Nr. 5

19. Mai 1929

Blick in die Bücherwelt

Justiz.

Sling Richter und Gerichtete. Berlag Ulstein, Berlin  . 881 Seiten. Preis 4,50 M.

Der Berichterstatter der Bossischen Zeitung", Sling, ist viel zu früh gestorben. Er fehlt in Moabit  , fehlt in den großen Prozessen, die sich bald hier, bald dort in Deutschland   abspielen, er war in Jeiner Art einzig und wird es voraussichtlich für lange Zeit bleiben. Dem Verlag Ullstein wird man für das Denkmal, das er diesem Mann durch die Sammlung seiner Gerichtsberichte gesetzt hat, Dank wissen.

Professor Radbruch   hat das Vorwort geschrieben, Robert Kemp­ ner   die Bearbeitung durchgeführt. Aus der Feder Slings selbst stammt eine furze Autobiographie: Wie ich Gerichtsberichterstatter wurde." Radbruchs Vorwort ist die stärkste Empfehlung für das Buch; die Bearbeitung Kempners, so fleißig sie auch sein mag, wird in der zweiten Auflage manches nachzuholen haben. Slings Selbst­biographie zeigt aber den Menschen, wie er wirklich in seinen Be­richten war: Er sagt von sich: Ich suche im Gerichtsjaal die see lischen Beweggründe der auftretenden Personen, der Angeklagten, der Zeugen. Ich kann es auch nicht unversucht lassen, in die Herzen des Staatsanwalts und des Richters zu blicken. Das aufgenommene Bild erzeugt in mir Trauer, Empörung, Furcht, Mitleid, Ver­achtung, Heiterteit, Spottlust, Liebe und Haß. Dann versuche ich, mein Gefühl nachzuschaffen, es dem Leser kenntlich zu machen." Und so find seine Berichte tatsächlich: nicht bloß Tatsachenbericht, sondern zugleich auch Charakteristit, Kritit, Impression selbst bei größter Schärfe immer noch menschlich. Es gibt darunter geradezu Perlen von Gerichtsglossen, Meisterstücke von Berichten als solchen; die Sammlung wird zum Spiegelbild der heutigen Rechtspflege, und Sling bekämpft die Auswüchse des Strafprozesses, die oft un­verständliche Anwendung des§ 51, die Emmingersche Mißgeburt, die er leider trotzdem immer wieder Schwurgericht" nennt, das Baragraphentum und in erster Linie die Meineidsseuche. Was aber Gling dem proletarischen Leser besonders wert macht, ist die Forde rung des gleichen Rechts ohne Ansehen der Person!

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Die Sammlung enthält aber auch ein Stück Kriminalgeschichte aus den letzten Jahren: alle großen Prozesse ziehen noch einmal am Leser vorüber, auch manche fleineren Prozesse, die viel Aufsehen erregt haben. Und da hätte man gewünscht, daß in manchen Fällen eine erläuternde Einleitung gegeben wäre( Fall Spruch); daß in anderen das Urteil beigefügt und in manchen großen Prozessen( Lei­ ferde  , Angerstein) die Berichte nicht zu kurz gefommen wären. Die Berichte vom Haarmann- und Machan- Prozeß fehlen gänzlich. Nichts aber ist so charakteristisch für Sling, wie der Mut, den er in seinem Bericht über den Kindermißhandlungsprozeß Kubsch bewiesen hat. Möge sein Nachlaß zahlreiche Leser finden. Sie alle werden seine Freunde werden.

Otto Krebs  : Straffälligen fürforge. Berlag des Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt, Berlin   SW 61, 73 S. 73 S. Preis 1,90 m. Immer größere Aufmerksamkeit widmet die Arbeiterwohlfahrt Dem Straffälligkeitsproblem; immer mehr sozialistische Jugend be= faßt sich praktisch mit der Straffälligenfürsorge. Kein Zufoll! Was der Rechtspflege und dem Strafvollzug, auch der Entlassenen fürsorge bis jest fehlte, war soziales Verständnis. Von welcher Seite follte diefes fommen, wenn nicht von sozialistischer? Es ist deshalb eine nicht hoch genug einzuschätzende Tat, daß der Haupt­ausschuß für Arbeiterwohlfahrt in der Schriftenreihe Das kleine Lehrbuch" den ersten Band dem Gesamtproblem der Straffälligenfürsorge gewidmet hat. Genoise Otto Krebs  , zur Zeit Direktor der Fürsorgeanstalt Lindenhof, ein Mann der Praxis, war zweifelsohne mehr als sonst jemand geeignet, die Gebiete: soziale Gerichtshilfe, Strafvollzug und Strafentlassenenfürsorge zu be= handeln.

Man wird ihm zustimmen, wenn er den Begriff soziale Gerichtshilfe", durch den andern: ,, soziale Rechtshilfe", erfest wissen will; desgleichen, wenn er sich entschieden gegen die Unterstellung der Gerichtshilfe unter die Leitung der Gerichte wendet. Man folgt mit Spannung feiner Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Strafvollzugs und gibt ihm in allem recht, was er über die Pragis des Erziehungsstrafvollzugs sagt: das Seelenleben des Gefangenen, die Erfassung seiner Gesamtpersönlichkeit ist für ihn das einzig Wichtige. Von diesem Gesichtspunkte aus unterzieht er auch den Entmurf eines Strafvollzugsgefeges vom 9. September 1927 einer treffenden Kritik. Als ehemaliger Leiter eines Zucht­des Entwurfes nicht ausreichend, und die Frage des Strafvollzuges hauses ist er befugt, flipp und klar zu erklären, daß die Pädagogit in erster Linie eine Frage der Beamtenausbildung ist. Das Pro­Elem der Strafentlaffenenfürsorge gipfelt bei ihm in zwei Aus­sprüchen. In dem Ausspruch des Strafentlassenen: Als ich aus der Anstalt entlassen wurde, fing die Strafe für mich erst richtig an" und im Ausspruch des ehemaligen Strafanstaltsdirektors Krohne: Der Gefangene muß nach seiner Entlassung einen Men­schen haben, den er kennt, dem er vertraut, an den er sich in Not und Verlegenheit um Rat und Hilfe wenden kann". Dieser Say, vor 40 Jahren gesprochen, ist felbft heute noch nicht in genügendem Maße in das Bewußtsein der Strafentlassenenfürsorge eingedrungen. Selbst in Berlin   nicht! Man wird dem Berfasser auch in seiner Forderung Recht geben, daß als Organ der Strafentiassenen­fürsorge allein die öffentliche Wohlfahrtspflege in Betracht kommt. Dem volkstümlichen Büchlein muß man den weitesten Leser freiz aus der Arbeiterschaft wünschen, damit diejenigen, die sich dazu berufen fühlen, auch tatkräftig an den Straffälligen mit­arbeiten. Leo Rosenthal  .

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Beilage des Vorwärts

Erzählungen, Romane, Novellen.

Robert Neumann  : Sintslut. Roman. Berlag J. Engelhorns| für andere anders wirkt, als er selbst zu sein glaubt. Und diese Nachfolger, Stuttgart   1929. 473 Seiten.

Nach zahlreichen Kriegsromanen der erste Roman der Inflation; der erste, der fein Einzelschicksal aus den Nachkriegsjahren erzählen, sondern Geist und Gesicht der Epoche darstellen will. Neumann ist so start beeinflußt von der Mode der Reportage, daß er Geist und Gesicht der Inflation nur in ihrer äußeren Er scheinung fieht; die Probleme der Inflation, die tieferen Zusammen hänge, wirtschaftliche und politische Ursachen und Wirkungen er­fennt er nicht flar, gestaltet er nicht. Er gibt darum kein Ge= mälde der Zeit, sondern nur eine Photographie; eine farbkräftige, plastische Photographie allerdings, die sichtbares Sein farbkräftige, plastische Photographie allerdings, die sichtbares Sein und sichtbare Wesenheit der Inflation wohl festzuhalten vermag. Der Roman beginnt noch vor dem Krieg, umreißt die Kindheits­schicksale der Menschen, die dann in den Wirbel der Inflation ge­rissen werden. Neumann versucht nun zu zeigen, wie das Menschen­zerstörungswert des Krieges sich in der Inflation fortsetzt, wie die Jagd nach dem Geld, Börsenschwindel, Schiebungen, Terrorbanden der Reaktion, Klassenjustiz mit anderen Mitteln das mörderische Wert der Kanonen und Bajonette weiterführen. Der Schluß des Buches flingt an den Schattendorfer Arbeitermord und die Greig nisse des 15. Juli 1927 in Wien   an.

Ist Sintflut" auch feine ausgeglichene, bedeutsame Dichtung, so ist sie doch der interessante Versuch eines begabten Autors, eine ganze Epoche im Roman einzufangen. Neumann ringt um die Prä­zision des sprachlichen Ausdrucks, ist von den Nachwirkungen des Er­pressionismus noch nicht frei, findet aber manche scharfe Formu lierung. Im Romantechnischen ist er nachlässiger; er hilft sich oft mit den billigsten Wendungen aus der Klemme. Was von dieser Reihe jagender Zeitphotographien am stärksten haften bleibt, sind die Börsenszenen; hier ist Gier und Tempo einer Zeit, Geldhunger und Strupellosigkeit der Inflation mit großer Kraft der dramatischen Friz Rosenfeld. Schilderung nachgebildet worden.

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Luigi Pirandello  : Einer, Reiner, Hunderttausend. Kurbeln. Aus den Tagebuchaufzeichnungen des Filmoperateurs Serafim Gubbio. Orell Füßli- Verlag, Zürich  . 280 und 240 Seiten. Preis je Band 3,60 M.

Diese beiden ersten Bände der von Hans Feist veranstalteten Gesamtwerken geben gleich einen eindringlichen Begriff von dem und ausgezeichnet übersetzten Gesamtausgabe von Pirandellos feltsamen, man fann wohl sagen einzigartigen Wesen und können diefes Italieners. Wer von ihm noch nichts fennt, glaube nicht, Romanlektüre im gewohnten Sinne finden und genießen zu können. Pirandellos philofophisch- psychologische Betrachtungsweise der Menschen, Dinge und Geschehnisse geht von einer so relativistischen Einstellung aus, daß alle scheinbare Wirklichkeit und Geschlossenheit sich in vielfältige Erscheinungen, Bilder und Spiegelungen auflöst. Wie der ewige Zweifel an aller Realität quält ihn mit gleich dä­monischer Stärke die Erkenntnis der Unmöglichkeit, daß der Mensch sich in seiner wahren Gestalt erkennt. Alfred Kerrs Geleitwort drückt dies präzis aus: daß keiner sich so sieht, wie die anderen uns sehen; daß man für andere nur der ist, den sie sehen; daß man für Viele Schein­sich selber der nicht ist, den man selber sieht gestalten stecken im selben Menschen; welche davon ist die eigene Gestalt?"

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Mit diesem Problem seht sich Pirandello   in Einer, Keiner, Hunderttausend" auseinander. Bitangelo Moscarda, im äußeren Dasein nichts als reicher Erbe eines Bantiers, tommt durch eine lächerliche Bemerkung seiner Frau plöglich darauf, daß er

Menschenaffen freilich, wie sie 1927 und 1928 aus Sumatra   in Amsterdam   antamen( 55 Stück in einem Jahre gefangen!), stimmt bei der geringen Lebensdauer dieser Tiere in der Gefangenschaft traurig. Auch der, dem das menschliche Auge und Antlig des Orang ein großes Erlebnis war, wird diese Massenperschleppung verhindert sehen wollen.- Tierfreund, nimm und erfreue dich!

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Prof. Hubert Wintler. Johannes V. Jensen: Verwandlung der Tiere.( Zur Plastik der Entwicklung.) Deutsch von Erwin Magnus. S. Fischer­Berlag, Berlin  . 270 S. Preis geheftet 6,50 m.

Ratten, Raubtiere. In der Betrachtung werden ihm die Tiere zu Johannes V. Jensen sieht die Umwelt an, Würmer, Käfer, einer Quelle der Bewunderung. Er geht zu ihnen, aber zu den Tieren gehen, heißt sich heimbegeben. Er führt uns in die Ur­heimat. Wir sehen die Tiere in ihren Urformen und erleben, mie das eine und das andere durch tätigeres Leben einer höheren Stufe zuwächst. Jensen zeigt uns die Ürform unserer eigenen Fähig­keiten und Instinkte. Wir fühlen, daß wir den blinden Teil der Seele" mit den Tieren gemein haben: ein elementarer Butanfall etwa stürzt sein Opfer durch alle Entwicklungsstufen und Stadien der Seele bis zur Geistesverbüfterung der niedrigsten Urwesen. Schließ Seele bis zur Geistesverdüsterung der niedrigsten Urwesen. Schließ­lich sehen wir ein, daß dies alles Vergangenheit ist, daß das ewige Schicksal alles Seienden Wachstum, Werden, Berwandlung- bedroht ist durch das Höchst- Gewordene, den Menschen, der die freie Entfaltung der Tiere bedroht.

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Man lieft sich schwer hinein in das Buch, das einen zu über­raschenden Ein- und Ausblicken führt. Jensen hat die wissenschaft lichen Erkenntnisse der Entwicklungslehre in eine, wie er selbst sagt, fast mythische Form gebracht. Bieles   wird dadurch menschlich be­ziehungsreicher, als es der auf Laien spröde wirkende egatte Stoff ist. Dem Wissenschaftler wird die umfassende Sicht des Dichters Paul Eipper  : Tiere sehen dich an. Berlag Dietrich Rei Sensen und seine eigenartige philosophische Naturbetrachtung vielleicht Wegbereiter neuer Resultate sein.

Naturkunde.

mer, Berlin   1928. 165 Seiten und 32 Bildnisstudien nach Original­aufnahmen von Hedda Walther  . Preis geb. 8,50 m.

Der Berfaffer stellt feine müßigen philosophischen Betrachtungen darüber an, ob die Lebewesen Mechanismen seien oder denkende und frei wollende Geschöpfe. Er schildert nur, schildert das Aeußere, Form und Farbe, die Berhaltungsweise der Tiere; schildert mit so einfachen, feinen, bezeichnenden Worten und Säßen, wie es nur einer fann, der in der Nähe von Tieren Glück und Befriedigung empfindet", dem es nicht langweilig wird, jeden Tag in den 300­logischen Garten zu gehen. Wer das Tier nicht sehen will als Ab­flatsch des Menschen( wie z. B. bei Annie Francé- harrar  , Tier und Liebe), sondern als eigene Größe mit Anspruch auf höchste Geltung und Ausschließlichteit", der leje Eippers Buch. Das Spiel, dem sich der Verfasser mit jungen Drangs, mit einem Nachtäffchen, einem zahmen Gepard hingibt, zeugt von einer einfachen, großen Seele. Den rotbraunen Menschenaffen aus den malanischen Wäldern scheint er besonders zu lieben. Der Gefang dieses Menschenaffen ist ihm die stärkste Erschütterung, die er bei Tieren erlebt hat: Der Song der Urmelt, Donnersprache der Natur." 3pei Schiffe voll dieser

Gerda Weyl.

Prof. Dr. M. H. Baege: Naturgeschichte des Traumes. Berlag Heffe u. Becker, Leipzig  . 1928. 160 Seiten.

Deutlich zeigt uns der Titel des Buches, worauf es dem Ver­faffer ankommt: Der Traum, feit grauer Vorzeit Anlaß zu tief finnigen Spekulationen jeglicher Färbung, das wichtigſte Element animistischer Weltanschaung", soll hier bewußt aller metaphysischen Hintergründe und aller Phantastik entkleidet und mit rein natur­wissenschaftlichen Methoden, mit dem Rüstzeug moderner Es Physiologie und experimenteller Psychologie erklärt werden. wird der 3med verfolgt, an dem für die geistige Entwicklung der Menschheit so bedeutsamen Traumproblem, das bis vor furzem Spiritisten, Ottultiften und Dunfelmännern aller Art als ureigenste und alleinige Domäne gegolten hat, zu zeigen, daß hier keinerlei Grund zur Annahme über- oder außermeltlicher Faktoren liegt. Der Verfasser macht den Versuch, den Traum als ein höchst ein faches, den Schlaf begleitendes Phänomen zu erklären, das faft durchweg durd) gewiffe Allgemeinempfindungen oder durch bestimmte Sinnesempfindungen hervorgerufen wird. Mit Recht wird die große

Entdeckung wird ihm zum Anlaß einer Selbstzergliederung und einer Suche nach seinen Spiegelungen in den Augen anderer, so daß er beinahe in den Bereich des Wahnsinns hinübergleitet. Aber da rührt man an etwas Göttliches in seiner Brust: als er sich bewußt wird, daß er im Volksmund als Wucherer gilt, gehen alle anderen Scheingestalten in einem großen Erwachen unter; er opfert sich und seine ganze Habe der leidenden Menschheit.

Das zweite Buch ,, Kurbeln" ist mehr von jenem Zweifel an der Wirklichkeit beherrscht. Während im ersten ein Mensch sich selbst darstellt, spaltet und spiegelt, ist es hier ein objektiver Be­trachter, der kurbelnde Filmoperateur, vor dessen Augen und Geist fich, eng in das Filmleben verwoben, ein Leidenschaftsdrama voll intensivster Spannungen abspielt. Den Mittelpunkt bildet eine Frau, deren unheimlich schicksalhafte Macht den Männern, die unter ihren Bann geraten, Berzweiflung und Vernichtung bringt; zuletzt auch ihr selbst, als sie bei einer Filmaufnahme von dem Helden, der einen Tiger erlegen sollte, niedergeschossen wird. Und Serafim Gubbio, der Operateur, turbelt das schaurige Geschehen bis zuletzt ab, auch wie der Held von dem Tiger zerfleischt wird- und verliert Richard Goßmann. dabei die Sprache.

Die Langerudkinder im Winter.  ( 197 S.) Berlag Albert Marie Hamjun: Die Langerudkinder.( 225 G.) Langen, München  .

Eine Mutter hat diese Bücher geschrieben, besser: eine Frau erzählt von Kindern, Tieren und vielen fleinen Begebenheiten,, fie erzählt und wir müssen oft dazu lächeln. Aber sie bemerkt uns gar nicht, auch wenn wir lachen müssen, denn wie sie ganz einfach erzählt, find wir alle innerlich vollauf beschäftigt, genau so Der wie die Langerudkinder selbst und alle, die mit ihnen leben. achtjährige Einar besonders, der Einfallsreiche, der keinen Augen­blick Zeit" hat, der alle Dinge belebt und sich nußbar macht und in dessen Kopf es wohl so aussieht, wie in der vollgestopften Hosen­tasche eines richtigen fleinen Jungen, wenn da überhaupt einer hineinschauen darf. Dla aber, der zwei Jahre ältere," war jo gern allein", denn er wußte schon manches und hatte viele Gedanken"; auf dem Dach des Schweinestalls fizt er oft und alle die Moose und vertrockneten Grasbüschel auf dem alten Dach beseelen sich in seiner Phantasie. Beim Handel, denn beide Brüder sind große Händler, ist Ola tüchtig und weitblickend, wohl auch mehr über­legend als Einar, der diese Eigenschaften durch andere Fähigkeiten ausgleicht. Eigentlich muß Ola den Einar doch manchmal be= wundern, aber darum auch ihm manchen Streich spielen. Es ist nicht leicht, immer zu lieben, wenn man gerade wieder mal staunen muß, wie der Jüngere mit seinen schnellen Jungenhänden zuge­Und da ist Ingerid, griffen hat, die sich immer zu helfen wissen. jünger als Einar, die die fleinere Martha beim Spielen belehrt, daß sie noch nicht Frau" sein kann. Und kleine Kinder friegen und alles!" Das kannst du auch nicht!"" Doch, das tann ich g'rade!" Martha, die kleine spitze Zunge, versteht es aber schon, sich zu behaupten:" Ja, dann fang' an und tu es, damit ich es sehen kann!"

Mittelpunkt des ständig in Anspruch genommenen Lebens der Langerudleute bilden für Kinder und Erwachsene die Tiere, mit Svarta, der kühnen Kuh, und Svartkonsta, der erfindungsreichen Ziege an der Spize. Alles in allem ein wunderschönes Buch, das die steifgewordenen Lebensgeister mit seiner Heiterkeit une Anna Kantorowicz. Frische löst.

Zahl der vom Verdauungsapparat ausgehenden Träume, der soge­nannten ,, Magenträume", hervorgehoben. deren frühzeitige Beob­achtung die Volksmeinung zu der falschen Ansicht geführt hat ,,, alle Träume kämen aus dem Magen". Als bedeutsam für die Traum­gestaltung werden ferner jene vom Blutkreislauf zum Gehirn ge= langenden Allgemeinempfindungen erwähnt, jener. Blutandrang, der die bekannten Traumerlebnisse non allerlei Verworrenheit, von einem Gedränge oder einem Gebäude mit vielen Gängen und Räumen steilen Berg heraufklettern, das Prickeln der eingeschlafenen Hand hervorruft. Ermüdungsempfindungen lassen uns im Traum einen läßt etwa den Träumenden als Magnetiseur auftreten, Gleichgewichts­Schlafes lassen uns im Traum über Abgründe schweben, lebens­störungen durch eine ungewohnte oder unsichere Lage während des gefährliche Zirkuskunststücke vollbringen oder ähnliches mehr.

Verbreiteter noch als diese durch Körperempfindungen hervor= gerufenen Träume sind die Sinnesreizträume, die sich sogar, mie der Psychologe M. Bold an einer großen Reihe von Beispielen ge= zeigt hat, experimentell hervorrufen lassen. An Körperempfindungen oder Sinnesreize, so meint Baege, heften sich dann Tageserlebnisse assoziativ", d. h. durch Vorstellungsverknüpfungen, an und erzeugen so das Traumbild. Diese Erklärung ist vollkommen richtig, nur reicht äußeren Anlaß eines Traumerlebnisses. Warum aber von den sie nicht aus, erklärt sie doch nur eine Seite, gewissermaßen den tausendfältigen Assoziationen gerade eine ganz bestimmte ausgesucht wird, dafür bleibt diese Traumtheorie die Erklärung schuldig. Dieser Erklärung tommt Baege nahe, wenn er an anderer Stelle einräumt: Man träumt besonders das, was man im geheimen fürchtet oder Solche Befürchtungen oder Wünsche, Affekte und befürchtet." Willerisregungen sind die eigentlichen Triebfedern, die unsere Traum­welt regieren. Nicht einem Schneegestöber gleich fommen und gehen die menschlichen Träume; sie sind vielmehr Phänomene, die mit Wichtige, unserem übrigen Seelenleben finnvoll zusammenhängen uns zur Zeit beherrschende Affekte sind es, die unseren Träumen die Richtung weisen.

,, Die Naturgeschichte des Traumes" ist in unserem offultismus­freudigen, mystische und verworrene Erklärungen liebenden Zeit­alter, eine wohltuende Lektüre; wer aber tiefer in die Problematik und die Welt der Traumphänomene herabsteigen will, der nehme als Ergänzung die psychoanalytische Traumdeutung" Sigmund Freunds zur Hand, der das Problem von einer ganz anderen Seite her anpact. Dr. Lily Herzberg.

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Länder: und Bölkerkunde.

Dr. Ludwig Kohl: Leben, Liebe, Träume in einem Ein Erinnerungsbuch. Verlag Strecker Südjeeparadies. u. Schröder, Stuttgart  , 1927. 163 Seiten.

Dies ist ein Buch der Sehnsucht eines Kulturmüden nach der Natürlichkeit einer gering entwickelten Gesellschaft, die fast ohne Klaffengegenfäße ist. Es ist aber zugleich ein Kolonialbuch, weil es von einem Kolonialbeamten während des Weltkrieges geschrieben

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