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Nr. 75.
Beilage zum Berliner Volksblatt.
Die Trunksucht.
Es ist vor einigen Tagen an das Volksblatt" die Frage gerichtet worden, ob die Trunksucht heilbar sei oder nicht. Fol: gendes soll nun in allgemeinen Umrissen das enthalten, was Die heutige Wissenschaft über die Entstehung der Trunksucht, weiß über die Schäden, die sie anrichtet und die Mittel zur Abhülfe. Vor Allem müssen wir die Frage aufwerfen, wodurch entsteht denn der Konsum des Altohols, der ja heutzutage so gewaltige Dimensionen angenommen hat? Dies beruht einerseits auf der belebenden und anregenden Einwirkung desselben auf unsere Sinne, die den Menschen zu Heiterkeit und Selbstvertrauen veranlaßt. Doch dieser Grund trifft nur in den wenigsten Fällen zu. Genußmittel ist der Alkohol nur bei den wohlhabenderen Klassen der Bevölkerung in der Form des Liqueurs, der schweren Weine 2c. Und wenn bei diesen der Konsum tein so großer ist als bei den Armen, so liegt dies feineswegs darin, daß erstere sich der schädlichen Wirkungen größerer Quantitäten beffer bewußt find. Nein, der Grund ist einfach der, daß sie den Schnaps nicht nöthig haben, wie es bei dem Arbeiter der Fall ist. Das geht so zu. Der Schnaps befördert nämlich auch die Verdauung, indem er die Magenbrüsen reizt, so daß sie den Magensaft reichlicher fließen lassen. Wenn nun der Arbeiter sein Mittagbrod zu fich genommen, so hat er oft nicht Zeit wie der Wohlhabende während eines Mittagschläfchens den Prozeß der Verdauung ungestört vor sich gehen zu lassen, er muß vielmehr häufig gleich wieder an die Arbeit. Die sofortige Arbeit ist aber seiner Verdauung durch aus nicht zuträglich, er sieht sich daher genöthigt dieselbe durch einen Schnaps zu unterstügen.
Wenn dies aber längere Zeit fortgesetzt wird, so gewöhnt fich der Magen schließlich so daran, daß er überhaupt nur noch durch den Genuß von Schnaps veranlaßt wird, den Verdauungsprozeß vorzunehmen. Dieses Uebel steigert sich mit der Beit dermaßen, daß der Magen überhaupt keine festen Speisen mehr verdauen kann, wenn nicht reichlich Schnaps hinzugenommen wird. Ist es nun zu verwundern, wenn der Arbeiter statt fich der Speisen zu bedienen, die ihm unverdaut nur den Magen beschweren, lieber gleich zur Schnapsflasche greift? Ja weiter, häufig hat er gar feine Zeit nach Hause zu gehen, weil der Ort feiner Arbeit zu entlegen ist, es fehlt ihm aber an Gelb im Gasthause zu effen, wozu nimmt er seine Zuflucht? natürlich zum billigen Schnaps! So kommt es, daß der Schnaps zu einem Nahrungsmittel, ja häufig zum einzigen Nahrungsmittel des Arbeiters wird, ohne eigentlich ein Nahrungsmittel zu sein, d. h. ohne dem Körper überhaupt Nährstoffe zuzuführen. Daß dies aber möglich ist, hängt mit einer weiteren Eigenschaft des Schnapses zusammen. Bei angeſtrengter Arbeit werden durch die erhöhte Athmung und den vermehrten Schweiß die im Körper angesammelten Nahrungsstoffe, die als Fett in demselben lagern, schneller verbraucht; wird nun leine Nahrung als Ersaß zugeführt, so werden statt des Fettes die Muskeln angegriffen, es tritt Erschlaffung und Hunger ein. Hier hat nun wieder der Schnaps, die in einzelnen Fällen wohl nüßliche, im Allgemeinen aber schädliche Wirkung, daß er Ermüdung und Hunger überwindet und uns zu ungewöhn lichen Leistungen befähigt. In einem einzelnen Falle, wo eine große Anstrengung auch durchaus nothwendig ist, z. B. im Kriege ein langer Marsch, auf den man sich nachher auch lange ausruhen fann, da verrichtet der Schnaps vorzügliche Dienste. Wenn der Schnapsgenuß aber zur Gewohnheit wird, Dann treten die schädlichsten Folgen ein. Daß aber der Schnaps den Hunger überwindet, das liegt nicht daran, daß er dem Körper neuen Nahrungsstoff zuführt, sondern daran, daß er ihn hindert, nach Verbrauch des angesammelten Fettes, nun die Muskeln anzugreifen, kurz, daß er den Stoffwechsel verlangsamt. Der Schnaps dient also nicht als Nahrungsmittel, wohl aber als Sparmittel. So kommt es, daß mancher Arbeiter tagelang von weiter nichts als Schnaps leben kann, indem dieser den Verbrauch seiner Muskeln eine zeitlang auf
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Feuilleton.
Drei Gesellen.
Eine ernste Erzählung von Ernst Pasqué . ( Fortsetzung.)
Versuchen Sie es! lachte Agapita tropig auf. Auvent schwankte; seine Drohung konnte er erfüllen, doch ob fie das gewünschte Resultat herbeigeführt hätte, war zweifelhaft.
Dummes Zeug! murmelte er. Was Gewalt? Gutwillig werden Sie mir das verfluchte Papier geben, denn ich will es einlösen, Ihnen jest schon die Summe, auf die es lautet, auszahlen.
Daß ich eine Närrin wäre, Ihnen darauf hin den Wechsel, der ebenso gut wie baares Geld ist, auszuliefern!
Aber Agapita, sagte nun Auvent, und schon wurde seine Stimme bittender, sei doch vernünftig! Ich will Dir einen anderen Wechsel ausstellen, wenn Du mein baares Geld nicht haben willst, nur gieb mir das Papier wieder- ich bitte Dich! Agapita ftuzte. Mit dem Papier mußte es eine eigene Bewandtniß haben, daß der Mann es in solcher Weise zurück verlangte.
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Und haben Sie das Geld, 50 000 Francs bei sich? Das Geld? Nein, antwortete Auvent etwas verwirrt. Seben Sie nun, daß Sie mich betrügen wollen! Damit Du siehst, Agapita, daß ich es ehrlich meine, so will ich Dir einen neuen Wechsel schreiben und die Summe vergrößern. Ich sege- 60 000 Francs. Glaubst Du mir
nun?
But, dann schreiben Sie.
Und Auvent sette fich an das kleine elegante Bureau und begann mit zitternden Fingern einen Wechsel auf 60 000 Francs zu schreiben. Agapita stand hinter ihm und schaute nicht wenig erregt dem Schreibenden zu. Plößlich schrie sie mit gellendem Tone:
Nun weiß ich, daß Sie ein Betrüger find! Der Wechsel, den Sie da schreiben, ist falsch! Das ist nicht Ihre Handschrift. Sie verstellen Ihre Schrift. D, ich kenne Shre Handschrift genau, denn wohl hundertmal habe ich seit gestern das kostbare 50 000 Francs Billet angesehen, gelesen und gefüßt.
Auvent saß da, den Kopf auf die schider athmende Brust gesenkt vernichtet.
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Endlich erhob er sich: er mußte fort und der Sache ein Ende machen.
Höre, Agapita, sprach er nun, versuchend, seine Rede so ruhig als möglich zu halten, ich gehe, um das Geld, die 50 000
meinetwegen die 60 000 Francs bei meinem Banquier zu holen. Doch zuvor muß ich nach Auteuil. Also gedulde Dich, sollte ich auch spät erst heimkehren. Aber ich komme und sei es in der Nacht, und das Geld bringe ich mit, um den Wech
Mittwoch, den 2. Juli 1884.
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hält; doch daß dies dem menschlichen Körper nicht gesund sein fann, ist wohl klar, da ja geiade ein schneller Stoffwechsel der ( Sesundheit am zuträglichsten ist. Freilich einen einmaligen Schnapsgenuß auch im Uebermaß gleicht der Körper schnell wieder aus, wenn er aber zur Gewohnheit wird, so hat er, wie jedermann weiß, die schlimmsten Folgen. Da diese nun sehr bekannt sind, so brauchen sie hier nur in wenigen Worten charakterisiri zu werden. Der Alkohol, den man zu sich nimmt, geht augenblicklich in das Blut über und bringt dasselbe in schnelleren Fluß, Herzschlag und Athem werden beschleunigt; dort, wo das meiste Blut angesammelt ist in Kopf und Leber ber hat er natürlich die größten Wirkungen, daher der Schwindel im Kopf 2c. Auf jede größere Erregung folgt aber eine um so größere Ermattung. Auf einen beflügelten Athem ein immer langfamerer, ja, bei zu großer Unmäßigkeit ein völli ger Stillstand. Kurz, der Schnaps beschleunigt nicht den Lauf der Körperfäfte, im Gegentheil, er verlangsamt ihn. Bei immer erneutem Schnapsgenusse stellen sich dann noch schlimmere Folgen ein; die Verdauung wird total gestört, es finden Fettablagerungen unter der Haut statt, daher das aufgedunsene Aussehen der Trinker; ebenso um Herz und Lungen. Ferner treten schwere Erkrankungen von Leber und Nieren ein. Welche Einwirkungen schließlich der Schnaps auf das Gehirn ausübt, das weiß jeder, der einen Gewohnheitstrinker im Säuferwahnsinn, im delirium tremens gesehen hat.
Natürlich wird die Frage aufgeworfen: giebt es denn kein Mittel gegen die Trunksucht? Hier handelt es sich aber um zweierlei: einmal einen Trunksüchtigen wiederherzustellen, andererseits überhaupt zu verhindern, daß sich so viele Menschen der Trunksucht ergeben. Was die Wiederherstellung anbetrifft, so kann dieses der Arzt allein nicht herbeiführen. Was der Arzt thun kann ist dies: Er kann die üblen Folgen des Alkohol mildern, die Schäden, die er im Körper angerichtet, einigermaßen ausgleichen. So fann er eine leichte Nieren- oder Lebererkrankung wohl heben, jedoch in jedem Falle den Kranken wieder herzustellen, das vermag er nicht. Ueberhaupt, da es ja eine längere Zeit währt, bis der Körper durch den Schnapsgenuß völlig zerrüttet ist, wird naturgemäß auch die Heilung nicht im Augenblick von Statten gehen. Mehr noch als Medizin( zu warnen ist hier namentlich vor den in den Zeitungen ausgeschrieenen Quacksalbereien) nügt eine geregelte Lebensweise. Um den Kranken vom Schnaps zu entwöhnen, ist vor allem nöthig, daß man ihm denselben ersetzt. Oben wurde darauf hingewiesen, daß durch den Schnapsgenuß dem Arbeiter der Magen dermaßen ruinirt wird, daß er feste Speisen nicht mehr ohne ihn verdauen kann. Derselbe kann also nie vom Schnapse lassen, wenn man ihm seine Verdauung nicht zurückgiebt. Um diese allmälig wiederzuerlan gen, muß er anfangs nur ganz leicht verdauliche Nahrungsmittel zu sich nehmen, das find die flüssigen, wie: Bouillon mit Ei, Kaffee, Milch mit Weißbrot; ferner leichte Gemüse, wie: Mohrrüben, Kohlrabi 2c., später möge erst Fleisch folgen. Der schwerer verdaulichen Hülsenfrüchte sowie des Schwarzbrodes enthalte er sich noch am Anfange. Bu allen Speisen aber, die er ißt, nehme er tüchtig Pfeffer und Salz, um sie sowohl schmackhaft als auch leichter verdaulich zu machen; die Gewürze vertreten also hierin den Schnaps. Um ferner auch einen Ersatz für die belebende Wirkung des Schnapses zu haben, trinke er morgens womöglich zweimal Kaffee, aber kein Cichorienwasser, ebenso auch gleich nach dem Mittagessen; denn der Kaffee regt ebenfalls die Nerven an, was namentlich nach dem Mittagbrod sehr dienlich ist. Vor Allem aber muß der Kranke das effen, was ihm am besten schmeckt, wenn es nicht schwer verdaulich ist, d. h. ihm nach dem Genusse nicht den Magen beschwert. Ist derselbe verheirathet, so wird ja seine Frau seine Lieblingsgerichte kennen, diese möge sie ihm möglichst schmackhaft bereitet vorseßen. Sobald derselbe auf diese Weise langsam zum Essen zurückgeführt worden, dann wird er auch das Trinken aufgeben.
Jett kommen wir zu den Mitteln, das Umsichgreifen der Trunksucht überhaupt zu verhüten. Hierfür ist gerade die am
fel einzulösen. Versprichst Du mir zu warten und das Papier bereitzuhalten?
Agapita, durchaus nicht bösartig von Herzen, begann Mitleid mit dem Manne zu haben, dessen Aufregung ihr umso furchtbarer erschien, je weniger fie dieselbe zu begreifen, zu ent räthseln vermochte. Einen Augenblick überlegte sie, wie sie das Papier wieder in ihre Hände zu bringen vermöge; damit scheinbar im Klaren, antwortete sie in beruhigender Weise:
Ich verspreche es Ihnen, Herr von Auvent. Gut, Agapita, ich verlasse mich auf Dein Wort. Heute Abend siehst Du mich wieder, dann bringe ich Dir das Geld. Leb' wohl!
Und rasch wendete er den Kopf und schritt auf den Ausgang des Salons zu, um sich so schnell als möglich hinaus nach Auteuil zu begeben.
Madame Saint- Victor saß schon an ihrem Schreibtisch. In fleine Stücke zerriß sie den angefangenen Wechsel, die sie dann verächtlich beiseite warf. Hierauf schrieb sie hastig fol gende Zeilen an Remy:
Mein Freund!
Thue teine Schritte, um den Wechsel zu Gelde zu machen, wirst Du das Geld sofort empfangen. sondern komme augenblicklich mit dem Papier zu mir. Hier
Deine Dich sehnlichst erwartende Agapita." Auf ihr Schellen trat die Kammerfrau ein.
Das Billetchen hier ist an Herrn Remy gerichtet. Es muß unter allen Umständen noch heute Nachmittag in seine Hände gelangen. Hier seine Adresse. Er muß das Billet er halten und durch Sie. Ich rechne darauf.
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Seien Sie unbesorgt Madame, entgegnete die Bofe dienstfertig. Ich werde ihn zu finden wissen. Dann eilte sie aus dem Zimmer. Madame Saint- Victor warf sich wieder in ihren blauseidenen schwellenden Divan, über den sonderbaren Auftritt, das ihr unerklärliche Verlangen Auvent's nach dem
Papier nachdenkend.
Wenige Augenblicke, nachdem die Zofe das Hotel verlassen, um die nicht allzu entfernt liegende Rue de Martyrs aufzus suchen, fuhr Herr von Auvent aus dem Hotel und nach Auteuil, um dort zu erfahren, daß Madame Laurent und Mademoiselle Helene bereits in vergangener Nacht die Villa verlassen und bis jetzt noch gar nicht heimgekehrt waren.
Nach allen Richtungen flogen die Mägde, Kutscher und Bedienten, die Verschwundenen zu suchen. Doch was auch geschah, wie sehr man sich auch anstrengte, es war Alles vergebens, keine Spur der Vermisten konnte aufgefunden werden. Bis zum späten Abend blieb Auvent in Auteuil , immer noch auf eine Nachricht über die so spurlos Verschwundenen hoffend; doch als alle Nachforschungen ohne irgend ein glaubwürdiges Ergebniß blieben, da befahl er die Heimfahrt.
In den Kissen seines Wagens saß der reiche Mann, zu fammengefauert und fast zähneklapperno, verwirrt, betäubt und nicht mehr Herr eines klaren Gedankens. Er war vollständig
1. Jahrgang.
Anfang dargelegte Entstehungsweise der Trunksucht von Wichtigkeit. Denn wenn man diese fennt, so ist doch sonnenflar, daß das einzige Mittel gegen jenes Laster darin besteht, ihm die Lebensbedingungen zu entziehen. Das ist sicher, daß Moralpredigten und Mäßigkeitsvereine am allerwenigsten am Blaze find; diese sind weit zutreffender bei der wohlhabenden Bevölkerung, die ohne jede Nothwendigkeit zu berauschenden Getränken greift. Ja, oft hat man es schon erlebt, daß nach Verlust des Vermögens an Stelle des Champagnerrausches der Schnapsrausch trat. Man sprach dann von Verzweiflung", doch mit Unrecht; der ehemalige Reiche mußte vielmehr am eigenen Leibe die Erfahrung machen, daß der Schnaps für den Armen geradezu ein nothwendiges Uebel geworden ist.
Die einzig wirksamen Mittel gegen die Trunksucht beruhen darauf, daß man den Schnaps überflüssig macht, indem man dem Arbeiter eine längere Frühstücks- und Mittagspause gewährt, damit die Verdauung, dieser wichtigste Prozeß, unge stört vor sich gehe; auch biete man ihm in öffentlichen, leicht zu erreichenden Speisehäusern eine billige, schmackhafte Nahrung. Schließlich suche man den Schnaps durch andere, ge sündere Getränke zu ersetzen. Es ist eine ausgemachte Thatsache, daß in Gegenden, wo der Weinbau florirt, der Schnapstonsum viel geringer ist, der Schnaps wird dort durch den leichten Landwein verdrängt. Ebenso ist das Bier der gefähr lichste Gegner des Schnapses. Daher muß man danach streben, den Preis des Bieres, dieses weit gefünderen Getränkes, mög lichst herabzuseßen. Jede Biersteuer, das hat man in England gesehen, treibt Tausende dem Schnapse in die Arme. Daher hat auch, als die deutsche Regierung dem Beispiel der anderen nachfolgen wollte, mit Recht sich die Volksvertretung mit aller Energie gegen jede Biersteuer erklärt, und sich hierdurch den Dank der ganzen arbeitenden Bevölkerung erworben.
A. K.
Wir kommen auf diesen uns eingesandten Artikel in einer der nächsten Nummern noch ausführlich zurück. D. R.
Communales. Stadtverordneten- Bersammlung.
Deffentliche Sigung vom 30. Juni. Vorsteher Dr. Straßmann eröffnet die Sizung um 5 Uhr.
Auf der Tagesordnung stehen zunächst Berichte des Pe titions - Ausschusses. Stadtv. Tu sa u er referirt über die Petition des Kaufmanns Lauffer und Genossen, betreffend die Her stellung eines geräuschlosen Pflasters in der Kommandanten straße und empfiehlt die Petition dem Magistrat zur Berück fichtigung zu überweisen. Stadtv. Diersch bekämpft die Petition, da die Versammlung erst am 31. Januar d. J. gleichfalls auf eine Petition von Anwohnern der Kommandanten straße die Pflasterung mit Steinen beschlossen hat. Auf drin gende Befürwortung seitens der Stadv. Schlesier und Solon gelangt der Antrag des Petitions - Ausschusses zur Annahme. Auch eine Petition des Präsidenten des Reichs Eisenbahnamtes um Asphaltirung der Linkstraße wird ohne Debatte dem Magis strat zur Berücksichtigung überwiesen.
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Es folgt die bekannte Antwort des Magistrats auf die Anfrage des Stadtv. Dr. Stryck, in welchem Stadium sich die Erledigung der sogenannten Stryd'schen Anträge( Reform der städtischen Steuern 2c.) befindet. Stadtv. Dr. Stryd verweist darauf, daß er mit anderen Stadtverordneten im Januar 1880 den Antrag eingebracht haben in gemischter Deputation, eine Reihe von Finanzfragen zu verhandeln. Die gemischte Deputation habe in einer Reihe von Sizungen das Material gesammelt und gesichtet und die Antwort des Magistrats, wonach er seinerseits die Gutachten der Magistratskommissare der gemischten Deputation unterbreiten werde, er ledige feine Anfrage. Er bittet aber den Magistrat, die Vota allen Mitgliedern der Versammlung zuzustellen. Die Lösung der großen Frage sei jezt sehr passend, da ein Ueberschuß von 2 Millionen vorhanden ist, der wohl verwendet werden kann,
unfähig, irgend einen Entschluß zu faffen, nur einen Weg zu suchen, auf dem er Rettung erhoffen durfte. Er fühlte sich ge fangen in einem Net, dessen Maschen jedem, und wenn auch verzweiflungsvollen Versuch, sie zu zerreißen, spotteten. Wie er sich auch anstrengte, geberdete, es gelang nicht. Im Gegen theil, immer enger zogen sie sich um ihn zusammen und drohten ihn zu erstiden.
Drittes Kapitel. Licht!
Gedankenvoll war Harley- Elsen nach seiner Unterredung mit dem alten wiedergefundenen Freunde die Nue Mogador hinab und dem Boulevard zugegangen.
Er konnte sich nicht verhehlen, daß van Owens Gebahren während dieser kurzen Szene ein auffallendes gewesen, und allerlei sonderbare Gedanken tauchten wie aus tiefen dunklen Gründen in ihm auf. Doch er bannte, verscheuchte sie sofort mit Unwillen, ja mit Born und versuchte die Aufgeregtheit des Andern nur dem so unverhofft erfolgten Wiedersehen zuzu schreiben. Er wollte mußte an den Freund glauben, denn nur von ihm allein und seiner Hilfe fonnte er Befreiung von der Schande erwarten, die auf seinem Namen lastete und die ihm das Dasein fast unerträglich machte.
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Reich oder zum wenigsten sehr wohlhabend muß van Owen sein, so sagte er sich, denn die Wohnung, die Ausstat tung des Salons und die Bedienten in Livree, Alles dies war, wenn sein Blick es auch nur gestreift, in seiner Erinnerung haften geblieben und jezt mußte er daran denken.
Nun er wird in Paris sein Glück gemacht haben wie Andere, wie ich es in Australien gemacht!
Damit schloß er endlich seine Gedankentette über den alten Freund und vermochte nunmehr erst, sich mit den Andeutungen zu beschäftigen, welche van Owen ihm über den muthmaßlichen Urheber des Verbrechens gegeben.
Leo Ollenheim soll der Dieb gewesen sein und die That entweder allein oder mit Grein und mit Hilfe eines zweiten Exemplares des Kaffenschlüssels ausgeführt haben?!
Es wäre entsetzlich, wenn es sich also verhielte, und er, Harley Elsen, all sein Weh und Leid diesen beiden Menschen verdanken, an denen sich zu rächen eine Unmöglichkeit war, da der Eine längst todt, der Andere geistestrant, also so gut wie gestorben war.
Er sträubte sich gegen diesen Gedanken, und doch mußte er ihn als den einzigen annehmen, der das Räthsel des Diebstahls zu lösen vermochte. Jemehr er darüber nachdachte, je wahrscheinlicher fam es ihm vor. Die Eristenz eines zweiter Exemplars des Schlüssels hatte van Owen fest behauptet. Leo, als der Sohn des Hauses, konnte fich denselben verschafft, feinem Helfershelfer Grein eingehändigt, Lepterer um seine, Elsen's, Flucht gewußt, und sich auch wohl gedacht haben, daß der Kassirer den anderen Schlüssel, den zu dem Hauptschlosse