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2447(1693 4266), Stengel(freis. 53otf§p.) 2129(1893 1884), Köhler(Antis.) 4177(1893 5559), Scheidemann  (Sozial­demokrat) 3 3 71(1893 2865) Stimmen. Eingeschriebene Wähler 23 775; gewählt haben 12138, ca. 2500 Wähler weniger als 1393. Die MünchenerAllg� Ztg." fordert die Nationalliberalen auf, für Köhler gegen Schewemanu zu stimmen. Die hessischen Nationalliberalen unterscheiden sich von den Konservativen so wenig wie ein Ei von einem anderen; sie werden demnach Mann für Manu für den antisemitischen Kandidaten stimmen. Somit werden wir nur bei den äußerste» Anstrengungen der Genossen im Kreise auf einen endgiltigen Erfolg rechnen können. »« Deutsches Reich  . -- Für das Rückwärtsrevidiren unserer Strafprozeß-Ordnung arbeiten nicht blos die Staats- anwälte, sondern auch der nationalliberale Abgeordnete und Margarinefabrikant Mohr. Er hat sich die Lehre vom ambulanten Gerichtsstand der Presse zu eigen gemacht, indem er das in Berlin   erscheinende Organ des Bundes der Landwirlhe in Altona  verklagte. Da wird die Rechte des Reichstages wohl auch nicht alles für gut finden, was die Regierung bei der eben in Be- ralhnng stehenden Novelle zur Strafprozeß- Ordnung besür- wortet. Einen überschlauen Stretch hat das Kieler Bürgerthum ausgeheckt. In der letzten Donnerstags-Nummer des .Vorwärts" n>ar schon mitgetheill, daß die Kieler Sozialdemo- kratie mit dein Genossen Heinzel, der jetzt ans dem Stadt- verordneten-Kollegium ausscheidet, den letzten ihrer Vertreter dort verliert, da eine Wiederwahl desselben wegen der Wahlrechts- Verschlechterung vom Jahre 1892 völlig aussichtslos ist. Stets ist den, Bürgerthum diese seine Haltung vorgeworfen worden und daß ihm das sehr unbequem war, geht daraus hervor, daß dieses selbe Bürgerthum jetzt den Genossen Heinzel als Kandi- d a t e n aufstellt, in der sicheren und auch begründeten Er- Wartung, daß Heinzel nicht die Wahl annimmt. Der national- liberale Verein, der freisinnig-liberale Verein, der Kieler Bürger- verein und der Hausbesitzer- Verein haben, trotzdem oder vielmehr weil Genosse Heinzel zu wiederholten Malen eine Ausstellung als Kandidat abgelehnt hat, denselben als Kandidaten nominirt. Die Städte-Ordnung resp. das Ortsstatut Kiels schreibt vor, daß jeder ein Ehrenamt anzunehmen ver- pflichtet ist. wenn er nicht ein solches bisher bekleidete. Da dieses nun bei Heinzel zutrifft und es außer allem Zweifel steht, daß ein Sozialdemokrat eine solche Wahl nicht annimmt, so spekulirt das Kieler Bürgerthum darauf, daß, wenn nun die Arbeiter die Beschlüsse des Stadtverordneten- Kollegiums wieder unter die kritische Lupe nehmen, es sagen kann, daß die Arbeiter kein Recht hierzu haben, da, als man ihnen einen Sitz im Stadtparlament anbot, sie diesen ja abgeschlageu hätten. Man hofft also, durch die Aufstellung Heinzel's dem Vorwurf der Wahlrechts- Verschlechterung die Spitze abbrechen zu können. Diese Spekulation ist. wie gesagt, überschlau; sie wird sich nicht realisireu. Das arbeitende Volk verzeiht nie dem, der es rechtlos macht. Der Distriktskommissaris in Opalenitza  , Herr v. C a r n a p, hat jetzt, derPos. Ztg." zufolge, thatsächlich infolge der bekannten Vorgänge die Entlassung aus dem Staatsdienste ohne Pension erhalten. Neudietendorf  , 10. November.  (Privatdepesche desVorw.") Bei der Wahl des Abgeordneten zum gothaischen Landtage für den 19. Bezirk, einem Landkreise, siegten unsere Genossen, so daß sie jetzt 7 Vertreter im Landtage haben. Ein eigen thümlicher Druckfehler. In der Lippeschen Landes- Zeitung' war als Termin der Wahl der dritten Wählerklasse der 13. November angegeben. Jetzt stellt sich heraus, daß die Wahl nicht am 13. November, sondern am Donnerstag, den 12, November, stattfindet. Oesterreich. Der Jmmunitäts-Ausschuß des Ab- geordneten Hauses hat rücksichtlich des Dringlichkeits- Antrages des Abg. Dr. Pacak über die Zeugenpflicht von Ab­geordneten nach dem Referat des Abg. Dr. Ferjancic be- schloffen, dem Hause folgenden Gesetzentwurf zur Annahme vor- zuschlagen: Gesetz vom..... betreffend die Zeugnißpflicht der Mitglieder des Reichsraths, derDelegation und der Landtage wegen der in Ausübung ihres Berufes gemachten Aeußerungen. Mit Zustimmung beider Häuser des Reichsrathes finde Ich anzu- ordnen wie folgt: § 1. Die Mitglieder des Reichsrathes, der Delegation und der Landtage können wegen der in Ausübung ihres Berufes gemachten Aeußerungen(Z 16 des Gesetzes vom 21. Dezember 1867, Nr. 141) im Strafverfahren gegen dritte Personen nur mit .Zustimmung des Vertretungskörpers, dem sie an- gehören, als Zeugen einvernommen werden. In dem Ansuchen um diese Zustimmung muß vom Gerichte der Gegenstand der Einvernahme bezeichnet werden. § 2. Stimmt der Vertretungskörper der Zeugnißpflicht zu und wird sodann die Zeugenaussage aus irgend einem Grunde des Z 153 St.-P.-O. abgelehnt, so kann von dm im Z 160 St.- P.- O. vorgesehenen Zwangsmitteln zur Er- kangung und beziehungsweise Beeidigung der Zeugenaussage während der Dauer der Session nur mit Zustimmung des Vertretungskörpers Gebrauch gemacht werden. 8 3. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Kundmachung in Wirksamkeit. Schweiz  . Ziirich. 7. November.(Eig. Ber.) In der neuen Ver- fassung de? Kantons Schaffhausen  , über welche am 15. November das Volk abzustimmen hat, ist das steuerfreie Existenzminimum mit 500 Fr. angesetzt, während es gegen- wärtig nur 400 Fr. beträgt; serner bleibm Vermöge» bis zu 5000 Fr. steuerfrei. Für all« direkte» Steuern wird die Progression in verschärfter Form in Aussicht genommen. Das produktive Staatsvermögen ist derjenigen Ge- meinde, in der es liegt, steuerpflichtig. Die vorgesehene Erbschafts  - stener wird zwischen Staat und Gemeinden getheilt� Die Erb- berechtigung wird in der Weise eingeschränkt, daß sie mit der großelterlichen Parentel aushört und dann Staat und Gemeinden erbberechtigt sind. Die vorgesehenen indirekten Steuern werden nicht auf Lebensmittel ausgedehnt. DieFünfprozentigen" im katholischen Kanton Nidwalden  , wohl lauter fromme und gottesfürchlige Ullramontane. hatten an das Bundesgericht relurrirt wegen der verfassungsmäßigen Herabsetzung des Hypothekarzinsfußes von 5 auf 4 pCt. Das Buudesgericht bat aber den Rekurs abgewiesen und werden sich die Frommen daher, deren Schätze sonst im Jenseits liegen sollten, mit einigem Zinsverlust abfinden müssen. Die Gemein de»Versammlung der Stadt St. Gallen   hat sich morgen mit dem Antrag des Gemeinderathes und der Verwaltungs- Kommission der Arbeitslosen-Bersicherungs-Kasse auf deren Weiterführung bis zum 30. Juni 1898 zu beschästigen. Genosse Paul Brandt tritt imSt. Galler Sladt-Anz." für diesen Antrag ein, indem er schreibt:Darüber, daß das Institut auf keinem prinzipiell konsequenten Boden steht, war man von vorn- herein allgemein klar. Und ebenso sicher ist, daß dazu noch ver- schieden« mehr oder weniger zufällige Mängel der Organisation kommen, die aber durch eine Revision derselben gehoben werden können. Beides hindert aber durchaus nicht, daß man das Institut, welches ohne Zweifel in manchem Falle segensreich und zudem noch über unsere Stadt und unser Land hinaus an- regend gewirkt hat. wenn irgend möglich am Leben zu erhalten suchen darf und soll."--- Ju derArbeiterstimme" erörtert Genosse Lang die Er- gebnisse der Nationalraths wählen vom 25. Oktober und die Situatton für die am 15. November stattfindende Stichwahl. Er konstatirt auf grund angeführter Thatsachen. daß die sozial- demokratische Partei die einzige von allen drei Parteien ist, welche in der Lage ist, in der Stichwahl noch ein paar tausend Leute auf die Beine zu bringe». Er kommt zu dein Schlüsse, daß um den Genossen Greulich durchzubringen weiter nichts nöthig ist als guter Wille.Diese Gewißheil macht es uns zur doppelten Pflicht, einen Sieg uns nicht entgehen zu lassen, zu dem wir kein Glück, sondern nur Muth und Eifer brauchen, der unsere Kanipfesfreudigkeit für die kommenden Aufgaben erhöht." Die katholische Volks- partei in Zürich   hat beschlossen, in der Stichwahl Greulich zu unterstützen. Für eine Ersatzwahl in den Kautonsrath stellen die Genossen in Zürich   den Stadtschreiber W y ß als Kandidaten auf. Die Kampfeslust ist recht erfreulich, die durch die Opposition gegen die Vermehrung der städtischen Polizei, worüber am 15. November ebenfalls abgestimmt wird, nur noch erhöht wird. Frankreich  . PariS  . 7. November.(Eig. Bericht.) Bismarck  '? Eni- h ü l l u n g e n werden in der französischen   Presse vor allem selbstverständlich unter dem Gesichtspunkt der Erschütterung des Dreibundes erörtert. Es fehlt aber auch nicht an Stimmen, die aus dem geheimen deutsch  -russischen Vertrag für den Fall eines französischen   Angriffs auf Deutschland   recht mißtrauische Schlußfolgerungen in bezug auf die Zaren- freundschaft ziehen. Wenn derTemps", das der Re- gierung und insbesondere dem vielgerühmten diplomatischen Genie. Hanotanx, gewogene Opportunistenblatt, sein Mißtrauen in einer vorsichlig-verworrenen, bandwurmarligen Periode zu verbergen sucht, so geht derRadical", eines der führenden Organe der bürgerlichen Demokratie, mit derber demokratischer Offenheit zu Werke. Das Blatt reibt den Chauvinisten, die von der russische» Freundschaft die Erfüllung der Revanchehoffnungen erwarten, die Thatsache unter die Nase, daß der deutsch  -russische  Vertrag nicht auf russische, sondern ausdeutsche Initiative unerneuert blieb. Frankreich   habe daher auf der Hut zu sein, es kömie eigentlichnur auf seine eigene Kraft vertrauen". Bismarck's Enthüllungen erklären es auch, daß dasselbe Blatt in einer Be- sprechung der armenischen Kammcrdebatte mit Nachdruck die realen Vortheile des französisch- russischen Einvernehmens für Rußland  , dessen problematische Bedeutung für Frankreich   hervor- hebt. Seit dem Zarenbesnch hat man derartig« Ausiührungen in leiuem französischen   Blatte mehr finden können. Und auch vor dem Zarenbesnch wurde in der bürgerlichen Presse der Zweifel an dem Werth« des Einvernehmens nicht so kräftig zum Aus- druck gebracht. Rußland   wird vomRadical", der den Zaren- rummel begeistert mitgemacht halte, als ein Staat bezeichnet, deraus derEroberung und der gewaltthätigstenUnterdrückung beruht". Ferner heißt es über die sranko-russischen Beziehungen:Rußland   ist aus Interesse Frankreichs   Freund geworden, wie es bis 1890, eben- falls aus Interesse, der geheime Verbündete Deutschlands   war." Nun folgt eine mißmuthige Auszählung der von Rußland   mit französischer Hilse erlangten Vortheile, die in dem Schlußsatz gipfelt:Man hat allen Grund zur Annahme, daß s�rank- reich in Armenien   wie überall der d e m u t h i g e Dien er(I'buinblv servante) der russischen Interessen bleiben wird..." Und die grollende Enttäuschung, die aus jeder Zeile des Artikels spricht, wird unzweiselhast infolge der Bismarck  'schen Enthüllungen von weiten Kreisen gelheilt. Nur daß die meisten Blätter ausPatriotismus" gute Miene zum bösen Spiel machen. Paris  , 3. November.  (Eig. Ber.) Arton ist wieder«in- mal zum Helden des Tages geworden. Diesmal scheint aber die Panama  -Assäre denn doch gründlich aufgehellt werden zu sollen. Während die Presse aller Schattirnngen, je nachdem mit schadenfroher Ungeduld oder mit schlecht verhehlter nervöser Angst, die Aussichte» für und wider die Wiederaufdeckung des Panamaschmutzes erwog, faßte die Regierung unerwartet schnell den Beschluß, Arton's Wunsch zu erfüllen und ihn ohne weiteres vor das Schwurgericht zu verweisen. Der Justizminister, dem ein radikaler Abgeordneter durch die Androhung einer Anfrage in der Kammer den Standpunkt klar gemacht hatte, hat sich somit der in juristischen Kreisen vorherrschenden Ansicht an- geschloffen, wonach die Einwilligung Englands zur Verfolgung Arton's wegen Beamtenbeftechung nnnölhig wäre. Der un- freiwillig-tapfere Beschluß der Regierung hat, wie man sich denken kann, ins Lager der ehreinverthe» Panamisten wie eine Bombe eingeschlagen. Es ist ergötzlich, zu sehen, wie die notorisch panamiflischen Preßorgane ihre schlotternde Furcht hinweaznräsonniren suchen. Der katholisch- monarchistische Gaulois", dessen Direktor, Ehren- Meyer, eine nette Summe anPublizitäts'kosten der Panamagesellschaft ein- geheimst hatte, verlegt sich gar auf ängstliches Kommentiren des Wortlauts des Minislerbeschlnsses, um herauszufinden, daß Arton nur wegen Bestechung eines einzigen Beamten verfolgt werden solle. In diesem Fall« kämen allerdings die Panamisten mit dem bloßen Schrecken davon. Es handelt sich nämlich um den Depntirten Sans-Leroy, der 1393 in der Anklage ans Bestechung durch den Betrag von 300 000 Franken freigesprochen worden war. Natürlich müßte nun auch Arlo», der in Kontumaz wegen Beamtenbeftechung zu 20jähriger Zwaiigsarbeit vernrthcilt worden war, freigesprochen werden, denn wo kein Bestochener, da ist auch kein Bestecher. Doch dürste die Deutung desGaulois" lediglich ein Augilprodukl sein. Kein Ministerium kann es mehr wagen, eine Wiederholung der 1893er Gerichlskomödie zu ver» anstalten. Interessant ist die Haltung der opportunistischen Politiker. Diese Klique, deren hervorragendste Reprüsen- tanlen, wie Rouvier und Jules Roche, im Panama- Skandal   ihren politischen Tod gefunden hatten, sucht sich eine tapfere, ja aggressive Miene zu geben. Die Radi- k a l e n, so insinuiren die politischen Freunde Rouvier's, hätten in erster Linie Arton's Enthüllungen zu fürchte». Sie bleiben nur die Erklärung schuldig, warum wohl Arton's Aufenthalt just von einem radikalen Ministerium, und das wenige Tage nach dessen Regierungsantritt, entdeckt und seine Auslieferung durch- gesetzt wurde. Paris  , 9. November.  (Eig. Ber.) Finanzminister C o ch e ry hat mit den neuesten Abänderungen seiner Steuerreform ebenso wenig Glück, wie mit dieser selbst. Die Rentenfteuer wurde deshalb aufgegeben, weil sie günstigstenfalls nur mit Hilf« der Sozialisten, die im Frühjahr 1835 zuerst eine solche beantragt hatten, zur Annahme gelangen könnte. Die Even- tualität wäre für die sozialistenlödterische Regierung nicht minder fatal gewesen, wie die wahrscheinlichere Eventualität der Ablehnung der Rentensteuer gerade durch die Ordnungs- Mehrheit. Was setzt nun Cochery an stelle der Renten- stener? Die Besteuerung der privaten, der Eintragung?- gebühr nicht unterliegenden Echuldurkunden, die eben deshalb dem Fiskus entschlüpfen müssen. Die früher wiederholt auf- getauchten Steuerpläne in dieser Richtung wurden daher stets als undurchführbar aufgegeben. Ferner will Cochery die Hand- änderungs-Gebühr auf die industriellen und kommerziellen Werth- papiere(von 20 auf 26 Centimes für die Inhaber-, von 50 aus 60 Centimes für die Namens-Werthpapier«) erhöhen, sowie die Börsenoperationen mit 10 Centimes vom Hundert besteuern. Kaum waren aber diese Pläne bekannt, als die regierungsfreundlichsten Preßorgane, in erster Linie derTemps" und dasJournal des Döbats", die die feige Zurückziehung der Rentenfteuer als eine Art derTapferkeit" angepriesen hatten, den Finanz- minister wegen seiner neueste» Pläne als«inen un- wiffende» Dilettanten, der er übrigens wirklich ist, abkanzeln. Das beweist wieder einmal, daß dt« Bourgeoist« keinen Heller für eine gerechtere Bertheilung der Steuerlast opfern mag und daß daher ein von der Bourgeoisie unterstütztes Ministerium auch die verhunzteste Slenerreiorm nicht durchführen kann. Falls Cochery nicht abermals tapfer zurückweicht, würde die zweite Auflage seiner Reform ebenfalls nur mit sozialistischer Hilfe zu stände kommen können. Vorerst freilich gilt es, das Ergebniß der Donnerstags- Sitzung abzuwarten. Auf diesen Tag ist nun definitiv die Interpellation Mir man über die klerikalen Kon- greffe zu Reims   angesetzt worden. Es wird ein heißer und entscheidender Kamps sein. Ein gut unterrichtetes radikales Blatt versichert, daß Löon Bourgeois an der General- attacke der Opposition theilnehmen werde. Die Entscheidung liegt in den Händen der 4050 republikanischen Depntirten, die abwechselnd für und gegen die progressive Steuerreform, für das radikale Kabinet Bourgeois und das reaktionäre Kabinet Meline stimmten. Nach dem Ausgang der Carmanx-Debatt« zu urtheile», wäre«her ein wiederkehrender Umfall dieser unsicheren Kantonisten nach links zu erwarten. Geht aber Meline aus der Debatte über seine klerikalfreundliche Politik siegreich hervor, dann dürste er für die nächsten paar Monate, bis zur Eröffnung der ordentlichen Session für 1897, geborgen sein. Toulouse  , 10. November. Die meisten Mitglieder des früheren radikal-sozialistischen Gemeinderathes, welcher»n einem abscheulichen Tendenzprozesse wegenWahlfälschung" aufgelöst wurde, sind wiedergewählt worden. Trotzdem daß die Verhängung des Belagerungsznstandes über die Stadt, die vom Minister des Innern angeordnet war, die Gemüther in Erregung versetzt hatte, hatte»»«der das Militär, noch die Polizei zu intervenire». Eine neue Niederlage des Kabinets Meline! Nachwahlen z u r K a in m e r. Im ersten Wahlkreis von Bordeaux   und im 3. Wahlkreis von Nantes   fanden gestern Depntirten wähle» statt. In Bordeaux   war der Wahl- kämpf ein äußerst heißer und führte zur Stichwahl. Die meisten Stinimen erhielt der Republikaner   und frühere französische   Bot- schasler in London  , Herr Decrais, nämlich 4781. Der radikal- sozialistische Generalrath Terret erhielt 3471 Stimmen, 2344 ent- fielen auf den Sozialisten und früheren Deputirlen Chichs. In Nantes   wurde der Konservativ« und frühere Deputirte de la Biliais mit 16 551 Stimmen gewählt. England. London  , 6. November.  (Eig. Bericht.) Die Munizipal- wählen haben diesmal im ganzen den Liberalen einen kleinen Gewinn gebracht. Dieselben haben 56 Sitze gewonnen, während die Konservative» 36 Sitze gewonnen haben. Die Zahl der von diesen Parleicn verlorenen Sitze ist noch nicht festgestellt. Ueber die Bitanz der beide» sozialistiichen Fraktionen liegen noch keine vollständigen Berichte vor. Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, haben sowohl die Sozialdemokratische Föderation wie die Jndependent Labour Party guten Stimmenzuwachs zu verzeichnen. während der Gewin» an Sitzen unbedeutend ist und hier und da sogar Sitze verloren gingen. Es wurden etwa 15 20J. L P- Leut« und zwei oder drei S. D..-Vertreter gewählt. An einzelnen Orten fanden Kompromisse zwischen Liberalen und Konservativen gegen die sozialistischen   Kandidaten statt, an anderen stimmten Sozialisten für Kandidate» einer der bürgerlichen Parteien, um mißliebige Kandidaten der andern Partei zu Fall zu bringen. Bon bemerkenswerthere» sozialistische» Ersolge» seien erwähnt: Glasgow  (fünf Kandidaten der Jndependent Labour Party, gewählt mit zusammen 11 196 Stimmen), Manchester  (sechs Kandidaten der I L. P. und einer der Sozialdemokratischen Föoe- ratio» erhielten 7127 St. gegen 4351 im Vorjahr); Sunder- land(ei» I. L. P.-Kandidat mit 1311 St. gewählt); South West H a ui(im Caining Town-Distrikt stehen an der Spitze als gewählt ein I. L. P.-Mitglied mit 818 und ein S. D. F-Mit- glied mit 716 St.). In Hnlme unterlag der S. D. F.-Kandidat mit 1191 St. gegen einen Tory, der nur 17 St. mehr erhielt. I» Hull   verlor infolge feindlicher Haltung einiger Gewerk- schafiler die I. L. P. eliien Sitz, wogegen zwei GewerkschastS- Kandidaten gewählt wurden. In GreykriarS Ward, Aberdeen  , wurde Dr. Leveridge von der I. L. P. mit 1040 St. gewählt, M. G. Smith von der S. D. F. erhielt 416 Stimmen. An einigen Orten wurde die Wahl durch Hervorhebung einer bestimmten Streiifrage zu einer Art Plebiszit. So bildet« in Sunderland   die Frage der Ueberiiahme der Trambahnen in Milnizipalbelrieb das Hanptobjekt des Streite?. Resultat: von 16 Gewählten sind 11 sür die Munizipalisirung. Der W a h l k a m p f um den Parlamentssitz in O st- B r a d s o r d ist im vollsten Gange, alle drei Parteien machen Riesenanstrengungen, ihre Kandidaten durchzudringen. Für Hardie habe» eine Reihe der beste» Redner der I. L. P. Versammlungen abgehalten, die glänzend besucht waren. Unter anderen sanunel» auch die Fabianer Geld für seine Wahl, und ihr Mitglied G. B. Shaw   hat ebenfalls für Hardie Versamm- lunge» abgehallen. Bei den Munizipalwahlen im Distrikt hat die I. L. P. zivar an Slimmen gewonnen, dagegen einen Sitz a» die Konservativen verloren, die überhaupt die größere Aus- ficht haben, den Sieg davon zu tragen. Aber ein absoluter Schluß ist von der Munizipalwahl nicht zu ziehe». Gestern war Noininalionstag(die oifizielle Protokollirung der Kandidaten), und Dienstag findet die Abstimmung statt. Das Resultat wird Ihnen voraussichtlich der Telegraph übermitteln. Beim Lord MayorS-Banket in Guildhall London   hielt der Ministerpräsident Lord Salisbn rq die übliche Nachtisch-Rede. Er sagt« in bezug aus dir orientalisch« Frage: Das englische Auswärtige Amt Hab« ernste Stunden durch- lebt; jetzt seien aber ruhigere Zeiten eingetreten. Eine Frage bleibe nur noch, die türkische. Er glaube, das englisch  « Volk sei jetzt einniüthig gegen ein isolirtes Borgehen in dieser Frage. Wenn man das Schicksal der Armenier und der übrigen umer liirkischer Herrschaft stehenden Völkerschaften verbessern wolle. sei es besser, so viel Nationen wie möglich auf der Seite Englands zu habe». Wenn England eine Regierung zwingen wolle. ihre Gesetze zu verbessern, so müsse England das Land besetzen. Dazu sei ein großes Heer erforderlich; mit der Flotte sei das unmöglich, ohne Anchebnng aber lönne England kein großes Heer haben. Deshalb schließe England sich dem europäische» Konzert an in dem Glauben, daß dies das beste Mittel sei, Reformen herbeizuiühre». Er könne sich der Idee Morley's und Courtney's nicht anschließen, dabEnglandTerritorial- besitz ausgeben muffe, um die anderen Mächte zu versöhnen. Lord Salisdnry fuhr dann weiter fort, er sehe in dem jetzt vorliegenden orientalischen Problem keine» Grund, die bisher verfolgte Politik zu verlassen, oder einen Hektar des Landes ans» zugeben, welches England jetzt besetzt halte. Nachdem Lord Salisbnry dann Kitchener Pascha's und Lord Cromer's   an- erkennend gedacht hatte, kam er wieder auf das europäische Koiizert zu sprechen und äußerte, dasselbe scheine ihn» sich jetzt in einer günstigeren Lage als jemals zu befinden, um feine Ziele zu erreichen. Er, Redner, unterschreib« die An- sichten, die Hanotanx über ein europäisches vorgehen in der Türkei   ausgesprochen habe. fast vollständig. England habe immer syinpathische Be- ziehungen zu dem Dreibunde unterhalten; er hoffe, daß der Dreibund auch serner in herzlichem Einvernehme» mit England zusammen wirken»verde. Was Rußland au- betreffe, so wolle er energischen Widerspruch einlegen gegen die in jüngster Zeit aufgestellte Behauptung, daß zwischen England und Rußland   ein unvermeidlicher und i>m>»erwährender Antagonismus bestehe; er sehe in dieser Behauptung einen Aberglauben veralteter Diplomatie. Er habe guten Gnind zu glauben, daß Rußland   die gleichen Absichten verfolge»vie Eng­land, soweit ei sich um die furchtbaren Vorkommnisse im Orient Handel«. UebiägenS(ehe er keine Schwierigkeit