Mr. 7 13. Juli 1924

Blick in die Bücherwelt

Das völkische Paradies.

Franz v. Wendrin. Die Entdeckung des Paradieses. 1924 Verlag von Georg Westermann, Braunschweig  , Hamburg  .

Für eine politische Partei ist es wesentlich, daß sie sich vom Grunde einer Weltanschauung abhebt, d. h. daß sie eine wissenschaftliche Grundlage hat. Der Unterschied zwischen Partei und Sekte beruht gerade darauf, daß jene in der Wissenschaft eine Stüze findet, die dieser fehlt. So sind denn auch die geistigen" Führer der Deutschvölkischen bestrebt, die Ausgangspunkte und Ziele ihrer Bewegung als in Einklang mit der Wissenschaft befindlich zu crweisen. Diese ihre Aufgabe ist indeffen etwas schwer. Wie foll es möglich sein, den Anspruch der germanischen Raffe auf die Vor­herrschaft zu begründen, da infolge jahrtausendelanger Kreuzungen Ecine menschliche Rasse rein geblieben ist, und da außerdem die Germanen der gleichen arischen oder indogermanischen Völker, familie angehören, wie die Griechen. die Römer und gar die nach völkischer Auffassung minderwertigen Franzosen und Slawen. Ein völkischer Glaubensartikel besagt ferner, daß für den Semiten die Sucht nach Ausbeutung und die Neigung zum Wucher charakte­ristisch ist, während der Arier von Materialismus frei ist und nur von eigener ehrlicher Arbeit leben mag. Hinaus mit den Juden!" rufen die Hitler  - Leute, und das gereinigte Deutsch  land wird das Land sein, wo jedem der volle Ertrag seiner Arbeit zufällt." Da fährt nun aber den völkischen Gelehrten der gewaltige Knüppel zwischen die Beine, daß im alten Griechenland und im alten Rom  , zwei von Ariern bewohnten Ländern, der Wucher ge= radezu das sozialwirtschaftliche Problem war, das sich als unlösbar erwies, während im jüdischen Kirchenstaat   das mosaische Gesez das strenge Verbot enthielt, von dem Landsmann irgendwelchen Zins zu nehmen. Wie soll ferner die These von der Minderwertigkeit der jüdischen Rasse beweisbar sein angesichts der Tatsache, daß das Judentum, wenn man von der Episode des ägyptischen Ketzerfönigs absieht, zuerst den gewaltigen Schritt vom Heidentum zum Mono­theismus zurückgelegt hat, und daß aus ihm die Lichtgestalt des Gefreuzigten hervorgegangen ist. Es ist nach alledem nicht wunder bar, daß die Leistungen der völkischen Wissenschaft mehr auf das 3werchfell als auf den Verstand der Menschheit eingewirkt haben. Wenn z. B. Houston Stewart Chamberlain   schreibt: Jesus   fönne, da er ein Edelmensch war, fein Semit, sondern nur ein Germane gewesen sein, zur Zeit seiner Geburt hätten römische Legionen in Palästina gestanden, und es sei durchaus denkbar, daß in ihnen Germanen gedient hätten, deren einer sein Vater geworden sei, so wird die Lächerlichkeit dieser Argumentation nicht leicht über. troffen werden können.

Den bisherigen ,, wissenschaftlichen" Leistungen der Rasseschnüffler und Monogermanen oder Germonomaren reiht sich das von Georg Westermann   verlegte Buch Die Entdeckung des Paradieses" DON Franz von Wendrin würdig an. Nur durch die Fülle von Unfinn unterscheidet es sich von anderen Machwerken. Mit dieser Schrift asdürfte die völkische Eudelschriftstellerei ihren Höhepunkt erreicht hoben. Die Unwissenheit und Frechheit des Verfassers können kaum übertroffen werdin.

In Bohuslän in Schweden   hat man Felszeichnungen aus alter Zeit gefunden. Wenn man nach einer von ihnen, der höchst primitiven Wiedergabe eines bewaffneten Mannes, chließen darf, die ich in einem anthropologischen Werke gefunden habe, so fann fein Zweifel daran bestehen, daß man es mit Erzeugnissen des Spiel triebes von Menschen auf niedriger Kulturstufe zu tun hat. Wendrin fündet nun der Welt, daß die Abbildungen eine uralte Bilderschrift feien, deren Entzifferung ihm gelungen sei, die älteste Bilderschrift, die Bilderschrift der Germanen von vor achthunderttausend Jahren. Eine Bilderſchrift von diesem respektable Aiter wäre allerdings feine Kleinigkeit, da die nichtölkische Wissenschaft die bisherige Lebens­dauer des homo sapiens nur auf einige zehntausend Jahre bemißt. Weder gibt Wendrin Abbildungen der Felszeichnungen noch teilt er den Schlüssel zu ihrer Entzifferung mit. Dieser soll erst in einem späteren Buche folgen, zu dessen Erscheinen es nach eigener Angabe Wendrins nötig ist, daß er die Zeichnungen selbst an Ort und Stelle besichtigt. Bisher tennt er fie also nicht. Und gleichwohl will er

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solchen Gegenstand zwedlos wäre." Nun hätten eigentlich die Ebräer Tribsees   erobern müssen, da Troja seinen Belagerern er­legen ist. Aber es tam anders. Der Gotttönig schickte in der Ebräer­not Boten zu den abwesenden Germanen aus, um sie zurückzurufen. Wendrin etwas ungenau, an der grönländischen Küste Robben fin­Sie waren schwer heranzubekommen, da sie vielleicht, so berichtet gen oder in Afrita(= Affenland!) waren. Derweil schändeten die Ebräer Weiber und Kinder, töteten sie und fraßen die Leichen. Ebräer und Franzosen   stammen nämlich von Menschenfressern ab. Dann aber fam Hilfe in Gestalt der Cheruben gleich Cherusker  ( cher Gleichzeitig mit ihnen erschienen die männlichen Paradiesbewohner Herr, rub Rabe, also Herren mit dem Rabenzeichen!). Zusammenstoß aus und ihre Herrschaft war vorbei. Ihre Nachhut auf dem Schauplag. Die Ebräer rissen selbstverständlich beim ersten aber holten die Cheruben mit ihren fürchterlichen Bronzeschwertern ein und vernichteten sie in der Gegend von Meseriz, dessen Name von diesen Schwertern herrührt. Es waren nämlich Riesenmesser, was schwedisch   umgestellt Messerries zu lesen ist. Daher der Name Meseriß. Ein Zweifel an der Richtigkeit dieses Berichtes ist nicht zulässig, denn in der Nähe von Mejeriz gibt es einen Ort Paradies und einen Fluß Jordan. Auch wird es nicht jedes Untergrundes entbehrt haben, meint v. Bendrin, daß Frizz Reuter in seiner Parodie Urgeschicht von Medelnbörg" das. Paradies nach Mecklen­ burg   verlegt hat. Ein Jesuit und ein Ebräerspitzel sollen ihm diesen Gedanken eingeblasen haben, um eine ernsthafte Vermutung des Paradiefes für Mecklenburg   bei ihm gar nicht aufkommen zu lassen, denn es wäre für Rom und Jerusalem   eine sehr gefährliche Sache, wenn der deutsche   Michel das wissen würde". Die legten Ebräer, die bei Meserit nicht gefallen waren flohen die Backlitz( Paftolus!) hinunter, aber die germanischen Hilfstruppen öffneten die Oder schleusen bei Leubus   und die Ebräer ertranten größtenteils. Bon diesen Ereignissen stammt der Ausdrud panischer Schrecken". Er bedeutet Ebräerfchreden an der Beene!

Der Erinnerung an den german ſchen Sieg bei Meseriß ist das Weihnachtsfest geweiht. Die am Leben gebliebenen Ebraer haben fich später mit den Azteken vermischt, und dadurch sind erst die richtigen Ebräer entstanden. Sie haben die germanische Kultur und die Nachkulturen des Orients vernichtet. Die Bilderschrift der Felsurfunden beweist nämlich auch, daß die Germanen vor hundert­fünfundsechzigtausend Jahren das Chinesische Reich errichtet haben. Um diefelbe Zeit besiedelten sie die polynesischen   Inseln. Vor 45 000 Jahren haben dann die Germanen eine hohe Kultur in Aegypten   entwidelt. Dabei erfahren wir, daß die Worte Pharoa, Waren und Pfarrer aus der gleichen Wurzel stammen, daß die Kuhhörner der ägyptischen Göttin Isis cuf das mecklenburger Wap­pen hinweisen und daß die ägyptische Göttin Nephin einen der Türme des Hamburger   Wappens auf dem Kopfe trägt. Das ist fein Wunder, denn zwischen dem Namen des Gottes Ammon und schaft. Auch auf Afrika   hat sich übrigens in jener grauen Vorzeit Hammonia, dem lateinischen Namen für Hamburg  , besteht Gemein­die zivilisatorische Tätigkeit der Germanen ausgedehnt. Der Name der Aschanti- Ajendanen beweist, daß die Kultur dieses Voltes alt­germanischen Ursprunges ift.

Wie ist es nun möglich, daß die Wahrheit über das Paradies folange verborgen bleiben fonnte?

Sehr einfach: Um den Germanen der Ruhm des Sieges bei meseriß zu nehmen, haben die nach Asien   geflüchteten Ebräer die Geschichte des Rampfes um das Paradies völlig entstellt, indem sie seinen Schauplah nach Asien   verlegten. Dies ist ihnen aber nicht ganz gelungen. Zum Beispiel haben sie den Namen des Städtchens Jerichow   in der Provinz Sachsen   einem Ort in Palästina gegeben, was gewichtige Schlüsse zuläßt. Ferner erzählen die Babylonier, daß die Arche nach der großen Flut im Nifirgebiete gelandet ist. Liest man den Namen Nifir in ebräischer Weise von hinten nach vorn, so erkennt man, daß das Riesengebirge  gemeint ist. Und dem Namen Sinai   ist unschwer anzumerken, daß damit der Zobten gemeint ist, denn dieser Berg hieß früher Gilense gleich Sinai  . Uebrigens ist der Name Zobten   auch mit Sabbath  begriffsverwandt. Aus alledem ergibt sich, daß die Bibel rein ger= manische Geschichte ist.

Politik.

Beilage des Vorwärts

Politisches Handwörterbuch. Herausgegeben von Paul Herre  . Leipzig  , Verlag K. F. Köhler, 1923. 2 Bände.

Angesichts der völligen Verschiebung der politischen und wirt­schaftlichen Verhältnisse in den letzten Jahren wäre es ein begrüßens­wertes Unternehmen gewesen, in einem Handwörterbuch die wichtig= sten Ergebnisse der jüngsten Entwicklung zusammenzufassen und gleichzeitig solide Grundlagen für die politische Information zu schaffen. Leider entspricht das fürzlich hier vom Genossen Kautsky  erwähnte Politische Handwörterbuch von Profeffor Herre diesen An­forderungen nicht. Zu den Mitarbeitern des großen zweibändigen Werkes gehören zwar einige Dugend gelehrter Professoren, aber feitigkeit, Engstirnigkeit und Gehässigkeit eines großen Teiles der der wissenschaftliche Wert des Werkes wird durch die politische Ein­Politik in Betracht kommen, lassen die meisten Mitarbeiter jede Spur Mitarbeiter auf ein Minimum reduziert. Wo Fragen der aktuellen einseitige Darstellungen, daß man das Wert als ein Handbuch Don wissenschaftlicher Objektivität vermissen und liefern so schiefe und der Reaktion bezeichnen kann.

urteilt. Die Demokratie habe den Nachteil, daß bei ihr die Leiter

Daß

und Unrichtigkeiten des Politischen   Handwörterbuches anführen und Es würde ganze Spalten füllen, wenn man die Schiefheiten widerlegen wollte. Soweit einige von ihnen in Frage kommen find sie bereits in der Erklärung des Genossen Kautsky   zurück­gewiesen worden. Zur Charakteristik des Werkes feien einige weitere Beispiele herausgegriffen. Demokratie, Revolution und Sozialis­Beispiele herausgegriffen. mus werden von verschiedenen Mitarbeitern auf das schärffte ver­des Staates auf die Gefolgschaft der Massen angewiesen sind. die zahlreichen Personen, die in den letzten Jahren nach demokra­tischen Grundsägen in leitende Regierungsstellen gelangt sind, die früheren Leiter an amtlicher Tüchtigkeit und namentlich in moralischer Hinsicht überragen, fann bezweifelt werden."( Bd. 1, S. 349.) Noch schlimmer ist es mit der Revolution bestellt, insbesondere mit der deutschen   Novemberrevolution. Ihr ist alles Unheil der letzten Jahre zuzuschreiben. Auch der Sozialismus ist eine teuflische Erfindung. die nur dahin führt, die Einigkeit des Volkes durch Hineintragen des Klassenkampfgedankens zu zerstören.

Dementsprechend werden auch die Führer der sozialistischen  Arbeiterbewegung gewertet. Bebels Buch Die Frau und der ist nach eigener Angabe tschechischer Nationalist geblieben", der Sozialismus" ist von gefährlicher Oberflächlichkeit". Rautsty durch sein Buch über die Entstehung des Weltkrieges das, deutsche  Ansehen" geschädigt und die Person des Kaisers verächtlich gemacht" bat. Das Urteil über Hugo Haase   fällt mit dem über den deutschen Umsturz zusammen".

Ganz anders werden im Handwörterbuch die Rechtsparteien geschildert. Liebevoll wird die deutschvöltische Bewegung als eine idealistische Bewegung eines großen Teiles hoffnungs­voller deutscher   Jugend dargestellt, die in keinem Zusammenhang mit Sprunges der deutschvölkischen Bewegung. Darüber heißt es in politischen Mordtaten stehe. Interessant ist die Erklärung des Ur­Band I, S. 441:

,, Nach dem Kriege erlebte die völkische Bewegung einen neuen großen Aufschwung, der bedingt war durch das Berhalten einer großen Anzahl jüdischer Mitbürger während des Krieges, die es verstanden hatten, die Posten hinter der Front und in der Heimat zu besetzen; vor allem aber wirfte der starte Anteil der Juden an der Revolution auf weite Kreise des deutschen Volkes in hohem Maße aufreizend."

Nicht minder begeistert wird auch der italienische Faschismus geschildert, dessen wahre Natur sich soeben anläß­lich der bestialischen Ermordung Matteottis vor aller Welt offen­bart hat. Im Politischen   Handwörterbuch heißt es jedoch über den Faschismus:

,, Im tiefsten Grunde sind nicht materielle, sondern ideelle, sogar ideologische Kräfte darin bestimmend, denn bet allen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bestrebungen ist die Größe und Wohlfahrt der italienischen Nation ihr letztes Ziel, dem ihre Jünger mit einer Art von religiöser Gläubigkeit zustreben."

Kein Wunder, daß bei einer solchen politischen Einstellung die

zahlreichen von rechts verübten Mordtaten mit dem Mantel der chriftlichen Liebe zugedeckt werden. So sind Karl Liebknecht  und Rosa Luxemburg   bei den Unruhen 1919 am 16. Januar

von Regierungstruppen erschossen" worden( Band II, S. 83). Daß hier ein feiger Meuchelmord vorlag, ist dem Herausgeber des Hand­wörterbuches offenbar nicht bekannt. Ebenso tann man auch bei Eisner von feinem Mord sprechen. Kurt Eisner   ist einfach, nachdem er die deutschen Interessen ungeheuer geschädigt, von dem

ihren Charakter erkannt haben, cber er unterläßt es, Einzelheiten fassers seien noch angeführt. Der hinterlistige Loki  " ist der pol: Münchener Studenten, Graf Arco- Ballen, erschossen" worden. Nicht

anzugeben und verlangt, daß man ihm Glauben schenkt. Ein wiffen. schaftlicher Forscher beansprucht bekanntlich für feine Behauptungen feinen Kredit, sondern er versieht sie mit Beweisgründen, die die Kontrolle ermöglichen. Herrn v. Wendrin hat wahrscheinlich das Schicksal Grünwedels vorsichtig gemacht, der hinter das Geheimnis der etruftischen Schrift und Sprache gefommen sein wollte und sich gefallen lassen mußte, daß seine blutige Unwissenheit öffentlich ange­prangert wurde. Aber seine Diskretion fann ihn vor dem gleichen Schicksal nicht schützen. Was will nun Wendrin in den Felsen­zeichnungen gelesen haben? Ein indogermanisches oder arisches Volt, so trägt er vor, hat es nie gegeben. Das einzige Kulturvolk der Welt sind die Germanen. Sie hatten bereits vor ach thunderttausend Jahren eine hohe Kultur. Sämtliche später entstandenen Kulturer müssen daher von der germanischen Urfultur aufgebaut fein. Mithin ist nur die deutsche Sprache eine Sprache für die Wissenschaft. Alle einem anderen als dem germani­schen Kulturkreis zugeschriebenen Sagen, die Paradiessage, die Sagen vom trojanischen Krieg und der Odyssee, von Jason, von Herkules Sie sind in Wirklichkeit eine haben zum Schauplatz Germanien  . einzige Sage. In Germanien   ist auch Jesus   geboren. Das Paradies( der Name bedeutet Bauernland der Danen, denn par ist gleich paur!) befand sich bei Demmin  . Dort im Paradies wohnten die Germanen, Goten, was Götter be­Die Baradiessage hat, wie die Felsbilder ergeben, eine Geschichtliche Grundlage. Der Germanen hatten nämlich auf das Ebräermild( Ebräer bedeutet Wildschwein bastard und ift von Eber abgeleitet!) Treibjagden gemacht und die Urebräer als Haustiere gezähmt. Durch Blutmischung mit den Germanen wurden die Ebräer Halbtiere. Als nun die Germanen einft auf weiter Gee­fahrt waren, erhoben sich die Ebraer und setzten sich in den Besitz des Paradieses. Ein großer Teil der germanischen Bevölkerung flüchtete vor ihnen in die befestigte

deutet.

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Einige besonders gelungene etymologische Leistungen des Ver­nische Jude mit Loden" an beiden Ohren. Das Wort Kyklop wird wie folgt abgeleitet: fyf Küche, lop erinnert an Lappen und Lapiten, die mit den ebräischen Leviten identisch find! Rytlop bedeutet also etwa menschenfressender Lapite. Siloah Madonna. Ceylon Züllichau  . Latona Silenos= Schiefien. Menelaos heiliger Michael. Paris  ( der trojanische Prinz) Bauer- Riese. Elis, das Reich des fagenhaften Königs Augias Dels in Schlesien  . Thora  , das heilige Buch der Juden, ist das von dem germanischen Gotte Thor geschriebene heilige Buch.

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Der Leser wird an all diesem Blädfinn genug haben. Das Buch wirkt wie eine treffende Karikatur der völkischen Wissenschaft", dieses Gemischs von Unwissenheit, Gewissenlosigkeit, Dünkelhaftigkeit, Ver­logenheit und Größen- und Verfolgungswahn, aber es ist ernst ge= meint. Wir haben es in dem Verfasser nicht mit einem Manne zu tun, der den Ehrgeiz hat, der Leptouril der völlischen Bewegung zu werden, sondern mit einem Schüler ihrer Vorkämpfer und einem Nachahmer ihrer Methoden.

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Wird das Buch Gläubige finden, die auf seinen abstrusen Inhalt schwören? Wer vermöchte es für ausgeschlossen halten! Die Wider. standskraft völkischer Schädel ist nicht gering. Alle Ebräer auf der ganzen Welt wünschen uns," so schreibt Wendrin, durch langatmige Gebete, Sie bis zur Sinnlosigkeit gesteigert werden, Unglüd und Untergang. Durch Fernfuggeftion zwingen fie uns folche Gedanken­gänge auf und schläfern uns systematisch, ein. So wird uns Christen und besonders uns Germanen ein gedanklicher Verwirrungsschleier um die Köpfe gelegt und die eigene Dentweise gelähmt." Diese ein. gestandene Lähmung der Denkweise wird möglicherweise das Glüc des Verfassers machen. Zwei Zeitgenossen sind ihm bisher bereits auf den Leim gegangen. Der erste ist, wie sichs gebührt, Ludendorff, deffen jüngste Rede ihn als unter dem Einfluß Bendrins stehend er. scheinen läßt. Worauf fiele dieser Mann, der von der Unwissenheit cines Bettclmönches ist, nicht herein! Die in Stettin   verzapfte Weisheit, daß in Pommern   die Wiege der Menschheit gestanden hat und daß von dort aus die Kultur nach Asien   getragen worden ist, dürfte er frisch aus der Entdeckung des Paradieses" bezogen haben. Zum Glück für Ludendorff tann   sein Ruf durch nichts mehr ge­fchädigt werden. Der zweite der Hereingefallenen ist der Verleger. Denn daß die gut völkisch eingestellte Firma Georg Westermann  

anders verhält es sich auch mit der Ermordung Erzbergers Er ist zwar von zwei ehemaligen Offizieren Schulz und Tillefsen erschossen" worden, aber in Wirklichkeit ist Erzberger seinem maßlojen politischen Ehrgeiz und den Mängeln feines Charakters zum Opfer gefallen"( Bd. I, S. 529).

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Mit ungeheurer Erbitterung und nicht geringerer Einseitigkeit werden in dem Handbuch alle Fragen behandelt, die mit dem Welt­frieg, dem Versailler Friedensvertrag, der Politit der Entente usw. zusammenhängen. Alle länast widerlegten Argumente über den " Dolchstoß" werden in diesem quafi wissenschaftlichen Handbuch fein fäuberlich konserviert. Ebenso verhält es sich mit der Schuld­frage", die als Anlaß genommen wird, um gegen die sozialistischen  Parteien die flobigsten Anschuldigungen zu erheben und ihre Führer in der gehäffigsten Weise zu verunglimpfen. Diese Beispiele mögen genügen, um die Qualitäten des Handwörterbuches zu kennzeichnen. Wenn auch anerkannt werden muß, daß eine Anzahl von Mit­arbeitern auf ihrem engeren Fachgebiet sachliche, brauchbare Arbeiten geliefert haben, so wird durch die geschilderte Einseitigkeit und Ge­höffigkeit bei der Behandlung wichtigster politischer Fragen dem Handwörterbuch ein Charakter verliehen, der an die berüchtigten Rundgebungen der deutschen Hochschulprofessoren während des Krieges Wer Wert darauf legt, ein objektives politisches erinnert. Nachschlagebuch zu erwerben, wird durch dieses Tendenzwerk, das den elementarſten wissenschaftlichen Anforderungen widerspricht, auf das schwerste enttäuscht sein. 2. Stein.

Wirtschafts- und Finanzkunde.

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Dr. Ostar Stillich, Einführung in die National. otonomie", 3. Bd.: Theorie des Tausches. Finanzwissen­schaft auf foziologischer Grundlage. 2 Bände Verlag: Rabisch u. Mönnich, Würzburg  .

Stadt Tribfees, die mit Troja identisch ist. Die Ebräer belagerten die Stadt. Daraus ist die Sage vom trojani­schen Krieg entstanden. Der Steredamm bei Tribfees ift die Insel Tenedos  ! Der gewissenhafte Verfasser ist in Tribfees gewesen, das leichter zu erreichen ist als Bohuslän. Dort hat ihm ein elfjähriger Junge erzählt, daß ihm eine Sage von einem weißen Bferd bekannt fei. Der kundige Leser wird tarm." so kommentiert Wendrin, ein verstümmeltes Sagenfragment des trojanischen hölzernen Pferdes erfennen." An einer anderen Stelle des Buches heißt es: Ich habe wissentlich aus dem Verschleiß von Blödsinn, für den sie übrigens Güter in Monopole, in begrenzte und in beliebig vermehrbare Güter,

bisher deshalb nicht nach dem hölzernen Pferd in Tribfees nach forschen wollen, weil ich mit einem gewissen Recht angenommen hatte, daß ein hölzernes Pferd bei der Einnahme von Troja­Tribfees doch verbrannt ist und deshalb ein Nachforschen nach einem

fräftige Refiame macht, Gewinn zu ziehen sucht, ist nicht anzu­rehmen. Sie ist also urteilslos genug gewesen, das ihr angebotene Machwert ernst zu nehmen. Damit scheidet sie aus der Reihe der Verleger von Bedeutung aus.

D. 2.

Der dritte Band der Einführung in die Nationalökonomie von Dstar Stillich, der uns vorliegt, behandelt in der außerordentlich anschaulichen und flar gegliederten Darstellungsweise, die allen Schriften des Verfassers nachzurühmen ist, die Hauptformen der Tauschwirtschaft, die Lehre vom Wert, vom Preis und die Theorie der Preisbildung, lettere nicht nur unter dem Gesichtspunkte der Arbeitertheorie, sondern auch unter dem der subjektivistischen Wertlehre, der Grenznuzentheorie. Sein Versuch einer Theorie der Preisbildung geht aus von der Einteilung der und untersucht die Zusammenhänge, wie sie sich aus der Praris des einzelnen Wirtschaftsvorganges ergeben. In der Schilderung der Formen der Tauschwirtschaft tritt, veranlaßt durch die Erfahrungen der Kriegs und Inflationsperiode, eine deutliche Ueberschätzung