3nedlV.,;ß:.zum Professor an der Berliner Universität einer Besprechungunterzogen worden war, und in welchem Fürst Bismarck, Kul-tusminrster von Goßler und das preußische Staatsministeriumbeleidigt worden sein sollten. Die unter Ausschluß der Oeffent-lichkeit(es kamen u. a. die aus München eingeforderten Aktendes Schwenninger-Prozesses vollständig zur Verlesung� geführteVerhandlung mußte ausgesetzt werden, da der Gerichtshof demAntrage des Beschuldigten, den Kultusminister v. Goßler undden Grafen Wilhelm v. Bismarck als Zeugen zu vernehmen,sowie die Berliner Anstellungsakten des Dr. Schwenningereinzufordem, stattgab. In einem weiteren Falle wurde Redak-teur Fusangel von der Anklage, die evangelische Religionöffentlich beschimpft zu haben, freigesprochen, dagegen wegenBeleidigung des Gustav-Adolphe Vereins in eine Geldstrafe von20 Mt. genommen. Letztere Beleidigung wurde in der Be-Zeichnung des Schwedenkönigs Gustav Adolph als eines Blut-Hundes gefunden, indem der Gerichtshof ausführte, daß derGustav Adolph-Verein dieselben Bestrehungen verfolge, fürwelche der Schwedcnkönig im dreißigjährigen Krieg sein Lebengelassen habe., wNürnberg. 12. Juli. Am Mittwoch, den 3. Julr, standder Volksschullehrer Albrecht Prechtclsbauer vor den Schrankendes k. Landgerichts, angeklagt des Vergehens der Körper-Verletzung im Amte. Der Genannte hat am 15. April l. I.den schwächlichen, 14>»jährigen Fortbildungsschüler Schleichermittels einer sogen. Weinruthe mit ca. 10— 15 Hieben auf denRücken und die Arme dermaßen blutrünstig geschlagen, daßder Junge heftige Schmerzen hatte und 4 Tage arbeitsun-Mss war. Ter k. Bczirksarzt, Med.- Rath Dr. Reuter, kon-staune Mißhandlung uud Körperverletzungund veranlaßte dieEltern zur Klagestellung. Grund der Mißhandlung: der-Omnge war gegen das Verbot auf den nahen sog.„Plerrer"wahrend der Freiviertelstunde mit mehreren Mistchülern ge-wufen und gab P. zweimal zur Antwort:„Andere warenauch dort!" Etwa 8—10 Tage später schlug Lehrer Prcchtcls-Hauer den mißhandelten Schüler mit der Hand mehrmals stark'us Gesicht, svrechend:„So, Du dummer Kerl, Deine MutterUt mich verklagt, die ist noch dummer als Du; jetzt weißtDu, warum Du geschlagen wirst rc." Staatsanwalt Kolbhatte, der ärztlichen Konstatirung entsprechend, Strafantrag ge-stellt, der Senat in geheimer Sitzung sich der staatsanwalt-schaktlichen Anschauung angeschlossen und auf Verhandlung er-kannt. 10 Zeugen wurden verhört; sie bestätigten im Allge-meinen die Behauptrrngen der Anklage. Entkräftet wurdedieselbe durch Lehrer Knab, den Inspektor der Fortbildungs-Jchule, der die Schwierigkeit des Wirkens der Lehrer an denFortbildungsschulen bei den heterogenen Elementen hervorhob,dabei aber nicht erklärte, warum er dem Auftrage der Schul-kommission, wider Prechtelsbauer wegen des kntischen Fallesund dreier weiterer Fälle Disziplinaruntersuchung einzuleiten,nicht nachgekommen. Der Staatsanwalt blich bei seiner An-schauung, die darin gipfelte, daß einem Lehrer kein größeresaüchtigungsrecht eingeräumt werden könne und dürfe, als denltern. Er ließ MilderungSgründe walten, namentlich diehochgradige Erregung des cholerischen Prechtelsbauer und be-antragte ein Schuldig mit 40 M. Geldstrafe. Der Verthei-diger, Konzipicnt Methsieder, plaidirte auf Freisprechung, diewider alles Erwarten des Publikums auch wirklich erfolgte.In den Entscheidungsgründen wurde u. A. gesagt, daß dermißhandelte Schüler ern schwächlicher, zartgebauter Junge sei,was der Lehrer nicht wissen konnte und daß sich derselbe un-gezogen und frech benommen, also auch eine empsindliche Strafeverdrent habe.Sozialesund ArbeiterveWegang.Ueber die Wirkungen der Lohnhöhe auf den Schnaps-genuß schreibt ein Arberter einen beherzigenswerthen Brief andas„Schwäbische Wochenblatt." Denselben empfehlen wirBehörden und Mäßigt eitsvereinen zur besonderenBeachtung, da in ihm die Quelle des Uebels aufgedeckt und einunfehlbares Mittel gegen die Verbreitung des Schnapsgenuffesangegeben wird. Der Brief lautet: Ich arbeitete in denJahren 1873-1877 in einer größeren Fabrik Leipzigs. IndenJahren 1873—1875, als der Lohn nach den herrschenden Be«griffen ein etwas hoher war, kam so gut wie gar lein Schnapsrn die Fabrik, es wurde nur Bier getrunken. Als aber derLohn 1875 allmählich sank und 1876 bis zur Hälfte des ,mJahre 1873 verdienten Lohnes fiel, wurde in einemM on at meh r S ch n ap s konsumirt, als vordemim ganzen Jahre. Eine von mir damals aufgestellteLohnstatistik der betr. Fabrik ergab einen Vergleich von denJahren 1873 und 1876 wie folgt: Der höchste Lohnsatz für diebestbezahlte Akkordarbeit betrug im Jahre 1873 30 Markwöchentlich, der niedrigste Lohnsatz 12-15 Mark- im Jahre1876, dagegen der höchste Lohnsatz 12-15 Mark und derniedrigste 6—8 Mark. Wie schon angedeutet, hielt mit demniedrigsten Lohne der Schnaps seinen Einzug in die Fabrik.Aber nicht allern, daß nur während der Frühstücks- undVesperzert Schnaps getrunken wurde, wie ehedem Bier, jetztwanderte des Tages über öfter die gefüllte Schnaps-sich nachträglich von ihnen ein Jawort zu holen, als daßHerr Grützkopf an eine Verbindung mit einer derer vonDollrott denken könnte.Aber unsere Hoffnungen machen uns blind, und sogehts auch hier. Mit einer überraschenden Offenheitäußerte sich der einfache und verständige Mann über dieFamilie und ließ in seinen Gesprächen nur zu deutlichdurchblicken, daß wir uns in unseren Ansichten über diesebegegneten.,„Schließlich nahmen alle Abschied und Herr Grützkovfauch.„Empfehle mich Ihnen, gnädiges Fräulein!"—„Ergebene Dienerin!"Damit war die Sache vorbei.—„Fräulein, bitte!" sagte Frau v. Dollrott, die ebenmit ihrem Schnupftuch oie heruntergebrannten Wachs-lichter ausgeschlagen und sich nun in dem grauseidenen Sophades Salons niedergelassen hatte.„Einen Augenblick!"—„Gnädige Frau?", �„Nehmen Sie doch Platz. Ich möchte einige Wortewit Ihnen sprechen."—Zch setzte mich etwas überrascht.„Offenheit ist meine Art, sie liegt einmal in meinemEharakter. Gestatten Sie, daß ich mich über den heutigenAbend ausspreche. Es war bisher nicht Sitte, daß diejungen Damen, denen ich die Erziehung meiner Ernestineanvertraut, in unseren Gesellschaftskreis eintraten. Es liegtdies nicht in irgendwelchen Vorurtheilen, sondern gibt dieGewähr, daß gewisse, immerhin mögliche MißHelligkeitensicher vermieden werden.— Ich weiß nicht, ob Sie michverstehen?"—„Nein, gnädige Frau."—Die Frau sah mich an mit einem Blick, den ich nievergessen werde.„Nun, Sie werden schon begreifen!" fuhr sie hoch-müthig fort.„Ich habe heute eine" Ausnahme gemacht, weilich mit dem Ergebnisse Ihres Unterrichts, mit den Fort-schritten meiner jüngsten Tochter nicht übel zufrieden bin.Ich wollte Ihnen meine Anerkennung ausdrücken, indem ichSie aufforderte, an dem heutigen Gesellschaftsabend theil-zunehmen."flasche durch ein Mädchen oder einen Lehrbuben unterdem Schurz zur Fabrik herein, und wenn ein Arbeiterder Arbeit oder des Lohnes wegen einen Auftritt mitdem Prinzipal gehabt hatte, hieß es gewöhnlich:„Wirlassen Einen holen!" um in der Schnapsflasche Vergessenheitseiner traurigen abhängigen Lage zu suchen. Der niedrige Lohnhatte weiter zur Folge, daß die Frauen angestrengt mitarbeitenmußten, um das traute Heim über Wasser zu halten. Kannman sich aber ein„trautes Heim" vorstellen, wo die Frau vonMorgens früh bis Abends spät in oder außer dem Hause thätigsein muß, und wer sehnt sich nach solch einem Heim, wo sichhungernde, schreiende Kinder vorfinden? Nein, der des Tagesüber geplagte Arbeiter wandert, um dem Elend zu entgehen,statt zu Hause ins andere Elend, in die Schnapsbude. Dahilft es auch nichts, daß man die Schnapslokale in der Näheder Fabriken aufhebt, wie etliche Fabrikanten vorschlugen, wasthuts, wenn man auch einen Umweg macht, irgendwo findetsich doch noch eine. So war es bei der von mir erwähntenFabrik der Fall, in deren Nähe sich kein derartiges Lokal be-fand. Die Arbeiter zogen nach Beendigung der Arbeit großen-theils nach einer entlegenen Gegend, um dort den Abend zuverbringen und wenn oie Nacht hereingebrochen war, ging esheim. Dann waren wenigstens die Kinder zur Ruhe und dasWeib selbst müde und abgespannt. Mehreren meiner Fach-genossen, die in anderen Fabriken beschäftigt waren, theilte ichmeine Beobachtung über das Einschleppen von Schnaps in dieFabrik mit. Alle bestätigten mir, daß es bei ihnendesgleichen der Fall sei, seitdem derLohn so gesun-ken, und daßLeute zurSchnapsflaschea rissen,von denen es kaum zu erwarten war. Man ersiehtdaraus, wohin wir kommen, wenn fortgesetzt das Einkommender großen Masse zurückgeht und wenn nach dem Rezept ver-fahren wird, was seiner Zeit der Minister Camphausen denIndustriellen gab, nämlich durch möglichst niedrige Arbeitslöhnedie deutsche Industrie konkurrenzfähig zu machen: zur geistigen,und körperlichen Verkümmerung der Arbeiter, dem Fundamentder heutigen Gesellschaft.Die Bäckergesellen in Leipzig haben in einer großenVersammlung eine Petition beschlossen, den Maximal-a r b e i t s t a g<„eine bestimmte Arbeitszeit, die nicht über-schntten werden darf"! in ihrem Gewerbe einzuführen. DieHöhe der Arbeitszeit soll derart bemessen sein, daß die phy-fischen wie die geistigen Kräfte der Bäckergesellen nicht unter-graben werden. Sodann wurde die Frage der Sonntags-ruhe erörtert und folgende Resolution angenommen: Es istnicht genug, daß der Bäckergeselle für den Konsumenten dieWoche hindurch die Nachtruhe opfert und eine 16—18 stündigeArbeitszeit täglich absolvirt, nein, auch die Sonntagsruhe wirdihm bei gleicher Arbeitszeit ebenso verkümmert, und darummüssen wir vor Allem es als unser Recht fordern, daß andereZustände durch Gesetz Herbeigeführt werden."— Wir glauben,daß gerade die Bäckergesellen allerorts die größte Veranlassunghätten, diesem sehr verständigen Vorgehen der Leipziger Bäcker-gesellen sich anzuschließen.Der Export nach den Vereinigten Staaten vonNordamerika belief sich aus dem Konsularbezirk Berlin inden Monaten April, Mai und Juni auf 1 051 692 Dollars.Jor gleichen Quartal 1884 aber betrug derselbe 1 361 133 Doli.;also fanv eine Abnahme von 309 440 Dollars statt. Auf dasJahr übertragen wäre das eine Summe von 1 237 760, alsoca. 5 Millionen Mark. Ist das am Ende auch ein segensreicherEinfluß unserer neuen Zoll- und Wirthschaftspolitik? Undwenn sammtliche Konsulärbezirke Deutschlands in diesem Jahreeinen ähnlichen Ausfall haben werden, was nicht zu bezweifelnG- so werden die nächstjährigen Berichte der verschiedenenHandels« und Gewerbckammern dasjenige konstatiren, was diemeisten derselben für das Jahr vorausgesagt haben: einen sehrschleckten Geschäftsgang für das Jahr 188o.Der Massenkonsum wird durch Zölle und indirekteSteuern, so erklärt die schutzzöllnerische„Deutsche Volkswirth-schaftliche llorrespondenz", gering oder gar nicht besteuert.Salz, Schmalz, Fleisch, Korn, Mehl, Petroleum, Kaffee, Reis,Oel, Holz und Eisen— alle diese Artikel gehören dem-gemäß nicht zum Masscnkonsum. O diese schlauen Schutz-Zöllner!Vereine und Versammlungen.th. Eine„große", von ca. 80 Personen besuchteVersammlung der vereinigten Töpfer- und Ofen-baumeister Verlins fand am Montag, den 13. d. Mts., zurBesprechung über den Streik der Töpfergesellen NeueFriedrichstr. 44 statt. Die Lohnkommisston der Gesellen, welcheZutritt begehrte, wurde auf Beschluß der„Versammlung" vonder Theilnahme an den Verhandlungen ausgeschlossen. HerrRau, Vorsitzender des„Vereins- der Töpfer- und Ofen-baumeister" gab zunächst seinem Bedauern darüber Ausdruck,daß von der Innung, obgleich ihr die Bewegung unter denGesellen bekannt sein mußte, bisher nichts geschehen sei, umdie Wünsche der Gesellen zu befriedigen. Er erkannte die Be-rechtigung einer Regelung der Lohnfrage an, hielt es aber fürKein Zug in meinem Gesicht rührte sich. Diese un-verschämte Anwendung auf eine selbstverständliche Rück-ficht, diese schamlose Heuchelei brachten mir das Blut inWallung.„Allein, allein— ich durfte erwarten, daß Sie sichder Stellung, die Sie hier im Hause einnehmen, bewußtbleiben würden, daß Sie, daß Sie--"Sie stockte, und ich sah sie so kalt an, daß selbst einEisbär ein Frösteln hätte empfinden müssen.„Also daß Sie", fuhr sie in ihrer maßlosen Insolenzfort,„gewisse Vorschriften des Taktes und der Delika-tesse—"In diesem Augenblick guckten die beiden ausgezeichnetenSprößlinge dieser vornehmen Frau mit einem:„Mama?Bist du da, Mama?" in die Thür und zogen sich mit einemAusdruck zurück, in dem deutlich geschrieben stand:„Ah, siehat ihre Lektion noch nicht ganz!— Ze eindringlicher, jebesser!" Und ich richtete von neuem einen kalten Blick aufdie Frau, welche nicht zögerte, mich in solcher Weise zurRede zu stellen.Einen Augenblick senkte sie in Folge dessen ihr Auge,dann aber nahm sie einen raschen Anlauf, der ihr beiihrem eingefleischten Hochmuth nicht schwer ward, undfuhr fort:„Die Delikatesse nicht außer Acht lassen würden. Ja,noch mehr! Sie bewegten sich an dem heutigen Gesell-schaftsabend in einer Weife, welche man bei uns nichtkennt und deshalb auch nicht wünscht, und da Sie, Liebe,wohl mit den Sitten und Gewohnheiten der vornehmenKreise nicht vertraut sind, so spreche ich in IhremInteresse so gut, wie in dem unsrigen, wenn ich Sie auf-merksam mache, daß der Verkehr mit den Herren derGesellschaft Zunickhaltung erfordert, und daß ein so freiesWesen, wie Sie es an den Tag legten, zu MißdeutungenVeranlassung geben kann, die unliebsam auf uns zurrick-fallen möchten.— In der guten Gesellschaft, meineLiebe--"„Gnädige Frau!" unterbrach ich ihren Redefluß, dennnun quoll mein Herzblut über. In erster Linie gestattenSie mir, zu bemerken, daß ich die Vorschriften, die Sittenangemessener, daß die Meister diese Regelung in die Handnehmen und nicht die Gesellen, und forderte zuenergischem gemeinsamen Handeln aller Meister gegen-über den Gesellen auf. Herr Obermeister Grott-hausen entgegnete, daß ihm nur bekannt gewordenfei, daß sich eine„G esellsch a ft zusammengerottet"habe, um höhere Löhne zu erzielen. Er wundere sich, daß sichdiese„Gesellschaft" nicht zunächst an den Vorstand der Innunggewandt habe. Die Behauptung, daß dies geschehen, sei falsch.Es wäre Pflicht gewesen, sich zuerst an den Vorstand der In-nung zu wenden. Die Innung habe für diesen Fall eine Kam-Mission gewählt, um mit den Gesellen zu unterhandeln. Soferndiese nicht darum ersuchen, werde von der Innung nichts ge-schehen. Einige Meister hätten zwar, durch die augenblicklichenVerhältnisse gezwungen, die Tarife unterzeichnet, doch wärendie Unterzeichnungen von den Gesellen vielfach gefälscht wordenund suchten sich diese damit auszureden, daß die Betreffendendie Tarife schon längst bezahlten. Herr Steffen war der Mei-nung, daß auf ein Entgegenkommen der Gesellen gar nichtzu rechnen sei. Dieselben gingen so schroff vor, daß sie nichteinmal die„Poliere" vom Streik entbänden. Auch seineauf drei Monate giltige Bewilligung der Tarife hättensie nicht einmal anerkannt. Er befürwortete ein„brüderliches" Zusammengehen mit den Jnnungsmeistern, umgegen die Gesellen Front zu machen. Ebenso Herr Janson.Der Streik wäre völlig vom Zaune gebrochen. Die Gesellenwollten gar nur von 7 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends arbeiten. Wenn jetzt bewilligt würde, ginge es bald wieder vonvorne los. Eine Schraube ohne Ende. Herr Haase war soglücklich, wichtige Entdeckungen"gemacht zu haben, nämlich, daßder„Fach verein" nur„Strolche" erziehe und daßwährendldes Streiks, wie er als Rendant der Ortskasse wissenmüsse, auffallend viel Gesellen krank seien, und zwar nur„äußerlich", indem sie sich an„Bierpullen" rc. verletzt hätten.Herrn Zick lag das Wohl des„guten" Arbeiters sehr amHerzen. Dieser müsse bezahlt werden, jedoch nur nach seinerLeistungsfähigkeit. Jndeß nur zwei Drittel der Gesellen wären„gute", ein Drittel dagegen„Strolch e". Auch waren ihmeinige Namen der Lohnkommission nicht sympathisch. Diese„Verführer und Aufwiegler des Volks" müßten gestrichen werden.Der jetzige Gesellentarif sei nur der von der Innung im Jahre1883 aufgestellte,„im erhöhten Maßstabe abgeschrieben." Da-gegen müßten sämmtliche Meister Front machen, die Gesellenseien nicht die maßgebenden Personen, welche die Meisterfchuhriegeln könnten. Je mehr bezahlt würde, desto mehr würde„gebummelt". Die Meister seien viel zu nachsichtig, das seiihr Verderben.— In dieser liebenswürdigen Weise wurdendie Debatten bis 12 Uhr Nachts fortgesetzt, nachdem man sichnoch wacker über den Unterschied zwischen„Töpfermeister" und„Ofenbaumeister" herumgestritten. Mit vieler Mühe einigteman sich endlich dahin, in den nächsten Tagen eine Veriamm-lung sämmtlicher Meister einzuberufen, um den„Feldzugsplan"gegen die Gesellen zu entwerfen.Eine öffentliche Versamnrlnng der Töpfer von Char«lottenburg tagte daselbst am Sonntag, den 12. Juli, Vormittags, rm Saale des Herrn Wodrich, Spreestraße 8, unterVorsitz des Herrn C. Thiem. Die Tagesordnung lautete:JDte Ausgleichung zur Einführung des neuen Lohntarifes vonBerlin und Umgegend." Referent war Herr Bormann. Der-selbe wies nach, auf welcher Grundlage die Töpfer einen ein-hcitlichen Lohntarif zur Geltung bringen könnten. In ersterLinie sei nöthig, daß alle Kollegen Berlins und Umgegendzur richtigen Erkenntniß ihrer Lage kommen, nur dann könneeine richtige Grundlage geschaffen �werden; ein einheitlicherLohntarif sei auf alle Fälle dringend noihwendig. Rednerwies darauf hin, wie die Versuche, mit den Jnnungsmeisternzu unterhandeln, gescheitert wären; deshalb sei es Pflicht derganzen Gesellenschaft Berlins und Umgegend, die Sache energischrn die Hand zu nehmen. Zum Schluß seiner Ausführungenhob er noch besonders hervor, daß eine Organisation der Ge-sellen zur Nothwendigkeit geworden wäre, um ihre gerechteForderung durchzuführen und empfahl zur Förderung undWahrung der Interessen der Töpfer den Anschlußan die Organisation, den Fachverein der Töpfer.Hierauf wurde die Diskussion eröffnet. Töpfer Jahn fragt,wie die Ausgleichung stattfinden soll, und wie der nerie Lohn-tarif zum Durchbruch zu bringen sei, da die Gesellen vielfachselbst schuld daran seien, daß so niedrige Löhne gezahlt werden,rndem sie selbst die Arbeit billiger annehmen als die Meisterund somit den Meistern Konkurrenz machen; die letzteren müssenGewerbesteuer zahlen, während dieses bei den konkurrirendenGesellen nicht der Fall ist. Töpfer Thieme erwidert, daß durchEinführung des neuen Lohntarifs diese Konkurrenz aus demWege geschafft werden soll, daß, wenn die Untemehmer denneuen Lohntarif unterschrieben haben, sie auch gezwungen sind,sich mit den Preisen bei Uebemahme von Arbeiten darnach zurichten, damit die Gesellen, die bei ihnen in Arbeit treten, ihrePflichten der Familie, dem Staate und der Kommune gegen-über erfüllen können. Töpfer Stein schlägt vor. den neuenLohntarif baldmöglichst zum Durchbruch zu bringen und sichnicht an die Ausreden der Meister zu kehren, welche behaupten,und Gewohnheiten der guten Gesellschaft so gut kenne, wieSie, da ich in einem Hause erzogen bin, in dem Bildungund Ehrbarkeit zu Hause waren, wie irgendwo. Ferner binich, gnädige Frau, nicht Ihre Liebe, sondern Fräulein AnnaHenriett, endlich aber wünsche ich mich aus einem Hausemöglichst rasch zu entfernen, in welchem die ersten Ansatz-Begriffe alles desjenigen fehlen, was Sie als Bildung,gute Sitte und gesellschaftliche Form bezeichnen und mirbereits abgesprochen haben durch die Art der Begegnungseit meinem Eintritt rn das Haus, und nun jetzt sich er-laubten, mir abzusprechen ohne den geringsten begründetenAnlaß.Zum Schluß noch eins: Wenn Sie Puppen ver-schenken wollen, kaufen Sie diese auf dem Jahrmarkt oderin einem Spielzeugladen, und rechnen Sie es lediglich meinemMitleid für das arme Kind an, daß ich mich zu dieser un-würdigen Komödie so lange hergegeben habe.Ich will nicht einmal des Näheren berühren,welcher Fälschung Sie sich schuldig machten, indemSie mich zur Erziehung eines kleinen, etwas im Lernenzurückgebliebenen Kindes engagirten. So, meine gnädigeFrau!„Ich habe die Ehre, Ihnen eine gute Nacht zuwünschen und sehe Ihrer weiteren schriftlichen Mittheilungentgegen!"—_Heute kam ich in Berlin an. Nach entsetzlichen letztenTagen verließ ich Trockenhausen. Ja, nach entsetzlichen,denn die Demüthigungen, denen ich ausgesetzt gewesen binnach meiner offenen Erklärung, spotten jeder Beschreibung.Wind und Kälte schlagen gegen daS Fenster meineskleinen Chambregarni-Zimmers. So öde wie draußen ist Sin meinem Innern. Was soll nun werden? Wohin? Mrrgraut,— graut vor der Zukunft! Eine neue Stellungannehmen, die neunte? Ich zittere schon bei dem Gedanken.Und wenn nicht, wovon soll ich leben?—Lieber Gott, sei barmherzig, nimm dich meiner an undhilf, daß ich nicht verzweifle- ja, verzweifle!-