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Donnerstag, den 30. Juli 1885. II. Jahrg.

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Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

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Der Weltkrieg.

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Expedition: Zimmerstraße 44.

hat. Vor einem solch großen und entscheidenden Rampfe hat man sorgfältig zu erwägen, welcher Schaden erwachsen fönnte, und bei dieser Erwägung mögen den englischen Staatsmännern ernste Bedenken aufgestiegen sein. Eine englische Regierung ist genöthigt, auf die Interessen des handeltreibenden Theiles der Nation die peinlichſte Rücksicht zu nehmen, während die despotische Regierung des heiligen Rußland   fich darum weniger fümmert. Aber auch sonst ist Rußland   entschieden im Vortheil. Sein Handel ist ganz anderer Art als der englische, er beruht nur zum geringeren und Ruß Theile auf dem überseeischen Verkehr

land kann im Nothfall auf die Waaren, die der ihm überfeeifche Verkehr bringt, verzichten. Selbst wenn englische Flotten auf allen Meeren siegreich bleiben, so kann der Haupthandelsverkehr Rußlands   mit Asien   dadurch gar nicht berührt werden. Auch die russische  Ausfuhr an Getreide u. dgl. wird zu zwei Dritteln auf dem Landwege bewirkt.

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Anders liegt die Sache mit England. Wie ein Sach­kundiger in der Allgem. 3tg." ausführt, bezieht England allein aus den Vereinigten Staaten   von Nordamerika   jähr lich für 1500 Millionen Mart an Mehl, Getreide, Fleisch und Baumwolle. Rußland   hat am Japanischen   Meere ver­schiedene Kriegshäfen errichtet. Von diesen Punkten aus wird es im Kriegsfalle seine Kaperschiffe und Kreuzer ent­senden, um den russischen Handelsverkehr mit China  , Japan  , Indien   und Nordamerika   zu stören, womöglich dauernd zu unterbrechen. Was das heißt, kann man sich leicht vorstellen, wenn man daran denkt, welche Verwüstungen die Kaperschiffe, namentlich die Alabama  ", während des großen nordameri kanischen Sezessionskrieges angerichtet haben. England wird bei diesem unvermeidlichen Kampfe ungeheuren und unbe­bei diesem unvermeidlichen Kampfe ungeheuren und unbe­rechenbaren Schaden nehmen, einen Schaden, der ihm mög­als Beherrscherin der Meere

Die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen den beiden großen Rivalen England und Rußland   ist keines­wegs, wie man erst angenommen hatte, beseitigt worden. wie leicht es ist, den Konflikt zu einem chronischen zu machen. einer bedeutenden Abschwächung unterwerfen dürfte. Man tann fich über die geographischen Begriffe" in 3en­tralafien nicht einigen; die Russen brauchen nur zu sagen, fie hätten dies Gebirge, jene Ebene oder jenen Paß, die in Dem streitigen Gebiet liegen, größer oder fleiner aufgefaßt als die Engländer und der casus belli ist da. Wenn der Busammenstoß einmal erfolgt, so werden alle großen Meere und zwei, vielleicht drei Welttheile die Schauplätze des Rampfes sein, der den größten Theil der Kulturländer daran, allem Anschein nach in Mitleidenschaft ziehen Das ist freilich keine angenehme Aussicht, allein sie Mauern tbekannte Verfahren des Vogels Strauß nachahmen.

Wahrscheinlich wäre der große Krieg schon da, ohne die Surückhaltung Englands, die aber keineswegs in Humanitäts­rücksichten, sondern in ganz anderen Dingen ihren Grund

Radbrud verboten.]

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Feuilleton.

Das Mormonenmädchen.

Amerikanische   Erzählung

Don Balduin Möllhausen  

. ( Fortsetzung.)

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" Es ist schändlich," versette Falk mit einer Geberde des Abscheues, ich glaube indessen kaum, daß in diesem Falle, jo ganz ohne alle Beweismittel, von den Gerichten Beistand

zu erwarten wäre."

" Auch ich bezweifle das," pflichtete Weatherton bei, barum aber habe ich mir eben die Aufgabe gestellt, Alles aufzubieten, um dergleichen Beweismittel zu erlangen."

öffnen und ihr mit klaren Worten das Loos beschreiben, Rönnte man der jungen Dame aber nicht die Augen welches ihrer am Salzsee harrt, und welches verwerfliche Spiel man mit ihrer Pecson und ihrem Vermögen treibt?" fragte Falt finnend.

Mr. Falt, erwiderte der Offizier, indem er seine Hand fest auf des Künstlers Arm legte; ich habe es mir oft genug und zwar fest vorgenommen, ja, in der That schon

fühle mich der Aufgabe nicht gewachsen, ihr dergleichen Er ffnungen zu machen. Ihr und ich, wir kennen uns erst seit einigen Stunden, aber ich weiß, daß auch Ihr bei dem Versuch, sie über Alles aufzuklären, in Verlegenheit ge

Bei den bisherigen Manipulationen ist Rußland   im Vortheil geblieben und die schwächliche Politik des Herrn Gladstone hat ihm dies auch leicht gemacht. Nun ist eine konservative Regierung am Ruder und die englischen Ron ſervativen stehen bekanntlich in dem Rufe, nach Außen mehr Energie zu befizen, als die Liberalen. Man beruft sich auf Lord Beaconsfield und dessen Erfolge; man erinnert daß

er noch im letzten russisch  - türkischen Kriege den fiegreichen russischen Heeren unter den von Konstantinopel   Halt zu gebieten und die endgiltige diplomatische Entscheidung nach Berlin   zu verlegen vermochte. Allein man hat noch keinen Beweis, daß Salisbury   so schlau ist, wie Beaconsfield   war und in zwischen sind auch die Umstände andere geworden. Der Ruhm der englischen Waffen ist zur Lächerlichkeit geworden,

wenn auch die Krämerseelen von London   den besiegten General Wolseley mit Jubel empfangen haben. Wenn nun Rußland eines Tages in gewohnter Weise in Mittel­ asien   sich nimmt, was ihm gefällt und wenn der Krieg un­vermeidlich scheint, wie wird England den Kampf be­ginnen? Mit seinen indischen Truppen? Das wäre ein sehr gewagtes Unternehmen, denn die Indier haben wahrlich teine Ursache, John Bull   dankbar zu sein, und die Russen, die in der Benutzung solcher Umstände noch immer sehr schlau gewesen sind, werden ein Uebriges gethan haben.

So erscheint Rußland  , troß seiner verzweifelten 3u stände im Innern, als in der günstigeren Position, denn auch der Und gerade englische Koloß steht auf thönernen Füßen. dieser Umstand bestärkt uns in der Befürchtung, daß der Busammenstoß der beiden Mächte unvermeidlich ist. Denn es wäre wohl das erste Mal, daß Rußland   eine günstige Gelegenheit verstreichen ließe.

Was aus diesem Kampfe für Europa   erwachsen kann, das läßt sich heute kaum untersuchen. Glücklicherweise liegt die Sache nicht so, daß man etwa nur die Wahl hätte, fich unter das Joch des englischen Krämerthums oder des rus fischen Absolutismus   zu beugen. Wenn Rußland   in Asten neue Eroberungen macht, bekommt es vielleicht immer mehr den Charakter eines asiatischen Staatswesens und da könnte es sein, daß man sich gezwungen sieht, den Schwerpunkt des ungeheuren Reiches auch nach Asien   zu verlegen. Der kulturfähige Theil des europäischen   Rußland   würde unter solchen Umständen sich von dem europäischen   Westen weit stärker angesehen fühlen, als gegenwärtig.

Der Kampf der beiden Kolosse wird mittelbar und un mittelbar unheilvoll wirken, aber der Konflikt ist ein unaus­weichlicher. Wir im Zentrum Europa's   können nur wünschen, von den Wirkungen dieses Kampfes möglichst verschont zu bleiben.

Politische Uebersicht.

Wie's gemacht wird. Bekanntlich erschien unter der Firma des Wolff'schen Korrespondenz- Bureaus in allen aus­wärtigen Blättern ein Telegramm, wonach am legten Mittwoch gelegentlich eines Sozialistenbegräbnisses in Frank furt a. M., vom Leichengefolge Ausschreitungen" und Wider­

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stand gegen die Polizeibeamten verübt worden, in Folge deffen Verhaftungen und einige Verwundungen vorkamen." Der " Frantf. Beob." hat zu ermitteln gesucht, wie es möglich war, daß dieses der Wahrheit direkt in's Antlig schlagende Tele gramm von Frankfurt   aus verbreitet wurde. Der Beob." erklärt nun, pofitiv", daß ein solches Telegramm niemals in Frankfurt   aufgegeben, bezw. von hier aus befördert worden ist. Dieses Tele gramm ist vielmehr in Berlin   redigirt wor Sen und zwar mit dem Datum: Frankfurt  

Schäße der Welt, demselben zu entsagen, so wird sie schwer­lich auf Euer Anerbieten eingehen. Nein, Eure alte Fran­zösin ist, nach der von Euch selbst eben erst gegebenen Be­schreibung, die Leßte, der ich in dieser Angelegenheit mein Vertrauen schenken möchte."

zu dem kindlich holden Wesen von jenen Gebräuchen zu sprechen, die wohl im grauen Alterthum, aber nicht in der heutigen gefitteten Welt ihre Entschuldigung finden. Wagt es, und wenn Euch die Worte nicht auf der Bunge er starren, wenn Ihr nicht zurückschreckt, wie vor der Entweihung eines Heiligthums, dann will ich einräumen, daß Ihr mehr Aber sagt, wozu würdet Ihr rathen?" fragte Weatherton Mannes seid, als ich, und daß ich das Herz eines furcht weiter, und zwar mit einer Aengstlichkeit, die mehr von seinen Gefühlen verrieth, als er ahnte. samen Schulknaben befize."

Während Weatherton dieses mit heftiger Erregtheit sprach, hatte Fall ihn aufmerksam von der Seite beobachtet. Er errieth offenbar die Gefühle, welche dem jungen Seemanne seine Hand­lungsweise vorschrieben, denn ein faum bemerkbares Lächeln ber Theilnahme und des Verständnisses glitt flüchtig über seine ernsten, wohlwollenden Züge.

" Freilich kann ich Euch nicht unbedingt widersprechen," fagte er nach furzer Ueberlegung, indem er ein Blatt Papier   und einen Bleistift zu sich heranzog und mechanisch folchen Augen gegenüber von derartigen Dingen zu reden, obenein Gefahr zu laufen, nicht verstanden zu werden und, was noch schlimmer ist, die schönen Augen sich mit einem Ausdruck der Verachtung abwenden zu sehen. Lassen wir daher jeden Gedanken an ein so wenig Erfolg versprechendes Verfahren fallen; suchen wir vielmehr den Begleitern des armen Mormonenmädchens beizukommen. Ich kenne lettere allerdings noch nicht, allein nach Eurer Beschreibung zu schließen, verdient sie den Schuß jedes Ehrenmannes im höchsten Grade. Wenn es aber auch nur gälte, bie Pläne des saubern Kleeblattes, welches ich gestern Abend behorchte, zu durchkreuzen und ihm den Raub ftreitig Ich bezweifle, daß ich in einem so dringenden und zu machen, so würde ich Euch von ganzem Herzen meine wichtigen Falle von einem derartigen Versuch abstände," ver­Beihilfe zusagen. Ja, hier ist meine Hand barauf; aber Beit werden wir nicht verlieren dürfen, fie können New- York  licher Wärme; wer weiß, die Gelegenheit dazu mag Euch wohl suchen." " Ihr würdet es," entgegnete Weatherton mit eigenthüm in jedem Augenblick verlassen, und wo sollten wir sie dann geboten werden, da Ihr mir Eure fernere Hilfe für das arme unglückliche Opfer zugesagt habt. Und wenn Ihr dann vor ihr steht, und fie blidt Euch an mit ihren großen, blauen, unschuldvollen Augen, und Ihr vernehmt ihre Worte, die von einer so reinen Frömmigkeit zeugen, dann wagt es,

rathen würdet."

fette Falt.

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Ich rathe vor allen Dingen, die Gesellschaft nicht aus den Augen zu verlieren. Ihr wißt ja, wo sie in New- York  wohnen wird."

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,, Reine Ahnung habe ich davon," erwiderte Weatherton erschrocken. Sie verließ in Begleitung ihrer Gouvernante, ihres Onkels und des Vormundes den Leoparden schon heute Vormittag, nachdem Alle den herzlichsten Abschied von fast Jedem an Bord genommen hatten. Ich selbst erfreute mich bei dieser Gelegenheit der anerkennendsten Worte, noch vor seiner Abreise bei sich zu sehen, und er wolle, sobald das vorläufige Absteigequartier mit einer an gemesseneren Wohnung vertauscht sei, mich von diesem Wechsel in Kenntniß sehen. Ich sehe ein, ich werde vergeblich auf Nachricht von ihm harren, denn die übrigen an Bord befindlichen Mormonen haben sich nicht nur gleich nach ihrem Landen nach allen Richtungen hin zerstreut, sondern mit allen Mitreisenden abzubrechen, schon an Bord des Leoparden die Beugenaussagen der Passagiere, betreffs des Unterganges der Brigg, von einem Rotar aufgenommen worden. Das Einzige wäre, daß die junge Dame selbst mir über ihren Aufenthaltsort Auskunft gäbe; sie versprach we nigstens"

Bis hierher hatte Falk ruhig zugehört. Als Weatherton aber eines Versprechens des jungen Mädchens erwähnte, er hellte wiederum das bezeichnende theilnahmvolle Lächeln sein Ich habe schon daran gedacht, ihre Erzieherin durchfluges Geficht, und indem er, wie spielend, mit ein paar Geld zu bestechen und für unsere Dienste zu gewinnen," flüchtigen Strichen das wohlgetroffene Portrait des auf­bemerkte Weatherton, Fall's dargebotene Hand drückend. merksam und respektvoll lauschenden Raft beendigte, rief

Hahaha!" lachte dieser, zeigt einer alten liebestechen

Jungfrau ben heiligen Stand" ber Ehe und bietet ihr alle

er aus:

,, Ihr glaubt also, dieser Berberus von Gouvernante würde