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23. August 1925
Blick in die Bücherwelt
Kriminalpsychologie.
Das Bedürfnis nach friminalistischer Sensation ist unüberwindlich: es scheint tiefliegenden psychischen Mechanismen zu entspringen. Bielleicht reagieren die Menschen auf diese Weise ihre eigenen im Unterbewußtsein schlummernden triminellen Impulse ab. Es gilt jedenfalls, diefen start verwurzelten Drang nach Sensation in gesunde Bahnen zu leiten, an Stelle der minderwertigen Kriminalromane hochwertigen Ersatz zu schaffen und so auch dem weiten Publikum ein tieferes Eindringen in friminal- psychologische und friminal- politische Probleme zu ermöglichen. Einen Versuch in dieser Richtung bedeutet die Serie„ Außenseiter der Gesell schaft"( Berlag Die Schmiede, Berlin ), deren Inhalt die Berbrechen der Gegenwart bilden. Der Versuch ist vielversprechend, wie in der Auswahl der Kriminalfälle, so auch hinsichtlich der Autoren, die die Bearbeitung derselben übernommen haben. Miß deutlich ist es aber, wenn eine Serie unter dem Sammelnamen ,, Außenseiter der Gesellschaft" auch Prozesse, wie den gegen Caillaug, gegen die Matrosen der Schwarzmeerflotte, gegen die Mostauer Sozialrevolutionäre, gegen Fechenbach und dergleichen mehr, in sich schließt. Man dürfte diese Angeklagten doch wirklich nicht in einem Zuge mit Großmann, Schumann, Haarmann, den Hauptmann von Köpenick und ähnlichen Verbrechern nennen.
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Die ersten drei Bücher sind nicht gleichwertig, fie sind auch verschieden in der Behandlung des Stoffes. Artur Döblin gibt in dem Bande„ Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord" eine Schriftstellerisch starte und psychologisch fein empfundene Darstellung des Falles der Berliner Giftmischerinnen Klein und Nebbe. Der Autor läßt die beiden Frauen nicht viel zu Worte tommen, läßt aber um so mehr die Schärfe seiner eigenen Worte spielen nicht zum Nachteil seiner Schilderung. Wie die beiden Freundinnen schickfalhaft miteinander verstrickt schließlich zu Giftmörderinnen werden, versucht er selbst in funstvoll zu Papier gebrachten Schemen aufzuzeigen. Nur manchmal merkt der Prozeßbeteiligte, daß der Autor der Gerichtsverhandlung nicht beigewohnt hat. Der Leser ahnt nichts davon; er geht ganz in der Sache auf. Döblin hat das Richtige in der Schilderungsart getroffen.
Anders Eduard Trautner im Bande„ Der Mord des Bolizeiagenten Blau". Hier muß sich der Leser durch die Anklageschrift wie durch die regelrechten Prozeßberichte hindurcharbeiten. Nicht alles ist ohne weiteres durchsichtig: es wird zu viel selbständige Geiftesarbeit verlangt. Eine abgerundete Darstellung des Falles wäre vorzuziehen. Trotzdem ist auch dieser Band äußerst lesens mert: das Problem„ Spizel und Lockspizzel" ist heute noch ebenso aftuell wie furz nach der Novemberrevolution.
Im dritten Bande„ Der Fall Wutobrantowitsch" vereinigt Ernst Weiß die Methoden der beiden ersten Autoren. Neben den Prozeßberichten und Nachdrucken von Zeitungsbesprechungen fpart er nicht mit trefflichen psychologischen Bemerkungen. leber die Graduierung dieser beiden Methoden ließe sich streiten. Jeden falls erhält der Leser hier eine vollkommene Einführung in die Psyche dieser intelligenten triebhaften Giftmischerin. Das Ganze bildet einen hervorragenden und spannenden Beitrag zur Psychologie des Giftmordes.
Einen ähnlichen und doch ganz andersgearteten Bersuch mie die Außenseiter der Gesellschaft" bildet eine Bücherreihe, die Hans yan unter dem Sammeltitel„ Erinnerungen deutscher Krimina liften im Berlag Joseph Singer, Leipzig , herausgibt. Hier wird in erster Linie persönlich Erlebtes mitgeteilt. Die Reihe soll gewissermaßen die Fortsetzung der berühmten Sammlung von Kriminalfällen des Neuen Pitavals vorstellen. Ein fühnes Unternehmen! Der erste Band„ Auf Leben und Tod ist in der Hauptsache_mit der Schilderung der Tätigkeit eines Berliner Kriminalkommissars gefüllt. Der kriminalpsychologische und rein menschliche Standpunkt des Autors selbst tommt hier nicht so sehr zum Ausdruc. In der Jagd nach dem Menschen bei der Aufdeckung von Verbrechen muß man schon seinen Gefühlen Einhalt gebieten, darf man sich nicht von Sentimentalitäten einfangen lassen. Erst wenn man des Verbrechers habhaft ist, tritt sein Anrecht auf humane Behandlung durch die Organe des übermächtigen Staates in Kraft. Diese rein menschliche Beurteilung des Berbrechers fommt im zweiten Bande„ Tiermenschen" zu ihrem Rechte. In der Schilderung der Fälle Großmann, Landru , Schumann und anderer konkurriert die spannende Darstellung mit der scharfsinnig psychologischen Einführung in das abmegige Seelenleben dieser Menschen. Der Leser legt das Buch, auch an Wissen bereichert, aus der Hand und läßt die verschiedentlich aufgerollten friminal- psychologischen und friminal- politischen Probleme intensiv in fich nachmirfen. Störend find höchstens die mannigfach angewandten Fremdwörter.
Literarisch und kriminalistisch in gleichem Maße hoch steht das Buch des Kriminalfommissars Gotthold Lehnerdt mörder" ( Berlag Kiepenheuer, Botsdam). Es ist nicht auf Nerventizel be
Schilderung eines noch lebenden Dichters bietet, sind mit Geschid und Taft vermieden, insofern jeder Anbiederung und jedem Versuch, Weihrauch zu streuen, sorgsam aus dem Wege gegangen wird. Allerdings: zu einem Stück Geschichte oder auch nur Geschichte der deutschen Prosa erweitert sich der Bericht nicht, der Blick bleibt mit solcher Ausschließlichkeit auf Thomas Mann gerichtet, daß er die Beit- und Stilentwicklung ringsum gar nicht sieht. Fügen wir noch hinzu, daß Eloessers jahrzehntelange Kritifertätigkeit an der freien Bühne, Neuen Rundschau" ihn Thomas Manns Weg wie wenige aus nächster Nähe miterleben ließ, so haben mir die charakteristischen Eigentümlichkeiten der vorliegenden Biographie so ziemlich bei sammen: daß fie nämlich das Leben und Erleben des Dichters schlicht, zurückhaltend und aufschlußreich darstellt, durch einen sein distanzierenden Humor niemals das Unbehagen intimer Bordringlichkeit aufkommen läßt und über die Motive und Absichten der Werte viel sozusagen dokumentarisch Authentisches beizubringen weiß. Dabei werden Tonio Kröger " und" Der Tod in Venedig " zentraler ins Bewußtsein der Leser gerückt, als sie dort im allgemeinen vielleicht stehen dürften, und die Etikettierung Manns als der Dichter der Buddenbrooks " entschieden abgelehnt. Das geschieht in einem wohl gefühlt- leichten, gern zu allgemeinen Betrachtungen abschweifenden Stil, wie ihn wohl Mann selbst hie und da schreibt, mur haftet dieser Art leider das bedenkliche Minus an, daß fie bismeilen über die Dichtungen hingleitet, ftatt fie in ihren Grundzügen plastisch und scharf herauszuarbeiten. Scharf herauszuarbeiten. Oder sollte auch darin die verborgene Absicht walten, sich Mann an Wirkung zu nähern und Wertschäzung als Former, tiefe Achtung als Deuter des Lebens zu erzielen, nicht aber schlichte Liebe und natürliche Wärme?! Alfred Kleinberg.
John Schifowsti: Stürmer gegen das Philift er tum", Berlag J. H. W. Dietz Nachf., Berlin . 62 S. Preis 2 M. Bildern und in freundlichem roten Gewande. Sie stürmen an gegen das John Schitowski gibt uns unter diesem Titel fünf Essays, mit der vormärzlichen Satire Glaßbrenner , der„ Uebermensch Nietzsche, Philistertum, das Genie der Biedermeierzeit Grabbe, der Meister der„ mißratene Sohn" Otto Erich Hartleben und der„ Tanzbaron in der Moralschule" Detlev von Liliencron . Die Auffäze entstammen meist verschiedenen Zeitläufen des Verfassers, aber sie geben ein frisches und lebendiges Bild, sie umreißen mit liebenswürdiger Bonhomie und geschichtlichem Einfühlen die einzelnen Charakterbilder. Am wärmsten wird der Verfasser bei Otto Erich Hartleben und Detlev von Liliencron . Hier fühlt man ein Stückchen kaum entschwundener Zeitgeschichte neu aufleben. Ein wahres Kabinettsstückchen ist„ Der Tanzbaron in der Moralschule", ein Essay, das man immer und immer wieder lesen fann, um den wundervollen und ach, auch seinen so baldigen Rückfall zu den„ Rasseweibern" zu Lyrifer Detlev von Liliencron in der Moralschule seines Verlegers
erleben.
Ein Büchlein, das Menschliches menschlich sein läßt und fern non allem Philiftrösen bleibt, was man nicht von so vielen sagen ausgegeben zu haben, verdient sich der Verlag sicher den Dank aller, fann, die gegen das Philistertum anzufämpfen vorgaben. Es her. die Freude an lebendigen Effans haben. Bruno Schönlant.
Erzählende Literatur.
Honoré de Balzac : Gesammelte Werte in deutscher Sprache. 44 Bände. Ernst Rowohlt Berlag, Berlin . Preis pro Band fart. 2 M.
Bom Gros seiner Zeitgenoffen wurde Balzac , und gewisse folportagehafte Bestandteile seines unerschöpflichen Erfindungsgeistes schienen dazu zu berechtigen, in die Reihe der Dumas Vater und Eugen Sue gestellt. Die ganze Bedeutung des Genies hat wohl erst Taine erfaßt, der seinen Effan über Balzac in die Worte ausmünden Magazin von Dokumenten, das wir über die menschliche Natur beließ: Mit Shakespeare und Saint- Simon ist Balzac das größte figen."
Rein dem Umfang nach ist das Werk Balzacs, das er, immer die Hetzpeitsche des Müssens hinter sich, in 20 Jahren zusammenschrieb, eine ungeheure Leistung. Balzac war eins der größten Arbeitstiere, die es gegeben. Ein Buch wie„ Bater Goriot" hegte er in 40 Tagen Schlaf. Diese Arbeitsmethode hat natürlich ihre Spuren im Wert herunter, und in dieser Zeitspanne gönnte er sich nur 80 Stunden zurückgelassen. Um so mehr zu bewundern ist das Bollbrachte. Es gibt kein Werf eines Dichters, das als Darstellung der Gesellschaft und des Menschen umfassender und eindringender wäre. Mehr als 2000 Figuren hat er auf die Beine gestellt und viele Hunderte davon find bis in ihr Letztes hinein durchforscht und enthüllt. Keine Gesellschaftsschicht hat er ausgelassen: die Welt der Dirnen, die Welt des Berbrechens, die Geldmenschen, den Politiker, den Bauern, den Aristokraten, den Schriftsteller. Alles ist mit der höchsten Sinnlichkeit
Beilage des Vorwärts
vor einem Horizont, dessen Sonne die fahlen Miasmen des Zerfalls verhängen.
Die neue Balzac - Ausgabe des Berlags Rowohlt, fleine handliche Bändchen in gutem Drud und guter Ausstattung, gibt Gelegenheit, sich mit dem Wert dieses Dichters, das uns in unserer Welt des Zus fammenbruchs wie wenige andere Werte interessiert, zu beschäftigen. Eine wesentliche Einführung müßte von einer Darstellung der Berfonen ausgehen, die Balzac sich erschuf, und die immer wiederkehren als Träger seiner Gesellschaft, seiner Welt. Man müßte von den Strebern und Gewaltmenschen sprechen, von den Rastignac, Rubemparé, von den monomanischen Triebmenschen, den Dirnen wie die Marneff, all diesen Typen einer verbrecherischen Gesellschaft, und vor allem von dem anarchistischen Verbrecher, dem ehemaligen Bagnosträling Bantrin, der manchmal wie des Dichters Sprachrohr wirft. Aber da ist das Buch vom Bater Goriot", dem armen Narren seiner monomanischen Baterliebe, wo man auf den verschiedenen Böden der Geschichte eine Anzahl derer findet, die als wesentliche Figuren immer wiederkehren. Da ist„ Caesar Birotteaus Größe und Niedergang", die Erzählung von dem Kaufmann alten Schlages, der sich in gelöster Zeit nicht zu halten vermag, und von hier führen Figuren hinüber zu Balzacs schönstem Buche: Tante Lisbeth", dem Roman von der Weibertollheit eines Alternden, die zerstörend in die Fa milie einbricht. Gerade Tante Lisbeth" ist ein Buch, das die größte Anzahl typische Balzacsche Gestalten in vollkommenster Ausprägung enthält. Man braucht nur an die Dirne Marneff und ihren fupplerischen Gatten zu erinnern. Von folchen Büchern aus läßt sich allmählich die ganze Welt Balzacs durchschreiten. Will man aber ein paar Werke von besonders fesselnder Schönheit lesen, so seien es " Eugenie Grandet "," Der Alchimist" und nicht zuletzt jene Geschichte den gierige Erben zu Tode hezen. Hier find Figuren, wie die vom„ Better Bons", dem heimlichen Bilder- und Antiquitätensammler, Pförtnerin Cibo, die etwas Hoffmann'sch Unheimliches haben in ihrer verzehrenden Bosheit, und als Gegengewicht Bons' Freund, heimlich zusammengetragen, zeigt Balzacs Wissen, das, wie andere Schilderung der Kunstwerte aber, die Bons in einem langen Leben der gute, unbeholfene, rührend zärtliche Deutsche : Schmucke. Die allerdings manchmal überwuchernde Freude an der Beschreibung in Romane bemeisen, auf allen Gebieten gleich umfassend ist, wie seine, schönstem Reichtum. Peter Hamecher .
Philosophie.
Prof. Dr. Hans Driesch : Die Ordnungslehre, Berlag Diederichs, Jena . Die Wirklichkeitslehre, Verlag E. Reinide, Leipzig .
Das philosophische System von Prof. Hans Driesch hat in den beiden obengenannten Hauptwerken feinen Ausdruck gefunden. In der Ordnungslehre gibt Driesch seine Logit, die ausgeht von dem Urtatbestand", dem Sazze: Ich habe bewußt( geordnetes) Etwas. In der Wirklichkeitslehre legt er die Tatsache des„ Ich erlebe etwas zugrunde; sie enthält seine Metaphyfit, die Lehre vom Wirklichen. Besonders interessant wird dieses Werk dadurch, daß sich darin die politische Einstellung Drieschs, sein übernationales, pazifistisches Weltbürgertum begründet findet.
Der Gedankengang ist ungefähr folgender: Der Staat ist weiter nichts als eine 3wedgemeinschaft; er ist nur ein Mittel zum Zwed, nie Selbstzwed. Man darf ihn ruhig als einen Berein bezeichnen, feine in tieferem Sinne wesentliche Lebenseinheit, ebenso wenig wie der auf einer Schicksalsgemeinschaft beruht. Jedenfalls ist der Staat das„ Bolt". Gerade das Größte, menschlich Wertvollste ist unabhängig von allem Nationalen und unbekümmert darum entstanden. fein soll, daß die Großen nichts davon frügen; aber es ist nicht ihr " Das Nationale ist Beschränktheit der Kleinen, womit nicht gesagt wesentlicher Art zwischen dem einzelnen und der Menschheit gelten. Großes." Auch das„ Bolt" kann also nicht als 3wischenganzheit" Wesenhaft im Sinne von: wertvoll für die Entwicklung ist allein Ueberpersönliche". Und als wahres Ziel der Geschichte ist allein das der Staat der Menschheit; er bildet das echte Ganzheitsmuß der schwerste Vorwurf entstehen, wenn er, wie wir es so häufig Werden der Menschheitsgemeinschaft anzusehen. Dem Einzelstaat sehen, sich als Selbstzweck aufspielt, anstatt sich in den Dienst des einen wesen und sinnhaften Menschheitsganzen zu stellen dadurch, daß er dem einzelnen Menschen eine ungestörte Entwicklung ermög seine Mitmenschen zu töten. licht und ihn besonders vor dem Zwange bewahrt, im Kriegsfalle,
Leider hat sich die Hoffnung nur zu einem fleinen Teil bewahr heitet, die Driesch während des Weltkrieges niederschrieb:„ Der entunter der Zeitgenossen in allen Ländern an den Tod zu denken fetzliche Krieg wird das eine Gute zeitigen, daß er die Besonnenen Ichrt und sie damit von dem Unwert alles dessen überzeugt, um dessen Willen der Krieg geführt wurde." Dr. Gerhard Heyde. Dr. H. Levy- koref: Karl Marg und Hegel." Zur
rechnet, sondern läßt auch den Laien manchen interessanten Blid angeschaut und geschildert, und vor feinem Problem scheut die Phan widerlegung der Legende vom jüdischen Margimus. Berlin 1925,
hinter die Kulissen der Arbeit eines modernen Detektivs werfen. Biele von den Fällen sind noch in guter Erinnerung. Endlich sei noch der zweite Band der im Ritola- Verlag, Bien, erscheinenden Serie Aus dem grauen Hause" erwähnt. Er behandelt den Raubmörder Jaroszinski und die Giftmörderin Eber genje. Beide Fälle sind vom Präsidenten des Landgerichts Wien I, Dr. Ludwig Altmann, bearbeitet. Der erste Fall stammt aus dem Jahre 1827, der zweite aus dem Jahre 1867. Die Darstellung der beiden Fälle ist mustergültig. Das Material ist erschöpfend ver mertet, die Objektivität überall voll gewahrt, die psychologische Be gründung lückenlos. Das Gesamtbild, spannend hingeworfen, prägt fich der Phantasie des Lesers tief ein. Es ist anzunehmen, daß auch die weiter angekündigten Bände auf der gleichen Höhe stehen werden. Leo Rosenthal
Literarische Essays.
Arthur Eloeffer: Thomas Mann . Sein Leben und fein Bert." Berlin , G. Fischer, Verlag. Eloeffers Biographie ist zu Manns fünfzigstem Geburtstag entstanden, aber die Mängel einer Gelegenheits- und Festschrift haften ihr nicht an, Sorgfalt und Gründlichkeit heben sie über diefes peinliche Niveau hoch hinaus. Auch die Schwierigkeiten, welche die
tafie dieses Dichters zurück.
Wenn man das Wert Balzacs nach seinen Inhalten ansieht, ist es eine Zeitgeschichte, die das ganze Frankreich vom Ende der Revolution bis in das Bürgerkönigtum erfaßt. So als Zeitgeschichte, als ein Einheitliches war es auch gedacht. Alle Bücher sollten sich zu einem einzigen Buche vereinen, dem er den Titel„ Die menschliche Komödie" geben wollte. In drei Hauptteilen war es angelegt: Sittenſtudien, philosophische Studien, analytische Studien. Dieje Teile sollten ineinander übergreifen, einander stützen und einander erhellen. Die Zeit als bildende Kraft sollte in all ihren Erscheinungsformen gefaßt und gedeutet werden. Balzac nimmt den Grundgedanken vorweg, der später Zola bei der Konzeption seiner großen Rougon- Maquart- Reihe leitete.
Das Werk ist nie fertig geworden. Abgesehen davon, daß der Tod die Bollendung verhinderte: ein so unerhörter Arbeitsmensch Balzac auch war, war er zugleich doch zu sehr Phantasiemensch, um, mie Bola, einen solchen Plan systematisch durchzuführen. Im Sinne der ursprünglichen Jdee ist es Torso geblieben. Ein faft unüberseh barer Torso! Und doch in wesentlichen Teilen eine Einheit; ein volltommenes Bild der Gesellschaft und eine grandiose, fast erschöpfende Chronik der Leidenschaften. Alle Triebe, zusammengefaßt in dem einen Triebe nach Macht, nach Geld, durchrajen diese Bücher, ver förpert in Figuren von unheimlicher Ueberlebensgröße bei aller Lebenswirklichkeit: eine Welt des Bösen, eine Welt des Unterganges
hiloverlag.
Das Thema dieser Schrift ist darzutun, daß der Geist von Karl Mary nicht jüdischer Geist, sondern in seinem Kern der Geist des großen Schwaben Hegel ist. Aber der Wert der Schrift liegt nicht nur in der Widerlegung der düminsten Form eines historischen Materialismus- des Materialismus der Rasse und des Bluts-, vielmehr in einer besonders einfachen und plastischen Darstellung der Grundgedanken der Hegelschen Philosophie. Ich kann mir zur ersten Einführung in dem Problemfreis Hegel und Marr" feine bessere Lektüre denken als diese kleine Schrift und möchte sie namentlich den jungen Parteigenossen warm empfehlen.
Berufslehre.
Berufsberatung, Berufsauslese, Berufsausbildung. Beiträge zur Förderung des gewerblichen Nachwuchses. Herausgegeben von der Reichsarbeitsverwaltung. Verlag des Reichsarbeitsblattes, Berlin .
Je verwickelter die Lebensbedingungen in den modernen Kulturstaaten werden, je hilfloser der einzelne den übermächtigen entfesselten Produktionsträften gegenübersteht, je weniger er Aussicht hat, das Leben aus eigener Kraft zu meistern, um so
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