»nglische Regierung verkauft hätten.(Jnformernennt man i» England den Spitzel, welcher der Polizei„In-fornmtion" ertheilt. das heißt ihr für Geld verrcith. was er weiß.)Der vierte Mann, Bell oder Jvory, der in Glasgow ver-haftet wurde(also der einzige, de» die englische Polizei wirklichhat), gehört offenbar zu dem Typus der Halbverrückten, die von denirische»„Verschwörern" für die gefährliche Arbeit benutzt zu werdenpflege». Diese Sorte ist uns früher schon oft vorgekommen; sie fülltendie Zuchthäuser und hatten für andere zu leiden. Uno wirdürfen versichert sein, wenn in dieser„ausgedehnten undfürchterlichen Verschwörung" überhaupt ein ernster Kern ist, sofindet er sich in diesem blöde grinsenden Bell.Aber liegt ein ernster Kern vor? Betreffs der aufdem Kontinent Verhafteten können wir von vornhereinjede Vermuthung beiseite setzen. als hätten sie irgendandere Interessen und Ziele als die,ihre Taschen zu füllen. Sie waren vor kurzemnoch sehr arm. und nach ihrer Ankunft in Europa warfen sie dasGeld mit vollen Händen um sich, und bei ihrer Verhaftunghatten sie die Taschen voll Gold und Papiergeld. Sie müsse»also von ihren pltysiesl force= Kumpanen gut ausgestattetworden sein. Zu welchem Zweck? Wollten sie etwas thun?Hatten sie die Absicht. Bell zu opfern und irgend eine Demon-stralion zu machen, die den ungebildeten Fanatikern unter ihrenLandsleuten gefallen und wieder Geld in die Kriegskasse gebrachthätte?Um diese Fragen zu beantworten, muß man vor allemdaran erinnern, daß die Polizei von der beabsichtigreu Reise der„Verschwörer" nach Europa unterrichtet war. ehe sie ankamen,und daß sie ihnen, seitdem sie in verschiedenen festländischen Häfengelandet sind, als Schatten gefolgt ist. Einige Zeitungen sind außersich vor Bewunderung über die„großartige Umsicht", mit welcher dieHerren von Scolland Iard die ganze Angelegenheit geleitet haben.Wir müssen gestehen, daß wir in dem, was die Herren vonScolland Iard thaten, gar nichts besonderes sehen. IhreSpitzel sandten schon im voraus von Amerika Beschreibungendieser Leute und bezeichneten die Orte, wo sie ankommen werde».So unterrichtet, war der Rest Kinderspiel, und selbst wennSchwierigkeiten entstanden wären, so konnte nian sich in diesemFall auf die angeborene Dumniheit des Wildes verlassen. DieGeschichte von dem Verhalten Tynan's in Boulogne,wo er jede Nacht betrunken war und in der Schänke mit jedemSausbruder von seinen geheimnißvollen Plänen gesprochen hat, istan sich schon genug, um die Legende von der übernatürlichen Weisheitder Polizei zu zerstören. Es ist aber mehr als nur dieses überdie Polizeizu sagen.Seil Major Le Caron in dem Zeugenstand— währenddeS Parnell-Prozcsses gegen die„Times"— die innigen Be-ziehungen zwischen der Polizei und den Mit»gliedern des Clau-na-Gael(dem Geheimbund deruischeu physical-force-Lcute) aufdeckte, hat sich in England ein sehrunbehagliches Gefühl herausgebildet. Zweifellos ist es wichtig undim öffentliche» Interesse, daß unsere Beamten wissen. was indem Lager unserer ausgesprochenen Feinde vorgeht; aber dieganze Maschinerie, die man dazu verwendet, ist nicht allein ansich ekelhaft(loutstsovas), sie macht auch den Argwohn rege,daß sie zu Operationen gebraucht wird, für die wir Engländernicht gerne die Verantwortlichkeit tragen möchten. Wer istzum Beispiel sicher, daß dieselben Spitzel, welche diePolizei von der Ankunft Tynan's und seiner Gefährten unter«richteten, diesen nicht das Geld schickten, um ihnendaS Herüberkommen zu ermöglichen? Man kannsich leicht die Möglichkeit denke», daß nach Abzug derSumme, die man Tynan zu feiner Expedition gab,für dieJn form er noch ein hübscher Ueberschußbleibt. Wir wollen nicht gesagt habe», daß es so war; seitLe Caron'S Enthüllungen kann aber die Möglichkeit einer solchenHandlungsweise nicht verneint werde». Der Begriff des.'iZont provooutsur ist uns fremd und für uns Engländer ab»stoßend, er ist jedoch leider auf dem Festland heimisch undwir dürfen uns nicht darüber täuschen, daß der Bodensatz desirisch- amerikanischen Rowdythums, in dem Spione undDynaniitarden sich gleich kriechendem Gewürni mit einanderherumwälzen, ohne daß man sie unterscheiden kann, gewiß zummindeste» ebenso verkomniene Elemente enthält, wie sie in Parisund Berlin zu finden sind. Als vor zehn Jahren die Beschuldi-gung erhoben wurde, daß der Dynamitarde D a l y das Opfereines Polizeimanövers sei, wurde die Nachricht von jedermannalS unsinnig mit Verachtung zurückgewiesen.Selbst als einer der obersten Polizeibeamte» von BirminghamErklärungen machte, die diese Anklagen stützten, so schenkte dochweder das Parlament noch das Publikum den Aussagen auchnur einen Augenblick Glauben. Jetzt wiederholt Daly, der vorkurzem freigelassen ward, was er damals sagte und gieht weitereEinzelheiten, um zu zeigen, daß das ganze ilomplott von damalsPolizeiarbeit war. Das ist freilich noch kein Beweis. Fest stehtaber, daß das Publikum heute derartigen Aussagen mehr Werthbeilegt, als vor 10 Jahren der Fall war. Wenn die Parnell-Kommission nichts anderes leistete, so doch dies, daß sie dem englischenVolk enthüllt hat, wie die englischePolizei und die Bau-diten des Elan-na-Gael einander in die Händespielen. Und je näher wir uns die Sache be-trachten, desto weniger gefällt sie uns. Undunseres Erachtens war eS sehr unklug, daß die Polizei daswunderbare Geschick, daS sie in dieser letzten Affäre bewiesen hat,so reklamenhaft vergrößerte oder durch Reporter vergrößern ließ.Vom Gxilsenzkomxf'vor mosttuiMen MleinfiMer.Höchst sonderbare Erfahrungen über das Walten der Staats-gemalt haben die Kleiusischer in dem masurische» Seengebiet inOstpreußen gemacht. Man sollte meinen, daß die preußischenBehörden nach all den Versicherungen des Wohlwollens für denMittelftand, die wir von ihrer Seite gewohnt sind, in demExisteuzkampf der Kleinbetriebe gegen die Großbetriebe sichmindestens einer wohlwollenden Neutralität zu ärmsten der kleinenLeute befleißigen würden. Die Geschichte deS Bernstein-Prozeffcshat diese Annahme allerdings keineswegs bestätigt, und was wirjetzt über die Leiden der masurischen Fischer erfahren, stimmtnoch weniger mit der Sage vom patriarchalischen Walten derStaatsgemalt überein.Nach längeren fruchtlosen Rechtsstreitigkeiten haben dieBauern einiger Ortschaften in der Nähe des Spirdingsees sichentschlossen, ihre Beschwerden der Oeffentlichkeit zu unterbreiten.Ein von ihnen aufgesetztes Schriftstück ist der hiesigen„Volks-Zeitung" zugegangen, die die Darlegung der Fischer-Beschwerdenmit der Bemerkung begleitet, sie sei ersucht worden,„die Sacheeventuell eine in sozialdemokratischen Abge-ordneten zu übergeben."Diese Bitte zeigt, von woher jetzt bereits allein die be-drängten maffurischen Fischer eine thatkrästige Vertretung er-hoffen.Nach der Darstellung der„VolkS-Zeitung" handelt«S sichbei ihren Beschwerden um folgendes:Die große» Seen in Ostpreußen gehören dem FiskuS, der siein Loosen von mehreren tausend Hektaren an Unternehmer ver-pachtet. Diese Art von Bewirthschastung ist zwar vom bureau-kratischen Standpunkte anS sehr einfach, schädigt aber nicht nurdie Bevölkerung des ganzen Landes auf das empfindlichste,sondern führt auch unweigerlich zum Ruin des National-Vermögens, das in den Seen steckt. Denn die Pächter be-treiben die Fischerei mit mächtigen Garnen so intensiv, daß derFischbestand der Gewässer mit unheimlicher Schnelligkeitabnimmt. Die Unzweck Mäßigkeit des Fischerei-g e s e tz e s leistet dieser Schädigung des Fischbestandes Bor-schub. Die Schonzeit für die Sommerlaichfische, die vom15. April bis zum 15. Juni dauert, wurde nämlich für die Haffe,an denen eine nur auf den Fischfang angewiesene Bevölkerunglebt, für je drei Tage der Woche aufgehoben. Es gelang denPächtern der Binnenseen, diese Vergünstigung auch für ihrenGroßbetrieb zu erlangen und die Folge davon ist. daßwährend der Schonzeit nicht nur Massen laichreifer Fische weg-gesangen, sondern auch bereits abgesetzter Rogen vernichtet,somit der Fischbestand aufs höchste gefährdet wird.Vergeblich bekämpft der Fischereiverei» für Ost- und Westpreußendiese Durchlöcherung der Schonzeit, deren verderbliche Folgenklar zu tage treten.Die Verpachtung der Seen an einige große Unter-n e h m e r entzieht außerdem den Anwohnern die Gelegenheit zulohnendem Erwerb. Die Pächter beschäftigen nur eine Zahlschlecht gelohnter Arbeiter und verwerlhen jeden in Preußengefangenen Fisch in Russifch-Polen; die Bewohnerdes wasserreichsten Landstriches sehen alsofortwährend das gute, billige Nahrugrgs»mittel fortschaffen, ohne eine Aenderung dieses wider-natürlichen Zustandes herbeiführen zu können. Für die Re-gierung scheint eben nur das fiskalische In t e r e s s e.d. i. die Erzielung der Pachtbeträge maßgebend zu sei. Dennes läßt sich wohl eine Art von Verpachtung durchführen,die auch den Anwohnern gerecht wird, nämlich dieKonsignirung einzelner Gezenge für einen bestimmten Be-zirk, wie sie an den Haffen schon lange im Gebrauchist. Diese Art ist allerdings nicht so bequem, wie diejetzige, bei der die Regierung nur mit einzelnen großenUnternehmern zu thun hat, und es könnte vielleicht während derUebergangszeit ein Ausfall in den Pachterträgen eintreten!Diese Befürchtung ist aber kaum gerechtfertigt, denn dieZahl der Fischereiberechtigten, die„zu Tisches Nolhdurft" nachaltem Privileg mit kleinem Gezeug fischen dürfen, ist dankder energischen Wirlhschaftspolitik der Regierung ganz bedeutendzusammengeschmolzen. Ehe sichs ein solcher Berechtigter ver«sieht, hat er einen Prozeß am Halse, der in vielen Fällen mitAberkennung der alten Gerechtsame endigt. So erstand einBesitzer in der Subhastation die Sitzstelle eines aufgetheiltenBauernguts mit der daran haftenden Fischereiberechtignng. Inder gerichtliche» Verkaufsankündignng sowie im Grundbuch wardas Privileg ausdrücklich anerkannt. Beides half ihm nichts; indem von der Generalkommission angestrengten Prozeß wurde ihmdas Privileg aberkannt.Denjenigen aber, die ihr Recht behaupten, geht die Lust zurAusübung ihrer Gerechtsame sehr bald verloren. Wenn früherjeder Berechtigte mit kleinem Gezeug fischte, wird jetztdas Recht nur der ganzen Gemeinde zuerkannt: entfernterWohnende, die ihr Recht durch beauftragte Leute die lange»Jahre hindurch unangefochten ausübte», müssen den Nachweisführen, daß diese Leute zu ihrem Gesinde gehören u. s. w.Und schließlich kommt noch die Aussicht hinzu, die geradeden Berechtigten gegenüber mit ganz besondererScharfe durchgeführt wird.Ei» Kampf ums Recht, der in mehr als einer Beziehung anden vielbesprochenen Bernstelnmonopol-Prozeß erinnert, spielt sichgegenwärtig im Kreise Johannisbn rg ab. Die Einzel-heuen desselben, wie sie sich aus den uns vorliegenden Akten undSchriftstücken ergebe», werden wohl überall berechtigtes Aussehenerregen.Aus dem Roschsee, der durch einen Kanal mit dem Spirding-see in Verbindung steht, führt der P i s f e k f l u ß an der Stadttohannisburg vorbei das überschüssige Wasser dieses mächtigeneengebietes zum Gebiet der Weichsel ab. Naturgemäß ziehendurch diese» Fluß die laichreifen Aale in den Frühjahrsmonatenstromabwärts zum Meer, um dort zu laichen. Es wäre geradezufalsch— um keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen— denAalfang der allgemeinen Schonzeit zu unterwerfen, denn in unserenBinnenseen und Flüssen lebt nur der weibliche Aal, der drei-oder vierjährig nach Eintritt der Geschlichtsrelse stromabwärtsnach dem Meer zieht, wo der kleinere rostbraune männliche Aalsich aufhält. Von den weiblichen Aalen kehrt keiner wieder indie Seen zurück, sie sterbe» nach Vollendung des Laichgeschäftsab. Dafür ziehen unzählbare Massen junger Aale stromauf-wärt?, ein Gegenstand zärtlicher Fürsorge vieler Iischerei-Jnter-essenten und Fischereivereine, die dem beliebten Speisefisch de»Aufstieg über die Mühlenwehre nach Möglichkeit zu erleichternsuchen.Erst der Gumbinner Regierung war eS vorbehalten, einetheilweise Schonzeit für den Aal einzuführen, aber auch nurim Kampf gegen die Fischereiberechtigten, zugunsten des Pächters. Die Sache kam so: EinigeBauern der Ortschaften Bogninille», Turoiven, Willen undSparken haben noch aus der Zeit des Ritterordens das Recht,im Pissekfluß Säcke zu stellen. Sie haben dies Recht seit u n>'denklichen Zeiten unangefochten ausgeübt. Seitehva fünf Jahren jedoch haben sie einen erbitterten Kamps zuführen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß es sich hierbei umVorgänge handelt, die das öffentliche Rechtsgefühl in hohemGrade herausfordern.Also: Jin Jahre 1891, es war eine warme, dunkle, aberwindige Nacht, die einen guten Fang erhoffen ließ, hattendie Bauern ihre Säcke gestellt. Da erschien OberwachtmeisterDröSke aus Johannisburg und pfändete die auf-gestellten Säcke. Mit welchem Recht? Das haben dieBauern nie erfahren. Es gelang ihnen erst, nachdemsie eine Deputation zu dem Präsidenten S t e i n m a n ngeschickt hatten, ihr Gezeug wieder zu erhalten.Natürlich war inzwischen die beste Zeit für den Aal-fang verstrichen. Es mag hier gleich eingeschaltet werde».daß der— inzwischen verstorbene— Präsident Steinmann beidiesen Konfiskationen, die er anscheinend nicht verhindern konnte,denn der Einfluß des Pächters war wohl stärker alS der feinige,den Bauern stets zir ihrem Gezeug wieder ver-Holsen hat. Daß der Einfluß des Pächters im Spiele war,ist jedenfalls daraus ersichtlich, daß die Säcke der Bauern nurdann konfiszirt wurden, wenn dieselben vor den Säcken desPächters eingestellt wurden.Die Konfiskationen wiederholten sich also mehr-malS in jedem Jahre und hatten den praktischen Erfolg,daß den Banern die Ausnutzung ihrer Fischereiberechtigungunmöglich gemacht wurde. Da die Bauern aber hartnäckigihr Recht verfochten, kam man auf die Idee, die all-gemeine Frühjahrs-Schonzeit auch auf den Aalsanganzuwenden, das heißt den Bauern gegenüber. Nu»gingen diese wieder zum Präsidenten. An stelle Stein-mann'Z war inzwischen Herr Hegel getreten. Er ist derOeffentlichkeit infolge seines Eintreten? für den PolizistenWilsche! in Tilsit wohl nicht ganz unbekannt. Dieser Herr schiensehr verwundert über das mit seiner Unterschrift ergangene Ver-bot, in der Schonzeit Aalsäcke zu stellen; nachdem er jedoch denbetreffenden Dezernenten, den Regierungsassessor Klein gesprochen,erklärte er sich mit der Verfügung einverstanden. Der Bauer,der diese Unterredung führte, hatte nicht unterlassen, zu fragen,ob für den Pächter andere Gesetze beständen, als für den Be-rechtigten.Nun kam der nächste Akt. Der FiSkuS wollte denBauern die Berechtigung abprozesfiren. Er stelltedie Behauptung auf, daß dre Berechtigung, Säcke zu stellen, sichnicht auf Aalsäcke erstrecke und auch nicht auf das Stellen derSäcke oberhalb der vom Pächter eingerichteten Fangvorrichtung.Erfreulicherweise schützte das Gerecht in allenInstanzen die Bauern vor der Verkürzung ihresPrivilegs. Aber sie waren schon so mürbe geworden, daßsie den Aalfang im Pissekfluß zu pachten beschlossen, um allenUnannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen. Sie boten 200 M.mehr, als der bisherige Pächter, erhielten aber den Zuschlagnicht, da die Regierung es nicht über ihr Herz bringen konnte.den Pächter, der auch den großen Spirdingskomplex gepachtethat und noch bei anderen Loosen betheiligt ist, vor de» Kopfzu stoßen. Darauf zeigten die Bauern den Pächter an, daßer zwei Johannisburger Kaufleute, die mit der Absichl,den Aalfang zu pachte», im Bietungstermin erschiene»waren, durch Geld von dieser Absicht abgehalten hätte. DieBauern wollen durch Zeugen unter Beweis stellen, daß dieseBehauptung wahr sei. Jedenfalls erhielt der bisherige Groß-Pächter Kaczinski den Zuschlag.Nun begaben sich die Bauern auf den Beschwerdeweg,mußten aber die Erfahrung machen, daß ihre Eingaben geradevon der Behörde erledigt wurden, über die sie sich beschwerthatte»!Auch in diesem Jahre fand die Konfiskation des Gezengeswie alljährlich statt. In der Nacht vom 5. zum 6. Mai er-schien der Fischerci-Anfseher Hoffmann und pfändete die Säckemit den Aalen. Nach einigen Tagen erhielten die Bauern zwarvon dem Landrath ihr Gezeng in zerrissenem Zustandzurück, aber nicht die Aale. Sie getrauten sich nicht mehr,ihr Recht auszuüben. Sie sind, wie sie uns schreiben, zwarüberzeugt, daß sie in schlechten Nächten, in denen kein Fangzu erwarten steht, unbehelligt ihre Säcke stellen dürfen—wofür sie übrigens Beweise haben— wollen jetzt aber erstden einzigen Weg, der ihnen noch offen steht, die Beschwerdevorder Oeffentlichkeit, betreten, ehe sie etwas anderesunternehmen.So steht die Sache jetzt. Sie hat deshalb ein allgemeinesInteresse, weil sie zeigt, wie die großen Unternehmer in ihremVernichtungskampfe gegen die Kleinbetriebe ohne Skrupel sichaller Mittel zu bedienen verstehen. Die Thatsachen erweisen sichauch da stärker, als die offiziellen Wünsche unserer Staatshüterund Staatsretter.polikifche Mebevstchk.Berlin, 22. September.Das Vereinsrecht und die bürgerlichen Parteien.Wie wenig sich die Bourgeoisparteien um die Bestimmungendes Vereinsgesetzes zu kümmern brauchen, dafür mögen nach-stehende Thatfachen sprechen:Wie die„Post" vorige Woche mittheilte, hatte„derDeutsche Bürgerverein Blücher einstimmig eine Resolutiongenehmigt, welche das Verfahren des Vorsitzenden des deutsch-konservativen Wahlvereins— derselbe hat eine Broschüre gegenStöckergeschrieben— auf das entschiedenste mißbilligte und ihnaufforderte, sein Amt niederzulegen. Dieser Beschluß hat, wieder Vorsitzende des Vereins„Blücher", Kaufmann Baum«gärtner, in einer Versammlung mittheilte, zur Folge gehabt,daß die Vertreter des Vereins von den Vertrauens-mcinner-Sitzungen des Berliner deuts ch-to nser vativenWahlvereins ausgesperrt worden sind."Hier wird also das Jnverbindungtreten der Vertreterder verschiedenen konservativen Vereine offen zugestandenund der ausgesperrte Verein faßte sogar einen Beschluß,worin er gegen die ihm auferlegte Behinderung, das Ver-einSgesetz zn verletzen,„Verwahrung" einlegt und den„Parteirath der deutsch-konservativen Partei ersucht, dieseMaßnahme des Vorstandes des WahlvereinS scharf zurügen und den Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen."Ein anderes Bild: Die„Magdeburger Zeitung' läßtsich aus Burg unterm 16. September schreiben:„Der„Nationalliberale Verein" hielt am gestrigen Abend im„Hotel Roland" seine Hauptversammlung ab. In ihrerfolgte nach dem Rechnungsbericht des KasstrerS die Neuwahldes Vorstandes, welche folgendes Ergebniß hatte(folgendie hier gleichgiltigen Namen).... Zum Vertreterfür den vom 3. bis 5. Oktober in Berlin stattfindendenDelegirtentag der national liberalenParteiwurde der Rentier L. Diestau gewählt.Also auch hier wieder eine direkte Verletzung der gesetz«lichen Bestimmungen und zwar berichtet von einem Organder eigenen Partei, das es also für selbstverständlich zu haltenscheint, daß seine Anhänger sich um das Gesetz nicht zukümmern brauchen. Wo bleibt denn diesen offenkundigenGesetzesverächtern gegenüber der Staatsanwalt?—DaS Ministerium Meline in Frankreich steht nurdeshalb noch auf den Beinen, weil niemand da ist, der eS um-werfen kann, oder richtiger, weil die, welche es umwerfenwollen und können, infolge der Kammervertagung keine Gelegen-heil dazu haben. Die Hoffnung des Ministeriums, sich während derParlainentsferien so zu kräftigen, daß es dem Wiederzusammentrittder Kammer mit Ruhe entgegensehen könne, hat sich biS jetztnicht erfüllt. Jin Gegentheil, das plumpe Vorgehen gegen dieSozialisten und die feige Nachgiebigkeit gegen die Klerisei hatdie Unpopularität des Ministeriums noch vermehrt unddie Erwartungen, welche sich an den Besuch deSrussischen Kaisers knüpfen, werden aller Voraussichtnach ebensoviel Enttäuschungen sein. Die Herabwürdigung,die für daS an der Spitze der Zivilisation marschirende Frank-reich(in Frankreich ward die Phrase erfunden) in dem Kriechenvor Rußland und dem Wettkriechen mit Deutschland liegt, wirddenn doch in immer weiteren Kreisen begriffen, und das Gefühlder Beschämung ist um so tiefer, je klarer es zu tage tritt.daß das russische Bündniß zwar sehr Ihencr ist(bis jetzthat es etwa 8000 Millionen Franken gekostet), den Franzosenaber weder bisher praktische Vortheile gebracht hat. noch solchein Zukunft verspricht. Die Rückeroberung von Elsaß-Loihringen,an die der Chauvinismus bei der russischen Allianz zuerst denkt,erweist sich doch als ein gar tolles und zweifelhaftes Ziel, sobaldman es, wie das jetzt anläßlich deS Zarenbesuches der Fall,ernstlich ins Auge faßt.Dazu kommt nun die allgemeine Empörung über daS„großeinternationale Komplott", das von der internationalen Polizei sotäppisch in Szene gefetzt worden. Und vor allein die wachsendeFinanznoth und das gähnende Defizit. DieEinkommensteuer läßt sich nicht vermeiden. Und macht HerrMeline einen neuen Versuch, dieselbe in der einen oder anderenForm einzuführen, so hat er die Hälfte seiner Anhänger ver-loren.GueSde besprach dieser Tage in einer Volksversammlung dieLage und äußerte sich dahin, daß der Sturz des Ministeriumsbald nach dem Wiederzusammentritt der Kammer sicher bevor-stehe. Der„Temps" verspottet ihn deshalb. Nun— wir werdenja sehen!—Tie Auslieferung Tynan'S ist jetzt von der englischenRegierung beantragt worden; die französische Presse hält eS aberfür gewiß, daß das Ministerinm Meline den Antrag ablehnenwird. In bezug aus die Beurtheilnng der„großen Verschwörung".an die nur noch die Tante Voß glaubt, verweisen wir auf dieKorrespondenz und den— gestern schon von unS erwähnten—Artikel an der Spitze unseres heutigen BlalteS.—Chronik der MajestätsbeleidigungS* Prozesse.Wegen MajestätSbetetdigung ist vom LandgerichteGera am II. Mai der Verlagsbuchhändler JuliuS Becker zu2 Monaten Festungshaft verurtheill worden. DaS Delikt sollbegangen sein durch Veröffentlichung der Broschüre„Thing!Kurt Reuß in öffentlicher Audienz bei Sr. Majestät demKaiser".— Die vom Angeklagten eingelegte Revision kamam Sonnabend vor dem 3. Strafsenat« des ReichsgcrichteS zurVerhandlung. Auf Antrag des Reichsanwaltes wurde wegen znbefürchtender Gefährdung der öffentliche» Ordnung die Oeffenl-lichkeit der Verhandlung ausgeschlossen.— Das Urtheil lautete