Pflicht wird nach dem vorliegenden Entwurf ausgesprochen füralle im Kanton Zürich vorhandene Fahrhabe. Organistrt wirddie Versicherimg derart, daß neben der bestehenden Anstalt fürGebäudeversicherung noch eine solche mit selbständiger Verwaltungfür die Mobiliarversicherung errichtet wird> Leiwng und Auf-ficht steht der betreffenden Direktion(Ministerium), die Ober-nufstcht dem Kantonsrathe zu und als untere Organefungiren die Gemeinderälhe. Mit dem Zeitpunkt derAnmeldung gilt die Fahrhabe für versichert, bei denprivaten Versicherungs- Gesellschaften bekanntlich erst dann,wenn der Versicherte die Police erhält. Der jährlicheVersicherungsbeitrag ist mit 8 Cts. für je Ivo Fr. der Ver-sicherungssumme festgesetzt, während die staatliche Mobiliar-Versicherung des Kantons Glarus allerdings nur 7,b Cts. erhebt.Aber die privaten Versicherungsgesellschasten erheben bei ihren fürdie Aktionäre sehr vortheilhafte» Klassen Prämien von 7,5, 10,12,5, 15, 20, 25 bis 30 Cts. per Ivo Fr. und zahlen dann 25bis 30 pCt. Dividende». Wie die Glarner, so kennt auch dievrojektirte zürcherische Mobiliarversicherung nur eine einhertlichePrämie, die auch bei der Gebäudeversicherung besteht und sichbewährt hat. Dasselbe ist der Fall im Kanton Waadt und wirdakzeptirt werden von den Kantonen Neuenbürg, Aargau, Luzernund Thurgau, wo man ebenfalls die staatliche Mobiliar-Ver-sicherung einführen will. Für den Uebcrgang wird bestimmt,daß nach Annahme dieses Gesetzes neue Versicherungsverträgemir privaten Gesellschaften nicht mehr abgeschlossen, bestehendenicht mehr verlängert werden dürfen und die Negierungden ganzen zürcherischen Versicherungsbestand, der Ende1834 bei 22 Gesellschaften insgesammt 770,3 Millionen betrug,nach Vereinbarung übernehmen kann.Das Gesetz bedeutet den Entzug eines sehr rentablen Ge-bieles dem dividendenhungrigen Kapital und damit eineSchwächung feiner Macht und seines Einflusses. Hat dochwährend des Bierboykotts gerade das Versichernngskaprtal eineDruckerei seine Macht durch den Boykott(Entzug der Druck-fachen) fühlen lassen, weil das vom betreffenden Besitzer heraus-gegebene Blatt nicht etwa den Bierboykott unterstützte, sondernnur eine anständige unparteiische Haltung beobachtete.— Die manchesterlichenFöderalisten haben dankihrer unermüdlichen, von kapitalkräftiger Seite unterstütztenAgitation einen großen Erfolg zu verzeichnen. Sie haben schonjetzt 80 000 Stimmen gegen das Gesetz über die Bundesbank ge-sammelt und können auf 100 000 Unterschriften rechnen, siedürsten somit bei der Volksabstimmung alle Aussicht haben,das Gesetz zu Falle zu bringen.—Frankreich.PariS, LS. September.(Eig. Ber.) Die französischenKolouialpolitiker bereiten im stillen ein neues Abenteuer vor.Eine Preßmittheilung halbamtlichen Ursprungs kündigt an inharmlosem Tone die Abreise des Generals Boitard nachTouat(im Süden von Algerien) an der Spitze von 1300 Sol-baten und 70 Offizieren. Der Zweck dieser„Manöver" bestehtin der„friedlichen Okkupation des Touat", wozu„eine einfachemilitärische Demonstration" hinreichen würde. Natürlich»verde» dabei„alte Verträge" angerufen, kraft derendas Touat'sche Gebiet Frankreich gehört.... Die Frageist nur, ob sich die rechtmäßigen Besitzer um die allenVerträge, von deren Existenz man bisher, nichts gehört hat,kümmern werden. Außerdem dürste Marokko seinerseits nichtminder alte Ansprüche auf Touat erheben.Ehe er die Verwaltung deS Kultusamtes aufgab, ließ R a m-b a u d dem Kardinal La ngönieux, Erzbischof von Reims,eine Warnung zugehen. Es handelt sich um die vom Erzbischoseinberufene Bischofsversammlung zur Denkfeier des vierzehn-hundertjährigen Tauftages ChlodwicS. Unter dem radikalenMinisterium hatte sich Langönieux verpflichtet, die Ver-fammlung streng im religiösen Rahmen zu halten. Einneuliches Rundschreiben des Erzbischoss enthüllt da-gegen dessen Absicht, der Versammlung«ine» klerikal-politischen Charakter zu geben. Daher Rambaud'S Warnung.Der nunmehrige Kultusminister Darlau läßt die Warnung durcheine offiziöse Mittheilung kund machen. Der ganze Vorgang istbezeichnend für die parlamentarische Situation des Kabinets.Langönieux hielt sich an sein unter dem radikalen Ministeriumgegebenes Wort nicht, weil er von Meline mit recht viel Nachsichterwarten durfte s das Kabinet aber sieht sich gezwungen, ausFurcht vor elner Interpellation seine klerikalen Bundes-gen offen auf die unzweideutigen Bestimmungen des Konkordatsaufmerksam zu machen. Das wird ihnen übrigens nichtwehe thun. Die„Warnung" soll nur der Regierungeventuell als eine Entschuldigung dienen.— Nebenbei gesagt, istdie Ueberweisung des Kultusamtes an das Justizministeriumebenfalls daraus berechnet, die kommenden Angriffe aus diepfaffensreundliche Politik der Regierung(Interpellation Mirman)wirksamer pariren zu können. Professor Rambaud hatte sichgelegentlich eines solchen Angriffs alS durchaus unzulänglicherwiesen.Genosse Jules GueSde befindet sich gegenwärtig aufeiner AgitationStour in Südfrankreich. Er sprach u. a. inToulouse und kritisirte scharf unter dem lebhasten Beifall derZuhörer die Kriecherei der Regierung vor dem Zaren.—— Wie wahnwitzig die Polizeimaßregelnzum Schutze des Zaren sind, beweist die folgende Meldungaus Paris:Alle Haushofmeister(??) der russischen Botschaft, sowie allefür den Dienst in derselben bestimmte» sonstigen Personen,haben sich gestern dem anthropometrischen Verfahren unterziehenmüssen.—Die zur Sicherheit des Zaren ergriffenen Maßregeln werde»von der Polizei dahin ergänzt, daß jeder Vermicther von Fensternden geivöhnlichen Zimmervermiethern gleich zu stellen und fürseine Gäste haftbar zu machen sei. Genaue Identitätsnachweisewerden daher von den Fenstermiethern verlangt. Trotzdemsteigen die Fensterpreise noch immer.—— Aus Madagaskar wird heute via Marseilletelegraphisch gemeldet:Die aus Madagaskar heute hier eingetroffenen Zeitungenberichten von weiteren R ä u b e r e i e n(!) der Fahavalos inder Umgebung von Tananarivo. Mehrere Provianlzüge seiengeplündert, die Begleitmannschaften getödtetworden. Eine Kompagnie Haussa sei überfallen,zwei Mann davon getödtet, zwei Ofsiziereverwundet worden. Im Augenblicke des Abganges derPost sei das Gerücht verbreitet gewesen, mehreretausend Fahavalos umschlössen Tananarivound hätten sogar zwei Vororte der Haupt-stadt angegriffen.Das sind Hiobsposten. Wer zwischen den Zeilen liest, sieht, daßganz Madagaskar im Ansstand ist, daß die Franzosensroh sein müssen, wenn es ihnen gelingt, ihre Truppen inMadagaskar zu retten: und daß, wenn sie Madagaskar habenoder behalte» wollen, sie eS frisch erobern müssen.—England.— Der Klingelbeutel soll für den Prinzenvon Wales in Bewegung gesetzt werden. Ein als„Radikaleraber nicht Republikaner" unterzeichneter Brite fordert in derneuesten Nummer der„Sunday Times" zu Sammlungenaus, die als«in äußeres Zeichen der Dankbarkeit anläßlich desRegierungsjubiläums der Königin dem Prinzen von Wales gewidmetwerden sollen, damit er in der Lage sei.„gewisse Verbindlich-keilen, die er doch am letzten Ende in Ausübung seiner Pflichtals Repräsentant Englands habe kontrahircn müssen", zu tilgen.Ter Urheber des Aufrufs meint, es sei jede falsche Scheu umso eher zu vermeiden, als ja„jedermann die betreffenden Ver-hältnisse genau kenne und jeder loyale Unterthan genau wisse,daß dem Prinzen durchaus nicht die Mittel zu Gebote ständen,die den Erfordernissen seiner Würde und Stellung entsprächen".So viel wir wissen, hat der Prinz jene„gewissen Verbind-lichkeiten" unter anderem durch hohes Hazardspiel kontrahirt,wobei er indeß weniger Glück hatte als in der Liebe. Neu istes uns aber, daß Hazardspiel zu den„Erfordernissen seinerWürde und Stellung" gehört.—Rußland.— Ein Mitglied der Veterinär-Kommissiondes Ministeriums des Innern ist nach der deutschenGrenze abgereist, um im Auftrage der russischen RegierungUntersuchungen anzustelle» über die Ursachen des Verbotsder Einfuhr frischen russischen Schweine-s l e i s ch e S nach Deutschland und über die Ursachen desRückganges der Schweine- Einfuhr von Rußland nach Deutsch-land.—— Die Aufhebung der administrativen Ver-s ch i ck u n g, die seit der Thronbesteigung Nikolaus II. in denrussischen Rcgierungskreisen ernstlich erwogen wurde, ist nunmehrvom Ministerium des Innern endgiltig beschlossen worden. Derbetreffende Gesetzentwurf, dessen Schöpser der jüngst verstorbeneAdlalus des Ministers des Inner», Geheimrath Nekljndow war,bestudet sich gegenwärtig, wie der„N. Fr. Pr." aus Petersburgmitgetheilt wird, im Departement der Gesetze, von wo aus erdem Petersburger Reichsrathe zur Begutachtung zugehen wird. DerGesetzentwurf bestimmt die völlige Abschaffung der administrativenVerschickung nach Sibirien und die Einschränkung der Ver-schickung, welche durch richterlichen Urtheilsspruch erfolgt. NurVerbrechen der sogenannten schweren Kategorie, wie Mord,Brandstiftung, Plünderung und Raub, welche mit schwerer Arbeitin den Bergwerken Sibiriens bestraft werden, sollen die Ver-schickung nach Sibirien, respektive die Zurückhaltung solcher Ver-brecher nach verbüßter Strafe in Sibirien nach sich ziehen. Dieadministrative Verschickung aber, welche gegenwärtig auch ausSicherheitsrücksichten über Personen verhängt werden kann, sollunter allen Umständen aufgehoben werden.Wir trauen diesen Nachrichten nicht und möchten sie erst imrussischen Gesetzblatte lesen und an ihren Wirkungen prüfen.—Türkei.— Eine JnterventionderMächte. Einer Meldungdes wenig zuverlässigen Pariser Blattes„Matin" zufolge theilteder französische Botschafter Cambon den Vertretern der übrigenGroßmächte mit, er habe dem Sultan erklärt, eine Erneuerungder Ruhestörungen würde eine bewaffnete Intervention Europa'sherbeiführen.—Afrika.— Vom Matabili-Aufstand. Aus Salisbury wirdtelegraphirt: Während der letzten drei Tage fanden an demMazoe-Fluß bedeutende Gefechte statt. Eins dieser Gefechtedauerte 10 Stunden; die Truppen waren von den Aufständischen,welche gut bewaffnet waren, vollständig umzingelt.Da diesmal kein„glänzender Sieg" über die Eingeborenentelegraphirt wird, scheinen die Rhodesier bei dem Kainpfe nichtzum besten abgeschnitten zu haben.—— Aus Südafrika. Die Blätter veröffentlichen einTelegramm aus Kapstadt, wonach das Kriegsgericht den MajorWatls freigesprochen habe, der verhaftet worden war, weil erden Häuptling Makoni halte erschießen lassen.Nsrket-Marhvichten.AlS ReichStagS-Kandidat für den 19. hannöverfche»Wahlkreis Otterndorf-Neuhaus wurde am Sonntag vonder Kreiskonferenz in Cuxhaven der Redakteur der„Nord-deutsche» VoUsstimme" in Geestemünde, Genosse Haverkamp,aufgestellt.Eine Parteikonferenz für das zum oldenburgischen Staategehörige Fürstenthum Lübeck wird am 4. Oktober vonnachmittags 3 Uhr im Sternberg'schen Lokale in Rensefeldabgehalten.Tie Parteigenossen in Gera haben einen f o z i a l d e m o-kratischen Verein gegründet, dem bereits gegen 300 Genossenals Mitglieder angehöre».Polizeiliches, Gerichtliches»e.— Das„Volksblatt für Harburg" hatte fortgesetzteine Notiz gebracht, des Inhalts: Der„Gambri»us"-Wirth HerrEühr hat die Arbeiterschaft Harburgs beleidigt und sich ihrenesuch verbeten. Wegen des„allznlangen" täglichen Abdrucksdieser Mittheilung sind seinerzeit die Redakteure Thiel undK a u s s m a n n vom Landgericht in Stade zu je 50Y M. Geld-strafe, der Verleger Weniger zu 100 M. vcrurtheilt worden.Den Verurtheilten war es unerfindlich, wie eine Notiz nach An-ficht des Gerichts bei 40— 50inaliger Wiederholung strafbar seinsoll, während sie bei 20— 30maliger Wiederholung sogar nachAnsicht des Staatsanwalts straflos und selbst gerechtfertigt war.Sie legten daher gegen das Urtheil Revision ein— wie schonerwähnt, ohne Erfolg.— In Halle a. S. wurde am Sonnabend Abend dieletzte FreitagSnummer des„Volksblatts für Halle"wegen angeblicher„Aufreizung" k o n f i s z i r t. Das Ver-brechen soll in der Notiz„Ordnungshüter in Thätigkeil" ent-halten sein.— In Erfurt wurde Nr. 189 der„ThüringerTribüne" und deS„Nordhäuser Volksblatts",sowie Nr. 98 der Apolda er„Freien Presse" wegeneines angeblich beleidigenden Artikels wieder einmal beschlag-nahmt.— Wegen Hans Blum-Beleidigung sollte sichGen.Wiertelarz, früherer verantwortlicher Redakteur der„Thür.Trib.". vor dem Erfurter Schöffengericht verantworten. Es handeltesich um einen Leitartikel der„Tribüne", worin das Fiaskobesprochen war, das Blum vor dem Berliner Gericht mit seinerBehauptung erlitten hat, die Sozialdemokratie habe mitBoulanger Landesverrath getrieben. Wiertelarz wies nach, daßer keine Kenntniß von dem Artikel, den Genosse Hülle verfaßt,gehabt hat, da er an dem fraglichen Tage nicht in der Redaktiongewesen ist, sondern einer gerichtlichen Vorladung Folge leistenmußte. Infolge dessen wurde das Verfahren gegen Wiertelarzeingestellt und die Kosten dem Privatkläger Blum zur Last gelegt.Gegen Hülle kann keine Anklage erhoben werden, da die Sacheinzwischen verjährt ist.— Polizeiliche? auS Schlesien. In Breslauwollte der Sozialdemokratische Verein am Sonnabend eineLassallefeier veranstalten. Die Polizei aber strich mitAusnahme der Konzertpiecen und des Tanzes das ganzeProgramm. Das Verbot der eigentlichen Feier ist auf den§ 8 des Vereinsgesetzes gestützt, wonach Frauen an Versamm-lungen politischer Vereine nicht theiliiehmen dürfen. Bekanntlichhat das Ober-Verwaltungsgericht in diesem Sinne entschieden.—In Waldenburg wollten vor mehreren Wochen die Genosseneine Lassallefeier abhalten, die ebenfalls verbotenwurde. Man wurde sich einig, als Ersatz dafürein Volksfest zu arrangiren, dem eine Vollsversamm-lung vorangehen sollte. Diesen Sonntag fand nun dieVersammlung statt, daS Volksfest aber wurde in letzterStunde vom Bmtsvorsteher ohne Angabe des Grundes ver-boten. Es wird Beschwerde eingelegt und diese erforderlichen-falls bis zur letzten Instanz weitergeführt werden. Zum Schlußsei eines heiteren Vorkommnisses gedacht. Als die erwähnteVersammlung am Sonnlag geschlossen war. wollten mehrere Ge-»offen die Marseillaise singen; dies war dem überwachenden.Wachtmeister denn doch zu gefährlich und er löste die bereitsgeschlossene Versammlung noch einmal"ans, zugleich die An-wesenden auffordernd, den Saal zu verlassen. Sofortpflanzten sich mehrere Gendarmen an den Ausgangsthüren auf.Ruhig verließen alle Versammlungsbesucher das Lokal, um dann.nachdem dasselbe geleert war. wieder als Gäste hineinzugehen.Genosse Michaelis forderte nun den einen Gendarm auf. daseinem Sänger konfiszirte Notenblatt wieder herauszugeben, wasdieser auch mit einer Entschuldigung that. Hieraus verließendie Wächter der öffentlichen Ordnung und Sicherheit stolzenHauptes das Lokal, während unsere Genossen noch lange undunbelästigt zurückblieben.— Genosse Man fred Wittich in Leipzig hat amMontag das Gefängniß verlassen, wo er wegen zweier Aeuße-rungen in Dresdener Versammlungen drei Wochen Staatspensiongenießen mußte.— Genosse Oertel in Nürnberg hat die zweimonatigeGefängnißstrafe verbüßt, die ihm wegen seiner energischen Wahr-nehmung der Arbeiterinteressen beim Marschütz'schen Velociped-arbeiterstreik auferlegt worden war.— Gegen die„Schwäbische Tagwacht" in Stutt-gart ist wegen angeblicher Beleidigung des Stadt-Polizei-Amtsund des Amtsgcrichis ein Prozeß anhängig. Das Vergehen soll inNr. 217 der„Schwäbischen Tagwacht" durch Veröffentlichung desArtikels„Ein charakteristisches Polizeistückchen" verübt sein.GemerKM amtliches.AuS Schneiderkreisen wird uns geschrieben: Der Leit-artikel in Nr. 228 des„Vorwärts", betitelt:„Was erwartenwir von den bürgerlichen Frauen?", mit dem wir sonst voll-ständig einverstanden sind, bedarf in bezng auf denKonfektionsarbeiter-Streik folgender Berichtigung: Die Frauenaus bürgerlichen Kreisen, welche sich beim Konfeklions-arbeiter- Streik bethätiglen, haben die übernommenen Verpflich-tungen durchaus erfüllt. Die Ablehnungen wegen Heber-nähme von Zahlstellen bei der Auszahlung von Streik- Unter-stützung wurden damit begründet, daß die Betreffenden, darunterauch Frau Schwerin, mit Arbeiten für den Streik voll beschäftigtwären. Es waren das Gründe, welche die Leiter des Streiksbilligen mußten. Mit der evangelisch-sozialen Frauengruppewurde schließlich ein Uebereinkommen erzielt, daß die Fünfer-Kom-Mission die Regelung der Unterstützung traf und in dem Bureauder Gruppe danach ausgezahlt wurde.Achtung, Gewerkschaften! Die Aussperrung de»städtischen Gasan st alts- Arbeiter dauert fort. DieUnterhandlungen haben bisher zu keinem Resultat geführt undbitten wir daher, die Sammlungen für die Ausgesperrten fleißigfortsetzen zu wollen. Die gesammelten Gelder sind an das Ge-werkschastsbureau(R. M i l l a r g), Annenstr. 16, abzuführen.Das Streikkomitee.Wir erfahren über den Stand der Sache folgendes nähere.Gestern verhandelte eine siebengliedrige Kommission namens derin den Gasanstalten an der Danzigerstraße und in Schmargen-dorf ausgesperrten Arbeiter mit dem Stadtrath Herrn N amslau.Sie unterbreiteten demselben vier Forderungen: 1. Einstellungsämmtlicher Ausgesperrten, 2. Abschaffung der I8stündigenSonntagsschicht, 3. Einführung vierzehntägiger Kündigung,4. Einrichtung eines Arbeiterausschusses. Stadtrath Namslaulehnte von diesen Forderungen die ersten beiden mitder Begründung ab, daß sich der Magistrat eineBlöße geben würde, wenn er die Ausgesperrten andersals nach Bedarf einstellen wollte, und die Abschaffung der18 stündigen Sonntagsschicht wäre aus technischen Gründen nichtmöglich! die nach dieser Richtung hin gemachten Vorschläge derKommission seien unausführbar, weil am S o n n t a g n i ch tgenug Leute zur Verfügung ständen.Den übrigen Forderungen, die die vierzehntägigeKündigungssrist und den Arbeiterausschuß betreffen, zeigtesich Herr Namslau dagegen nicht abgeneigt, und zwarweil von ihrer Bewilligung auch die StadtverwaltungNutzen hätte. Somit sind die beiden wichtigsten Forderungender Gasarbeilcr, die Wiedereinstellung der Ausgesperrten unddie Abschassung der ISstündigen Sonntagsschicht, leider abgelehnt.Bei der Stimmung unter den Arbeitern der städtischen Gas-anstalten ist es nicht ausgeschlossen, daß sich die Erbitterung ineinem allgemeinen Streik Lust macht. Es hieße deshalb iniInteresse der gesammten EinwohnerschaftBerlins handeln, wenn sich das G e w e r b e g« r i ch t alsEinigungsamt der Sache der Arbeiter annähme.Zur Berliner Bnchbinder-Bewegung!Ausständig sind die Kollegen und Kolleginnen bei folgendenFirmen: Traut mann. Schönebergerstr. 4. Freut sch,Wallstr. 11. Leo Simson, Spandauerstr. 72. CarlRechlin, Engel-Ufer 3. Bernhard Paul, Wilhelm-straße 22a. B ü x e n st e i n, Friedrichstr. 240. L e w i n s o h n,Fehrbellinerstr. 54. A. W e i ch e r t, Andreasstr. 32. Imberg u. L e f s o ii, Alte Jacobstr. 64a. Aug. R e i m a n n,Mauerstr. 53. E i n b r o d t u. Kalb, Alte Jakobstr. 86.A. Demuth, königliche Hofbuchbinderei. Mohren-straße 58. Gebrüder Grunert, Junkerstr. 16. Möller,Charlottenburg, Berlinerstraße 123 a. Gertz, Charlottenburg,Wilmerstorferstr. 32. U l l st e i n, Charlottenstr. 9/10. Her in.Franz, Sleglitzerstr 7. Wilh. Schleising, Reichenberger-straße 24.Galanterie-Branche:Urbach u. C o., Rilterstr. 86. S t e p h a n n. S t e n g e r t,Ritterstr. 45. S ch m i tz u. V o i t, Annenstr. 14.Zuzug ist streng sernzu hallen!Die Lohnkommission.Tic Firma I. M. Magnus u. Ko. in Berlin. Fabrikfür graphisches Kunstgewerbe, ersucht uns unter Beziehung ausdie in der Sonntagnnmmer veröffentlichte Notiz über den beiihr ausgebrochenen Streik um Aufnahme des folgenden:„Niemals ist von uns einer der Angestellten in unsererchemigraphischen Abtheilung ungebührlich behandelt worden.Thatsacke ist nur, daß dem Vorstande der Abtheilung wegengrober Pflichtvernachlässigung wiederholt Vorhaltungen gemachtwerden mußten und er seine Untergebenen zur Niederlegung derArbeit zu veranlassen gewußt hat, unter dem Borwande, daßdafür zwingende Gründe vorlägen, die er ihnen„später" nennenwürde. Schon am Nachmittag aber traten die Arbeiterbehufs Wiederaufnahme der Arbeit mit uns in Verbindung undveranlaßten ihren Verbandsvorsland, uns am Sonntag zu be-suchen, um den Wiedereintritt der Streikenden herbeizusühreu.Dieser Vorstand, bestehend aus zwei Herren, anerkannte mitstrengster Objektivität, daß wir das Recht hatten, den Schuldigenauszuschließen, und hat bei der Generalversammlung am Sonnlagdiesen Standpunkt auch unumwunden seinen Mitgliedern gegen-über gewahrt und sie unter einer Verwarnung von ihrem Un-recht überzeugt. Nach Ausschluß von drei Personen, unter ihnender Vorsteher, haben wir alle bisher Angestellten wieder auf-genommen, die seit Dienstag früh fleißig bei der Arbeit sind."Achtung, Klempner! Die Klempner der FirmaM.Werner in Düsseldorf haben wegen Lohndifferenzen dieArbeit niedergelegt. 24 organistrte Kollegen sind ausständig undwerden sich zedenfalls noch die der anderen Berufe anschließen.Wenn der Zuzug streng ferngehalten wird, ist der Sieg unser.Die Arbeiterblätter werden um Abdruck gebeten.Die Düsseldorfer Orlsverwaltungde? Deutschen Metallarbeit �»-Verbandes.Zur Bnchbindcrbctvcgunss in Hamburg. In einer vonca. 1000 Personen besuchten öffentlichen Verjammlling wurdendie von der Lohnrommission vorgeschlagenen Forderungen miteinhelliger Begeisterung einstimmig angenommen.