MONTAG, 12. DEZ. 1932
BEILAGE
WMrts
3)er&J13). in der Praxis Gefahren, AbwehrmiHel, Ausfichien
Das quantitative Wachstum des FAD.— zirka 2S0l)00 junge Erwerbslose sind gegenwärtig von ihm ersaßt— sagt noch nichts aus über die sozial- pädagogische Wirkungskraft dieser modernen pro- duktioen Fürsorge für die erwerbslose Jugend. Die schwerwiegende ökonomische Problematik des FAD. aber kann nur ausgeglichen werden da- durch, daß man seine sozialpädagogische Produktivität sichtbar macht. Die Gesa.hr der Militarisierung des FAD. ist nach wie vor groß. Der Stahlhelm schließt diejenigen Arbeitsfreiwilligen, die sich über das Esten be- schweren wegen„unmilitärischen Verhaltens" aus dem Lager aus. Der nationalsozialistilche„Verein zur Umschulung" bestimmt im§ 3 seiner Dienstordnung:„Dem ständigen Vorgesetzten gegenüber gibt der Arbeitssreiwillige seine Achtung äußerlich durch strammen Gruß Ausdruck." Nach Z 7 darf„bürgerliche Kleidung nur mit Genehmigung des Abteilungsführers angelegt" werden. Eine Reihe der jetzt eingerichteten Führerschul u n g s k u r se widerspricht in chrem Ausbau durchaus dem pädagogischen Charakter des Arbeitsdienstes. Gewiß: bei Gruppenbewegungen kann man den Befehlston nicht entbehren. Was soll man aber dazu sagen, wenn in einem Führer- schulungskursus der Lehrer von einem„Führer- anwärter" mit zusammengeschlagenen Hacken, Hand am Mützenschirm, begrüßt wird:„Melde gehorsamst, KS Mann zum Unterricht angetreten!" Einer unserer Genosten, der sich aus einer solchen Führerschule befindet, die einer schlechten Unter- offiziersschule verdammt ähnlich sieht, saßt sein« Gedanken in dem Satz zusammen:„Wenn wir solchen Leuten den FAD. überlasten, so ist das die größte Unterlastungssünde, die die Arbeiter« dewegung sich jemals geleistet hat." In der Tat: die aktive Betätigung der zuständigen Organisationen der Arbeiterbewegung im FAD. ist die beste Abwehr der Militari- sierungsgefahr und der Arbeitsdienstpflicht. Mit der Gründung des„Sozialen Dienstes" --uor einigen Monaten-hat unsere aktive Mitarbeit in breiter Front eingesetzt. Unsere erwerbslose Jugend hat in ihrer großen Mehrheit diesen Schritt mit viel Berständnis aufgenommen. Schon jetzt sind zirka 30 000 Arbeitsdienst- willige unter unseren Fahnen im FAD. be- ichäftigt, und zwar in vorbildlichen sozialpädagogischen Formen. Das folgende Beispiel aus der Praxis— eines unter vielen— mag das bezeugen.(Es handell sich um eine Arbeitsdienst- maßnahm« des Arbeiter-Samariter- Bundes.) Walter Pähl. Sias£ager am See Das Arbeitsprojekt bestand aus Uferarbeiten, Entladungsarbeiten. Regulierung eines Abfluß- grabens und Verbreiterung des Badestrandes an zwei Seen. Ferner Ausbau eines Heimes(ehe- maliger Netzschuppen), Bau einer Küche, Errich- tung von Zäunen, Erweiterung der Abortanlage und Schassung eines Spielplatzes. Träger der Arbeit und Träger des Dienstes war eine Ar- beiterorganisation Die Seen drohten zu ver- landen, die Ufer glichen einer unwegsamen afrikanischen Wildnis, der Abflußgraben war total vermodert, die Zäune waren eingefallen. Das Arbeitsamt genehmigte die Ausführung dieser Arbeiten in der Zeit von 14Wochen mit 26 Arbeitswilligen. ■Sie tageselnleilung Ein Trompetensignal weckt alle Lagerinsasten aus dem Schlos. Der Tag beginnt. Hinunter geht's zum See zur M o r g e n w ä s ch e und G y m n a st i k. Hinterher noch ein Bad, und jede Müdigkeit ist spurlos verschwunden. Jetzt schmeckt das F r ü y st ü ck doppelt gut. Mehlsuppe gibt's und Brötchen. Zwei Trompetenstöße verkünden den Beginn der Arbeit. Jeder nimmt sein Werkzeug zur Hand, und dann geht's kolonnenweise zur Arbeits- stelle. Die eine Kolonne zum Wald Bäume fällen, die nächste zum Wegebau, und eine andere fährt mit dem Kahn„zur See", um Entiandungs- oder Userarbeiten zu oerrichten. Im Lager bleibt der Zimmermann zurück denn immer wieder bricht ein Harkenstiel, ein Beilhelm oder ein Ruder, und der Schaden muß schnell repariert werden. Zu rück bleibt auch der Küchendienst und der Stuben- dienst. Letzterer hat bis zum zweiten Früh- st ü ck sämtliche Räume gesäubert. Es ist um 10 Uhr fällig Etwa die Zeit, wenn sonst ein Arbeitsloser auffteht. Hier aber wurde gearbeitet. und wer arbeitet, der hat ein Recht zum Esten. Sechsundzwanzigmal vier Schnitten Brot liegen bereit, und daneben stehen zwei Eimer mit
dampfendem Kaffee. Es schmeckt allen. Wer hat zu Hause wohl noch belegte Brot« von dieser Güte? Doch mancher wird auch von„viere" nicht satt. Schnell dem Lagerleiter eine abgeknöpst, denn es ist bekannt, daß er nie seine Portion schafft. Mit zufriedenen Gesichtern geht es wieder an die Arbeit. Reichliche und gute Verpflegung isi die Vorbedingung für das Gelingen der Arbeit und für eine gute Stimmung im Lager. Nun stehen sie wieder bis zum Knie im Waster und holen Stück für Stück von dem zähen Zeug heraus. das vom Land aus in den See wächst, um ihn zu vernichten, oder sie karren Sand und planieren. damit ein Weg um den See entsteht. Unterdesten haben die.Lüchenbullen" das Mittagessen bereitet. Wer will es wem ver- denken, wenn zwei Züge nicht ausreichen, noch ein dritter oder vierter„nachgesoßt" wird. Ein- einehalbe Stunde dauert die Mittagspause, gut die Hälfte wird verschlafen. Wanim auch nicht, der Tag ist noch lang. Zweieinehalbe Stunde soll noch gearbeitet werden. Dann will man baden, es kommt die V e s p e r z e i t und hinterher eineinehalbe Stunde Borträge oder Arbeitsgemeinschaften. Am beliebtesten sind die Arbeitsgemeinschasten. Die Themen er- geben sich aus der eigenen Situation.„Woher kommt die Arbeitslosigkeit",„Wie kann die Ar- beitslosigkeit beseitigt werden?". Wahrhaftig Stoss genug für die Dauer des Lagers, denn der Mechanismus des Kapitalismus und sein Ver- sagen, die deutsche Wirtschaft und die Weltwirt- schast, Reparationen und Autarkie, und schließlich der Umbau der Wirtschaft müsten besprochen
Der seelischen Versasiung einer besonderen Gruppe in der erwerbslosen Jugend, nämlich der junger Angestellten, nachzugehen, war der Zweck von Fragebogen, die der Zenlralver- band der Angestellten in einem 14tägigen Er- werbslosenkurlus beantworten ließ. Einunddreißig junge Angestellte beiden Geschlechts aus Orten der Provinz Brandenburg und aus Berlin stellten immerhin in ihrer Zusammensetzung ein Material dar, das«inen ziemlich umfassenden Ueberblick auf die Umstände in der Klein-, Mittel- und Groß- stadt bietet. So gestattet das Ergebnis der Um- frage«inen Schluß auf die allgemeinen Verhält- niste und auf die Verfassung der arbeitslosen kauf- männischen Jugend. Di« Fragebogen ergeben folgendes Bild: von den männlichen Teilnehmern befanden sich im Alter von 17 18 19 20 21 24 2K Jahren 3 4 10 2 1 1..... 1 während die weiblichen Teilnehmer sich zusammensetzten im Alter von 17 18 19 Jahren 2' 4 3 Die Dauer der Arbeitslosigkeit betrug 1 2 3 S K 7 8 10 12 mäanl. Teilnehmer 3— 31322 1 3 4 >» eiblich-.— 2— 113 1—— 1 lieber die Hälfte der Teilnehmer war also über 7 Monate erwerbslos: unter den über 12 Monate arbeitslosen Jungen befand sich einer mit einer Erwerbslosenzeit von 29 Monaten. In den Familien der Jugendlichen waren weitere Angehörige o r b e' t s I o s 1 2 3_ 4 Familienmitglieder bei den Jungen in K— 1 1 Fällen „„ Mädchen ,42-- Ein Blick aus die Unter st ützungsbezüge der Jugendlichen zeigt, daß von den am Kursus beteiligten 22 männlichen Teilnehmern nur 7, und von den weiblichen 9 Teilnehmern nur 3 Unter- itützungen erhalten, das sind von beiden Gruppen ein Drittel. Die Unterstützungsbeträge schwanken zwischen 3,50, 4. 5, 6, 6.50 und 8,05 Mark für die Woche. Um die ganze Schwere einer solchen Situation zu begreifen, fei hervorgehoben, daß der Jugendliche, der bereits 29 Monate erwerbslos -st, überhaupt kein« Zuwendung mehr erhält. Bei einer derartigen Sachloge, langandauernde Arbeitslosigkeit, Erwerbslosigkeit der Familien- angehörigen. ohne Unterstützung, darf es nicht wundernehmen, wenn die seelische Ver- f a s s u n g dieser jungen Menschen ver- zweifelt und v e r z a g t ist. Die Stimmung erhellt am besten aus der Beantwortung der ge- stellten Frage:»Wie wirkt die Arbeitslosigkeit auf
werden. Von besonderen Referenten werden Arbeitsrecht, Sozialpolitik, Verfaisungsfragen und Geschichte behandelt. Wöchentlich einmal erscheint auch der Arzt zur Gesundheitskontrolle. auch er findet mit feinem medizinischen Thema „Die Geschlechtskrankheiten, die Tuberkulose usw immer ein aufmerksames Publikum. Mit der geistigen Kost ist es etwas andere? wie mit Esten und Trinken. So manchem fäll! es schwer, dem Gang der Dmge zu folgen. Es ist ja auch gar nicht verwunderlich, denn sie haben sich nie intensiv mit solchen Dingen beschäftigt und bringen keinerlei Grundlagen mit. Ausgenommen einige aus der FGJ. und SAI. Hier merkt man doch die Erziehungsarbeit dieser Organisation Aber als Leiter konnte ich mich doch darüber freuen, daß mit der guten lörperlichen Entwick- lung auch die des Geistes Schritt hielt. Sie wurden geistig ausgeschlossener, stellten Fragen und diskutierten. 'ilach der Arheil Mittlerweile ist es 7 Uhr abends geworden und Zeit zum Abendessen. Wieder gibt es vier belegte Schnitten Brot, dazu Tee und manch- mal auch Kakao. In den Sommermonaten war nach dem Abendessen noch genügend Zeit zu Abendwanderungen, Badetouren, Kahnpartien, Handballspielen oder sonstigem Sport.(Für Sport stand auch der Mittwochnachmittag zur Ver- fügung.) Als die Abende länger wurden, muhte der Lagerleiter an ihre Ausgestaltung denken. Borlesungen, Lieder, Radiodarbietungen. Gesell- schafts- und Brettspiele, und einmal in der Woche die Lagerversammlung gaben den Abenden Inhalt.
Di« Lagerversammlungen mit Punkt 1 der Tagesordnung„LagerangeiegenHeiten" werden immer sehr interessant. Denn sie hatten un 1. und 2. Obmann eine..Betriebsvertretung" und nahmen regen Anteil an der Entwicklung des Lagers. Auch das Programm der F e i e r st u n d e, dip jeden Sonntag alle Lagerinsaste» versammelte, wurde hier beschloste», desgleichen der Besuch von anslaltungen der Arbeiterorganisationen in der Nachbarschaft und ein wohlgelungenes„Strand- fest". Aus der Mitte der Lagerversammlung kam so manche wertvolle Anregung, deren spätere Aus- tührung für das Lager von Nutzen war. „Der Lagerleiter führt die Aufsicht im Loger. und seinen Anordnungen ist Folge zu leisten" So bestimmt es die Lagervrdnung. Diese aber ist die V e r s a s s u n g des Lagers, und ihi» Paragraphen haben innerhalb des Lagers fetzeskraft. Es ist auch für den Lagerlefter gut so. denn ohne Autorität geht es nicht, sie braucht aber nicht auf militärischem Kadavergehorsam auf- gebaut werden. Die Lagerversammlung wird mit einem Lied geschlossen. Es ist 10 Uhr und der Lagerlefter bietet„F e i e r a b e n d". Im gemeinsamen Schlafraum auf hartem Feldbett ruhen im ge- suuden Schlaf der Jugend bald sämtliche Lager- insasten. So ging es 1 4 W o ch e n(zwei Wochen wurden noch nachbewilligt). Dann war es aus. Sie mußten gehen, sie wollten nicht. Eine Abschluß- feier wurde organisiert. Im Mittelpunkt eine gemeinsame Wanderung um den See, der Stätte unserer Arbeit. Er hafte ein anderes Gesicht be- kommen. Unser Wert. Der Tröge? der Arbeft konstatiert: Arbeitsleistung sehr gut. Doch die geleistete Arbeit ist nicht das Wesent- liche, nicht der Zweck, sondern die Wirkung. Viel wichtiger ist die Tatsache, daß jeder Kollege ge- sundheftlich gefestigt und geistig aufgeschlosten das Lager verläßt. Sie haben wieder einen inneren Hall bekommen. I�arl Kaetel.
AngeflelUenjugend will 3)as Ergebnis einer Stundfrage/ Ton Walter Efchbach
dich ein?" Die nachstehenden Antworten einiger Jungen und Mädchen sind der Grundton fast aller Aeußerungen. 1. Ein seit 7 Monaten erwerbsloser 19 Jahre alter Teilnehmer schreibt:„In der ersten Zell machte ich mir weiter nichts draus. Da ich keine Unterstützung bekam, ging ich zum sre i willi- gen Arbeitsdienst. Hier gefiel es mir ganz gut. Ich war der größten Sorgen enchoben und konnte wenigstens Kostgeld zu Hause geben. Nach 20 Wochen mußte ich aufhören. Nun bekam ich auch öfter Krach mit meinem Vater, da ich kein Kostgeld geben konnte. Mir war nun alles egal, ich wurde abgestumpft, ließ nuch selten zu 5iause blicken und trieb mich auch lange in den Nächten überall herum Manchmal sah ich einen ganzen Tag befreundeten Kollegen bei der Arbeft zu. Ich bekam dabei so die rechte Lust und Liebe zu meinem Beruf. Ich habe nichts weiter als den sehnlich st en Wunsch, in meinem Beruf wieder arbeiten zu dürfen. Aber nirgends findet sich eine Stelle. Ich werde versuchen wieder beim freiwilligen?lrbeitsd!enst anzukommen. Ich sehe den Arbeitsdienst nur als einen Notbehelf an. Lust zu dieser Arbeit habe ich jetzt nicht mehr." 2. Ein gleichfalls 19 Jahr« alter Teilnehmer, der seit 18 Monaten erwerbslos ist, formuliert: .Lch bin in der Zeit meiner Arbeitslosigkeit sehr st u m p f s i n n i g geworden. Man döst den ganzen Tag herum und macht sich nur Gedanken. weil man doch keine Aussicht auf eine Stellung' hat. Es ist um so trauriger, da die Sachen all- mählich abreißen und man sich von den Pfennigen Unterstützung nichts anschaffen kann." 3. Der 29 Monate erwerbslose Junge schreibt: „Ich werde hierdurch meiner Fortbildung in be- ruslicher sowie materieller Beziehung entzogen, habe daher keine Aussicht auf eventuelle„Existenz- Möglichkeit". Durch langjährige Arbeitslosigkeit werde ich auch weiterhin seelisch abgestumpft und in anderer Beziehung vielleicht etwas ober- f l ä ch l i ch." 4. Schließlich noch die Aeußerung eines Jungen, der 17 Monate ohne Beruf und Erwerb ist:„Man lebt wie solch Einsiedler, man weiß nicht mehr ein und aus. Die Sehnsucht nach Arbeit geht schon so well, daß man jetzt schon die schlechteste Arbeit annehmen muß, um dem traurigen Dasein von zu Hause zu entrinnen." Einige Mädel beantworten die gestellte Frage wie folgt: 1.„Sie steigert nicht nur die nvrtjchastliche Notlage, sondern man ist auch an der Weiterbildung gehindert. Sie zwingt uns sogar soweit jede Ar- beit, ganz egal welcher Art. auszuführen." 2.„Die Arbeitslosigkeit bedrückt mich sehr. Trotzdem ich den Dekorationskursv» besucht habe, ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen, Arbeit zu finden. Da die Zeiten immer schlechter werden, seh« ich mich gezwungen, mich noch irgendeiner anderen Arbeft umzusehen."
3.„Seftdem ich ans der Schule bin. habe tch noch keine Stellung gehabt. Meiner Mutter hat die Zlusbildung sehr viel Kosten verursacht. Es ist traurig, daß ich jetzt noch meiner Mutter zur Last fallen muß. Sie selbst hat auch keinen Aerdienst. Auch verlerne ich wieder alles, da ich keine Fortbildung mehr habe" Aus diesem Rahmen herausfallend sind ledig- lich zwei Beantwortungen, von denen die erste lautet: 5. Der 24jährige Teilnehmer, seit 12 Monaten erwerbslos, schrieb:„Außer in materieller Hin- ficht hat mich die Arbeftslosigkeit noch nicht belastet. Im Gegenteil, ich habe ausgiebig meinen persönlichen Neigungen Rechnung tragen können und jede Gelegenheft ausgenutzt, mein Wissen zu erweitern. Besonders intensiv beschäftige ich mich mit Gewerkfchasts- und Parteiarbeit." 6. Der 20jShrige Teilnehmer, ebenfalls seit 12 Monaten erwerbslos, schreibt:„Ich habe nicht die Hoffnung, jemals in den Wirtschastsapparot wieder«ingeschaltet zu werden und arbefte des- halb für einen Aüfbau der proletari- fchen Organisationen, um dadurch«inen Ilmbau der Wirtschaft und der Gesellschaft zu er- möglichen." Aus dieser Formulierung ist die stärkste innere Konsequenz zur kapitalistischen Wirtschaftsunord- nung zu entnehmen. Bon diesem System wird nichts mehr erhofft, eine Einstellung übrigens, die bei vielen Jugendlichen anzutreften ist, wenn sie auch nicht in den Fragebogen d'rekt ausgesprochen wurde. Es ist überflüssig. d«-m noch viel hinzu- zufügen, denn die klaren Aeußerungen sprechen für sich selbst. Nur soviel sei gesagt, daß die leelische Not bei dem Teil der Jugend, die keiner Organisation angehört, vielfach noch größer ist: denn die Organisation bietet durch die Gemein- ichaflsarbeit immerhin eine Bindung an Freunde, Genossen und an geistige Betätigung.
Siulturfo&iologie? Unter dem Titel„Die Gegenwartsauf- gaben der Soziologie" veröffentlicht der Frankfurter Soziologe Karl Mannheim (I. C. B. Mohr, Tübingen ) eine Schrift, aus der man sich über die gegenwärtig« Problemlag« der sozio- logischen Forschung ausgezeichnet unterrichten kann. Mannheim entwickelt die L e h r g e st a l t der Soziologie. Soziologie kann als Spezialwisien- schail gelehrt werden, als Soziologie der einzelnen Disziplinen, und schließlich als Lehre vom gesell- jchastlichen Charakter der Kultur, ihrer Entwick- lung und dem Gesamt.pisammenhang des Werdens der kulturellen Einzelgebieft: mit einem Wort als Kultursoziologi«. Da die Wissenschast der Sozio- logie gegenwärtig noch keineswegs abgeschlossen ist, ist die Ausbildung der Lehrgestall der Soziologie von besonderer Dringlichkeit. J. F. M.