übernommen. ES hand«lte sich um das Ausheben von Gräben in der Klein-Borfteler Feldmarl, etwa 200 Mann waren dabei beschäftigt. ES war den Leuten bei Beginn der Arbeit gesagt worden, daß sie für daS Bewegen eines Kubikmeters Erde 35 Pf. bekommen sollten, womit sie sich einverstanden erklärten. 16 Tage hatten sie gearbeitet. Arn Donnerstag, dem Tage vor Weihnachten, fand Morgens etwa 8 V- Uhr tn Kl. Borstel, im Dunekake'schen Gasthause, die Lohnung statt. Hier kam eS nun zu tumultuarischen Szenen. ES war zur Auszahlung angewiesen diejenige Summe, welche der Anzahl der bewegten Kubikmeter Erve, a 35 Pf., entsprach, und zwar hatte sich diese Summe auf alle Arbeiter, welche an dem Ausheben der Gräben Theil genommen, gleichmäßig zu vertheilen. Als die Arbeiter an den Zahltisch traten, hatten sie keine Ahnung davon, waS sie eigentlich bekommen würden, sie wußten nicht, wie viel Kubikmeter Erde auf den einzelnen Mann kamen, da der Boden nicht verkarrt, sondern mit der Schippe gleich in den Damm geworfen worden war. Sie glaubten aber, mindestens 1,50 bis 2 M. verdient zu haben. Der eine war bei der Arbeit lässig, vielleicht auch betrunken, der andere war fleißiger gewesen. Hierzu kommt nun noch, daß eine größere Anzahl der Leute Vorschuß a Tag 1 M. resv. 1,50 M. erhalten hatte. Jetzt stellte es sich heraus, daß der Betrag für die bewegten Kubikmeter Erde, auf alle Arbeiter gleichmäßig vertheilt, nur etwa 70 Pf. a Tag für den Einzelnen ausmachte. Dieser Lohn a Tag 70 Pf. wurde nun denjenigen, die keinen Vorschuß erhalten hatten, gezahlt. Denjenigen, welche aber viele Tage hindurch Lsrschuß erhalten batten, wurde gesagt, daß sie eigent« lich noch Geld an die GenoffenschaftSkaffe herausbezahlen müßten, da ober die Verwaltung nicht wolle, daß die Arbeiter die Festtage über hungern sollten, so bewillige man ihnen auS Gnade und Barmderzrgkeit noch etwa 3 M(genau ist uns der Gnadenbetrag nicht bekannt)." Hierauf soll dann der Krawall losgebrochen sein, es wur« den Fenster eingeschlagen. Drohrufe ertönten, Gendarme und Polizei, Bürger und Feuerwehr, auch beurlaubte Soldaten schritten ein und aus Verden   erschien ein Zug von 24 Ulanen zur Beschützung deS OrtS. Eine Anzahl Personen find ver- haftet- Körperverletzungen stnd nicht vorgekommen, abgesehen von einem Fall, bei dem ein den Gendarmen zur Hilfe kommender beurlaubter Soldat einen Arbeiter mit dem Säbel schwer am Kopf verwundet hat.(Gestern hieß eS. der Gendarm sei von einem Arbeiter gemißhandelt worden.) Durch die Zeilen des Berichts des Hoyaer Blatte?, so sehr derselbe auch sich gegen die Arbeiter richlct, läßt sich doch herauslesen, daß die Entrüstung, mag dieselbe sich auch in verkehrter Weise kundgegeben haben, nicht so ungerechtfertigt war. Ob man hervorhebt, daß viele Leute faul gewesen und gesoffen haben, der Durchschnittsarbeitsverdienst von 70 Pfennigen pro Tag, auf den selbst der Fleißigste angewiesen war, ist denn doch etwas arg. In Bezug auf die Ausweisungen wird derPos. Ztg." aus Warschau   geschrieben: Offiziösen Angaben zufolge find bis zum 15 /27. November v. I. 2466 aus Preußen ausgewiesene Personen in den polnischen Gouvernements eingetroffen. Hier» von find 2316 Personen christlicher, 150 jüdischer Religion. Alle diese Personen ohne Ausnahme, so behauptet der offiziöse Bericht, entbehrten während ihres Aufenthalts auf preußischem Gebiete nicht nur eines ordnungsmäßigen Paffes, sondern großentheils sogar jedes behördlichen Domizil-ÄuswciseS. Ein sehr geringer Theil, meist russische Personen, waren einst in der Erzenschast von Dienern und Dienerinnen über die Grenze ge» gangen. Die Fahnen- und Militärdienstflüchtigen stellen für jene Kategorie, welche heimlich über diese Grenze gegangen, ein namhaftes Kontingent, auch Furcht vor Strafe wegen be- aangener Vergehen oder Verbrechen spielt eine namhafte Rolle. Allerdings aiebt es unter den Ausgewiesenen auch eine An» zahl solcher Personen, die bereits im ersten Jugendalter die Heimath in Begleitung ihrer Angehörigen verlaffen und nach dem Tode dieser ihren Wohnfitz in dem fremden Lande ge» nommen haben, dochdürfte" die Anzahl dieser 50 nicht über­schreiten. Ein Grundbesitzer, welcher auf rreußischem Gebiete Landeigenthum von 600 Morgen besitzt, befindet sich ebenfalls unter den Ausgewiesenen. Schließlich bildenetwa 10 Per­sonen", welche daS Land auS Gründen verlaffen haben, die mit dem letzten polnischen Aufstande in Verbindung stehen, eine eigene Kategorie politisch Kompromittirter. WaS macht eigentlich der preußische StaatSrath? So fragt der Berliner   Korrespondent derF. Z." Man hört von dieser hohen Körperschaft, an deren Wiederbelebung fich politische Kombinationen weittragendster Art knüpften, gar nicht» mehr. Nur Politiker von Beruf erinnern fich von Zeit zu Zeit dieser Körperschaft und gedenken dann gleichzeitig des noch verscholleneren Volkswirthschaftsraths etwa in der Art, wie man hin und wieder von selig Verstorbenen spricht. Sie leben zwar beide noch, geben aber kein Lebenszeichen von fich. Man hat fich so sehr gewöhnt, nur der erfolgreichen Projekte des Herrn Reichskanzlers zu gedenken, daß man die verfehlten Ideen deffelben und dazu gehören Volkswirthschaftsrath und StaatSrath leicht vergißt. WaS mit derNeubelebungdes Staats-
daß er die Wirthschaft übernehme« wollte. Der Wirth hatte selbst ihm gerathcn, sich mit ihnen bekannt zu machen und ihren Rath zu hören. Sollte er ihnen nun sagen, daß er nicht die Mittel be« sitze, seinen Vorsatz auszuführen? Das kouvte er nicht, er hatte sich ihnen gegenüber dm Anschein eines vermögenden Manne« gegeben, sein Stolz empörte sich gegen dies« De- (Itne5 Frist von zwei Tagm blieb ihm noch, der Wirth war an sein Wort gebunden, brachte er ihm vor Ablauf dieser Frist das Geld, so waren die Bedingungen des Ver­trags erfüllt. Rabe mußte das Geld gebm! Joseph wollte ihm am nächsten Tage noch einmal seine Waffen zeigen, ihm mit einer sofortigen Anzeige bei dem Staatsanwalt drohen und dieser Drohung auch die That folgen laffen, wenn seiner Forderung nicht entsprochm wurde. Die Aufregung, die sich seiner bemächtigt hatte, ver- leitete ihn, mehr zu trinken, als ihm gut war; er achtete selbst nicht darauf, wie viel er trank, er fühlte das Bedürf. « z» trinken und befriedigte dasselbe, ohne a» die unaus- bleiblichen Folge« zu denken. Nachdem er lange mit dem Wirth geplaudert hatte, nahm er bei dm Stammgästen Platz, die heute eine außer- gewöhnlich lebhafte Unterhaltung führten. Er hörte de« NammJakob Hochmuth", das machte ihn neugierig; er fragte einen behäbigen Spießbürger, seines ZeichmS ein Bäcker, worüber man sich so eifrig imlerbalte. Ueber den Mord," lautete die Antwort, und die Blicke Aller hefteten sich voll Erstaunm auf ihn. Davon haben Sie noch nichts gehört?" fragte ein a«. d rer Gast, deffe« äußere Erscheinung de« Schneider ver- rieth. Die ganze Stadt ist ja voll davon!* Der Kammerdiener schüttelte dm Kopf. Haben Sie einen Antiquar Hochmuth gekannt?" fragte der Bäcker.~, Ja, allerding«, dem Namm nach," erwiderte Joseph verwirrt, dm die Erinnerung, daß er gestern Abmd»och bei diesem Manne gewesm war, heiß überlief.
raths eigentlich geplant war, wird wohl erst ein späterer Historiker feststellen können. Uns liegt zur Beurtheilung nur die That- fache vor, daß der Reichskanzler die Idee aufgriff, unmittelbar nachdem der Kronpiinz von seiner Reise nach Spanien   und Rom zurückgekehrt war und ein TheU der freifinnigen Presse denselben als eine Art Hospitanten ihrer Partei in Anspruch nahm. Die naheliegende Vennuthung, daß der StaatSrath unter dem Vorfitze des Kronprinzen einer der Faktoren in der Rechnung sein sollte, welche der Reichskanzler für den Eintritt des jetzt oft erwähnten, im natürlichen Lauf der Dinge unaus- bleiblichen Ereignisses anstellte, hat nie einen ernstlichen Widerspruch erfahren. Die Rechnung mit diesem Faktor war falsch, denn der StaatSrath war eine Todtgebuit. Die wenigen Sitzungen, die er abgehalten hat, stnd ohne jeden Einfluß auf die Gesetzgebung geblieben. Man wird gerade jetzt an die Körperschaft erinnert, weil, wenn der Reichskanzler nicht überhaupt auf sie verzichtet hätte, fie in diesen Wochen hätte zusammentreten müssen. Der StaatSrath sollte bekanntlich wichtige Gesetzentwürfe für dm preußischen Landtag und auch solche, die für den Reichstag   bestimmt find, begutachten. Daher wärm Fragen wie die Reform der Zuckelsteuer, das Brannt­weinmonopol und die Erbauung des Nord-Ostsee-Kanals   her­vorragende Aufgaben für ihn gewesen; er ist aber in keiner von diesen gehört worden. Die Kanalvorlage und die Zucker- steuer stnd bereits beim Reichstage eingebracht und die Grund- züge des Branntweinmonopols werden zwischen den Regierungen festgestellt, so daß eine nachträgliche Begutachtung desselben durch dm StaatSrath ausgeschlossen erscheint. Der Landtag tritt in drei Wochen zusammen, es werden ihm eine Reihe wichtiger Gesetze zugehen, ohne daß der Staatsrath über die- selben gehört worden ist. Da liegt der Schluß doch nahe, daß man auf seine Thätigkeit überhaupt verzichtet hat. Warum? Das ist schwer zu sagen. Es hieß bei seiner Neubelebung u. A., daß der Reichskanzler fich im Etaatsrath eine HilfSmacht schaffen wollte, um damit zeitweiligen Widerstand, den er im preußischen Ministerium fände, zu beseitigen. Wäre das richtig, so würde man begreifen, weshalb der Staatsrath nicht mehr berufen wird; der Reichskanzler findet keinen Widerstand mehr. AuS Guben   wird uns geschrieben: An unserem Orte existirt ein Blättchen, welches fichGubener Ztg." benamset. Besagtes Organ hat fich nicht nur eine außerordentliche Fettigkeit dann erworben, dm Mantel immer hübsch nach dem Winde zu drehen, sondern eS versteht fich auch ausgezeichnet darauf, seinen Lesern daS magere Futter in einer recht saftigen Brühe vorzu- setzen, wobei es denn so auf eine gute Portion Verdrehungen und Gehässigkeiten nicht ankommt, wenn nur der Gimpelfang recht lohnend bettteben werden kann. Im Laufe deS Monats Dezember beachte das Blättchen außer sonsttgem Zeug noch folgende Nachncht: Gestern wurde von der Salzmarktstraße aus ein Arbeiter begraben, den die Sozialdemokraten zu den ihrigen rechneten. Wahrscheinlich wollten dieselben hier auch einmal etwas Auf- sehen erregen, und fie hatten fich zu diesem Zwecke mit rothen Schleifchen versehen, auch ihren hiesigen Führer, dm Auktio­nator Dräger  , beauftragt, dem Sarge einen Kranz mit rother Schleife nachzuttagm. Es ist zu bedauern, daß Trauerfälle zu Demonstrationen benutzt werden, die dabei durchaus nicht am Platze stnd; außerdem wurde die beabfichtigte Wirkung gänz« lich verfehlt, denn als fich auf dem Kirchhof ein Polizeibeamter zeigte, versteckten die Träger ihre rothen Schleifen." Natürlich ist dieser Bericht ganz unzutreffend. Ab- gesehen von der dmunziatorischen Sprache schlägt der­selbe den Thatsachen geradezu in'S Geficht. ES ver­hält fich vielmehr mit diesem Leichenbegängniß folgender- maßen: Am 17. Dezember wurde der Tuchmacher Guhl, ein achtbarer Mann, von der Stadtschmidtstraße auS beerdigt. Da Guhl viele Freunde hatte, so hielt es natürlich ein Theil derselben für ihre Pflicht, denselben zur letzten Ruhestätte zu begleiten. AuS Liebe und Achtung für den Verstorbenen, welcher seiner Ueberzeugung nach Sozialdemokrat war, trug Herr Träger einen Kranz mit einer rothen Schleife und mehrere der Leidtragenden hatten kleine, wenig auffallende röche Bändchen inS Knopfloch gebunden. Als der Sera ver- senkt war, warf einer der Umstehenden eine kleine röche Schleife ins offene Grab, worauf der anwesende Geistliche rief:Ent­fernen Sie diese Zeichen!" Um nun jede unliebsame Störung zu vermeiden, wurde die Schleife vom Kranz abgenommen. Inzwischen waren zwei Polizeibeamte erschienen, welche jedoch nicht den geringsten Grund fanden, uns entgegenzutreten. Still und friedlich verlief die Trauerfeier. Eine Demonstra- tion ist nicht beabsichtigt gewesen und ebenso wenig hat Herr Träger den Auftrag erhalten, den Kranz dem Sarge   nachzu- tragen. Auch die Behauptung, daß angefichtS der Polizei rotye Schleifen versteckt wurden, ist vollständig aus der Lust gegttffen. Das wahrheitsliebende Gubener Blättchen hat also wieder einmal riefig geflunkert. Straßburg  , 29. Dezember, DasElsässer Journ." hatte berichtet, daß die Behörde einer Anzahl französischer Blätter es machte deren 13 namhaft den Straßenverkauf entzogen habe. Der Bezirkspräfident sendet dem Blatte nunmehr eine Der ist in der vergangene« Nacht ermordet worden." Gestern Abend," sagte der Schneider.Man hat den Hilferuf ja im Hause gehört." Starr und stumm vor Entsetzm blickte Joseph die Gäste an, er konnte an die Wahrheit dieser Worte nicht glauben.., Wann es geschehe« ist, bleibt sich am Ende gleich," sagte der Bäcker,man hat die Leiche heute morgen ge- suvden." Und zwar vollständig angekleidet im Wohnzimmer." fügte der Schneider hinzu,also kann'« nicht in der Nacht passirt sein. Die Lampe   war auf dem Tisch umgeworfen, ein kurzer Kampf scheint dem Verbrechen vorhergegangen zu sein." Aber wenn man de« Hilferuf vernommen hat, wie Sie behaupten wolle», weshalb ist man ihm nicht zu Hilfe gekommen?" fragte ei» dritter Gast. Das möchte ich auch wiffen!" sagte der Bäcker ironisch. Darüber kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben," erwidrrte der Schneider, möglicherweise war eS nur ein einziger kurzer Ruf, den Niemand weiter beachtet hat." Zeigte die Leiche Verletzungen?" fragte Joseph mit mühsam erzwungener Ruhe. Und ob!" erwiderte der Schneider.Der Hals war beinahe vollständig abgeschnttten." Hat man den Mörder schon?" So viel ich weiß, noch nicht, aber ein Polizist sagte mir, sie seien ihm auf der Spur. Es wäre zu wünschen, wen« sie ihn bald erwischten." Juckt Euch der eigene Hal« schon, Gevatter?" spottete der Bäcker. Ach wa». mit solchen Geschichten scherze ich nicht gern," erwiderte der Schneider ärgerlich.Wenn eine solche Bestie auf fteiem Fuß bleibt, ist Niemand seines Leben« sicher." Na, na, beruhigt Euch, daß bei Euch nicht viel zu bolen ist, weiß Jeder. Der Antiquar war em reicher Mann." Er ist auch biraubt worden?" fragte Joseph. DaS war ja der Zweck!" nickte der Schneider.Ich
Berichtigung zu, wonach er lediglich das Gesuch eines Buch händlers, die beregten Zeitungen in den KioskS verkaufen z« dürfen, abgewiesen Hobe; von einem allgemeinen Verbote d« Kolportage sei indeß nicht die Rede- Italien  . Ueber das Vorleben des neu gewählten Abgeordnete« Sbarbaro werden jetzt deraillirte Berichte veröffentlicht Nach diesen war derselbe vor drei Jahren Professor an bei Universität von Sassari   in Sardinien  . Seiner politischen An- ficht nach monarchistisch und konservativ, aber feurigen Blutet und von unbeugsamem Rechtsgefühl, vertheidigte er in einet öffentlichen Zuschrift an den Unterrichtsminister zwei Studenten welche wegen republikanischer Kundgebungen relegirt worde« waren. Seine Thcilnahme für die politischen Gegner hatte aber durchaus nicht den gewünschten Erfolg, im Gegentheil, er wurde nun selbst suspendirt, und ist eS noch heute. Sbar­baro gehört nicht zu jenen Naturen, welche fich ergeben in ihr Schickjal fügen. Er machte Skandal und zwar so gewaltig daß er zeitweilig ganz Italien   in Athem hielt. Wohl sahen jetzt die Minister ihren Fehler ein und hätten denselben gerne, ohne fich selbst bloßstellen zu müssen, wieder gut gemacht. Ader Sbarbaro spottete aller Bestechungsversuche und schlug weiter und mit verdop« p elter Kraft los. Als dann die Auflegung durch die Enthiil- langen SÖarbaro's über das skandalöse politische und private Leben einzelner hochstehender Persönlichkeiten auf's Höchste ge« stiegen war, gab er gar in Rom eine eigene Zettung heraus: Le foiche candine"(Das kaudinische Joch", forca heißt abet auch Galgen), in welcher er seine Feinde bis aufs Blut geißelte. Alles schrie nach Beendigung der unerhörten Fehde, jedoch Niemand wußte anzugeben, wie dies anzufangen sei. Sbar- baro berichtete Thatsächliches und war noch dazu ein Ehren« mann, dem man auch beim besten Willen nichts anhaben konnte. Es wurden mehrere Attentate auf sein Leben unter» nommen, die indessen alle fehlschlugen. Schließlich beschlossen die am meisten angegriffenen Minister, ihn wegen Erpressung anzuklagen und auf diese Weise unschädlich zu machen. Ein Sturm der Entrüstung war die Antwort von Seiten aller Un- abhängigen. Die Opposttionellen verthridigten ihn nur schwach; er war ja keiner der Ihrigen. So offenkundig war aber die Un- gerechtigkeit der Anklage, daß selbst die ministeriellen Blätter kein Wort der VertHeidigung für die Minister wagten; fie zogen es vor, über die ganze Angelegenheit zu schweigen. Im Verlaufe des Pro­zesses wurde auch nicht der Schatten eines Beweise? für die Schuld Sbarbaro'« beigebracht. Die bedeutendsten Persönlich« leiten Italiens   in Kunst, Wissenschaft und Politik sprachen fich vor den Richtern rühmend über seinen ehrenhasten Charakter auS. Nicht Einer, außer den Betheiligten, hielt ihn dessen für fähig, weswegen er auf der Anklagebank saß. Aber Sbarbaro sollte es büßen, daß er gewagt hatte, einen Krieg gegen die Mächtigen zu unternehmen. Er wurde wegen versuchter Er» pressung zu stehen Jahren Gefängniß verurtheilt. Der Appell» Hof verwarf seinen Rekurs, und es ist so gut als ficher, daß auch der Kassationshof, vor dem fich jetzt der Prozeß in letzter anstanz befindet, das erstinstanzliche Urtheil bestätigen wird. o war denn jede Hoffnung für Sbarbaro geschwunden, wenn nicht die italienischen Wähler fich seiner angenommen hätten. Da er noch nicht endgiltig verurtheilt ist, müssen fie ihm die Schüren des Gefängnisses aufthun, und er kann, falls ihm die Lust dazu noch nicht vergangen sein sollte, den alten Kampf wieder aufnehmen. Schwede»« n d Norwege». Aus Stockholm   wird derNordd. AUg. Ztg." geschrieben: In einer am vorigen Sonntag hier abgehaltenen Versammlung des sozialdemokratischen Vereins haben fich die Sozialisten und Goodtempler(Mäßigleitsfleunde) zu gegensettiger Unterstützung vereint. In dem auf Vorschlag des bekannten Schneiders Palm aus Malmö   gefaßten Bezchlusse sprachen die Versam- melten auS, daß es Pflicht der Nüchternheitsfreunde sei, die sozialdemokratische Politik zu unterstützen und betrachten jeden Versuch, dieselbe, gleichviel unter welcher Form, zu verhindern, als einen Verrath an dergemeinsamen Sache der Arbeiter und de« unterdrückten Volkes". Nach Palm's Angabe finden fich unter den etwa 170 Mitgliedern des sozialdemokratischen Vereins gegen 50 Goodtempler. Afrika  . In Südafrika   nehmen die Kämpfe kein Ende. Jetzt stnd es wieder die Buren, welche den angreifenden Theil bilden. Nachrichten aus Kapstadt   zufolge umzingelten 200 Buren unter General Joubert ungefähr 100 Kaffern, welche fich auf einer Anhöhe befanden. Einige Buren näherten fich den Einge« borenen und sagten ihnen, fie seien gekommen, dieselben zu ent« waffnen. Ein Bure bemächtigte fich des Gewehrs eine« Ein­geborenen und es entspann fich ein Ringen, während dessen daS Gewehr losging, worauf die übrigen Buren ein heftiges Feuer auf die Kaffern eröffneten, die in daS Thal am Fuße der Anhöhe flüchteten und ohne Rückficht auf Alter oder Ge­schlecht erbarmungslos niedergeschossen wurden. Gegen 30 Kaffern und 40 Frauen und Kinder wurden erschossen, während auf Seiten der Buren 9 getödtet und 14 verwundet wurden. Von diesen sollen indeß nur drei von den KafierN bin heute Morgen in dem Hause gewesen, eine Frau Siebel wohnt dort, die ich kenne. Sie sagte mir, der Antiquar habe eine ziemlich große Schatulle voll Werthpapiere und Banknoten gehabt, und diese Schatulle ist verschwunden." Es ist sündhaft erworbenes Geld," sagte Joseph,der Mann war ein Wucherer der schlimmsten Sorte!" DaS ist nicht wahr," erwiderte der Bäcker entrüstet. Ein Wucherer war Hochmuth nicht." Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle." Wenn er da» gewesen wäre, dann hätte er nicht so manchem arme« Teufel geholfen. That er es, so lag es auch in seinem eigenen In-
tereffe!" Doch wohl namhafte Summe Zinsen genommen,
nicht immer. Mir hat er einmal eine ?eliehen und davon nur vier Prozent aS thut kein Wucherer." Und weshalb sollte er es in einzelnen Fällen nicht thun?" sagte Joseph achselzuckend.Er schafft sich dadurch Freunde, die ih« vertheidigen, unter Umstände« kann ihm da« mehr als ein Prozent werth sein." Und mag er nun gewesen sein, was er will, der Raubmord wird nicht gerechtfertigt oder entschuldigt," er- widerte der Schneider.Verwandte soll der Ermordete nicht deseffen haben, soll mich wunder», wer die Hinterlassen- fchaft erbt." Der Blick Joseph'S fiel i« diesem Augenblick auf Herrn von Barnekow, der sich an einem Settentische nieder- ließ und eine Flasche schweren Rheinwein bestellte. Der Kammerdiener erkannte ihn augenblicklich, er erhob sich, um ihn zu begrüße». Von dem, was zwischen diesem Herrn und Rabe vor« gefallen war.'wußte er noch nicht», er hoffte in ihm einen Vermittler zu finde«, Herr von Barnekow konnte ihm diese Bitte nicht wohl abschlagen. Sieh da, treffe ich Sie hier?" ftagte Barnekow mit scheinbarem Erstaune«, während er sein goldene« Lorgnon auf die Nase klemmte.DaS hätte ich wirklich nicht erwartet." Aber dies ist ja die Restauration, die ich über-