3. Beilage zum„Vorwärts" Berliner Volksblatt.Nr. 341.Mittwoch, den 14. Oktober 1896.13. Joljrg.GervevKstfjaftlidzes.Achtung, Zimmerer Berlins! In dem Baugeschäft vonOtto Mießner, Müllerstraße, legten am Montag infolge derMaßregelung von vier Kamerade» sämmtliche Zimmerer dieArbeit nieder. Herr Mießner sucht jetzt Zimmerleute zu 52'/, Pf.Stundenlohn. Laut Beschluß der Platzdeputirten- Versammlungvom Montag Abend ist deshalb der Zuzug nach dem Baugeschästzu unterlassen. Wir ersuchen unsere Berufsgenossen, dies genauzu beachten, ferner die heute Abend in C o h n' s Festsälen statt«findende öffentliche Versammlung rege zu besuchen. Die Lohn»kommission. I. A.:TH. Fischer. Rykestr. 14.Achtung, Tapczirer Berlins! Die Kollegen in derWerkstatt von Gebr. Wasser st radt in Lübeck habenwegen Lohndifferenzen die Arbeit niedergelegt. Wir ersuchen,den Zuzug nach dieser Werkstatt fernzuhalten. Die BerlinerOrlsverwaltung des Allgemeinen deutschen Tapezirer-Vereins.Zur Beurtheilung der Frage, ob sich in Preußenjetzt Gewerkschaften mit sozialpolitischen und der-gleiche» Dingen beschäftigen können, ohne von der Polizeibelästigt zu werden, ist ein Entscheid von einigem Interesse, derder Zahlstelle Schönebeck des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes auf ihre Beschwerde über das Verbot desStiftungsfestes zugegangen ist. Er lautet:Der Regierungs-Präsident.Nr. I Pr P 5639.Magdeburg, den 25. September 1896.Ihre Beschwerde vom 5. September d. I. wird als un-begründet zurückgewiesen. Nach§ 8 des Vereinsgesetzes vom11. März 1656 dürfen Frauenspersonen, Schüler und Lehrlingeden Versammlungen politischer Vereine nicht beiwohne». IhrVerein ist ein politischer. In den Sitzungen und Versamm-lungen sind keineswegs nur, wie Sie angeben, gemäߧ 152 derGewerbe- Ordnung die Interessen der Mitglieder in dezug aufgünstigere Lohn- und Arbeitsbedingungen verhandelt, sondernauch verschiedentlich politische Gegenstände erörtert worden. Inder Sitzung vom 7. Mai 1894 ist über Gesetzentwürfezum Schutze der Arbeiter gesprochen. am 4. Junidesselben Jahres ist über das Verhalten des Reichs-tages zum Achtstundentag verhandelt worden. Auchei» Erlaß des Kriegsministers war am 25. März 1895einmal Gegenstand einer Diskussion. Am 7. Oktober 1395wurde über die Vertreter des Arbeiterstaudes im Reichs-tage gesprochen. Am 8. Juni 1896 schließlich wurdeseitens eines Mitgliedes das Verhalten des Staates,der Polizei, den Versammlungen des Vereinsgegenüber einer mißbilligenden Kritik unterzogen. Nach de»vorgeführten Thatsachen muß angenommen werden, daß IhrVerein bezweckt, politische Gegenstände in Versammlungen zuerörtern und erscheint hiernach die Verfügung der Polizei-Ver-waltung zu Schönebeck, durch welch« die Zulassung von Frauens-personen, Schülern und Lehrlingen zu dem beabsichtigtenStiftungsseste verboten worden ist, gerechtfertigt.In Vertretung.(Name unleserlich.)Bor dem Treibe« der Anarchisten in den Gewerk-schaften warnt das Jachorgan der Porzellanarbeiter, die„Ameise".wie folgtDer internationale Kongreß in London im allgemeinen, ins-besondere aber daS Verhalten der deutschen und französischenAnarchisten hat gezeigt, daß die Anarchisten bestrebt sind, mehrals je ihre Thätigkeit in die Reihen der Gewerkschaften zu verlegen.Was wir von einer solchen Thätigkeit zu halten haben, werdendie Genoflen ermessen können, wenn sie die Affäre mit demFlugblatt des„Anarchisten" Schmidt sich ins Gedächtnißzurückrufen. Dieser selbst hat zehn Monate Gesängniß davongehabt, mehrere unserer Mitglieder ebenfalls Anklagen, weilsie das Flugblatt an Kollegen weitergaben, dem Verbanderwuchsen für Rechtsschutz nicht unbedeutende Kosten und einMitglied hat sich wegen dieser Geschichte sogar— aufgehängt.stürz vor Redaktionsschluß bringen wir nun in Erfahrung, daßeben dieser Schmidt, welcher in Berlin ist und sich neuerdingssehr für Konsumvereine und Genossenschaften ins Zeug legt, wiees die Anarchisten jetzt belieben, einer unserer ZahlstellenBroschüren über Genossenschaftswesen übermitteln will, auch theilter dieser Zahlstelle mit, daß es ihm lieb wäre, auf seinervoraussichtlichen Agitationsreise auch dort in einer Versanunl�igsprechen zu können. Wir möchten die Verbandsmitglieder.speziell die Zahlstelleu-Verwaltnngeu dringend ersuchen, ja rechtvorsichtig zu sein und sich nicht auf solche Experimenteeines anarchistelnden„Genossen" einzulaffen. So gernewir am Ende den Zahlstellen das Vergnügen gönnenNunZt und Lvistenschnfk.Rudolf Virchow hat gestern seinen 75. Geburtstag g-feiert.SS erübrigt wohl, die bedeutenden wissenschaftlichen Verdienstedes Gelehrten im einzelnen aufzuführen. Sie werden ungeachtetaller Parteigegensätze überall anerkannt werden, wo sich lebendigesStreben für den Geistesfortschritt bekundet.Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater geht da»Lustspiel Till»" von Francis Stahl, das im königliche» Schau-spielhause' vor Jahren ausgeführt wurde, am Donnerstag zumerste» Male in Szene.Im Schiller-Theater findet heute eine Wiederholung von„Der Sohn der Wildniß" statt.— Fräulein Mari- Gündel vomStadt-Theater in Frankfurt a./M. wird als erste Rolle dieBeatrice in Shakespeare's„Viel Lärm um Nichts" spielen.Da» Theater deS Westen« sucht den Durchfall von/tirchbach's„Jung gefreit" gar wunderlich zu begründen. Dem„Berl. Tagebl." wird nämlich mitgetheilt, daß es die Claque ge>wesen sei, welche das neue Theater zum Schauplatz einer seind-seligen Demonstration gemacht habe. Und warum? Weil dieTheaterleitung mit dieser geheimen Nebenregierung vorher nichtpaklirt habe. Vier Claquebureaus— das Geschäft muß seineLeute ernähren, wenn sich vier derartige Institute erhaltenkönnen— seien von der Direktion mit ihren Ansprüchenauf„Geschäftsverbindung" zurückgewiesen worden. Daraufseien Drohungen erfolgt, man werde es dem Theaterdes Westens„schon besorgen", wie man auch andereBühnen gezwungen habe, mit den Allmächtigen Freund-schast zu schließen. Und so seien denn diese Herren, die vonihrer Hände Arbeit leben, am Sonnabend als Rachegeister mThätigkeit getreten und hätten jene» Höllenspektakel gemacht, derauch vielen abfälligen Beurtheilern des Stückes widerlich erschien.Wenn die Sache so liegt, ,st sie staatsanwaltsreif. Sie klingtganz ungeheuerlich, aber die Theaterdirektion, die dem„BerlinerTageblatt" auch den Namen des einen Faustheldenhäuptlingsnennt, wird ihre Mittheilung ohne Zweifel voll belegen können.Was die Direktion des Theaters des Westens von den Er-pr�ffungsversuchen der Claque-Jnstitute berichtet, mag an sichwohl richtig sein; vielleicht findet die Theaterleitung noch Ge-legenheit, ihre Behauptungen vor Gericht zu erharten. Aber sehrwürden, die Weisheit desselben zur Kenntniß zu nehmen,so liegt es doch auf der Hand, daß, soweit wir Schmidt kenne»,er aus eigenen Mitteln eine solche„Agitationstour" nicht unter-nebmen kann. In wessen Austrag macht er diese und wer be-zahlt sie? Vielleicht erfahren wir dies noch, vorläufig aberglaubten wir den Mitgliedern Vorsicht anempfehlen zu muffen,damit ihnen nicht etwa wieder Kuckuckseier in das Nest gelegtwerden.Aus Stettin meldet der dortige„Volksbote":„Eine kleineLohnerhöhung wollten die B o d e n a r b e i t e r auf dem hiesigenGüterbahnhofe haben. Obgleich das Verlangen nur alsbillig bezeichnet werden kann, so wurde das Gesuch doch rund-weg abgelehnt. Auf eine nochmalige schriftliche Eingabe wartendie Arbeiter seit 5 Wochen aus Bescheid. Die Bodenarbeiterhaben einen Tagelohn von 2,10 M. und wollen 30 Pf. täglichZulage haben. Der ortsübliche Tagelohn ist hier auf2,25 M- festgesetzt— die Bodenarbeiter der kgl. Eisen-bahn haben aber diesen Lohn noch nicht einma l. AlsinderSitzung des preußischen Abgeordnetenhauses vom II. Februar d. I.sich der Zentrumsabgeordnete Fuchs über die Lohndrückerei imEisenbahnbetriebe beschwerte, erwiderte Minister Tbielen,„dieLöhne seien nicht gesunken, sondern gestiegen. 1887 habe derDurchschnittslohn pro Jahr 826 M. betragen, jetzt betrage er>036 M." Einen solchen Lohn bezieht im ganzenDirektionsbezirke nicht ein Arbeiter. Der jetzigeJahresverdienst beträgt bei regelmäßiger Arbeit 766,50 M.Daß damit in einer Großstadt die Arbeiter nicht auskommenkönnen, ist zweifellos. Aber der Staat will viel Profit machen,weil für das Militär immer mehr gebraucht wird. Das ist dieSozialreform in Prenßen-Deutschland."Eine Konferenz der Maurer Pommern« tagte am4. Oktober in Stettin. Anwesend waren Delegirte ausKöslin, Kolberg. Stralsund, Gollnow, Bredow, Pommerensdorfund Stettin; als Vertreter des Generalbevollmächtigten war Ge-nosse Silberschmidt aus Berlin erschienen. Beschlossenwurde: Jeder Ort, wo eine Organisation besteht, hat die Pflicht,in seiner Umgebung für Ausbreitung der Organisation zusorgen; dies soll geschehen: 1. durch Verbreitung von Flug-schriften ausklärenden Inhalts; 2. durch Abhaltung von Kon-serenzen und Versammlungen. Die Unkosten, welche hieraus ent-stehen, deckt die Agitationskommission. Jeder Ort hat nachMöglichkeit zur Deckung dieser Unkosten beizutragen. NächstesJahr wird wieder eine Konserenz abgehalten.In Kassel faßte eine stark besuchte Mitgliederversammlungdes Deutschen Metallarbeiter-Verbandes ein-stimmig folgende, für die heutigen Zustände bezeichnende Reso-lution:„Die Versammlung protestirt ganz energisch gegen dasVerhalten der hiesigen Polizeibehörde betr. Abtreibung derVersammlungslokale. Die Versammlung ist der Ansicht,daß die hiesige Polizei keine Berechtigung hat, Wirthe,welche gewillt sind, ihre Lokale den Metallarbeitern zurVerfügung z» stellen, durch Ueberredung und durchDrohung mit dem Militär-Boykott zu veranlaffen, ihrVersprechen wieder rückgängig zu machen. Die Versammlungverurtheilt das Eingreifen der Polizei umsomehr, weil hierdurchdas gesetzlich gegebene Recht, sich versammeln und vereinigen zukönnen, für die Arbeiter illusorisch gemacht wird."Wie aussichtslos übrigens der polizeiliche Kampf gegendie Arbeiterbewegung ist, zeigt sich darin, daß die Kaffeler Zahl-stelle des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes innerhalb14 T a g e n ihre Mitgliederzahl um zirka 200 vermehrt«. Zirka600 Metallarbeiter gehören in Kassel jetzt dem Verbände an.Auch in anderen Berufen blüht die Gewerkschaftsbewegung inKassel erfreulich auf.Tie Leitung>es Leipziger Gewerkschaft«- Kartell« istdurch Neuwahl des Vorstandes in die Hände des DrechslersAlbin Mohs,(Leipzig Anger, Hauptstr. 26 1, als Vorsitzendem),und des Zimmerers Heinrich H o y e r(Leipzig, Steinstr. 35 pt.)als Kasstrer übergegangen. Die für dal Kartell bestimmtenSendungen sind nunmehr an diese Genossen zu adressiren. Ar-beiterfrenndliche Blätter werden um Bekanntgabe dieser Adressengebeten.Die Tarifabmachnngen der Leipziger Tischler, die durchdie Drucklegung der getroffenen Vereinbarungen seitens derInnung eine den gemeinsamen Beschlüssen der Tariskommissio»zuwiderlaufende Aenderung erfahren haben, werde» von denGehilsen als ausgehoben betrachtet werden, sofern die Innungnicht im Laufe der nächsten Wochen eine gemeinsame Sitzung ein-beruft, wo die Differenzpunkte geregelt beziehentlich Stellung ge-nommen werden soll z» den in letzter Zeit so oft vorgekommenenunangebracht ist es, den Durchfall des Lustspiels vom Sonnabendder Claque zuschieben zu wollen. Ein solches Stück wäre auchohne deren Hilfe ausgezischt worden.Im Theater de« Westen« sollen morgen Die Räuber auf-geführt werden.An der Front de« Theater« im Westen steht noch immerin lateinischen Lettern die Inschrift: Gegründet der Kunstpflegewegen, und noch immer hat der Gründer des aus Sand gebautenHauses nicht im Zorn die Inschrift weggewischt! Der Wider-spruch zwischen ruhmrednerischen Prahlhansenlhum undkünstlerischer Impotenz, zwischen äußerem Prunk ynd innererRoth offenbarte sich selten so deutlich, als am jüngsten Sonnabend,bei der Erstaufführung des Lustspiels„Jung gefreit" von Wolf-gang K i r ch b a ch; der Dramaturg, der dies Lustspiel empfahl,der Direktor, der die Unmöglichkeit dieser Komödie nicht währendder Proben erkannte, die müßten mir unbedingt fort von derkünstlerischen Leitung des Theaters. Herr Kirchbach selber, dereinen guten Roman aus dem Leben reisender Handwerks-burschen geschrieben haben soll, ließ sich durch denHaß deS echten Spießbürgers wider Frauenbewegungund wider Frauenemanzipation bis zu völliger Verblendungverführen. Er wollte eine Variation zu dem Berlinischen Satzschaffen:„Heirathen mußte, Aujuste!" und gegen den„Modernitätsschwindel von den unversorgten Frauen" satirischloszetern. Dabei aber verfiel er in so brutale Taktlosigkeiten, soverworren behandelte er sein Thema, daß das Publikum gegendas ganz unglaubliche Ungeschick des Verfassers heftig protestirt«und daß es einer aufdringlichen Klaque wegen fast zum Theater-Radau gekommen wäre.— Von den bekannten Schauspielernzeichnete sich Frau B u tz e in erster Reihe durch ihre musterhaftschlichte Sprache, Frl. Gabri als Emanzipirte durch kecken,schiieidigen Ton aus. Von den Damen und Herren, die fürBerlin neu engagirt wurden, ist vorerst nichts zu sagen. Siethaten eben recht und schlecht mit. Ob sie bei einem bessergearteten Znsammenspiel einige Ursprünglichkeit verrathen werden.bleibt abzuwarten.Taft eine gewisse„Kunst" immer noch ihren Mann lohnt.ergiebt ei» Schreiben, welches uns die Direktion des Olympia-Theaters zustellt. Daffelbe lautet:„Auf die unsinnigen Ge-rüchte, welche über den finanziellen Stand unserer Gesellschaftvon einem hiesige» Blatte verbreitet sind, sehen wir uns genöthigt,folgendes zu erwidern: Das Olympia-Riesentheater hat bis zumDurchbrechungen der in der Lohnbewegung dieses Frühjahres er«rungenen Konzessionen. Früheren mehrfachen Einladungen derGehilfen-Tariskommission sind die Jnnungsmeister aus dem Wegegegangen. Die Herren hatten sich entweder entschuldigt oderwaren überhaupt fern geblieben.Der Vorstand des Verbände« der Elsaß-LothringischeNBuchdrucker erläßt folgende Bekanntmachung:„Wir machenunsere Mitglieder wiederholt darauf aufmerksam, daß dieBekanntmachungen des Deutschen Tarif- Ausschusses keineGiltigkeit für Elsaß- Lothringen besitzen. Der dieffeitigeGehilfenverband hat seither die Regelung seiner Lohn- undArbeitsverhältnisse völlig selbständig durchgeführt und beharrtfürs erste auf dem gegenwärtig eingenommenen Standpunkt,Er lehnt aus diesem Grunde auch die versuchte Angliederungan die deutsche Tarifgemeinschaft entschieden ab. Unsere Mit-glieder ersuchen wir, die Exemplare des deutschen Tarifes zurück-zuweisen und die etwa geforderte Unterschrist striktest zu ver-weigern. Die Herren Bezirksvorsitzenden wollen jeden dies-bezüglichen Fall sofort dem Verbandsvorsitzenden zur Kenntnißbringen."Der Streik der Werkstätten- Arbeiter der priv. öfter«reichisch-ungarischen Staats-Eisenbahn ist ausgrund der Zusicherung beendet, daß die früheren Be-willigungen aufrecht erhalten und Maßregelungen nicht vor«genommen werden. In Wien ist bereits am Sonnabend dieArbeit wieder aufgenommen worden, in Prag infolge einesMißverständnisses ruhte an diesem Tage noch die Arbeit.Die Prager Werkstättenleitung, anscheinend von Wienschlecht instruirt, verlangte von den Streikenden, sie sollenvom Magistrat ihre Arbeitsbücher holen und sich alsneue Arbeiter aufnehmen lassen, was von den Streikendenabgelehnt wurde. Die Wiener„Arbeiter-Zeitung" erklärt hierzu:Wir sind in der Lage, aus authentischer Quelle berichten zukönnen, daß von der Wiener Direktion Weisungen nach Pragergingen, die Wiederaufnahme der Arbeit habe dort in derselbenWeise zu erfolgen wie in Wien, wodurch jeder Anstand behobenerscheint.Aus der Schweiz. Gemäß einem Beschlüsse der letztenGeneralversammlung des Schweizerischen Typographen-bundes haben bereits mehrere Sektionen T a ri s b e w e gungeuangekündigt. Nach jenem Beschlüsse haben alle jene Sektionenin eine Tarisrevision einzutreten, in deren Rayon die neun-st ü n d i g e Arbeitszeit noch nicht eingeführt ist. Es sind diesdie Sektionen Aarau, Chur, Frauenseld, Schaffhausen, Luzernund Basel. Die Sektionen Aarau, Schaffhausen und Chur habendie Aktion bereits begonnen.Die Buchbinder Kopenhagens haben sich mit den Unter»nehmern auf folgende Arbeitsbedingungen geeinigt: 9£ftiindigsArbeitszeit, öproz. Lohnzulage für alle Arbeiter, die 13 bis20 Kronen Wochenlohn haben; der Lohn der Arbeiterinnen istauf ljj Kronen festgesetzt, wenn sie mindestens 1 Jahr im Fachgearbeitet haben und 16 Jahre alt sind, auf 2 Kronen bei einemAlter von 17 Jahren und bei 2jähriger Fachthätigkeit. Bis zurHerstellung des neuen Akkord-Tarifs erhalten alle Akkord-Arbeiter 5 pCt. Zuschlag. Dieses bedeutungsvolle Resultat istdurch die Stärke der Organisation erreicht worden, die von550 Kopenhagener Facharbeitern 500 umfaßt.Zur Lohnbewegung im Bäckerfach in Dänemark wirduns geschrieben: Es sind in letzter Zeit zwischen dem Fachvereinder Bäcker und den Meistern Verhandlungen über den Lohn ge-führt worden, die jedoch kein Resultat gezeitigt haben. NachherAushebung deS Kost- und Logissystems 1887 wurden die Löhneauf 13-25 Kr. mit einer fast unbegrenzten Arbeitszeit festgesetzt.Die Kopenhagener Genossenschafts-Bäckerei derArbeiter zahlt dagegen schon lange 25— 30 Kr. bei 7stündigerArbeitszeit. Einzelne Bäckereien sind hinsichtlich des Lohnsdiesem Beispiel gefolgt, während in den übrigen Geschäften dieArbeitszeit überall bis auf 12 Stunden ausgedehnt wird. AnfangSeptember wandte sich der Fachverein an die Roggenbrot-Fabrikanten mit folgenden Forderungen: der Wochen-lohn soll betragen 25 bis 30 Kronen, die Arbeitszeitbeträgt sechs Tage, von Montag früh bis Sonnabend Abendoder 6 Nächte von Sonntag Abend bis Sonnabend früh. Sonn-abend Abend 6 Uhr bis Sonntag Abend um 6 Uhr wird dieArbeit mit 50 Oere per Stunde bezahlt. Die tägliche Arbeitszeitbeträgt inkl. 2 Stunden Pause 12 Stunden. Arbeit über12 Stunde» wird mit 50 Oere für jede Ueberstunde bezaUt. Inden Nächten der hohen Feiertage findet kein Backen statt. Eswurde nun von der Gesellenorganisation und von denFabrikanten zusammen ei» Ausschuß eingesetzt. Anfangs wolltenSonntag, den 11. Oktober inkl., eine Gesammteinnahme von rund961 770 M. erzielt, wovon an die Herren Kiralfy und Bussefür deren kontraktliche Verpflichtungen unserer Gesellschaft gegen-über(Stellung des gesammten Bühnenpersonals, sowie allerDekorationen, Kostüme, Requisiten, Schiffe, Pferde u. f. w. u. s. w.)451 137,84 M. gezahlt sind. Für unsere Gesellschaft verbleiben mithin510 628 M. Daß bei dieser Einnahme für unsere Gesellschaftwelche«in Stammkapital von 230 000 M. besitzt, ein erheblicherReingewinn erzielt wurde, liegt auf der Hand. Da es unsaußerdem gelungen ist. wie wir heute in der Lage sind mit-zulheilen, den Endtermin der Aufführungen von„The Orient"bis 31. d. M. hinauszuschieben, dürfte dieser Reingewinn sichnoch beträchtlich erhöhe». Ergebenst Olympia- RiesentheaterGesellschaft mit beschränkter Haftung. W. Haller. L. SaenaerDas im Olympia-Theater aufgeführte Stück enthält eineHandlung, die zwar förmlich von ernstgemeintem Unsinn strotzt abereine barbarische Fülle grober Zirkus- und Balletkttnste zur Ent-faltung kommen läßt. So etwas zieht. Der alteRenz, der zuerst den Zirkus weltstädtisch machte, istals achtfacher Millionär gestorben. Adolph Ernst, dermit verhältnißmäßig beschränkten Mitteln die Klownspäße aufdas Theater verpflanzte und in gröblicher Manier den Sinnen-kitzel von der Büwie herab betrieb, setzt sich in einer netten Villazur Ruhe, und dck Leiter des Olympia-Theaters. welche den inEngland schon seit Jahren beliebten Blödsinn des Zirkustheatersim de sifecle zum ersten Male in Berlin kultiviren, machenBombengeschäfte. Wie soll es auch anders sein in einer Zeit.in welcher ein Unternehmen� wie die Freie Volksbühne, das derBevölkerung das beste der Literatur bieten will, einfachzerstört und die Aufführung eines Stückes von der Be.deutung der„Weber" systematisch auf der deutschen Bühnehintertrieben wird? Bleibt einem großen Theil des Publikums.namentlich dem minder zahlungsfähigen, doch meist nur dieWahl zwischen Zirkuskünsten. Unzucht und Mordspatriotismns!Ein ne»»er Planet ist auf der Urania-Sternwarte in derJnvalidenstraße von dem Astronomen derselben. HerrnGustav Witt, auf photographischem Wege in' derNacht vom 8. aus den 9. d. M. entdeckt worden. Derneue Mitbürger des Planetensystems ist recht klein. 11,5. Größe.doch gehört er keineswegs zu den unbedeutendsten jener Gruppezwischen Mars und Jupiter. Er befand sich in der E»tdeck»ngs-nacht in der Nähe zweier längst bekannter kleiner Planeten. In