Zusätze seien vor der Unterschrist gemacht worden. Der Zeuge Quandt erklärt: Zunächst machten die Zusätze auf uns den Eindruck, daß sie nachträglich gemacht worden seien. Wir haben uns daher an Herrn Geheimrat Hagen gewandt. Dieser hat aber erwidert, er könne sich darauf beim besten Willen nicht besinnen. Es sei möglich, daß die Unterschrist vorher oder auch nachträglich ersolgt sei. Unter diesen Umständen haben wir alle Vorwürse gegen Herrn von Gontard in dem Prozeh zurück- » genommen. Der Vorsitzende stellt dann fest, dah der Prozeß mit einem Vergleich ausgegangen ist, der auch eine Ehrenerklärung für Herrn von Gontard enthiest, und weiter, daß der Vergleich vom Richter selbst angeregt wurde. Rechtsanwalt Dr. Rosen seid fügt hinzu: Die Vorgänge haben sich im Jahre 1928 abgespielt. Die erste Aussage des Zeugen Quandt ist am 27. Juni 1931 ersolgt. Hat sich zwischen dem Juni 1931 und heute etwa» ereignet, wodurch Ihre Auf- sassung geändert wurde?— Zeuge: Nein, in keiner Weise.— Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld nimmt den Zeugen über diese Frage in ein scharfes Kreuzverhör, ebenso Rechtsanwalt Dr. Sinzheimer. Im weiteren verlauf der Erörterungen über
UZetler in Berlin : Bewölkungszunahme, Tem- peraturen wenig verändert, keine wesentlichen Niederschläge, schwache, nach West drehende Winde — In Deutschland : Im ganzen wolkiger, im Nord- oston meist Niederschläge und mildere Nacht. Sonst noch vorwiegend trocken und Temperaturen wenig verändert.
Geheimrat Hägen habe einmal gesagt, daß nach seiner festen Ueberzeugung die Zusähe nachträglich gemacht worden seien. Zeuge Ouandt erklärt sich außerstande, hierüber Bescheid zu geben. Als letzter Zeuge des 8. Verhandlungstages wird dann Kammergerichtsrat Geyer vernommen. Der Zeuge Geyer hatte nach dem Landgerichts- rot Krüger im Frühjahr 1925 die Vorunter- diese Irage behauptet R.-A. Dr. Rosenfeld. suchung im Falle Bullerjahn übernommen. Er hat Herrn v. Gontard im April 1925 als Zeugen protokollarisch vernommen.— Vors.: Welchen Grund hatten Sie dazu, nachdem Herr von Gontard bereits durch Landgerichtsrat Krüger vernommen war?— Zeuge: Ich wollte mir ein Bild von dieser Vertrauen»- person machen. Für die erste Verhandlung war dem Zeugen nur eine beschränkte Aussagegenehmigung erteilt worden. Er durste sich über die Persönlichkeil der Vertrauensperson nicht äußern, auch nicht darüber, ob er Deutscher oder Ausländer war. Vorsitzender: Dann hat man an Sie die Frage gerichtet, ob die Vertrauensperson einen glaubwürdigen und vertrauenerweckenden Ein- druck gemacht habe. Darauf haben Sie gesagt: „Ich kann die Frage mit gutem Gewissen be- jähen." R.-A. Dr. Rosenfeld: Wer hat Sie eigent- lich veranlaßt, den Namen des Herrn von Gon- tard nicht zu nennen? Zeuge: Das war in den Akten enthalten. R.-A. Dr. Sinzheimer fragt: Haben die Herren v. Gontard nicht gefragt, weshalb er denn durchaus der„Mann im Dunkeln" bleiben wollte?
Es ist wie Ballspiel zwischen Film und Bühne: beharrlich werfen sie einander ihre goldenen, ihre Erfolgbälle zu und kümmern sich den Teufel um die komischen Leute, die immer wieder behaupten, Film wie Bühne hätten ihr« eigenen, unver- wechselbaren, einander übrigens entgegengesetzten Möglichkeiten und Gesetze. Es tue nicht gut, Operetten in Filme und Film« in Operetten zu verwandeln: und täte not, jeden Stoff für jede der Gattungen von Grund auf anders zu gestalten. Was etwa mit filmischer Auflösung der Szene(die ja nur von Stümpern versäumt wird: so schwer sie auch Meistern fällt, wenn z. B. ein zugkräftiges Liedlein durchaus zu Ende gesungen werden muß), was mit ein paar technischen Hand- und Kunst- griffen noch lange nicht getan ist und in viel tieferer Schicht beginnen müßte. Das aber ist es ja: die tieferen Schichten werden wie flüssiges Feuer gemieden... Hier also wird Lehars „Friederike " zum Filmwerk. Ausgangspunkt ist wieder die Operette, was man an vielem noch merkt. Inhaltlich aber soll uns das Verhältnis beider gleichgültig sein, soll uns nur die Frage beschästigen: Was erlebt hier der naive Zuhörer, der ja trotz des Goethe- Jahrs von Goethe wenig weiß? Ein überaus lustiges Studentlein, einen sozusagen aus Alt-Heidelberg in sommerlich elsässische Lande entsprungenen Kumpan, der mit Mady Christians Allotria treibt; den der Herzog von Weimar unter der Bedingung, nicht zu heiraten, von Knebel abholen läßt: den sie dann freigibt, „damit er groß und herrlich werde". Wobei der Gute ihren Schmerz, ihren Verzicht, wobei er gar
Hauptmann-Literatur Das Jubiläum Gerhart Hauptmanns hat eine ganze Literatur hervorgerufen. Schon vor einigen Monaten erschien in Hauptmanns Verlag— S. Fischer, Berlin � gewissermaßen als offiziell« Huldigung die Würdigung von Hans von Hülsen : „Gerhart Hauptmann , 70 Jahre seines Lebens." Ein Reihe seltenerer Bilder und sonstiger Dokumente geben dem Buch ein besonderes Ge- präge. Im gleichen Verlag erschien eine Samm- lung von Ansprachen von Gerhart Hauptmann unter dem Titel„U ni V o I k u n d G e i st". Der Dichter des Florian Geyer wird hier besondere beredt, wenn c» um die Einheit Deutschlands geht, die„entdeckt, geführt, ergründet, erkannt, erlebt, erfunden und im Schmelzprozeß der Begeisterung geboren werden muß". Gerhart Hauptmann hat auch bereits feinen Eckermann gefunden. Joseph C h a p i r o hat„G e- spräche mit Gerhart Hauptmann " ge- sammelt und im S.-Fischer-Verlag erscheinen lassen. Für den. der dem Menschen Hauptmann nahekommen will, ist hier eine Fundgrube tieferer Einblick« eröffnet. Nur schade, daß Herr Chapiro kein solcher Spiegel und Echo ist, wie ihn Goethe in Eckermann fand.—„Die Nene Rund- schau" hat eine ganze Hauptmann-Nummer in ihrem Novemberheft zusammengestellt. Beiträge
Zeuge: Ich glaube nicht. Auch daran er- innere ich mich nicht, ob der Angeklagte Buller- jahn mich direkt gefragt hat:„Ist die Vertrauens- person vielleicht Herr v. Gontard?" Hierauf wird die Verhandlung auf Dienstag- vormittag vertagt. Eän Belastungszeuge Heute wurde zunächst der Betriebs- i n g e n i e u r Georg Groß vernommen, der telegraphisch von einer Geschäftsreise aus Spanien herbeigerufen worden ist. Der Zeuge war bis zur Stillegung des Werkes 25 Jahre bei den Berlin -Karleruher Jndustriewerken. Seine Tätig- keit wechselte sehr häufig. Zuletzt war ihm die selbständige Leitung mehrerer Abteilungen über- tragen, die namentlich die Verwaltung der Ma- terialien aus der früheren Fabrikation betrafen. Die Spezialm aschinen zur Herstel- lung von Waffen, die darin einbegriffen waren, waren auf alle Räume verteilt. Der Zeuge schildert mehrere Besuche, die Bullerjahn bei ihm gemacht habe. Der erste Besuch fand etwa ein Vierteljahr nach B.'s Eintritt in die Werke statt. Wir haben uns, so erklärte er, freundschaftlich unterhalten. Ich habe ihm aber gleich zu verstehen gegeben, daß meine Sachen eine rein technische Angelegenheit seien und immer unter technischer Ver- waltung gestanden hätten, und daß ich nicht einsehe, was Bullerjahn damit zu tun habe. Eine zweite Unterhaltung hatte dasselbe Ergebnis. An- schließend daran hat Bullerjahn mit der Direktion gesprochen, denn ich wurde in der Zwischenzeit von meinem technischen Direktor Gebauer ange- wiesen, Bullerjahn in die rein k a u f m ä n- nische Seite Einsicht zu gewähren, dies aber
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nichts merkt und losfährt: junger Herr aus großem Haus, zu Höherem bestimmt... Wir wissen sehr genau: die Tonfilmbühn« ist, wenigstens heutzutage, nicht der Spiegel, der Lust und Leid solcher Jugend ungebrochen zu reflek- Ueren vermöchte; auf das Idyll kam's an, auf Sesenheim , auf die Leharschen Liebeslieder— und nicht auf jene dunklen Stunden, in denen mensch- liche Verantwortung gegen übermenschliche Be- rufung stand, und« i n Leben für ein anderes, größeres zerbrach... Aber muß denn die Un- Wahrhaftigkeit so hahnebüchen, die Psychologie so defekt, die ganz« Anlage so unverschämt verkitscht sein? Hier schließt sich freilich der Ring, der not- wendigen Betrachtungen: das kommt davon, wenn Wolfgang Goethe via Operette in den Tonfilm- Himmel eingeht... Der Film selbst(Regie und Drehbuch: Fried- m a n n- F r e d e r i ch) ist ganz ausgezeichnet photographiert, ist darstellerisch außerordentlich gut und charakteristisch besetzt. Am schwächsten vielleicht B o l l m a n n, so gut er singt, der freilich die ungeheuer schwere Aufgabe hat, Goethe zu sein, an dessen Jugend so viel Träume hängen. Das liebe, lose Mädchen ist Mady Christians , die gegen Schluß in Großaufnahmen schmerzzerissen singen muß(Operettentechnik! unmöglich im Film!) und auch dabei noch stark und eindrucksvoll bleibt. H ö r b i g e r und Ida Wüst als Pfarrer und Pfarrerin Brian, Otto Wallburg als Freund Wagner und nicht zuletzt Adele S a n d r o ck als Madame Schöll machen einem ausschließlich und viel Vergnügen. — ich
von Alfred Kerr , Thomas Mann , Franz Werfel , Karl Zuckmayer, ferner von Jakob Wafiermonn, Emil Ludwig . Max Liebermann und Gertrud Eysoldt geben dem Heft einen reichen Inhalt. Be- sonders wichtig aber wird es durch Originalbeiträge Gcrhart Hauptmanns. Er erzählt aus seinen Kind- heitserinnerungen, steuert«in Fragment aus dem Roman Merlin bei. Die schönste Gabe aber ist ein Gedicht von Gerhart Hauptmann „Anstieg", natur- Haft und zugleich symbolisch. Die Bühnengenossenschast widmet ihrem Ehren- nntglied ein Erinnerungsheft mit zahlreichen Bei- trägen von Bühnenleitern, Regisseuren, Schau- spielern.' Sie beweisen, wie tief Hauptmanns Drama in unserem Bühnenleben verankert ist. Die Festspielplän« der deutschen Theater, die jetzt Hauptmann spielen, geben Zeugnis von der Le- bendigkeit seines Wertes.
Ein Vorkriegsantisemit Hitler war nicht der erste, der die politische Zugkraft des Antisemitismus auf die unaufgeklärten Massen für seine Zweck« verwendet hat. Die deutsche Vorkriegsgeneration durfte sich dafür an seinen unmittelbaren Vorläufern er- götzen: an dem Hosprediger Stöcker, an dem dilettantischen und tendenziösen„Rassenforscher"
auf die laufende Fabrikation zu be- schränken, die frühere Fabrikation also auszu- nehmen. Als Bullerjahn ein drittes Mal zu mir kam, etwa Mitte 1924, habe ich dementsprechend bereitwilligst die laufende Fabrikation gezeigt. Ich habe ihn dann allein gelassen, damit er in Ruhe diese Sachen ansehen könne. Als ich wiederkam, sah ich, daß Bullerjahn auch andere Schränke be- sichtigte. Er war sogar hochgeklettert, um zu sehen, was auf einem Regal war. Da bin ich eingeschritten und habe gesagt:„Herr Bullerjahn, jetzt ist Schluß. Das sind Sachen aus frühe- r« n Zeiten, die Sie nichts angehen." Vors.: Was hat Bullerjahn bei seinem dritten Besuch eigentlich gesagt? Zeuge: Dem Sinn nach:„Das interessiert mich ja nicht, was ich sehen soll. Ich will ja gerade das andere sehen." Vors.: Weshalb wollte er nach Ihrer Ansicht wohl das frühere sehen? Zeuge: Damals nahm ich an, daß es Neugierde war. Vors.: Hat der Angeklagte sür das laufende Material nicht das gleiche Interesse gehabt oder ist seine Aeußerung etwa so zu verstehen, daß er meinte, da» laufende kenne ich? Z e u g c: Jawohl. Vors.: Sie haben früher gesagt, Sie hätten den Eindruck gehabt, das Lager Groß sei nicht revi- diert worden, denn der Angeklagte hätte die Sachen nicht gekannt. Anschließend hält der Bor - sitzende dem Zeugen vor, daß der Zeuge Plaschke dem Angeklagten Bullerjahn imAuftragedes Herrn v Gontard mitgeteilt habe, es solle energisch revidiert und auch das Lager Groß nicht ausgeschlossen werden. Konnte da Bullerjahn nicht annehmen, daß er berechtigt war, das Lager zu revidieren? Der Zeuge beruft sich demgegenüber darauf, daß er nach den Weisungen des Direktors Gebauer an- nehmen mußte, Bullerjahn habe nicht das Recht dazu. Hierauf schildert Bullerjahn den Besuch bei Groß, den er aus die durch Plaschke übermittelte Aufforderung Gontards unternommen habe. Zu- nächst habe er die Kartothek, nachgesehen, aber dies für zwecklos halten müssen, da w o ch e n- lang keine Eintragungen erfolgt waren.
Chamberlain, an dem polternden Publizisten Theodor Fritsch , der die Weisen von Zion erfunden hat. und schließlich auch an dem Literarhistoriker Adolf Bartels . Bartels, der heute vor 79 Jahren in Wessel- buren geboren wurde(der Geburtsort auch Fried- rich Hebbels), ist, wie sehr viele Literarhistoriker, eigentlich ein daneben geglückter Dichter. In Thüringen versuchte er sich mit Friedrich Lienhard als Schöpfer einer neuen Kunstrichtung in der Literatur. Bartels und Lienhard verkündeten, daß der aufgeklärte Großstädter ein seelen- und wert- loses Geschöpf, der bäuerlich dumpfe Mensch hin- gegen der einzig echte Vertreter des deutschen Volkes sei. Der wahre deutsche Dichter habe, so meinten sie, die ländliche Heimat und die mit ihr und ihren Sitten verwachsenen Menschen zu schil- dern und alles„Volksfremde" mit Nichtachtung zu strafen. In ihren reaktionären Idealismus paßte es, die geschworenen Feinde jedes klaren Bewußt - seins, jedes unbestechlichen Intellekts zu sein, weil der ja bekanntlich„zersetzend" ist. Was Bartels als Dichter nicht gelang, gelang ihm als Geschichtsschreiber der Literatur. Er ent- faltete eine umfangreiche kritische und historische Tätigkeit, ein wohlgesinnter Fürstenhof beglückte ihn mit dem Prosessorentitel, er wurde bekannt und in immer neuen Auflagen viel gelesen. Der Fleiß und die Zielsicherheit, mit denen Bartels die Familienverhältnisse aller lebenden deutschen Dichter durchwühlte, um zu jedem Werk die nötige Rassenunreinheit zu finden, verdient immerhin die Verwunderung und jene Art entsetzten Staunens, das der normale Mensch für die verbohrten, aber übermenschlichen Leistungen eines Manischen auf- bringt.
Auch eine Geburtstagsgabe Ein Rundsunkprogramm„Hallo, London . hier i st Berlin !", das die Berliner Funkstunde am Montagabend sandte, war, wie man aus den einführenden Worten ver- nahm, als Geburtstagsgruß gemeint für den zehn- jährigen englischen Rundfunk: Von einem armen Volk erwartet man gewiß keine groß- artigen materiellen Gaben; aber sind wir schon so arm an Geist, wie diese Sendung es uns und unsere englischen Freunde glauben machen mußte? Ein wirres Gemisch von Opernmusik, Operetten- schlagern, Tanzmusik, dessen Sinn der deutsche Hörer einigermaßen aus den eingestreuten Texten enträtselte, wurde eine Stunde lang aus die Hörer losgelasien. Da nur deutsch gesprochen wurde, muß den englischen Hörern jedes Verständnis für dieses minderwertige musikalische Durchein- ander abgegangen sein. Es mag bei ihnen die Vision eines europäischen Negerdorses erweckt haben, das mit einem wahllosen Schallplatten- vorrat sich unterhält. Gewiß hätten typische Berliner Schlager, etwa von � Cläre Waldoff gesungen, sehr gut einen Teil dieser Sendung für England ausmachen können: gewiß hätte man einen musikalische» Querschnitt von anspruchsvollster zu anspruchs- losester Berliner Musik geben können. Aber erstens hätte es sich dabei um wirklich fllr Berlin charakteristische Kunst handeln müssen: zweitens wäre allerbeste Ausführung nötig gewesen(Eugen Rex ist kein Ersatz für die Waldofs oder Paul Erätz) und drittens hätte die Musik, nicht das Wort die Ueberleitungen von einem zum anderen Genre geben müsien.— lz.
Der Tonfilm-Goethe Atrium— Titaniapalast