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gerührt, hat Maschunat die geraubten Gegenstände zusammen-| gesucht, aber die Hauptsache, das baare Geld, nicht finden können, bis er endlich mit triumphirender Miene einen Beutel mit Geld aus dem Bette der Ermordeten, wo dasselbe unter dem Kopftiffen verborgen war, hervorholte. Maschunat schüttelte das Geld auf dem Bette aus und gab dem während der ganzen Affaire an der Küchenthür Schmiere" stehenden Benne sofort 45 Mark mit dem Bemerken ab, daß nur 90 Mart in dem Beutel enthalten gewesen seien. Dann entfernten fich die Raubmörder mit dem gestohlenen Gute auf dem beschriebenen Wege nach Berlin , wo beide fich trennten. Gleich nach der Entdeckung des Mordes lenkte fich der Verdacht auf Maschunat, der in Begleitung eines zweiten Mannes im Dorfe gesehen worden. Dieser zweite Mann fonnte fein anderer als Fischer sein, in deffen Begleitung Maschunat vom Bernauer Krankenhause aus auf die Wanderschaft gegangen und in der Nähe vom Thatorte noch gesehen worden. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn die Königliche Staatsanwaltschaft hinter Ma schunat und Fischer Steckbriefe erließ. Am 7. Oktober meldete fich bei dem Kriminalkommissar Herrn Weien ein Mann, welcher in den Beitungen von dem Ruhlsdorfer Morde gelesen und in der Holzmarkt- und Raupachstraßen- Ecke belegenen Destillation einen Mann angetroffen, der viel Geld ausgegeben und im Befig eines Paars rindlederner Stiefel sich befand und der Mörder der Wittwe Büttner sein konnte. Herr Kommissar Weien, in der Meinung, den gesuchten Fischer vorzufinden, verhaftete daraufhin am 8. Oktober in der genannten Destillation den Schmied Benne, in dessen Besitz fich das mit Benne räumte Krüger gezeichnete Naftermesser vorfand.
denn auch dem Kriminalkommissar Weien sofort die That ein, nachdem er erfahren, daß Maschunat nicht 90 M., sondern über 200 M. baares Geld in dem Beutel vorgefunden, mithin bei der Vertheilung des Geldes seinen Raubgenoffen, dem er als Hälfte davon nur 45 M. abgegeben, übervortheilt hatte. Durch das Geständniß des Benne ermittelte Herr Kommiffar Weien ferner, daß Maschunat bei Königsberg in Preußen einen zweiten Raubmord ausführen wollte und wahrscheinlich fich dorthin begeben hatte. Unverzüglich wurde, der ,, G.- 8tg." zufolge, der Telegraph nach Königsberg in Bewegung gefeßt, der schon nach wenigen Stunden mit der Drahtantwort die Festnahme des Hauptmörders meldete. Vor dem Untersuchungsrichter versuchte Maschunat zuerst die That so darzustellen, als wenn er nur durch den Widerstand der Frau Büttner zu der Ermordung geschritten wäre. Erst als Benne sein dem Kriminal Kommiffar abgelegtes Geständniß mit allen Einzelheiten wiederholte, da bequemte legterer fich zu einer mit dem Ge ständniß des Benne übereinstimmenden Aussage. Beide Mörder befinden sich, gefesselt, im Untersuchungsgefängniß zu Moabit in den sogenannten Mörderzellen. Während Maschunat ftumm vor fich hinbrütet, bezeugt Benne entschieden bittere Reue über die That und weint fortwährend. Erwähnenswerth ist noch, daß der zuerst als Theilnehmer am Morde gesuchte Schuhmachergeselle Fischer während der Verfolgung der Mör der unbehelligt in Berpenschleuse arbeitete.
Mit welcher Leichtfertigkeit heutzutage falsche Eide geschworen werden, dafür liefert ein schreiendes Beispiel Die Untersuchung, die gegenwärtig durch das Landgericht I gegen einen im Osten Berlins wohnenden Hausbesizer geführt wird. Die Sache, um die es fich handelte, ist folgende: Zwei Rentiers, A. u. B., find mit einander befreundet. Je beffer es mit den Renten des A. bestellt ist, um so Inapper steht es mit den Renten des B., obwohl derselbe Befizer eines großen Hauses ist. Deshalb sieht sich B. auch veran lagt, allerlei Gelegenheitsgeschäfte zu machen, die ein Profitchen abwerfen. Nun hatte A. vor einiger Zeit die Summe von 18 000 M. einzuziehen, die den Rest des Kaufgeldes für ein früher dem A. gehöriges Gut in der Nähe von Görlig bil deten. Der Schuldner hatte ursprünglich dafür einen Wechsel gegeben. Da der lettere aber am ersten Verfalltage nicht eingelöst wurde und prolongirt werden mußte, und. über Den Betrag schon anderweitig verfügt hatte, so hatte er dem Schuldner die Mittheilung gemacht, daß er das Accept weiter gegeben habe, um dadurch den an fich durchaus sicheren und zahlungsfähigen Schuldner zu zwingen, auf jeden Fall die Dedung des Accepts bereit zu halten. Natürlich fonnte A. ben Wechsel nicht selbst präsentiren und ersuchte deshalb seinen Freund B. die kleine Reise zu machen. B. ging um so bereit williger hierauf ein, als A. sich bereit erklärte, sämmtliche Spesen, Fahrgeld II. Klaffe, Hotelrechnung 2c. und für Zeit versäumniß( einen Tag) hundert Mart zu bezahlen. B. tasfirte die 18000 Mart ein, zog aber außer den Spesen nicht einhundert sondern achtzehnhundert Mart ab, indem er gleichzeitig mit der Behauptung hervortrat, A. habe ihm als Entschä bigung für die Abwickelung des Geschäftes 10 Prozent zuge fagt. Jegt hatte natürlich die Freundschaft ein Loch. Es fam zum Prozeß. In dem gerichtlichen Termine führte B. seine Wirthschafterin als Zeugin vor. Diefe behauptete, bei der be treffenden Unterredung, die in des B. Wohnung stattgefunden hatte, zugegen gewesen zu sein und gehört zu haben, daß A. dem B. wirklich die streitigen 10 Prozent versprochen. Von der gegnerischen Partei wurde die Glaubwürdigkeit dieser Zeugin
Langsam öffnete er seine großen, braunen Augen und blickte gedankenlos und träumerisch in ihr Antlig.
fertig."
Es ist gleich fieben Uhr. Das Frühstück ist beinahe
Ich träumte von einem herrlichen Bilde," sagte er, indem er fich träge auf einen Ellbogen stüßte. Er sah auf bas ärmliche Zimmer, und dann mit einem schwachen Lächeln auf seine Gattin.„ D, Frau," ſagte er, Du fameft, um mir zu sagen, daß das Paradies wieder ver Toren ift!"
Karl Roffiter begann den Tag immer mit solchen halb scherzhaften, halb ironischen Reden ausgenommen die Sonn tage. An diesen Tagen der Freiheit erhob er fich früh, und Balette und Binsel ergreifend, saß er beständig an seiner Staffelei, bis ihn der Abend zwang, zögernd seine angenehme Aufgabe zu verlassen.
Es war eine der schwierigsten Aufgaben seiner Gattin, in den Gemüthern der Kinder ihre Achtung vor der Sonnihrem Vater austagsheiligung mit dem Respekt vor Sie lehrte die auföhnen. Es gelang ihr aber dennoch. Kleinen frühzeitig, daß Papa" nicht nach den Regeln, die man bei gewöhnlichen Sterblichen anwende, beurtheitt werden dürfe.
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Als Karl am Frühstückstische erschien, eilte seine Gattin zum Ofen und brachte ein paar Eier auf einer Unterschale, und eine Schnitte gebähtes Brod ohne Butter und etwas flein ge schnittenes Fleisch vom Tage vorher, das aber ihr Gatte nicht genießen mochte.
Soll ich die Eier Dir öffnen, mein Lieber? Sie find heiß und meine Finger find nicht so zart, wie die Deinen, fagte Minette.
Und während ihr eigenes Frühstück falt wurde, beschäftigte fie fich mit dem ihres Mannes, brockte den Kindern Brod frumen in die Milch, und kam endlich zu ihrem falten Kaffee und hachirten Fleisch.
Vielleicht könnte es Manchem unnöthig erscheinen, diese aufälligen Kleinigkeiten zu berichten. Sie liefern aber eine Charakteristik zu dem häuslichen Leben unseres Helden.
Als sie ihre Morgenarbeiten hastig zu Ende gebracht hatte, nahm Frau Roifiter das fleinste sind auf ihre Arme und schritt hinaus auf die Straße, um einen Plan auszuführen, Den fie während ihrer Nachtwachen gefaßt hatte.
Sie war zu arm, um einen Wagen der Pferdebahn zu benüßen, und so schritt fte, das Kind auf den Armen, von
durch den Hinweis angefochten, daß dieselbe mit ihrem Dienfiherrn in wilder Ehe lebe. Der Nichter legte nun der Zeugin einen Eid vor, dahingehend, daß fie weder in wilder Ehe mit ihrem Dienstherrn lebe, noch überhaupt mit demselben in einem Zimmer schlafe. Die Zeugin leistete diesen Eid. Troßdem verurtheilte der Richter den B. zur Herausgabe der widerrechtlich zurückbehaltenen Summe, weil er es als jeder Logik widersprechend erachtete, daß jemand für Abwickelung eines derart einfachen Geschäfts 1800 Mt. zahlen werde; dies sei gerade, als wolle jemand für Umwechselung eines Tausendmarkscheines zehn Prozent zahlen. Jest wendete sich das Blatt; die Wirthfchafterin des B. wurde wegen Meineides in Untersuchung gezogen, B. selbst wegen Anstiftung dazu. Das Ermittelungsverfahren ist bereits abgeschloffen und hat eine Fülle geradezu erdrückenden Beweismaterials ergeben. So dürfte denn, meint die G.- 8.", der„ Voß- Schmidt'sche" Meineidsprozeß in der Kürze eine neue, nur wenig veränderte Auflage erlebeu.
g. Das große Billardturnier um die Meisterschaft in Deutschland , welches im großen Vereinssaal der Grat weil'schen Bierhallen zwischen den Billardkünstlern Herrn Georg Mößlacher und Herrn Franz Etscher ausgefochten wird, nahm gestern Abend unter Anwesenheit einer großen Anzahl von Freunden des Billardspiels, darunter nicht unbedeutende Künstler auf diesem Gebiete, seinen Anfang. Bekanntlich wird eine Karambolageparthie von 2500 Points dergestalt gespielt, daß an den drei ersten Abenden je 600 Points und am letzten, dem vierten Abend, 700 Points gemacht werden müssen. Den ersten Stoß hatte Herr Etscher, dem dieses Recht durch Entscheidung zuerkannt wurde. Dieser erste Stoß wurde um 149 Uhr gemacht, der legte um 11 Uhr, mithin nahm die erste Parthie 2 Stunden in Anspruch. Die größte Serie, und zwar 106 Points, machte an diesem Abend Herr Mößlacher; demselben wurde dafür ein lebhafter Beifall des mit gespannter Aufmerksamkeit dem Spiel folgenden Publikums zu Theil. Aber trotz dieser Meisterleistung fonnte Herr Mößlacher nur 301 Points aufweisen, als Herr Etscher bereits die ersten 600 Sur Illustration des Spiels geben Points gemacht hatte. Sur Illustration des Spiels geben wir hier den Rapport wieder: Mößlacher: 0, 35, 7, 9, 9, 0, 7, 17, 0, 13, 12, 4, 1, 2, 5, 10, 11, 106, 34, 6, 1, 8, 1, 3301; tscher: 8, 16, 1, 79, 17, 16, 24, 65, 13, 40, 80, 20, 24, 5, 20, 0, 73, 16, 1, 6, 4, 54, 2= 600. Beide Billardkünstler machten oft Bälle, die geradezu für unmöglich gelten, mit größter Eleganz und Sicherheit, und gaben so zu erkennen, daß nicht die Franzosen und Amerikaner allein die größten Billardmatadore aufzuweisen haben. Die einzelnen besonders gut ausgeführten Bälle fanden stets laute Anerkennung seitens des anwesenden Publikums.
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Einem am 19. d. M. festges a. Abgejagte Bente. nommenen Diebe find 2 Pferdedecken die eine lang, schmal und einfarbig grün, die andere gelb- und schwarzstreifig durchwirft abgenommen worden. Der Thäter hat zugegeben, die Decken an dem Tage seiner Festnahme auf der Straße von einem da haltenden Wagen gestohlen zu haben. Da er aber betrunken gewefen, so sei er außer Stande, Näheres in Bezug auf die Art der That und die Bestohlenen anzugeben. Die Lesteren können ihr Eigenthum im Kriminal- Kommissariat Bimmer 85 in Empfang nehmen.
N. Ueberfahren wurde gestern Nachmittag vor dem Bentral- Hotel ein dort fich gewöhnlich aufhaltender Dienstmann Karl Richter. Derselbe versuchte in demselben Augenblick den Fahrdamm zu überschreiten, als ein Arbeitswagen im schnellsten Tempo angefahren fam. R. wurde zur Erde gestoßen, überfahren und derart verlegt, daß er in die Charitee geschafft werden mußte.
N. Ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgange trug fich gestern in der Rathenowerstraße zu. Ein dort auf einem Neubau beschäftigter Arbeiter hatte das Unglüd, bei seiner Arbeit fehl zu treten und aus nicht unerheblicher Höhe auf den Bauplay herabzustürzen. Der Unglückliche erlitt einen Schädelbruch und verstarb auf der Stelle. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft.
N. Eine schwere Kopfverlegung erlitt gestern Abend ein in der Joachimstraße wohnender Arbeiter August Hansen. Derselbe war vor der Abdeckerei in der Müllerstraße beim Abladen eines Rollmagens behilflich, als plöglich ein schweres Kolli von oben herab dem Hansen derart auf den Kopf fiel, daß der Getroffene bewußtlos zusammenorach. Hansen mußte sogleich nach einem Krankenhause überführt werden.
N. Selbstmord durch Erhängen. Durch Erhängen machte gestern Abend gegen 5 Uhr ein in der Spreestraße 14/15 wohnender Glasermeister, Dtto Schmidt, seinem Leben ein ge waltsames Ende. Sch., der furz vorher einen häuslichen Zwist gehabt haben soll, wurde etwa eine Stunde später von seiner Ehefrau in der Werkstatt erhängt gefunden. Die angestellten Belebungsversuche hatten fein Resultat. Auf Anordnung der Behörde ist die Leiche nach der Morgue geschafft worden.
Gerichts- Zeitung.
Der entführte Kinderwagen. Sie haben so lange Jahre hindurch Ihre Unbescholtenheit bewahrt, und nunmehr
Noth und Sorge erschöpft, die Straße dahin, bis sie ihren Bestimmungsort erreichte.
Sie nahm das Kind von einem Arm auf den anderen, ftieg langsam eine schmale dunkle Treppe empor, und pochte dann scheu an eine fleine Thüre, die fich auf einen Absaz der Stiege öffnete. Eine Frau mit angenehmen Gefichtszügen und dunklen Augen erschien und lud die Ankommende ein, in einen Raum einzutreten, der als Küche diente und mit dem Dufte von kochendem Fleisch und Gemüse angefüllt war.
Habe ich die Ehre, Madame Tourtelotte zu sprechen? fragte Minette.
Ja, Madame! Womit kann ich Madame dienen?" Und die bewegliche Franzöfin war bereits im anstoßenden Gemache und stellte einen Stuhl für die arme, ermüdete Besucherin zurecht.
Eine Lady- eine Ihrer Kundschaften zeigte mir mehrere Stickereien, die hier gearbeitet wurden, und fie informirte mich, daß es für Sie, Madame, schwierig sei, alle Bestellungen auszuführen, die Sie erhalten,"
Minette wechselte die Farbe, ftammelte und hielt inne; die raschen, hellen Augen der Franzöfin glitten schnell von ihrem ärmlichen Bütchen über ihren altmodischen Shawl und das verschoffene Kleid bis hinab zu den abgetragenen Schuhen, Die an dem Saume des Kleides hervorguckten. Nun wohl, Madame?" fragte ste.
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Vielleicht ich dachte Sie tönnten, oder würden- mögl cherweise Arbeit abgeben."
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Für Sie selber, Madame?" Sa."
Es ist wahr, ich habe mehr Aufträge, als ich im Stande bin, auszuführen Sie hiett inne, mit einem Schimmer von Verdacht in ihren dunklen Augen, aber nach einer Weile fuhr fte fort: Indeß Bacdon, Madame, es wäre nöthig, daß ich zuvor etwas von Ihrer Arbeit sähe, damit ich wüßte, welche Stickereien ich Ihnen anvertrauen fönnte."
Die Besucherin zog ein Stückchen Linnen aus ihrer Tasche. Ihr Angesicht röthete fich, als sie es aufrollte, und ohne ein Wort zu sprechen, Madame Tourtelotte überreichte.
ft das vollständig Ihre eigene Arbeit?" Frau Roifiter nidte bejahend.
Nun, wohl, es ist gut gearbeitet. Ja, ich fann Sie be schäftigen. Wie lange ist es her, seit Sie das gestickt haben? fragte die Franzöfin, noch immer die Arbeit prüfend. Sieben Jahre," stammelte die Fran. Die Wahrheit war, die Stickerei war ein Theil ihrer Aus
fordern Sie wieder und wieder das Einschreiten der Behörden heraus. Sie steuern ja mit Gewalt dem Zuchthause zu. Wos mit wollen Sie diese so plötzlich hervortretende Neigung zu verbrecherischen Handlungen erklären?" wandte sich der Herr Vorfigende an den 57 Jahre alten Schuhmacher Julius Krasty.
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Angeklagter, bedachtsam eine Prise nehmend: Die Sache ist sehre zweideitig, Herr Jerichtshof, indem ick eenmal nu schon nich son Individubum bin, wo mir de Pollezei vor äftimieren duht, un denn haben an den janzen Zimt ooch man bloß Familjenanjelejenheeten schuld, wat doch de Schußleite jänzlich schnurz find fann. Vorf.: Sie wurden seit Anfang vorigen Jahres zweimal wegen Diebstahls und mehrmals wegen Bettelns, auch wiederholt wegen Arbeitsscheu bestraft.- Angell.: Det fann id nich anders leugnen, det ick all een paar Mal in ' ne fleene Berstretung' n bisten' n Jejenstand beijestochen habe, Herr Jerichtshof; aber jänzlich ohne Rechtswidrigkeet, indem' t man wenig war, un id et überdem ooch noch retourjeben mußte. Vors.: Die wegen Bettelns und Arbeitsscheu er littenen Strafen geben Sie doch auch zu?- Angell.: Injestochen hat mir de Pollezei unterschiedliche Male, det foll ftimmen; aber den will id sehen, der' t die Brieder, wat die Schußleite find, wat zu paffe machen kann. Die Sorte derf man' n Menschen int Doge friejen, det se ihm denn man ooch jleich int Jenice hat. Wors.: Sie sind wiederum des DiebStahls angeklagt, und zwar werden Sie bezichtigt, am Nach mittag des 12. September d. J. von dem Flur des Hauses Blumenstraße 16 einen Kinderwagen im Werthe von 5 Mark entwendet zu haben. Angell.: Doch nich de blasse Ahnung, Herr Jerichtshof. Vor.: Da Sie im Befit des Wagens betroffen wurden, so sollten Sie den Sachverhalt einräumen und fich hierdurch einer milderen Beurtheilung empfehlen. Doch wie tamen Sie in das erwähnte Haus? Angell.: Bon mejen Familienanjelejenheeten, Herr Jerichtshof. Vors.: Sie find ja aber unverheirathet. Angell.: Da haben Sie sehr richtig; ich hatte doch aber die Person, wat die Lene is, bei mir ufjenommen. Vors.: Sie waren ja aber zur Zeit Ihrer Verhaftung obdachlos. Verhaftung obdachlos. Angell. Det soll wieder stimmen, Herr Jerichtshof, indem ich mir jerade von die Person jetrennt batte. Der Lenz konnte mir nu schon nich mehr paffen. Vors. Es ist immer noch nicht einzusehen, was die soge nannten Familienangelegenheiten mit der Sache zu thun haben. Angell.: Der Fall liegt natierlich janz apartig, Herr Jerichtshof. Wo id et jut mit die Verson in' n Sinn hatte, fte mir ooch jammerte, indem ſe mit det Jefichte uf' n Robr stuhl jefeffen hat, wo denn doch schon teener so leichte anbeißt, toberte se fich nach eenije drei Wochen ne mächtig pugije Krute an. Wie ich den Bachulfen int Doge krieje, det ick ooch man jleich denke, id soll lang hinschlagen. Eenmal is ihn der Kopp jänzlich durch de Haare durchjewachsen, un denn hat det Beenetens wie de Kinderfärje, sage id Ihnen. Davor is aber det Schnäuzten so reichlich ausjefallen, det er fich allene wat in' t Ohr sagen kann. Vors.: Aber kommen Sie doch zur Sache! Angefl.: Na, id bin immer vor' n Frieden un sagte nischt. Wie se mir denn aber beede rausschmeißen bahten, da konnte mir der Lenz denn doch nich mehr passen, indem sowat jewissermaßen schon etwas sehre deitlich is. Jd dachte denn ooch in meine Jedanken: Laß ihr schießen, et is' n Kulbarsch," un jondelte Io8. Vors.: Was führte Sie nun aber in die Blumen straße? straße? Angefl: Weil't mir nu mächtig boßen duht, wenn Menschen jar feenen Pli nich haben, Inöppe id mir denn in ' ne Destille' n fleenen unter, wooruf id in det Haus jang jeschwinde' n paar Dogen Schlaf nehmen will un mir uf de Stufen sege. Wat nu aber die Bäljer von det rundstic find, id sage Jhnen, Herr Jerichtshof,' n riedije Sorte. Bon Schliff Teene Jdee. Sowie id man indufeln wollte, det mir denn man die Bande ooch fleich wieder det bikken Schlaf. jänzlich verstörte. Wo doch Bildung ganz alleene den Menschen ziert, wächst det uf wie de Hottentotten un sone Art Volt. Da fann man fich nich verwundern, det' t so ville Strolche in de Welt jeben duht. Vors.: Was veranlaßte Sie aber nun, den Wagen zu nehmen? Angell. Weil id doch nu keenen von die Schwe belbande jreifen konnte, indem se immer janz jeschwinde de Stufen rufloofen dahten, denke id in meine Jedanken, wenn de mit den Wagen losziehst, denn wei'n se' t schon mit de Angst friejen un ihm retourholen tommen. Bei sone Jelejen heet läßt sich denn aber von die Ruppsäcke leichte eener jreifen. Vors.: Das möchte fich hören laffen, wenn zu der in Frage tommenden Zeit überhaupt Rinder in dem erwähnten Hause gespielt hätten. Hierzu tritt aber der auffällige Umstand, daß Sie vom Zeugen Werner erst in der Panoramastraße, also etwa eine halbe Stunde Wegs vom Thatorte eingeholt wurden. Sie konnten doch nicht darauf rechnen, daß Ihnen die Kinder so weit folgen würden. Angell.: Jd hatte mir doch in de Destille' n bißten anjedummt, Herr Jerichtshof. Vorf.: Sie waren bei Ihrer Festnahme vollständig nüchtern.- Angell.: Jd habe in die Beziehung' ne lomische Natur; wenn id mir ' n lleenen anjeſchälert habe, det denn man ooch keen Aas wat, von merken duht. Die Verhandlung endete nach erfolgter Bes weisaufnahme damit, daß Krasky unter Annahme mildernder Umstände zu 4 Monaten Gefängniß und 1 Jahr Ehrverlust verurtheilt wurde. ( Ger. 8tg.")
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stattung gewesen. Wie viele glückliche Erinnerungen und fonnige Hoffnungen hatten ihr Gemüth erfreut während dieser Arbeit! Sie hatte immer gemeint, die besten Stüde ihr Leben lang als Andenken zu bewahren, aber die Noth hatte sie ge zwungen, Eines nach dem Andern in Gebrauch zu nehmen, da ihr die Mittel fehlten, ihren Vorrath an gewöhnlicherer Klei dung wieder zu erseßen, und nun diente eine ihrer Stickereien zugleich als Beugniß ihrer Kunstfertigkeit, aber auch ihrer Ar muth. Kein Wunder, daß ihr das Herz wehe that und ihre Augen nahe daran waren, von Thränen überzufließen.
Nun denn," sagte die Franzöfin lebhaft; bier ist ein Badet Taschentücher, in die Monogramme gestickt werden sollen. Und da find Wolle und Nadeln. Lassen Sie mich sehen, wie Sie das machen würden. Nach dem nun ja!" schloß fle, indem fie den Kopf in eigenthümlicher Weise zurüdwarf.
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Es war ein angenehmer Wechsel, von dem Ausfliden alter abgetragener Kinderkleider zu einer feinen Stickerei überzugehen. Und wenn fie dann des Abends soß und nähte, erinnerte fte diefe Wiederaufnahme ihrer lange nicht benügten Geschickli leit im Stiden an die schönen ersten Tage ihres ehelichen Le bens. Sie wünschte, taß ihr Gatte auch jest ihr wieder eins mal laut vorlesen würde, wie er es damals nahezu täglich ges than; es war fo ermüdend, dezufigen, Abend für Abend, ohne ein Woit zu sprechen, wenn fie auch zuweilen einen ganzen Tag außer den Kindern Niemand gesehen hatte.
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Was lieft Du fett, Karl?" fragte fie eines Abends, als
er inne hielt, um sich seine Pfeife zu füllen.
Ein Wert über das Ueberfinnliche in der Kunft." Frau Roffiter zögerte einen Moment.
Du lieft jest aber nie wieder laut," wagte sie end lich in zaghaftem Tone zu sagen.
Jhr Gatte brannte ein Bündhölzchen an und hielt es an die gefüllte Pfeife.
Ach, meine Liebe," sagte er, indem er mehrere Abfäge in seiner Rede machte, in denen er den Tabakrauch vor sich hin blies, wir mußten wohl damit aufhören, als die Rinder immer drein schrieen und Du alle zehn Minuten
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mal mir nicht zuhören konntest."
wieder nach seinem Buche.
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eins
Er warf den Rest des Zündhölzchens von fich und griff " Könntest Du nicht diesen Abend ein wenig laut leſen?" fragte fie schüchtern.
( Fortsetzung folgt.)