geringe Fortschritte gemacht. Die russischen Transportdampfer " Ostroma" und Petersburg  ", welche in den Suezkanal einges laufen waren, haben Befehl erhalten, nach Ddeffa zurückzu tehren. Die angekündigte Reise des englischen Kabinetsmit­gliedes Rosebery nach Berlin  , welche angeblich wegen der afghanischen Frage stattfinden sollte, wird jest in Abrede ge­ftellt.

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Egypten  .

Die in Kairo   in französischer Sprache erscheinende. Beitung Bosphore" brachte eine arabische Proklamation des Mahdi, was zu polizeilichem Einschreiten gegen das Blatt führte. Die egyptische Bolizei lieg die Thüren der Druckerei gewaltsam öffnen und besezte das Lokal." Das französische  Konsulat protestirt gegen diese Verletung des Hausrechts. Es dürfte zu einem diplomatischen Meinungsaustausch kommen.- General Graham bat das wenige Meilen von Sualim belegene Handul besetzen laffen. Bis dorthin soll bekanntlich zunächst Die Eisenbahn ausgeführt werden. In Folge der großen Size mehrt sich die Anzahl der Kranten unter den englischen Truppen in hohem Grade.

Asieu.

An der afghanischen Grenze ist es bereits zu einem Gefecht zwischen Russen und Afghanen gekommen. Der englische   Standard" meldet, am Murgab Fluffe, also wahrscheinlich in der Umgegend von Bendschoe h, habe ein Bufammenstoß ruffticher und afghanischer Vortruppen stattgefunden, wobei auf beiden Seiten 500 Mann gefallen wären. Der Standard" fügt hinzu, aus dem Telegramme sei nicht ersichtlich, ob die Ruffen oder die Afghanen geftegt bätten, doch sei aus dem Ursprung des Telegramms zu muth maßen, daß die Ruffen im Nachtheil geblieben seien. Eine Bestätigung dieser Nachricht, nur in einem anderen Sinne, bringt der ruffische Regierungsanzeiger. Derselbe schreibt: ,, Der General Komaroff berichtet, daß er in Folge der provozirenden und fichtlich feindseligen Aktionen der Afghanen genöthigt war, am 18. März( russischen Stils, nach unserer Zeitrechnung 30. März) die befestigten Pofitionen derselben an beiden Ufern des Ruscht anzugreifen. Ein afghanisches Detachement von 400 Mann mit 8 Geschüßen wurde empfindlich geschlagen und zerstreut; daffelbe verlor 500 Todie, die gesammte Artillerie, zwei Fahnen, das gesammte Lager mit dem Fahrpark und den Vorräthen. Auf russischer Seite wurde ein turkmenischer Offizier getödtet, drei andere Offiziere verwundet, zehn Rosaken und Turkmenen getödtet, 29 verwundet. Nach Beendigung des Kampfes gina General Komaroff wieder über den Ruschtfluß in seine frühere Position zurück. Als die englischen Offiziere, welche Augenzeugen des Kamsfes gewesen waren, aber nicht an demselben Theil nahmen, saben, daß die Afghanen ge schlagen wurden, baten fte die Stufen um Schu3; leider aber tonnte eine fofort von Komaroff abgesandte Eskorte die afghanische Kavallerie nicht mehr einholen, welche die englischen Difiziere bei ihrer Flucht mit fortgeriffen batte. Daß die englischen Offiziere um Schuß gebeten haben sollen, flingt eben so sonderbar, als die weitere Behauptung, daß dieselben von den Afghanen bei der Flucht mit fortgeriffen wurden. Man wird weitere Nachrichten abwarten müffen, um Klarheit zu ere langen. Auffällig ist ebenfalls, daß die Nachricht erft 9 Tage nach dem Ereignis eintrifft.

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Amerika.

Ueber den Aufstand in Manitoba   wird weiter bes richtet: Riel's Rebellion   ist den durch die Regierungs Land. meffer verursachten Beschwerden zuzuschreiben, indem dieselben fich in die Landrechte einmischten, wie sie von den Mischlings­Ansiedlern beansprucht werden und in der in einem öffentlichen Meeting in St. Laurent im vorigen Herbste von den Misch lingen angenommenen Bill der Rechte" formulirt wurden. Ste verlangen in derselben zuerst die Untereintheilung des nordwestlichen Territoriums in Provinzen; zweitens, daß die Mischlinge dieselben Bewilligungen und andere Vortheile er halten mögen, wie fie die Manitoba  - Mischlinge genießen; brittens, Daß unverzüglich Land Patente denjenigen Kolonisten ertheilt werden, die sich im Befiz befinden; viertens verlangen fie die Veräußerung von einer halben Mizion Atres Kronlän dereien und die Verwendung des Ertrages zur Errichtung von Schulen, Hospitälern und ähnlichen Institutionen in den Mischlings Anftedelungen, ferner zur Ausrüstung ärmerer Mischlinge mit Saat Getreide und landwirthschaftlichen Ge räthen; fünftens die Reservirung von 100 Stadtgebieten in den Sumpfländereien zur Vertheilung unter die Kinder von Mischlingen während der nächsten 120 Jahre; sechstens die Bewilligung von wenigstens 1000 Dollars für jede Mischlings Nederlaffung zur Erhaltung einer Institution, die sich unter der Aufsicht von Nonnen befindet; und fiebentens eine bessere Fürsorge zum Unterhalt der Indianer. Riel hat eine pro­visorische Regierung für das nordwestliche Territorium gebil­det, mit fich felber als Präsidenten, Gabriel Dumas als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und einem Direktorium von 5 Räthen.

nach gewann er so viel Muth über sich, daß er die Pflichten des Gastgebers wieder übernehmen konnte.

So fam wieder die Abendtafel, oder vielmehr die Tafel, die um sechs Uhr begann und sich bis spät auf den Abend ausdehnte.

Der Graf war gesprächig und unterhaltend. Killmare erwähnte im Laufe der Unterhaltung, daß er beabsichtigte, so weit es die Wege und Witterung erlaubten, der ganzen Nachbarschaft mit seiner Gemahlin seinen Besuch abzu

ftatten.

,, Sehr gern würde ich," sagte er ,,, auch Lady Davis meinen Besuch machen, wenn ich wüßte, daß diese Dame geneigt fei, Gäfte zu empfangen."

M'Donuil blidte den Lord an, als ob er etwas ihm ganz Unverständliches gesagt habe. Friß ergriff endlich das Wort.

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So viel mir bekannt ist," sagte er, schließt sich Lady Davis von jebem Verkehr mit Freunden ab. Sie ist fränt lich und ihr Leiden jedenfalls mit einer Misstimmung und einem unwiderstehlichen Hange zur Einsamkeit und Abge­fchloffenheit verbunden."

Die arme Frau hat viel gelitten," fagte Rillmare. Ihr Leiden ist fein förperliches, es ist ein Seelenleiden, es ist der Gram, welcher an ihrem Leben nagt."

Ich weiß es!" sagte Frizz. Ich hörte von ihrer traurigen Geschichte."

Da schlug Gräfin Agathe die Augen auf und blickte unruhevoll den Arat an. Sie schien auf seinem Antlig lefen zu wollen, wie viel er von der traurigen Geschichte der Lady wüßte.

Friz errieth ihre Gedanken und fuhr fort, indem er auch seinerseits die Komtesse so wenig wie den Grafen da bei aus den Augen ließ.

Gram und Kummer nagen an dem Leben der un­glücklichen Frau und machen ihr die Heimath verhaßt. Den größten Teil des Jahres bringt sie ja auf Reisen au, und wenn sie auch, wie ich glaube, gegenwärtig in Davis town anwesend ist..

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,, Sie ist nicht in Davistown!" rief plößlich M'Donuil mit einer Hefngfeit, die alle Anwesenden in Erstaunen septe. Ste ist nicht dort!.... Sie flieht den Ort, wo man ihr so viel Leides gethan!... Ist es zu verwundern,

Kommunales.

Die Deputation für öffentliche Gesundheitspflege, welche am Mittwoch unter Vorfiß des Oberbürgermeisters von Fordenbed im Ratbbause eine Sigung abhielt, beschäftigte sich mit awei vom Magiftrat vorgelegten Projekten in Bezug auf Die Errichtung eines Hospitals und einer Siechenanstalt für Männer auf dem städtischen Terrain in der Greifswalderstraße und mit der Errichtung einer Desinfektions. Anstalt in der Bumpftation in der Reichenbergerstraße. In Bezug auf das erste Projekt, betreffend das Hospital und die Siechenanstalt, hat die Deputation beschloffen, eine Subkommission einzuseßen, welche das Projekt in nähere Berathung ziehen und insbeson dere mit der Erörterung beauftragt werden soll, ob mit diesem Projekt etwa eine Anstalt für Lungenschwindsüchtige und nicht geiftestrante Epileptifer zu verbinden sei. Das Resultat dieser Berathungen, sowie die eventuellen Vorschläge der Subkom­mission follen alsdann der Deputation unterbreitet werden. Das Projekt der Desinfektions- Anstalt hat die Deputation mit nur einer geringen Abänderung den Vorschläge des Ma­giftrats gemäß genehmigt und beschloffen, das Polizeipräsidium zu ersuchen, den Entwurf zu einer Polizeiverordnung über die Benuzung der Desinfektionsanstalt einzureichen, um daraus zu ersehen, in welchen Krankheitsfällen die fakultative und in wel chen die obligatorische Desinfektion plaggreifen solle.

Lokales.

Für die Wahl des Stadtv. Herrn Dr. Stryd zum städtischen Medizinalrath beginnt sich bereits, wie die Staatsb. 8tg." fchreibt, in den der Fraktion" ergebenen Blättern verschämte Agitation zu regen. Uebereinstimmend äußern fich Volte und Voifische Zeitung: Für den Sanitäts­äußern fich Bolte und Voifische Zeitung: Für den Sanitäts­Dienst der Kommune ist ein medizinischer Praktiker erforderlich, Der vertraut ist mit den städtischen Verhältnissen, mit den kom­munalen Einrichtungen, der nicht fernliegende Probleme zu löjen hat, sondern seinen Blick auf das Nächstliegende richtet und feine praktischen Kenntnisse und Lebenserfahrungen zur sanitären Wohlfahrt der Kommune auf allen Gebieten und Lebensäußerungen des tommunalen Lebens verwerthet." Also der fünftige städtische Medizinalrath, bemerkt die Staatsb. 8tg." bierzu, muß zunächst ein Mann sein, der mit den städti schen Verhältnissen und tommuralen Einrichtungen vertraut ist, d. h ber schon zu einer sädtischen Körperschaft gehört und er muß in zweiter Linie auch praktischer Art sein. Nun, Dr. Stryd ist in erster Linie Stadtverordneter und vor allem er gehört zur Fraktion", ja, er ist sogar ein Führer der ,, Frat­tion", und nebenbei ist er auch noch praktischer Arzt. Da wäre ja der Mann gefunden! Wir find gespannt darauf, wann die bisher noch verschämte Agitation zu einer unverschämten wer­den wird!!

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Die Kurzfichtigteit der Schüler auf den höheren Lehrs anstalten bildete u.. auf der jüngsten Direktoren- Konferenz den Gegenstand eingehender Verhandlungen. Den Hauptgrund der zunehmenden Kurzfichtigkeit fand die Versammlung in dem schlechten Druck vieler Schulbücher, namentlich der darin be­findlichen Anmerkungen. Auf den Vorschlag des Realschul Direktors Münch Münster wurde von der Versammlung der Wunsch ausgesprochen, daß im Intereffe des Sehvermögens der Schüler von dem vorgefeßten Ministerium eine Bestimmung über die Ausstattung der Schulbücher bezüglich des Druckes ( Abstand der Zeilen, Größe der Lettern, Anzahl der Buchstaben auf der Beile) und der Beschaffenheit des Paviers erlaffen werde mit der Maßgabe, daß neue Schulbücher nicht eingeführt und neue Auflagen schon eingeführter Bücher weiterhin nicht gebraucht werden dürfen, wenn dieselben den erlassenen Be­stimmungen wibersprechen."

ein

Ein junger Adliger wurde, wie wir vor einiger Zeit meldeten, unter eigenthümlichen Umständen von seinem eigenen Vater einer Hell inftalt zugeführt. Es gehen dem B. B.- C" iezt über diesen Fall weitere Mittheilungen zu, denen zufolge Der Vater des betreffenden jungen Mannes war nicht persön lich die Ueberfüh ung seines Sohnes bewerkstelligt, wohl aber hierbei seine Hand im Spiele gehabt haben soll. Die ganze, recht mysteriöse Angelegenheit erscheint wie ein Roman Roman, in welchem der Vater keine sehr schöne Rolle spielt - und erheischt auf das dringlichste Aufklärung. Der junge Mann, Gerard von X., ist der Sohn eines begüterten Hanno­veraners, stand früher als Offizier beim Militär und nahm seinen Abschied, weil er sich mit einem jungen, ehren­haften, aber in den bescheidensten Verhältnissen leben­den Mädchen, den Mädchen, einem Fräulein Klara W., bas fich feinen Unterhalt durch Kravattennähen verdient, Der heirathen wollte. Aber gerade diese Ehe aus Neigung bildete die Ursache heftiger Zerwürfnisse zwischen Gerard von X. und feiner Familie. Als sich vor vierzehn Tagen nun Herr von X. bei seiner Braut befand, soll daselbst ein Kriminal­beamter erschienen sein und dem jungen Mann eröffnet haben, daß seine Verhaftung erfolgen müsse, weil der eigene Vater ihn

daß sie diesen Drt haßt wie Diejenigen, welche ihr Leben vergifteten?... Wehe Denen, wehe Denen!.... Man soll die Wölfin fürchten, der man die Jungen geraubt!.. Wehe dem Räuber!"

Diese Worte fetten Friz in größtes Erstaunen.

Die Wölfia, der man die Jungen geraubt"- das war dieselbe Wendung, welche er mehrmals von Mrß. Forster, der Frau, von welcher er mußte, daß sie feine andere, als die unglückliche Lady Davis selber sei, gehört

hatte.

Er hatte diese Worte von ihr gehört im November, wo ihr Wahnsinn zum Ausbruch fam. Er hörte dieselben Worie jetzt von dem Grafen M'Donuil.

Wie? Sollte er das Geheimniß kennen, von welchem Mr. Gefferson behauptete, daß es Niemandem außer ihm bekannt sei

Was Friß noch mehr als diese Gleichheit in den Wahn­vorstellungen der beiden Patienten in Erstauen sette, war die plögliche Veränderung, die mit dem Grafen vorzugehen schien.

In Miene, Haltung und Gesichtszügen war er wieder der Wolf, so daß Helene, die Gattin Killmare's, vor ihm erfchrat und zurüd wich, als sein flammender Blid bem ihrigen zufällig begegnete.

Am meisten von Allen erschrak Agathe. Sie stieß einen Seufzer aus.

Man merkte, wie fie fich Gewalt anthat, um ihre Ge­müthswallung zu bemeistern."

als Hochftabler denunzirt babe. Als fich Gerard von X. auf dem Mollenmarkt legitimirte, erklärte man ihm, daß er behufs Explorirung seines Geisteszustandes auf Antrag seines Vaters nach einer Maison de Santé gebracht werden müsse. In­zwischen hatte sich bas junge Mädchen, auf das höchste be­unruhigt, auf den Weg gemacht, um Erfundigungen einzuziehen. Auf dem Transport nach der Heilanstalt spielte fich nun die von uns bereits geschilderte Szene ab. Der junge Mann er blidte Fräulein W., sprang aus dem Wagen und umarmte fte. Der in seiner Begleitung befindliche Beamte widerfeste fich jedoch dem Vorhaben Fräulein W.'s, welche ihren Verlobten bis nach der Maison de Santé begleiten wollte. Dort befindet sich zur Zeit der Unglüdliche noch. Offiziere, frühere Kameraden, die den Internuten sehen wollten, sollen ebensowenig zu ihm gelaffen roorden sein, wie seine Braut, die beständig die Heilanstalt umfreift und sich mit Gerard v. X. in Verbindung zu fezen suat. Hoffentlich wird von zuständiger Seite nunmehr das Nöthige veranlagt werden, um festzustellen, ob es sich hier um eine romanbaft aufaebauschte Angelegenheit oder wirklich um die unrechtmäßige Freiheits Entziehung bei einem geistig vollkommen gefunden Menschen handelt.

Ueber die sensationelle Affaire des hiesigen Maschinen­Fabrikanten, der, in allerdings sebr gewagter Selbsthilfe, mit seinem Sohne bei Wochen die bolländische Grenze überschritten batte, um in dem nahen Städtchen Baals inen dorthin ges flüchteten böswilligen Schuldner gewaltsam dingfest zu machen und auf diesseitiges Gebiet zurückzuführen, kann das ,, Be liner Tabl." noch folgendes mitiheilen: Der biefige Diaschinen­fabrikant W., ein überaus strebsamer und fleißiger Geschäftss mann, hatte im August 1883 an den Buchdrucker Jean Postall in Nippes   bei Köln   eine Buchdruckerpreffe für 1800 m. gegen verabredete Abzahlung und unter der Bedingung geliefert, daß diese Presse erst dann Eigenthum des Buchdruders werden solle, wenn derselbe die über den Rest des Preises ausgestellten Raten Wechsel sämmtliche eingelöst haben würde. Nachdem auf Diese Weise 510 Dt. abgetragen waren, hörten die Zahlungen auf, so daß der Fabrikant fich genöthigt fah, seine Rechte im Wege des Prozeffes geltend zu machen. Nach erlangtem Urtheil begab Herr W. sich nach Köln   und von dort mit dem Gerichtsoollzieher zu dem Schuldner, um demselben die Presse wieder abzunehmen, ließ fich aber durch Versprechungen des Buchdruckers bewegen, von der Pfändung Astand zu nehmen. Nachdem durch drei weitere Zahlungen die Schuld auf 1200 Mart reduzirt war, packte der Buchdrucker seine fteben Sachen zusammen und fiedelte damit auf holländisches Gebiet nach dem dicht an der Grenze gelegenen Städtchen Vaals   über, ließ dem Fabrikanten bas leere Nachsehen und fügte zu dem Schaden auch noch den Spott, indem er den betrogenen Gläubiger in Briefen frech verhöhnte. Der Geprellte benachrichtigte nun die Kölner  Staatsanwaltschaft von der Sachlage. Diese jedoch wies eine Einmischung als unzulässig zurück und bedeutete Herrn W., fich an den Maire von Vaals   zu wenden. Allein alle gethanen Schritte verliefen resultat los. Unterdessen erfuhr Der Fabrikant, daß der durchgebrannte Buchdruder wöchent lich mehrere Male über die Grenze nach Aachen   fäme, um dori in einem bestimmten Lokal zu Kneipen. Er bat daher die Aachener Polizei, den Flüchtling daselbst zu verhaften. Inzwischen war aber von der Kölner Staats anwaltschaft ein Stedbrief gegen den Buchbrucker Jean Boftall erlaffen, roodurch dieser verscheucht wurde und nicht wieder auf dieffeitiges Gebiet tam. Der Fabrikant entwarf nun den für ihn jo oerhängnißvoll gewordenen Plan zur Entführung des Ausreigers aus Holland  ; bemerkt sei, daß Vorkehrungen getroffen waren, den Privatgefangenen" beim Ueberschreiten der Grenze sofort den diesseitigen Polizeibeamten zu überliefern. Die Ausführung des Planes war übrigens Schon viel weiter vorgeschritten, als die R. 3." 1. 8. berichtet hatte. Denn der gewaltsam aus seiner Wohnung geholte Buchdrucker war bereits im Wagen und auf dem Wege u Grenze, auf dem man aber einen holländischen Gendarmeries poften pasfiren mußte. Dort wurde auf das Geschrei des Festgenommenen das Gefährt angehalten und durchsucht. Der Fabrikant erklärte den holländischen Gendarmen, sein G fangener fei ein aus Aachen   entsprungener Frisinniger. Diese Ausrede fand jedoch feinen Glauben, der Buch bruder wurbe vielmehr befreit nnd freigelassen, Herr W. dagegen mitfammt seinem Sohne einem 2 Jahre alten Techniker festgenommen und später nad Mastricht überführt, während Die Begleitmannichaften welche bei der Entführung mitgewirkt hatten, glücklich über dit Gcenze und nach Aachen   entlamen. Die in größter Sorge be findliche hiesige Familie der beiden Verhafteten hat sich sofort an das Auswärtige Amt gewendet, welches fich auch bereit erklärte, au Gunsten der Verbafteten, so weit dies nur irgend zulässig ist, zu interveniren. Bunächst versuchte man die Auslieferung der Gefangenen an die deutsche Behörde zu erwirten, um die An gelegenbeit vor das Berliner   Gericht zu bringen. Das mi glückte indeß; ebenso wurde eine für die Freilaffung des Herrn W. und seines Sohnes angebotene hohe Raution zurüdge

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nicht mehr bewirthen kann.... Jo fleye fie an, Mylady, daß Sie, wenn es Ihnen auch scheint, als ob wir feine freundschaftliche Gesinnung gegen Sie hegten, doch was auch geschehen möge, an unserer Freundschaft nicht zweifeln Sie müssen uns verlassen! Sie fönnen nicht bleiben!"

" Ich will nicht in Sie bringen, theure Freundin, Herzen verschließen müssen; es genügt mir, zu wiffen, daß antwortete Helene, mir das zu sagen, was Sie in Ihrem Sie unglücklich find... Von Herzen bellage ich Sie; an Ihrer Freundschaft und Herzensgüte werde ich niemals weifeln. Morgen in aller Frühe werden wir Schloß M'Donuil verlassen."

Der Graf hatte auch diesen Abend ausbrücklich ge wünscht, daß Friß ihn verlasse und nur Habicht aufg fordert, bei ihm zu bleiben. Friß wußte, daß an diefem Abend die fürchterliche und geheimnisvolle Krankheit zum Ausbruch fommen werde.

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In Unruhe und tiefster Besorgnis erhob sich Frit a andern Morgen, als kaum die Sonne über den schneeb deckten Höhen emporstieg, von seinem Lager, die Nachri Habichts erwarteno.

Schrecklich und niederdrückend war ihm der Gebante daß von einer eigentlichen Rur seinerseits hier nicht die Rede fein fonnte.

Er tappte blind und war machtlos. Die schwarze Hrge umacb nicht nur den Grafen mit ihrem Bant Sie erhob sich, näherte sich ihrem Vater, legte sanft wie es schien, nein, auch die ganze Situation, indem fie dieselbe in ein dichtes, undurchdringliches Geheimnis

ihren Arm um seine Schulter und streichelte seine Wargen. Diese Berührung schien dem Grafen wohl zu thun. Noch einmal fehrte er zum flaren Bewußtsein zurüd.

hüllte.

In seinem Herzen fing Frig an, ber Here, wie man Er nahm die Hand seiner Tochter, brückte sie an seine hier die anglückliche Bettlerin nannte, ebenso zu gürne

Lippen, ftreichelte ihre Wangen und sagte leise:

Sei ruhig, mein Rind, sei ruhig, es ist vorüber." Agathe aber wußte, daß es nicht vorüber sei. Auf ihre Veranlassung trennte fich die Gesellschaft heute früher als es sonst zu geschehen pflegte.

The fie fich aber zur Ruhe begab, fuchte sie ihre neue Freundin Helene auf. Weinend umschlang sie diefe.

" D, ich bin sehr unglücklich! Mein Vater ist frank; ich weiß, daß er morgen frank sein wird und seine Gäste

wenn Habicht's   Kugel sie einmal erreichte."

" wäre ein Glück für den Grafen und für Alle

Doch nein; er ließ diesen Gedanken sogleich wieber

fahren.

all

Vielleicht wäre dann das Unglück noch größer. Hitett der Graf sie nicht mit einer Sorge, die offenbar mehr bloße Theilnahme befundete?

Hatte er sie nicht ausdrücklich in seinen Schuß

ge