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Em? Schivtnkung Der KVD? Verbot der Adoif-Koch-Schule
Die sächsischen Kommunisten wollen für sozialdemokratische Stadt­verordnetenvorsteher stimmen
Die KPD. hat bisher in den Gemeindeparla- menten eine Taktik verfolgt, die auf eine offene Begünstigung der Faschisten hinauslief. In vielen Orten find bürgerliche und nationalfozia- listifche Gemeindevorsteher gewählt worden, weil die Kommunisten lieber die Bürgerlichen durch» kommen lieh, als Sozialdemokraten zu wählen. Diese Haltung hat nach den sächsifchen Ge- meindewahlen zu einer wahren Rebellion bei den sächsischen Kommunisten geführt. Nun verösfent- licht die Bezirksleitung der KPD  . Sachsens eine Erklärung, deren Kern es ist, dah die sächsischen Kommunisten unier be­stimmten Bedingungen sür sozialdemokratische Gemeindevorsteher stimmen sollen. Die sächsische Sozialdemokratie hatte sich nach den Gemeindewahlen an die KPD  . mit einem Schreiben gewandt, in dem es hieß: Ohne daß wir in Illusionen befangen wären über die heutigen Wirkungsmöglichkeiten eines Gemeindeparlaments und ohne daß wir uns irgendwelchen Täuschungen hingeben über die Aktion-sähigkeit des Parlamentarismus in der kapitalistischen   Gesellschaft überhaupt, sind wir doch der Auffassung, daß alle vorhandenen Möglichkeiten im Parlamente, die Interessen der Arbeiterklasse wahrzunehmen, bis zum Aeußersten ausgenützt werden müssen. Uebrigens erwartet auch die gesamte werktätige Bevölke» runa von Chemnitz, daß die am 13. November im Kampfe erzielte Linksmehrheit nunmehr auch praktisch für die Interessen der arbeitenden und 'minderbemittelten Schichten eingesetzt wird. Wir treten deshalb an euch heran mit dem Ersuchen, mit uns über die ersten erforderlichen Matz- nahmen zu verhandeln." Die Antwort daraus war ein wütender Schimps- seldzug gegen die Sozialdemokratie und die Er- klärung, daß irgendeine Arbeitsgemeinschaft mit der Sozialdemokratie für die KPD  . nicht in Frage komme. Aber der Druck der Massen scheint diesmal stärker gewesen zu sein als der Starrsinn der kommunistischen   Prteidogmatiker. Nach mancherlei Vorgefechten ist nun aus der ganzen Linie ein Rück- zug der kommunistischen   Bezirksleitung erfolgt. Sie hat eine Proklmation herausgegeben, deren Kernsatz lautet: Die kommunistische» Fraktionen werden des­halb in den Gemeindeparlamenten mit einer kommunistisch-sozialdemokratischen Mehrheit un­ter bestimmten Doraussehungeu, wenn in der Stichwahl die Entscheidung zwischen einem osseuen Faschisten und einem Kandidaten der S>}JD. steht, für den sozial- demokrakischcnkandidaten stimmen. Es versteht sich am Rande, daß dieses glatte Ein- geständnis der Kapitulation vor der sozialdemo- kratischen Taktik in einen Schwall von Worten gehüllt ist, der die KPD. von der SPD.   abgrenzen soll. Zwar istvon bestimmten Voraussetzungen" die Rede, über deren Vorliegen in jedem Falle die Bezirksleitung der KPD.   entscheidet. Die SPD. hat die Zusammensetzung proletarischer Präsidien in den Gemeinden mit marxistischer Mehrheit vor- geschlagen. Ihre Bildung wird nunmehr erfolgen, und zwar noch der F r a k t i o n s st ä r k e der SPD.   und KPD  . Wo die Sozialdemokratie stärker ist als die KPD., stellt die SPD  . den ersten Vor- sicher, die folgenden Plätze werden dann ab- wechselnd besetzt. Lrste Anwendung in Leipzig Leipzig  , 4. Januar. In der Sitzung der neuen Leipziger   Stadt­verordnetenversammlung wurde am Mittwoch die Wahl des Präsidiums vorgenommen. Sie ergab: Zum ersten Vorsteher wurde der Sozialdemokrat L a n d g e r i ch t s d i r e k- t o r Dr. h u b l e r mit 4? von 74 Stimmen ge- wählt. DI« KPD.   hatte erklären lassen, sie wolle vcr- hindern, daß einoffizieller Vertreter des Mord- faschiemus als Sladlverordnetenvorsteher aus­treten könne, und aus. diesem Grunde vereinige sie ihre Stimmen bei der Wohl mit denen der SPD  . Aus dieser Wahlgemeinschast dürfe aber nicht geschlossen werden, daß die sonstige Gegner- schaft, die zwischen der SPD.   und der KPD. grundsätzlich bestehe, ausgehoben sei". Er st er Vizevorstehcr wurde der K o m in u n i st Schmidt, für den 41 Stimme» von 74 abgegeben wurden, und zweiter Vize- vor st eher wurde der Sozialdemokrat Sctzpfand. der 41 von 7Z Stimmen erhielt. Ein von den Nationalsozialisten und ein von den vürgerlichcn vorgeschlagener Vertreter wur- den nicht gewählt.
Selbstversorger �lazipriigelei untereinander Wien  , 4. Januar. DieArbeiter-Zeitung  " bringt den genauen Bericht über eine SA.-Bersammlung in Wien  . bei welcher es zu einer blutigen Schlägerei kam.
Im Hakenkreuzlager herrscht helle Aufregung wegen der Enthüllungen oer Arbeiterpresse und jeder verdächtigt den anderen des Verrats. Heute sollten beim Appell der Hakenkreuzler IS Nazis durchsucht werden, weil man ihnen nicht traute. Sie setzten sich aber zur Wehr, und es kam zu einer Schlacht mit Gummiknüppeln, bei welcher eine Anzahl Hakenkreuzler schwer v e r- letzt wurde. Der Führer der SS. hielt eine aufgeregte Ansprache, in der er den Leuten er- klärte, er bedauere, daß es hier noch nicht eine derartige Feme   gebe, wie sie sich in De u t s ch- land seit langem gut bewährt habe.
Kautschuk-Mrofessoren Der Lreslauer Universitätssenat interpretiert sich In der Angelegenheit des Universitätssenats in Breslau   teilt der Amtliche Preußische Pressedienst folgendes mit: Am 4. Januar fand im preußischen Ministerium für Wissenschast, Kunst und Volksbildung eine Besprechung des Reichskommissars Professor Dr. Dr. Köhler mit dem Rektor der Universität Breslau, Geheimen Rcgierungsrat Professor Dr. Brockelmann, dem Prorektor Professor Dr. Poschmann, und dem geschästsführenden Dekan der Juristischen   Fakultät, Professor vr. li. c. Fischer, unter Zuziehung der beteiligten Herren des Ministeriums statt. Es wurde dabei festgestellt, daß der Senat der Universität Breslau nicht die Absicht gehabt hatte, mit seinem Beschluß vom 23. Dezember in die Befugnisse des Ministeriums einzu- greifen: vielmehr hatte er damit nur zum Ausdruck bringen wollen, daß durch das Hervor- treten des Professors Dr. Cohn in der Frage des Asylrechtes für Trotzki   die Lage sich so verschärst hatte, daß der Senat den weiteren Schutz sür die Person des Professors Cohn sowie für die Ruhe und Ordnung in der Universität Breslau nicht mehr glaubte gewährleisten zu können. Es ist in Aussicht genommen, daß der weitere Senat sich demnächst in einer Sitzung seinerseits mit der Angelegenheit befaßt." * Die schmähliche Kapitulation des Breslauer Universitätssenats vor den Heines-Banden, seine Preisgabe der Lehrfreihcit vor dem Hakenkreuz- terror Mar eine Erbärmlichkeit. Dieser ersten Erbärmlichkeit folgt eine zweite: Die Professoren wurden nach Berlin   gebeten, und nun inter  - pretieren sie sich. Sie gaben eine pflaumenweiche Erklärung, wie es sich für brave Untertanenfeelen einem Ministerium gegenüber geziemt. Sie wer- den noch einmal beraten. Wer weiß, wohin sie nun wieder umfallen, wenn erst der studentische
Kahler; Brausebäder? Diese Schweinerei hört auf!"
Pöbel mit dem Hakenkreuz sie wieder in Be- arbeitung nimmt!
Nicole endlich entlassen Wegen Krankheit enthaftet Gens, 4. Januar. Der Genfer   sozialistische Nationalrat und Chef- redakteur desTravail  ", L ö o n Nicole, der seit den Unruhen vom 9. November unter der Anklage der Bedrohung der Staatssicherheit in Untersuchungshast gehalten wurde, ist am Diens- tagnachmittag endlich in Freiheit gesetzt worden. Während der sehr rücksichts- los durchgeführten Einzelhaft ist sein früheres Leiden, eine Knochentuberkulose, wieder akut geworden, so daß er schon vor 14 Togen in die Haftzelle des Kantonhospitals übergeführt wer- den mußte. Laut Anweisung des untersuchenden außerordentlichen Bundesrichters hat sich Nicole bis zum Sonntag nach der H e i l st ä t t e Lepsin, dem westschweizerischen Davos  , zu be- geben. Mit dieser Entlassung sind nun alle Verhasteten der Demonstration vom 9. November wieder in Freiheit.
Der Pariser  Zalranfigeant" verössentlichl ein Interview mit Genossen Philipp Scheide- mann. Dazu teilt uns Scheidemann   mit, daß er seit Mitte September überhaupt mit keinem Ver- treter französischer Blätter gesprochen hat und dah daher das Interview eine Erfindung sein muß.
30 Todesopfer der ,AtlanNque'? Der Kapitän schildert die Katastrophe
Eigener Bericht desVorroärls" Paris  , 4. Januar. Der Brand derAilanlique" hat nach den letzten aus Eherbourg eingetroffenen Meldungen doch zahlreiche Todesopfer unter der Besatzung gefordert: ihre Zahl steht nicht genau fest, sie schwankt zwischen 2<l und 3l>. Zm Lause des Abends sind in Eherbourg im ganzen ZvS gcrellete Sesotzungsmit- glieder an Land geseht worden. Außer den SS an Bord derRuhr" befindlichen hatte der Lloyd- DampferSierra Venia na" 84. der hollän- dische Dampfer.,?l ch i l l e s" 22 und der englisch  ? DampferFordEastle" S Gerettete. Unter den an Bord desAchilles  " befindlichen Besatzungs­mitgliedern befand sich auch der Kapitän der ..Atlantique". der folgende Erklärung abgab: Es war ungejähr VA Uhr morgens, als dir Nachtwache A l a r m schlug. Aus dem Aus- kunstsbüro und verschiedenen Kabinen der ersten Klasse drang dichter Rauch. Ick) befahl sofort den Aesatzungsmitgliedern, an ihre Posten zu gehen. Der Telegraphis» begab sich sosort in seine Kabine und Holle   gerade noch Zeit, einen einzigen Hilferuf abzusenden. Kurz darauf wurde die Funkstation selbst von den Flammen ergriffen und mußte geräumt werden. Ungejähr eine Halbe Stunde lang ver­suchten wir den Brand mit den an Bord besind lichen Feuerlöschmitteln zu bekämpfen." Leider griff das Feuer sehr schnell um sich und wir mußten daraus verzichten, es zu be- kämpfen. Schon von 5 Uhr morgens an war der
Kampfstimmung in Belgien  Belgische Arbeiterpartei warnt die Kegierung Eigener Bericht desVorwärts" Brüssel  , 4. Januar. Der Generalrat der belgischen Ar- beiter Partei tagte am Mittwoch in Brüssel  , um zu den Steuermaßnahmen der Bürgerblockregierung Stellung zu nehmen. Seit Jahren hat im Generalrat keine so scharfe und entschlossene Kampfesstimmung geherrscht. Die auf Grund einer Generalvollmacht der Parlamentsmehrheit gelrofsenen Maßnahmen der Regierung, die eine schwere Belastung der Volksmassen und der Arbeiterschaft bei gleich- zeitiger schamloser Schonung des Besitzes bedeuten, wurden von Vandervelde  , Wauters und den Führern der großen Gewerkschaftsoerbände aufs schärfste gegeißelt. Es wurde beschlossen, sich nicht auf rein parlamentarische Kompsmittel zu beschränken, sondern den Widerstand gegen die Steuermaßnahmen und den Mißbrauch der Re- gierungsgewalt im Lande zu organisieren. Zu diesem' Zweck wurde ein O r g a n i s a t i o n s- k o m i t e e eingesetzt. * Am Mittwochnochmittag begab sich außerdem eine Delegation des Generalrats unter Führung von Vandervelde zum Finanzminister Jasper und machte diesen auf die erbitterte Stimmung der Volksmassen aufmerksam. Van- dervelde warnte die Regierung vor den Folgen und erklärte, daß bei einer leicht Wiederaus- flammenden Streik- und Aufstandsbe- w e g u n g wie im letzten Sommer die Sozialisti- fche Partei sich nicht für die Beruhigung, sondern für die siegreiche Durchführung des Kampfes ein- setzen werde.
vordere Teil und das Hinterteil des Schisses durch eine Flammen- und Rauchwand ge­trennt. die niemand durchschreite» konnte. Um ö Uhr Hobe ich die Räumung des Schiffes befohlen. Dabei ereignete sich ein tragischer Unsalt. Drei­ßig Matrosen hatten in einer Schaluppe Platz ge­nommen, die langsam in das Wasser nieder­gelassen wurde. Aber die Flammen schlugen mit solcher Geschwindigkeit vor. daß der Mann, der den Hebel für das Niederlassen der Schaluppe be­diente, seinen Platz verlassen mußte. Außerdem wurden die Seile, an denen die Schaluppe hing, van den Flammen ersaßt und das voot fiel mit der ganzen Besatzung ins Wasser. Nach den Meldungen, die mir gemacht worden sind, glaube ich, daß von der ganzen Besatzung etwa 39 Personen verschwunden sind. Einige sind wahrscheinlich erstickt, andere ertrunken, andere getötet worden. Der HapogdampserR u h r" traf als erster um 147 Uhr an der Unfallstelle ein und nahm über 89 Besatzungsmitglieder an Bord. Um 8 Uhr kam derAchilles  " an und etwas später die Sierra Ventana", als letzter kamFord Costte". Ich bin bis 11!- Uhr mit 19 Ossizieren an Bord geblieben. Dann Hobe ich festgestellt, daß unsere Lage absolut unhaltbar war, und ich habe Bejehl gegeben, das Schiff endgültig zu verlassen. Ich bin ins Meer gesprungen nnd von demAchilles  " ausgefischt worden. Für den Augenblick ist es mir unmöglich, mich über die vermeintliche Ursache der Katastrophe aus- zusprechen." (Siehe auch 1. Beilage.)
Wien   und der Südosten Debatte im �ationalrat Wien  , 4. Januar. Anläßlich der Beratung des Haushalts für das Jahr 1933 kam es im Finanz- und Haushalts- ausschuß zu einer außenpolitischen Aus- spräche, in der u. a. die italienisch- südslawischen Streitigkeiten zur Sprache kamen. Der Bundeskanzler erklärte auf die ver- schiede»«» Bemerkungen zu den italienisch-südsla- wischen Streitigkeiten, es sei eine Selbstverständ- lichkeit, daß die Regierung in dieser Frage voll- k o m in e n e Neutralität bewahren werde. Oesterreich   stehe zu beiden Staaten in freund- nachbarlichen Beziehungen. Der sozialdemokratische Redner Dr, Otto Bauer   wies dann auf die Spannung hin, die sich in letzter Zeit zwischen Italien   und Süd- slawien entwickelt habe. Wenn er auch nicht glaube, daß sie heute oder morgen zu einem Krieg führen würde, so zeigten doch die Gereiztheit und die Sprache, die geführt werde, eine fatale Aehn lichkeit mit 1914. Im weiteren Verlauf kam der Abgeordnete auch auf die Aus- landsvertretungen Oesterreichs   zu sprechen.
Für den Gesandtenposte» in Paris   solle der Gesandte von Pflügt ausersehen sein, der Oesterreich   bisher beim Völkerbund vertreten hat. Man möge über feine Qualitäten denken wie immer, eines sollte man nicht übersehen, daß er ein schwarzgelber Monarchist sei und daß er als Vertreter Oesterreichs   im Auslände solche Ansichten ofsen zur Schau trage Das berge die Gefahr»i sich, daß er in Paris   in Bezie- Hungen   treten könne, die aus Gründen der Gegnerschaft des Anschlusses Oesterreichs   an Deutschland   ähnliche Pläne verfolgen.