Nr. 1$ IS. Oktober 1925
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Seilage Ües vorwärts
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Gesellschaftslehre. A. Vogdanow: Entwicklungsformen der Gesell- schaft und die Wissenschaft. Berlin . Nike-Verlag 1S24. 223 Seiten. Eine deutsche Uebersetzung dieser Schrift des russischen Gelehrten und Marxisten ist. jetzt erschienen. Seine Betrachtungen dehnen sich öder ein außerordentlich weit gespanntes Gebiet der Geschichte.„Es gab bisher"'— so sagt er in dein Borwort—„kein Buch, in welchem wsammenfasieiid systematisch und geschlossen wie in dem Lehrbuch rgendeinsr anderen Wissenschaft dargelegt wäre, was unter„Gesell- schastsbewußtsein" der Menschen zu verstehen sei, wie es entstanden ist, welche Formen es annimmt, wie es sich in der Geschichte entwickelt bat, nach welchen Gesetzen es sich verändert und welche Richtung seine Entwicklung in der Gegenwart genommen hat." Wohl aber läge Material für eine solche Arbeit vor. Es gelte dieses zu tonzen- triersn und die Resultate im Rahmen eines Lehrbuchs systematisch vorzuführen. Vor SS Jahren bereits habe M arx in der prinzipiellen Darlegung seiner materialistischen Eeschichtsaussassung(im Borwort Kur Kritik der politischen Oekonomie)„das grundlegende Entwick- hingsaesetz der Ideen, des Rechts, der Moral, der Politik— kurz des Gessllschastsbewußtseins überhaupt, aller Ideologien, ihre Abhängig- ksir von den Produktionsmitteln und den Aneignungsformen for- mustert." Aus diesem Gesetz— so fährt er fort"—„entspringt der allgemeine Weg zu unserer Untersuchung. Die Ursache jeder Ber- ändcrung der Ideologien ist in den Arbeitsbedingungen und in der Wirtschaft zu suchen. Damit ist das Hauptproblem der Wissenschaft der Ideologien gelöst: die Frage nach ihrer Methode." Ja, Marx soll nach Bogdanow. obendrein gezeigt haben,„wie sogar die Metho- den des Denkens und Begreifens, ja selbst die sogenannte„Lotzil"(!) der Menschen aus ihren Arbeitsverhältnissen und AncignungSjormen fließen." Beweis dafür der über den Fetischcharakter der Ware handelnde Abschnitt im„Kapital"! Die oft zitierte Anekdote, daß Marx die Huldigungen eines seiner Verehrer mit den Worten abgewiesen habe,„er selber sei ja gar nicht Marxist", kommt einem bei diesen Sätzen und der Lektüre des ganzen Luches in Erinnerung. Man weiß, welch große Rolle in Marxens gcistiaer Entwicklung der Durchgang durch die Hegelsche Gejchichts- vhilosophie gespielt hat. So war es kein Wunder, daß er in der For- Musterung seiner eigenen, auf die ökonomische Basis des Gesellschasts- lebcns zurückgreifenden Geschichtsausfassung mit besonderer Schärfe den Gegensatz zu dem Hcgelschen Idealismus hervorhob, der die Ge- als eine Selbstentwicklung des menschlichen Bewußtseins
deulen wollte. Gegen Hegel ist jener berühmte Marrsche Satz ge- richtet, daß das gesellschaftliche Sein das Bewußtsein bestimme, nicht umgekehrt. Aber nichts konnte einem Denker vom Range Marxens dabei ferner liegen als die Verfennung der fundamentalen Selbstverständlichkeit, daß dieses reale gesellschaftliche Sein, in das die einzelnen hineingeboren werden, diese jeweils gegebene ökonomisch fundierte Struktur, die ihnen ihre Lebensbedingungen und damit zugleich gewisse Richtungen ihres Verhallens und Strebens not- wendig vorschreibt, selbst wieder nur als Resultat menschlich-gcsell- lchastlicher Aktion verstanden werden kann— einer Aktion, die als solche menschliches Bewußtsein: Vorstellen, Denken, Fühlen und Be- gehren von vornherein voraussetzt. Der Satz, daß das gejellschaft- liche Sein das Bewußtsein bestimme, kann nur besagen wollen: daß der naher zu bestiminende Bewußtseinsinhalt der Gesellschaftsglicder, die Sonderzwecke, die die einzelnen und die Klassen sich in der Gesell- schaft jeweils setzen, nicht aus dem Blauen kommen, sondern(auf Basis und auf Boraussetzung der allgemeinen menschlichen Natur und damit des Bewußtseins selber) den einzelnen und Klassen durch
die soziale Struktur, in die sie eingegliedert sind, vermittelt werden. Und weiter: daß das Bewußtsein, wenn es sich in abstraktem Denken zu Forderungen erhebt, deren Realisierung in den jewells gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen durch Macht- und Jnteressenfaktoren nicht bereits wirksam prädisponiert ist, unfähig bleibt, den Gang der geschichtlichen Bewegung von sich aus abzuändern. Marx hat mit der Formulierung seiner Geschichtsauffassung einen epochemachend bedeutsamen Gesichtspunkt für ein tiefer zergliedern- des Eindringen in die inneren Zusammenhänge der historischen Ge- sellschoftssormationen gegeben. Aber er hat es sich gewiß nicht träumen lassen, daß man ihn zum Berkünder jenes kahlen, maßlos einseitigen Dogmas, wonach.die Ursache jeder Veränderung der Ideologie in den Arbeitsbedingungen und im Wirtschaftsleben liegt", machen und diese These obendrein noch als Entdeckung einer Me- thod« preisen werde, die den Leitfaden zu einer neuen.Wissenschast der Ideologien" hergibt. Wenn das Wort.Ideologie' nicht jede präzisere Bedeutung versteren soll, darf man dasselbe nicht als Etikette für alle mög- lichen Borftellungs- und Denkweisen verwenden, wie Bogdanow es tut. Dasselbe dient, wenigstens in erster Reihe doch, zur Bezeich- nung religiöser und philosophischer Gedankengänge, die unter Be- rufung auf allgemeine Ideen dem Bestehenden oppositionell oder zu- stimmend gegenübertreten. Wer sich in diesem Sinne über Jdeo» logien zu unterrichten wünscht, wird zu religionsgeschichtlichen Unter- suchungen, zur Geschichte des Christentums und seiner Sekten, zur Geschichte der bürgerlichen Auftlärungsphilosophie und der natur- rechtlichen Ideen zu greifen haben. Auch liegen Anzeichen vor, daß «» nicht mehr an Kräften fehlt, die auf diesem Gebiete den lang vor- nachlässigten Beziehungen nachgehen, die zwischen der Bewegung solcher Ideologien und der der ökonomischen Verhältnisse, der Klassen- interessen und Klassengegensätze, existieren. Aber der Weg. der hier vielleicht zu zusammenfassenden Resultaten führen kann.— speziell solchen, die sich in Frage- und Antwortsorm eines Lehrbuches vor- tragen lassen— ist noch unübersehbar weit. Und vollends unmöglich wird eine derartige Darstellung, wenn man mit Bogdanow den Be- griff der Ideologie so weit spannt, daß auch die Wissenschaft selbst darunter fällt. Wie kann man leugnen wollen, daß, was bei den Ideologien im engeren Sinne schon so bedeutsam hervortritt, doppelt und dreifach für die eigentlichen Wissenschaften gilt? Daß m der Entwickluna derselben unbeschadet des mitbedtngenden Einflusses ökonomischer Momente, sich zugleich innere logische Gesetzmäßigkeit kundtut, die durch die Mängel jeder gewonnenen Erkenntnis, beso»- ders durch die Widersprüche, die eine genauere Deroleichung mit den Tatsachen in ihr entdeckt, zu immer neuen Fragestellungen ge- tneben wird und durch diese Ihren Weg vorgeschrieben findet. Wenn Bogdanow jenen Trieb nach innerer Konsequenz und Widerspruchs- loser Einheit unbeachtet läßt und in den ökonomischen
Entwicklungsformen w �„.. entwirft, verzerren, ein gewaltsames Konstruieren an Stelle der Aufdeckung wirtlicher Zusammenhänge treten. Conrad Schmidt .
Aeuere Geschichte. Erich Brandenburg : Von Bismarck zum Weltkriege. Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte. Berlin,1324 , 454 Seiten. Oklo Hammann: Deutsche Weltpolitik 1890 b i s 1912. D erlag Reimar Hobbing , Berlin . Gebunden 12 M. Die Gesckichtsschreibung über den Weltkrieg und seine Bor- geschichte wirb Stückwerk bleiben, solange die Geheimarchive der beteiligten Staaten verschlossen bleiben. Weiß-, Blau-, Gelb- usw. Bücher enthalten streng gesichtete Auswahl, dürfen nicht sachlich fein. Memoiren mithandelnder Staatsmänner und Militärs dienten per- fönlicher Rechtfertigung, waren vielfach nach kurzer Zeit reif für den Ramsch. Deutsche und russische Aktenoeröffentlichungen bahnen den Weg zur Klärung der Tatsachen. Ihre Arbeit bleibt jedoch halb, solange die Gegenstücke aus den sich oerschließenden Staaten fehlen. Also tragen alle Versuche, ursächliche Darstellungen zu geben, einen weiten Spielraum bloßer Vermutung in sich, auch wo das Urteil noch so vorsichtig abgewogen ist. Ihr Zweck dient mehr der poli- tischen Meinungsbildung als einer objektiven Geschichtsschreibung. Erich Brandenburg , sicher einer der Berufensten der heutigen Historikergeneration, steht selbst sein Werk unter all diese Einschränkungen gestellt. Im Grunde leitet ihn die Tendenz, die Frage der Kriegsschuld mst deutschem amtlichen Material so zu
beleuchten, daß die für Einsichtige längst sinnlos gewordene Formel von der deutschen.Alleinschuld" historisch entkräftet wird. Jeder wird ihm darin folgen, dem im Interesse einer dauernden Völker- Verständigung die Reinigung der moralischen Atmosphäre unerläßlich erscheint. Waren es doch Sozialisten, die das Postulat: „Deutschland habe allein von allen Völkern mit Ueberleguna den Krieg gewollt, vorbereitet und zum Ausbruch gebracht" seit Versailles aufs schärfste bekämpft haben. Allerdings— die heuchlerische Absicht deutschnaticnaler Geschichtsklitterung, auf diesem Wege die Allein- schuld der sogenannten Feinde zu beweisen nn? so Reoanchegedanken zu erwecken, ist bei Brandenburg völlig ausgeschlossen, so daß man ihm die vollste Bewunderung für seine von vielen herkömmlichen Urteilen gründlich abweichende, sachliche und solide Darstellung zollen muß. In den Einzelheiten wird ihm niemand kritisch folgen können, der nicht das noch unbekannte Aktenmaterial zur Verfügung hat. Das Werk ist dadurch einzigartig und entwertet die meisten auf indirekten Schlüssen und subjektiven Vermutungen aufgebauten Dar- stellungen vor ihm. Es ist die einzige, relativ zuverlässige Zu- sammenfassung für den Geschichtsunterricht. Diese Einzelheiten be» schränken sich aber fast völlig auf die diplomatischen Verhandlungen und ihre Träger. Er spricht die deutschen Staatsmänner frei vom bewußten Drängen zum Krieg(trotz der Kriegserklärungen und der Verletzung Belgiens ), auch die englischen entlastet er, um persönliche Schuld um so entschiedener bei Delcasli, Poincart und I s w o l s k i zu finden. Ist das wirklich die letzte Formel? Unterirdische Einflüsse machen auch Geschichte. Wichtiger als die persönlichen Fragen sind die objektiven Faktoren. Hier bringt Brandenburg entscheidend Neues in der Beurteilung der englischen Politik. Der.Wirtschaftsneid" als Leitmotiv wird ab- gelehnt, die Bündnisversuche und Haldanes Flottenstandardanträge werden oersäumte Gelegenheiten der Wilhelmstraße. Aus der Ver. kennunj) der englischen Situation durch Kanzler und Goheimräte wird die Entente notwendig. Wars möglich bei einem der Volks- Vertretung verantwortlichen Kanzler? Hier versagt Branden- bürg, weil er von der Bismarck-Mythologie nicht los kommt. Er kennt den„verhängnisvollen Konstruktionsfehler der Reichsverfassung von 1871". Aber da Bismarcks Außenpolitik„erfolgreich" war (trotz Elfaß-Lothringen !), sind nach ferner Darstellung im Grund« mehr die schwachen Konzlernachfolger und der„stark unter dem Einfluß von Stimmungen stehende" Kaiser an dem Niedergang der Politik schuld, während sie doch erst durch diese bismarckisch-persön- liche Kanzlerstellung die Möglichkeit ihrer politischen Sünden fanoen. Weitergreifende objektive Faktoren ökonomischer und sozialer Art sind auch da, wo ihre unmittelbare Wirkung auf die Haltung der Kabinette und Parteiführer anzunehmen ist. leider nicht mit ein- bezogen, weil das Werk im strengsten Sinn auf Staatspolitik sich beschränkt. Die falsch« Politik gegenüber England, insbesondere die Sinn- losiateit der Flottenkonkurrenz ist für Otto H a m m a n n, den ehemaligen langjährigen Pressechef des Auswärtigen Amts, der ent- scheidende Fehler, die Ursache des Verhängnisses. Cr bestätigt darin also Brandenburg , läßt sich sonst aber sehr stark von persönlichen Eindrücken leiten. Dadurch erfährt der Leser sehr viel Interessantes über die geheimen Mächte in der Wilhelmstraße(z. B. den ver« hängnisvollen v. Holstein), aber als Ganzes wirkt die Darstellung mehr romanhaft als historisch überzeugend, wie das ja mit dem größten Teil der heutigen Memoirenliteratur der Fall ist. Den Text begleiten geschickt ausgewählte Karrikaturen. Erwin Marquardt. Dr. Walter Jablan; Die K r i e g s s chu ld f ra g e. Ernst Oldenburg Verlag, Leipzig 192S. Preis 2 M. Das soeben erschienene Werkchen Walter Fabians über die Kriegsschuldfroge, eine kurz und übersichtlich gruppierte Zusammen- fassung der geradezu ungeheuerlich angeschwollenen Literatur über die Vorgeschichte des großen Krieges, gehört mit Recht in die Hand jedes geistigen Streiters für die Republik und den Sozialismus. Es geht nicht an, daß wir die Entlastungsoffensive der Verantwortlichen an der Isolierung Deutschlands und an der Mitschuld der Jnbrand- steckung Europas nur mit ein paar Schlagworten abwehren. Gerade jetzt, wo die„Bürgervereine" und die deutschnationalen Stammtische die Reichsregierung mit Telegrammen über die„Kündigung" des Artikels von der Alleinschuld Deutschlands bombardieren, ist eine gründliche Aufklärung über das Maß der Mitschuld Deutschlands am Kriegsausbruch dringend nötig. Einen ausge- zeichneten Leitfaden hierfür bildet Walter Fabians Schrift. Fabian denkt gar nicht daran, etwa einseitig die Verantwortung am Kriegsauebruch Deutschland aufzubürden. Er wägt und mißt mit dem Sekundenzeiger in der Hand. Oesterreich, Rußland , Deutschland und Frankreich , jeder kriegt sein Teil. Er mißt aber nicht nur mit dem Uhrzeiger, schematisch und pedantisch. Nein, er geht den Untergründen der Noten und Telegramm« nach, sucht nach den Entstehungsursachen der Spannungen und Konflikte, erfaßt vor allem die unterirdische Wühlarbeit des deutschen und de» franzö- fischen Generalstabs, dl« Rolle des Kaisers, seines Stabschefs. Flotten- chejs und Kanzlers. Das Resultat ober ist nicht ganz schmeichelhaft für das Kollegium, das man früher als.Reichsleitung" bezeichnet«. Das vorzügliche Buch gehört tu die Hand eines jeden sozialdemo» tratischen Funktionär». Hermann Schützinger.
Schrifien über Rußland . Heinrich llösfler: Rußland i m Lichte englischer Ge- werkschafte r. Berlin 1925. Verlagsgejellschast des ADGB . 39 S. Preis 0,80 M. Friedrich Adler : Der Bericht der britischen Gewerk- schaftsdelegation über Rußland . Prag 1325. Verlag des Parteivorstandes der deutschen sozialdemokratischen Arbeiter- parte! in der Tschechslowakei. 30 S. Preis 0,30 M. Der Terror gegen die sozialistischen Parteien in Rußland und Georgien . Berlin 1325. Verlag I. H. W. Dietz Nachs. 138 Preis 2,50 M. Die englische Gewerkschastedelegalion und Georgien . Denkschrift des Auslandsbureaus der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Georgiens . Paris 1925. Es ist erfreulich, daß neuerdings, nach der Hochflut kommu- nistischer und bürgerlicher Propagandaschrisien über Rußland , eine Reihe von Schriften sozialistischer Autoren über die russischen Ver- Hältnisse herausgegeben worden ist, die der Arbeiierschasl die Möglichkeit geben, sich in dem Wust widersprechender Mitteilungen über Sowjetrußland zurechtzufinden. An erster Stelle muß hier die im Dietz-Berlag erschienene Schrift„Der Terror gegen die sozialistischen Parteien in Rußland und Georgien genannt werden, die nicht bloß die Verfolgung der Sozialisten in Rußland schildert, sondern eine ausführliche Dar- stellung der politischen Verhältnisse im Sowjetstaate liefert und in knappen, klaren Strichen das Verhältnis zwischen dem europäischen Sozialismus und dem kommunistischen Terror zeichnet. Geschrieben im Auftrage des Exekutivkomitees der sozialistischen Internationale, stützt sich diese Denkschrift, die von den Genossen R. Abramowitsch, W. Suchomlin und I. Zeretelli verfaßt ist, auf vollkommen authen- ttsches, zum großen Teil amtliches Material. Die angeführten Daten können daher im Kampfe gegen die kommunistische Schwindelpropa- ganda sehr gut oerwertet werden. Die übrigen der oben angeführten Schriften sind du'.ch den im Frühjahr dieses Jahres erschienenen Bericht der britischen Gewerk- schaftsdelegation über Rußland gezeitigt worden. Eine Auseinander- setzung mit ihm erschien deshalb notwendig, weil er durch seine ganze Aufmachung und urch die scheinbore Autorität englischer „Sachverständiger"- selbst in einigen parteigenössischen Kreisen Ver- wirrung anstiftete. Mit aller Gründlichkeit und Klarheit setzen sich die Genossen Friedrich Adler und Heinrich Löffler mit den Verfassern dieses Berichts auseinander. Sie weisen an Hand des Berichts selbst die Oberflächlichkeit und Unwissenheit der englischen „Sachverständigen", die noch vor kurzem im englischen diplomatischen Dienste standen, nach: sie kennzeichnen in entsprechender Weise die Leichtfertigkeit der englischen Gewerkschastsdelegation, die sich dazu hergab, eine Materialienjammlung der Sowjetregierung als Produtt eigener Wahrnehmungen in die Welt zu setzen und damit der-kommu- nlstischen Propaganda neues Wasser auf die Mühlen zu leiten. Besonders erfreulich ist die Deutlichkeit, mit der Genosse Löffler mit der doppelten Buchführung der englischen Gewerkschastsdelegation abrechnet, die aus befonderen, innerpolitischen Motiven heraus die Verhältnisse in Rußland verherrlicht, gleichzeitig aber die Prinzipien und Methoden der russischen Kommunisten für England ablehnt. „Das ist," fügt Genosse Löffler hinzu,„die Konsequenz der britischen Gewerkschaftsdelegation. Für den Muschik ist das System gut, für den Briten taugt es nicht. Damit hat sich die englische Gewerk- schaftsdelegation beinahe selbst erledigt." Als gute Ergänzung zu den Schriften Adlers und Löfflers kann die Denkschrift der georgischen Genossen angesehen werden, die sich mit den unrichtigen und irreführenden Berichten der englische» Gewerkschastsdelegation über Georgien auseinandersetzt. A. S t e i n.
Likerakurgeschichte. Anna Slemsen: Literarisch« Streifzüge durch die Entwicklung der europäischen Gesellschaft� Jena
1925, Thüringer Verlagsanstalt, 285 Seiten. Preis geb. 6 M. Der Name des Buches verkündet restlos dessen Absicht: indem Anna Siemsen die Literatur der verschiedenen Völler und Zeiten vom Beginn des Mittelalters an durchstreift, schlägt sie vor sich und dem Leser eine Seite nach der anderen aus dem großen Bilderbuch der Gesellschaft auf. Nicht„frei und leicht und aus dem Nichts ent- sprungen" steht das Kunstwerk vor ihr da, die rätselvolle Schöpfung eines ebenso rätselvollen genialen Einzelnen, sondern es mußte, um aufzukeimen, die Kräfte und Nöte seiner Zeit in sich aufnehmen, und an der Seele seines Schöpfers arbeiteten die Erfahrungen. Anschauungen und Lebensbedingungen der Klasse oder Kaste mit, welcher er entstammte. Die bürgerlichen Literarhistoriker sehen im allgemeinen nur den künstlerischen Oberbau, sie verfolgen die Be- Ziehungen, die sich in Geist und Formgebung von einem Werk, von einem Dichter zum anderen schlingen, den ökonomisch-sozialen Unter- bau, das Erdreich, in welches die Dichtung ihre tiefsten Wurzeln senkt und ohne das sie nie ausgehen, geschweige denn wachsen könnte. diesen Unterbau sehen sie nicht oder wollen ihn nicht sehen: „Denn." sagen sie mit schöner, von Mehring und Otto Bauer , von Lamprecht und Dehio unbeirrter Sicherheit,„nicht der Körper schafft sich den Geist, sondern der Geist den Körper." Als ob jemals eine schöne klingende Phrase die Beweiskraft von Tatsachen hätte widsr- legen könnenl Und solche Tatsachen eben führt uns Anna Siemsen in langem.
überzeugendem Zuge vor, aber auch mit jener weisen Zurückhaltung, wie sie dem Großen, Einmaligen gegenüber ziemt. Denn wenn auch der materialistisch orientierte Kunsthistoriker unerschütterlich fest mm....... Zu
WWWWW>W>>W j sehr schön oll) beredet werden kann, so hütet"er sich doch, es als lös- bares Rechenexempel zu betrachten, dessen Summanden er genau kennt und das er darum ohne weiteres zerlegen und wieder zu- sammenfetzen kann. Der Schöpfungsokt selbst, da» organische Inein- anderwachsen der objektiven und subjektiven Elemente bleibt ihm ein Geheimnis, an das zu rühren ihm nicht beifällt. Da» ungefähr sind die Grundsätze, nach welchen mir Anna Siemsen ihr Problem angepackt zu haben scheint. Bei der Aus- arbeitung aber schwebte ihr als Leitgedanke vor, die ans Licht gehobenen geschichtlichen Wahrheiten politisch- erzieherisch auszu- deuten, also nicht nur zu sagen:„So war es", sondern die Schicksale de» Gestern al» Mahnung und Warnung für heute und morgen zu verwerten. Es ist, taktvoll benützt, der rechte Weg, um politisch gerichtete Leser, wie es unsere Proletarier sind, für eine lebendige,
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iir Krankenwcilche Krankenwasche muß desinfiziert werden, Krankheitsübertragung durch Kleidung und Wäschestücke ist keine Seltenheit. Persd tötet schon in handwarmer Lauge jeden Krankheitskeim I