Tmehmigung zur Versammlung ertheilt hatte. Kurze Zeit nachder Ankunft des Großtheils der Versammlungstheilnehmer erschienenauch die beiden elsässischen Reick>stags°Abgeordnoten, die GenossenÄcbel und Bueb. Als sie die Grenze überschreiten wollten, kamihnen der französische Polizeikommissür von St. Die entgegen, derdenselben den Answeisnngsbefehl einhändigte und mittheilte, daßsie auf grund des Art. 7 des Gesetzes vom 13. November 1849auf Verfügung des Ministeriums des Innern ans Frankreich aus-gewiesen seien, weil durch ihre Anwesenheit die öffentlicheOrdnung gefährdet werde. Die Ausweisung rief unter den Zln-wesendcn große Entrüstung'gegen die französischen Gendarmen her-vor. Die Entrüstung über die Ausweisung ist aber ungerecht, den» sieist für die Sozialdemokratie mehr Werth, als es die imposantesteVersammlung je sein könnte. Sie hat uns gezeigt, daß diefranzösische Regierung die Geschäfte des Kapitalismus gerade sogut besorgen kann, wie die preußisch-dentsche Polizei. Die Sachehat insofern noch eine heitere Seite, daß die Aus-Weisung gerade Genoffe Bebel betraf, der seinerzeit imParlament gegen die Annexion von Elsaß-Lothringen stimmte.Vinn hat ihm die französische Regierung den Dank gegebenund Anerkennung vom Hause Hohenlohe wird demMinisterium Meline nicht vorenthalten bleiben. Nochinteressanter wird die Ausweisung dadurch, daß auch einechter Elsässer, Genosse Bueb— von derselbenbetroffen wurde. Demnach verzichtet die französische Regierungauf die s o z i a l d e m o k r a t i s ch e n Elsaß-Lothringer. Das ist einWink, Elsaß-Lothringen einfach sozialdemokratisch werdenzu lassen und sofort werden in Frankreich alle Revanche-gelüste verstummen. Frankreich wird dann für alle Zeit auf dieWiedergewinnung Elsaß-Lothringens verzichten. Die beiden Aus-gewiesenen nehmen diese Maßregel auch gar nicht so tragischund blieben froh und heiter. Leider waren die beiden französi-. sehen Genossen— Guesde und Chauvin— am Erscheinen ver-hindert.Nach kurzer Rast wurde der Rückweg nach Markirch an-getreten, woselbst sich die Theilnehmer MS zum Abgang des Zugesin die einzelnen Wirthschaften zerstreute». Die Markircher Arbeiterließen es sich nicht nehmen, vor Abgang des Zuges massenhaft zu er-scheinen. Aus über 1S00 Personen wurde die Zahl der Anwesendengeschäht, die in ein brausendes Hoch auf die internationaleSozialdemokratie einstimmten, als der Eisenbahnzug mit den aus-wärtigen Gasten die Bahnhofshalle verließ. Die Sozial-denwkratie des Elsasses hat einen erfolgreichen Agitationstaghinter sich.—Schweiz.— Ueber die Proportional wähl, nach deram Sonntag, den 30. August, im K a n t o n S o l o t h u r n dieGemeindebehörde» bestellt wurden, schreibt die„Oltener Tagwacht":„Soweit uns bekannt, ist die Arbeiterpartei überall, wosie eigene Listen aufgestellt hatte, zu einer Vertretung gekommen.Dagegen erhielt sie keine Vertretung in denjenigen Gemeinden,wo sie mit anderen Parteien ein Kompromiß einging. EinFingerzeig für die Zukunft."Außer den bereits erwähnten Gemeinden Solothurn, Öltenund Grenchen ist ans den. zahlreichen Gemeinde», in denen durchdie Proportionalwahl die Arbeiter zum ersten Male eine Ver-tretung erhielten, noch erwähnenswerth die Gemeinde Deren-dingen, in der 6 Arbeiter, S Freisinnige und 3 Oppositionellegewählt wurden.—Frankreich.Paris, 3. September.(Eig. Bericht.1 Das Votum desPariser G e m e i n d e r a t h e s für die Theilnahme an denZarenfesten wird hier lebhaft kommentirt insbesondere des-halb, weil nur zwei sozialistische Gemeinderathsmitglieder dagegengestimmt habe». Das Bureau des Rathes, welches spontan, ohnedazu von der Regierung eingeladen worden zu sein, die Initiativeergriffen hatte, ging einmüthig vor, trotzdem es vier aus-gesprochene Sozialisten zu seinen Mitgliedern zählt. PaulBrousse, einer der sozialistischen Vizepräsidenten des Gemeinde-rathes, erklärt in der heutigen„Petite Republiaue" die Haltungder sozialistischen Gemeindevertreter durch diplomatisch-patriotische und innerpolitische, parteitaktische Rücksichten. Erbezweifelt zwar nach wie vor die Existenz eines russisch-fran-zösischen Vertrages, aber gerade deshalb dürfe der Gemeinderathkeinen Mißton in die Feier bringen, damit die Regierungeventuell nicht„wenigstens einen Theil der Verantwortlichkeit"soffenbar für das Nichtzustandekommen eines formellen Ver-träges!) auf ihn abwälzen könne... Die Regierung legte jedochaus diese Möglichkeit so wenig Werth, daß sie hartnäckig sichweigerte, dem Gemeinderath offizielle Mitthcilnng von derbevorstehenden Zarenankunft zu machen. Und auch nachdem dasBureau, des vergeblichen Harrens müde, den ersten Schritt gethanhalte, um seine Bereitwilligkeit, am Zarenempfang mitzuwirken, demMinister des Aeußeren kundgegeben, wurde dem Gemeinderathvorläufig nur die Rolle des Straßen- und Stadtgebäude-Deko-rateurs reservirt. Ob es ihm aber vergönnt sein wird, die Bandeder rnssisch-französischen Freundschaft in etwas aktiverer Weisebefestigen zu helfen, das hängt, wie alle anderen Einzelheiten derEmpfangsfeier, ausschließlich— vom Zaren ab.Die sozialistische Partei, meint Brousse ferucr. müsse auchfür die schwierigsten Fragen der auswärtigen Politik praktische,der thalsächlichen Weltlage angepaßte Lösungen finden, da sieja sich anschicke, die polilische Macht zu erobern. Sie würdeBankrott mache». wenn sie auch fernerhin auf dem Gebieteder auswärtigen Politik mit„hohlen Deklamationen" sichbegnügen und„rein sentimentalen Eingebungen" gehorchenwollte... Die sozialistischen Gemeindevertreter von Parisglauben also an die Möglichkeit eines Bundes zwischen demzarischen Rußland und einer sozialistischen Republik! Dieberufenen politische» Vertreter des französischen Proletariats, diesozialistischen Deputirteu, denken darüber anders. Trotzdem sieunter dem radikalen Ministerium ein Glied der Rcgierungs-Majorität bildeten, lehnten sie die Kredite für die Kosten der Dele-gation zur Zarenkrönung ab.Brousse gehört zu der gemäßigtste»— und schwächsten—Fraktion des französischen Sozialismus. Seine Ausführungendrücken aber in diesem Falle die Meinung seiner Gemeinderaths-Kollegen von den übrigen sozialistischen Richtungen aus, mitAusnahme der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die im Pa-riser Gemeinderath nicht vertreten ist. und der Allemanisten,deren einziger Vertreter, Chausse, nebst einem unabhängigenSozialisten gegen die Betheiligung an der Zarenfeier stimmte.Die allema nistische Partei» Organisationhat außerdem gegen die Zarenfeier Stellung genommendurch ein in ihrem Partei-Orgau, das aus diesem Anlaß aufrothem Papier gedruckt wurde, erschienenes„Manifest an dieArbeiter". I« sehr energischen Ausdrücken wird darin die„ebensolächerliche wie erniedrigende" Liebedienerei der auch-republikani-schen Regierung gebrandmarkt, die Bedeutungslosigkeit der Zaren-freundschaft für Frankreich und die Gefährlichkeit des Zarismusfür den„Herd der Revolution" betont. Schließlich werden dieArbeiter aufgefordert, den Schaustellungen während des Zaren-besuches fern zu bleiben. Falls sie aber„aus leerer Neugier,unseren Abmahnungen zum Trotz" sich zu einem lebendigen Spalierhergeben sollten, dann„mögen sie nicht dem Despoten zujubeln,der sich anschickt, unser Gold mitzunehmen und über unsereNaivetät zu spotten, sondern den russischen Arbeitern, die esversuchen, durch den Streik sich von der ökonomischen undpolitischen Knechtschaft zu befreien". Der Schlußsatz verräthdas geringe Vertrauen der Verfasser des Manifestes in dessenWirksamkeit. Um so anerkennenswerther ist es, daß sie, imGegensatz zu den Gemeinderaths-Sozialisten, keine Rücksicht aufdie vorherrschende Stimmung der Pariser Bevölkerung ge-nommen haben.England.London, 3. September. Wie verlautet, werden MajorWilloughby, MajorWhiteund KapitänWhite,welche mit Jameson verurtheilt worden waren,mit allen gewöhnlichen Privilegien in denRuhe st and versetzt.—Spanien.Madrid, 7. September. Die Deputirtenkammernahm endgiltig den Gesetzentivurf betreffend den Schutzzoll aufEisenbahn-Material an. Ministerpräsident Canovas verlas daskönigliche Dekret, betreffend die Vertagung der Kammerauf unbestimmte Z e i t.—Madrid, 7. September. Bei den gestrigen General-raths-Wablen erhielten die Ministeriellen eine b e-deutende Majorität. Hieran ist nichts erstaunliches:die spanischen Machthaber haben es stets verstanden, durch Druckder Behörden, Waffengewalt und. wenn es nicht anders ging.durch direkte Fälschung die Wahlen zu Regierungssiegen zugestalten. Diese geben deshalb gar keinen Anhalt für dieStimmung im Lande.Während der Wahlen in Barcelona kam es zu Streitig-keiten, bei welchen eine Wahlurne zerbrochen wurde undmehrere Revolverschüsse gewechselt wurden. Drei Personenwurden getödtet.—Rußland.Wegen D e m o n st r a t i o n e n gegen den Kaiservon Oe st erreich sind der Oberst und eine Anzahl Offizieredes russischen 3ö. Dragoner-Regiments, dessen Chef der Kaiservon Oesterreich ist, aus dem Dienst entlassen worden.—Bulgarien.Sofia. 7. September. Die M u n i z i p a l w a h l e n inmehr als 4009 Landgemeinden sind beendet. Der Siegder Regierung übersteigt alle Erwartung. DieOpposition unterlag in zahlreichen Ortschaften und errang nureine geringe Quote des Gesammtergebnisses. Es ist festgestellt,daß die Wahlen sich noch nie unter so unbedeutenden Ruhe-störungen vollzogen haben.Als Stambulow, dessen Anhänger jetzt so vollständig ausden Kopf geschlagen wurden, noch am Ruder war, versandte ereben solche Depeschen. Das Wahlmachen verstehen die Ministeraller Richtungen rn Bulgarien aus dem ff. Daß es dabei nicht ohnewenig sanften Zwang abgeht, gehört zu den landesüblichen Ge-wohnheiten.—Montenegro.— Der russische Must ermensch, Für st Nikitavon Montenegro, Liebling des Zaren und künstiger Verwandterdes italienischen Königs Umberto, hat dieser Tage ein merk-würdiges— Glück gehabt. Ein Montenegriner, namensBagkowitsch, der ihn in einer Broschüre der Anstiftung zupolitischen Morden angeklagt und die Anklage mit wuchtigemMaterial versehen hatte, ist gestern in Serbien, wo er ein Unter-kommen gefunden hatte, von einem anderen Montenegriner er-mordet worden. Das ist montenegrinische Sitte.„Man mußdas Glück korrigiren." Gegenüber der Türkei sind aber diefrommen Montenegriner bekanntlich Hauptträger der russischenKultur und die glühendsten Apostel des Rubel-Christenthums.—Türkei.Koustantinopel.(„Frankfurter Ztg.") Der Kriegsministerordnete an, daß außer der Infanterie und der Kavallerie fastdie gesammte Artillerie am Patrouillendienst theilnehmen soll.Die Truppen, welche patrouilliren, haben die Hohe Zahl von8000 Mann erreicht.— Tie ottomanische Bahnverwaltung be-ginnt nun doch mit der Entlassung der armenischen Bediensteten.Gestern wurde 200 Angestellten gekündigt.— Die Armenierflüchten noch immer in die Bolschaften, da ihr Leben noch immergefährdet ist. Vor der österreichischen Botschaft lagerte gesternein Trupp von 60 Armeniern, die unter keinen Umständen ab-ziehen wollten. Sie wurden mit anderen Armeniern auf einLloydschiff gebracht, um ins Ausland transportirt zu werden.Die Polizei inhibirte die Abfahrt und verlangte die Auslieferungder Armenier, die türkische Unterthanen sind.—Amerika.Rio de Aaneiro, 8. September.(„New Jork Herald".) Derfrühere Minister des Auswärtigen Carvalho wurde auf demBahnhofe von einem Deputirten in Anwesenheit des PräsidentenMoraes erschossen. Drei Kugeln trafen die Brust Carvalho's.—�atkoi�Narfxvirizten.Eine Konferenz badischer sozialdemokratischer Ge-nieinde- Anöschust- Mitglieder, deren Zusammentritt vomletzten badischen Parteiag zu Heidelberg beschlossen wordenwar, wurde am 6. September dieses Jahres in Karls-ruhe abgehalten. Man schreibt uns darüber von dort:Anwesend waren S7 Gemeindevertreter, sowie der Vorsitzendeder Landesorganisation, Genosse H a u g aus Freiburg.Landtags-Abgeordneler Dreesbach referirte über das Thema:„Das Programm der Bürgerausschuß-Wahlen und die Stellungder sozialdemokratischen Körperschaften dazu." Es sei unserePflicht, in den verschiedenen parlamentarischen Körper-schaften uns eine Vertretung zu sichern. Leider kommebei dem elenden Dreiklassensystem der badischen Gemeindewahle»die 3. Wählerklasse immer zu kurz. Wäre dies« Klassen-Ein-theilung wenigstens konsequent, so müßte sie auch auf den Stadt-rath ausgedehnt werden. Redner besprach sodann die Haupt-sächlichsten Forderungen, die in der Genieindevertretung zustellen seien, und nannte als solche: Vornahme der Wahl aneinem Sonntag, Selbstverwaltung der Gemeinde, Abschaffungaller städtischen Verbrauchssteuern, Sparsamkeit in der Gemeinde-Verwaltung. Herabsetzung der Gehälter der oberen Beamten undErhöhung der Gehälter der Subalternbeamten, östündige Arbeitszeitfür die Gemeinde-Arbeiter. sowie jährlich Slägige Ferien für dieselben.Bekämpfung des Bureaukralismus in der städtischen Verwaltung,Einheitsschule, Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Lehrmittel,Errichtung von Schulküchen, die den Schülerinnen der oberen Klassenals Kochschulen dienen. Redner bespricht noch des Näheren dieStellung zum Gesundheitswesen, zur Krankenpflege, zum Armen-und zum Verkehrswesen sowie zur Arbeiterfürsorge und zur Ver-gebung städtischer Arbeiten. Genosse Strotz aus Pforzheimstellte dann den Antrag, die sozialdemokratischen Vertreter derGemeinden sollten in der Gemeindeverwaltung baldigstStellung nehmen zu dem vom Bundesrath geplantenGesetz, wonach die Gemeinden verpflichtet werden solle»,bei der Anstellung niederer Gemeindebediensteter in ersterReihe die Militäranwärter zu berücksichtigen. Der Antragwurde angenommen. Ein von Mannheimer Genossen aus-gearbeiter Programmcntwurf für unsere Stellung zu den Ge-meindewahlen wurde mit kleinen Abänderungen ebenfalls an-genommen. Zum Vorort für einen aus drei Mitgliedern be-stehenden Ausschuß wurde Mannheim gewählt. Mit einemwarmen Appell, bei den kommenden Bürgerausschußwahlen dafürzu agitiren, daß wir Erfolge erzielen, wurde die Konferenz ge-schloffen.Die Magdeburger„Volksstimme" erscheint vom 1. Ok-tober an außer mit der„Neuen Welt" und dem Romanbogennoch mit den Beilagen„Der Landbote" und„Die Frauenpost".die wöchentlich einmal gegeben werden. Der„Landbote" bestandbereits, ist aber vergrößert worden; die„Frauenpost" ist neu.I» Würzen sprach am Sonntag in einer öffentlichenParteiversammluug des 11. sächsischen Reichstags-Wahlkreises Reichstags-Abgeordneter Dr. L ü t g e n a u ausDortmund unter stürmischem Beifall über das Thema„Politischeund wirthschastliche Tagesfragen". Es wurde eine Resolutionangenommen, worin sich die Versammlung mit den Ausführungendes Referenten einverstanden erklärte, besonders mit jenen, diedie Thätigkeit unserer Fraktion im Reichstage betrafen; Hinsicht-lich des Berichts über den Londoner Internationalen Kongreßerklärte die Versammlung, daß sie dem Verhalten der Mehrheitves Kongresses zustimme. Als Delegirter zum Gothaer Kongreßwurde Genosse Riem aus Würzen, als dessen StellvertreterGenosse Stephan aus Oschatz gewählt.Ans der Schweiz. Die„Berner Tagwacht" erscheint vonNr. 45 an dreimal wöchentlich, anstatt zweimal bisher.Todtculistc der Partei. Dem Parteigenossen HermannEichhorn in Dresden, dessen Tod wir gestern kurzmeldeten, widmet die„Sächsische Arbeiter-Zeitung" emen Nachruf,dem wir folgendes entnehmen: Mit diesem Genossen ging einMann von uns, der allzeit den Genossen ein leuchtendes Bei-spiel sein wird. Von Beruf Steinmetz, schloß sich GenosseEichhorn frühzeitig seiner Organisation an und wirkte hier un-ablässig nicht nur für Hebung seiner Klasse, sondern auch für denAnschluß an die politische Bewegung, denn er war in seinemStreben nie einseitig, vielmehr verkörperte er in sich die Gemein-samkeit der gewerkschaftlichen und politischen Thätigkeit. Biszum Jahre 1882 war Eichhorn in Dresden thätig, dann ging ernach Leipzig, um dort in gleicher Weise für seine Ueberzeugungzu arbeiten. Das Sozialistengesetz herrschte, jedwede Thätigkeitfür die Partei war mit schwere» Nachtheilen— sei es Strafe.sei eS Ausweisung— bedroht, aber er ließ sich dadurch nichtabhalten. Für ihn stand stets das Partei-Jnteresse über seinemeigenen Interesse. Im Jahre 1887 kehrte Genosse Eichhorn nachDresden zurück. Keine Stunde hat er hier der Partei fern-gestanden. In zahlreichen Kommisstonen und Parteikorpo-rationen, in die ihn das Vertrauen der Parteigenossen gesandt,wirkte er unermüdlich mit seine» reichen Erfahrungen.So manche Woche mag er Abend für Abend feinewenigen freien Stunden der Partei gewidmet haben und am Tagemußte er wieder schwer arbeiten. Bei seiner Beschäftigung ver-fiel er auch dem unheimlichen Verfolger der Steinarbeiter, derSchwindsucht. Ihre Spure» machten sich schon längst bemerk-bar. Da kam der„Waldschlößchen"-Boykott und Eichhorn wurdeein Opfer desselben. Als Vorsitzender des SozialdemokratischenVereins Dresden- Altstadt hatte er mit der Direktiongenannter Brauerei zu verhandeln.' Sehr gewagte Aus-legung einer Stelle im Briefe der Genossen gab An-laß zu seiner Verhaftung. Gleich ihm wurde GenosseFindeisen verhaftet. Das Gericht erhob die bekannte Anklagewegen„Erpressung". Und nun kommt ein dunkler Fleck inunserer sächsischen Rechtspflege. Unser armer Genosse Eichhorn saßschwer krank im Gefängniß, alle Versuche, ihn frei zu bekommen,schlugen fehl, ja die Hast des todtkrankenMannes wurde noch verlängert, weil sich einBelastungszeuge, der Rechtsanwalt Gerlach,zu seiner Erholung in einem Tiroler Badeaufhielt. Nach einer 13wöchentlichen Marter endete dieHast endlich mit Freisprechung. Wohl widmete sichEichhorn nach der Freilassung mit demselben Eifer derPartei und insbesondere dem sozialdemokratischen VereinDresden-A., dessen pflichteifriger, treuer und außerordentlichtüchtiger Borsitzender und Berather er drei volle Jahre war.Aber seine Gesundheit war durch die Untersuchungshaft fürimmer gebrochen. Mühselig und krank nahm er noch vor fünfWochen an Berathungen über Zeitnngs-Angelegenheiten theil;er gehörte der Zeitungs-Kommission ebenfalls 3 Jahre an.Dann sank er auf das Krankenlager, um nicht wieder auf-zustehen. So bietet sich uns in dem verstorbenen Genossen einBild treuester Pflichterfüllung. Möchten alle Genossen ihm nach-streben!Polizeiliches, Gerichtliches».— In den Lokalitäten des in Aachen erscheinenden„ V o l k s f r e u n d s" wurde nach den Manuskripten zweierArtikel gehaussucht, durch die sich der Polizei-Jnfpektor Büntherbeleidigt fühlt. Die Artikel betrafen die Neuregelung der Polizei«stunde für den Gastwirthschaftsbetrieb. Die Exemplare derNummer, worin diese Artikel standen, wurden beschlagnahmt.— Wie bereits gemeldet, wurde der verantwortliche Re-dakteur der„Fränkischen Tagespost", GenoffeGärtner, wegen Beleidigung vom Nürnberger Schöffengerichtzu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Sachverhalt istkurz folgender: In Nr. 49 der„Fränk. Tagespost" vom 27. Fe-bruar 1396 erschien ein Artikel, worin von einem Tischlermeisterbehauptet wurde, daß das freie Spiel der Kräfte sich bei diesemnach Befähigungsnachweis schreienden Jnnungsmeister in schönsterWeise eutfalte. Bis nachts 9 und 10 Uhr, ja manchmal nochlänger, lasse er seine Gehilfe», meistens junge Leute von 17 bis20 Jahren, arbeiten und zwar von morgens 6 Uhr an. Natür-lich müßten auch die Lehrjungen, deren der Meister immer eineAnzahl habe, so lange in der Werkstätte bleiben. Abgesehendavon, daß die von abgerackerten Proletariern beiLicht hergestellten Arbeiten von jedem Fachmann alsMurkserei bezeichnet werden müßten, dürfte es sich einanständiges Publikum wohl zweimal überlege», Arbeiten zu be-stellen bei einem Unternehmer, der seine Arbeiter in solch un-erhörter Weise ausbeute.— Der Artikel hatte eine Anklage zurFolge und fand am letzten Freitag die Verhandlung statt.Gärtner trat den Wahrheitsbeweis a». Als erster Zeuge wurdeEitzinger, Vorstand des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes, ver-nommen. Derselbe sagte aus, daß kurz vor Weihnachten dieArbeiter die Arbeit niederlegten, weil der Meister in keine Ver-kürzung der Arbeitszeit willigte und die üblichen Prozente nichtbezahlte; in öffentlicher Versammlung sei festgestellt, daß er seineLehrjungen nicht einmal in die Fortbildungsschule schicke; derMeister habe seinerzeit Fenster für das Gewerbemuseum geliefert;dieArbeit wäre aber so verpfuscht gewesen, daß die Fenster zurück-gewiesen worden seien; die Werkstätte sei als die schlechteste inganz Nürnberg bekannt. Zeuge Schreiner Stein bestätigt,daß bis 9 Uhr gearbeitet und keine Prozente für dieUeberstunden bezahlt wurden. Die Zeugen Eichinger undFleischauer bestätigen dies ebenfalls; Zeuge Grünbauer, der sehrreservirt aussagt, muß zugeben, daß die Lehrjungen die gleicheZeit arbeiten mußten, wie die Gehilfen, und daß nicht einmaleine Vesperpause eingehalten wurde. Mehrere Gehilsen desMeisters gaben dagegen an, daß nur bis 7 Uhr, höchstens 8 Uhrgearbeitet wurde und daß man die gelieferten Arbeiten nicht als„Murkserei" bezeichnen könnte. Daß die Arbeiten vom Gewerbe-museum zurückgewiesen worden sind, konnte aber nicht widerlegtwerden. Das Urtheil lautete, wie schon erwähnt, für Gärtnerauf 3 Monate Gefängniß. Als erschwerend wurde angenommen,daß der Artikel geeignet war, den stnanziellen Ruin des Meistersherbeizuführen. Selbstverständlich hat Genosse Gärtner gegendas merkwürdige Urtheil Berufung eingelegt.GeiverKMaftlufzes..Eäuinültche Mitthellungi!» von Organlsalionen, vor allem solche über«uSsländi oder Aussperrungen, müssen stet» den Stempel der betressendenOrganlsalton tragen.Stand der Lohnbewegung der Drechsler Verlins.Bis Dienstag Abend 7 Uhr waren die Forderungen in 126 Werk-stätte» von 594 Gehilsen gestellt. In 64 Werkstätten mit 352Gehilfen sind sie beivilligt, während 242 Gehilsen der übrigenWerkstätten im Streik stehen.In der Kronlcuchterfabrik von D. Schlesinger inBerti», Wasserthorstraße 51, haben gestern 23 Schlosserdie Arbeit niedergelegt, ,veil der dortige Vertrauensmann desDeutschen Metallarbeiter-Verbandes entlassen worden war. Zu-zug ist fernzuhalten.In der Maschinenfabrik von Richard Otto Krügerin Berlin, Alte Jakobstraße 1o, wurden 2 Eisendreher und3 Schlosser entlassen, weil sie am Montag nicht über Feierabendarbeiten wollten.Ueber die Wttrttembergische Metallwaaren- Fabrik inBerlin, Iorkstr, 11, machte in Nr. 210 des„Vorwärts" die