g. Es ist eine auffallende Thatsache, daß die größte Bahl der in die Jrienanstalt zu Dalldorf im vorigen Verwal tungsjahre aufgenommenen männlichen und weiblichen Per. sonen dem Handwerkerftande angehören. Von den 490 im vorigen Jahre aufgenommenen Männern gehörten an: 197 Dem Handwerkerstande, 95 dem Arbeiterstande, 71 dem Stande Der Kaufleute und Gewerbetreibenden, 62 dem Beamtenstande, 18 dem Künstlerstande, je 9 dem Gelehrten und Militärstande, u. f. w. Unter den 383 aufgenommenen Frauen befanden sich 6 aus dem Gelehrtenstande, 3 Diakonissinnen und 2 Schau spielerinnen. Dem Alter nach waren von den aufgenommenen 873 Personen 6 zwischen 1-10 Jahren, 48 zwischen 10 bis 20 Jahren, 178 zwischen 20-30 Jahren, 290 zwischen 30 bis 40 Jahren, 195 zwischen 40-50 Jahren, 88 zwischen 50 bis 60 Jahren, 50 zwischen 60-70 Jahren, 15 zwischen 70-80 Jah­ren und 3 zwischen 80-90 Jahren alt. Von den aufgenom menen Geiftestranten starben in Dalldorf 112 Berfonen, darunter 1 durch Selbstmord, 1 an Erstidung. Entwichen find 22 Per­fonen, davon 7 aus Privatanstalten.

Auf einem Patrouillengange fand vorgestern Abend ein Thiergartenwächter die Leiche eines ca. 24jährigen, elegant gekleideten jungen Mannes an der Ede der Belten und Großen Queerallee auf der Erde liegen. Neben dem Todten, der aus einer Kopfwunde noch heftig blutete, lag ein bereits zum Theil abgeschoffener Revolver. In den Rocktaschen des Todten fand man Uhr und Kette, etwas fleines Geld und mehrere Visitenkarten auf den Namen eines Uhrmachers Ernst Werner. Zweifellos liegt ein Selbstmord vor. Behufs de finitiver Refognition ist die Leiche nach der Morgue geschafft worden.

Ein Nachtwächter bemerkte in der Nacht zum 29. d. M. auf seinem Patrouillengange um die Bartholomäuskirche einen alten Mann, der sich am Fenster der im Keller belegenen Küche bes Pfarrers in verdächtiger Weise zu schaffen machte. Der Wächter nahm den Mann, der bei seiner Annäherung zu ent fliehen versuchte, fest und fiftirte ihn zur nächsten Wache. Bei seiner Durchsuchung fand man ein Stemmeisen, eine Diebes­Laterne und ein Bund mit sechs Schlüffeln. Daß derselbe mit einem leider entlommenen Genossen einen Einbruch in der Woh nung des Pfarrers zu verüben beabsichtigt hat, ist zweifellos, denn von der Scheibe eines Fensters, an deffen Gitter ſeit längerer Zeit ein Eisenstab fehlte, war der Ritt zum Theil ab gelöst und vor dem Fenster lagen mehrere abgebrannte Streich hölzer. Der Festgenommene, der sich wohl fälschlich für einen Arbeiter Krüge aus Breslau   ausgiebt und erst seit einigen Tagen hier aufhalten will, scheint vor Kurzem aus einer Strafanstalt entlaffen zu sein.

Explosion im Packet- Poftamt. Eine in ihren Ursachen bisher noch absolut unaufgeklärte Explosion fand am ersten Feiertag, wie uns nachträglich berichtet wird, in dem Poftamt in der Oranienburgerstraße statt. Beim Transport mehrerer Badete gerieth plöglich ein ca. 6 Kilo schweres Badet unter einer verhäl nißmäßig geringfügigen Detonation in Brand und verbrannte vollständig, ehe es noch möglich war, den eigent. lichen Inhalt festzustellen. Nur mit Mühe konnten die ver schiedenen anderen gleichzeitig in demselben Raume befind lichen Packete vor einer Mitinbrandsegung bewahrt werden. Seitens der Behörde ist die Untersuchung eingeleitet, um den Absender resp. dem Adressaten der gefahroollen Sendung zu ermitteln.

In Bezug auf unsere Notiz, betreffend das Katho­lische Krantenhaus, wird uns von zuständiger Seite mit getheilt, daß gegen die Krante in teiner Weise inhuman ver­fahren ist. Dieselbe wurde aus durchaus zwingenden Gründen nach der Neuen Charitee befördert und zwar in Begleitung ihrer Mutter, der man nur zur eventuellen Hilfe einen Schuß­mann mitgegeben hatte.

g. Ueber eine Feuerprobe in der städtischen Frren anstalt zu Dalldorf fagt der vorliegende Verwaltungsbericht pro 1884/85: Der Löschungs- Dirigent erschien eines Abends und gab dem Erziehungsinspektor dir Drdre: In den Knaben­fchlaffälen ist Feuer, die Höglinge finden in der Turnhalle Schuß. Mit Hilfe des Lehr- und Wartepersonals geschah die Ueberführung der Böglinge in die Turnhalle, in dieselbe wurde auch für die im Lazareth befindlichen Kranken die entsprechende Bahl von Bettstellen transportirt. 7 Minuten nach Meldung des Feuers fonnte fonstatirt werden, daß alle Böglinge, 74 Knaben, 36 Mädchen und 8 Bettstellen( resp. 8 Krante), fich in der Turnballe befanden. Die Anstaltsfeuerwehr, welche mit brennenden Fackeln erschienen war, stand in voller Thätig, leit, die Spriße der Anstalt war ebenfalls zur Stelle und bot die Feuerp: obe cin beruhigendes Bild für etwaige Un glücksfälle.

Durch das große Pumpwerk der zwischen Wedding  und Gesundbrunnen   errichteten neuen Eisfabrit find die Brunnen auf den umliegenden bebauten Grundstücken vollständig wassers leer gemacht worden. Um nun für jene todten Brunnen neue Quellen in tieferen Erbschickten zu erschließen, ist wie die Staatsbgr. 3tg." schreibt, die Anlage sogenannter Tiefbrunnen nothwendig. Da sich aber die Herstellungskosten derselben für Die einzelnen Hausbefizer zu hoch stellten, und jene Bewohner über Mangel an gesundem Trinkwasser Ilagten, so ist hier auf städtische Kosten ein solcher Tiefbrunnen in der Hochstraße an­gelegt worden. Bei diesen Tiefbrunnen ist die direkte Entnahme von Waffer durch die Feuersprigen ausgeschloffen, weshalb die bezügliche Vorrichtung, wie fie fich bei allen übrigen Rohr brunnen zur Schlauchbefestigung vorfindet, hier fehlt.

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Siefige Blätter meldeten vor furzem, daß eine hiesige Schauspielerin urter dem Verdacht der behlereifte soll die Sachen, die ein Mädchen in einem Geschäft entwendet, gebors gen haben verhaftet wurde. Wie die Voff. 3tg." jest mittheilt, ift tie Schauspieler in auf Antrag ihres Vertheidigers gegen eine Raution von 10 000 D. wieder aus der Haft ent laffen worden. Das junge Mädchen, bei deren Diebstählen fie als Hehlerin betheiligt sein soll, ist gleich beim Beginn der Untersuchung festgenommen worden und befindet sich noch in Haft.

Polizei- Bericht. Am 29. d. M. Vo mittags fiel der Schloffer Becker in dem Speicher der Eckert'schen Maschinen­Fabrik, Weidenweg 37, aus einer Höhe von etwa 9 Metern auf den Fußboden herab und erlitt dabei einen Schädelbruch, so daß er nach dem Krantenhause im Friedrichshain   gebracht werden mußte, wo er nach furzer Zeit verstarb.- Am Mittage deffelben Tages fiel der auf dem Neubau der Gemeindeschule Gubenerstr. 52-53 beschäftigte Arbeiter Henschel in eine mit frisch gelöschtem Ralt gefüllte Grube und erlitt dabei so schwere Brandwunden, daß er nach dem städtischen Kranken­hause gebracht werden mußte. An seinem Aufkommen wird ge­zweifelt. An demselben Tage wurde in einem Garten in der Ba: nimstraße die von Ratien   bis zur Unkenntlichteit an­gefreffene Leiche eines neugeborenen Rindes und im Thier garten unweit der Zelten Allee die Leiche eines unbekannten, ben befferen Ständen angehörenden Mannes im Alter von etwa 20 bis 24 Jahren mit einer Schußwunde in der rechten Schläfe und neben der Leiche ein abgefchoffener Revolver auf gefunden. Beide Leichen wurden nach dem Obduktionshause geschafft. Am 29. b. M. wurden von Chauffeeftr. 36, Straßburgerstr. 32, Georgenkirchfir. 5 und Ritterfir. 14 fleine Feuer gemeldet, welche theils von der Feuerwehr, theils vor dem Eintreffen der letteren von Hausbewohnern gelöscht

wurden.

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Gerichts- Zeitung.

Der städtische Wächter August Kaiser stand gestern vor den Schranten der ersten Straffammer hiesigen Landge richts I, um fich auf eine Antlage megen fabriäfigen Mein eids zu verantworten. Gegen den Schanlwirth Weise wurde

am 27. Januar d. J. eine Klage auf Ronzeffiondentziehung vor dem Bezirksverwaltungsgericht verbandelt, und war in dieser Sache der gegenwärtige Angeklagte als Hauptbelastungs­zeuge vernommen worden. Der Beklagte erhob Einwendungen gegen die Glaubwürdigkeit desselben und stellte u. A. die Be­hauptung auf, daß der Beuge fich in der Nacht vom 12. zum 13. Oftober 1884 in seinem Lokale von ihm habe traktiren laffen. Kaiser stellt dies eidlid in Abrede und beschwor auch, daß er in dieser Nacht überhaupt in dem Weise'schen Lokale nicht gewesen ist. Infolge dieser Bekundung wurde vom Bezirks verwaltungsgericht zu Ungunsten des beklagten Weise entschieden. Behufs seiner Rehabilitirung brachte derselbe gegen den Wächter eine Anzeige wegen Meineids an und benannte außer fich drei Personen, welche die Anwesenheit des Wächters in der Nacht Dom 12. zum 13. Dttober 1884 in seinem Kellerlokale befunden würden. Da die Zeugen diese Angabe eidlich bestätigten, wurde Kaiser wegen oben genannten Bergebens unter Anklage geftellt. Staatsanwalt Haad nimmt an, daß der Angeklagte im Moment der Eidesleistung fich der Unrichtigkeit seiner Aussage nicht be­wußt war, andererseits aber, daß er sich bei einigem Nachdenken hätte daran erinnern fönnen, ja daran erinnern müssen. Er habe somit frevelhaft leichtsinnig gehandelt und da der Ange­flagte Beamter ist, so müsse ihn eine harte Strafe treffen. Er beantrage 6 Monate Gefängniß. Der Gerichtshof erachtete eine Strafe von 6 Wochen für ausreichend.

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Auf eine Anflage wegen Beleidigung des Reichs­kanzlers Fürsten Bismard mittelst der Beeffe hatte sich gestern der Redakteur der Volkszeitung", Hermann Holdheim, vor der ersten Straflammer hiesigen Landgerichts I zu verant worten. Jnkriminirt ist der Leitartikel in Nr. 205 vom 3. Sep­tember cr. mit der Ueberschrift Aus Anlaß der Diätenklagen". In demselben ist der Angriff des Fiskus gegen die Abgeord neten der Oppofitionsparteien wegen Annahme von Partei­Diäten einer scharfen Kritik unterzogen und auf denselben die Annahme der dem Fürsten Bismard anläßlich des Dienst­jubiläums gemachten Schenkung exemplifizirt. Der Staats. anwalt faßte die Exemplifizirung unter Anziehung der§§ 331 und 335 Str. G.-B.( Annahme von Geschenken für in Verfallenerklä das Amt einschlagende Handlungen und rung des Werths derselben) als einen Vorwurf für den Fürsten Bismard auf, eine strafbare Handlung begangen zu haben, und beantragt eine sechsmonatliche Gefäng nisstrafe. Der Vertheidiger Rechtsanwalt Caffel beantragte Vernehmung des Redakteur Dr. Phillips darüber, daß er mit dem Angeklagten den inkriminirten Artikel auf seiner Strafbar­feit eingehend geprüft und eine Beleidigung des Fürsten Bis mard nicht gefunden habe. Hiernach habe sein Mandant das Bewußtsein nicht gehabt, daß Fürst Bismarck   durch den Artikel Staatsanwalt Saad beantragte Ablehnung beleidigt werde. dieses Beweisantrages und verlangte, daß die Bestrafung des Angeklagten aus dem§ 186 St. G. B. erfolgen sollte, nach­dem derselbe auf diesen veränderten rechtlichen Gesichtspunkt aufmerksam gemacht worden Der Vertheidiger beantragte darauf Vertagung der Sache behufs weiterer Vorbereitung der Vertheidigung, und diesem Antrage gab der Gerichtshof trop des Protestes des Staatsanwalts statt.

Soziales und Arbeiterbewegung.

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Kaiser- Wilhelmspende. Man glaubte seiner Zeit ein großes und nüßliches Werk zum Segen der Arbeiterklaffe zu gründen, besonders da zu dem Fonds im Verhältnisse die Ar­beiterbeiträge am reichlichsten gefloffen waren. Nun aber ge­steht der jüngste Generalversammlungsbericht der Wilhelms­spende ein, daß die Arbeiterklasse fich gar wenig an dem Jnsti­tut betheilige ,,, weil" man höte und fiaune Der Arbeiterstand durch die soziale Gefeßgebung des Reichs, welche eine Regelung der Altersversorgung der Angehörigen Des Arbeiterstandes in Aussicht nimmt, fich abwartend verhält." Nun, da hört doch dieses und jenes auf! Weil die Arbeiter auf die Alterversorgung, welche nach einem Dugend von Jah­ren vielleicht einmal in unzulänglicher Form erscheint, warten, deshalb laufen Sie sich nicht bei der Wilhelmsspende ein. Man sei doch ehrlich und geftehe offen ein, daß das Institut gar nicht für Arbeiter eingerichtet worden ist.

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,, Meine Arbeiter zahlen's doch!" Der Fabrikinspektor von Minden   und Münster   theilt mit, daß der Befizer einer größeren Weberei obiges Wort in Bezug auf das gesetzliche Drittel seiner Beiträge bei der Krankenversicherung ausgespro then habe und meint, daß fich zu einer solchen Aeußerung doch nur Wenige wärden hinreißen laffen. Das glauben wir auch. Die Aeußerung würden Wenige machen, aber nach der Devise: Meine Arbeiter zahlen's doch!" fehr Viele handeln und darauf kommt es an. Man sieht, daß der Nußen des Reichstrankentafengesezes sich immer winziger für die Arbeiter hinstellt.

Kleine Mittheilungen.

Neubrandenburg  , 26. Dezember. In den hiesigen Schulen zeigt sich die egyptische Augenkrankheit wieder, wes­halb fast alle Schüler blaue oder graue Brillen tragen. Im vorigen Jahre trat die Krankheit hier derart auf, daß die Schulen geschlossen werden mußten.

Vorläufige Resultate der Volkszählung. Von den 41 Städten des teiches, welche bei der Volkszählung am 1. Dezember 1880 über 50,000 Einwohner hatten, haben nun­mehr 39 das vorläufige Ergebniß der legten Volkszählung vom 1. Dezember cr. veröffentlicht. Nur für Hamburg   und Bremen  ist das genaue Ergebniß noch nicht bekannt geworden. Die Reihenfolge dieser Städte ist diese: Berlin   1,316,382 Ein­wohner, Hamburg   ca. 312,000, Breslau   298,893, München  260,000, Dresden   245,515, Leipzig   170,076, Köln   160,926, Frankfurt   a. M. 153,765, Königsberg   i. Pr. 150,691, Hannover  137,912, Stuttgart   125,510, Bremen   ca. 123,000, Nürnberg  116,193, Düsseldorf   114,451, Danzig   114,201, Magdeburg  114,052, Straßburg   112,091, Chemniß 110,693, Elberfeld  106,363, Altona   104,457, Barmen 102,921, Stettin   99,457, Aachen   95,321, Krefeld   89,906, Braunschweig   85,385, Halle   a. S. 81,869, Dortmund   78,298, Mülhausen   i. E. 69,620, Boſsen 68,177, Mainz   66,314, Augsburg   65,476, Wiesbaden   65,460, Effen 64,616, Staffel 62,950, Mannheim   61,730. Erfurt   58,307, Lübeck   55,488, Görlig 55,120, Würzburg   55,036, Frankfurt   a. D. 54 487 und Meg 54,716. Bwischen Erfurt und Lübeck   hat sich Karlsruhe   geschoben, das 1880 49,283, jest aber 56,686 Gin­wohner hatte.

London  , 26. Dezember. Ueber das furchtbare Gruben unglück in Mardy unweit Pontypridd  ( Südwales  ) wird weiter gemeldet, daß die erste Wirkung der Explosion die theilweise Berstörung des Schachtes war, wodurch die sofort eingeleiteten Rettungsarbeiten anfänglich sehr erschwert wurden. Anfangs glaubte man, daß nur 500 Arbeiter in der Grube beschäftigt gewesen seien. Genauere Nachforschungen ergaben, daß die Bahl fich auf 1100 belief, und von diesen wurden in wenigen Stunden 900 ficher an die Oberfläche befördert. Alsdann machten fich die Rettungsmannschaften ans Wert, um die Ver­mißten zu suchen, und bald tamen fte an die Stelle, wo etwa 100 Leichen auf dem Boden lagen. Augenscheinlich waren Alle nach dem Boden des Schachtes gestürzt, und in diesem schreck­

Aufruf an die Lithographiefteinschleifer und Be­rufsgenossen. Kollegen! Berufsgenossen! Wir leben in der Beit, wo der Kampf ums Dasein immer gewaltigere Dimen ftonen annimmt und daher ist es dringend erforderlich, ganze Männer, echte Streiter ins Feld zu führen. Darum unter nehmen wir es, an Euch heranzutreten mit der Mahnung, end­lich Euch loszureißen von dem Schlaf, dem leider noch viele Kollegen verfallen find. Kollegen! Berufsgenossen! Denkt an Eure Lage! Denkt daran, daß Ihr nicht allein für die Gegens wart, sondern auch für die Butunft zu lämpfen habt. Laffet den Indifferentismus fallen und bekümmert Euch mehr um das Wohl Eurer selbst und um das Eurer Mitmenschen. Wenn wir die Frage aufwerfen, durch welche Mittel wird es möglichen Kampfe ums Leben mußten die Schwachen unterliegen. lich sein, unsere soziale wie materiale Lage zu verbessern, so finden wir nur eine Antwort darauf:" Nur durch eine feste und stramme Drganisation." Am 6. d. Mts. haben wir eine Versammlung abgehalten, in welcher einstimmig der Beschluß gefaßt ist, einen Verein zu gründen, welcher den 8wed hat, Die gewerblichen Interessen der Mitglieder zu wahren, sowie geistig und fittlich zu heben, um dadurch unsere materielle wie soziale Lage zu verbessern. Es ist eine Kommission ge wählt zur Ausarbeitung eines Statuts. Dieses ift geschehen und haben wir zum Sonntag, den 3. Januar,( siehe Inserat) eine Versammlung einberufen aur öffentlichen Statutenbera thung. Kollegen, seid einig, denke Jeder daran, daß nur die Gesammtheit die Schäden, welche in unserm Gewerbe eristiren, beseitigen kann. Erscheint Mann für Mann in dieser Vers sammlung, tragt diese Einladung in die weitesten Kreise unserer Kollegen, um thatkräftige Mitglieder dem Verein zuzu­führen.

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Ueber das Juftitut der Fabrikinspektoren läßt sich Die Elb. 8tg." folgendes schreiben: Die Arbeiterschußkom misfion des Reichstages hat befanntlich einen Antrag des Dr. Lieber angenommen, welcher fich auf eine Erweiterung des Instituts der Fabrikinspektoren bezieht. Hauptsächlich sollen Die Aufsichtsbeamten vermehrt bezw. die Aufsichtsbezirke da, wo das Bedürfniß vorliegt, verkleinert werden. Ein solches Bedürfniß ist entschieden mehrfach. z. B. in dem industrie­reichen Westen Breußens vorhanden. Preußen hat nur drei­zehn Fabrifinspektoren, während das kleine Sachsen   deren sechs bat, welche noch mit Aſſiſtenten ausgestattet find. Allerdings befaß Sachsen   das Institut schon längere Beit, als es durch die Gewerbeordnungsnovelle von 1878 für das ganze Reich eingeführt wurde. Aus den Berichten der Fabrilinspektoren geht hervor, daß in manchem Bezirke die Bahl der vorge. nommenen Befichtigungen nur einen geringen Prozentsatz der Bahl der vorhandenen Fabriten ausmacht. Der Ausbildung des Instituts nach dieser Richtung wird denn auch von der Regierung feine Schwierigkeit bereitet. Indessen meinte der Minister v. Bötticher in der Sigung vom 11. Dezember, daß hierauf gerichtete Anträge zweckmäßiger zunächst bei den Landes­regierungen anzubringen sein würden. Da die Fabrikinspektoren nicht Reichsbeamte find, sondern nur den Landesregierungen unter stehen, ist auch ihre Kompetenz nicht überall gleich. In Preußen ift z. B. ihre Kompetenz dadurch erweitert worden, daß ihnen die Konzefftonsertheilungen für Fabriken überwiesen worden find. Daß das Institut fich bisher vortrefflich bewährt hat, wird heute von allen Seiten anerkannt, nicht blos von den Sozialdemokraten, die es bereits 1869 bei Berathung der Ge­werbeordnung durch einen Antrag einführen wollten, sondern auch von der freifinnigen Partei, die unter dem Namen des Fortschritts seine Einführung, wie so manches andere Gute, lebhaft bekämpft hat. That doch der mit seinen Gewert vereinen so schwer verunglückte Dr. Mar Hirsch einst den Klassischen Ausspruch, daß er als Abgeordneter fich als der wahre Fabrilinfvektor seiner Wähler und der Arbeiter über haupt fühle. Manches wird gleichwohl noch geschehen müssen, um das Institut auf die ihm zukommende Höhe zu bringen. Für die Jahresberichte find schon wesentliche Verbesserungen vorgenommen oder geplant. Dahin gehört namentlich die Un­fertigung eines übersichtlichen Generalberichts und die getroffene Anordnung, daß jährlich bestimmte zeitgemäße Buntte be­zeichnet werden, über welche die Aufsichtsbeamten fich gleich mäßig und eingehend zu äußern haben. Während die Berichte für 1884 besondere Nachweisungen über die Beschäftigung und die Zahl der jugendlichen Arbeiter enthalten, sollen die für 1885 vorwiegend die tägliche Arbeitszeit besonders in den Bweigen berücksichtigen, in denen eine mehr als elfftündige Arbeitszeit üblich ist.

Viele lagen auf ihren Gefichtern, und einige waren augen­scheinlich todtgetreten worden. Während der Nacht wurde Leiche nach Leiche in meistentheils schrecklich entstelltem Zustande ans Tageslicht gefördert, und um 8 Ubr heute früh waren deren 75 geborgen. Während der ganzen Nacht drängten sich große Menschenmengen am Grubeneingange, und bei Tagesanbruch strömten noch Hunderte aus den benachbarten Dörfern herbei. Die Szenen an der Oberfläche spotten jeder Schilderung, und jeder neuen Ankunft der sterblichen Ueberreste der armen Bergleute folgten herzzerreißende Ausrufe und lautes Schluchzen.

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Literarisches.

Wie wir erfahren, wird das illustrirte Unterhaltungsblatt Neue Welt", Verlag von J. H. W. Dies in Stuttgart  , in der nächsten Beit mehrere Gefängnißarbeiten des Reichstages Abgeordneten A. Heine bringen, und zwar zunächst einen r tilel über das fran öftiche Geses über die Fachvereine und deffen interessante Vorgeschichte, d. h. die Gesetzgebung Frant reichs auf diesem Gebiet seit der Mitte des vorigen Jahr hunderts. Die Neue Welt" ist bei allen Buchhandlungen und Bostanstalten für 25 Bf. a heft zu beziehen.

Von der Neuen Zeit", Stuttgart  , Verlag von J. H. W. Dies, ist soeben das erste Heft des 4. Jahrgangs er schienen.

Inhalt: Abhandlungen: Staatliche Lohnregulirung und die sozialreformerischen Bestrebungen der Gegenwart. Von August Bebel  . Das, Elend der Philofophie" und Das Kapital". I. Von Karl Kautsky.- Barlamentarisches. -Wassili Weteschagin. Von Wilhelm Wiener.- Die Wahlen in England.- Literarische Rundschau: Theodor Mommsen  , Römische Geschichte. Von Joh. Wedde. Prof. Dr. J. Huber, Die Philosophie in der Sozialdemokratie. -W. 2. Dirichlet  , Das verdammte Geld. Notizen: Die landwirthschaftlichen Betriebe in Deutschland.  - Der Kapita lismus und die Vogelwelt.

Gemeinnütiges.

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Wie verschafft man den Kindern, die Nachts schreien, ftatt zu schlafen, den nothwendigen Schlaf? Ein Korres spondent des Daheim" gibt auf diese Frage folgende Ant wort: Ein Rumpfumschlag( feucht, von unter den Achselhöhlen bis über den Unterleib reichend) ist der beste. Die zum Näffen bestimmte feine Leinwand muß doppelt genommen werden und bequem rings um den kleinen Körper reichen. Die Flanellbinde die nicht von zu grobem Flanell sein darf, muß mindestens zwei Fingerbreit breiter sein, als das Leinen und muß gut zweimal um den Rumpf herumreichen. Befestigt wird sie am besten mit einem breiten Bande. Der ganze Umschlag muß gut anliegen, darf aber das Kind nicht beengen. Die Haupt fache ist aber, daß man nicht kaltes, sondern temperirtes Waffer ( etwa 16 Grad Reaumur) zum Naßmachen des Leinens nimmt und dasselbe nicht zu start ausringt. Die Kinder schlafen meist die Nacht hindurch ganz ruhig in dem Umschlage, wäre denn, daß derselbe zu fest anliegt, was nicht vorkommen darf. Des Morgens wird der Umschlag erst abgenommen, wenn das Wasser zum Baden oder Waschen bereits zur An wendung bereit steht. Nach dem Abnehmen des Umschlage reibe man den Rumpf, wenn das Kind nicht direkt in's Bad  fommt, flüchtig mit einem genäßten Handtuch ab, um ihn dann abzutrocknen. Stets frische Luft im Schlafzimmer ist unbedingt nothwendig zu einem gesunden Schlaf; also die Fenster, be Jahreszeit entsprechend, mehr oder weniger weit offen gelaffen! Bierzu eine Beilagt.

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Verantwortlicher Redakteur R. Gronbeim in Berlin  . Drud und Verlag von Mar Bading in Berlin   SW., Beuthstraße 2

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