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BEILAGE

Vorwärts

Wilhelm Tietgens: Wird es jemals

wieder möglich sein...?

Ber einmal eingereiht war in die Heerscharen der Erwerbslosen, wer schon einmal in der Sonnenallee durch die eisernen Laufgitter vor den Stempelstellen durchgeschoben wurde oder in anderen Arbeitsämtern stundenlang auf falten Korridoren gewartet hat, der weiß aus eigenem Erleben: der Schritt unserer Zeit ist der müde Massentritt der ausgeschlossenen Millionen. In allen Großstädten marschiert diese Armee, im ,, siegreichen" Frankreich   wie im, besiegten" Deutschland  .

im ,, möglichkeits- unbegrenzten" Amerika   wie im alten" Europa  . Mehr als vierzig Millionen sind gezählt, da­neben schreitet, mit ihnen schicksalsverbunden und wefenseins, der Zug ihrer Frauen und Kinder: betrogenes Volk Volk ohne Arbeit, Volk ohne Lebensraum.

Wird es jemals möglich sein, diese Armeen wieder einzureihen in den Gang der Wirtschaft? Wird es jemals gelingen, allen Menschen Nah­rung, Kleidung, Wohnung, allen Ausgeschlossenen wieder Arbeit zu geben? Ja, das wird möglich sein bei einer vernünftigen Ordnung der Wirtschaft und der Welt, bei einem sinnvollen Bündnis zwischen Erde und Mensch. Denn über­all, wohin wir sehen, finden wir eine weite und reiche Welt!

Schon unmittelbar vor den Toren des über­völkerten Westeuropas   mit seinen großstadtge­spidten Staaten und seinen Völkern ohne Raum, wo Länder mit mehr als 200 Menschen auf dem Quadratkilometer feinen Aus­meg mehr sehen, liegen weite ungenutzte Räume. In Litauen   leben nur 36 Menschen auf

Nahrung, Kleidung und Wohnung finden können, wobei jedoch hinzugefügt werden muß, daß dieser gewaltige Raum noch so gut wie unerforscht ist. Es ist also durchaus möglich, daß noch unbekannte Bodenschäze entdeckt werden, wodurch sich die Nuzbarkeit dieses Landes weiter heben würde. Aehnlich stark untervölkerte Gebiete mie im russischen   Raum, deren wirtschaftliche Möglich­keiten bei weitem noch nicht genügt sind, haben Amerika  , Afrika   und Australien  . Nordamerika  wird trog seiner verhältnismäßig starken Bevölke­rung in Teilgebieten von USA  . und trotz seiner großen Rationalisierung nur etwa zu einem Fünftel seines wirtschaftlichen Reichtums genügt. Wo heute etwa 165 Millionen Menschen leben, fönnten an 800 Mil­lionen Arbeit und Brot finden. Die mittlere Bevölkerungsdichte beträgt in USA.  ­Amerika   16, in manchen Staaten aber erheblich meniger. In Meriko leben 8 Menschen auf dem Quadratkilometer, in Kanada   nur 0,7!

In Südamerika   bieten die Urwälder Brasiliens  , die Pampas des Südens und die Bergschäze der Weststaaten Lebensraum für eine ungeheuer ver­mehrie Bevölkerung. Die Tragfähigkeit wird auf mehr als 1 Milliarde Menschen geschäßt, während hier heute nur etwa 80 Millionen leben.

Aehnlich verhält es sich mit dem mittleren Afrika  , dessen tropische und subtropische Reichtümer land­wirtschaftlicher Art und dessen ausgedehnte in­dustriellen Möglichkeiten nur zu einem Bruchteil gehoben werden Selbst die Sahara   kann für eine dichte Bevölkerung Lebensraum werden, wie es der gigantische Plan einer Ueberflutung der tiefer gelegenen Wüstengebiete mit dem Wasser des Mittelmeeres errechnet.

Insgesamt vermag nach unserer heuti­gen Technik Mutter Erde, wenn wir ihre Schätze gemeinsam heben, ihre Möglichkeiten planwirtschaftlich nuken, über 6 Milliarden Menschen vollauf zu ernähren, zu kleiden, zu beherbergen. Die kapitalistische Wirtschaft bietet aber nicht einmal die Gewähr, daß die heute lebenden 2 Milliarden Menschen Arbeit und Brot finden.

In der kapitalistischen   Welt tobt ein Kampf aller gegen alle, bei dem die wirtschaftlichen Schwachen, die Enteigneten, die Proletarier zwangsläufig unterliegen. 3mar liegen auch heute schon Schätze und Güter im Ueberfluß bereit, aber sie sind durch die Profitschranke vom Konsumenten getrennt.

DONNERSTAG, 26. JANUAR 1933

Deshalb haben wir zur Ueberwindung unserer Not, als erste und dringendste Maßnahme auf dem Wege zur sozialistischen   Planwirtschaft, die Enteignung des Privatbesizes an den Pro­duktionsgütern erkannt

Dann aber gilt es, in gemeinsamer Arbeit aller Völker die Welt zu gestalten, auf der Grundlage der internatio= nalen Verständigung die Wirtschaft der Erde neu aufzubauen. Es würde nicht genügen, aus den heute überfüllten Räumen Auswanderer in die leeren Räume abzugeben, um sie dort ihrem privaten, individualistischen Schicksal zu überlassen. Auch die nationale Angliederung leerer Räume als Kolonien wäre keine Lösung. Im 19. Jahrhundert sind viele Millionen aus Europa  in die damals neuen Welten ausgewandert. Das hat die Krisen Europas   zeitweilig gemildert, aber heute stehen wir um so tiefer im wirtschaftlichen Druck, weil mit den Auswanderern das privat­wirtschaftliche Profitstreben über den ganzen Erd­Und ebenso haben die ball getragen wurde. Staaten, die heute noch im Befitz von Kolonien find, gleichermaßen wie andere unter der Wirt­schaftskrise zu leiden.

Daher ist das unser Weg und unser Ziel: in internationaler Verständigung und Zusammenarbeit die privatwirtschaft­lichen und nationalstaatlichen Schranken zu überwinden, um planwirtschaftlich die vorhandenen Güter und Räume der Erde im Interesse der gesamten Menschheit zu nutzen. Dies zu erreichen, ist die wichtigste Aufgabe der sozialistischen   Internatio. nale, eingedenk des Wortes: Proletarier aller Länder vereinigt euch!

J.P.Mayer: Karl Marx   und das

dem Quadratkilometer, in Weißruß J. P. Mayer:

land 39, im ukrainischen Rätestaat 64, in Left­land 29 und in Finnland   gar nur 10. Die gesamte russische   Fläche von Europa   bis zum Fernen Osten hat eine Dichte von nicht ein­mal ganz 7 Menschen pro Quadrat filometer! Im asiatisch- russischen Gebiet mit seinen ungeheuren Weiten, mit seinen endlosen Steppen und seinen riesigen Wäldern tauchen die Bewohner unter in der Einsamkeit. So erreicht 3. B. der turkmenische Rätestaat nur eine Be­völkerungsdichte von 2 Menschen pro Quadratkilo­meter, Räume Don der Größe europäischer Staaten find nahezu unbewohnt!

Diese weiten und leeren Räume sind nun durch= aus fein wertloses, unfruchtbares Land, aber es liegt noch so gut wie unerschlossen, seine Schätze sind noch nahezu ungenügt oder ungekannt.

Sier warten ungezählte Millionen Tagewerke wertvollster Arbeit, hier steht Nahrung, Kleidung und Wohnung für Hunderttausende bon Familien bereit.

Wo heute in der Ukraine  , in Südrußland  , in Polen   der Bauer in altüberlieferter Weise mit primitivem Gerät die Erde rigt und daher bei geringer Ernte nur ein fümmerliches Leben fristet, fann mit planmäßiger, rationeller Bewirtschaftung unter Einsatz leiftur.gsfähiger Maschinen ein viel­fältiger Ertrag erzielt werden. Dieser planmäßige Einsatz landwirtschaftlicher Arbeit bedingt eine Fülle industrieller Arbeit: viele Hammer­schläge müssen fallen, viele Schornsteine werden qualmen, viele Hände werden tätig sein, bis der Traktor und Motorpflug über die Erde fahren fann. Und wo fein tiefgehendes Schwert die Scholle zu reichem Ertrag befähigt, werden Ge­treidespeicher gebaut, Kornmühlen errichtet, Brot­fabriken aufgemacht, werden Landstraßen ge­walzt, Eisenbahnen gelegt, Schiffahrtswege ge= graben. Denn eins bedingt das andere, der tech­nische Fortschritt fördert die Landwirtschaft und der landwirtschaftliche Fortschritt die Industrie.

Von Polen   und Westrußland bis hinauf nach Finnland   find gähnende Moore urbar zu machen, Sümpfe zurüdzudrängen, ständigen Ueberschwemmungen zu begegnen. Dies Land muß überhaupt erst zu einem Kulturland umge= staltet werden. Das gibt Raum für neue Wiesen und Aecker, für neue Dörfer und Städte, Raum zu neuem Leben Und schließlich schlummern im Boden noch ungehobene Schäze an Eisen, Kohle, Salzen usw., wie im Norden der Reichtum der Wälder nur erst zum geringsten Teil nutzbar gemacht wird. Im osteuropäischen Raum, von Polen   bis zum Ural  , vom Weißen bis zum Schwarzen Meer leben heute rund 215 Mil­lionen Menschen. Dieser Raum tönnte aber unter planvoller Anwendung der gegen­wärtigen Technik 340 Millionen Menschen ernähren, er wäre Lebensraum für mehr als die Hälfte der heutigen Bewohner! Noch größere Möglichkeiten ergeben sich im asiatischen   Rußland  , wo einmal mit Hilfe der Bewässerungswirtschaft die ausgedehnten Trocken­steppen in fruchtbares Aderland und in Plantagen umgewandelt werden können, wo andererseits reiche Eisen- und Kohlenvorkommnisse an der Lena und in Ostsibirien selbst Millionenstädten Raum und Arbeit geben könnten. Hier würden ſtatt der vorhandenen 20 Millionen Menschen schäßungsweise 150 millionen

an

.

Die Rede vom vaterlandsfeindlichen Margis­mus hat die Arbeiterbewegung seit ihren An­fängen begleitet. Schon Marg mußte sich im ,, Kommunistischen Manifest" gegen die­jen Vorwurf abgrenzen.

Jm Kommunistischen Manifeft

Im zweiten Abschnitt des Kommunistischen Manifest  " schrieb er: ,, Den Kommunisten ist fer­ner vorgeworfen worden, sie wollten das Bater­land, die Nationalität abschaffen. Die Arbeiter haben kein Vaterland, man kann ihnen nicht neh­men, was sie nicht haben. Indem das Prole= tariat zunächst sich die Herrschaft erobern, sich zur nationalen Klasse erheben, sich selbst als Nation tonstituieren muß, ist es selbst noch national, wenn auch keineswegs im Sinne der Bourgeoisie. Die nationalen Absonderungen und Gegensäge der Völker verschwinden mehr und mehr schon mit der Entwicklung der Bourgeoisie, mit der Handelsfreiheit, mit dem Weltmarkt, der Gleichförmigkeit der industriellen Produktion und der ihr entsprechenden Lebensperhältnisse. Herrschaft des Proletariats wird sie noch mehr verschwinden machen. Vereinigte Aktion menig­stens der zivilisierten Völker ist eine der ersten Bedingungen seiner Befreiung. In dem Maße wie die Exploitation( Ausbeutung) des einen Individuums durch das andere aufgehoben wird, wird die Exploitation der einen Nation durch die andere aufgehoben. Mit dem Gegensatz der Klassen im Inneren der Nation fällt die feind­liche Stellung der Nationen gegen einander."

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Noch an einer anderen Stelle des ,, Kommu­nistischen Manifestes" im ersten Abschnitt berührt Marr das Problem der Nation. Im Zu­fammenhang mit der Geschichte der europäischen  Klassenbewegungen heißt es: ,, Dbgleich nicht dem Inhalt, ist der Form nach der Kampf des Pro­letariats gegen die Bourgeofie zunächst ein natio­naler. Das Proletariat eines jeden Landes muß natürlich zuerst mit seiner eigenen Bourgeoisie fertig werden."

Randgloffen zum Gothaer Programm

Es ist von großem Interesse festzustellen, mie Marg in seinen Randglossen zum Gothaer Parteiprogramm im Jahre 1875 diesen Sag des Manifestes erläutert hat: ,, Es versteht sich ganz von selbst, daß, um über­haupt fämpfen zu können, die Arbeiterklasse sich bei sich zu Haus organisieren muß als Klasse, und daß das Inland der unmittelbare Schauplatz ihres Kampfes Insofern ist ihr Klassenkampf, nicht dem Inhalt, sondern, wie das ,, Kommu­nistische Manifest" sagt, der Form nach" natio­nal. Aber der ,, Rahmen des heutigen nationalen Staats", z. B. des Deutschen Reiches, steht selbst wieder ökonomisch im Rahmen" des Staaten­fyftems. Der erste beste Kaufmann weiß, daß der deutsche   Handel zugleich ausländischer Handel ist, und die Größe des Herrn von Bismarck   be­steht ja eben in einer Art internationaler Politik." So dachte Marg im Jahre 1875.

Aber schon aus den angeführten Stellen des

Problem der Nation

,, Kommunistischen Manifestes" läßt sich erkennen, daß die Behauptung, Marg hätte die Tatsache nationaler Gegebenheiten geleugnet, eine grobe Fälschung ist Untersucht man das Margsche Werf, was es zur Erkenntnis und Analyse des Nationenproblems beigetragen hat, dann erstaunt man über die Fülle der Einsichten, die Marg bei seinen geschichtlichen Studien gewonnen hat. Wenn sich die Arbeiterklasse erst zur Nation kon­stituieren muß, dann muß Nation allerdings etwas anderes sein als die Gesamtheit der Kapi­talisten. Marg sagt das auch ausdrücklich in den Mehrwerttheorien( Theorien über den Mehrwert, 3. Band, S. 395). Die Nation ist die Gesamtheit von herrschenden und ausgebeuteten Klassen, die in den Grenzen eines bestimmten Staatswesens zusammengefaßt sind. Die herr­schende Klasse hat die Verfügungsgewalt über den Staatsapparat und vertritt damit die Nation gegenüber anderen Nationen bzw. nationalen Staaten. Die herrschende Klasse hat eine fon­servative und eine reaktionäre Periode. Erst in der reaktionären Periode gerät die herrschende Klasse in Widerspruch zum Interesse der Nation. Marr macht dies deutlich an der Haltung der französischen   Bourgeoisie im Win­ter 1870/71. Die damalige provisorische Re­gierung stand vor der Wahl entweder die Herr­schaft im Innern zu verlieren, oder durch Abtre­tung von Provinzen die nationale Niederlage zu­zugeben: In diesem Zwiespalt zwischen natio­naler Pflicht und Klasseninteresse zauderte die Regierung der nationalen Verteidigung keinen Augenblick sie verwandelte sich in eine Regie­rung des nationalen Berrats."( Marr, Bürger­frieg in Frankreich  , S. 40.)

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Die Nation wird von Marg als geschichtlich ge­wordener Kräfte zusammenhang bezeichnet, in dem subjektive( Volk, Rasse) und objektive( Boden, Klima) Faktoren wirksam sind. Die Entwicklung der Nation steht im engsten Zusammenhang mit der geschichtlichen Bewegung der Klassen. Aber ein wichtiger Unterschied besteht in diesem Zu­sammenhang. Aufstieg und Verfall einer Klasse ist einmalig; die Geschichte der Bourgeoisie, die Mary von ihren ersten Anfängen dargestellt hat, beweist es. Nationen aber können mehr= mals in Verfall geraten und dann von neuem aufsteigen. Der neue Aufstieg der Nation ist ab­hängig von ihrer Lebenskraft.( Vgl. Ges. Schrif­ten, Bd. II, S. 81.) Diese Lebenskraft braucht selbst bei einer Desorganisation des staatlichen Apparats nicht erschöpft zu sein. Marg belegt diese Erneuerung am Beispiel Spaniens  . So konnte es geschehen, daß Napoleon  , der gleich allen seinen Zeitgenossen in Spanien   nichts als einen leblosen Leichnam sah, höchst peinlich über­rascht wurde, als er die Entdeckung machen mußte. daß wohl der spanische Staat tot sei, daß aber die spanische Gesellschaft voll gesunden Lebens steckte und in allen ihren Teilen von Widerstands­fraft strozze."( Ges. Schriften II, S. 417 f.)

Dem Problem der nationalen Minder­heiten hat Marg in zahlreichen Aufsägen Be­achtung gewidmet. Hier zeigt er, wie die Idee der nationalen Selbständigkeit aus einem geschicht.

lichen und zivilisatorischen Fortschritt heraus ge­boren wird. Es ist auf die Dauer unmöglich, sich gegen den Ganç der allgemeinen Entwicklung zu stemmen, um eingebildete" nationale Sonder­interessen zu behaupten. So spricht Marg in seinen historisch- politischen Arbeiten den Balkan­slawen jede nationale Zukunft ab. Nur echte nationale Kräfte können sich im Fortgang der Geschichte behaupten.

Ein Urteil von Werner Heider  . Zusammenfassend darf festgestellt werden, daß im Marrschen Denken das Problem der Nation in seiner ganzen Vielfalt gesehen und gewürdigt ist. Es ist deshalb richtig, wenn Werner Hei­ der   in seinem Buch:" Die Geschichtslehre von Karl Marg" ausführt: Die Kritik muß feſt­stellen, daß Marg über die in gedanklicher Kon­zeption und Ausdruck so außerordentlich konzen trierte, aber doch auch stark verkürzende und ver einfachende Darstellung, die er im Kommunisti­schen Manifest von den geschichtlichen Beziehungen von Klasse und Nation gibt, wesentlich hinaus­gekommen ist... Das Manifest" spricht so gut wie überhaupt nicht von den naturhaft- geschicht­lichen subjektiven Voraussetzungen der Menschen­geschichte, den Rassen, Stämmen, Nationalitäten und dem Hineinspielen dieser Faktoren in die Geschichte der Klassenbeziehungen durch den Ein­fluß von Sprache, Sitten, Gebräuchen, Volfs= phantasie und Boltsvorstellungen. Sobald Marr

kaum zwei Jahre nach Abfassung des Mani­fests"- selbst daran geht, empirische Geschichte darzustellen, muß er über die Schematisierung, über die Formelhaftigkeit der eigenen Lehrfsätze hinausgelangen... In diesen historischen Schrif­ten ist Marr, das kann nicht in Abrede gestellt werden, bemüht, der Erscheinung der Nation und ihrer tausendfachen Vielfältigkeit in der empiri­schen Sinnlichkeit gerecht zu werden. Die Nation als eine aus naturhaften.. und geschichtlichen ( flaffenmäßicen) Elementen zusammengefeßte ge schichtliche Einheit fällt nicht mehr unmittelbar zusammen mit dem Gegeneinander der einzelnen Klassen... Die nationalen Besonderheiten des Bewußtseins, wie sie sich in Vorstellungen, Bor­urteilen, Leidenschaften und Energien Ausdruck verschaffen, werden nicht einfach ignoriert, sondern zur Erklärung der Geschehnisse herangezogen." So urteilt ein besonnener Historiker, der das Marrsche Werk unter dem Gesichtspunkt unter­sucht, was er zur Klärung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte beigetragen hat.

Margismus und Politik.

Es ist nur selbstverständlich, daß bei dem Wechselverhältnis von Theorie und Praxis diese Erkenntnisse auch in der Politik des Marris mus entscheidende Bedeutung erlangt haben. Wer sich die Fülle der Marrschen Einsicht in das Problem der Nation aneignet, wird leicht in der Lage sein, das Märchen von der Leugnung der nationalen Gegebenheiten seitens des Marrismus mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen.