Einzelbild herunterladen
 

Potemkin II noch frei

U- Boote

-

Flugzeuge Zeitungsverbote

"

Die Nachricht von der Uebergabe des Schul­freuzers De Zeven Provincien" an die hel­ländische Marine stellt sich als falsch heraus. Es sind jetzt auch U- Boote und Kampf­flugzeuge gegen die Meuterer aufgeboten. Die Sozialdemokratie hat in der Kammer und in ihrer Presse energisch gefordert, daß gegen die Meuterer keine scharfen Maßnahmen ge= troffen werden. Daraufhin hat der holländische Kriegsminister das Lesen und den Befizz sozialdemokratischer und kommunistischer Zei­tungen und Schriften in den Kasernen ver­boten und Strafe darauf gesetzt.

Funksprüche der Meuterer teilen mit, daß die Besatzung der Sieben Provinzen" nur eine Proteft tundgebung gegen die Be= soldungskürzung durchführe und bereit sei, sich unter bestimmten Bedingungen zu er­geben: u. a. Straffreiheit für die Meu­terer, die sich andererseits für die Sicherheit der gefangengenommenen europäischen   Offiziere und Unteroffiziere verbürgen wollen. Weiter wird die genaue Position des Schiffes angegeben und mitgeteilt, daß alles wohl­auf sei.

Das Panzerschiff De Zeven Provincien" fährt mit sieben Seemeilen Geschwindig= teit( also ganz langfam. Red.) an der Sipora­Insel entlang und stand heute 7 1hr früh westlich der Zeebloemstraße. Mit der Möglichkeit, daß es den Hafen von Padang anlaufen fönnte, rechnet man nicht. Das Verfolgungsgeschwader mit Bombenflugzeugen und Kriegs­torpedos unter Kapitän 3. S. Vantulm hat Kurs auf Tandjong- Briot. Der Minenleger ,, Gouden Leeum" hat Padang verlassen und ist zum Geschwader gestoßen.

Reden ist Gilber

Der Berliner   Sender gab am Sonntag die Meldung von dem Staatsbegräbnis sowohl bei der ersten Nachrichtenübermittlung um 9 Uhr wie bei der zweiten um 10 Uhr abends im gleichen Wortlaut durch. Aufmerksamen Zuhörern fiel jedoch ein Unterschied auf:

=

In der 9 Uhr Meldung hieß es, daß die Erschossenen in filbernen Särgen aufgebahrt gewesen wären. Um 10 Uhr waren es nur noch metallene Särge.

Offenbar hatte in der Zwischenzeit einer gemerkt, 1 wie seltsam diese Verausgabung von Staatsgeldern in der jetzigen Notzeit auf Zuhörer wirken muß, die fich nicht nach filbernen Särgen, sondern nur nach einem Stüd Brot sehnen.

Hirtenberger   leugnen

Liebesdrama im Treptower Park

Eine 48 jährige Ehefrau erschießt sich

Ein Liebesdrama spielte sich heute früh gegen 5 Uhr im Plänterwald in Treptow   ab. In der Nähe der Spielwiese erschoß sich die 48 Jahre alte Frau Grete G. aus der Beermann­straße in Gegenwart ihres Geliebten, des 24 Jahre alten faufmännischen Angestellten Hans K. Als Schupos an den Tatort tamen, fanden sie den jungen Mann in so verdächtiger Stellung, daß feinen Angaben, daß die Frau Selbstmord be­gangen habe, zunächst feinen Glauben geschenkt wurde. Die Mordinspektion wurde benachrichtigt und Kommissar Dr. Schambacher an den Tatort entsandt. Wir erfahren zu dieser Tragödie fol­gende Einzelheiten:

Eine Doppelstreife der Schupo hörte gegen 5 Uhr früh von der Spielwiese her in kurzer Folge drei Schüsse fallen; sie eilte dem Schall nach und fanden neben einer Bank gegenüber dem Rathaus Treptow   die Leiche einer Frau. An der anderen Seite der Bank stand ein junger Mann in völliger Verwirrung, der entsetzt auf die Tote starrte. Er wurde festgenommen und aufs Re­vier 231 gebracht. Die Frau selbst lag auf dem Rücken, die Pistole fest in der linken Hand. Ein

Goethes ,, Iphigenie  "

Deutsches Theater

Einerlei, ob diese Vorstellung ein Lückenbüßer ist, eine Brücke von der Krise zu neuem Anfang ( unter Neft- Achaz). Einerlei auch, daß der Spiel­leiter fehlt, nicht nur auf dem Theaterzettel( der furios meldet: nach der Inszenierung von Beer­Hofmann) nein, tatsächlich völlig und in jeder Be ziehung. Einerlei sogar, daß die Vorstellung als Ganzes ohne echten Glanz, ja etwas verstaubt ist. 3weierlei wird zum Erlebnis: die Iphigenie der Thimig und eine Frage, die sich ungläubig, sehn­suchtsvoll aus zerquälter Brust tastet.

Helene Thimig  , eine marmorne Göttin, die zum Leben erwachte, gemeißelt in jeder Form und Bewegung, flar, durchsichtig bis in die letzte Wallung erlebender Seele, eine verführerische Sprecherin Goethescher Versmusik. Die ballt und beflügelt die innere Schicksalsdramatik der nur äußerlich handlungsarmen Dichtung. Eine Iphi­genie, die heute leben könnte.

Doch gerade hier meldet sich die Frage: könnte sie heute leben? Heute, da die Barbarei nicht, wie Thoas, der Inselkrieger, darauf verzichtet, das Blut der Feinde zu nehmen. Heute, da Macht und List, Haß und Rache als oberstes Gesetz paradieren, und die Humanität, die durchgeistete Menschlichkeit, zu der Goethe die Antike verklärte, das nichts gilt. Ist es Wahrheit, daß solche Orgel­flänge freier Sittlichkeit und heldenhafter Ueber­windung geschwisterlich durchsonnter Selbster­lösung einmal zeitgemäß waren und unsterblich. schienen? War Goethe  , war er wirklich ein Deutscher? R. Br.

Vor dem Unterhaus festgestellt Die Verschiebung italienischer Waffen, die für ein ganzes Armeeforps reichen, über das österreichische Hirtenberg nach Ungarn   wird selbstverständlich von Absender und Empfänger geleugnet. Das hat Außenminister Simon dem britischen Unterhaus vorgetragen, und der Eindrud war so, daß der Minister hinzufügen i mußte, er ziehe über diese Verlegung des Friedensvertrages noch weitere Erkundi­gungen ein und stehe noch mit anderen Regie­rungen darum weiter in Verbindung.

Um sich an der Sozialdemokratie zu rächen, die 1 selbstverständlich über die Kriegstreibe­reien im Südosten Mitteleuropas   und über die Bedrohung der eigenen Republik durch die Auf­rüftung Ungarns   wacht, hat die Bürgerblodregie­rung aus dem Arbeiterheim in Wiener- Neustadt  Waffen beschlagnahmen laffen, die seinerzeit vom Staat dort untergebracht wurden, um im Notfall die Arbeiter zur Verteidigung des Burgen= landes gegen Ungarn   zu bewaffnen. Diese Heima Waffen stehen unter Bewachung der wehr; diese Umsturztruppe ist in der Regierung offiziell durch den Handelsminister 3a­toncig und den Sicherheitsstaatssekretär Fey vertreten.

" 1

-

Eine Aerztin niedergestochen Die Aerztin Dr. Rose Meller in Wien   hat Theaterstücke geschrieben, die das Bauernleben wahrheitsgetreu schildern. Die Folge war eine müste Hezze der ,, aufbauwilligen" Presse. Dieser Tage drang in das bakteriologische Laboratorium der Krankenkasse, das Dr. Rose Meller leitet, ein Mann ein, der vorher durch Telephonmißbrauch ihre Assistentin weggelockt hatte. Unter dem Vor­mand, eine Blutuntersuchung zu wünschen, verschaffte er sich Zutritt. Dann st a ch er plötzlich unter der Angabe, vom Braunen Haus" zu kommen, auf die Aerztin   ein. Nur ihrer Geistes­gegenwart sie bückte sich rasch, hat sie es zu verdanken, daß fie mur einige flache Stichwunden erhalten hat, die aber, zusammen mit anderen Verlegungen und einer heftigen Nervenschädigung eine fchwere Beeinträchtigung ihrer Gesundheit bilden. Der Messerheld drohte noch ,,, sie" würden alle noch an die Reihe kommen. Er verlor oder hinterließ einen Zettel, auf dem zwei andere be= tannte Schriftsteller mit ihren Adressen verzeichnet waren, als er vor den Säureflaschen, die Frau Dr. Meller gegen ihn schleuderte, die Flucht ergriff.

In die Besprechung der Marnejchlacht" schlichen sich zwei Sezzfehler ein. Statt unentennbar" sollte es unentrinnbar" heißen, statt Berbrechen der Führung" 3erbrechen".

-

,, Der scharfe Löwe"

Bendows Bunte Bühne

Wilhelm Bendom tommt uns jetzt, nachdem er fünf Monate Buntes Brettl geboten hat, mit einer richtigen Faschingsrevue von Heinz Uhlmann, mufitalisch aufgebaut mit all dem Revueflimbim versehen, ohne den es nun einmal nicht geht. Bendom selber ist natürlich die Hauptsache, wie er es schon immer war, als der scharfe Löwe" noch im Lustspielhaus lief. Von dem alten Stück ist freilich nicht viel mehr geblieben als der Grund­gedanke: ein Liebhaber verkleidet sich, um in der Nähe seiner Geliebten bleiben zu können, als Krantenschwester. Man kann sich vorstellen, was Bendow mit seiner monotonen Stimme und seinem unbewegten Gesicht daraus macht, wie er die komischen Situationen ausnutzt. Spricht man sonst von Ein- und Zweideutigkeiten, so muß man hier schon den Begriff Dreideutigkeit einführen. Bendow läßt seinen Mitdarstellern weiten Spiel­raum, Alice He ch y führt sich hier durch Spiel und Gesang vortrefflich ein, Else Ward ist ein ulfiger Amor und Johanna Ewald wirkt schon durch ihre bloße Erscheinung fomisch. Ilse Vigdor, immer schon eine schöne Tänzerin, erfreut nun auch durch ihre Stimme. Die Spiel­handlung wird von Varietéattraktionen unter­brochen, die fünf Reptons leisten hervor­ragende athletische Arbeit.

,, Deutsche Kultur"

sch.

Die Rundfuntprogramme find zur Zeit wieder auf einem Tiefpunkt angelangt, der schwerlich zu unterschreiten ist. Ein funstvolles Kartenhaus von neutralen" Sendungen ist darüber errichtet. mit sehr viel musikalischen Darbietungen, da diese bei den Auftraggebern schließlich am wenigsten Mißfallen erregen fönnen.

Was unter der neudeutschen Kultur dieser Herren zu verstehen ist, erfuhren wir durch ein

herbeigerufener Arzt stellte fest, daß die Frau sich durch das Herz geschossen hatte.

Bei der Vernehmung gab der junge Mann mun folgends an: Die Tote ist die 48 Jahre alte verheiratete Frau Grete G., er selbst der kauf­männische Angestellte Hans K.

Beide hätten einander sehr geliebt.

Die Freundschaft zwischen der Achtundvierzig­jährigen und dem 24 Jahre alten Hans K, dauerte schon über ein Jahr. Am vergangenen Sonn­tag, dem 5. d. M., seien sie beide von Hause fort­gegangen um sich wie er sagte, das Leben zu nehmen, da die Angehörigen sich selbstverständlich einer Verbindung widersetzten. Er hatte seine ganzen Ersparnisse an sich genommen und die Frau alles ihr zur Verfügung stehende Geld. Ge­meinsam suchten sie Lokale in der Stadt auf und nächtigten in kleineren Hotels. Am Dienstag war ihr Geld zu Ende. Beide fuhren nach Treptow  zurüd. Während Frau G. auf dem Bahnhof wartend zurückblieb, ging der junge Mann zu seinen Eltern und wollte von ihnen noch einmal Geld haben. Alle Versuche, ihn zurückzuhalten, waren aber vergeblich. Er stürzte wieder davon,

Gespräch, das zwischen den beiden Nazileuten Dr. Amadeus Gromann und Hans Hinkel  , dem des Vorsitzenden ,, Kampfbundes für deutsche Kultur  ", vor dem Mikrophon der Berliner   Funkstunde stattfand. Das heißt, eigent lich war es gar fein Gespräch, sondern Dr. Gro­mann machte nur das Echo für diejenigen Phra­sen Hinkels, die ihm besonders schwungvoll er­schienen. Man erfuhr, daß die Deutsche Seele" zum blutsverbundenen Erlebnis" vom Kultur­boljchemismus" zurüdgeführt werden solle, mit Hilfe von heldischen Männern und Frauen". Die einzig konkrete Feststellung in dieser Unter­haltung besagte, daß Betonbauten als undeutsch abzulehnen seien. Da bleibt einem mahrhaftig jedes Argument im Halse stecken.

In dieser Zeit der Düsternis verdient ein Vor­trag, der wirklich zeitverbundenen Inhalt hatte, besondere Erwähnung. Man fonnte ihn Diens­tag im Programm des Deutschlandsenders hören. Dr. J. Jahn sprach hier über Die Wirt= schaftswissenschaft als Ratgeber in der Krije". Er stellte fest, daß alle maßgeb­lichen politischen Handlungen aus wirtschafts­fritischen Erkenntnissen hervorgehen müßten. Als Beispiel einer Grunderfenntnis führte der Vor­tragende die Feststellung an, daß der Weg zur mirtschaftlichen Erholung des Volkes nur durch Warenaustausch mit anderen Ländern, also nicht durch Autarkie, zu beschreiten sei.

-lz.

,, Das wahre Gesicht Afrikas" Marmorhaus

Ein französischer Baron Gourgaud hat eine Expedition im Auto durch einen sehr großen Teil Afrifas unternommen, und wie man so sagt, sie als Erinnerung filmisch aufgenommen. Es ist ein reiner Reisebericht, der mit Marseille   anfängt und uns keine Sehenswürdigkeit, die unterwegs begegnet, versagt. So wird der Film sehr bunt, aber auch etwas formlos. Das wahre Gesicht Afrifas ist uns schon oft versprochen worden; jede Expedition glaubt es einzufangen und jede bleibt es uns mehr oder weniger schuldig.

Was sehen wir? Was wir schon immer ge­sehen haben: die Großtiere Afrikas  , Giraffen, Gazellen, Elefanten, Löwen   und Rhinozerosse ( die zum Erlegen freigegebenen Stücke Großwild werden natürlich abgeschossen). Dann die Neger mit ihren Tänzen, in ihrem Waffenschmud, präch tige Landschaftsbilder Natürlich ist auch mal etwas Neues dabei. So z. B. wie Mutter Strauß die neugierigen Menschen von ihrem Gelege weg­zuführen versucht, oder wie die tierzüchtenden Massai frisch vom Tier Blut trinten. Prachtvcl! sind die Aufnahmen von den Victoria   Fällen. Auch die aussterbenden Hottentotten haben wir so noch nicht gesehen. Zum Schluß gibt's An­sichten der Diamantfelder, Blicke auf Kapstadt   und Aufnahmen von Sankt Helena mit Napoleons  Wohnsiz.

Mancherlei völkerkundliche Gegenstände und Kunstwerke afrikanischer Herkunft sind im Vor­raum und auf der Bühne ausgestellt.

I.

Max Hochdorfs Bebel- Buch erscheint in einer Organisationsausgabe in der gleichen Ausstattung mie die Originalausgabe für Mitglieder der SPD.  und freigewerkschaftlich Organisierte zum Preise von 4,85 Mart statt 6,80 Mark in der Verlags­gesellschaft des ADGB  

Volkszählung in Japan  . Die 3iffern der letzten japanischen Bolkszählung werden jetzt vom staat­lichen statistischen Büro veröffentlicht. Die Ge­jamtbevölkerung einschließlich der Kolonien be= ziffert sich danach auf 90,396 043 Millionen Seelen, von denen auf das eigentliche Japan  64,450 005 Millionen entfallen, rund 32,390 Mil­lionen männlichen und 32,059 Millionen weiblichen Geschlechts, so daß in Japan   die Zahl der Männer die der Frauen um mehr als 330 000 übersteigt. Die Hauptstadt Tokio   zählt 5 408 000 Einwohner. Die Bevölkerungsdichtigkeit im eigentlichen Japan  beträgt 169 Menschen auf einen Quadratkilometer.

um seine Freundin aufzusuchen. Schließlich per­setzte er in einer Pfandleihe seine Uhr und andere Kleinigkeiten. Den Erlös 5 Mark

-

-

es waren

vertranken sie in einem Lokal an der Treptower Chaussee gegenüber der Sternwarte. Früh um 3 Uhr verließen sie die Gastwirtschaft als die letzten Gäste.

Die Pistole hatte er auf ihren Wunsch bereits vor geraumer Zeit angeschafft. Bis 5 Uhr morgens haben sie gemeinsam auf der Bank an der Spielwiese gesessen. Frau G. hat auf einen gemeinschaftlichen Selbstmord gedrängt und gemünscht, daß er sie töten und dann sich selbst in den Kopf schießen solle. Er zögerte die Tat hinaus. Schließlich forderte sie von ihm die Pistole. Der junge Mann wandte sich einem Gebüsch zu. Im selben Augenblick fielen mehrere Schüsse. Die vor­läufigen Ermittlungen der Reservemordkommission lassen diese Angaben als wahrscheinlich erscheinen. Als er völlig verstört zurückeilte, famen bereits die Schupos herbei.

Nachdem der Tatbestand soweit geflärt war ,. wurde die Leiche beschlagnahmt und ins Schau­haus gebracht. Der junge Mann wurde zur ein­gehenden Vernehmung aufs Präsidium gebracht..

Großer Tag bei Carow

Lachbühne

Unermüdlich fleißig, lernfreudig, urwüchsig im Temperament und in der Begabung, arbeitet Carom Jahr für Jahr. Er ist in des Wortes wahrster Bedeutung volkstümlich. Er bleibt Herr in seinem eigenen Geschäft, inmitten seiner treuen Gemeinde. Dort ist er Clown in vollinhaltlicher, allerschönster Berufsbedeutung. Er ist gar nich: aufs Wort angewiesen, den Hauptlacherfolg erzielt er mit der Bewegung und der Ausnutzung der Tücke des Objekts. Wie er die Füße aussetzt, wie er die Schultern zieht und wie er seinen schlottern­den Anzug zu tragen weiß, zwingt er schon zum Lachen. Diesmal spielt er Lehmann, den Haus­diener, der alles machi. Wie er bei wichtigen Fragen, auf der Leiter stehend, mit der Leiter näher tommt, wie er, immer eben vor dem Stolpern mit dem Besen hantiert, und wie er schließlich in schwierigster Situation mit dem wut­schnaubenden Chef Ball spielt, wird er zur besten Demonstration der Weisheit ,, Das Leben ist ernst, aber die Menschen sind ulkig".

Außer an bewährten Bühnenkräften sehen wir im Programm 2 Carras, die Kraft und Gewandtheit miteinander verbinden; Berlon und Beradt, die Komik in die Akrobatik bauen; Henrietta, eine Tänzerin, die die schwere Ausbildung eines Schlangenmenschen gent  noß, und ihre Kollegin Lou Berg, die gleich gut ist in effektvoller Aufmachung wie in der Groteske. Nicht zu vergessen sind Lina Panzer mit ihrem Papageientabarett und die beltberühmten Jarier der Leon Kremo Co.

e. b.

Schabtunftausstellung. Das Kupferstichkabinett eröffnete eine neue Ausstellung: Werke der Schab­funft aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Er­findung des hessischen Offiziers Ludwig von Siegen  , die es ermöglichte, die malerischen Wir­fungen der Barodkunst auch mit den Mitteln von Schwarzweiß nachzugestalten, hat in Deutschland  , Holland   und England zur Blüte geführt, und nach diesen drei Ländern gliedert die Schau in der graphischen Sammlung die prachtvolle Reihe meisterlicher Bildnisse, der Nachbildungen alter und neuer Gemälde. Neben Ludwig von Siegen  treten seine beiden Schüler: Prinz Rupprecht von der Pfalz  , der Sohn des Winterfönigs, in jungen Jahren ein vorzüglicher Beherrscher der Schab­funsttechnit, und der Antwerpener Bildniszeichner Wallerant Baillant. Zu einer nationalen Kunst aber ist die Schabtechnik in England geworden, dessen große Bildnismaler hier meisterliche Inter­preten gefunden haben: vor allem John Smith, James Mac Ardell und schließlich am Ende des 18. Jahrhunderts John Raphael Smith  , der als der glänzendste Techniker der Schabkunst bezeichnet worden ist. Was sie und ihre Zeitgenossen in Schwarzweiß und bisweilen auch mit heran­ziehung der Farbe darin geschaffen haben, wird immer eine der liebenswürdigsten Errungen­schaften graphischer Kunst bleiben.

Ein Notruf der deutschen   wissenschaftlichen Zeif­schriften. Die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Berleger und der Verband der deutschen Hoch­schulen weisen in einem Aufruf an die Kultus- und Finanzminister darauf hin, daß das Fortbestehen einer großen Zahl wissenschaftlicher Zeitschriften in ernstlicher Weise gefährdet ist. Die starke Kür­zung des Kulturetats macht es den vielen wissenschaft­lichen Instituten unmöglich, sich weiter die nötige Literatur zu beschaffen. Auch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft ist nicht mehr in der Lage, in ausreichendem Maße zu helfen. Die gegenwärtige Kürzung des Kulturetats ist nicht mehr tragbar, Abhilfe muß gefunden werden, ehe zahlreiche wissenschaftliche Zeitschriften zugrunde gegangen find.

Dr. Harnif und Dr. Schiff sprechen auf Einladung der Volksbühne Sonnabend, 8 Uhr, im Kunstgewerbe­museum über die Entwicklung der Abendmahlsdar­stellung und insbesondere über die Elemente des Aber­glaubens im Abendmahl" des Lionardo da Vinci  ( Lichtbilder). Einlaßkarten 60 Pf.

In der Urania   spricht Freitag, 8.15 Uhr, im Robert­Schumann- Saal Prof. Winterstein- Breslau   über ,, Das Problem des Todes".