Nr. 4

16. April 1930

Blick in die Bücherwelt

Bolf und Reich der Deutschen  ."

Versuch einer Auseinandersetzung ohne Marrismus.

Unter diesem Titel hat Professor Harms- Kiel ein mächtiges Sammelwert herausgegeben. Es sind in drei Bänden gegen 1700 Druckseiten. Die Beiträge stammen von 60 Mitarbeitern. Es ist die Wiedergabe von Vorträgen, die im Herbst 1928 in Bad Reichen­hell von der Vereinigung für Staatswissenschaftliche Fortbildung" veranstaltet worden sind.

Die drei Bände umfassen ein riesiges Gebiet: Geschichte, Poli­tif, Wirtschaft und Geistesleben Deutschlands  , dazu die gesamten weltpolitischen Probleme, in ihrer Bedeutung für Deutschland   ge­schen. Es ist hier ein ausgezeichnetes Nachschlagewert zustande gekommen, das eine Unmasse von Tatsachen bietet. Im zweiten Band werden die wichtigsten politischen Parteien und Ver­bände Deutschlands  , je von einem ihrer Anhänger, geschildert. Hier kommen infolgedessen auch einige Sozialisten zu Wort: Otto Hör­fing schreibt über das Reichsbanner", und der verstorbene Reichs­tagsabgeordnete Alwin Sänger   über Sozialismus". Hier äußert sich auch ein Kommunist, der kürzlich verstorbene Abgeord­ncte Ernst Meyer  , über den Kommunismus. Sonst sind jämt liche Beiträge, vor allem auch die allgemein- wissenschaftlichen bis auf eine Ausnahme von bürgerlichen Autoren: eine Ausschal tung der marristischen Forschung, wie sie ja in Deutschland   nicht ganz selten zu finden ist!

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Um so größer ist die Versuchung, diese drei Bände nicht nur auf ihren Tatsachengehalt zu prüfen, für den schon Mitarbeiter wie Hermann Onden und Werner Sombart   bürgen, sondern sie als Ganzes zu kritisieren. Was lehren uns die drei Bände über den Geist der heutigen deutschen bürgerlichen Wissenschaft? Er staunlich ist wieder der Mangel an einer klaren, einheitlichen Philo­jophie und Gesellschaftsauffassung. Man kann die Marristen fern­helten, aber man kann ihnen nichts Ernsthaftes entgegensezen. Als Surrogat für die fehlende positive Weltanschauung muß die ,, Geo. politit" dienen, über die programmatisch an der Spitze des drit ten Bandes ihr wichtigster Wortführer, Professor Haushofer München, spricht. Diese heute so moderne Lehre von der geo= graphischen Bedingtheit der Politik und Geschichte bringt scheinbar in die zufälligen Einzelbeobachtungen ein höheres Prinzip hinein. Man kann die geopolitische der materialistischen Geschichtsauffas jung entgegenstellen. Haushofer nennt als Biel  " der Geopolitik: Die Erhaltung, die gerechtere und bessere Verteilung des Lebens­raumes und der Macht über ihn auf der Erde, eine gerechtere Ver­teilung nach der Leistungsfähigkeit und Volkszahl!" Wie das praf­tisch gemeint ist, zeigt Haushofer auf Seite 9, wo er sich rühmt, einmal einer Versammlung von 1000 Arbeitern, darunter 700,, jehr radikalen"(!), den Raumbetrug des fremden Im perialismus am deutschen   Arbeiter" targemacht zu haben. Die Geopolitik hat selbstverständlich ihren wichtigen Kern. Kein Marrist wird die objektive Bedeutung von Raum und Land leugnen. Aber die einseitige leberipigung der geo­politischen Formel, unter Vernachlässigung der gesellschaftlichen Ver­hältnisse, führt zu einer nationalistischen Romantit. Diefe Romantik ist scheinbar außenpolitisch orientiert, in Wirklichkeit, wenn auch vielfach ihren Trägern unbewußt, verfolgt sie innerpolitische

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Zwecke.

,, Geopolitische  " Gedankengänge finden sich in einer Reihe von Beiträgen wieder, so im ersten Band in dem Aufsatz von Professor Nadler Königsberg über Das geistige Eigenleben der deutschen  Stämme". Da wird versucht, die deutschen   Geistesgrößen auf die cinzelnen Stämme zu verteilen und so zu erklären. Wieder wird bier ein Körnchen Wahrheit maßios übertrieben: wen interessiert es ernstlich, daß Hegel ein Allemanne  " oder Mommsen ein Sachse" war? Einen typischen Fehler aus ähnlichem Gedankenkreis begeht Archivrat Oswald in seinem Beitrag über den Niederländischen Kulturtreis"( 3. Band), da werden die Verhältnisse im heutigen Belgien   so geschildert, daß der unkundige Leser an dem bevor­stehenden Ausbruch einer flämischen Revolution glauben muß!

Besonders wertvoll find an Einzelbeiträgen: Profeſſor Rörig Kiel( der ausgezeichnete Erforscher der Hanja) über Staatenbil dung auf deutschem Boden, Hermann Oncker über deutsche  Außenpolitik 1871-1914, Sombart   über den deutschen   Kapi talismus, Schücking über den Völkerbund und vor allem Pro­fessor Julius Hirsch   über die Wirtschaft Ameritas. Dagegen erschöpft sich der Aufsatz von Minister a. D. Schiffer über die Revolution von 1918 in Allgemeinheiten und bietet fachlich nichts Wesentliches. Artur Rosenberg  .

Romane..

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Norah C. James: Ins Schleudern geraten. Roman. Dom- Verlag, Berlin  . Die Worte des Geliebten der ihr joeben den Abschied gab noch im Ohr, sizt ein Mädchen, Paula, am Cafétisch einem unbekannten Mann, einem Architeften, gegenüber, der aus ähnlichen Gründen wie sie er hat seine Frau mit einem anderen gesehen das Ende will. Paula und er beschließen den gemeinsamen Tod. Eine Nacht, einen Tag und noch eine Nacht gehen die beiden miteinander in dieser seltsamen Bundesgenossen schaft gegen das Leben. Die Atmosphäre von London  , Großstadt dunst, von Decadence, Boheme und dazu die Lust von England nebeln um das Geschehen. Der Frau gelingt es, den Mann zu überzeugen, daß er das Ende durchaus nicht nötig babe wie sie: Er ist gesund; sie aber frank und entnervt. Es gelingt ihr, den Mann zu überzeugen: sie geht allein in den Tod.

Ludwig Wolff  : Smarra. Roman, Verlag Ullstein, Berlin  . Die Geschichte fängt jo zufällig an, daß niemand es ihr übel nimmt, wenn sie noch zufälliger weitergeht. Das schließt aber nicht aus, daß sie wizzig, flug, stellenweise tief, in der Zeichnung der Gestalten menschlich, edt und sogar ergreifend sein kann. Ein italienischer Emigrant, Soranzo, der sich seinen Sohn, die Hoffnung feines ( übrigens polisch sehr interessierten) Lebens erhalten will; ein Berliner   Journalist, der Geliebte Frau Soranzos, der sich aus menschlichem und beruflichem Anstand auf die Seite des Mannes ſtellt, um dann, gleichsam zur tragischen Buße, von der halb zu fälligen Kugel aus ihrer Pistole zu sterben.

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Joseph Kessel  : Belladonna. Roman. Piper   u. Co., München  . Auch hier geht eine Frau auf dem Wege, der zum jo will es der Autor Abgrund führt. Die Schuld trägt ein sexuelles Kindheitserlebnis. Als Roman sieht sich das Ganze reizerisch an. Die junge Madame Severine lebt gleichzeitig ein Leben neben ihrem geliebten Mann, einem Arzte, und ein anderes Leben, unter dem Namen Belladonna, in einem Bariser Freuden

Historische Belletristik.

Zur neuesten Erzählungsliteratur.

Beilage des Vorwärts

Die Politisierung des gesamteuropäischen Denkens, die, Mann nicht einfügen. Da werden Debatten, Selbstanalysen und zeitgeschichtliche Themen aller Art zu einem dankbaren literarischen grundsätzliche Erörterungen allzu leicht Deflamationen, da biegt das Stoff gemacht hat, rückt auch die geschichtliche Vergangenheit in den grausam- klare Verhältnis zu Elise Lensing   immer wieder ins Vordergrund des Interesses, denn die Konflikte und Lösungsmethoden| Sentimental- Unbestimmte um, verliert die biedere Amalie Schoppe  von einst sind sehr wohl imstande, unser Heute zu erhellen und dem viel von dem qualvollen Druck und der Münchnerin Josepha wächst erlebnishaften Verstehen näherzubringen. Daneben darf man frei-|( wie dem Hündchen Hans) aus Romangründen allzu großes Ge­lich einen anderen, weniger erfreulichen Antrieb zu historisierenden wicht zu. Dichtungen und Darstellungen nicht übersehen: den Wunsch, koste es, was es wolle, zu popularisieren und literarische Stoffe unter allen Umständen mundgerecht zu machen.

So sieht und zeichnet Emil Ludwigs Lincoln  "( Berlin  , Ernst Rowohlt  , 588 S., 12 M., Leinenband 16 M.) an dem großen Staatsmann nur den Menschen, und gewiß vermag uns die unend­liche Fülle von Strichen und Strichelchen, von Erlebnissen, Briefen, Aussprüchen und belegten oder vermuteten Gedanken den Farmer john, Holzfäller und Advokaten, den Senator und Präsidenten in seiner Primitivität und humorvollen Weisheit, seiner Güte und Kraft sehr anschaulich näherzubringen. Aber ebenso gewiß geht in dieser Unsumme des anekdotischen Details, der ins Private gerückten Unternehmungen und Geschichten die große Geschichte unter, verengt sich der wirtschaftlich- soziale Konflikt der Nord- und Südstaaten, ein Gegensatz von Weltausmaß, zu einer höchst persönlichen Angelegen­heit Lincolns. Einen Wilhelm II.   durfte Ludwig als Privatmann schildern, weil der aus dieser Sphäre nicht herauskam und gerade dadurch alles Unheil anrichtete, auf Lincoln das gleiche Verfahren anwenden heißt, die Ebene seines Wesens und Wirkens verkennen. Man stelle, um das ganz klar zu sehen, neben Ludwigs Buch die ,, Kleopatra  " von Oskar von Wertheimer  ( Wien  , Amalthea­verlag, 410 S. geh. 10 M., Leinenband 13,50 M.), man vergleiche mit dem Versuche dort, Gespräche, Gedankengänge und Ereignisse zu rekonstruieren, das ernsthafte wissenschaftliche Unternehmen hier, aus der Tradition Aegyptens   und der Ptolomäer die verruchte Größe der Königin abzuleiten und sie zu den Problemen und Trägern des römischen Imperiums zu kontrastieren. Nicht das Individuelle herrscht hier vor, sondern( wenn auch ohne geschichts­materialistische Untermauerung) das Allgemeine, so daß Kleopatra  und ihre Mitspieler auf vielen Seiten ganz zurücktreten; aber wir werden doch um sorgsam ausgeführte Porträts wie jene von Cäsar, Antonius und Octavianus   bereichert, und einzelne Vorgänge wie Kleopatras erste Begegnung mit Cäsar und Antonius und ihr ver­zweifeltes Ringen mit Auguftus prägen sich unverwischbar ein.

So angepackt läßt man sich geschichtliche Persönlichkeitsstudien gern gefallen, auch im Roman, Beweis dessen Tynjanows Wil helm Küchelbeder, Dichter und Rebell".( Berlin  , Kiepen­heuer, 527 S., geb. 8 M.) Es ist bloß das Lebensbild eines zum Unglück geborenen, weil ungeschickten, verschrobenen und hemmungs­losen Menschen, aber auch der Zauber ist mit eingefangen, der um diesen Seltsamen wob und der ihm Mutter und Geschwister, be deutende Gefährten wie Puschkin und Gribojedom und die Männer des Staates bis hinauf zum 3aren in Treue, Liebe oder Haß fest verband. Eingefangen sind das Gesellschafts- und Literaturtreiben, das Bildungsfieber, die Heeres- und Beamtenforruption des Ruß land von 1825, der Dekabristenaufstand, der Spitzelapparat, die Gefängnismartern und die weiten Steppen Sibiriens  , die sich um den gealterten, in grauer Ehe zermürbten Küchelbeck und seine aus zart- tronischen Schicksalsgenossen seelenausdörrend schlossen Pastellbildern voll Stimmung und Schlichtheit baut sich vor uns das Schicksal eines Menschen und( bis zu einem gewissen Grade wenigstens) das Schicksal eines ganzen Volkes.

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Dem Deutschen   Jwan Heilbat mag Aehnliches vorgeschwebt haben, als er sich in dem Roman ,, Kampf um Freiheit" ( Berlin  , Deutsche Buchgemeinschaft  , 383 S., in Sid. f. Mitgl. 3 M.) Hebbel   zum Vorwurf nahm, aber Hebbel   und stimmunghaft- lyrische Behandlung taugen nicht für einander, in eine Kunst der Bilder und Bildchen kann sich der grüblerisch- herbe, verschloffen- ego zentrische

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Immerhin, die Sauberkeit der Absichten und Ausführung steht bei Heilbut außer Zweifel Cäsar von Simays Loyola- Roman ,, Kampf der Seligen"( München  , Georg Müller, 463 S., Leinenband 9 M.) kennt mur einen Gott: die Sensation. Diesem hehren Ziel zu Ehren muß der sterbende Loyola 463 Seiten hin­durch, wobei er sich nur manchmal durch Stöhnen und einen Schluck Orangenwasser oder Milch unterbricht, seinem vertrauten Sekretär Baruch, alias Pater Polanco, erzählen, wie die Treulosigkeit der schönen Venezianerin Bianca da Rosa seine geistige Einkehr be= wirkte und wie dieselbe Bianca elf Jahre später ihn und seine ganze Freundinnenrunde höllisch aufrührt; deshalb wird philosophiert, ge schwäßig belehrt und das Ich bespiegelt, werden Michelangelo   und Rabelais   von einem kaum noch Atmenden zu langen Dialogen be­müht, finden sich Grausamkeit, Erotik und Frömmigkeit zu unleid= furz ein modern aufgeputzter, ins licher Mischung zusammen Pathalogische gesteigerter Professorenroman".

Um den ,, Revolutionsroman" Die Amazone" von Hans Flesch  ( Berlin  , Propyläenverlag, 296 S., Leinenband 6 M.) steht es nicht viel besser. Er ist bloß gescheiter und feiner gemacht, die Heldin Anne- Josèphe, die vom Hirtenmädchen beinahe zu einer Gräfin Spinster- Core und ganz zur großen Liebhaberin emporsteigt, ist mit den Umirieben der Orleanisten, mit dem Herzog Egalité, mit Versailles  - Zug und Bastillensturm und vielen Heroengestalten der Revolution sehr geschickt verbunden. Aber das alles ist doch nur Dekoration, wie die scheinbar eigenwillige, furzatmig- abgerissene Sprache nur Attrappe ist, im Hintergrund lauert der pikant aufge­würzte Abenteurerroman der Leihbibliotheken.

oberer" von Richard Friedenthal  ( Leipzig  . Infelverlag, 470 S., Ein Gegenbeispiel aus der Welt der Kunst, etwa ,, Der Er= Leinenband 8,50 m.), macht das sofort deutlich, denn es enthüllt das ganze aufgeregte Getue der Sprache, der Charakteristik und Handlungseffekte als leeres Flitterwerk. Hier umgekehrt läßt ein wahrer Könner einen Stoff, der von Grauen und furchtbar­gewaltigem Geschehen zu bersten scheint, die Eroberung Merikos durch Cortez, schlicht und wuchtig durch sich selber wirken: den Zu­sammenprall zweier Kulturen und von Menschen, die ewig ancin­ander vorüberreden; das Beieinander von Zartestem und Grau­samstem in den Azteken; die Goldgier und Seelenroheit der Spanier, Montezimas janite Demut vor den weißen Göttern" und die innere Ausgebranntheit aller nach so übermenschlichem Erleben.

Anspruchslcjer im Vorwurf, aber gleich ernst und verant

im

wortungsbewußt gestaltet ist Miguel de Unamunos Roman aus dem spanischen Karlistenaufstand von 1870: Frieden i Krieg"( Berlin  , Volksverband der Bücherfreunde, Halbleinenband für Mitglieder). Er erzählt uns nur von namenlosen Bewohnern der bastischen Bergstadt Bilbao  , einem Konditor, einem Kaufmann,

einem Pfarrer und deren Freunden, aber in. ihrem und dem Schick­sal ihrer Kinder stehen spanischer Klerikalismus und Liberalismus, Butsche und Kampfhandlungen, Opfermut, Fanatismus und blinde Sinnlosigkeit auf, der Mann, um den in Hingabe oder Feindschaft alles kreist, der Prätendent Carlos, zeigt sich in seiner ganzen Hohl­heit, und das Leben beweist sein ewiges Wunder: dahinzufließen, Wunden vernarben zu lassen und immer wieder in tausend neuen Farben zu blühen. Ein Kleinstadtidyll bloß, bedeutsam abgehoben von einem mit Zolaschen Mitteln gezeichneten Kriegshintergrund, aber man kann aus ihm die eigentlichen Aufgaben des historischen Romans ablesen: politisch sehend zu machen, den Mechanismus des Geschichtsgeschehens aufzudecken und Menschen zu geben, nicht historisch tostümierte Puppen.

Dr. Alfred Kleinberg.

haus. Das gibt Komplikationen und am Ende dramatische Konflikte., dem besten und leidenschaftlichsten Kenner der Materie, vor Einzelnes ist wahr und richtig, aber allzu traß dargestellt. Der Siegfried Giedion  , und heißt ,, Befreites Wohnen"; es gehört Schluß ist verbogen. in die Serie der Schaubühne", in denen der Züricher   Verlag Orell Füßli eine bunte Reihe anregender Dinge aus aller Welt, von Wissenswertem und Kulturellem herausgibt.

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Ernest Hemingway  : Männer. Novellen. Ernst Rowohlt Verlag, Berlin  . Männer Stierfämpfer, Sportsmenschen, Lieb­haber man entsinnt sich nicht, den Mann so sachlich, un­pathetisch und klar dargestellt gesehen zu haben wie in diesen Novellen. Sie sind voller Empfindung, diese Männer, nur hüten sie sich, daß Empfindung und Gefühl je beherrschend werden. Sie lassen nichts von ihrem Innern verlaufen. Die ausgezeichnete ueber­tragung ins Deutsche stammt von Annemarie Horschizz.

R. H. Bartsch: Der Falke vom Mons Regius. Verlag Deutsche Buchgemeinschaft, Berlin  . Die Landschaft Krain  , ein Grenzgebiet zwischen Nord- und Südland, ist mit Liebe, sprachlicher Farbigkeit meisterhaft dargestellt. Die Geschichte handelt von einem Meisterwilddieb, dem Bartsch all seine Sympathie schenkt. Aeußerst verdächtig, daß ein guter Mensch bei Bartsch immer gleich so furcht­bar gut und daß ein schlechter gleich so furchtbar schlecht ist; und daß Bartsch den also Guten verzeiht und den Bösen so wenig. Ist das dichterijche Gerechtigkeit?

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Iwan Hei.but.

Bücher über soziales Bauen.

Wie lebensnah und volkstümlich die neue Baukunst schon ge­worden ist, beweisen die vielen Publikationen, die in rascher Folge darüber erscheinen. Das Monumentalwert über Moderne Baufunst" brad, te vor furzem Bruno Taut   heraus, eiren Ueberblick über das schon Geleistete auf allen Gebieten in Europa  und Amerika  , mit dem Hauptgewicht auf den zahllosen und guten Abbildungen, aber mit einer ausgezeichneten Einführung, voll der pitalen Spanntraft, die Tauts Aeußerungen immer heraushebt. Jezt ist soeben eine noch wirkungsvollere Propaganda für den jach lichen Wohnbau erschienen, wirkungsvoller, weil er ein schmales Oftavbändchen ist, das in der Hauptsache den billigen Wohn­bau für das Eristenzminimum meint und durch sehr ge­schickte Gegenüberstellungen und schlagende furze Erläuterungen der Abbildungen das zeigt, worauf es ankommt: das Funktionelle, Gesunde, Wahrhaftige des neuen Bauens, Dies Büchlein ist von

Musterhaft ist dies Bändchen von Giedion nach jeder Richtung hin: sehr knappe Einleitung mit schlagwortartiger Uebersichtlichkeit, wundervoll ausgewählte und vor allem meisterhaft angeordnete Ab­bildungen, deren Beischriften zwangsläufig den Ideengang des Autors juggerieren. Gegenüberstellung von ganz Veraitetem( gleich­wohl in den letzten Jahren Gebauten!) und den entsprechenden glücklichen Lösungen bildet nur die Einleitung. Hauptsache ist für Giedion, den höheren Wert der funktionalen Baufumst mit ihren Betonkonstruktionen, ihrem Ueberfluß an Licht und Ceffnungen, ihrer Hygienik und Gesichtspunkten ganz neuer Praxis flar und überzeugend herauszustellen. Es gelingt ihm auf die ein­fache und anmutende Art, die den überlegenen Meister kennzeichnet. Wer dies schmale Bändchen mit offenen Augen und fühlentem Serzen durchblättert hat, weiß, worauf es ankommt, ist gewonnen für die soziale und menschenfreundliche Gesinnung unserer führenden Architekten, muß den brennenden Wunsch hegen und seine beste Kraft dafür einsetzen, daß kein Bau mehr in alter düsterer Manier der Spetulanten und schlechten Architekten errichtet wird, sondern hell und sozial und wahrhaftig, wie es unserer Gegenwart geziemt und wie wir es der Zukunft unserer Jugend schuldig sind.

Auf seine besontere Werse sorgt auch Franz Denner dafür in cinem spezialisierten Buch über Die arbeitsparende Wohnung". Er geht vom Kampf der Hausfrau gegen Lie Staub­plage aus und entwickelt in beredter Schrift und annehmbaren Zeichnungen lauter neue praktische Formen für Möbel und Geräte, die durch Abrundungen und Vermeidung von Kanten und Ecken ihre Reinhaltung erheblich erleichtern. Bisweilen geht Denner gar zu weit in seinem redlichen Eifer, wenn er zum Beispiel staubsparende Ornamente entwirft oder die Minuten zusammenzählt, die durch seine Möbei in ganz Deutschland   an der Arbeit erfpart werden fönnen; eine müßige und recht theoretische Spielerei statistischer Organisier­Der Grundgedanfe aber ist gesund und wirk: sich auch, was vielleicht das Wichtigste ist, in der praktischeren und fachlicheren Ges staltung der Wahmungseinrichtung aus Paul F. Schmidt,

wut.