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SCHICKSAL

33]

MASCHINE

ROMAN VON STEFAN POLLATSCHEK

,, Knapp nach dem Krieg, Herr Geheim­rat. Nun war ich lange in der Heimat."

Finden Sie Europa sehr verändert?"

( Copyright Saturn- Verlag.)

,, doch, Herr Geheimrat. Es ist alles so aufgewühlt. Ich glaube, die Not ist sichtbar geworden. Man merkt sie den Menschen an." ,, Not ist doch auch bei Ihnen?"

,, Gewiß, gewiß, leider! Ich war in China und fah viele tausende Menschen Hungers sterben. Das sah ich wirklich, Herr Geheim­rat, aber dort ist der Mensch anders. Er ist ergebener, wissender, gläubiger. Der Euro­päer fämpft noch gegen die Armut, wir haben uns schon ergeben!" Der junge Mann sprach gleichmäßig, ohne die Stimme zu er­heben, als bete er vor sich hin.

,, Das Leben hat doch nur Sinn, wenn man fämpft", sagte leise sinnend Crufius.

,, Bielleicht", erwiderte bescheiden der junge Gast, aber das sagen die Krieger und Sol­daten auch, in allen Ländern sagen sie es." ,, Ach, ich meine nicht den Kampf der Waffen, den Kampf der Gewalt, ich denke an den Kampf des Geistes."

Ist das ein so großer Unterschied, Herr Geheimrat?" Der junge Mann sah zu Boden, als verfolgte er das Muster des Teppichs in allen seinen Verschlingungen. Ist das überhaupt ein Unterschied? Ist die Erfindung einer Maschine, die hundert und tausend Menschen um Arbeit bringt- ist fie ein Kampfmittel der Gewalt oder des Geiftes?"

,, Also wieder ein Maschinenstürmer! Das scheint ja wirklich keine europäische, sondern eine die ganze Welt umfassende Geistes­Prankheit zu sein, dieser Haß gegen die Ma­schine, ohne die Ihr selbst in Indien nicht leben könnt!"

,, Oh, wir versuchen es, Herr Geheimrat! Unsere Meister haben die Maschine erkannt, wir wollen selbst weben, wir wollen selbst spinnen...

,, Ja, aber bei elektrischem Licht und während der Arbeit laßt Ihr die belehren­den Vorträge eurer Meister durch das Radio ertönen. Sind das keine Maschinen?!"

,, Gewiß, Herr Geheimrat, ganz gewiß, aber wir wollen auch, wenn es nicht anders geht, auf elettrisches Licht und Radio ver zichten."

,, Und auch auf Eisenbahn, Dampfer, Tele­graph und Zeitung?"

,, Wir sind uns nicht alle einig darüber, Herr Professor. Aber viele unserer Meister glauben, daß wir auch darauf verzichten ollen."

,, Also wieder zurück zur Herde, zum Jäger mit Pfeil und Bogen, zur Steinzeit, zur Fellbekleidung bis wohin soll die Rück­entwicklung gehen? Bis zur Vorherrschaft des Stammes? Bis in die Höhle?"

,, Oh, Herr Geheimrat belieben zu scherzen. Wir wollen nicht Felle, wir spinnen und weben unsere Stoffe, wir wollen auch, wenn möglich, elektrisches Licht, wir wollen keine Höhlen, wir bauen unsere Häuser selbst. Wir mollen uns nur nicht durch die Maschine morden lassen, wir wollen unser Leben der Arbeit unseres Hirnes und unserer Hände danken."

,, Sehr schön, sehr gut, junger Mann, aber warum wollt Ihr Eure Hände durch die Arbeit vernichten lassen, ich meine nicht Eure Hände, aber Eure Herzen, Eure Hirne, Euer Wesen! Seht Ihr denn nicht die Armee der durch die Arbeit Verkrüppelten, Berstümmelten, Getöteten? Seht Ihr nicht die ungezählten Opfer der Arbeit die Schal- und Stumpfgewordenen? Wozu das alles- wenn die Maschine für uns diese Arbeit verrichten kann, wenn unsere Hirne über unsere Hände siegen? Wozu das Um­tommen in der Kerkerschaft der Arbeit, wenn totes Metall diese Arbeit verrichten kann und unseren Geist zur Freiheit, unseren Körper zur Sonne und Licht verhilft?"

Der junge Inder schwieg. Er verfolgte die Zeichnung des Teppichs, als müßte er die verschlungenen Bilder entwirren.

Wenn uns aber die Maschine nicht leben läßt, Herr Geheimrat? Wenn wir an ihr zugrunde gehen? Wenn sie uns nur dazu führt, Mörder am Mitmenschen zu werden? Wenn all dieser Fortschritt nur dahin führt, daß wir uns gegenseitig umbringen? Was dann, Herr Geheimrat?"

,, Es ist immer dasselbe, lieber Freund! Ihr alle läuft Idealen nach! Ihr verwechselt aber noch immer den Gang des Geistes mit den sichtbaren Zeichen des Kommerzes! Wenn heute vieles anders ist, als es sein follte, ist daran der Geist schuld oder der Kommerz, der diesen Geist verschachert?"

,, Das weiß ich nicht, Meister. Ich sehe nur dieses Europa ."

,, Und ich jage euch: Es gibt kein Zurück! Ihr könnt nicht zurück!" Vielleicht möglich. Aber Ihr könnt

-

nicht vorwärts!"

4.

Ein alter Mann, die Hände in den Taschen eines abgetragenen Mantels vergraben, Mantels vergraben, schritt den steilen Bergweg hinan. Die Bäume waren entlaubt, immer wieder schien es dem Wanderer, als hätte der Wald sein Ende gefunden, aber die Leere des Forstes täuschte.

Der Atem des Mannes ging furz und schnaufend, er wollte ruhen, aber die Beine schritten eigenwillig aus. Die körperliche Müdigkeit vertrieb aufsteigende Gedanken, nur die Augen waren wach. Er kam aus einer großen Stadt und alles schien ihm wie unwirklich, die Sorgen, die ihn und andere umgaben, waren weggefegt, alle Lasten und Mühen waren in weite Ferne gerückt. Dieser Wald, diese Bäume, diese erstorbenen Blätter, die der Fuß achtlos zertrat dies alles lebte dennoch und das Leben, das er hinter sich gelassen, Hupen der Autos, Ge­flingel der Straßenbahn, Hasten der Men­schen, Rufe der Zeitungsverkäufer, Brüllen der Maschinen das war tot, unlebendig

-

neben diesem Sterben des Waldes. Die Höhe war nun erflommen, eine Wiese breitete sich aus, im weiten Umkreis war alles ruhig. Der Wanderer fühlte frische Kräfte, seine Gestalt, bisher gebeugt, straffte sich, die Lungen sogen Luft ein, die Schritte holten weiter aus. der Gang wurde rascher und schwungvoller. Doch bald wieder tam Müdigkeit über ihn, er legte sich auf die Wiese hin, riß einen einsam stehenden Gras­halm ab und ließ ihn spielend durch die Finger gleiten. Erinnerungen stiegen auf.

Einmal, da lief er neben einem Mann einen solchen Weg hinan. Wer war der Mann? Einmal wanderte er mit jungen Menschen durch Wald über Höhen. Einmal, da ging er neben einer schlanken, jungen Dame über Wiesen und Felder. Wohin war dies alles? War es je Wirklichkeit gewesen? Waren diese Bilder nur Träume? Er erhob sich, schüttelte das Gras von seinen Kleidern und schritt aus. Der Weg führte einen sanf­ten Abhang hinab, es wurde kühl und Dunkelheit kroch schnell und schneller heran. Sein Gang wurde hastiger. Sein Gang wurde hastiger. Irgendwo mußte er doch Obdach finden, die Jahreszeit war falt. Endlich sah er von ferne etwas Weißes schimmern, ein einsam liegendes Bauerngehöft war erreicht.

Ein Bauer öffnete und hatte auf die wort­farge Bitte um Unterkunft nur ein wenig verständliches Geknurre. Er erwies sich aber weit umgänglicher als sein Willkommengruß und gar bald saß der Wanderer in einer warmen Stube und aus einer großen Schüssel. Woher er denn komme? fragte der Bauer, und der Wanderer nannte seine

-

Heimatstadt. Ja, der Name der Stadt werde jetzt oft genannt, meinte der Bauer, ob sich denn die Menschen immer noch nicht ver­trügen und ob die Arbeiter wirklich so schlecht seien, wie man immer in den Zeitungen schreibe, ob es denn wahr sei, daß sie alles furz und klein schlagen wollen. Ach, so schlimm sei das wohl nicht, meinte der Wanderer, die Arbeiter hätten eben feine Beschäftigung und da triebe sie der Hunger mitunter zu absonderlichen Gedanken- der Hunger wollte eben gestillt werden. Der Bauer nickte: Ja, was die Menschen da in den Städten treiben, das verstehe man auf dem Lande nicht, das müßten sich die Städter wohl untereinander ausmachen. Aber wie es denn komme, wollte er nach einer Weile wissen, daß nun für das Getreide so schlechte Preise gezahlt werden? Die Menschen hätten teine Arbeit und daher auch kein Geld, ant­wortete der Wanderer und betrachtete das zerfurchte Gesicht seines Gesprächspartners. Wer denn das Geld habe, fragte der, ob es nur die Reichen hätten? Auch die haben weniger, es gäbe gar nicht mehr so viele reiche Leute, wie man meine. Wer aber dann doch das Geld habe, forschte der Acker ge­wordene Mann. Ob es etwa der Staat be= size? Nein, auch der habe es nicht, der tönne nur existieren, wenn ihm von Zeit zu Zeit andere Staaten das notwendige Geld leihen. Ob also diese anderen Staaten all das Geld hätten? Nein, die hätten auch teinen Ueberfluß.- Aber, zum Teufel, irgendwo müsse doch das Geld sein, es könne doch nicht aus der Welt verschwunden sein! ( Fortsetzung folgt.)

Von der Gärtnerkunft

Ein heiteres Kapitel/ Von Karel Capek

Von Jean Paulschem Geist erfüllt schildert Karel Capek in seinem ..Das Jahr des Gärtners"( Bruno Cassirer Verlag, Berlin ) mit Humor und wohlwollender Ironie die Freuden und Leiden eines Gartenliebhabers. Wir ent­nehmen dem Werk das nachfolgende Kapitel.

Solange ich nur ein fernstehender und zer­streuter Zuschauer fertiger Gärten war, hielt ich die Gärtner für Geschöpfe von besonders poetischem und feinem Geiste, die den Blumenduft züchten und dem Vogelsang lauschen. Jetzt, wo ich mir die Sache mehr aus der

ich, daß der richtige Gärtner niche anſehe, finde

ein Mensch ist, der Blumen züchtet, sondern ein Mann, der den Boden pflegt. Er ist ein Wesen, das in der Erde herumwühlt und den Anblick dessen, was über ihr

ist, uns gaffenden Nichtsnuzen überläßt. Er lebt, in die Erde versunken. Baut sein Denkmal im Komposthaufen. Käme er in den Paradiesgarten, würde er berauscht herumschnuppern und sagen: ,, Mein Lieber, das ist ein Humus!" Ich glaube, er vergäße vom Obste des Baumes der guten und schlechten Erkenntnis zu essen, eher würde er zu-. sehen, wie er dem Herrn einen Schubkarren Paradieserde entführen könnte. Oder er würde be­merken, daß rund um den Baum der Erkenntnis eine ordentliche, schüsselförmige Baumscheibe fehle; gleich begänne er dort zu graben, ohne zu wissen, was über seinem Kopfe hängt. ,, Adam, wo bist du?" riefe der Herr. ,, Gleich", würde der Gärtner über die Schulter hinweg antworten ,,, ich habe jezt keine Zeit." Und würde weiter an seiner Baumscheibe arbeiten.

Wäre der Mensch Gärtner von Anbeginn der Welt, durch natürliche Auslese entstanden, hätte er sich wahrscheinlich zu einem wirbellosen Geschöpf entwickelt. Wozu hat der Gärtner über­haupt einen Rücken? Wie es scheint, nur dazu, um sich von Zeit zu Zeit aufzurichten und zu seufzen: Mein Rücken schmerzt!" Was die Beine anbelangt, so lassen sie sich auf verschiedene Weise zusammenlegen; man fann hocken, fnien oder sie auf irgendeine Weise unter sich zusammenzwängen; die Finger bilden gute Pflöckchen, um kleine Gruben zu graben, die Fäuste zerbröckeln die Klumpen oder lockern den Boden auf, während der Kopf zum Einhängen der Pfeife dient. Nur das Genick gibt nicht nach, so sehr sich der Gärtner auch bemüht, es ordentlich zu biegen. Der Regen­wurm im Garten hat auch fein Rückgrat. Nach obenhin ist der Gärtner gewöhnlich durch das Hinterteil abgeschlossen; Beine und Hände hält er gespreizt und den Kopf, ähnlich einer weidenden Stute, irgendwo zwischen den Knien. Er gehört nicht zu jenen, die ihre Gestalt, und sei es auch nur um eine Spanne, wachsen sehen möchten", im Gegenteil, er halbiert seine Gestalt, hockt sich nieder und verfürzt sie auf alle mögliche Weise So, wie ihr ihn zu sehen bekommt, ist er selten höher als ein Meter.

Die Pflege des Bodens hängt einerseits von den

verschiedenen Arten des Umgrabens, Umhadens, Umschollerns, Eingrabens, Auflockerns, Ein­ebnens, Glattmachens und Kräuselns ab, anderer­seits von den Zusätzen. Kein Pudding kann kom­plizierter sein als die Zubereitung der Gartenerde; soweit ich es verfolgen konnte, mengt man Dünger, Mist, Guano, Lauberde, Rasenerde, Ackererde, Sand, Stroh, Kalt, Kainit, Thomasmehl, Kinder­mehl, Salpeter, Hornmasse, Phosphate, Abfälle, Kuhfladen, Asche, Torf, Kompost, Wasser, Bier, den Inhalt ausgeklopfter Pfeifen, abgebrannte Zündhölzer, tote Katzen und noch viele andere Substanzen bei. Dies alles wird ständig gemischt, eingegraben und zugesalzt. Wie gesagt, der Gärtner ist nicht ein Mensch, der an der Rose riecht, sondern von der Vorstellung verfolgt wird, ,, daß der Boden noch ein wenig Ralf benötigt", oder daß er schwer sei( wie Blei, sagt der Gärtner) und ,, mehr Sand verlange". Die Gärtnerei wird zu einer Art Wissenschaft. Heutzutage dürfte das Mädchen nicht nur fingen: ,, Unter unsern Fenstern, da wächst ein Rosenstrauch". Sie sollte lieber fingen, daß man unter unseren Fenstern Salpeter und Buchenasche, sorgfältig gemischt mit feinem Häcksel, streuen möge. Die Rosenblüte ist sozu= sagen nur für die Dilettanten da; die Freude des Gärtners wurzelt tiefer, im Schoße der Erde. Nach dem Tode wird der Gärtner nicht zu einem Schmetterling, der von Blumenduft berauscht ist,

aus dem Maule des Hydranten; das Wasser rauscht im silbrigen, tönenden Strahle, der lockeren Erde entströmt der duftende Atem der Feuchtig= keit, jedes Blättchen ist gleichsam üppig grün und glänzt in schmackhafter Freude, daß man es am liebsten aufessen möchte. Also jetzt hat er genug".

EXP

flüstert der Gärtner selig; damit meint er nicht den mit Knospen besäten Kirschbaum noch den purpurfarbenen Johannisbeerstrauch: den braunen Gartenboden.

er meint

Und wenn dann die Sonne untergeht, sagt der Gärtner auf dem Gipfelpunkt der Zufriedenheit: ,, Heute habe ich mich was geplagt!"

ſondern zu einem Regenwurm, der von allen Klassische Philosophen

dunklen, stickstoffhaltigen und würzigen Ergöglich­feiten der Erde kostet.

Im Frühjahr lockt es die Gärtner, wie man sagt, unwiderstehlich in den Garten; faum haben sie den Suppenlöffel hingelegt, sind sie auch schon bei ihren kleinen Beeten, das Hinterteil zum wundervollen Himmel emporreckend. Hier zer­reiben sie zwischen den Fingern einen warmen Klumpen, dort stecken sie ein verwittertes, foſt= bares Stückchen vorjährigen Mistes näher zu den Wurzeln, da reißen sie Unkraut heraus, und hier flauben sie ein Steinchen auf, jezt lockern sie die Erde, um die Erdbeeren herum auf, und nach

)))

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einer Weile beugen sie sich, die Nase am Boden, vor einigen Salatsetzlingen und fizzein verliebt das zarte Wurzelbüschel. In dieser Lage genießen sie den Frühling, während über ihren Lenden die Sonne ihren berühmten Kreislauf vollführt, die Wolfen ziehen und sich die himmlische Vogelwelt paart. Schon öffnen sich die Kirschenknospen, die jungen Blätter entfalten ihre liebliche Zartheit, und die Amseln lärmen wie verrüdt; da richtet sich der echte Gärtner auf, macht das Kreuz hohl und sagt schmermütig: Im Herbst werde ich es ordentlich düngen und ein bißchen Sand dazu­geben."

Aber einen Augenblick gibt es, wo sich der Gärtner aufrichtet und zu seiner vollen Größe emporrect: das ist das Stündchen am Nachmittag, in dem er seinem Garten das Sakrament des Besprizens erteilt. Dann steht er, aufrecht und gleichsam erhaben, da und leitet den Wasserstrom

Plotin( 205-269 n. Chr.)

Warum ist, wenn das Gute, so auch das Böse eine Notwendigkeit? Etwa deswegen, weil im Weltbild die Materie vorhanden sein muß? Dieses Weltall besteht ja notwendig aus Gegen­sägen, und ohne die Materie wäre es überhaupt nicht vorhanden. Es ist also die Natur dieser Welt gemischt aus Geist und Notwendigkeit, und was von Gott in sie gekommen ist, das ist gut; das Böse aber stammt aus der alten Natur, worunter Plato die zugrunde liegende Materie versteht, die noch nicht durch die Ideen( Formen) geordnet war... Ist es so, so fann man mit Recht sagen, das Böse könne niemals zugrunde gehen... Man kann aber die Notwendigkeit des Bösen auch fol­gendermaßen begreifen: Da das Gute nicht allein existiert, so muß infolge des Heraustretens aus ihm oder, wenn man sich so ausdrücken will, in­folge des steten Herabsteigens und Fernerrückens das Letzte entstehen, nach dem nichts mehr ent= stehen konnte, und dies ist das Böse. Nach dem ersten muß notwendig etwas kommen, also das lezte. Das aber ist die Materie, die nichts mehr von ihm( d. h. dem ersten) hat. Also ist das Böse notwendig.

Das Handeln geschieht um des Schauens und der Anschauung millen. Darum ist auch für die Handelnden das höchste Gut das Schauen, und was sie auf geradem Wege nicht erlangen können, das suchen sie nun auf Umwegen zu erlangen. Denn auch wenn sie ihren Zweck erreichen, besteht dieser offenbar in dem vorgesetzten Ziel des Schauens, dem sie nicht zustreben, um es nicht zu erkennen und als gegenwärtig in der Seele zu schauen. Denn sie handeln ja auch um des Guten willen, aber nicht, damit sie es außer sich oder gar nicht haben, sondern um das aus ihrer Hand­lung entspringende Gute zu befizen. Wo ist aber dieses? In der Seele! So schlägt das Handeln wieder in das Schauen um. Denn was es in der Seele, die. Vernunft ist, ergreift, was sollte das anderes sein als schweigende Vernunft?