auch noch in dieser Thätigieit beßriffcn. Ihr gehorsamer Diener U. S. Grant.".... � längerer, durch politische Verwickelungen herbeigeführter Ver« zögerung wurde am 2. Februar 1848 Friede geschlossen und dabei den Vereinigten Staaten der Rio Grande als Grenze für Texas gestchert, sowie Neu>Mexiko und Oderkalifornien für 15 Millionen Dollars zuerkannt. Grant hatte sich in dem Kriege vielfach ausgezeichnet und avanzirte am Schlüsse desselben zur Stelle eines ersten Lieutenants. Außer seiner Beförderung und einem reichen Gewinn an praktischer Erfahrung hat ihm dieser Feldzug auch noch für seine spätere Karriere großen Nutzen gebracht. Er ist durch diesen Krieg mit vielen Offizieren in Belühruna gekommen, welche später in dem Bürgerkrieg entweder als Nationalisten oder als Konföderirte eine Rolle gespielt haben. Wo es fich um die letzteren handelte, hatte er somit den Vortheil, mit dem Charakter und der Taktik deS Feindes einigermaßen bekannt zu sein._ Im Jahre 1848 verheirathete fich Grant mit Miß Julia Dent , und bald darauf wurde sein Regiment nach der Küste des Stillen OzeanS kommandirt. Er ging als Quartiermeister mit und ließ seine Frau zurück. So kam er auch nach San Franziska, wo damals(1852) das Goldfieber seinen Höhepunkt erreicht hatte._ „Von 1849 bis 1853," schreibt Grant,„fand ein Massen- andrang zur Pazifik -Küste statt. Viele der Ankömmlinge waren junge Leute aus guter Familie und von guter Erziehung. Alle glaubten, daß fie auf den Goldfeldern der Pazifik Küste ohne Mühe Reichthümer auflesen könnten. Ewige sahen ihre kühn- sten Erwartungen übertroffen; aber auf einen solchen Glück- lichen gab eS hunderte von Enttäuschten, deren viele heute un- gekannt in fremder Erde ruhen. Mancher ist als Wrack seines früheren Menschen in daS Grab gesunken, und Andere wurden ohne lasterhafte Neigungen Verbrecher und Ausgestoßene ver menschlichen Gesellschaft. Man mochte zu jeder Stunde des TageS und der Nacht durch die Straßen gehen, so wurde einem der Anblick von Pharospielem zu Theil." Im Jahre 1853 wurde Grant zum Hauptmann be- fördert und 1854 trat er aus der Armee und zog fich in sein Familienleben zurück. Vier Jahre lang war er als Landmann in der Nähe von St. Louis thätig, und nach Ablauf dieser Zeit bethciligte er fich an einer Güter- agentur bei einem Vetter. Im Jahre 1860 nahm er eine Komptoirstelle bei seinem Vater in dessen Ledergeschäft zu Ga- lena, Illinois , an. Um diese Zeit war das Gewitter, welches fich seit dem mexikanischen Kriege zusammengezogen hatte, im Begriffe loszubrechen. Die Spaltungen zwischen den beiden politischen Parteien hatten fich erweitert, und als 1861 Lincoln zum Präfidenten erwählt wurde, sagten fich die Südstaaten offen von der Union los und die Redellion brach aus. Obwohl Grant gegen den Krieg war, präfidirte er bei einer öffentlichen Versammlung, welche abgehalten wurde, als die Nachricht nach Galena drang, daß Lincoln einen Aufruf erlassen habe, um Freiwillige zu werben. Grant hatte nicht die Äbstcht, fich als Freiwilliger zu stellen, aber er bot seine Dienste den noch un« geübten, doch eifrigen Rekruten an. „Jedes Geschäft hörte auf, alle Welt war in Aufregung. Die Kompagnie wurde gebildet, die Offi- zierswahl fand statt. Ich hatte schon vor der Ballo- tage die Hauptmannsstelle abgelehnt, doch erklärt, daß ich der Kompagnie so viel Hilfe leisten wolle, wie ich könne. Sollte eS zum Kriege kommen, so würde man mich in irgend einer Stellung am Kampfe betheiligt finden. „Die Damen von Galena standen den Männern an Patriolismus nicht nach. Sie ließen fich von mir die Jnfan- terie-Uniform der Vereinigten Staaten beschreiben, lausten die Stoff«, verschafften fich Schneider, die ihnen die Kleidungs- stücke zuschnitten, und dann fertigten die Damen dieselben an. Ich nahm mich der Männer an und beaufsichtigte das Exer- zieren. AIS fie so weit waren, daß fie fich nach Springficld bigcden konnten, ging ich mit ihnen und blieb so lange dort, bis fie einem Regimente zugewiesen waren." Das Angebot von Freiwilligen überwog bei Weitem den Bedarf, und dem Gouvemeur Iates wurde es schwer, zu ent- scheiden, welche er annehmen oder abweisen solle. Grant ver- weilte in Springfield, asfistirte bei der Truppenmusterung rc., und im Mai 1861, als die Sachlage eine ernstere geworden war, kam er um das Kommando über ein Regiment bei der zuständigen Militärbehörde mit folgendem Schreiben ein: „Sir, in Anbetracht, daß ich 15 Jahre in der regulären Armee gedient habe, meinen vierjährigen Aufenthalt in West- Point mitgerechnet, und weil ich es für Pflicht eines Jeden erachte, der auf Kosten der Regierung erzogen wurde, seine Dienste der Unterstützung der Regierung darzubieten, beehre ich mich, meine Dienste für die Dauer des Krieges zur Ver« fügung zu stellen, bereit, eine Stellung auszufüllen, welche mir angeboten werden möge. Ich dürfte vielleicht bemerken, daß ich mich im Hinblick auf mein jetziges Alter und meine lange Dienstzeit befähigt halten würde, ein Regiment zu be- fehligen, wenn der Präfident es für angemessen er- achten wollte, mir ein solche? anzuvertrauen. Ich habe im Stab des Gouverneurs dieses Staates gedient und soviel ich konnte bei der Organisation unserer Miliz geholfen, bin stolze» Pläne und süßen Hoffnungen knicken zusammen, wie die Halme unter der Sense des Schnitters. Wa« nützt Euch alles Talent, wa« nützt Euch die feurige Begeisterung für das Ideale? Ihre Flammen erlösche» unter der kalten Douche der Zurücksetzung, de» Mißerfolges, der Verachtung. Hier"— der Alte schlug sich heftig auf die Brust—.hier ist alles hohl, leer, ausgebrannt, wie ein Krater, der keine Lava mehr spuckt. Das hohläugige Elend kauert auf Eurer Schwelle und grinst Euch jeden Morgen beim Erwachen mit bleicher Fratze an. Und was bleibt Euch dann, um die erbärm- liche Nichtigkeit des Leben« zu fliehen? Ein Schuß in den Kopf, oder der Absynth ! Ja, beim Abspnth findet Ihr Trost, beim Absynth findet ihr Ruhe vor dem giftigen Leid, da« Euch am Herzen nagt, beim Absynth findet Ihr Vergessen— er ist die Lethe aller Unglück.ichen und Elenden, der einzige Freund, der UN» treu bleibt bis aas Grab. Vive l'absinthe!" Der Alte fuhr sich mit beiden Händen an den Kopf, dann griff er zum Glas, goß den Rest des Getränks hinunter und rief wieder:„Hollah, Ninette, einen Grünen!" Pere Elias war wie gebrochen zusammengesunken und stierte theilnahmSlo» vor fich hm. Als die Kellnerin ferne» Absynth brachte, schien es mir, als wenn die Facetten des GlaseS unheimlich gleich grünen Nixenaugen funkelte». Eine bleierne Schwüle lastete auf der Brasserie. Die Wirthin thronte noch immer lächelnd hinter dem Büffet. Am Tische links von uns hatte sich die hochbusige Brünette auf die Kniee Gaston« gesetzt, fuhr kosend mit der Hand durch dre schwarze» Locken deS jungen Etudiant und fang: „L'amonr rode dans mon quartier, II faut laisser la porte ouverte!" Am Tische rechts sagte das alte Männchen schmunzelnd zu seiner Frau:„Doppel-Vier— Domino! Hähä, daS ist heute Abend die sechste Partie, die ich Dir abgewinne, mein Kind. Chance» muß man haben!" Dan« scharrte er die Domino-Steine auf's Neue zusammen und benetzte seine dünnen Lippen mit dem warm gewordene» bock, an welchem er beretts seit zwei Stunden trank.....
Dieser Brief wurde keiner Antwort gewürdigt, aber bald darauf erhielt er durch den Gouverneur NateS ein Regiment zugewiesen(daS 21. Illinois). Viele seiner Leute waren aus guter gesellschaftlicher Stellung: alle ganz undiiziplinirt, und er hatte anfänglich die größte Mühe, ihnen auch nur den ge« ringsten Begriff von Subordination beizubringen. Im Juli wurde Grant nach Quiney kommandirt, um einem von Re- bellen angegriffenen JllinoiS-Regiment zu Hilfe zu kommen, und seine alte Zaghaftigkeit und die Abneigung gegen sein Wirken kam wieder über ihn wie in früherer Zell. Als er fich dem muthmaßlichen Schlachtfelde näherte, waren seine Gefühle, wie er sagt,„keineswegs angenehme." Er hatte nie zuvor ein Kommando gehabt:„wenn ein Anderer Oberst und ich Oberstlieutenant gewesen wäre, dann glaube ich, hätte ich keine Bangigkeit gefühlt!"(DaS drückende Gefühl der Ver- antwoMchkeit für das Leben der Mitmenschen!) ES fand in« dessen kein Gefecht statt; die neugeworbenen Truppen auf beiden Seiten bekamen Angst und liefen davon! Zunächst marschirte Grant nach Florida , um gegen Harris zu kämpfen; auch dieses Mal scheint die Furcht vor den feind- lichen Truppen eine gegensettiae gewesen zu sein, und als daS Lager Harris' erreicht war, hatten die Soldaten das Weite gesucht.„Nun schöpfte ich wieder Muth", schreibt Grant naiv. „Ich sagte mir, daß Harris mich ebenso gefürchtet habe als ich ihn. Von jenem Ereigniß bis zum Ende deS Krieges empfand ich nie vor dem Zusammenstoß mit dem Feinde Beängstigung, obwohl ich stets mehr oder weniger Besorgniß hatte." Binnen kurzer Zeit wurde Grant zum Brigade - General befördert und nach Neu-Mexilo beordert, wo er fich damit be- schästigte, sein ungeübtes Regiment zu drillen, daS einen Theil jener bewundemswerthen Armee bildete, deren Thaten die Welt in Erstaunen setzen sollten. Wie brav er und viele Andere fich unter den obwaltenden Umständen benahmen, wie sich Alle— Generale, sämmtliche Offiziere unb Gemeine der Lage anpaßten, in welche kfie fich unvorbereitet hineingestürzt sahen— dieS ist eine historische Thatsache. Exerzier- meister und gediente Unteroffiziere hatten vielleicht über den Anblick gelacht, dendiese Leute auf dem Paradeplatz darboten; die ernsteKriegsarbeit wurde jedoch von ihnen in einer Weise vollbracht, aus welcher alt- gejdiente Soldaten der militärischen Ratio« nen etwaS lernen konnten und gelernt haben. Nur ein junges Volk und ein solche«, das von setner Ent- stehung an gezwungen war, fich in allem zu versuchen, waS fich gerade bot, konnte aus dem Stegreif eine so glänzende Verwandlungsszene auf der Wettbübne produziren. Die erste von Grant geliefette Schlacht fand bei Belmont statt. Das 21. Illinois - Regiment hatte Paducah besetzt, die Rebellen von ColumbuS Besttz genommen, und letztere hatten überdies bei Belmont außerhalb der Stadt ein Lager enichtet. Hier kam es zur Schlacht. ES war ein glänzender Sieg der Unionisten. Grant wurde in den ersten Stadien deS Gefechts daS Pferd unter dem Leide erschossen. Ueber die Truppen, welche zum ersten Male im Feuer standen, sagt er:„Veteranen hätten fich nicht besser benehmen können, alS fie fich bis zu dem Augenblick führten, da daS Rebellentager genommen war. Von dem Zeiipunkt an wurden fie durch ihren Sieg demoralistrt und brachten fich um den Lohn ihrer Thaten. Kaum warm fie im Lager, so legten fie die Waffen nieder und begannen die Zelte nach Trophäen zu durchstöbem. Einige der Offiziere sprengten von einer Gruppe der Mannschaft zur anderen und hielten an jedem Haltepunkt kurze Lobreden auf die Sache der Union und die Leistungen der Oberleitung." Aus die Schlacht bei Belmont folgte Im Februar 1862 die Belagerung und Einnahme des Forts Donelson am Cumberland- Fluß. Als daS Fori durch die Unionstruppen zernirt war, schlug der General der Konföderirten, Buckner, einen Waffen- stillstand vor, auf welchen Antrag Grant durch einen Brief antwortete, der für die Geschichte seines Leben? höchst dedeu- tungsvoll geworden ist. Das dem Buche in facsimile eingefügte Schreiben lautet: „Mein Herr, Ihre Mittheilung, vom heutigen Datum (16. Febr. 1862), enthaltend den Vorschlag eines Waffenftill- standes und die Einsetzung von Vermittlem zur Bestimmung der Kapitulationsdedingungen habe ich soeben empfangen. Es können keine Bedingungen angmommen werden außer einer sofortigen und unbedingten llebergade. Ich beabfichttge, sofort auf Ihre Werke vorzurücken. Mit Hochachtung Ihr ergebener U. S. Grant, Brig.-Gm." Hierauf antwortete Buckner wie folgt: „Mein Herr— durch die Vertheilung der unter meinem Kommando stehenden Truppen, das Ereigniß eines unvorher- gesehenen Wechsels in meinem Stabe und die erdrückende Uebermacht der von Ihnen befehligten Truppen bin ich ge- zwungen, trotz der gestrigen glänzenden Waffenerfolge der Konfoderirten, auf die ungroßmüthigen und unritterlichen Be- dingungen einzugehen, welche Sie vorschlagm als Ihr»c. S. B. Buckner." Diese Korrespondenz trug Grant den Beinamen ein: ünoonditional Surrender Grant, und von der Zeit an stieg seine Popularität bedeutend. Dem Volk imponirte seine Art, mit dem Feinde zu reden, aufs höchste.„Das ist ein Mann," hieß eS,„bei dem keine Faseleien angebracht find, mögen andere thun, was fie wollen." Und Grant,„der For« derer unbedingter Uebergabe," wurde der Held deS TageS. Glücklicher Weise war er im Stande, diesen Beinamm auch femer zu rechtfertigen. Bald nach der Uebergabe des Forts Donelson wurde er zum DivifionS- Kommandeur(General -Major) ernannt. Das nächste wichtige Ereigniß, an welchem Grant Theil hatte, war war die Schlachtlbei Shiloh oder Pittsburg , die für die UnionS- tmppen bekanntlich fiegreich ausfiel. Der erste Band schließt mit der Uebergabe von Vicksburg , und die Beschreibung jenes wichtigen SicgeS nimmt viel Raum in Anspruch.„DaS Schicksal der Konföderation," sagt General Grant,„wurde durch den Fall Vicksburgs defiegelt, aber eS waren noch viele harte Kämpfe zu bestehen und viele kostbare Menschenleben mußten noch geopfert werden. Doch blieben die Anhänger der Union fortan moralisch auf der Höhe." Der Bericht dieser„harten Kämpfe" ist dem zweiten Theil deS Buche« vorbehalten, in welchem die Memoiren zum Ab- schluß kommen werden- Gmeral Grant wollte keine Geschichte des Krieges schreiben, obgleich der zweite Band wahrscheinlich die Form einer solchen haben wird, denn die ferneren Ereignisse find hauptsächlich durch ihn geleitet oder wenigstens geplant worden. Der Mann, welcher eine Armee organifirt, eine Rebellion niedergeworfen und eine Nation„gemacht" hat, oder wenig- stens wiedet zu d e m gemacht hat, was fie war, schreibt über seine persönliche Laufbahn in einer schlichten, obschon würde- vollen Weise, welche zeigt, daß er die Elemente wahrer Größe in fich ttug. Eine unerschütterliche Beharrlichkeit scheint die Hauviursache von General Grants Erfolg gewesen zü sein. Er hat fich nie hervorgedrängt oder versucht, fich seiner Vor- gesetzten durch Jntriguen zu entledigen, noch durch Nichterfüllung von Befehlen aus Originalität Anspruch zu machen
getrachtet. General GrantS Emporkommen, sowohl in der Armee alS im polttifchen Leben ist so wunderbar, daß Manchem derlei Manöver in den Sinn kommen dürften. Der Verdacht würde indessen gänzlich unbegründet sein. Daß Grant an die Spitze berufen ward, geschah, wenigstens in seiner militärischen Eigenschaft, weil er der fähigste Mensch war, und seine eigene Erzählung seiner Leistungen in vergangener Zeit ist ebenso interessant wie werthvoll. Geschichtliche Werke aus der Feder derer, welche die Geschichte gemacht haben, find stets des Lesens werth.
Politische Meberstcht. + Hofbaurath Georg Adolph Temmler, der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete für den Wahlkreis Leipzig - Land, ist am 2. d.M. in S ch w e ri n(Mecklenburg ) gestorben. Demmler ist am 22. Dezember 1804 zu Güstrow in Mecklen burg geboren, von 1819 bis 1822 besuchte er die Bauakademie in Berlin , wurde 1823 Feldmesser in Potsdam , trat 1824 in den mecklenburgischen Staatsdienst und erbaute bis 1851 die hauptsächlichsten Hochbauten Mecklenburgs, besonders das Schloß und das(vor wenigen Jahren niedergebrannte Theater) in Schwerin . Wegen AntheilS an der politischen Bewegung 1848—50 im Jahre 1851 ohne Pension entlassen, kehrte D. erst nach längeren Reisen durch ganz Europa 1857 nach Schwerin zurück. Er war nachher Mitgründer des Nationalvereins, der deutschen Volkspattei und der Genier Friedens- und Freiheits« liga. Zuletzt schloß er fich den Eozraldemokraten an. Von 1876—78 vertrat er den Wahlkreis Leipzig -Land im Reichstage- Nach der Auflösung des Reichstags in Folge der Atten- täte erklärte Demmler, daß jüngere, kräftigere Elemente nöthig seien, um mit der hereinbrechenden Reattion den Kampf auf» zunehmen und so zog er fich vom öffentlichm polttifchen Leben zurück. Demmler war ein Mann, dem auch seine polttifchen Gegner nur Gutes nachsagen konnten, trotzdem fand fich nach den Attentatstaaen ein fanatifitter Pöbel zusammen, um dem alten Manne dre Fenster einzuwerfen. Und es blieb nicht bei diesen Heldenthaten, man suchte dem GreiS bei jeder Gelegen- heit übel mitzuspielen. Allmälig glätteten fich die aufgeregten Wogen und die Hetzer mußten erleben, daß ihr Vorgehen von der ganzen gebildeten Welt die strengste Veruttheilung erfuhr. Demmler blieb seiner Ueberzeugung treu, Ehre seinem An» denken! Zur Empfehlung des BrauntweinmouopolS hieß eS schon vor einigen Tagen in dem offiziösen„Nürnb. Korr.":} „Die Produzenten dürfen von der Einführung des Brannt« weinmonopols eine Steigerung der Preise erwarten, da der Staat als der einzige Käufer im Inland alsdann die Regultrung des Handels ganz in seiner Hand hält." Von demselben Gedanken werden natürlich auch diejenigen Spiritusbrenner beherrscht,> welche fich auf die Branntwein Steuerreform freuen, obgleich es eine Ereuererhöhung sein soll. Sie rechnen, daß nicht nur nichts von der Steuer auf fie fallen werde, sondern sogar der Staat aus dem Eteuerettrag ihnen bessere Preise, als fie im freien Verkehr bestehen, zahlen werde, so daß neben den Plä« mien für die Ausfuhr auch noch für den Jnlandsverkehr daS Gewerbe der Spiritusbrenner eine Staatsunterstützung erhal« ten würde. Die„Zeitschrift für SpirituSindustrie" rechnet daS in ihrer letzten Nummer schon speziell heraus. Bis vor Kurzem wurden 10 000 Liter- Prozent, d. h. 100 Liter absoluten Alkohols, zu rund 37 Mark verkaust; jetzt, in Folge deS Monopol», Projekts, ist eine Hausse eingetreten, bis beinahe 40 Marl für ein Hektoliter. Für daS Hektoliter find aber auch rund 16 Mark Steuer zu zahlen gewesen, und der äugen- dlickliche steuerfteie Preis ist also rund 24 Mark. Die „Zeitschrift für SpirituSindustrie" fordert nun vom Staat bei Einführung des Monopols einen steuerfreien Minimalpreis von 30 M. Also ist dieser Minimalpreis schon 6 Mark höher, als der jetzige Marktpreis. Der steuerfreie Moriwalpreis soll sein 40 Mark, der durchschnittliche Preis also 35 Mark. Gesetzt nun. der letztere würde bezahlt, so erhielten gegenüber der jetzigen Lage des Marktpreises die Produzenten für jedes- Hektoliter Spiritus ein Geschenk von 11 Mark, und bei der Höhe des jetzigen Konsums im Inland würden das jährlich einige Dutzend Millionen Mark werden. Aber auch der Aus« landspreis steht dem inländischen ziemlich gleich, und so ver- löre der Staat bei jedem Verkauf eines Hektoliters ins Aus» land ebenfalls 11 Mark, indem er zu 24 Mark verkaufte, was t er zu 35 Mark eingekauft hätte. Bei jährlich nmd hundert i Millionen Liter Verkauf ins Ausland, der ja aber noch ge« steigert werden soll, wären das wieder 11 Millionen Mark Verlust für ein Jabr. Alle die Dutzende von Millionen gingen erst ab, ehe der Staat einen Heller von der Steuer für fich er- hielte. Daß mit solcher Lage der Dinge eine ewige Agitation gegen das Epiritusmonopol, gegen die Staatsverwaltung und gegen die Spiritusintereffenten ins Leben gerufen würde, ist selbstverständlich. Die„Zeitschrist für Sprritusindustrie" hat ihr Schiff etwaS zu kühn durch die Wellen streichen lassen! Auf iGrund deS Sozialistenges tze« verbietet die kgl. Regierung von Oberbayern unterm 2. Januar das zwei doppel» 1 spaltige Seiten umfassende Flugblatt mit der Ueberschrist „Prosit Neujahr!" Druck und Verlag der schweizerischen GenoffenschastSbuchdruckerei Hottingen -Zürich . Franrreich. Die Ministerkrise dauert noch fort. Freycinet weigert fich noch immer, das Kadinet zu bilden, weil er glaubt, daß daS« selbe doch nicht von langer Dauer sein werde. Ueber eine Soldatenmtßhandlung und die Bestrafung des Missethäters schreibt die„Republ. francaise":„Ein Beschluß deS Präfidenten der Republik verhängte die schwerste DiSz pli» narstrafe, welche die Reglements kennen, über den EskadronS« chef Bazaine vom 35. Artillerie-Regiment, indem er diesen in Nichtaltivität durch Entsetzung von seinem Posten versetzt. Die vollständige Enquete, welche von dem General Forgemol, Be» fehlshaber des 11. Armeekorps, geleitet wird, ist noch nicht beendet, da Jedermann die Verantwortlichkeit für die abscheu» lichen Mißhandlungen, welche den Tod des Kanoniers Äubin herbeiführten, auf die Andern zu schieben sucht. Die eine Thatsache aber steht fest: daß der ESladronschef Bazaine be» sohlen hatte, den bei den Reitübungen ungelehrigen jungen Soldaten auf ein Pferd zu binden, daß der Eskadronschef Bazaine gleichgiltig die Leiden des Unglücklichen mit angesehen hatte, von wo derselbe ohnmächtig ins Gefängniß getragen und ihm mit Eimern kalten Wassers sowie mit Peitschenhieben der Garaus gemacht wurde. Herr Bazaine Neffe wird aus der Armee weggeschickt und dies ist nur dillig. Die Subaltern, die unter seinen Befehlen standen, haben jedoch bei den Auf» tritten vom 14. Te.ember thätig mitgewirkt; sobald die Rolle eines Jeden von ihnen unparteiisch festgestellt ist, wird der Kriegsminister die Disziplinarstrafen verhängen, welche die Stadt und die Garnison Vannes alS gerechte Vergeltung erwarten."— Die Strafe ist viel zu gelinde, haben die Herren Bazaine und Genossen den Aermsten kaltblütig ermordet, so verdienen fie nicht nur weggejagt, sondern obenein ins Zucht-, haus gesteckt zu werden. Amerika. Mr. Egon, der Präfident der irischen National-Liga, hat ein Rundschreiben erlassen, worin er das National-Komitee jener Assoziation für dm 20. Januar nach Chikago einberuft. Mr. Egan schreibt, daß er bis dahin Nachrichten aus Irland zu erhalten hofft, die das Komitee defähigm werden, endgittig den Zeitpunft für das Abhaltm einer Konvention der Liga anzuberaumen, welcher Mr. Parncll persönlich anwohnen wird. Man veranschlagt die Sammlungen der Liga für Mr. Parnell'S parlamentarischen Fonds auf Lstr. 100000, und außerdem bat der irische parlamentarische Fonds Verein in New-Nork Lstr. 36 000 zusammengebracht. Qucdeck» dm 30. Dezember. Die meisten katholischen Bischöfe der Provinz werden im Laufe dieser Woche eine» Hirtenbrief erlassen, worin fie die Agitation unter den fran» zöfischen Kanadiern auf Grund der Hinrrchmng deS Jnsurgmten» führerS Louis Riel als dem Schreiben deS Papstes zuwider, welches die Katholiren ermahnt, das Gesetz deS Landes zu achten, verdammen werden. Wa' hington, 2. Januar. Die Staatsschuld der Ver einigten Staaten hat im Monat Dezember um 9090000 Doll- abgenommen, im Staatsschätze befanden sich ultimo Dezember 494360000 Doli.