Mr. 2

17. februar 1924

Blick in die Bücherwelt

Theorie des Sozialismus.

Albert Kranold: Die Persönlichkeit im Sozialis mus. Thüringer   Berlagsanstalt, Jena  , 1923.

PP

lismus und Margismus hinzuweisen. So wirft er Spengler vor, daß er den Sozialismus lediglich als eine Technit des gesell­ftreiche, das hinter jener Technik steht und ihr erst Richtung und schaftlichen Lebens auffaffe, aber das geistige und sittliche Erlebnis Biel   gibt, jenes aufwühlende Mitleid mit allem menschlichen Elend einerseits, und jene unstillbare Sehnsucht, sich aus diesem Elend her auszuarbeiten." dem Denken, Fühlen und Wollen des modernen Abendlandes wie der ideale Inhalte zu geben: Und so ist denn auch das Problem der Gegenwart tein psychologisches, sondern ein ethisches Problem." " Der Sozialismus ist also sowohl eine Ethil, eine Lebensauffas­fung, als auch ein Wirtschaftssystem. Die Ethit, das Kulturideal aber ist sein eigentlicher Sinn, der Kern seiner Lehre, und als solcher ist er ein System des Idealismus." Dieser Idealismus bewährt sich nach Kranold gerade im proletarischen Klassen lampf, der eine psychologisch- geschichtliche Notwendigkeit darstellt, wenn es auch das Ziel des Sozialismus ist, mit der wachsenden Erfüllung seiner ökonomischen Voraussetzungen seinen Klassen­tampfcharafter immer mehr abzuftreifen. Heinrich Ströbel  

Der Inhalt des geistvollen, von außerordentlicher Literatur. beherrschung zeugenden Buches deckt sich nicht ganz mit dem Titel. Denn die Probleme Individualismus und Sozialismus oder Persön­Irchkeit und Geschichtsverlauf werden nur in einzelnen Teilen be­handen. Das kommt daher, daß dem Buche, das aus mehreren zeit­lich auseinanderliegenden, unabhängig voneinander entstandenen Ab­handlungen besteht, die für die Publikation in Buchform freilich eine start ergänzende Ueberarbeitung erfuhren, ein Sammeltitel ge­geben wurde, der den Gesamtinhalt erst scharf unter die feitende Idee rückt. Der erste Teil des Buches ist Fichte, dem Philo fophen des Sozialismus", gewidmet, der zweite Teil handelt von Marg und Engels als Philosophen, von Marrismus und Kriti­aismus und enthält einen Anhang: Der Untergang des Abendlandes  . Ein furzes Schlußkapitel spricht vom Marrismus und Idealismus. Der erste Teil will, nach dem Vorwort des Verfassers selbst, vor allem das Verhältnis zwischen Zwang und Freiheit in der sozia­fistischen Lebensordnung Klarstellen, das Verhältnis zwischen Einzel­wefen und Gemeinschaft. Der zweite Teil will zeigen, daß die Ge schichtsauffassung des Marrismus die fonfequente Anwendung der Wissenschaftslehre Rants auf die Geschichte ist"," um dadurch Marg als den Begründer einer wissenschaftlichen Geschichte im Sinne von Kants Erkenntnistritit zu erweisen". Zugleich sollen die Miß deutungen von Marg' Geschichtstheorie zurückgewiesen werden. Kranold betrachtet Fichte nicht als den Apostel und das Sprach­rohr des Geistes seiner Zeit, nämlich als den Individualisten, son­dern als den Propheten der erst von ferne fich anfündigenden neuen Zeit. Er geht die ganze Reihe seiner Schriften durch, um daraus die Einheitlichkeit der Auffassung dieses Philosophen des Sozialis mus" zu erweisen. Er berichtigt die falsche Annahme, daß Fichte an der alten dogmatischen Naturrechtslehre festgehalten habe das Staturrecht sei ihm feine vergangene und wiederherzustellende Reali­tät, sondern eine Idee gewesen. Ein gerader logischer Weg gehe von Fichtes Wissenschaftslehre in ihren frühesten Fassungen bis zum Geschlossenen Handelsstaat" mit seiner sozialistischen Wirt haftsorganisation und bis zu den Reden an die deutsche Nation" mit ihrem radital fozialistischen Erziehungsprogramm. Den Inhalt feines fozialistischen Ideals begründe er religiös- metaphysisch: der Inhalt des Guten fließe ihm aus der göttlichen Vernunft. Für ihn gebe es im Gegensatz zu Kant auch inhaltlich etwas absolut Grzialismus bezeichnet werden. Mit Unrecht hat man, so hebt Kra­nold immer wieder hervor, Fichte einen Individualisten genannt. Freiheit gibt es für ihn nur in der Verbundenheit mit der Gemein­schaft. Aber auch unter innerer Freiheit versteht er nur die Unab­hängigkeit des Wollens von den Trieben der Sinnlichkeit und die Bestimmtheit des Wollens von den Grundgesehen des Geistes, der Bernunft.

Rudolf Abraham: Die Theorie des modernen So­zialismus. Für die Jugend dargestellt. Arbeiterjugend- Berlag, Berlin  .

-Beilage des Vorwärts

Geschichtslehrbücher.

langem einer Aenderung nach Inhalt und Form," heißt es in dem Die Lehrbücher für den Geschichtsunterricht bedürfen schon seit vorjährigen Erlaß des preußischen Unterrichtsministers, im übrigen werden sehr dehnbare Richtlinien für das neue Geschichtsbuch ge­geben. Die nationale Erziehung des heranwachsenden Staatsbürgers zu lebendiger Staatsgesinnung" bedeutet eine rücksichtsvolle Üm­schreibung des Wortes Republik  ", das den meisten Philologen be­tanntlich immer noch auf die Nerven fällt.

Nun sollen bis Ostern die neuen Geschichtsbücher genehmigt und eingeführt werden. Die Lehrbuchindustrie ist am Wert, Waschzettel fliegen in die Welt, neue Bände werden zusammengehauen, alte Auflagen( bisher verbotene, aber doch stillschweigend- benußte) um­gearbeitet und umgetauft. Neuer Geift? Gelten auch nur ein Tropfen demokratischen Dels. Neue Auffassung? Naive Erfolgs­anbetung, die alten Legenden"( Friedericus und Bismard im Strahlenfranz haben alles gemacht), die alte mythologische Sprache von Haß, Neid, Eifersucht der Völker", ebenso unwissenschaftlich wie in der Tendenz verlogen, im übrigen italienischer Salat von euro­päischen Ratzbalgereien", Aussprüchen, Charaffecistifen, ein bißchen Soziales, ein wenig von Wirtschaft, notgedrungen die Weimarer Verfassnug( mehr oder weniger verwisch), nichts Erdgebundenes, selten statistisch Greifbares, teine Zusammenhänge von Arbeit, ge­fellschaftlichem Aufbau, Volkstum, Staatsform und Staatenpolitik, feine Möglichkeit für selbständiges Erarberen", eigene Urteils. bildung. Der Kanon ist gerettet, man fann wieder sein Pensum ein­teilen, paufen, abfragen. Man sucht feine Erkenntnisse" aus der Vieldeutbarkeit der sogenannten Tatsachen", deren zufällige oder tendenziöse Auswahl dem Schüler in erster Linie zu Bewußtsein fommen müßte, sondern lernt" Neubauer, Koch, Reimann oder wie der eingeführte Kanon gerade heißt.

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Wer, wie der Verfasser, sich als Aufgabe stellt, Führer durch die verschlungenen Gedankengänge des Marrismus" zu fein, muß neben reichen Kenntnissen viele vortreffliche Fähigkeiten besigen. So die Fähigkeit, das vielfältige Gedantengeflecht zu gliedern und die einzeinen Bestandteile in gleichmäßiger Beleuchtung zu zeigen. Auch dann, wenn die Zeit und der Streit der Meinungen ein zwiespältiges Licht auf die Teilprobleme geworfen hat. Ein Führer" müßte hier die verschiedenen Meinungen mit gleicher Liebe zur Darstellung bringen, wenn ein vollkommenes Bild entstehen und den Geführten einen Ausblick eröffnet werden soll. Tatsachenbücher" sollen sie alle sein. Glauben die Verfasser Bei dem Berfasser gebricht es hierin an mancherlei Enden. Er selbst daran, daß die Laten", die sie herausheben, allseitig sa cha scheint nicht unbefähigt, ziemlich komplizierte Gedankengänge aufliche Busammenhänge darstellen? Etwa die Emser Depesche oder zunehmen und in einfacher Form gemeinverständlich zu machen. In Ludendorffs Waffenstillstandsangebot, wenn man notwendige Bor­manchen Teilen, wo sich der Verfasser rein referierend verhält, ist ausfegungen und Folgen verschweigt! Kann men von einem Neu­feine Arbeit erfreulich. Wo er dagegen fritisch vorgeht, ist sie es weniger, und zwar aus verschiedenen Gründen und auf verschiedene anderen Sinn bekommen, die vorher faiserlichen Erlassen gedient bauer erwarten, daß seine Tatsachen" auf einmal einen ganz Weise. Wo Abraham   aus eigenen Mitteln fritische Anmerkungen Weise. Wo Abraham   aus eigenen Mitteln kritische Anmerkungen haben? Selbstbetrug oder Geschäftsfinn? Die Fürstenlitanei und einstreut, ist eine gewiffe Unsicherheit allzu deutlich. So ist es nicht einstreut, ist eine gewisse Unsicherheit allzu deutlich. So ist es nicht die dynastischen Stammtafeln, die in einem Band von 80 Seiten gut möglich, den ganzen Kompler der russischen Revolution als ein allein 10 wegnehmen, sind auch Tatsachen"( in dem durchaus re gewaltfames soziales Experiment abzutun und, im Anschluß daran, aktionären Bölferschicksal" des Diesterweg- Berlags). Tatsache ist, den Revolutionspedarfen" furzerhand in die Geisteswelt des daß die Sozialdemokratie die Bismardſche Sozialgefeßgebung ab. gelehnt hat, aber nur nicht so wie bei Kumiteller- Haade­entsteht, fann man auch durch eine Fußnote, in der man auf die Schneider S. 230( einem Buch, das die Aufgabe des Geschichts. Schwierigkeiten des Problems verweist, nicht wieder zurechtrüden. unterrichts völlig verkennt). Daß ein offensichtlich deutschnational Wieder anders erscheint der Verfasser. wenn er auch als Kritifer parteipolitisch gefärbtes Geschichtswert für höhere Schulen" des nur referiert. So zum Schlusse seines Buches. Hier geht er auf früheren Stadtschulrats Reimann in der Neuzeit von Bebel ge­die von dem Revisionismus der neunziger Jahre aufgeworfenen rade nur zu sagen weiß: Es fand sich fein ihm( Lassalle) gewachsener Fragen ein, um sich rückhaltlos für ihre Brantwortung im Sinne Nachfolger. Das hat dann zusammen mit der unginigen e dieser geistigen Bewegung zu entscheiden. Der Revifionismus stelle staltung des Arbeitsmarktes nach dem Zusammenbruch der Gründer­einen von allen revolutionistischen und utopistischen Schladen   zeit dazu geführt, daß die von Bebel und Liebknecht geführte inter­gereinigten Marrismus dar". Diese tritiflose Kritit am Marrismus nationale, den bestehenden Staat bekämpfende Richtung in der bemängeln wir nicht, um uns an der geistigen Richtung zu reiben, deutschen   Sozialdemokratie die Oberhand gewann", ist wohl auch die Abraham, als sei inzwischen nichts geschehen. schlechtweg als eine Tatsache. G. 85 steht als Tatsache":" Wenn Wilhelm II.   ein den Revisionismus bezeichnet. Ein solcher Verfuch würde uns Arbeiterfönig hatte werden wollen, so fah er ba d, drß er fich in fehr unzeitgemäß erscheinen. Aber ebenso zur Unzeit erscheinen in feinen Hoffnungen getäuscht hatte... Abrahams Arbeit die Erkenntnisse der Revisionisten als die legten, man dabei, gegen die Sozialdemokratie eine Verteidigungsstellung Aber im wesentlichen blieb unumstößlichen Ernebnisse warristischer Forscherarbeit. Das paßt einzunehmen" Fängt hier nicht die politische Brunnenvergiftung an nicht zum Zwecke eines Bucys, das den Geist der Jugend wa ch machen foll; es raßt nicht in eine Peit. mo viele Fragen neuer Erforscuma barren mit den Methoden des Marrismis. aber

Butes, fein Sozialismus fönne deshalb durchaus als reliniöfer Utopismus" au parweijen.( G. 52. Das schiefe Bild, bas dadurch

Auch Fichtes Beariff des Deutschtums, der Nation entfaringt seiner sozialistischen Plilosophie. Das Deutschtum ist ihm ein Ideal, es foll erft werden. Was an Geistiot it und Freis heit dieser Geisti toit glaubt und die ewige Fortbildung dieser Geiftigkeit durch Freiheit mill, das, wo es auch geboren sei und in welcher Sprache es rede, ist unseres Geschlechtes, es gehört uns an und wird sich zu uns tun. Was an Stillstand, Rückgang und Zirtel­tanz glaubt, oder gar eine tote Natur an das Ruder der Welt­renierung fetzt, dieses, wo es auch geboren sei und in welcher es aud) geboren set und in welcher Sprache es rede, iſt undeutsch und fremd für uns." Und das Ber­hältnis der Nation zur Menschheit ist ihm durchaus das gleiche, wie das des Individuums zur Gemeinschaft.

Aktueller für uns, als diese an sich wertvolle Untersuchung der ethischen Grundelemente der Philosophie Fichtes ist Albert Kranolds Abhandlung über Marg und Engels als Philosophen und über Margismus und Kritizismus. Er trägt hier sorgfältig alles zusammen, was von sozialistischen, aber auch von bürgerlichen Autoren in der letzten Zeit über dies Thema veröffentlicht worden ift, aber er tritt diesen philosophischen Kollegen auch mit voller Selbständigkeit entgegen. So fett er sich an vielen Stellen mit Vor­länder, Mar Adier, Braunthal, Troeltsch   und anderen kritisch aus­einander. Er lehnt Borländers Bersuch, Marr und Engels historisch pinchologische Gesellschaftsanalyse philosophisch- erkenntnistheoretisch aufzufassen, als großen Irrtum ab. Es sei eine Verkennung des historischen Materialismus, in ihm eine Erkenntnistheorie zu sehen. Marg und Engels feien fachlich lediglich Bertreter der Sozialwiffen schaft und Geschichte, und die Lehre von der Dialettit und die Theorie der materialistischen Geschichtsauffaffung seien methodolo­gische Erörterungen im Bereich der Sozialwissenschaft und Geschichte gewesen. Ein Denker fei dann Philosoph, wenn er, gleichviel welches Gebiet er bearbeite, feine Tätigkeit im Bewußtsein der Abhängigkeit jeder Einzelerfenntnis von den obersten Ordnungsprinzipien aller Erkenntnis überhaupt betreibe. In diesem Sinne feien Marg und Engels zweifellos hervorragende Philofophen gewesen.

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Sehr interessant find, Kranolds Untersuchungen über die Frage, inwieweit der Mary- Engelssche Geschich'smaterialismus die psycho­logischen Triebfräfte würdigt und in sich schließt. Er fommt zu dem Ergebnis, daß der historische Materialismus, obwohl ein System des historischen Determinismus, den sozialen Fatalismus in feiner Beise begründe. Unter Berufung auf Marx, auf Mar Adler und andere Margisten weift er Erich Sterns. Behauptung, daß die Ge schichtsauffassung Margens den fozialen Fatalismus lehre, ent­schieden zurück. Er nennt mit Recht den Marxismus die gewal­tigste Prophetie der Neuzeit". Troßdem fann nicht bestritten werden, daß einzelne Marginterpreten und Margepigonen, die von dem Feuergeifte der Merg und Engels nichts geerbt haben, in der Tat einem historischen Fatalismus verfallen find. Eine einseitige ökonomisch- historische Analyse diente ihnen dazu, die kapitalistischen  und imperialistischen Expansionsträfte als unabänderliche Gesetze des Geschichtsverlaufs anzuerkennen und zu verherrlichen, statt ihre Ueberiwindung durch die ökonomischen und ethischen Kräfte des proletarischen Klaffenfampfes zu proffamieren.

Demgegenüber ist es die stärkste Seite des Kranoldschen Buches, diefem zum Fatalismus entarteten Geschichtsmaterialismus gegen über immer wieder auf die sittlichen Urkräfte des Sozia

ohne Rücksicht auf die eine oder die andere Richtung". Abraham  würde seiner Arbeit und der Fache der Junend einen Dienst er weisen, wenn er bei weiteren Auflagen diese Teile des Buches einer Neubearbeitung unterziehen würde. Rich. Seidel

Sozialpolitik.

Lujo Brentano  : Der Ansturm gegen den 2cht studentag. Verlagsgesellschaft der Allgemeinen Deutschen Ge­wertschaftsbundes m. b H., Berlin   1924.

Der als Verfasser der Arbeiterfrage befannte Professor der Staatswissens haften an der Universität in Berlin  , Dr. Heinrich Hertner, het betanntlich eine sozialpolitische Wandlur voll­zogen, die er als Sozialpolitische Bandlungen in der wissenschaft­lichen Nationalötonomie" ausgab. 21s Geheimrat Herkner, der Vor­fihende des Vereins für Sozialpolitit, in dem Stinnes- Blatt DAZ." den Achtstundentag als eine Frucht des Zusammenbruchs preisgab, proflamierte er bamit nicht nur seinen eigenen Zusammenbruch. fondern den Zusammenbruch der voraussetzungslosen Wissenschaft, der Sozialwissenschaft und diskreditierte das Leberswert bir bürger­lichen Sozialpolitiker: den Berein für Sozialpolitik und dessen So ziale Braris". Sollte mit Dr. Frande der letzte bürgerliche Sozialpolitiker dahingegangen, aus dem Berein für Sozialpolitik ein solcher gegen Sozialpolitik geworden sein?

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Das wird sich das Unterrichtsministerium vor der Genehmigung dieses schon gedruckten Tatsachenbuches", das auch sonst von Entstellungen wimmelt, gewissenhaft überlegen müssen.

Die Arbeiterbewegung hätte damit nicht gar viel verloren, das Ansehen der Sozialwissenschaft aber und ihrer Vertreter unter der breiten Masse des Volkes auch den letzten Rest. Geheimrat Herkner suchte in einer Artikelserie der Sozialen Praris" den Umfall wissenschaftlich zu begründen. Da trat der 79jährige Profeffor Lujo Brentano   in die Schranken. Er, der stets Gegner einer gesetz lichen Festlegung des Achtstundentages war, erhob das Banner des Achtstundentages und damit das preisgegebene Banner der bürger. lichen Sozialwissenschaft und seiner Schöpfung, des Vereins für Sozialpolitit. Seine Abrechnung mit Hertner enthält jo treffliches Beweismaterial für den Achtstundentag und eine so glänzende Rechtfertigung der Bergangenheit des Vereins für Sozial politit, daß der ADEB. sich entschloß, die Artikelferie Brentanos der Arbeitnehmerschaft in einer besonderen Broschüre zugäng lich zu machen Sie verdient die meiteste Verbreitung in unseren Kreisen und einige Beachtung auch in den Kreisen der fozialistischen Sachverständigen" gegen den Achtstundentag. F. Eztorn.

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Neubauer arbeitet mit den Mitteln tonservativer, christlich sozialer Färbung. Nach ihm ist z B. das Sozialistengelei nur des­wegen zu mißbilligen, weil es nichts genügt hat. Das ganze Buch ist Mach'anbetung, Heldenphrase, Bismard- Mythologie! weit über diesen tendenziösen Machwerten und Baufbüchern steht als Bersuch der Teubnersche Grundriß für die Oberstufe( Bd. II: Mittelalter, Bd. IV: Neueste Beit) von Schnabel  . Letzterer bringt nach Inhalt und Form ein wissenschaftlich hochstehendes, politisch ziemlich einwandfreies Arbeitsbuch. das geeignet ist, dem Geschich's unterricht die ihm notwendige Höhe und Bedeutung zu verleihen. Erwin Marquardt.

Literatur und Kunst.

Ludwig Marcufe: Strindberg. Das Leben der tragischen Seele Franz Schneider Verlag  , Berlin  , Leipzig  .

Eine philosophische Biographie" nennt Marcuse   sein Strindberg­Buch. Es gibt nur einen ähnlichen biographischen Versuch, Simmels Goethe- Buch. Man darf den Bergleich wagen, der zugleich ein Urteil ist. Auf acht Bogen ist mit bewundernswerter Konzentriertheit das Wesentliche über das Phänomen Strindberg gesagt, demgegenüber alle früheren Interpretationen flach erscheinen. Marcuse   erfaßt den Dichter als Inpus, als Typus des tragischen" Menschen( im Gegen­jag zum gläubigen" und ungläubigen"), als Typus des Menschen der unauflösbaren Gegensäge, des Menschen mit mehreren Jchen, die zeitlebens im Kampf liegen. Am Got'fucher, am Politiker, am Künstler und am Manne Strindberg weist Marcuse   die Erscheinungen dieser Tragit nach. Man tönnte gegen Marcuse   einmenden: er schreibe zu kompliziert, er hätte manches einfacher ausdrücken fönnen. Doch dann ginge ein Hauptreiz seines Buches, das Mitschwingen von Hunderten von Fachausbrüden, die gewiß nur dem Fachphilo­fophen mit ihrer ganzen Atmosphäre zugänglich sind, verloren. Mar cufe hat erfreulicherweise so viel zu sagen, daß er manches nur durch Anschlagen eines Terminus technicus andeuten fann. So gehen dem mitproduzierenden Lefer nur viele neue Berspektiven auf, die er selbständig verfolgen kann. Der anspruchsvclle Titel: Das Leben der tragischen Seele wird gerechtfertigt. Das Buch wächst am Fall Strindbern über den Fall Strindberg hinaus zu einer Analyse der Gegenwart und des Gegenwartsmenschen überhaupt imd wird zu einer philosophisch- psychologischen Zeitkritit, die man den

ZIGA

RETTE

Nr.77

MEL- PACKUNG

3 PFENNIG