4) Das Großherzogthum eifen wird 8. 3. vertreten z. durch 7 Deutschfreifinnige, 1 Nationalliberalen und 1 Sozial demokraten. In fast allen Wahlkreisen find nationalliberale

hof erkannte auf 7 Monate, wovon zwei durch die Unters I hungchaft verbüßt; gegen Rüttner burger zerjuch der Wung gemacht werden müffen. Es find a. 8. 4 nationalliberale Sandidaten in der Rheinproving aufgefelt.

Jm 13. Hohenzollern, daß in den legten Legislatur­perioden immer Klerikal vertreten war, aber sehr ansehnliche liberale Minoritäten aufzuweisen hatte, wird ein Versuch mit der Aufstellung einer gemäßigt liberalen Kandidatur ges macht.

1) Das Königreich Bayern ist zur Zeit vertreten durch 32 Aleritale, 9 Nationalliberale, 4 Freifinnige, 1 Freifonserva tiven, 1 Sozialdemokraten, 1 Mitglied der Volkspartei. Auch hier find die meisten Mandate der Ultramontanen mit irgend welcher Aussicht auf Erfolg nicht angreifbar. Oberbayern  , Niederbayern  , Oberpfalz   und Schwaben   find ausschließlich durch Zentrumsmitglieder vertreten. In diesen drei Regierungs­bezirken fann nur in München I   und in Immenstadt  - Rempten ein nicht aussichtsloser Versuch gemacht werden, den Klerikalen das Mandat zu entreißen. In München I, dem früheren Wahlkreise Stauffenberg's, hatten die verschiedenen liberalen Richtungen noch bei den legten Wahlen eine starke Minorität, eine Einigung und Kandidatenaufstellung ist aber noch nicht erfolgt, andererseits haben auch die Sozialdemokraten viel Boden. Immenstadt  , der alte Wahlkreis von Völk, ist erst bei den legten Wahlen an das Zentrum gefallen und bietet Aussichten, von den Nationalliberalen wieder erobert zu werden. In Unterfranken   befißt das Sentrum vier feste Wahlkreise und macht sich hoffnung, die beiden anderen auch noch zu ge winnen, Schweinfurt   den Nationalliberalen, Würzburg   der Volkspartei zu entreißen: das letztere erscheint nicht aussichtslos, da Würzburg   sonst immer flerital vertreten war und zwischen Freifinnigen und Volkspartei Streit herrscht. In Mittelfranken  befinden sich die meistumkämpften Wahlkreife: Nürnberg  , wo Sozialdemokraten, die zur Beit das Mandat befizen, Freifinnige und Nationalliberale fich bekämpfen, Ers langen- Fürth  , 3. 8. freifinnig vertreten, jest zwischen Frei­finnigen, Nationalliberalen, Volkspartei und Sozialdemokraten streitig; von konservativer und nationalliberaler Seite werden auch Anstrengungen gemacht, den Freifinnigen Ansbach   und Rothenburg zu entreißen. In Oberfranken   wird Hof den Frei­finnigen von den Nationalliberalen streitig gemacht; um Forch­ heim  , welches die Fortschrittspartei während der laufenden Legislaturperiode an die deutsche Reichspartei verloren, wird fich wiederum heißer Kampf zwischen diesen beiden Parteien erheben. In der Pfalz   find sämmtliche 6 Mandate 3. 8., wie auch in den früheren Legislaturperioden, im Besitz der National liberalen. Indeffen haben dieselben stets schwere Kämpfe gegen Ultramontane, Fortschrittspartei und Volkspartei durchzufechten. Auf Zweibrücken   und Germersheim   machen sich die Ultramon­tanen Hoffnung, Landau Neustadt wird von der seitens der Ultramontanen unterstüßten Fortschrittspartei lebhaft bedrängt.

2) Das Königreich Württemberg ist z. 3. vertreten Durch 6 Mitglieder der Volkspartei, 1 Deutsch   Freifinnigen, 1 liberalen Wilden", 5 Mitglieder der deutschen Reichspartei und 4 Ultramontane. Die Nationalliberalen, die früher eine Reihe württembergischer Mandate besaßen, haben seit den Wablen von 1881 tein Mitglied mehr aus Württemberg  . Nachdem fich indessen die Deutsche Partei" bei den jüngsten Barteifundgebungen vollständig auf den nationalliberalen Standpunkt gestellt, ist zu erwarten, daß auch die national­iberale Reichstagsfraktion von dorther wieder einigen Zuwachs mpfängt. In Württemberg   wird fich der Kampf vorzugsweise wischen der deutschen   Reichspartei und den Nationalliberalen inerseits, der Bollspartei andererseits abspielen. Die beiden lichtungen halten fich in einer Reihe von Wahlkreisen ziem­ch die Waage; die deutsch   freifinnige Partei hat wenig oben. Von den Zentrumsmandaten dürfte wenigstens das te( Blaubeuren  ) mit Erfolg angefochten werden.

3) Das Großherzogthum Baden ist 3.8. durch 7 National rale, 1 Deutschfreifinnigen, 4 Klerikale, 1 Deutschkonservativen 1 tglied der Volkspartei vertreten. In sämmtlichen 14 Wahlkreisen Landes find jest nationalliberale Kandidaturen aufgestellt. An­liberale Richtungen haben wenig Boden im Lande; nur Bollspartei hat in Mannheim   starken Anhang und befitt Mandat seit zwei Legislaturperioden. Es wird indefen russichtsvoller Versuch gemacht, das Mandat für die Na liberalen zu gewinnen. Die Deutschkonservativen haben hre 1881 zum ersten Male den Wahlkreis Sinsheim  - Breten inen, dagegen das von 1878-1881 beseffene landat von rube an die Nationalliberalen verloren. Der Kampf dreht Baden   in den weitaus meisten Wahlkreisen um den faß zwischen Nationalliberalen und Ultramontanen. Die en trachten, den Nationalliberalen namentlich die Wahl onfianz, Villingen  , Offenburg  , die Nationalliberalen den ontanen die Wahlkreise Waldshut   und Freiburg   zu

age verfeßt, feine Untersuchungen in Sodankylä   noch Jahre 1884 fortzuseßen. Ueber den Erfolg dieser reichte er der diesjährigen internationalen Polar a in Wien   einen ausführlichen Bericht ein, der soeben en Drud veröffentlicht worden ist.

hrend dieses legten Zeitraumes wurde dem Studium ftromes sowie der elektrischen Strömung der Atmos eine ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Bei Belegenheit glaubte Profeffor Lemström durch seine ingen die Thatsache festgestellt zu haben, daß sich ent­Der hoch oben in der Luft schwebenden Nordenstjöld lichtglorie auf der Nordhälfte der Erde el von Erdströmungen befindet, welche stärker erlicher find als die Strömung nördlich oder süd­fem Girtel. Die nördliche Grenze desselben scheint land etwa auf dem 68. Grad nördlicher Breite zu Die weiteren Details des Lemström'schen Berichts ereffant; in Rücksicht auf den hier schon start über aum der Zeitung beschränke ich mich darauf, hier Thesen anzuführen, mit denen Lemström seinen gt:

larlicht, deffen Ursprung so lange Zeit ein Räthsel Durch eine elektrische Strömung in der Luft

arlichtstern fann durch die von der finländischen on angewandten Methode sowohl gemessen als aftlich unterfucht werden.

Expedition angewandten elektrischen Ar­ben sehr oft eine Lichterscheinung hervor Spektrum des Polarlichtes besaß. Unter änden zeigte fich das Phänomän in Gestalt en oberhalb der Apparate. Mit Anwendung Itristmaschine kann die Lichterscheinung inden hervorgerufen, und wenn sie bereits lich verstärkt werden. Es ist durch diese llos fichere Methode geschaffen, sowohl die e übrigen Variationen der Erdströme zu be

as Resultat der langjährigen Untersuchungen: und der Erdstromgürtel! Der Heiligens aupte unserer Erde ist nichts weiter als die welcher die meisten elektrischen Ausgleichungen n Elektrizität mit derjenigen der Erde dort attfinden. Wenn es eine solche Nordlicht was bie Forschungen der Zukunft jeden I untersuchen werden als dieses durch bann muß es auch einen Erdstrom her Beweis für die Qta.)

geäußert, fte habe sich am Strande  ", also an der See, aufge halten, wo auch Mufit gem cht sei. Mit einer Tante habe fle bei einem Hermann Meyer

Kandidaturen aufgestellt; der Kampf spißt sich sonach haupt- Helene, Anna und Gustap gewohnt und mi deffen Kindern

sächlich zu einem Wettstreit zwischen Nationalliberalen und Deutschfreifinnigen zu; seinen Höhepunkt erreicht er in Bingen­Alzen, wo Bamberger   und von Schauß sich das Mandat streitig machen. Mainz   war zulegt fortschrittlich vertreten, doch sind Bentrum und Sozialdemokratie hier so stark, die anderen Par­teien so zwiespältig, daß die Behauptung dieses Mandats den Freifinnigen schwerlich gelingen wird.

5) Das Königreich Sachsen ist z. B. durch 5 Konserva tive, 3 Freifonservative, 6 Deutschfreifinnige, 5 Nationalliberale, 4 Sozialdemokraten vertreten. In fast allen sächsischen Wahl­freisen hat die Sozialdemokratie starke Minoritäten und nur durch Zusammenhalten aller anderen Parteien find ihr bei den legten Wahlen Kreise wie Dresden  , Glauchau   entriffen worden. In einer ganzen Reihe sächsischer Wahlkreise find zwischen Na­tionalliberalen und Konservativen Kompromisse auf gemäßigte Männer gegenüber den Sozialdemokraten oder Deutschfreifinni gen zu Stande gekommen und es sind mittelparteiliche Kandi baturen aufgestellt worden, die auf alle Fälle viel Aussichten haben. Indeffen sind die Wahlen in Sachsen   ganz besonders unberechenbar.

6. Die beiden Medlenburg waren zuletzt durch 2 Ronservative, 4 Nationalliberale und 1 Deutschfreifinnigen vertreten. In Mecklenburg   hat der schroffe Gegensatz gegen Die Konservativen die Einigkeit unter den liberalen Parteien noch immer aufrecht erhalten. Es stehen sich auch jetzt wieder nur fonservative auf der einen, vereinigt liberale Kandidaturen, barunter vier nationalliberale, auf der andern Seiee gegenüber, in den meisten Wahlkreisen in annähernd gleicher Stärke.

7. Das Großherzogthum Oldenburg   entsandte zulegt 2 Deutschfreifinnige und 1 Klerikalen in den Reichstag  . Die beiden ersten Wahlkreise waren früher immer nationalliberal vertreten und find erst 1881 an die Deutschfreifinnigen ver­loren gegangen; es werden energische Anstrengungen gemacht, fte zurück zu erobern. Der fleritale Wahlkreis ist un angreifbar.

8) Das Herzogthum Braunschweig   ist z. 3. durch 2 Nationalliberale und 1 Deutsch  - Freifinnigen vertreten. Es ist hier eine Verständigung zwischen den liberalen Parteien über Aufrechterhaltung des Befisstandes zu Stande gekommen, eine Verständigung, die allerdings in der deutsch  - freifinnig ver­tretenen Stadt Braunschweig   und, wie es neuerdings scheint, auch in den andern beiden Wahlkreisen einigermaßen in Frage gestellt.

9) Von den Hansestädten ist Hamburg   z. B. durch 2 Sozialdemokraten und 1 Deutsch   Freifinnigen vertreten. Es wird hier einen sehr harten Kampf fosten, den Sozialdemo fraten die Mandate wieder zu entreißen, zumal da es den Deutsch- freifinnigen sowohl als dem konservativ- nationalliberalen Reichsverein überaus schwer fällt, geeignete Kandidaturen auf­aufinden. In Lübeck   wird der freifinnige Befisstand von den Nationalliberalen, in Bremen   der nationalliberale Befißstand von den Freifinnigen angefochten.

10) Thüringen   und die Kleinen Fürstenthümer Mittel­ deutschlands   waren gulegt folgendermaßen vertreten: Sachsen Weimar   durch zwei Deutsch- freifinnige, einen Nationalliberalen, Meiningen   durch zwei Deutsch- freifinnige, Altenburg   durch einen Freikonservativen, Koburg Gotha   durch zwei Deutsch freifinnige, Anhalt durch einen Nationalliberalen, einen Deutsch freifinnigen, Schwarzburg  : Rudolstadt  , Sondershausen  , Reuß  jüng. Linie, Schaumburg, Lippe je durch einen Freifinnigen, Reuß ä. L. durch einen Sozialdemokraten, Walded durch einen Nationalliberalen. In fast allen bisher deutsch  - freifinnigen Wahlkreisen Thüringens   find jest nationalliberale Gegen fandidaturen aufgestellt, die meistens auch von den Konserva­tiven unterstützt werden.

11) In Elsaß- Lothringen   treten die alten Ab­geordneten, die bekanntlich feiner Fraktion angehören, aber meist im Gefolge des Zentrums matschiren, sämmtlich wieder auf, und ernstliche Versuche, ihnen das Mandat streitig zu machen, werden nicht unternommen.

Lokales.

Unter dem Vorsitz des Stadtsyndikus Eberth ver sammelte fich dieser Tage die erste Subkommission des Markt­hallen- Kuratoriums. Zunächst wurden nochmals eingehend die Verhältnisse der Markthallen, und namentlich der Bentral­Markthalle in der Neuen Friedrichstraße em Bahnhof Alexanderplat besprochen und demnächst erörtert, was zunächst zu geschehen habe. Schließlich einigte man fich, der Nat.­Btg." zufolge, dahin, daß in erster Linie der Tarif im Kura torium vorberathen und demnächst durch die städtischen Be hörden festgestellt werden müsse, und daß ferner einige Fragen, betreffend die Marktordnungen, enschieden werden sollen. Die Anordnungen, betreffend die Eintheilung der Zentralmarkthalle, welche vom Stadtbaurath Blankenstein für die verschiedenen Marktgegenstände( Fische, Fleisch, Gemüse, Obst u. s. w.) vorgeschlagen worden waren, wurden gebilligt. Ein öffent licher Aufruf zur Meldung derjenigen, welche Stände wünschen, soll jezt noch nicht erfolgen; dagegen werden Anmeldungen noch weiter, wie bisher, angenommen werden.

N. Drei japanesische Verwaltungsbeamte statteten gestern dem Amtsbureau in Rirdorf einen Besuch ab, um namentlich in die Gemeinde- Verwaltung nähere Einsicht zu nehmer. Begleitet waren dieselben von Herrn Polizei- Haupts mann Höhne und zwei Dolmetschern. Herr Amtsvorsteher Boddin übernahm die Führung und gab auf die vielen Fragen, welde namentlich auf das Armenwesen Bezug nehmen, bereit willigst Auskunft. Auch dem Standesamt und der Steuer­Sezeptur wurde ein Besuch abgestattet.

N. Der Direktor der Ausgrabungen auf der Insel Gyvern, Herr Dhnefalsch Richter, weilt gegenwärtig in Berlin  . Bekannt durch seine außerordentlich erfolgreichen Ausgrabungen, die, wie bekannt, auch eine große Reihe schön bemalter Gläser zu Tage brachten, ist der übrige Gelehrte jest bierher ge kommen, um das Verfahren der Reinigung und Zusammen­fegung von Statuen zu erlernen, wie es bei den pergament schen Alterthümern zur Anwendung fommt.

a. Die Herkunft eines verlassenen Kindes, welches unter eigenthümlichen Umständen in Bremen   angetroffen wor ben beschäftigt seit sechs Wochen die Polizeibehörden der größeren Städte in Deutschland  , ohne daß darüber bisher irgend etwas ermittelt worden ist. Am 24. August cr. Nachmittngs wurde in Bremen   in der Nähe des St. Josefsstifts ein etwa fünf bis sechsjähriges Mädchen angetroffen, welches von einer nicht ermittelten Person ausgefeßt worden ist. Die Kleine gab an, fie heiße Johanna Meyer, ihre Mutter habe gleichfalls den Vor namen Johanna und ihr Vater heiße Gustav. Mit einer Tante, deren Vornamen sie nicht wisse, sei sie auf der Eisenbahn nach Bremen   gefahren. In ihrer Kleidertasche wurde ein Schreiben An die Schwestern im fatholischen Krantenbause" gefunden, welches lautet: Liebe Schwestern! Der liebe Gott schickt Ihnen hier ein Ileines Mädchen zu. Ihr werdet es wohl eher unter bringen können, wie ich, denn ich habe es von Bremerhaven  mitgebracht; ich fann es aber nicht behalten, denn ich habe meine Reise nach Amerika   schon 8 Tage verschoben und die Mutter des Kindes soll in Bremerhaven   geftorben sein; ich weiß feinen anderen Ausweg, als daß ich zu Ihnen meine Zuflucht nehme. Shr werdet doch das arme verweiste kind nicht verlassen, der liebe Gott wird es Ihnen lohnen. Eine unbekannte Freun bin." Dos Rind, welches furz geschnittenes blondes Haar und

braune Augen hat und hoch und plattdeutsch spricht, war gut

bekleidet, und mochte den Eindruck einer Herkunft von einer Familie. Die Ricine hat in der legten Zeit wiederholt

ihrer Abreise eine Näherin jespielt. Die Tante habe kurz vor ehabt, die viele neue Kleidungs stücke angefertigt habe, we che in einen Koffer gepackt seien. Auf der Eisenbahnfahrt hat die Tante noch eine Begleiterin gehabt, welche ein schwarzes Kleid getragen habe. Diese Bes gleiterin habe ihr auch vor

Haar abgeschnitten. Beide per Abreise mit einer Scheere das ätten auf der Fahrt von Amerika  gesprochen. Weder die beide. Begleiterinnen des Kindes noch Die Eltern des Kindes find etuelt. Die zuerst aufgetauchte Vermuthung, daß das Kind aus Luseldorf nach Bremen   ge bracht sei, wo ein Dienstmädchen mit dem Ginde ihrer Herr schaft entflohen war, hat sich einst bestätigt, da jenes Kind bereits zu seinen Eltern zurückgekehrt ist.

Aus Metallarbeiterfreifen wird uns mitgetheilt, daß am 3. Oktober in der bekannten Strafsache wider den Klemp ner Lüde Termin vor dem Königl. Landgericht, Straflammer V, Alt- Moabit, Saal 59, stattfindet. Lüde war bekanntlich wegen Beleidigung des Kohlenbändlers Mertens, begangen durch ein während der heißesten Strife- Campagne der Berliner   Metalls arbeiter gegen denselben erlaffenes Flugblatt vom Schöffen gericht zu einer 14tägigen Gefängnißftrafe verurtheilt, da dr felbe am 16. Mai sozialisten- gefeßlich aus Berlin   verwiesen wurde, konnte er den in dieser Sache bereits zum 19. Mai c anberaumten Termin nicht wahrnehmen, da das Polizei- Br fidium fich auf Anfuchen des L. weigerte, die Rückkehrerlau niß für diesen Tag zu ertheilen. Inzwischen wurde ein ande rerer Termin anberaumt( 16. August), und in diesem auf An trag des Vertheidigers Rechtsanwalt Sachs befchloffen, da Königl. Polizei- Präsidium zu ersuchen, die Rückfebrerlaubni zu ertheilen. Da das Polizei- Präsidium nunmehr diesem ent sprochen hat, wird Lücke jetzt diesen Termin warnehmen. Man ift in Metallarbeiterkreisen sehr gespannt auf den Ausgang des Prozesses, da die Staatsanwaltschaft nur eine Geldstrafe von 20 M. beantragte und L. wegen seiner Energie eine große Beliebtheit unter den Metallarbeitern genoß.

g. Keine Kohlenfauren mehr. Mit dem heutigen Tage ist der Verkauf von Selterwasser in den Trinkhallen eingestellt worden, der Zeitungsverkauf erleidet jedoch hierdurch keine Un terbrechung, sondern findet auch während der Herbst- bezw. Wintermonate statt. Bei dieser Gelegenheit sei ein vom Bub lifum recht unangenehm empfundener Mißstand bezüglich des Beitungsverkaufs in den Trinthallen erwähnt: Hier ist am Abend jedes Letzten des Monats teine Beitung fäuflich zu haben! Begründet wird dieser Umstand damit, daß am Ultimo die Abrechnung über den Zeitungsverkauf während des ver floffenen Monats at den Verkäuferinnen erfolgt und daher zur Vermeidung on Jerungen am Nachmittag des Legten im Monat überboot den Verkäuferinnen feine Beitungen zugestellt werden. His ließe fich gewiß ein Modus treffen, durch den wenigstens sicht der Beitungstäufer betroffen wird.

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Eine faum glaublichen Ueberschreitung des Züch tigungsrechts hat sich der Turnlehrer S. am hieſtgen Pro gymnafium in der Pantstraße schuldig gemacht. Am vergan genen Freitag Vormittag hatte eine Schülerabtheilung des Progymnaftums Turnunterricht. Der elfjährige Schüler K lief mit mehreren anderen Knaben zusammen auf dem soge nannten Schwebebaum" und trieb dabei seinen Vordermann zu rascherem Tempo an. Ob dies lediglich mit Worten ge schehen, wie der Knabe behauptet, ob er dabei seinen Vorder mann gestoßen und dadurch in die Gefahr des Herabfallens gebracht, wie der Lehrer erzählt, ist zur Beurtheilung des Falles vollständig gleichgiltig. Der Knabe wurde eben auf Grund dieser Ungehörigkeit von dem als Vorturner funktionirenden Quartaner G. beim Turnlehrer S. angezeigt. Der Turnlehrer rief den Knaben zu sich heran, legte ihn über das unter der Bezeichnung Pferd" belannte Turngeräth und gab einer An zahl von Mitschülern des K. die Weisung, ihrem Kommilitonen tüchtig eins auf das Sigfleisch zu verfeßen. Der Weifung wurde von mehreren Schülern auch entsprochen. Db diese son derbare Art von Strafe, wie der Turnlehrer hintennach be hauptete, nur ,, humoristisch" aufzufassen war, wollen wir dahin gestellt sein laffen. Bitterer Ernst war jedenfalls, was nun folgte. Der Knabe wollte sich nämlich die durch seine Mit Schüler erfolgende Büchtigung nicht ruhig gefallen laffen, machte fich vom Pferde" frei und erklärte so berichtet wenigftens Der Lehrer, den Turnunterricht sofort verlassen zu wollen. Darüber nun ergrimmte Turnlehrer S. dergestalt, daß e den Knaben neuerdings über das Pferd legte und erft mit einem Tauende und dann mit einem Stod so un daß der Mißhandelte nur mit menschlich durchprügelte Unterstügung Mitschülern Don fich zur elterlichen Der entrüftete Vater bes Wohnung zu schleppen vermochte. Knaben fuhr mit demselben sofort zum Arzte, der nach Unter Die hintere fuchung der Verlegungen Folgendes atteftirte: Seite des rechten Oberschenkels zeigt eine thalergroße Beule, die blutig unterlaufen und blau verfärbt ist. Ebenso befinden fich auf beiden Hinterbaden des Knaben mehrere lange Striemen von derselben Beschaffenheit, so daß es ärztlicherseits wünschens werth ist, den genannten Knaben mehrere Tage lang von dem Schulbesuch zu dispenfiren. Die Verlegungen können durch Schläge mit einem Stode hervorgerufen fein. Die beim Direktor der Anstalt alsbald erstattete Anzeige hatte eine strenge Untersuchung des Falles zur Folge. Der angeschuldigte Turn lehrer mußte fein Verschulden in vollem Umfange eingestehen und wußte zur Erklärung nur anzugeben, daß er durch die Renitens des Knaben maßlos gereizt worden sei. Das Ver fahren des Anstaltsdirektors war ein durchaus forrettes; et suspendirte den Turnlehrer sofort vom Amte und erstattete Anzeige beim vorgesetzten städtischen Schulrath, der auf Grund Des eingeleiteten Disziplinarverfahrens den pflichtvergeffenen Lehrer zweifellos vom Amte ganz entfernen dürfte. Dem Vater des mishandelten Knaben wurde, wie das B. 2." berichtet, von den gegen S. verhängten und eingeleiteten Maßnahmen Renntniß gegeben; es fann somit weder den Direktor des Gymnaftums noch die Schulbehörde der leiseste Vorwurf treffen. Das Unbegreifliche, das in der Handlungsweise des Turnlehrers liegt, wird noch unbegreiflicher, wenn man e fährt, daß diesem mit einer gewiffen Bonhommie ausgestatteten älteren Manne allseitig das Beugniß eines tüchtigen Turn lebrets von rubigen, verständigen Manieren ausgestellt wird. Es erscheint geradezu pfychologisch räthselhaft, wie er fich folcher, feine Karriere vernichtenden Gesezwidrigkeit hinreißen laffen konnte.

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N. Vier Unglüdsfälle ereigneten sich im Laufe des gestrigen Tages. Vor dem Hause Spandauerstraße 26 erlitt gestern Mittag ein ca. 35 Jahre alter Mann, angeblich bet Arbeiter Kapner einen Schlaganfall, so daß er bewußtlos zu fammenfant. Im zweiten Falle erhielt der Schuhmacher Guftav Wolfy, 26 Jahre alt und in der Alerandrinenftr. 85 wohnhaft, in der vergangenen Nacht in einer Schlägerei eine Schnittwunde am Arm; im dritten Falle wurde der Kutscher Ferdinand Ludsels, Hochfir. 32 b wohnhaft, auf dem Neubau der Landwirthschaftlichen Hochschule, Invalidenstraße 43, pon einem Pferde ins Geficht geschlagen, so daß er erhebliche Ver legungen am Kopfe davontrug. Alle drei Verunglückte wurden nach der Kgl. Charitee geschafft. Im vierten Falle war das Leben einer taubftummen Dame im böchsten Maße gefährdet Gerade in dem Augenblic, als dieselbe den Fahrdamm über schreiten wollte, tam von der entgegengesetten Seite ein schwer beladener Möbelwagen gefahren, erfaßte die taubstumme Dame, warf fle um und überfuhr dieselbe über beide Füße. Die Be dauernswerthe erhielt hierbei von dem einen Pferde noch einen in ein Krankenhaus geschafft werden. Ihr Name war bisher nicht zu ermitteln.

ud und Verlag von War Bading in Berlin   SW. Beuthstraße 2.

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