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Japaner in Jehol

Selbsterteiltes Recht

Tokio   über London  , 9. Januar.  ( Times.) Japanische Flugzeuge warfen am Sonntag Bomben auf die 16. und 19. chinesische Infanterie­Brigade, die Vorbereitungen zur Rück= eroberung von Schanhaitwan zu treffen schienen. Japanische Truppen sind in die Pro­vinz Jehol   eingedrungen. Das Kriegsamt hat feine Bestätigung dieser Nachricht, bemerkt aber, die Truppen hätten das Recht dazu, wenn es im Interesse der Verteidigung der Mandschurei  läge.

Der Marineminister Admiral Okada ist zurüdgetreten und durch seinen Vor­gänger Admiral Osumi ersetzt worden.

Butschverfuch in Spanien  Anarchomonarchistische Bomben­

werfer

Madrid, 9. Januar.

Die

In Barcelona   sind gestern abend und in der Nacht fast an allen Stellen der Stadt und auch in ihrer Umgebung von Anarchisten Bomben= anschläge verübt worden. Ueberall fam es zu Schießereien mit der Polizei, wobei insgesamt sechs Personen getötet wurden. Anarchisten versuchten u. a., sich des Zentralbahn­hofs der Eisenbahngesellschaft Madrid  - Sara­goffa Alicante mit Waffengewalt zu bemäch­tigen, wurden aber von der Schuhwache zurück­geschlagen. Ebenso mißlang ihnen der Sturm auf eine Artilleriefaserne. Auch der

Berfuch, das Polizeipräsidium in die Luft zu fprengen, scheiterte.

Aller Wahrscheinlichkeit nach war auch ein An­schlag auf den Justizpalast geplant; im Innern des Justizpalastes wurden zwei Personen, die Bomben mit sich führten und angeb= lich den Gerichtspräsidenten ums Leben bringen wollten, festgenommen. Die Zahl der bei den verschiedenen Anschlägen verlegten Personen scheint ziemlich hoch zu sein. Die Zahl der Festgenommenen ist bedeutend. Mehrere der verhafteten Anarchisten hatten beträchtliche Geldsummen bei sich. Die Behörden wollen daraus den Schluß ziehen, daß die anarchistische Bewegung von monarchistischen Elementen unterstützt wird.

In Madrid   find starke Sicherungsmaßnahmen getroffen worden, weil man den Ausbruch von Unruhen erwartet.

Hitler gibt Urlaub Röhm nach Italien   geschickt

Hitler   hat seinen Stabschef" Röhm und den Berliner SA.- Führer Graf Helldorf   auf Urlaub nach Italien   geschidt. Die nationalsozialistische Presse teilt dazu mit, daß die beiden bald zurückkehren würden. Von anderer Seite wird behauptet, daß diese Beurlaubung eine erste Frucht der Unterredung Hitlers   mit Papen   iſt.

Die ,, Beret" als 3enfor

Die Todesanzeige, die die Mutter des von der SA.   in Dresden   ermordeten Herbert Hentsch in der Dresdener   Preffe veröffentlichte, ist seitdem in verschiedenen Städten Deutschlands   plakatiert worden. In Berlin   jedoch hat die Berek" den vom Berliner   sozialdemokratischen Bezirksvorstand gewünschten Anschlag abgelehnt.

Wiederholt hat man schon die Wahrnehmung machen müssen, daß die Berek von einer mimosen­haften Empfindlichkeit befallen wird, wenn es sich um Plakate gegen die Nazis handelt. Es wird ihrem Aufsichtsrat Gelegenheit gegeben wer­den, sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen.

Wladimir von Pachmann  , der gestern in Rom  im Alter von nahezu 85 Jahren starb, war einer der originellsten, wohl auch exentrischsten Klavier­fpieler der Welt. Seltsamen Ruhm erwarb er sich durch anfeuernde wie tadelnde Selbstgespräche während des Spielens.) Er war in Rußland   ge­boren und in Wien   ausgebildet; sein Virtuosen­leben führte durch die ganze Welt, bis er sich end­lich in Amerika   dauernd niederließ. Inhaber eines vielgerühmten samtweichen Anschlags, Meister zartester Nuancen, wußte er vor allem Chopin aufs reizvollste zu gestalten wovon in Zukunft freilich nur mehr ein paar wunderbare Platten Zeugnis geben werden.

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In der Gesellschaft für wissenschaftliche Philosophie spricht Dienstag Prof. Otto Meyerhof  ( Heidel­ berg  ): Betrachtungen über die naturphilosophischen Grundlagen der Physiologie.

Die Studiengemeinschaft für wissenschaftliche Seimat­kunde beginnt heute mit den Vorlesungen dieses Viertel­jahres Programme usw. durch die Stelle für Natur­denkmalspflege, Schöneberg  , Grunewaldstr. 6/7. Sprech­seit 9-14 Uhr( B 7 Pallas 6600)

Die Tingel- Tangel- Tunnel- Künstlerklause" im The­ater des Westens teilt mit, daß die allabendlich statt­findenden Veranstaltungen junger Bühnenkünstler in der Künstlerklause nach wie vor stattfinden.

Das Theater am Nollendorfplaß schließt borläufig, weil die letzte Operette nicht mehr zog. Man hofft, es mit einer Leo- Fall- Operette bald wieder eröffnen 811 können.

Sturm über Lippe  

Die SA.   kniet vor Hitler   nieder!- Riesenversammlungen der Sozialdemokratie

Detmold  , 9. Januar.

Der große Wahlkampf im fleinsten deutschen  Bundesstaat hat nunmehr feinen Höhepunkt er­reicht. Gegen unseren schlichten Genossen Heinrich Drake  , der seit 12 Jahren vom Vertrauen der Parteigenossen und der Achtung der Gegner ge= tragen, die Geschäfte des Landes führte, wird plötzlich angestürmt, als ob eine neue Varus­schlacht entzündet werden sollte.

Wie Heuschreckenschwärme überziehen die braunen Bataillone zu Fuß und Motorrad das kleine Land.

Ihre Führer haben die üblichen Arbeiter­quartiere" bezogen, Hitler   wohnt beim Grafen Metternich, Rerrl beim Baron von Kanne, die Truppen treiben sich im Regen auf der Straße umher. Da der Ober- Djaj natürlich nicht wie andere Sterbliche in einfachen Dorfgasthäusern sprechen kann, wird ein Riesen­zelt im Lande umher getragen und immer wieder aufgebaut, für das die importierten Heer­scharen an jedem Ort eine vielhunderttöpfige Zuhörerschaft stellen. Dann werden in allen nichtlippischen Städten der Umgegend, in Biele­ feld  , Herford  , Hameln  , Minden  , Hörter, Bücke­ burg  , Stadthagen  , Dennhausen   usw. Platate und Inserate losgelassen, und in Hunderten von Automobilen, Omnibussen und auch in Sonder­zügen merden die Besucher herbeigeschleppt, so daß die Versammlung nur zu einem geringen Prozentsaz von Einheimischen besucht ist.

Den Gipfel der Göhenverehrung erreichte der große Adolf in Bösingfeld. Als er dort am Rednerpult angekommen war, fielen die da­nebenstehenden SA.  - Leute auf die knie und verblieben einige Zeit mit dem Faschistengruß in dieser erniedrigten Haltung,

dann durften sie wieder aufstehen und der Messias begann mit niedergeschlagenen Augen seine Rede. Außer Hitler   sind Goebbels  , Frank II, Kerrl, Kube, Ley, Rosenberg und andere nationalsozia­listische Abgeordnete im Lande tätig. Es hat auch schon zu einer Anzahl Zusammenstöße ge= führt, so daß 300 Mann preußische Polizei im Lande einquartiert werden mußten, um die äußere Ordnung aufrechtzuerhalten.

Auch die Kommunisten haben ein Duzend Abgeordnete unter Führung Thälmanns m den Wahlkampf geworfen, obgleich es ganz klar ist, daß eine Zunahme kommunistischer Stimmen in dem Landtag niemals zu einer Arbeiter­regierung, sondern nur zu einer nationalsozia= listischen Herrschaft führen könnte.

Unsere Partei führt in erster Linie einheimische Redner ins Feld. 3weimal an jedem Tage spricht Genosse Drake selbst und der Abgeordnete des Bezirkes, Genosse Schreck, sowie unsere bis­herigen lippischen Landtagsabgeordneten. Am Sonntag hatte jeder unserer beiden Führer sogar vier Versammlungen zu absolvieren. Als aus­märtige Hilfe traten zunächst eine Anzahl weib­licher Redner ein, die Genoffin Juchacz  , Ku nert, Remiz, Schroeder, Starrmann

Kinder fliehen aus den Städten

Amerikanisches Erwerbslosenelend

Bandenweise durchziehen in Amerika   völlig heruntergekommene Kinder zwischen 10 und 16 Jahren das Land, ziellos, darauf aus, sich durch Raub und Diebstahl Nahrung zu verschaffen, weil sie nicht verhungern wollen. Während des Sommers haben die Kinderhorden einen geradezu erschreckenden Umfang angenommen, keine Farm ist mehr vor ihnen sicher, ganze Siedlungen werden von ihnen heimgesucht.

Wo kommen diese armen Jugendlichen her? Meistens aus den großen Städten des Ostens und mittleren Westens, aus New York  , Chikago, Philadelphia  , Buffalo usw. Ihre Eltern sind ein­fach nicht mehr in der Lage, ihnen Nahrung und Unterkunft zu gewähren, und sie haben sie sich selbst überlassen. Aehnlich wie in Rußland   haben sich dann die jungen Menschen zusammengefunden und find auf Wanderschaft gezogen, zuerst bettelnd, dann raubend und stehlend.

Das Ziel der meisten Kinderhorden ist Kalifor­ nien   und die angrenzenden klimatisch sowohl im Winter wie im Sommer günstigen Staaten. Be­sonders jekt in der falten Jahreszeit findet eine förmliche Völkerwanderung obdachloser, völlig ver­wahrloster und demoralisierter Kinder, die noch niemals in ihrem Leben Arbeit gesehen haben, nach den pazifischen Staaten statt. Für die Re­gierungen dieser Staaten entsteht nun die Frage, wie sie diesem Zuzug begegnen können. Ein ge­waltsames Abdrängen, ein Sperren der Grenzen ist schwer möglich. Ebensowenig fann man die Kinder ins Gefängnis oder Erziehungshaus stecken. Die Regierung von Kalifornien   trägt sich deshalb mit dem Plan, einige große Konzen­trationslager zu errichten, in denen die obdach­losen Jugendlichen untergebracht werden sollen. Hier sollen die Kinder verpflegt und insbesondere zu körperlicher Arbeit angehalten werden. Da es sich herausgestellt hat, daß viele dieser herum­ziehenden Kinder niemals die Schule besucht haben, sollen sie in den Camps auch unterrichtet werden.

Wie viele vagabundierende Kinder es augen­blicklich in USA  . gibt, wird zuverlässig schwer festzustellen sein. Die Schäzungen schwanken zwischen 200 000 und 600 000 Meistens sind die Kinderhorden 20 bis 30 Mitglieder start, Mädchen und Jungen durcheinander, wobei es besonders vermerkt werden muß, daß die Mädchen sich beim Stehlen besonders auszeichnen. Einzelne beson­ders berüchtigte Kinderräuberbanden haben sogar Mädchen als Führer.

In den großen Städten versuchen die Behörden neuerdings, durch Aufklärungsvorträge usw. die notleidenden Eltern davon abzuhalten ihre Kinder in die Welt ziehen zu lassen. Aber diese platoni­schen Hilfsmaßnahmen nühen sehr wenig. Immer wieder wird von den Eltern, die sich von ihren Kindern in den meisten Fällen sehr schwer trennen, betont, daß der Staat lieber tatkräftig zugreifen solle, anstatt schöne Ratschläge zu geben. Es könne den Eltern nicht zugemutet werden, zusehen zu müssen, wie ihre Kinder lang'am ver­hungerten. Dann ließen sie sie lieber ziehen. felbst auf die Gefahr hin, daß sie Berufsverbrecher würden.

Die Lage in den großen Städten in Amerika  hat tatsächlich einen frisenhaften Höhepunkt er­reicht. Die private Wohltätigkeit, die noch im

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vorigen Jahre Hunderte von Millionen zu unter­stügungszweden aufbrachte, versagt jetzt voll­tommen. Eine staatliche allgemeine Unterstützung aber gibt es nicht, und so stehen die vielen Er­werbs- und Obdachlosen tatsächlich vor dem A. K. Nichts.

Finnland   im Film

Veranstaltung der Degeto

Die Deutsche Gesellschaft für Ton und Bild ( Degeto), die die Pflege der Kulturfilme zu ihrem Programm gemacht hat, zeigte Sonntagmittag im Capitol einen Finnlandfilm von Hubert Schunger. Der finnische Gesandte Wuolijoki  sprach einleitende Worte über die Kulturver­bundennheit von Deutschland   und Finnland  . Der Film selbst, der den Titel führt ,, Ein Volker­wacht" bietet wie alle Naturfilme von Schunger sehr schöne Aufnahmen, besonders der Landschaft. Er hat keine Titel oder so gut wie feine Titel und wird auch von keinem Vortrag begleitet. Das ist in diesem Fall ein Mangel, der allerdings durch den Text des Programmes zum Teil behoben wird. Aber der Besucher, der nicht nur schöne Bilder sehen, sondern sich auch belehren will, würde gern noch mehr erfahren. Anschauungen ohne Begriffe sind blind dieses Wort gilt auch vom Film. Von dem finnischen   Lande freilich be­kommt man auch so den richtigen Eindruck seinen unendlich vielen Seen und Schären und Klippen. Die überwiegend landwirtschaftliche Ar­beit des Landes, dessen Schönheit wesentlich in Stromschnellen und rauschenden Bächen besteht, wurde in Musterbetrieben vorgeführt, aber diese Hühnerfarmen, diese Schweine- und sonstige Viehzucht charakterisiert gewiß nicht den Durch­schnitt. Man wollte offenbar das Beste und Voll­endetste zeigen. Das gilt auch von der Leinen­produktion. Der größte Reichtum Finnlands   find seine Wälder, deren Ausbeutung für die Ge­winnung von Nugholz und für die Herstellung von Papier   wird in großartigen Beispielen vorgeführt. Einiges mehr hätte man gern gesehen von charakte­ristischen Sitten und Gebräuchen der Bewohner. r.

Drei Temperamente

Tanz in der Volksbühne

- von

Die Dritte Tanzmatinee der Volks­bühne litt leider unter einer sehr ungeschickten Programmaufstellung Lisa Czobel   mußte den ganzen ersten Teil allein bewältigen; danach folgten mit Solo- und Gruppentänzen Ruth Abramowitsch   und Georg Grofe. Eine abmechselungsreichere Gliederung hätte für die Künstler eine ungeheure Entlastung, für das Publi­fum aber eine sehr erfreuliche Belebung des Pro­gramms bedeutet. gerade infolge der von Grund auf verschiedenartigen Typen der beiden Tänze­rinnen. Lisa Cobel tanzt nicht, sie wird ge= tangt von einem genial beschwingten Körper, der noch einen etwas balettmäßig leeren Walzer" fünstlerisch zu erfüllen weiß. Diefer Körper wider­

und 3ammert hielten je vier Versammlungen ab. In einigen versuchten die Nationalsozialisten Störungen zu verursachen. Im großen und ganzen verliefen sie aber außerordentlich wirkungsvoll und waren überraschend gut besucht.

Am Sonntag sprachen die Genossen Drake und Löbe in drei Bersammlungen. Zunächst in Salzuflen  , wo sie in der Wandelhalle des Kurortes fast 4000 Zuhörer aus der ganzen Um­gegend eingefunden hatten, in Lemgo  , wo auch über 1000 Besucher erschienen waren und in einer Versammlung in Siligen. Hier hatten tags zuvor die Nationalsozialisten 38 einheimische Zu­hörer neben 200 auswärtigen SA.  - Leuten, wäh rend in unserer Versammlung über 700 erschienen waren. Allerdings ist Siligen eine unserer

Hochburgen im Zieglerland.

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In anderen Orten sieht es nicht so günstig aus. Da beherrschen die SA.  - Leute die Straße und bea drohen jeden sozialdemokratischen Flugblattver teiler, so daß unsere Flugblätter erst in der näch sten Woche unter polizeilichen Schuß ausgegeben werden können. In dieser Woche greifen noch die Reichstagsabgeordneten Fröhlich- Thüringen, Engelbert Graf, Litte Berlin und Seger Dessau in den Wahlkampf mit ein. Im allgemeinen ist deutlich erkennbar, daß viele Kreise der einheimischen Bevölkerung auf den nationalsozialistischen Tamtam nicht hineinfallen und deshalb sehen unsere Genossen den Ausgang dieser Barusschlacht" trotz des Massenaufgebotes unserer Gegner mit guter Zuversicht entgegen.

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strebt den manchmal von der Tänzerin versuchten, an die Skoronel erinnernden Maschinenbewe­gungen; der preziöse Tijuca" und das groß­artig einfache Crescendo" offenbarten die Kunst der Czobel am stärksten. Es ist eine leise Kunst, trog der immer wiederkehrenden großen Schwünge, die der Tänzerin natürlich sind.

Ruth Abramowitsch   zeigte drei völlig miß­glückte Solotänze; es scheint ihr jede Fähig­feit abzugehen, einen Tanz in eigener Regie zu gestalten. Glücklicherweise boten die Duos mit Georg Groke ihr Gelegenheit zu beweisen, daß sie trotzdem eine ungewöhnlich begabte Tänzerin ist. Unter den drei schönen ,, Bauerntänzen" war der zweite, das Liebespaar am Feierabend", in Komposition und Ausfüh rung eine wahrhaft begnadete Schöpfung, ein­fach und start wie ein echtes Volkslied.

Ganz reinen Genuß boten auch die Solotänze von Georg Grofe. Wenn er den Helden des Alltags" tanzt, unpathetisch, mit spar­samen Gesten, wird es ein Bericht von Hunger und Entsagung, von Sehnsucht und Müdigkeit, vom Leben und vom Sterben im Dunkeln. Mit der gleichen Ausdrucksfähigkeit aber gestaltete er das parodistische Intermezzo", das mit einer Art von lächelndem Mitleid das Kraftmeiertum ironisiert. Dabei sind alle Tänze von Grofe un­mittelbare Schöpfungen eines Tanzkünstlers, eines ganzen, eines reifen Menschen Das gibt seinen Darbietungen die Geschlossenheit. S- z.

Nazi- Professoren

Zeitgemäße Rundfunkgespräche

Ein Neues Bild der alten Heimat" verhieß eins der von Dr. Harald Braun   er­fundenen und betreuten Rundgespräche, bei denen die Redner nicht mehr zueinander, sondern aneinander vorbei sprechen. In diesem Gespräch, das an Langweiligkeit nichts zu wünschen übrig ließ, sprach Ewald Banse   über die Natur­landschaft, K. C. von Loesch über die Kulturlandschaft und E. Diesel über die Maschinenlandschaft in Deutschland  . Einzig dieser legte Redner brachte es zu einigen flaren, substanzhaften Säzen; die anderen redeten entsetzlich oberflächliches Zeug- das heißt, fie lasen es, was Herrn von Loesch ganz besondere Mühe zu machen schien. Ewald Banse   ist nie­mand anders als der Autor eines blutrün­stigen Nazi- Romans, National sozialist, und als Professor an der Tech nischen Hochschule in Braunschweig  und Verfasser eines Buches über Wehrwissen= schaft Hätschelkind der Naziblätter. Es scheint also, man hat sich die Plattheiten dieses Rund­gespäches" einiges kosten lassen, da man Herrn Banse dazu eigens nach Berlin   holte.

Was aber ist eine schönere Sonntagbesinnung als ein Beitgemäßes Gespräch über Versailles  ", wenn es geführt wird von dem deutschnationalen Professor Spahn, der sich von einem Gesinnungsgenossen die Stichworte bringen ließ, um gegen den Versailler Vertrag mit allen Waffen feines Geistes loszuziehen? Was für uns vor dem Kriege die Sedanfeier war, das sei nun der von den völkischen Studenten am 28. Juni begangene Versailler Tag, erklärte der Herr Professor, und damit hatte er fogar Recht; denn wie die Sedanfeier muß dieser Ver­sailler Tag allen ein Gräuel sein, die nicht Haß säen und Kriege ernten, sondern Verständigung -lz. säen und Frieden ernten wollen.