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Ichwung ftitifiert, ein Sprechchor der Betbenben, Hoffenden und Triumphierenden von Karl Danh, dem Verfasser des Beter Stoll. Karl 3ial schließlich versucht in seinem Gedicht der Jugend", die Chöre tanonisch sprechen zu lassen, also etwas mie.ein fontrapunttisches Kunstwert daraus zu machen. Wie weit dabei die Sprache noch verständlich bleibt, kann allerdings nur die Aufführung beweisen. Jedenfalls verdient jeder derartige Borstoß in Reuland Beachtung und Ermutigung. Hermann Hieber.

Erzählende Literatur.

John Erstine: Das Privatleben der schönen He. lena. Kurt Wolff   Berlag, München  . 322 G. Preis geb. 7,50 m. Stünde der alte Friedrich Theodor Vischer  , der Dichter des " Auch Einer", aus seinem Grabe auf, er hätte an dem famosen John Erskine   seine ehrliche Freude. Denn mit so souveräner Ironie sind Geschichte und geschichtlicher Roman seit den Tagen der Vischer­schen Pfahldorffatire nicht mehr gehandhabt worden, dieser Helena­Roman funtelt und brennt nur so non überlegenem Geiste. Im Mittelpunkt stehen wirklich und wahrhaftig Melenaos und Helena  , beider Tochter Hermione   und deren Gatte Orestes  , und von Agamem­ non   und Klytemnestra  , Achill  , Pyrrhus, Odysseus   und den anderen Helden Homers   ist auf jeder Seite die Rede. Sie alle als moderne, pon europäischer Tradition belastete Menschen regieren zu sehen und Sprechen zu hören, ist schon amüsant genug, meil dadurch unsere europäische Kultur in ihrer ganzen formalistischen. Mehrheit Bug um Bug bloßgestellt wird. Aber der tiefste iz der Dichtung liegt orft in der Umfehrung aller fittlichen Verzeichen, daß nämlich He lenas heilige Liebe zum Leben das Natürliche auch natürlich zu nehmen vermag und sie dadurch in den Köpfen eine ungeheure Ver­mirrung anrichtet. Melenaos, der gescheite Philifter, zappelt am Angelhafen ihrer Schönheit und ihres unbestechlich geraden Ver standes, die selbstsichere Hermione erweist im Gegensatz zur realistisch tatfachenfrommen. Mutter prinzipienfeste Selbstgerechtigkeit als die unleiblichste aller Tugenden. und der zynische Torhüter Eteoneus landet von der Tradition her bei der Lebensart Helenas, weil auch er Ding als Ding, Geschehenes als geschehen gelten läßt In den Ge­sprachen diefer Hauptpersonen wird eine bürgerliche Bertung nach der anderen, Menschenfagung um Menschensazung, Gefühl analysiert, bloßgestellt. Wie Galsworthys Forsyte Sage, fo bringt Ersfines Helena- Sage mit hoher Kunst zum Ausdrud, daß die repräsentative Kultur einer Menschheitsepoche zusamt allen ihren Einschätzungen sterbensreif ist.

Indem man lacht, lächelt und die erlesenen Lederbiffen des Geistes froh genießt, löst man sich von einer überholten Bindung nach ber anderen los und bekommt den Blid frei für die Liebe zum Leben": die unsentimental und untraditionell geschauten Tatsachen. Alfred Kleinberg.

Richard Friedenthal  : Marta Rebscheider. Bier Novellen. Infel- Verlag, Leipzig  . 225 Seiten

Bier Novellen eines jungen Erzählers von seltenem Einfühlungs­vermögen. Seiner Kunst gelingt es, abseitige und feltsam verknüpfte feelische Geschice so lebendig zu gestalten, daß mir von der ersten bis zur legten Seite im Banne des miterlebens stehen und die von ihm gewählten Gegenstände so wenig anstößig empfinden, wie die grausamen Schicksale der griechischen Tragödie. Die drei ersten Novellen verraten deutlich den Einfluß moderner Segualpsychologie auf das Schaffen des jungen Dichters, und jede dieser Novellen ist ein fleines, rundes Meisterstück. Die schönste und reiffte der Novellen ist wohl die dritte, Habalut", das Schicksal eines vor der herrschfüchtigen und gewalttätigen Liebe der Mutter zerbrochenen Sohnes, der, Deferteur, von ihr selbst den Militärbehörden aus­geliefert wird. Spielerisch und lebensfremd steht er selbst als De­jerteur außerhalb jeder durch Gesinnung oder Blutsbindung bedingten Gemeinschaft und läßt schließlich selbst ohne inneres Widerstreben fein Geschid von den starken Händen der Mutter zerbrechen. " Arcangeli", die zweite der Novellen hat den Tod, die Ermordung Windelmanns durch feinen Liebling zum Gegenstand; die erste der Repellen, Maria Rebscheider", endet mit dem Selbstmord der Titel­helbin, einer ihrem Bergewaltiger in feruelle Hörigkeit verfallenen Bauerntochter. Tötende Liebe ist der Inhalt dieser drei Novellen, und es bedurfte eines Dichters, um sie trotz des gewählten heifeln Gegenstandes so zu gestalten, daß wir jeden dieser Menschen wie einen verfchollenen und halbvergessenen Bruder grüßen können. Rose Ewalb.

Reisebeschreibungen.

Martin Borrmann  : Sunda. Eine Reise durch Sumatra. Mit 25 Bleistiftzeichnungen und Aquarellen von Siegfried Sebba. Frant furter Societäts- Druckerei G. m. b. H., Frankfurt   a. M. 1927. In tünstlerischem Ganzleinen. Preis 25 Mt.

Dieses Buch ist sehr bunt und voll Musik und durchwoben von einem seltsamen Duft, so wie Reisende schildern, daß man auf hoher See die Gewürzinseln riecht, bevor man sie zu Gesicht bekommt und beim ersten Atemzug eingehüllt ist in jene Atmosphäre, die den Menschen des Nordens immer wieder in abenteuerliche Fernen lenkt. Die Tropen sind schon so oft geschildert worden, daß man glaubt, es fönnte nichts. Neues mehr darüber gesagt werden. Soweit Tatsachen in Frage tommen, sagt Borrmann auch nichts Neues, aber wie er das jagt, was er zu sagen hat, ist das Geheimnis dieses Buches.

Zustände und Landschaften in den Tropen werden uns zumeist in Boreingenommenheit vorgeführt; der eine sieht nur durch die Brille des Romantikers, der andere bleibt nüchterner Wissenschaftler, der dritte erkennt in ihnen nur die Feindseligkeit und tötende Kraft der Wildnis. Borrmann bringt nichts mit als ein offenes Auge und ein offenes Herz, er erfühlt die Seele der Dinge um ihn und macht fie auch uns wahrnehmbar. Fluß und Dschungel und Berg und das. blaue Meer registriert er nicht, sondern er erlebt sie, Tiere werden ihm Mitwesen, nicht niedriger, sondern mur anders als er selbst, und wenn er von den Menschen spricht, von dem unbegreiflichen Mond­menschen, den Chinesen, von den sanften Malaien und den harten, gebirgsbewohnenden Batafern, von den wandelnden Leichnamen der Ausfähigen, von Fürsten   und von Tänzern, so tut er das nicht als Europäer mit überlegener Geste, nicht als Dichter aus himmel­blauen Höhen romantischer Unwirklichkeit, sondern ganz einfach als Mensch. Es muß wiederholt werden: Borrmann schwärmt nicht, er gibt Wirklichkeit, aber die Wirklichkeit ist gehüllt in ein unsicht bares Gewand, dessen nur zu ahnende Farbentöne und Faltenwürfe dem Eindrucksfähigen die letzten Feinheiten der Gestalt vermittelt. Angewidert von dem Patentpatriotismus jener Kreise in der Heimat, die immer noch nicht vergessen können, daß man von ihrer Halbgotts ähnlichkeit nichts mehr wissen will, sucht und findet er den Weg zu einem Nationalgefühl, das, fern von der Heimat, den Ansprüchen

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des zurüdgelassenen Batertandes und den billigen Forderungen der| mungen, Stupferstichen und plastischen Werten after und neuer übrigen Menschheit gerecht wird. Es läßt sich nicht umgehen, daß er Meister. auch über Kolonialpolitif( pricht. Vielleicht ist er etwas zu optimi stisch, wenn er denkt, daß Humanität und fapitalistische Kolonial­politif miteinander vereinbart. seien, aber hier flafft ein Weltan­schauungsunterschied, der wohl nie zu überbrücken sein wird.

Die Bleistiftzeichnungen und Aquarelle, die Sebba dem Buch beisteuerte, sind vorbildlich in der Reproduktion, sachlich da, wo es auf Sachlichkeit ankommt, und bisweilen von phantastischer Buntheit, in der die Wirklichkeit mit sicherer Hand eingefangen ist. Curi Biging.

Martin Johnson: Mit dem Rurbelfasten bei den Menschenfressern. Berlag F. A. Brodhaus, Leipzig  . 158 S. Mit dem Kurbellaften ging M. Johnson nach den Neuen Hebriden, weil es in den Urwäldern und Dschungeln dieser Insel­gruppe noch Menschenfresser gibt. Sein Ehrgeiz war es, diese Wilden auf einem Film mit nach England zu bringen. Es gelang ihm nach mancherlei Kreuz- und Querfahrten und Abenteuern, die er mit seiner fleinen Truppe bestand. Auch seine Frau nahm an diesen Fahrten teil. Daß sie mit dem Leben davon kamen, dankten fie mehrfach nur einem glücklichen Zufall. Denn es war sehr schwer, sich mit diesen primitiven Stämmen zu verständigen. Die von der infularen Lage ihrer Heimat begünstigte Inzucht hat manche Stämme der Südsee mit mancherlei Degenerationsmerkmalen gezeichnet, und ihre Wildheit und Grausamkeit scheint in manchen Punkten unter dem Lier zu stehen. Der große weiße Bruder", der sich dort in der Südsee auf Rofosnußplantagen festgesetzt hat, betrachtet die Ein­geborenen als billige Arbeitskräfte und Ausbeutungsobjekte, sofern er ihrer habhaft werten tann. Und so ist zwischen ihm und ihnen ewige Feindschaft gesetzt. Sie macht sich gelegentlich in Rebellionen Luft, die von den Weißen mit Straferpeditionen gerächt wird. Auch Jad London hat diese Primitiven in einigen Südsee romanen gezeichnet, aber das geschieht leider recht oberflächlich und manches von der Ueberheblichkeit des raffestolzen Amerikaners ift darin. Johnson sieht tiefer und sozialer. Er trägt es nicht gerade agitatorisch vor, aber immerhin läßt er tie Schuld erkennen, die meiße Profitfucht auch in diesem Teile eines unentwidelten Erd­ftriches auf sich geladen hat, und er begreift die Tierseele dieser Menschenfresseistämme aus den Bedingungen ihrer tropischen Wildnis. So ist aus dieser Filmegpedition ein ebenso lehrreiches wie abenteuerliches Buch entstanden. Zwei Dutzend gute Aufnahmen illuftrieren die Fahrt Robert Groegsch.

Kalender und Almanache.

Alle Jahre fehrt im Dezember die Hochflut der Kalenber wieder. Zumeist find es gute alte Bekannte, die sich bei unseren Befern schon eingebürgert haben, und es genügt hierbei ein kurzer Hinweis. In seiner Art unerreicht ist der Sozialdemokra tische Abreißfalender( Borwärts- Buchdruckerei, Berlin  , Preis 1 M.). Jeden Tag eine wichtige gewertschaftliche oder politische Tatsache oder ein Gedicht oder ein bedeutsames Zitat, jeden Tag ein Bild und interessante Gedenktage. Der Neue­Welt Kalender( Berlag Auerdruck, Hamburg  , Preis 0,80 Mt.), bringt diesmal außer guten Erzählungen von Jad London u. a. eine Erinnerung an Friz Ebert von Heinrich Schulz sowie eine gute Uebersicht über die Brandherde in der Weltpolitik mit vielen Illustrationen. Die bayrische Sozialdemokratie hat wieder ihren Armen Konrad herausgebracht, der u. a. Beiträge von Emil Fischer( Erinnerungen an Elsaß- Lothringen  ) August Gräf  ( Bei den Steinbauern im bayerischen Wald) und Geschichten und Ge dichte von Karl Bröger  , Otto Krille und Julius Berfaß aufweist. dichte von Karl Bröger  , Otto Krille und Julius 3erfaß aufweist. Erfreulicherweise sind auch die Kinder in diesem Kalender reichlich bedacht.

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Der Deutsche Landarbeiterverband verlegt einen Deutschen Landarbeiter Verband Kalender, der ganz der Aufklärung und Belehrung der Landarbeiter gewidmet ist. Er ver­einigt in glücklicher Weise propagandistisches, unterhaltendes und

praftisches Material.

Das Taschenbuch der Arbeit"( 3. 5. W. Diez Nachf., Berlin  , Breis 1 M.) hat in der glüdlisten Vereinigung von Schreib­talender und Adressensammlung längst die zusagende Form gefunden. In dem neuen Jahrgang gibt er Uebersichten über Politif, Wirtschaft, Technik und Kunst im neuen Jahrhundert. Der Kalender für die sozialistische Arbeiterjugend ( Arbeiterjugend- Berlag, Berlin  ), ist in seinem roten Einband ein chmudes Notizbuch mit Adressenangaben. Die Die Rote Welle"( Jungbrunnen, Wien  ), ist das österreichische Jahrbuch für Arbeiterkinder, das zudem allerlei historisches und aktuelles Material bietet.

Zum ersten Mal erscheint ,, Das Rinderland"( Berlag Borwärts- Buchdruckerei) mit farbigen Abbildungen in Kupfertief­brud, die von dieser neuen Technik das höchste erwarten lassen. Es ist, im übrigen, wie alle Jahre, ganz vom Standpunkt der Buben und Mädel aus geschrieben und entspricht doch allen fünstlerischen Anforderungen. Besonders gelungen sind die Kalenderumrahmungen Anforderungen. Besonders gelungen sind die Kalenderumrahmungen in Scherenschnitt.

Die Welt der Kleinen", den der Bildungsausschuß der Pfalz   als Zeitungsbeilage herausgibt und alle Jahre in Buch form fammelt( Berlag Gerisch u. Co., Ludwigshafen  , Preis 2,50 Mt.), steht bereits im vierten Jahrgang und wird sich sicher immer noch neue Freunde seiner guten Zusammenstellung und besonders auch der Kinderbeiträge wegen erwerben.

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Die Ernte an illustrierten Abreißkalendern ist für das nächste Jahr befonders reichhaltig. Es ist wirklich für all Interessen gesorgt. Neu ist der Berliner   Kalender"( Rembrandt- Berlag). Adolf Heilborn   hat ihn mit Unterstützung der Berliner   Kunst­deputation und des Märkischen Museums   zusammengestellt und deputation und des Märkischen Museums   zusammengestellt und bietet eine Fülle von. interessanten tulturhistorischen Beiträgen aus und über Berlin  .

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Für Technifer empfiehlt sich der Deutsche   Werftalen der( Berlag Carl Gerber, München  , Preis 2,50 Mt.), der aus der deutschen   Wirtschaft und Industrie anschauliches Material liefert, sowie Das Technische Jahr"( Died u. Co., Stutt gart, Preis 2,40 Mt.). das zu den Bildern aus Technik und In­dustrie auch noch furze Erläuterungen hinzufügt Auch der Deutsche Gartenbautalender" von L. Lesser( Rem brandt- Berlag, Zehlendorf  , Preis 2,50 Mt.), stellt sich wieder ein und gewährt außer den zum Teil farbigen Bildern vielerlei praf­tische Anregungen

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Eine eigenartige Neuerscheinung ist der von Adele Schreiber  im Hippokrates Berlag, Stuttgart  , herausgegebene Kalender Mutter und Kind.( Preis 2,80 Mt.) Borzügliche Ausstat tung und inhaltsreicher Text machen ihn zu einem unentbehrlichen Ratgeber für Mütter und Erzieher.

An alle die, die an eine Entwicklung unseres Volkes nach auf­wärts glauben, wendet sich ,, Das neue Deutschland"( Ber­lag Friede durch Recht, Wiesbaden  ), das in Wort und Bild die frei­heitlichen Traditionen etwa im Sinne der Paulskirche pflegen will. Auch die Naturfreunde stellen sich wieder ein mit ihrem Natur freunde Kalender, der rechte Lust zum Wandern bereitet und auch über die Heime und Unterkunftsstätten berichtet.

Ein alter Bekannter ist auch der Kosm os- Taschentas lender( Franchsche Verlagshandlung, Stuttgart  ). Die heran­wachsende Jugend, besonders des Mittelstandes, findet darin außer

etnem praktischen Anschreibebudh, mannigfache Belehrung, besonders in Naturwissenschaft und Technik.

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Verlagsalmanache, die über die neuen Bücher der Verleger berichten und durch gutgewählte Kostproben und Illustrationen auf vornehme Weise Propaganda machen, geben wie alle Jahre, auch diesmal wieder der Inselverlag, Leipzig  , S. Fischer, Leipzig  , und der Amalthea Berlag, Bien, heraus. Der Kart Berlin   Paul 3solnay. Wien   und Leipzig  , Paul List  , Reißner Verlag, Dresden  , begeht das Jubiläum von 50 Jahren Berlagstätigkeit, der Almanach Der Morgen" ist daher besonders stattlich ausgefallen. Das Jahrbuch des Rheinverlages, Basel  ,( ,, Die fünf Beltteile"), hat einen originellen Dichteralmanach Don Francis Jommes zur Einleitung.

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Wirtschaftsgeschichte.

R. H. D.

Heinrich Cunow  : Allgemeine wirtschaftsgeschichte Fine Uebersicht über die Wirtschaftsentwicklung von der primitiven Sammelwirtschaft bis zum Hochkapitalismus. 3weiter Band: Birt­schaftsformen der indischen Arier, der Italiker, Kelten und Ger manen. Verlag Diez  , Berlin  . 478 Seiten. Preis in Leinen gebunden 15 M.

Der zweite Band der großen Wirtschaftsgeschichte Cunoms schließt sich dem ersten nach Inhalt und Methode würdig an. Hier wie dort erstaunt man nicht nur über die Fülle des Materials, fon­bern mehr noch über die Meisterschaft, mit der dieser Stoff wissen schaftlich bewältigt wird. Sehr zuftatten tommt es dem Verfasser, daß er, wie der erste Band gezeigt hat, ein so gründlicher Kenner der heute noch in den verschiedensten Teilen der Erde lebenden Naturvölker ist. Denn dieser weltweite Ueberblick ermöglicht Ber­gleiche, durch die manches Dunkel, das über den Quellenschriften liegt, in oft überraschender Weise aufgehellt wird. Es tann daher nicht ausbleiben, daß Cunow auch in diesem Bande mit vielen unrichtigen Vorstellungen über den wirtschaftlichen Entwicklungsgang, aufräumt. und immer deutlicher hebt sich heraus, welch unendlich langen und mühseligen Weg die Menschheit im harten Kampf ums Dasein zurüd gelegt hat.

Haben wir im ersten Bande die Wirtschaft zahlreicher Natur­und Halbkulturvölker in Australien   und Oceanien, in Amerika  , Afrika  und Aften kennengelernt, so werden wir jetzt indem wir die Haupt­marshroute weiter perfolgen, in die wirtschaftliche und soziale Ent­widlung der wichtigsten Zweige des indogermanischen Bolles uns damit vor allem in das Berständnis der Geschichte Mittel- und West­ europas   eingeführt. Die indischen Arier, die Belarger, die alten Römer erstehen vor uns; wir bliden hinein in das Leben der alten irischen Kelten, begleiten die Bandalen und Goten, die Angelsachsen und Franken auf ihren Kriegs- und Eroberungszügen und erfahren, was sie an wirtschaftlichen und politischen Gebilden geschaffen haben. So gelangen wir über mehrere Jahrtausende hinweg bis in das Europa   des 11. und 12. Jahrhunderts, also, nahe an die Schwelle der Neuzeit heran.

Alle diese Völkerschaften waren bei ihrem Eintritt in die Ge­schichte über die primitivsten Stufen der wirtschaftlichen und gesell­schaftlichen Entwicklung schon längst hinausgewachsen. Sie verstanden den Boden zu bebauen und Haustiere zu züchten, fannten den Pflug und das Düngen. In sozialer Beziehung hatten sie den Entwicklungs­gang von der Einzelhorde zum straff gegliederten Stamm und zu Stammesbünden bereits zurückgelegt; es gab bei ihnen schon Haupt­linge und Unterhäuptlinge in verschiedenster Abstufung. Aber die Entwicklung stehi nicht still. Cunom zeigt, vor allem an dem Beispiel der Iren, Angelfachsen und Franken, wie zwar die Produftion für den Eigenbedarf innerhalb enger Schranken bis ins Mittelalter vorherrschend bleibt, wie aber doch Ackerbau und Viehzucht fort­schreiten; wie die Zahl der Gemeinwesen zunimmt; wie die großen Blutsverwandtschaftsverbände sich mehr und mehr differenzieren; wie das alte Gemeineigentum die mannigfaltigsten Formen annimmt ( Boltsland, Stammesland, Martenland, Sippenland, Familienland Ansäge zu Sonderligen). Und die Völker selbst geraten anein­ander. Infolge Eroberung und dauernder Unterjochung entstehen schließlich große politische Gebilde mit ſtarten Zentralgewalten, die über die Blutsverwandtschaftsgruppen hinausgewachsen sind. Inner­halb dieser Staaten finden wir dann die verschiedenartigsten politi­schen, wirtschaftlichen, sozialen Abhängigkeits- und Ausbeutungsver­hältnisse( Königtum, große und kleine, geistliche und weltliche Grund­herren, Freie, Halbfreie, Hörige, Leibeigene, Sklaven).

In den letzten Abschnitten schildert Cunow die städtische Entwid­lung im Frühmittelalter und die sich allerdings nur ganz allmählich anbahnende Waren- und Geldwirtschaft.

Spemanns illustrierte Abreißkalender, die sich durch ihre flaren Bilder auszeichnen, erscheinen auch diesmal wieder in flaren Bilder auszeichnen, erscheinen auch diesmal wieder in fünffacher Form als Literatur, Musik, Kunst, Wander- und Alpenkalender.( Berlag W. Spemann, Stuttgart  .) Der Deutsche Kalender", den die Reichs­zentrale für Verkehrswerbung bei Carl Gerber in München  erscheinen läßt( Preis 2,50 Mt.), gibt 122 Bilder von deutschen  Städten und Burgen, von deutschen   Landschaften vom Meer bis zum Hochgebirge. Speziell Kunstinteressen widmen sich Bards Museumstalender"( Berlag Julius Bard, Berlin  , Breis 3 M.) mit zum Teil farbigen Reproduktionen aus deutschen   und ausländischen Galerien, ferner ,, Kunst und Leben"( Berlag Friz Heyder, Zehlendorf  , Preis 3 Mt.), mit Originalzeichnungen von 54 bekannten Künstlern sowie der Dürer Kalen der", den Karl Maußner im Dürer- Verlag, Zehlendorf  , zun. Preis von 3 Mt. herausbringt, mit 110 Bildern nach Handzeichstraße 2( Laden), erhältlich.

Das Buch vermittelt eine Fülle von Wissen und regt auf den verschiedensten Gebieten zum Nachdenken an. Fachleute seien beson­ders auf die Kapitel über die irischen Kelten und die Angelsachsen aufmerksam gemacht. Hier wird wissenschaftliches Neuland er schlossen. Christian Döring.

Sämtliche hier angezeigten und besprochenen Bücher sind in der Buchhandlung 3. H. W. Die Nachf., Berlin   SW. 68, Linden.

DEM KENNER SCHENKT MAN

NUR Edel- Cigarette

Preußengola

PHANOMEN

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