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1925]

Nr. 3

15. März 1925

Blick in die Bücherwelt

Literaturgeschichte.

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Georg Brandes  : hauptströmungen der Literatur des 19. Jahrhunderts". Neuausgabe in 3 Bänden. Berlin  , Erich Reiß Verlag. Das wertvolle Standwert, dessen erster Band im Borwärts" bereits besprochen wurde, liegt mit dem zweiten und dritten Band nunmehr vollständig vor. Erst angesichts des Ganzen erfennt man, was die eigentliche Stärke der Leistung ausmacht: die Kraft, Epochen und Strömungen der Literatur als höhere Einheit zu erfassen und aus allen Gebieten des Gesellschafts- und Kulturlebens Material heranzuziehen, um die allfeitige Bedingtheit der Erscheinungen nach zuweifen. Wie fümmerlich erscheinen neben dieser Fülle die ver schiedenen Geschichten der Weltliteratur, denen man den exzerpieren­den Bienenfleiß der diversen Verfasser anmerkt und die jeder Criginalität in Auffassung und Weltbild ermangeln! Brandes aber hat sich nicht die Kenntnisse aus abgeleiteten Quellen angelesen, son­dern die Anschauungen selbst erworben, er kennt wirklich diese zahl­losen nordischen, französischen, englischen und deutschen   Werte der Dichtung und Philosophie, der Kritit und Politik, die ihm die Farben zu feinen großen Gemälden liefern. Daher die Blutfrische und Un­mittelbar feit feiner Darlegungen, daher die für seine Zeit neuen Erkenntnisse auf Schritt und Tritt, die inzwischen ins literarische Allgemeinbewußtsein übergegangen sind. Den beiden großen Kreisen des ersten Bandes Emigranten literatur  " und" Deutsche Romantif" schließt Brandes im zweiten Teile Die Reaktion in Frankreich" und" Der Naturalismus in England", im dritten Die romantische Schule in Frankreich" und Das junge Deutschland  " an. Er führt uns also im französischen  Geistesleben von Benjamin Constant   und Frau von Staël über die Verkünder starrer Autorität in Staat und Kirche, De Maistre  , Chateaubriand und den jungen Lamartine zu den großen Meistern der Prosa George Sand  , Balzac  , Stendal  - Beŋle und Sainte- Beuve  . Aehnlich weit ist der Bogen, welcher die deutsche   Dichtung umspannt, er reicht von Hölderlin   und den Brüdern Schlegel bis zu Börne, Heine, Gußkom und den Dichtern des Sturmjahres. Der leztge nannte Zeitabschnitt, aus guten Gründen ein Stieftind der bürger­lichen Literaturgeschichtsschreibung, ist mit besonderer Sorgfalt be­handelt, weil Brandes in ihm mit Recht die Borbereitungsjahre der bürgerlich- bourgeoisen Klassenherrschaft erblickt: damals erwuchsen die Ideen, welche dem Kapitalismus auch politisch und fulturell in den Sattel geholfen haben. Als Pfadfinder dieses neuen Geiftes find die Guzkom und Laube, mögen fie dichterisch auch noch so flein jein, doch dauernd von Bedeutung; als letztes Gefecht des aristokratisch fleritalen Absolutismus gegen die aufsteigende" Demokratie" inter­effieren Denunziation und das Bundestagsverbot des Jungen Teutschland" über den an sich unbeträchtlichen Einzelfall hinaus allgemein, aber das Hauptaugenmerk des Zeitschilderers Brandes gilt sichtlich den eigentlichen literarischen Repräsentanten der Epoche: Börne und Heine.

Universität, zum menschlich lebendigen Fachlehrer zu bilden. So jeßt selipach sich mit Recht dem preußischen Plan der vom Hochschulleben losgelöften Lehrerbildungsakademien entgegen. Sehr fein dann auch diese Auseinandersetzung über die kollegiale Schulverfassung unter dem Leitgedanken, daß eine schematische Uebernahme der Organi sationsform großer Gemeinschaften für jede Gemeinschaftsz elle nicht das Wesen der Demokratie ausmache! Auch dann, wenn man ihr in den Ergebnissen nicht restlos zustimmt! Sehr geistreich die Stellung zur Berufsschule, zur mittleren Reife! Sehr interessant die Betrachtung der höheren Schule, wo er im Gegensatz zu der in Breußen vorgeschlagenen Trennung der Bildungswelten gleich. berechtigter Schultypen das Realgymnasium als die Schule der Gegenwart bezeichnet und ihre Wesensgestalt in dem die Zeitkultur veftimnienden Gegeneinander und Zusaminenwirten geschichtlicher und naturwissenschaftlich- mathematischer Bildungskräfte zu finden glaubt!

Aber hier fönnen wir seinen Vorschlägen ebensowenig vie der preußischen Reform folgen. Bleibt doch der einfache und einzig jugendgemäße Aufbau der einer reich ausgebauten gemeinsamen Schule des gesamten Volkes bis zur Reifezeit, die sich erst nachher in zunehmendem Maße auch äußerlich nach Beruf und Berufung, aber nicht nach vorgefaßten Bildungsideen differenziert. Vielleicht tritt hervor, daß an dieser Stelle der Kerneinwand gegen dieses schöne Buch des Demokraten Hellpach erhoben werden muß. So sehr er versucht, die notwendige Schule aus den Bedürf­nissen der Gegenwart abzuleiten, so sind ihm diese selber letzten Endes nicht voll verständlich. Er bleibt unter ausgesprochenem Mißver­stehen des sozialistischen   Klassenkampfgedankens in der bürgerlichen objektiven" Bildungsideologie steden. Der uns geläufige Gedante, daß die Jugendgemeinschaft Trägerin und Gestalterin der werdenden Gesellschaft ist, deren Bildungsform sich jeder voraus­genommenen Festlegung entzieht, liegt ihm fern, wenn er ihm nicht gar zuwider tft! Frizz Karsen.

Geschichte der Arbeit.

Frih Hellwag: Die Geschichte des Deutschen Tischler handwerks. Berlin   1924. Berlagsanstalt des Deutschen Holz­arbeiterverbandes.

Diese Geschichte stellt sich als eine wesentliche Bereicherung der Kulturgeschichte der Arbeit überhaupt dar. Welche erstaunliche Fülle von grundlegenden Fragen der Gewerbeorganisation, der Technik und des Kunstgewerbes Genosse Hellwag in seiner Arbeit behandelt hat, davon spricht schon beredt das Inhaltsverzeichnis diefer vor­trefflichen Schrift: Borgewerbliche Zeit, bürgerliche Einordnung der Handwerker, Aufbau des Tschlerhandwerts als Gewerbe, die Ein­richtung der Zünfte, die Arbeit und ihr Lohn, die Handwerkstechnik, Schlußbetrachtung: die neue Zeit, der Uebergang zur Gewerbefreiheit. Der Anhang enthält ein Verzeichnis einiger wichtiger Urfunden, ein Orts-, Namen und Stichwortverzeichnis und einen Quellennachweis. Das Wert schließt mit einer vorzüglichen funstgeschichtlichen Dar­

Man tann fagen, daß ihm hellfichtige Liebe bei den Porträts Dieser beiden die Hand geführt hat, so flar und doch so unvoreingestellung der ftilistischen Entwicklung der Möbelformen" ab. nommen mit ihren Schwächen und Schranten sind sie geschildert. Börnes mangelnder Sinn für das schlechtweg Künstlerische und seine allzu flache Identifizierung von Rückschritt und Monarchie( wir heut wissen davon ein ander Lied zu singen) treten ebenso hervor wie das Leere und Ungeschaute in Heines Bildern und die Ober. flächenlyrit feiner Liebesgedichte, aber trotzdem erheben sich die Gestalten zu Tragit und menschlicher Größe. Ob der Revolutionär" und Aristokrat" Heine nicht doch auch, trop Brandes' gegenteiliger Behauptung, mit etwas fozialistischem Del gefalbt war, bleibt gleich wohl die Frage, an der Künstlerkraft der Zeichnung ändert sie nichts. Und die hat fruchtbar weitergewirkt. Man darf fast sagen, daß die heutigen Höhenwerte literaturgeschichtlicher Kunst, wenn dieses Wort gestattet ist, nicht so sehr im Zeichen Scherers und Erich Schmidts als in jenem von Georg Brandes   stehen; es sei beispielsweise an H. 2. Korffs Geist der Goethezeit" und die Beiträge von E. R. Curtius zur franzöfifchen Geistesgeschichte erinnert. Brandes erzog sich nicht Schüler, sondern originale Nachfolger, und das ist das beste Lob, das man wissenschaftlichem Wirfen nachrühmen fann. Dr. Alfred Kleinberg.

Schulpolitik.

Willy Hellpach  : Die Wesensgestalt der deutschen Schule. Verlag Quelle u. Meyer, Leipzig  . 174 Seiten. Seit dem Zusammenbruch des wilhelminischen Kaiserreichs ist es offenbar geworden, daß die Schule, die feinen Forderungen diente, ein Abirren von aller Kultur bedeutete. Wahre Bergstürze von mehr oder weniger begründeten Reformplänen sind seitdem auf uns her­abgejaujt. Sie haben das eine Gute gehabt, bis weit in die Massen hinein das Gefühl lebendig zu machen, daß Schulfragen entscheidende Fragen des ganzen Volkes find. Thüringen   hat unter der Füh rung des Genoffen Greil den großzügigen und einheitlichen Ber fuch einer Reuordnung seines gesamten Schulwesens gemacht. Preußen hat erst im vorigen Jahr jeine Reform des höheren Schul wesens vollzogen, mit der die Unterrichtsverwaltung der veränderten Beilage Rechnung tragen wollte. Und trotzdem niemand behaupten wird, daß die Neuordnung der Typen der höheren Schule, die sie perfucht hat, von grundstürzender Bedeutung ist, hat auch diese Reform Stürme der Entrüstung hervorgerufen, die auf der einen Seite eine Wiederherstellung des erprobten Alten, auf der anderen Seite ein radikales Aufgeben der herkömmlichen Schultypen über haupt verlangte. Beweis genug, ein wie heißes Eisen bei jeder Ber­änderung des Schulwesens angefaßt wird.

In dieser Lage muß das Buch des badischen Unterrichtsministers und Staatspräsidenten Willy Hellpach  , des demokratischen Reichspräsidentschaftskandidaten, die größte Spannung erregen. 3u allen Problemen, die ich erwähnte, nimmt er mit unbeirrbarer Festigkeit und Selbständigkeit Stellung. Ift heute aus unserer Gesell chaftslage noch jene Klassenerziehung möglich, die für die Massen praktisches Christentum als Ziel und den Katechismus als wesent liches Bildungsmittel bejaht, die bürgerliche Jugend jedoch zum Ideal der klassischen Humanität emporbilden will? Ist andererseits gegenüber der vorgefundenen Sinnesart unserer Zeit, der Hoch­schätzung des Erwerbes, der Technik und des Sports, ein einheit. liches Bildungsideal möglich, etwa das des national deutschen  Menschen oder das des Staatsbürgers und Wertmenschen, das des Menschen schlechthin, das die Jugendbewegung propagierte, oder das des Chriftenmensen? Wir stehen mit ell pach bei der An­ficht, daß ne fonfeffionelle Bildung der deutschen  Echule, selbstverständlich auch der Volksschule, wider alle Bernunft der geistesgeschichtlichen Lage" wäre, und betonen das gerade heut entgegen dem unmöglichen bayerischen   Konkordat! Die neue Erziehung, meinen wir mit Hellpach  , muß einem neuen Lehrer anvertraut werden, der nicht mehr Allerweltswisser ist oder gar sein muß, um seine Klasse in der Bolksschule in alien Fächern allein führen zu können. Vielmehr ist auch er wie jeder Lehrer überhaupt auf der höchsten Fach- und Bildungsschule, der Nollendorf 1120, 1121, 1122 127

M. Lammiromm& Vogel

Potsdamer Str. Treppenläufer und Teppichstoffe in Kokos, Haar, Velour, Linoleum und Triolin. Sorgfältige Ausführung.

Geschichtlich geht die Zimmererarbeit der Tischlerarbeit voraus. Der Zimmerer ftellte ursprünglich das ganze Haus mit einer be scheidenen Inneneinrichtung her. Alle Teile diefer Einrichtung find feft mit dem ganzen Hause verbunden. Die Schränke sind in die Wände eingefügt, die Bänke laufen an der Wand, gewissermaßen als deren Bestandteile, den ganzen Raum" entlang, und sie bilden zugleich die Deckelklappen für die unter ihnen befindlichen Truhen". Der Tisch ist ursprünglich fein organischer Bestandteil des Zimmers, er wird nur zur Effenszeit aufgestellt und ist nichts weiter als eine einfache über Böde gelegte Blatte. Die Möbel, das heißt die be. weglichen Hausgebrauchsgegenstände, entwickeln sich erst nach und noch. Sie lösen sich vom Hause los, derselbständigen sich. Die foziale Klaffenentwicklung spiegelt sich in den Möbelformen wieder. Mit dem Schwinden des fürstlichen Absolutismus, der den Barod und Rototoftil eigenartig ausbildebe und namentlich in Deutschland   in dem Mobiliar der Schlösser in Nymphenburg  , Bruchsal  , Würzburg  , Dresden   das Kunstgewerbe reich befruchtete, kommt der fogenannte 3opfftil auf. In ihm sollte die Auflehnung des auf­tommenden Bürgertums gegen das leichte Gebaren ber herrschen­den Klassen" zutage treten. In diesem Stil wollte sich die ernstere fittlichere Lebensauffassung der ernüchterten franzöfifchen Gesellschaft befunden, aber als er nach Deutschland   übergriff, geriet er ins Philiftröse, Militärisch- Steife, und was aus ihm geworden ist, haben die Schinkelschüler mit treffender Ironie als 3opfftil" bezeichnet." Im revolutionären Widerspruch zum Barod und Rotolo des Absolutismus   greift man zur Antike zurüd. In Frankreich   legen fich die Revolutionäre antife römische Namen bei, die Möbel lehnen fich an antife Formen an, die Tracht wird antit". Die Klaffit" lebt in der Dichtung, in der Kunst und im Kunstgewerbe auf. Unter Verwendung Klassizistischer Formen entfallet sich der Biedermeierstil. Das laumenhafte Prunkbedürfnis der Bourgeoisie führt dann zu einem charakterlofen Spielen mit früheren Kunstformen. Erst der Deutsche Werkbund   ebnet unter strenger Befreiung des Material und Zweckcharakters der Möbel die Bahn für einen neuen zeit­gemäßen Stil.

Die Bedeutung des Werkzeugs, der Technik auf die Ge. fchichte der Wohnungskultur wird von Fritz Hellwag   sehr lichtvoll bargetan. Ein großer technischer Fortschritt war mit der technischen Berbesserung des Tageslichteinfasses verbunden. Die Anwendung Don fleinen, in Blei eingefaßten Buzzenscheiben ermöglichte die Ver­größerung der Mauerausschnitte und damit eine ganz andere Durch flutung der Zimmer von Tageslicht. Mit dieser Tagesbeleuchtung wird das Plumpe und Klobige der primitiven Möbel sichtbar und eine Verbesserung und Veredelung der Formen der beweglichen Ge­brauchsgegenstände seht ein. Einen sehr starten Anstoß erhält dann das Tischlerhandwerk durch die um 1320 erfolgte Erfindung der Sägemühle. Durch die Verwendung der gesägten Bretter gestalten sich die Möbel erheblich leichter.

Das treffliche Bert Fritz Hellwags über das Deutsche   Tischler­gewerse gewährt uns tiefe Ginblicke in die Zusammenhänge der gewerblichen Arbeit mit der allgemeinen Kultur. Sie zeigt uns sehr anschaulich, welche Aufschlüsse wir über das Werden der Menschheits­fultur gerade aus einer Geschichte der Arbeit zu erwarten haben. Paul Kampffmeyer  .

Sozialpolitif.

Dr. S. Schwarz: Der Arbeitslohn und die Lohn. Politit in Rußland  . Thüringer Verlagsanstalt, Jena  .

120 Seiten.

deutscher   Sprache nur wenige Schriften, aus denen man wirklich Troß der umfangreichen Literatur über Rußland   gibt es in authentisches, vom sozialistischen   Standpunkt durchgearbeitetes Ma­Weber die kommunistische Tendenzliteratur, noch die von bürger. terial über die Verhältnisse in Sowjetrußland entnehmen kann. lichen Autoren stammenden Reiseschilderungen, die mehr oder minder zufälliger Natur sind, können Anspruch auf Zuverlässigkeit und Gründlichkeit erheben. In dankenswerter Weise sucht nun unser Jenaer   Parteiverlag die bestehende Lücke auszufüllen, indem er eine Reihe guter informatorischer Schriften über das heutige Ruß­land herausbringt. Nach der im vorigen Jahr erschienenen fleinen Schrift von R. Abramowitsch, Die Zukunft Sewjetrußlands", hat der Verlag nun mit der Herausgabe einer Reihe sozialpolitischer Schriften von Dr. S. Schwarz begonnen, deren erste den Arbeits­John und die Lohnpolitik in Rußland   behandelt. Der Berfasser, der bis 1922 in Rußland   gelebt und sich in hervorragender Weise in der Gewerkschaftsbewegung betätigt hat, schildert in seiner Schrift die Lohnpolitit und die Lohnentwidlung von den ersten Jahren

Beilage des Vorwärts

der Sowjetrepublik an, und zwar in engster Verbindung mit den Wandlungen, die die Politik und Wirtschaft Sowjetrußlands in diefer Zeit durchgemacht haben. Frei von jeder frattionellen Ge­hässigkeit stellt der Verfasser mit wissenschaftlicher Gründlichkeit den Prozeß des allmählichen Ueberganges von den phantastischen kom­ munistischen   Experimenten zu der neutapitalistischen Praris der tommunistischen Selbstherrscher dar, die mit ihrer ganzen Schwere auf den Schultern der Arbeiterklasse lastet. Um jeden Borwurf mangelnder Objektivität zu vermeiden, stützt er sich fast ausschließ­lich auf das in der Sowjetpresse veröffentlichte amtliche Material. Die Anklagen, die sich aus diesem Material gegen die kommunistische Politik ergeben, find ebenso unwiderlegbar, wie in dem Gesamt­eindruck erschütternd. Besonders wichtig sind die Abschnitte, die der Haltung der russischen Gewertschaften gewidmet find. Es ergibt sich aus ihnen, entgegen allen Schönfärbereien in der fommu­nistischen Presse und den rosigen Darstellungen im Berichte der eng­lischen Gewerkschaftsdelegation, daß die roten" Gewerkschaften nicht Organe des Klassenkampfes, sondern untergeordnete, willfährige In­stanzen der Sowjetregierung sind. Für die angesichts der fommu­nistischen Wühlereien doppelt notwendige Aufklärungsarbeit in den Gewerkschaften ist die Schrift des Genossen Schwarz ein unentbehr­liches Hilfsmittel.

Philosophie.

A. Stein.

Baron Cay von Broddorff: Die englische Auftlärungs­Die bürgerliche Auftlärungsphilosophie des 18. Jahrhunderts hat philofophie. München  , Ernst Reinhardt. 170 S. in der Geschichte der geistigen Entwicklung auch heute noch lebendiges Interesse. Der durch firchliche und staatliche Autoritäten gegängelte Menschengeist streift in dieser Bewegung, nach einem Wort des alten Rant, die Fesseln ,, selbstverschuldeter Unmündigteit" ab. Die menschliche Bernunft, der Newtons große Entdeckertat am Anfang des Jahrhun­derts den Einblick in die Kraft erschlossen hatte, welche den Lauf der Gestirne lenkt, faßte das fühne Bertrauen, daß. das Denken auch die menschliche Natur und Menschenwelt in ihrem inneren Zusammen­hang zu erfassen vermöge, ja auf diesem Wege frei von jeder Bindung an irgend welchen Offenbarungsglauben Biele und Wege finden könne, die die Gesellschaft aus dem Wirrwarr des geschichtlich Ge­wordenen zu höheren, der menschlichen Natur entsprechenderen For­men leiten würden. Der christlich- tirchlichen Moral wird der Gedanke einer natürlich menschlichen Moral, der historischen Rechtsordnung die Idee eines Naturrechts, bei dem die sozialen und politischen Frei­heitstendenzen des aufstrebenden Bürgertums Pate standen, gegen­übergestellt.

Aber diese allgemein intereffierenden, heute noch bedeutsamen Züge und Perspektiven der Aufklärungsphilosophie treten in dem Brockdorfffchen Buche gar nicht anschaulich in den Bordergrund. Die Darstellung berichtet von den Meinungen und Lehren der verschiede nen in der englischen Aufklärung hervortretenden Autoren, ohne den Versuch zu machen, die sich freuzenden Tendenzen zu einem in sich gegliederten farbigen Gesamtbilde zusammenzufassen. Buch wendet sich( was ja dem Charakter des Sammelwerfes: Ge­schichte der Philofophie in Einzeldarstellungen", als deren 24. Band die Schrift erschien, entsprechen mag) mehr an ein Fachpublikum, das, mit dem Allgemeinen schon vertraut, sich über Einzelheiten näher orientieren will. Conrad Schmidt  .

Sozialpädagogik.

Das

Dr. Hans Langenberg: Jugendverwahrlosung und Erziehungsschule. Handbücherei der Erziehungswirtschaft, herausgegeben von Frit Schneider. Verlag Ferdinand Schöningh  ,

Paderborn  .

Eine fleißige Schrift, entstanden aus umfangreicher Literatur­fenntnis und großer praktischer Erfahrung, getragen von Liebe zur Sache und sozialem Empfinden. Es ist in erster Linie für Bolls. schullehrer gedacht: jedem Kapitel sind Aufgaben angegliedert, deren Lösung dem Lehrer und Erzieher Klarheit über das behandelte Problem und über die seiner Obhut anvertrauten jungen Menschen­finder geben dürfte. Die Gesamtprobleme der Verwahrlosung, die mannigfaltigen Einflüsse von Anlage und Milieu, die zu ihr führen, werden unter Heranziehung von Bitaten aus Werken anerkannter Männer der Praxis und der Wissenschaft behandelt. Das Buch, teilweise auf die Stadt Köln   zugeschnitten, paßt auf jede Großstadt. Gerade jezt, wo das neue Jugendwohlfahrtsgesetz dem Verwahr­losungs- und Erziehungsproblem endlich Rechnung trägt, ist dieses Büchlein besonders zu begrüßen. Allerdings muß man in manchen Bunften dem Autor fritisch entgegentreten, besonders in seiner Ein­schäzung der Familie. Richtig ist, daß der Berfall der Familie zur Verwahrlosung der Kinder führt. Irrig ist es aber zu glauben, daß man diesem Berfall Einhalt tun könne, er ist vielmehr geschichtlich bedingt. Aufgabe des Staates und der Gesellschaft muß es fein, Inftitutionen zu schaffen die einen möglichst hochwertigen Erfaß für die verfallende Familie bilden fönnten.

Karl Wilfer: Der Lindenhof. Werden und Wollen. Licht­lampfverlag Hans Altermann, Kettwig   a. d. Ruhr. Der Schrei eines Menschen, der verhindert worden ist, sein tief erlebtes Experiment der Menschengestaltung von jungen Wesen, die erlebtes Experiment der Menschengestaltung von jungen Wesen, die durch Schuld der Gesellschaft entgleift waren, zu Ende zu führen. Das Buch bedarf keiner besonderen Empfehlung. Es empfiehlt sich selbst durch die Tatsache des Erfolges seiner ersten Auflage. Man muß das Buch psychologisch werten und verstehen. Tief zu beklagen

Rosodont

Rost

S

ROSOD UNT AHA.Bergmann, Waldheim  , Sa

Her eller des beliebten Wahlgeruchs Maienzauber