Bimmer 39; an Quartals und Monatserften werden außer Diefen ständigen auch nichtständige Bablftellen zur Auszahlung Der Gehälter sc. errichtet, darunter eine in Alt- Moabit für die dort diätarisch beschäftigten Beamten, Lohnschreiber sc. Die Buchhaltereien des Einziehungsamts, mit denen das Publikum besonders zu thun haben wird, find in dem alten Kaffenlotal Bimmer 45 eingerichtet. Es find im Ganzen 10 Buch haltereien mit 39 Beamten vorhanden, unter denen die Geschäfte nach Gerichtsabtheilungen vertheilt sind, derart, Daß jede einzelne Buchhalteret fiets nur mit bestimmmten Abtheilungen bezw. Gerichtsschreibereien des Amts- bezw. Landgerichts zu thun hat. Für das Publikum find die Kaffenftun ben auf 9-1 Uhr festgefest; an welche Buchhalterei( I.-X.) su sablen ift, geht aus den Roftenrechnungen hervor. Unter bie 45 Hilfsgerichtsvollzieher, welche die Einziehung und Bei treibung der Gerichtskosten, Strafen c. besorgen, find die Ges schäfte nach örtlich begrenzten Bezirken vertheilt. Mit den Buchhaltereien haben diese Gerichtsvollzieher direkt nichts zu thun, vielmehr vermitteln den Verkehr zwischen Beiden Kaffen sekretäre, deren 11 vorhanden find. Jebem von diesen ist eine bestimmte Zahl von Gerichtsvollziehern untergeordnet, die an feftgefeßten Tagen fich zur Abrechnung sc. bei dem Kaffenfekretär einfinden müssen. Wir machen wiederholt darauf auf merksam, daß die Hilfsgerichtsvollzieher vom 1. April er. ab Kosten und Vorschüsse bis zu 30 Mt. abholen werden. Ueberreicht der Beamte eine Kostenrechnung, worin der Vermerk ent halten ist, daß Bahlung auch an den Ueberbringer geleistet werden fann, so erfpart man fich Zeit und Kosten, menn man sofort an den Beamten gegen Quittung Bahlung leistet. Wieberzukommen ist der Gerichtsvollzieher nicht verpflichtet, viels mehr wird bei nicht sofort erfolgter Bahlung die Kostenschuld in die Beitreibungsliste aufgenommen.
g. Im Bureau des 40. Polizei- Reviers, Spittelmarkt 4, findet am 4 April D. J. zwischen dem Kommiffarius des Kal. d. Polizei- Präftoiums, Regierungs- Affeffor Bacher II und den Intereffenten zur Feststellung der Entschädigung für die zur Durch legung der Taubenstraße nach dem Hausvoigteiplage erforder lichen Flächen eine Verhandlung statt, nachdem auf Antrag des Magistrats vom Kgl. Polizei- Präsidium das Enteignungsvers fahren eingeleitet worden. Im Falle des Ausbleibens der ge labenen Intereffenten erfolgt die Festsetzung der Entschädigung ohne Buthun derselben.
Auf die Paffanten der Rochstraße, welche von der Neuen Friedrichstraße nach der Münzstraße gehen, macht es einen unangenehmen, für Damen namentlich peinlichen Eindr d, in die unweit der Münzstraße befindliche Retirade direkt hin einsehen zu müssen. Der Eingang zu diesem Häuschen ist der art angelegt, daß die offene Front gradezu in die Nochstraße hineinblidt, so daß jeder, der diese Straße von der Neuen Friedrichstraße aus frequentirt, die dort in der Anstalt Stehenden nichts bloß sehen tann, sondern unwillkürlich erblicken muß. Es wäre in der That wünschenswerth, wenn dieser Anblid durch eine Schugwand, wie fie bei den Anstalten neuerer Ronstruktion angebracht ist, dem Auge des Vorübergebenden entzogen oder das ganze Häuschen berart umgestellt würde, baß der Eintritt von der daselbst befindlichen Mauerseite er folgen müßte.
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Die Jugendaufnahme( fog. Konfirmation), welche am Sonntag, den 29. März, in der freireligiösen, Gemeinde zu Berlin gefeiert wurde, gestaltete sich wieder zu einem Feste in großartigem Stile. Da fich der sonst zu den Vorträgen be nußte Saal Rosenthalerstraße 39 zu außergewöhnlichen Ver Sammlungen stets als au flein erwiesen hatte, war der große Saal des Handwerker- Bereins Sophienstraße 15 gemiethet und war derfelbe gegen 10 Uhr bereits gefüllt. Nach dem einlei tenden Gemeindegesang hielt Herr Schäfer einen Vortrag über die Erziehungs und Lebensregeln nach den Prinzipien der neuen Weltanschauung mit Mahnworten an die 42, im Halk treise vor der mit herrlichen Dekorationspflanzen geschmückten Rebnertribüne fizenden Knaben und Mädchen, denen die Feier galt. Nach diesem erhebenden Vortrage folgte ein von dem freireligiösen Gesangverein für gemischten Chor May's Sän gerbund" vorgetragenes Quartett. Demnächst sprachen ein Mädchen und ein Knabe ein Feftgedicht und legte Herr Schäfer seinen bisherigen Schülern nochmals die Rechte und Pflichten für das zukünftige Leben waim and Her, verpflichtete sie darauf durch Handschlag und übergab Jedem ein sauber ausgestattetes Buch, enthaltend die Grundsäge der Gemeinde, in welches der Name des Empfängers nebft einem finnreichen zeitgemäßen Dentspruche eingeschrieben stand, welch letterer verlesen wurde. Nachdem der Schlußvers des Chorliedes gesungen, forderte Herr Schäfer die Gemeindemitglieder auf, die Einschulung der Kinder in die Religionsschule in Butunft stets nach Dstern zu bewirken. Der Vorfipende Herr 2. May übergab den durch Diese Feier in die Gemeinde neu eingeführten Mitgliedern als Gedentblatt feds von ihm verfaßte Lieder, zu welchen auch das vom Gesangverein vorgetragene Festlied gehört.
g. Die ftarte Baufälligkeit mehrerer Gebäude der Fischerstraße hat neuerdings zu wiederholten Revisionen seitens der Bautommiffton geführt, deren Entschlüsse noch ausstehen. Die Fischerstraße ist mit dem Kölnischen Fischmarkt die älteste Straße
bie Thür gemacht hätte, aber ich bin über das eiserne Statet geftiegen."
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" Sans!" sagte die gnädige Frau erschrect hellen Tage, was sollen denn die Nachbarn davon, denken?"
,, War mir verwünscht gleichgiltig heute Morgen, Mama," lachte der junge Mann, was die Nachbarn von mir dachten, wenn Ihr mich nur nicht gewahr würdet."
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Und über die spigen Eisenstangen Du hättest ein Unglüd haben tönnen."
Babber Weg ba hinüber ist kaum weniger bequem als durch die Thür die Querstangen find so pfiffig angebracht, daß fie eine förmliche Leiter bilden. Ich begegnete auch feinem Menfchen, als glücklicher Weise unserem alten Claus, dem Gärtner, der mich natürlich nicht mehr kannte und gleich abfaffen wollte. Die Freude von dem Alten aber, als ich meinen Namen nannte- und der führte mich benn auch gleich die kleine Treppe hinauf, zu der er den Schlüffel hatte, in den Gartenfalon."
,, Und von Peru tommst Du jest?" wiederholte der Bater noch immer kopfschüttelnd, denn er selber hatte nur einen höchst unbeftimmten Begriff, wo Peru überhaupt auf der Karte lag. Alles, was er davon wußte, war, daß es Bizarro einst entbedt und erobert habe Rind, Rind, wie bist Du dahin gekommen, was hast Du dort getrieben und woher überhaupt die Mittel erhalten, nur um zu leben, vielmehr denn die theure Reise zu bezahlen? und Du siehst," fuhr er, einen prüfenden Blid über ihn werfend, wohl ein wenig verwilbert und ein flein wenig au ungenirt, doch immer ganz anständig aus."
Hans lachte. Ja, Bapa ," sagte er, wunderlich ges nug ist es mir allerdings gegangen, und im Anfang habe ich auch schwer und tüchtig arbeiten müssen."
Arbeiten!" rief bie Mutter in blankem Entfegen, ,, arbeiten? Was? Auf einem Bureau?"
" Hahaha, Mama!" lachte Hans, während der Diener gerade hereinkam und das Verlangte auf den Tisch stellte, wia, Bureau! Du machst Dir einen schönen Begriff von den dortigen Zuständen; mit der Spighade und Schaufel, mit der Art und Schürstange, ich war Feuermann auf
Berlins ; bier standen die Häuser oder vielmehr die Hütten der alten Einwohner, bevor Cölln zur Stadt erhoben ward. Die damaligen Einwohner trie en Fischfang und hatten ihre Rähne und Nege hinter ihren Häusern an der Spree , deren Ufer fich in früherer Zeit bis zu den Höfen der an der Wasserseite dieser Straße befindlichen Häuserreihe ausdehnte. Der Schornstein fegergaffe gegenüber führte ein freier Gang zum Wasser, der nach dem Jahre 1567 mit dem Hause Nr. 30 bebaut wurde, durch welches der Durchgang noch heute stattfindet.
g. Die sämmtlichen nach Berlin fich bewegenden Viehsendungen, von Ostpreußen tommend, deren Transport Viehsendungen, von Ostpreußen tommend, deren Transport länger als 36 Stunden dauert, unterliegen einer allgemeinen Tränkung auf der Viehtränkungsanstalt des Bahnhofes zu Schneidemühl , für welche pro Wagen mit Vieh 2 Mt. zu ent richten ist. Während der heißen Jahreszeit muß seitens der Biebbegleiter den Thieren bei einer 30 Stunden übersteigenden Transportdauer außer der obigen Tränkung einmal eine fleine Quantität Waffer im Wagen auf einer der Stationen Rorschen, Deutsch- Eylau , Thorn, Dirschau oder Schneidemühl verabfolgt, werden wozu die nöthigen Einrichtungen einschließlich des Wassers eisenbahnseitig unentgeltlich bereitgehalten werden.
Wegen eines ganz eigenartigen Betruges ist nach erftatteter Anzeige gegen den Destillateur F. die Untersuchung von der Königlichen Staatsanwaltschaft eingeleitet worden. F. ift Befizer einer im Röpnider Stadtviertel belegenen Destillation, die er im Februar d. J. zum Kaufe anbot. Infolge der ers laffenen Annonze meldete sich als Käufer hierzu ein Raufmann Sch., der mit. über den Kaufpreis einig wurde und dem Verkäufer die Summe von 6000 Mt. erlegte. Als Tag der Uebergabe des Geschäfts war der 1. April d. J. bestimmt wors den. Als nun der Käufer die Vorbereitungen zur Uebernahme der Destillation traf und hauptsächlich mit dem Befizer des Hauses, in welchem die Destillation fich befand, wegen Um fchreibung des Miethsvertrages auf fich als Käufer des Ge schäfts in Verhandlungen trat, erklärte der Hauswirth rund heraus, auf eine derartige Miethsveränderung nicht eingehen zu wollen und eine bezügliche Erklärung seinem bisherigen Miether bereits vor Abschluß des Kaufvertrages abgegeben zu haben. Herr Sch. forderte nunmehr die Zurückzahlung der 6000 Mt. Raufgeld, über welche der Verläufer aber bereits anderweitig disponirt hatte. Der getäuschte Käufer der Deftillation hat nun die Hilfe der königlichen Staatsanwaltschaft angerufen, da der Verkäufer schon bei Abschluß des Vertrages gewußt, daß der der Befiger des Hauses in eine Umschreibung des Miethsver trages auf einen neuen Befiger nicht eingegangen wäre. In der Verschweigung dieser Thatsache hat denn auch die Staatsanwaltschaft die betrügerische Absicht gefunden und die Untersuchung gegen den Destillateur F. eingeleitet.
In einer äußerst geriebenen Manier hat ein Schwind ler fürzlich stellenlose Kaufleute um ihre Führungsatteste und Portofoften gebracht. Der unbekannte Gauner hat in aus wärtigen Beitungen Stellungen für Buchhalter und Rorrefpondenten offerirt und die Bewerber aufgefordert, thre Atteste unter Beifügung von 20 Pf. Portomarten für Rüdfranto unter der Chiffre eines hiesigen Bostamis einzureichen. Wie groß die Zahl der Bewerber' gewesen sein muß, geht daraus hervor, daß in ganz kurzer Zeit über 400 eingegangene Briefe dem Schwindler ausgeliefert werden lonnten. Selbstverständlich hat tein einziger der Bewerber Antwort auf seine Dfferte er halten; denn die 20 Bf. Rückporto, welche ieber Bewerber feinem Gesuche beigelegt hatte, wanderten eben in die Tasche des Schwindlers, der für wenige Auslagen an Insertionstoften ein ganz erfleckliches Sümmchen aus dem Erlöse der ihm eingesandten Briefmarken einstrich. Den weit größeren Verlust Den weit größeren Verlust erleiden aber die Geprellten dadurch, daß ihnen ihre Atteste für immer verloren gehen. Das Poftamt, bei welchem der Gauner die eingegangenen Briefe abholte, ist leider nicht in der Lage gewesen, über den gemeingefährlichen Betrüger Ausfunft zu geben.
Einen unangenehmen Abschluß fand am Sonntag Abend eine Fußpartie, welche eine Gesellschaft junger Leute nach dem Grunewald gemacht hatte. Abends gegen 8 Uhr be fand sich die Gesellschaft auf dem Wege von Schildhorn nach Bichelswerder in der Waldung. Gier fiel mehreren Personen ein Mensch auf, der, mit anständiger Kleidung versehen, regungslos an einem Baum lag. Bei näherer Beftchtigung fand man, daß man eine Leiche vor sich hatte. Auf dem Spandauer Bod machten die jungen Leute dem dort stationisten Gensdarm Brüning Anzeige von dem Funde, lonnten aber den Ort im Grunewald nicht genauer bezeichnen. Der Beamte begab sich noch in der Nacht hinaus, fand aber die Leiche erst am nächsten Morgen, worauf fie nach der Leichenhalle auf dem Kirchhof für Selbstmörder im Grunewald geschafft wurde. Aeußere Verlegungen waren an derselben nicht sichtbar, so daß die Feststellung der Todesart, sowie die genauere Bes schreibung ber unbekannten Leiche erst durch die Gerichts tommiffion erfolgen kann.
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Eine Abfuhr". Am legten Sonntag erschienen wie das B. T." erzählt fünf junge Männer in Gesellschaft eines jungen Mädchens in einem Restaurant im Norden Berlins . Nachdem fich dieselben ihrer Ueberzieher entledigt und mit dem Ausruf:
einem Miffiffippidampfer, Arbeiter an der Eisenbahn, ich habe Holz geschlagen und..."
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wie war es
Er traf den Blid feiner Mutter, der mit einem wirk lichen Ausdruck des Entfegens auf ihm haftete und dann von ihm nach dem Diener hinüber flog möglich, daß ihr Sohn in Gegenwart eines Bedienten er zählen fonnte, er habe an der Eisenbahn gearbeitet und Holz gehackt, was hier ja nur die niedrigsten Tagelöhner verrichteten. Und er wurde nicht einmal roth dabei!
Sans lächelte leise vor sich hin. Er begriff recht gut, wodurch er die Gefühle seiner Mutter verlegt habe, und wollte ihr ja nicht weh thun, wenn er selber auch nichts Außerordentliches darin fab. Der Diener verließ auch gleich darauf das Zimmer wieder.
Kellner, diverse Schoppen!" an einem Edtisch plazirt hatten. erklärte der Aeltefte derselben, ein rothhändiger Jüngling, die Aneiptafel für eröffnet. Das Gespräch drehte sich um die be tannte Dehlte Affaire und Anfangs leise geführt, wurde das felbe mit jeder neuen Bierauflage lauter, so daß die Herren, welche fich permanent mit Studiosus" anredeten, bald die Aufmerksamkeit der anderen Gäfte auf fich lentten. Das Be nehmen der Tischgenoffen veranlaßte Das junge Mädchen, nach dem fte vergeblich die erregten Gemüther zur Ruhe ermahnt hatte, sich mit einem der jungen Leute, ihrem Bräutigam, zu entfernen Nun erklärte der Präses" den„ Pantoffelheld" in den B. V. und tam den anderen einen Halben. Ein ohren zerreißendes Hohngelächter folgte dem abziehenden Brautpaar. Als der Präses" alsdann einen Salamander kommandiren wollte, trat ein alter Herr an diesen heran und sagte laut und vernehmlich: Herr Runge, laffen Sie doch die Kinkerlischen fein und machen Sie teinen Radau mehr, sonst sage ich es morgen Ihrem Prinzipal!" Die Pfeudo- Studenten bezahlten ihre Beche, tranten ihr Bier aus und verdufteten beschämt. Im Lokal herrschte über diese Abfuhr" die heiterste Stim
mung.
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Ein überaus gefährliches Subjekt, der 29 Jahre alte Buchbinder Otto Sichter aus Berlin , hat neben dem schänd lichen Gewerbe als Beschüßer der leichtlebigen Dirnen noch das eines Erpressers betrieben. In den Fällen, wo sich namentlich ältere Herren verleiten ließen, ben Lockungen der Sirenen au folgen, trat dann Sichter plöglich auf und drohte mit Enthül lungen, falls ihm nicht bestimmte Summen als Schweigegeld gezahlt würden. Um Berwürfnisse mit ihren Familien zu vers meiden, haben fich die Männer dann auch bestimmen lassen, dem Erpresser Geldopfer über Geldopfer zu bringen. Der freche Batron, gegen welchen auf Anzeige eines Gerupften die Unter suchung eingeleitet wurde, lonnte bis jest nicht verhaftet wer ben, da er sich unangemeldet hier umbertreibt. Die tönigliche Staatsanwalschaft hat jest hinter Sichter wegen wiederholter, theils vollendeter, theils versuchter Erpreffung einen Steckbrief erlassen.
Gerichts- Zeitung.
Vor dem Kammergericht gelangte dieser Tage eine Klage des ehemaligen Hüttenarbeiters August Engler zu Neudorf gegen die Deutsche Verbandstaffe für die Invaliden der Ar beit", vertreten durch den Verbandsanwalt Dr. Mar Hirsch, wegen Bahlung einer lebenslänglichen statutenmäßigen In validenpenfion in zweiter Instanz zur Verhandlung. Kläger war von 1872 bis 1881 Mitglied der qu. Kaffe und hat, nach bem er am 1. Februar 1881 wegen Invalidität aus seiner bis herigen Stellung als Zinthüttenarbeiter auf der Antonienhütte entlassen war, am 15. April desselben Jahres bei dem Ausschuß des Antonienhüttener Zweigvereins den Antrag gestellt, ihn statutenmäßig als Ganzinvalide zu erklären. Am 19. April 1881 abgewiesen, zahlte Engler aber seine Beiträge doch noch bis Ende Dezember 1881 und erneuerte seinen Antrag am 1. Februar 1882. Abermals abgewiesen, wurde er uun flagbar. Die verklagte Kaffe wandte ein, daß der Kläger einen Dienst als Portier versebe, dafür 1 Mt. 40 Pf. täglich beziehe, also von einer absoluten Arbeitsunfähigkeit bes selben nicht die Rede sein könne. Daß Kläger als Portier weniger als früber in seiner Stellung als Arbeiter verdiene, könne gleichgiltig sein, denn die beklagte Kaffe sei nicht ein Ver ficherungs- Institut für ungeschmälerten Verdienst ihrer Mit glieder. Kläger fel auch, da er an Lungenemphysem leide, wohl nur als Kranker, nicht aber als Invalide zu erachten. Auch habe er eine sechsmonatliche Krankenunterstügung, die seiner Invalidifirung ftatutenmäßig hätte vorhergehen müffen, nicht bezogen. Die zweite Biviltammer des Landgerichts Berlin I entschied am 22. September 1884 dahin, daß Ver flagte schuldig fei, anzuerkennen, daß der Kläger in Gemäßheit der§§ 6 und 7 der Statuten der deutschen Verbandstaffe für die Invaliden der Arbeit vom Jahre 1878 als Invalide zu erachten und zum Bezuge des in§ 12 dieser Statuten feft gefepten Invalidengehalts von wöchentlich 4 M. 50 Bfg. be fugt set, und daß demgemäß diese Penston dem Kläger vom 15. April 1881 an zu zahlen, die rückständige Penfion sofort, Die laufende Benfion wöchentlich. Gegen diese Entscheidung legte die verklagte Kaffe Berufung bei dem Kammergericht ein, indem fie die Einwände erster Instanz wiederholte. Die Bes weißaufnahme ergab den Thatbestand, wie er bereits vom ersten Richter festgestellt war, worauf das Kammergericht in prinzipieller Uebereinstimmung mit dem Landgericht auf Burüd weisung der Berufung erkannte und der verklagten Kaffe die Projektoften auferlegte.
y. Eine interessante Antlage wegen 3weikampfs gelangte gestern vor der zweiten Straftammer hieftgen Landgerichts I gegen den Studiofus phil. B. zur Verhandlung. Als sein Ver theidiger war der Redakteur des Rechtsschus" J. Fraentel zugelassen. Es handelte sich in diesem Falle nicht um ein ernst liches Duell, sondern um eine der Studentenmenfuren, die in den resp. Bauklokalen der Verbindungen zum Austrag gebracht werden. Der feiner Berbindung angehörende Angeklagte war
Scheu zugreift und sich sein Brod durch seiner Hände Arbeit verbient, der gilt für einen Ehrenmann, und wenn es ein gewöhnlicher Holzhacker auf der Straße, ein Laftträger oder sonst etwas wäre. Weißt Du, Bapa, daß ich selber Reisenden ihr Gepäd von der Dampfbootlandung bis in ihre Wohnung für einen Vierteldollar hinaufgetragen habe"
O mon Dieu!" rief seine Mutter und faltete entfest die Hände, denn dafür fand sie nicht einmal einen deutschen Ausruf, der sich anständiger Weise hätte gebrauchen laffen. Hans, Hans, hast Du denn nicht Deinen Namen, Deine Eltern bedacht? Wenn Dich nun Jemand erkannt hätte, wenn es hier bekannt würde! Sprich nur um Gottes Willen mit feinem Menschen darüber. Dh, warum hast Du nicht an uns um Gelb gefchrieben!"
,, Aber, Hans," sagte die Mutter mit freundlichem VorWeil ich es für ehrenvoller hielt, Mann," sagte der wurf im Ton, wie der Bebiente taum die Thür in's junge Mann, und seine hübschen Büge färbten sich mit einem Schloß gebrückt, solche Scherze solltest Du boch nicht bunkeln Roth, mir selber ehrlich durch die Welt zu helfen, machen, wenn die Dienerschaft im Simmer ift." als von Anderen Hilfe zu fordern." Was für Scherze, Mama?"
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" Nun, mit Deinem Arbeiten und Holzhacken!" " Aber, Mama, das war wahrhaftig fein Scherz; ich habe wenigstens tüchtige Blasen dabei in die Hände bes tommen."
Aber Du willst uns doch nicht sagen," warf auch jeht der Vater ein, daß Du wirklich und gewiß im Graft Tagelöhnerdienfte haft verrichten müssen?"
" Sicher will ich das, Papa," sagte Hans, ihm treuberzig in's Huge fehend, der Mensch will boch leben, und ich war oft gewungen, wenigftens im Anfang, Alles zu ergreifen, um mich ehrlich durchzubringen."
Aber weshalb, um Gottes willen, schriebst Du denn da nicht an mich, daß wir Dir Geld hinüber schickten. Du weißt boch, daß ich Alles geopfert hätte, ehe ich meinen
Sohn einer solchen Schmach aussette."
Schmach! Lieber Vater," sagte Hans, langsam und mit besonderem Nachdruck auf das Wort, wir haben da brüben einen andern Begriff von Schmach; wir halten das dafür, wenn Jemand durch Faulenzen und Schuldenmachen sein Leben durchzubringen sucht. Wer aber tüchtig und ohne
,, Und das nennst Du ehrlich?" rief seine Mutter, noch immer durch das Furchtbare des Gedankens bes wältigt.
Hans lachte. Sorge Dich nicht, Mütterchen; Du, in darüber, aber ich gebe Dir mein Wort, Du kannst Hunderte ben hiesigen Verhältnissen auferzogen, haft andere Ansichten von jungen Leuten ba brüben finden, die hier aus den ersten Abelsgeschlechtern stammen und trotzdem dort die gewöhn lichsten Handwerker, ja Handlangerdienste verrichten, ohne Abel zu schädigen. Im Gegentheil sammeln sie da drüben in einem Jahre mehr Lebenserfahrung, als hier in der zehnfachen Beit, und kehren sie dann zurück in die Heimath, fo bringen fie allerdings andere Ansichten vom Leben und den gesellschaftlichen Verhältnissen mit, als sie hinüber genommen; aber Du kannst Dich darauf verlassen, Mütter chen, daß es ihnen und anderen Menschen nur zum Nuzen gereicht."
( Fortsegung folgt.)