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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Schmuggel an der Westgrenze

Fortgesetzter Kampf mit den Zollbehörden

Die Zollbehörde verfichert in Zusammenfünften mit der Prefe, daß sie dem Schmuggel an der Gurgel sigt., Aber es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die Zeitungen zwischen Aachen   und Dortmund   und zwischen Emmerich und Köln  , von Aufgriffen von Schmugglern, Beschlag­nahmen von Schmuggelware oder gar blutigen Zusammenstößen und Feuergefechten mit Banzerautos der Großschmuggler berichten.

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Die Zollbehörde hat den Grenzschutz verstärkt und die Verstärkung aus den ausgedienten Sol= daten der Reichswehr   rekrutiert. Auf jeden Grenzkilometer tommen jetzt schon 5 bis 7, an manchen besonders gefährdeten Stellen sogar noch mehr Zöllner. Dieses kleine Armeekorps zwischen Kaltenherberg- Kaltenkirchen- Graesdonk -Emmerich ist mit den modernsten technischen Hilfsmitteln ausgerüstet vorzüglich bewaffnet und motorisiert. Im Hinterland, sozusagen in der Etappe, sind alle Rheinbrücken und Rheinfähren mit Posten besetzt. Ein ganzes Heer von Agenten arbeitet im Dienste der Zollfahndung. Und doch

Rücken, rast dann die Bande los. Kleine Trupps und Einzelschmuggler hängen sich an. Ein wildes Wettrennen über die Grenze beginnt. Die Zöllner, wenn sie wirklich doch noch kommen sollten, fönnen ja immer nur wenige festnehmen. Dem Rest ge= ingt es meist, durch den gefährlichen Grenzbezirk zu kommen, in dem die Zöllner, wenn auf ihren Anruf nicht gehalten wird, schießen dürfen. Manchmal rast auch die gleiche Bande wieder zurück über die Grenze und wartet wieder tage­lang, um dann von neuem den Durchbruch zu ver­juchen.

Die Schmuggelbudendörfer sind an der ganzen holländisch- deutschen Grenze wie Pilze nach dem Regen aus der Erde geschossen. Manche, wie das am Meinweg, haben sich bereits eigene Schulen gebaut. Die deutsche Grenzbevölkerung steht begreiflicherweise mit den Zöllnern nicht auf gutem Fuße. Es gehört zu den Dienstvorschriften, daß sich die Zöllner auf den allernotwendigsten

laſſen die monatlich herausgegebenen Bulletins der Kinder helfen Kindern!

Landesfinanzämter faum eine Abnahme der be= schlagnahmten Schmuggelwaren und Aufgriffe er­tennen. 15 000 Aufgriffe im Monat sind teine Seltenheit. Tabak wird häufig auf Lastautos gleich zentnerweise beschlagnahmt. Hinzu kommen Riesen­mengen von Zigaretten, Zigarettenpapier, Kaffee, Katao, Schokolade, Getreide und Müllereierzeug­nisse. Duzzende Autos und hunderte Fahrräder, mit denen Schmuggelware transportiert worden ist, verfallen jeden Monat der Beschlagnahme. Auch diese Tatsachen tun dem Schmuggel feinen Abbruch. Die Verluste werden von Banden in die große Rechnung einkalkuliert. Und für die zahllojen Schmuggler, die von den Gerichten mit Freiheitsstrafen belegt werden, liefert die Riesen­armee der Erwerbslosen im Ruhrgebiet   schnellen und billigen Ersatz.

Die Zoll- Milchmädchenrechnung

Die Zollbehörde macht die Milchmädchenrechnung auf, daß dem Staat durch den Schmuggel Riesen­summen an Zoll entzogen werden. 20 holländische Turmac- Zigaretten, die unverzollt für 40 Pf. nach Deutschland   gebracht werden, würden verzollt und verfteuert 9,70 Marf foften, 50 Gramm Labat, der für 40 Pf. eingeschmuggelt wird, 15,20 Mart, ein Zentner Weizen, eingeschwärzt für 6,50 Mart, 19,50 Mark und ein Zentner Weizenmehl, heimlich über die Grenze geschafft für 8 Mark, verzollt und versteuert 30 Mart. Die Schmuggler verdienen natürlich nicht die großen Differenzsummen. Kein Mensch würde diese Schmuggelware faufen, weil sie viel zu teuer wäre. Hunger nach Waren, die billiger sind als die deut­ schen  , treiben dem Schmuggel immer wieder Käufer zu.

Man hat an der deutsch   holländischen Grenze Leute aus dem Dortmunder   Industrie­gebiet beim Schmuggel festgestellt. Sie machten die weite Reise zu Fuß, ließen sich unterwegs von Lastautos stredenweise mitnehmen und tippelten weiter. Sie hatten ja Zeit. Und wenn die Grenze allzusehr bewacht ist, so gibt es in fast allen Schmuggelbudendörfern Unterkunftsräume, in denen die Schmuggler warten fönnen, bis Agenten der großen Banden die Zöllner durch mannigfache Manöver abgelenkt und Kundschafter gemeldet haben, daß die Luft rein" ist. Auf ,, Leisetretern" Leinenschuhen mit dicken Kordel­sohlen, die schweren Schmuggelpaden auf dem

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Besucht die Ausstellung der Kinder­freunde im Metallarbeiterhaus von 10-22 Uhr.

Verkehr mit den Bewohnern beschränken müssen. Es gibt nicht selten Tote in dem Kleinkrieg. Und als die Bevölkerung eines Dorfes, nachdem ein Einwohner beim Schmuggeln erschossen worden mar, fürzlich mit umflorten Fahren vor die Zöllnersiedlung zog, dort von einer Kapelle das Lied Ich hatt' einen Kameraden" spielen ließ, brachte sie deutlich ihre Antipathie gegen die Grünröde zum Ausdruck. Häufig kommt es vor, daß aus dem Dunkel der Nacht plöglich ein Stein­bombardement gegen Zollbeamte, die im Städtchen eine Besorgung gemacht haben, einsetzt. Und es ist sogar vorgekommen, daß das Haus eines Zoll­beamten angesteckt wurde. In Gaesdonk, mo zwischen dem Zollamt und einer holländischen Schmugglerkneipe die neutrale, weder Deutschland  noch Holland   gehörende Landstraße läuft, 600 Meter lang ist dieses Stück Niemandsland

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wiederholt von Schmugglern auf das 3014­haus geschossen worden. Am tollsten aber

Stadtratskandidaten

Erste Sichtung der Bewerbungen

In der Sigung des Wahlausschusses für die drei Stadträte im Magistrat wurde die erste Sichtung der eingegangenen 148 Bewerbungen vorgenommen. Die meisten dieser Bewerbungen find mit 78 für das Dezernat der Wohlfahrt eingereicht worden, denen sich 25 für das Tief­

sind die Kämpfe mit den häufig gepan= zerten Autos der Großschmuggler. Diese Großschmuggler sind meist flüchtige Deutsche, denen in Deutschland   der Boden unter den Füßen zu heiß wurde. Sie organisieren von den Städten des holländischen Hinterlandes aus den Groß­schmuggel. Der berüchtigste dieser Großschmuggler war der vor kurzem bei Düsseldorf   beim Waffen­schmuggel nach einem Feuergefecht festgenommene frühere Stempelschlosser Frizz Szymanski aus Wuppertal  , der den in seinen Kreisen ehrenvollen Spignamen ,, Al Capone   des Westens" trug.

Kleinkrieg mit List

Die Hauptwaffe dieses Kleinkriegs ist die List. Erst vor wenigen Tagen fiel es einem Zöllner auf, daß auf einem Flüßchen das Hochwasser hatte, von Holland   herüber auffallend viele Waschzuber geschwommen tamen. Er fischte einen auf und fand darin Getreide. Unmittelbar darauf kam fein Waschzuber mehr angeschwommen. So hervor ragend funktioniert der Meldedienst der Schmugg­ler. Ein andermal fiel einem Zöllner auf, daß das Pferd eines Strälener   Bauern, der seine Felder auf holländischem Gebiet bestellte, heim­märts immer schwerer an einer Ackermalze zog, als wenn es über die Grenze nach Holland   ging. Er untersuchte die Walze, fand einen sauber ge= arbeiteten Verschluß und in dem Hohlraum zwei Zentner Mais. Ein Agent der Zöllner sah in einer Prozession, die von Holland   nach der wunder­tätigen Mutter Gottes in Revelär zog, viele be= fannte Schmugglergesichter. Die Prozession sollte nicht gestört werden. Darum gingen Zöllner in Zivil an die Verdächtigen heran, zeigten unauf­fällig ihre Ausweise und zogen den frommen Pilgern", die singend ihre Rosenkränze abbeteten, das Schmuggelgut aus der Tasche. Wieder ein andermal brachte eine fröhliche Taufgesellschaft einen neuen Erdenbürger mit Musik nach Kevelär, um den Segen der wundertätigen Mutter Gottes auf sein Haupt zu erflehen. Bei näherer Betrach­tung war der Täufling eine Puppe. Im prallen Steckissen waren Zigaretten und in den meisten Trompeten, vor allem den dicken Baß­trompeten der Musikanten, Kaffee.

Das sind einige von vielen Listen, die entdeckt wurden. Aber die Phantasie der Schmuggler ist unerschöpflich. Bisher haben calle Ahmehrmaß­nahmen der Zöllner nur neue Methoden der Schmuggler hervorgerufen.

vertreten, die von vornherein aussichtslos find, aber eines gewissen Humors durch ihre Begrün­dung nicht entbehren. So hat sich ein Maurer= polier um das Wohlfahrtsministerium beworben, und ein Konkurrent von ihm weist darauf hin, daß er selbst lange genug arbeitslos sei und das Wohlfahrtswesen eingehend fennengelernt habe.

DONNERSTAG. 15. DEZ. 1932

gend, daß über den Vorfall nichts in die Zeitung tommen möge. Nach seinen Angaben will der Hakenkreuzler seine Verlegung an der Ecke Artillerie- und Elsasser Straße erhalten haben. Bisher fonnte noch nicht einmal festgestellt werden, wer den Angeschossenen überhaupt ins Krankenhaus transportiert hat. Es wird mutet, daß sich der Nationalsozialist beim unvor= fichtigen Hantieren mit einer Waffe selbst ver letzt hat oder von Gesinnungsfreunden aus Versehen angeschossen wurde.

Berlins   Sparerlaß

Leichte Milderung

Der=

Der letzte Sparerlaß der Berliner   Finanzver­waltung, der auch in der Stadtverordnetenver­fammlung zu einer lebhaften Aussprache führte, hatte die Mittel für die städtische Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten fast vollständig be­schränkt, um die Lohn- und Unter­ftühungszahlungen sicherzustellen. Da nun aber Fälle eintreten können, wo bauliche Instand­fehungsarbeiten ohne Berzug ausgeführt werden müssen, hat der Oberbürgermeister jetzt den Sparerlaß der Finanzverwaltung etwas ge­mildert.

Sind bei plöglich eintretender Gefahr, so heißt es in der Verfügung, sofortige bautechnische oder auch sonstige Maßnahmen notwendig, um eine etwaige Lebensgefahr oder die Vergrößerung eines Schadens abzuwenden, und läßt sich in diesen Fällen die vorgeschriebene vorherige Genehmi­gung der Haushaltsüberschreitungen nicht recht­zeitig einholen, so erklärt sich der Oberbürger= meister ausnahmsweise einverstanden, daß die nötigen Arbeiten zunächst mit den geringsten Mitteln ausgeführt werden. An diese Bewilligung ist aber die Bedingung geknüpft, daß mit einem sofortigen Bericht die Genehmigung zu den Haus­haltsüberschreitungen nachträglich eingeholt wird.

Die Tunneltatastrophe

Schuld des Einmannsystems?

Bern  , 14. Dezember. Die Mittwochsitzung der schweizerischen Bundes­versammlung gestaltete jich zu einer Beileids­fundgebung für die Toten des Eisenbahnunglücks von Luzern  . Bundesrat Pilet, der Leiter des Berkehrsdepartements, berichtete über das Unglüc und führte dabei u. a. aus, über die Ursache des Unglücks könne noch nicht viel gesagt werden. Sicher sei, daß der Zugführer des ein­fahrenden Zuges das Signal überfahren habe. Warum, das werde wohl nie aufgeklärt werden können, weil der Zugführer ums Leben gekommen jei.

Im Verlaufe der Aussprache wies der Sekretär der Transportarbeiterorganisation, der Sozial­demokrat Bratschi, darauf hin, daß bei dem Personal seit Jahren schon Unzufriedenheit bestehe wegen der Gefahren des Einmann­systems. Beide Lokomotiven seien nur mit einem Maschinisten besetzt gewesen. Er sprach die Hoffnung aus, daß das Unglück Anlaß gebe, die

bauwesen und 33 für das Verkehrs Sich selbst angeschoffen? Frage des Einmannſyſtems nochmals genau zu

wesen anschließen.

Außerdem find noch 12 allgemein gehaltene Be­werbungen eingegangen und zwei Bewerbungen, die fristgemäß nicht zur rechten Zeit eingetroffen sind. Der Ausschuß beriet heute zunächst über die für die Wohlfahrt vorliegenden Bewerbungs­schreiben, ohne zu einer engeren Auswahl zu kommen. Unter den Bewerbern sind auch solche

In das Lazarusfrankenhaus in der Bernauer Straße   im Norden Berlins   wurde gestern ein 18 Jahre alter Nationalsozialist mit einer Schußverlegung eingeliefert. Verlegte verweigerte zunächst alle Angaben, be­hauptete dann aber plötzlich, daß er von Kommu­nisten angeschossen worden sei. Er bat aber drin

überprüfen. Bundesrat Pilet erwiderte, daß man sich hüten müsse, voreilige Schlüsse über das Ein­mannsystem zu ziehen. Ob dieses irgendwie schuld an dem Unglück sei, könne nur die Unter­suchung ergeben. Es feien auch Erhebungen darüber im Gange, in welchem körperlichen Zu­stande sich die beiden Lokomotivführer vor An­tritt ihrer Unglücksfahrt befunden hätten.

MARK

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