Bur Achtstundenbewegung

find in den Vereinigten Staaten   von Amerika   seitens der Gewerkschafter und Sozialisten schon eine Reihe von lesens­werthen Flugschriften erschienen.

Die zuleẞt veröffentlichte trägt den Namen Lemuel Danryid als Verfasser. Das ist augenscheinlich ein Pseu­donym und läßt, wenn man die Buchstaben des Namens ein wenig verstellt, Dyer Daniel Lum, den früheren Re­dakteur des Alarm", als Verfasser errathen.

Derselbe beginnt mit einer Darstellung der Ursachen, welche zur Ueberfüllung des Waarenmarktes in allen In dustrieländern der Welt führen, und zieht daraus folgende

Schlüsse:

1. Alle großen Industrie- Nationen der Welt befinden fich in einer ähnlichen industriellen Lage wie die Ameri­faner; sie entspringt überall denselben Ursachen.

2. Die Frage des hohen oder niedrigen Schußzolls

Kinder unter 14 Jahren aus den Fabriken verschwinden Erwachsener, als es schon besitzt, um die Maschi= zu laſſen." Nun, wie man sieht, von allein verschwinden nen entbehrlich zu machen.

sie nicht!

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Zur Erläuterung fügen wir gleich hinzu: Nach§ 135 unserer Gewerbe- Ordnung dürfen Kinden unter 12 Jahren in Fabriken nicht beschäftigt werden und darf die Be: schäftigung von Kindern unter 14 Jahren( also von 12-14 Jahren) die Dauer von 6 Stunden täglich nicht überschreiten.

Ein Reichstagsbeschluß vom 17. Juni 1887 ging dahin, daß bom 1. April 1890 ab die Beschäftigung in Fabriken nur Kindern über 13 Jahren, welche ihrer landesgeseßlichen Schulpflicht genügt haben, und zwar bis zum 14. Jahre nur während der auch jetzt nur zulässigen sechs Stunden täglich, gestattet sein sollte. Andere Länder gehen in dieser Beziehung bekanntlich noch weiter. In der Schweiz   und in Desterreich ist die Beschäfti­gung von Kindern unter 14 Jahren in Fabriken untersagt und die selbe Forderung ist für uns selbstverständlich.

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Obenan steht die Textilindustrie, in welcher 1761 Maschinen mit einer wirklichen Leiſtung von 33 351,9 Pferdestärken beschäftigt werden, 28,20 pCt. aller Maschinen, 34,60 pt. der gesammten Leistung. Dann kommt die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel mit 1039 Maschinen und 10 340,5 Pferdestärken( 16,64 pCt. bezw. 10,73 pCt.); dann der Bergbau und das Hüttenwesen u.f.w.

Mit der größeren Entwicklung der Industrie geht eine entsprechende Verschiebung der Bevölkerung Hand in Hand. Die Großindustrie braucht troß ihrer vermehrten Maschinerie doch auch vermehrte und besonders billige Arbeitskraft. Die Folge ist eine starke Einwanderung von bäuerlichen in industrielle Gegenden, vom Lande in die Stadt. Dasselbe Schauspiel, das England Ende der dreißiger und Die Frauenarbeit hat nach den Berichten der Ge- Anfang der vierziger Jahre bot, daß nämlich die Stadt­werberäthe ebenfalls nicht unbeträchtlich zugenommen, bevölkerung auf Kosten des Landes in rapider Weise zu­3. Daß die relative Lohnhöhe in allen Industrielän- besonders in der Textil- und Zigarren- Industrie, aber auch nahm, dasselbe Schauspiel zeigt uns heute das deutsche dern nahezu gleich ist, und daß in allen Ländern Anstren- in den Ziegeleien und in der Hüttenindustrie und der In- Reich. dustrie der Steine und Erden. Wenn man als Großstädte Drte von mindestens gungen gemacht worden sind, um den Arbeitstag zu ver- dustrie der Steine und Erden. Ziffernmäßig läßt sich leider die Zunahme der Frauen- 100 000 Einwohner, als Mittelstädte die von 20 000 bis fürzen. arbeit an der Hand der Berichte nicht genau fonstatiren, 100 000, als Kleinstädte die von 2000 bis 5000, als eben so wenig erhält man genauen Aufschluß über die Landorte( Dörfer) endlich die von weniger als 2000 Ein­wohnern bezeichnet, so lebten am 1. Dezember 1885 von Nacht- und Sonntagsarbeit der Frauen. der Gesammtbevölkerung des deutschen Reiches in Einwohner

kommt dabei nicht in Betracht.

4. Daß weder die Regierungs- Politik" noch die gegenwärtige National- Dekonomie" im Stande ist, die Frage zu lösen.

5. Daß der schreiende Nothstand in jedem Lande nicht aus dem Fehlen der Produktionskraft, sondern der Konsumkraft der Massen herrührt. Die Frage sei, wie die letztere zu erhöhen ist.

Traurige Angaben über Lohnhöhen macht der preußische Gewerberath für den Bezirk Oppeln  Die Broschüre giebt dann eine Geschichte der Kämpfe in seinem Berichte für 1887. für die Reduktion der Arbeitszeit in den Vereinigten Der Durchschnittslohn beträgt hiernach für 17 058 Staaten seit den dreißiger Jahren, bis zur Einführung gelernte Arbeiter in 91 Betrieben nur 648 Mark des zehnstündigen, des neunstündigen und in manchen fürs Jahr, bleibt mithin noch hinter dem Lohne   zurück, Fällen auch des achtstündigen Arbeitstages, und schließt welcher für alle unfallversicherten Arbeiter auf 653 Mark damit, daß sowohl vom national- ökonomischen wie vom ermittelt ist. humanitären Standpunkt aus eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit auf vorläufig acht Stunden per Tag nöthig ist.

Die Berichte der preußischen Fabrik­inspektoren für das Jahr 1888.

II.

21 Großstädten 116 Mittelstädten 865 Kleinstädten

1951 Landstädten

4 446 881 4 171 874

6054 629

5 805 893

den übrigen Landorten 26 376 817 Zusammen 46 856 094 Danach kamen auf die Landbevölkerung 46,3 pct., auf die Stadtbevölkerung 43,7 pCt. der gesammten Ein­Unter diesen 91 Betrieben sind sogar 21 Anlagen wohnerschaft des Reiches, und zwar auf die Großstädte aufgeführt, in welchen der Jahreslohn bis auf 111 Mt. 9,5, die Mittelstädte 8,9, die Kleinstädte 12,9 und auf hinuntergegangen ist und durchschnittlich nur 283 Mt. Landstädte 12,4. betragen hat!

Seit dem Jahre 1871 ist der Prozentsaz der städti­Selbst für diejenigen 20 Anlagen, welche die best- schen Bevölkerung und namentlich derjenige der größeren gelohnten gelernten Arbeiter beschäftigen, stellt sich der Städte ein immer größerer geworden. Es lebten unter Durchschnittslohn für 4942 Arbeiter nicht höher als 1000 Einwohnern des Reiches nämlich in 906 Mart, d. h. auf wöchentlich 17-18 Mark! Wie

Wie hat sich die Zahl der industriell thätigen Kinder gejagt, bei den Bestgelohnten! Ueberaus ungünstig stellen sich vollends die Löhne und jugendlichen Arbeiter gestellt diese Frage der nichtgelernten Arbeiter. Hier werden in 16 Be­wird regelmäßig mit zuerst aus den Berichten der Getrieben Durchschnittslöhne von 210 Mark notirt. Selbst werberäthe zu beantworten gesucht.

zu= sammen 54 715 85 813

wenn wir diese aber ausscheiden, weil vielleicht eine Voll­

1871 1875 1880 1885 Großstädten 4,8 6,2 7,2 9,5 Mittelstädten 7,7 8,2 8,9 8,9 Kleinstädten 11,2 12 12,6 12,9 Landstädten 12,4 12,6 12,7 12,4 Landorten 63,9 61 58,6 56,3

Die Frankf. 3tg." stellt folgende Uebersicht für beschäftigung nicht vorliegt, so verbleiben doch in 64 Be- Währenddem sonach die Einwohnerschaft der Landgemeinden Preußen zusammen. Es wurden in Preußen beschäftigt: trieben 6965 nichtgelernte Arbeiter, welche einen durch in dem kurzen Zeitraume von 15 Jahren mehr als schnittlichen Jahreslohn von nur 442 Mart, einen 71/2 pCt. abgenommen hat, erfuhr die Bevölkerung der Kinder jugendl. Arbeiter Großstädte einen Zuwachs von beinahe 100 pct. Wochenlohn von noch nicht 9 Mark, haben. männl. weibl. männl. weibl. Durchschnittslöhne von mehr als 500 Mt. werden Die radikale Veränderung in dem Charakter der Be­1880 3181 1614 32 194 17 726 an ungelernte Arbeiter nur in einem Hochofenbetrieb, einer völkerung wird bei der Volkszählung von 1890 jedenfalls 1884 3753 1914 55 446 24 700 1886 3937 2055 53 578 24 487 84 057 Chamottziegelei, einer chemischen, Maschinen- und Tabak- in noch größerem Umfange als bisher zu Tage treten und fabrik, einer Weberei und Brauerei, einem Walz-, einem dadurch der städtischen und industriellen Bevölkerung in 1888 4019 2206 Stahl- und einem Bessemerwerk und in je zwei Zinkhütten, einigen Jahrzehnten das unbestrittene Uebergewicht sichern. Buddelwerken, Koaksöfen und Eisengießereien gezahlt.

68 513 29 501 104 239 Obige Nebeneinanderstellung zeigt übrigens die bis jezt noch nicht beachtete Besonderheit, daß in der Beschäf= tigung jugendlicher Arbeiter von 14-16 Jahren 1884 ein kleiner, aber vorübergehender Stillstand eintrat, wäh­

entwickelte.

Sprechende Zahlen.

Die aus obigen Zahlen sich ergebende ungemein rasche ökonomische Entwickelung des deutschen Reichs schließt in sich eine große Vermehrung der Lohnarbeiter. Die Zunahme der Lohnarbeiter bedingt eine Stärkung des Sozialismus,

Rechtsfragen.

rend gerade die zu den größten Bedenken Anlaß gebende Die wirthschaftliche Umwälzung, die sich in den letzten und die nächsten Reichstagswahlen werden zeigen, daß die Kinderarbeit( 12-14 Jahre) sich ohne jede Stockung fort- Jahrzehnten im deutschen Reiche vollzog, und die daffelbe Sozialdemokratie mit der Entwickelung der Großindustrie zum industriellsten Lande des europäischen   Kontinents machte, im Deutschen   Reiche gleichen Schritt hält. Die Voss. Ztg." schreibt über denselben Punkt: wird durch nichts besser beleuchtet, als durch einige Ziffern, Am 23. Januar 1889 sagte der Abgeordnete Hiße   im die jüngst veröffentlicht wurden. Reichstage: Ich konstatire die Thatsache, daß seit 1881 Unzweifelhaft giebt die Anwendung von Dampf= die Zahl der beschäftigten Kinder von 9347 allmählich maschinen einen Maßstab für die Höhe der großindustri- Die ,, Einziehung" von Druckschriften, welche einem in auf mehr als 21 000 im Jahre 1886 gestiegen ist; ellen Entwicklung eines Landes, und daß diese Entwicklung Gemäßheit des§. 28 des Gesetzes vom 21. Oktober 1878( Sozia= ich konstatire, daß die überwiegende Anzahl dieser Kinder in Deutschland   eine rapide ist, geht aus folgenden Ziffern sind, kann nur dann ausgesprochen werden, wenn der Thäter vor= über 10 000 in Sachsen   beschäftigt ist, daß auch hervor, die in der Zeitschrift des Sächsischen Statistischen säglich gehandelt, d. h. mit Kenntniß des Verbots. Reichs- Ge= in diesem Jahre die Zahl der Kinder wieder um ca. 600 Bureaus" erschienen, und die eine Uebersicht geben über richtsentscheidung vom 15. Febr. 1889. sich vermehrt hat. Und diese Thatsachen sollen uns kein die Zahl der Dampskessel und Dampfmaschinen im König­Anlaß sein, geseßlich einzugreifen?"

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reich Sachsen  .

listengesetz) erlassenen Verbote zuwider, zur Verbreitung bestimmt"

Schnitzel.

Es ist das allgemeine Schicksal der Sekten, wegen

Was besagen nun die jeßigen Berichte der preußi- Diese Statistik umfaßt die feststehenden Dampf­schen Gewerberäthe? Etwa einen Rückgang der Kinderarbeit? maschinen, die Lokomobilen und beweglichen Dampfkeffel, Sowohl die Zahl der Kinder im Alter von 12-14 Jahren, sowie die Schiffsdampskessel und Schiffsdampfmaschinen, ihrer Heiligkeit in hohem Grade geachtet zu werden, so wie der jugendlichen Arbeiter im Alter von 14-16 Jahren während die Uebersicht über die feststehenden Dampfkessel lange fie unterdrückt sind, und diese Achtung zu verlieren, ist gestiegen, diejenige der beschäftigten Kinder ist gegen bereits früher in der betreffenden Zeitschrift veröffentlicht sobald sie mächtig werden. das Vergleichsjahr 1886 von 5992 auf 6225, alfo um wurde. Aus dem reichen Material können hier nur einige Der Grund davon liegt nahe. Selten kommt es vor, 233, diejenige der jugendlichen Arbeiter, einschließlich der der Hauptzahlen hervorgehoben werden. daß jemand aus einem anderen Grunde in eine verbotene Kinder, von 84 057 auf 104 239, also um 20 182 ge- Am 1. Januar 1886 waren in Sachsen   6244 fest- religiöse Gesellschaft tritt, als weil sie für ihn Gewissens­stiegen. stehende Dampfmaschinen vorhanden gegen 4548 am sache ist. Eine solche Gesellschaft besteht deshalb mit weni­Aehnlich liegen die Verhältnisse in den außerpreußi- 1. Januar 1879. Die Zahl der Maschinen hat sich also gen Ausnahmen aus lauteren Persönlichkeiten. fchen Staaten. Beispielsweise ist in Sachsen   die Zahl um 37,29 pet. in diesen sieben Jahren vermehrt, Aber wenn eine Sekte mächtig wird, wenn ihre Gunst der beschäftigten Kinder in den Jahren 1886/88 9728 die der Kessel um nur 31,68 pCt. den Weg zu Reichthümern und Würden ebnet, dann drängen 10 65211 089 gewefen. Welch' ungemeinen industriellen Aufschwung diese sich weltliche und ehrgeizige Leute an sie heran, reden Die Zahl der Kinder und jugendlichen Ar- Zahlen bedeuten, wird klar, wenn man sie mit Ergebnissen ihre Sprache, richten sich genau nach ihren Gebräuchen, beiter in Fabriken in Deutschland   ist heute auf früherer Erhebungen vergleicht. Ende 1846 waren erst ahmen ihre Eigenthümlichkeiten nach und übertreffen häufig rund 180 000 angewachsen. 197, Ende 1856: 550, Ende 1661: 1003 Maschinen vor ihre achtbaren Mitglieder in allen äußeren Zeichen des Macaulay. Eine Zählung im Jahre 1880, bei der allerdings handen. Noch bedeutender stellt sich jedoch die immer Eifers. neben einigen Kleinstaaten Sachsen   nicht berücksichtigt stärkere Verwendung der Maschinenkraft dar, wenn man Der Wahn, daß man der Revolution am sichersten wurde, ergab 74 610 jugendliche Arbeiter in deutschen die Leistung der Maschine in's Auge faßt. Dieselbe be­Fabriken; 1884 war die Zahl auf 114 358 und 1886 zifferte sich am 1. Januar 1886 auf 96 382,5, am 1. Ja- durch Festhalten am Alten und durch strenge Verfol­bereits auf 155 282 gewachsen. Wenn sich jetzt ein wei- nuar 1879 auf 66 410,7 und am 1. Januar 1862 auf gung der durch solche geltend gemachten Grundsäße ent­teres Anschwellen auf 180 000 zeigt, so fragt man sich 15 633,5 Pferdestärken, ist somit von 1862 bis 1886 gegentreten könne, hat besonders dazu beigetragen, die doch, ob die Regierung im Interesse der Volksgesundheit um 522,53 pCt. und von 1879 bis 1886 um 45,13 Revolution zu fördern und derselben eine stets wachsende nicht wenigstens auf die Aeußerung der Lüdenscheider   pet. gewachsen, stärker als die Zahl der Maschinen. Die Ausdehnung zu geben. Handelskammer zurückgreifen soll, daß die weit über- auf eine Maschine entfallende Leistung betrug am 1. Ja­wiegende Mehrzahl der Fabrikanten kein nennenswerthes nuar 1886: 15,44, 1879 dagegen 14,64 Pferdekräfte. Interesse" an der kindlichen Arbeit habe. Hat doch Interessant ist der Vergleich der Maschinenleistung selbst der Geheimrath Lohmann als Vertreter der mit der menschlichen Arbeit: zur Erzeugung der 96 382,5 Reichsregierung 1883 vom Bundesrathstische die Aeuße- Pferdestärken betragenden Gesammtleistung wären 1 003 984 rung gethan, daß die natürliche Entwickelung der Ver- Menschen erforderlich, d. h. das Königreich Sachsen hältnisse über kurz oder lang dahin führen müßte, die bedürfte beinahe noch einmal soviel arbeitsfähiger

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Die Gewalt dieser Grundsäße ist so groß, sie sind so allgemein anerkannt und verbreitet, daß der Staat, der fie nicht annimmt, entweder seinem Untergange oder der erzwungenen Annahme derselben entgegensehen muß. Frh. v. Hardenberg

am 12. Septbr. 1807 an den preuß. König.