iff»datOtt«derutetdieBeilage nun Berliner Bolksblatt.Nr. 63.Dienstag, de« 16. Marz 1886.HL JaPW.Parlamentsberichte.Deutscher Reichstag.�7. Sitzung vom 15. März, Nachmittags 2 Uhr„ Um Tische des BundeSrathS: von Boetticher, vonE ch e l l i n g.Die Bänke de> Hause» find schwach besetzt.Nach definitiver Annahme deS NachtiagsetatS tritt dashau» in die dritte Berathung deS von ReichenSperger einge-machten Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung derBerufung gegen die Uitheile der Strafkammern ein.Abg. M u n ck e l: Ich will nur erklären, daß ich denBeschlüssen zweiter Lesung gegenüber meine zum Theil ab-weichenden Wünsche für diese dritte zurückstelle und den Entwurf nach den Beschlüssen der zweiten möglichst einstimmig an-iunehmen bitte, waS ja nach der Besetzung deS Hause» heutenicht einmal eine große Anstrengung sein kann. Mir liegt soNiel daran, daS Prinzip der N>chtunfehldarkeit der Straf.kammern in thatsächlicher Beziehung festgestellt zu sehen, daßich dagegen alle übrigen zweifelhaften Grundsätze, wer inzweiter Instanz sprechen und wer fie anrufen dürfen soll, gernvor der Hand vertage. Ich glaube, daß der plastische Versuchmit dirsem Gesetzentwurf alle seine Gegner leicht mit ihmversöhnen würde. Allerdings mag manches in der Strukturin Folge einer schönen Bauordnung in dieser Angelegenheitentgegen sein; aber der Beweis, daß die sonstigen Garantien,nie wir für den Ersatz der Berufung hatten, schön seien,ist mir immer vorgekommen wie der Versuch eines Nachweises,daß doch eigentlich etwas, was unS nicht gefällt, schön seinsollte, und man nicht begreife, warum eS nicht schön ist. Eswag gut gemeint gewesen sein, man hat schöne Resultate er-warter, fie hätten einttessen müssen, wenn alles richtig gegangenwäre; aber eingetroffen find fie nicht, und wenn irgend Jemandktder oie Nothwendigkeit dieser Berufung zweifelhaft ist, demempfehle ich nicht die Einführung von Berichten oder sonstiaenSachen, sondern das Studium von Asten und Erkenntnissenerster Instanz, auch den hohen verbündeten Regierungen. Ichbesttze ein reichhaltiges Material, da? ich ihnen gern zur Ver-lägung stelle. An der Hand diese» Material» behaupte ich:mit dem Wegfall der Berufung find die Erkenntnisse ersterInstanz schlechter geworden, und ich glaube, daß fie mst derEinführung der Berufung besser sein werden. Darauf und aufmese Wirkung kommt es mir»unächst an und auf die Urtheile»weiter Instanz, au» welchem Mund« ste immer ergehen mögen.Sie werden nicht so schlimm sein, wie die vereinzelten GegnerNer Berufung eS im Augenblick erwarten mögen. Ob der an-genommene Entwurf auf Berücksichtigung Ausficht hat,va» kann man ja nicht wissen. Mein Gefühlist, daß, wenn die Etaatsregung fich der Ideeannehmen wollte, für die Wiedereinführung derBerufung eine Mehrheit in diesem Reichstage sein wird, magnun die Entscheidung über die Berufung den Landgerichtenober mag fie den OberlandeSgerichten übertragen werden.Nehmen wir daher den Entwurf, wie er aus der zweiten Lesungtlekommen ist, so einmüthig als möglich an!Abg. Reichensperger: Ich halte mich für berechtigt,Namen» der Mitglieder der Kommission, deren Vorsitzenderich war» dem Hause den Dank und die Anerkennung dafürauszusprechen, daß«» durch unveränderte Annahme des Ent-Wurf», wie ihn die Kommisston deschloffen, das erreichbareGute nicht aufs Spiel gesetzt hat um eine» di» jetzt noch nichterreichbaren Besseren willen. Ich knüpfe hieran die ganz be-stimmte Hoffnung, daß auch die Regierungen der vom Hausemit so großer Mehrheit angenommenen Vorlage schließlich inder Erwägung beitreten werden, daß der Reichstag dasjenigeOrgan ist, wo am unmittelbarsten die Bedürfnisse deS Volkesihren Autdruck finden; und ein solche» Bedürfniß ist in der<hat die Wiedereinführung der Berufung.Die Vorlage wird dann im Einzelnen unverändert nachden Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen.Abg. Lipke bittet, die Abstimmung über die Vorlage i mganzen angesichts der sehr schwach desetzten Bänke de«vause» auf eine Sitzung zu verschieben, wo die Abgeordnetenjahlreicher zugegen find. Der Präsident würde diesemverlangen gern stattgeben, wenn der Abg. Lipke im Standeä>-ire, ihm eine solche Sitzung zu bezeichnen.(Heiterkeit.). Auf den Vorschlag R i n t e l e n» einigt man fich dahin,bie Abstimmung noch yeute, aber nicht sogleich, sondern erst,wenn nach Schluß der Sitzung deS Abgeordnetenhauses dielitzt dort befindlichen Mitglieder erschienen sein werden, vorzu-bvhmen.. Es folgt die dritte Berathung der vom Hause an StelleT? ursprünglichen Antrags Lenzmann angenommenen5viden Gesetzentwürfe, betreffend die Entschädigungfür unschuldig erlittene Strafen, und betreffendwe Abänderung und Ergänzung der Vorschriften der Straf.Kvzeßordnung über die Wiederaufnahme de»Erfahren».Abg. Hartmann rechtfertigt seinen in zweiter Lesungwst«instimmig abgelehnten Antrag, den er durch«rankhett'»hindert war, persönlich zu vertheidigen, und dm er, alS'uSstchtZlo», auch jetzt nicht von neuem einbringenM Er führt aus, sein Antrag habe, im Unter.Wtd von den B-schlüffen de» Hause», da» Entstehen des Ent-MdigungSanspruchS beschränken wollen auf Vre Falle, wo»stens deshalb auf Freisprechung erkannt ist, weil die That,deren die Verurtheilung erfolgt war, überhaupt nichtni» nicht vom Verurtheilten begangen, oder werl die sammt-(wfn Beweise, auf welche die Verurtheilung fich gründete, be-'"igt worden; und wo zweiten» ein erlittener Vermögen«-Nchtheil de» Verurtheiltm evident und genau sudstanziirt sei.Entwurf, wie er in zweiter Lesung beschlossen ist. kanni�ner nicht zustimmen(hört, hört!) auf die Gefahr hin, da»� t solcher Ablehnung verbundene Odium allein zu tragen oderU den Regierungen zu theilen. Er halte ihn für undurch-.......... ttn� auj(gmnb derbehaupten. ES sei einHauS vorzunehmen im«•B'jrr flehe; uvv man mune um ,o vorfichtiger sein, al»�"'fchland der erste Staat sei, der den Entschadrgungkan.'�uch w hfx Gtsetzgebung einführe..Träger: Nachdem in der letzten.. e k.... 9 r n__ rn_.».f C �Urnen hat, muß ich mich sehr wundem,da» HauSimmig an-erade der Abg.altüder in derKommiiston ein warmer Befürworter derMSSK-cLLZ-ZE�Ste Volksvertretung wie der Reichstag fich mit solcherZ.�Nigkeit für einen Entwurf erklärt, so ist daS gewiß einjeden Fall der Verurtheilung eine»den Richterstand kehren. Ein Irrwird der Unwille überUnschuldigen fich gegenthum, dessen Folgen beseitigt werden können, wird dergleichenbedmkliche Erscheinungen nicht nach fich ziehen. Wmn gesagtwird, in anderen Staaten habe man nicht eine solche Gefetz-gedung, wie wir ste hier machen, so meine ich doch, Deutschland ist groß und mächtig genug, um auch für fich allein dasRechte zu thun; und es wird fich gerade dadurch, daß es aufdiesem Gebiet dm ersten Schritt wagt, ein unsterbliche» Ver-dienst erwerben. Ich dedaure sehr, daß die Regierungen über dmGegenstand noch nicht schlüssig geworden find. Der frühere wohl-wollende aufgeklärte Absolutismus hat vielfach auch wider-willige Völker in die Bahnen de» Fortschritts gezwungen; wennjedoch heute die Regierung einem einheitlich erklätten Volk»-willm gegenüber fich ablehnend verhalten sollte, so wäre da»eine Art Absolutismus, der weder Wohlwollen noch Aufklärungbesitzen würde. Im eigenen Interesse der Regierung wünscheich, daß fie unserem Beschluß zustimmen möge: fie sollte be-denken, daß sonst jeder neue Fall der Verurtheilung eine» Un-schuldigen eine Anklage gegen die Regierung sein würde.Abg. Reichensperger: Da Herr Hartmann keinenGegenantrag gestellt hat, so will er, daß nichts geschehe, damitnicht etwa zu milde gegen den Angeklagten vorgegangen werde.Er will nur dem wirklich Unschuldigm eine Entschädigung ge-währen. Ja, kann denn der Richter die absolute Wahrheitfinden? Er muß fich doch an die gegebenen Beweise halten,und wenn diese nicht gcnügm, tritt der Angeklagte in dieReihe der übrigen Staatsbürger ein. Ein zu mildes Gesetz istmir immer noch lieber alS gar kein Gesetz.(Beifall.)Der Gesetzentwurf, betr. die Entschädigung für unschuldigerlittene Strafen, wird gegen die Stimmen mehrerer Deutsch-konseroativm(Hartmann, Äamp, Graf Mottle, v. Kleist-Retzow,Kropatscheck, v. Busse) angenommen.Zugleich hat die Kommission einen Gesetz- Entwurf vorgeschlagen, welcher die Wiederaufnahme de» Verfahrens er»leichtern will.Abg. Veiel erklärt, daß er gegen diese» Gesetz stimmenwerde.Abg. R i n t e l e n bemerkt, daß das Entschädigungsgesetzohne das vorliegende Gesetz nicht durchgeführt werden könne.Der Gesetz- Entwurf wird gegen die Stimmen eines TheilSder Deutschkonservativen und einiger ffiationalliberalen ange-nommen.Auch der Gesetzentwurf, betreffend die Wiedereinführungder Berufung, über den die Abstimmung ausgesetzt war,wird nunmehr gegen die Stimmen der Deutschkonservativen undeiniger Rationalliberalen angenommen.Darauf wendet fich das Hau» der Berathung der verschie-denen Anträge zur Arbeiterschutz-Gesetzgebung zu,über welche von der Kommisfion bereits ein Bericht erstattet ist,soweit ste fich auf die Einrichtung der Jadrikinspektton und aufdie Gewerdegerichte beziehen. Die von der Kommisston vorge-schlagen« Resolution bezüglich der Fabrikinspektoren lautet: denHerrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Ver-mehrung der Zahl der mit der Beaufsichtigung der Fabrikenbetrauten Beamten(§ 139 b) unter thunlichster Verkleinerungder AufsichtSbezirke überall da herbeigeführt werde, wo sichdaS Bedürfniß einer solchen Maßrcgd zur vollkommenen Erreichung der Aufstchtsz wecke bereits herausgestellt hat oder nochherausstellen wird.Hierzu liegen zwei Anträge vor: 1. Vom Abg. Auer:den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, in nächster Session demReichstag einen Gesetzentwurf vorzulegen, welcher die Stellungder Fabrikinspettoren(Gewerberäthe) gesetzlich regelt; 2. vomAbg. Halden: dem Schluß der Resolution folgende Fassungzu geben:„überall da herbeigeführt werde, wo die gesetzlichenZwecke der Äufficht wegen der geringen Zahl der vorhandenenBeamten bisher nicht in völlig genügender Weise erreicht wer-den konnten, oder wo eS nicht möglich sein würde, erforder-lichenfallS alle vorhandenen Betriebe mindestens einmal imJahre zu besichtigen."Dieser Antrag wird nicht genügend unterstützt. Er ist,wie der Referent Abg. Lohren mittheilt, in der Kommisstonmit 12 gegen 8 Stimmen abgelehnt worden.Der eben mitgetheilte Antrag Auer, welcher der Kommisstonnicht vorgelegen hat, ist nach Anficht deS Referenten insofernvon Interesse, als er da» von den Sozialdemokraten in ihremursprünglichen Antrage geforderte Institut der Arbeitsämteraufgiebt. Die Sozialdemokraten haben in der Kommissionauch für die Resolution gestimmt.Abg. Kalle: Die Sozialdemokraten haben in ihren An«trägen ein scheinbar weitgehendes Entgegenkommen bewiesm.Ich erblicke darin lediglich einen Akt kluger Politik. Der An-tragsteller ist sich sehr wohl bewußt, daß die große Mehrheitder Arbeitgeber, der besonder» tüchtigen Unternehmer, gar nichtin der Lage sein wird, fich an den Geschäften der vorge-schlagenen Organe zu bctbeiligen, während die Arbeiter stet»vorhanden seien und die Mehrheit bei den Sitzungen der Ar-beitskammer u. s. w- bilden werden. Die ganze Organisationwürde dm außerordentlich hoben Kostenaufwand von 3 Millionmjährlich erfordern. Dieses Bedenken ist aber nicht ausschlag-gebend. Der Schwerpunft liegt in den Arbeitsämtern, welchenach der Anficht der verbündeten Regierungen eine Ver-winung in die Kompetenzen unserer Landesbehörde brinamwürden. Noch bedenklicher ist die Zusammensetzung der Ar-beitSämter. Glaubt man wirklich, daß Arbeiter, oder garFlauen, die auch Mitglieder sein können, geeignet find, umder schwierigen Aufgabe der Fadrikbeauifichtigung ,u genügen.Diese erfordert ein ungewöhnliche» Maß techmschm, wirth-lchastlichen Verständniffes, Menschenkenntniß und Objektivität.Meine Partei ist für die vorgeschlagene Resolution und gegenden Antrag Auer.Abg. K a y s e r: Für unS Arblitervertreter handelt es fichvor allen Dingen um die Gewinnung einer offiziellm Stellungdes Arbeiters im heutigen Produktionsprozeß. Von diesemGefichtSpuntte au» sind unsere Organisationkanträge zu ver-stehen. Der Arbeiter ist heutzutage nichts andere» alS Roh«Material; er soll aber auch etwa» mitzureden haben in demProduktionsprozeß. Au» den Arbeiten der Kommission istnicht» herausgekommen als«ine Resolution, die gar leine prak«tischen Konsequenzen haben kann. Der Staat soll den KriegAller gegen Alle mildern. Während die Freunde des HerrnBamberger durchaus den Arbeiter der freien Konkurrenz preis-geben wollen, fordern wir in Deutschland, wo wir schon solange von Sozialresorm reden hören(Abg. v. Vollmar:„reden!"),einfach und klar eine Theilnahme de» Arbeiter» an dem Pro-duklionsprczess«. Die Arbeiter haben aus wirthschaftlichem Ge-biet nicht wie die anderen Klaffen ihre Vertretung. Gegenüberder Forderung einer solchen Vertretung sollten Sie sich nichtablehnend verhalten; denn nur aus dem Mangel derselbenoew nnen die Lohnstrettigkeitm heutzutage ihre Schärfe.Der Bericht der Kommisston ist bedauerlicher Weisenicht objeftio abgefaßt, er giebt, wie ich auf meineErkundigungen erfahrm habe, nicht die in der Kommisfion»um Ausdruck gekommenen Meinungen, sondern zum großenTheil die persönlichen Anfichten deS Herrn Referenten wieder.(Hört!) So steht z. B. darin, daß die Arbeiter in Ausführungdes Kranken« und Unfallgesetze» nicht gut genug arbeiten, manmüsse die Beobachtung machen, daß die Arbeiter ibre Thätig-keit dabei lediglich als lästige Pfl-cht betrachten. Dieser Vorwurf ist vollkommen ungerechifenigt und in der Kommisfionnicht ausgesprochen worden. Die Fabrikinspektoren sollen nachunserer Me.nung ReichSinstitute sein, denn die so,iale Gesetz-gebung hat ja daS Reich seiner Fürsorge vorbehalten. Des«halb verlangen wir auch eine reichsgesetzliche Regelung, undder Herr Referent erblickt mit Unrecht in diesem Vorschlageeinen Büßergang gegenüber unserem Antrag auf Einsetzungvon Arbertsämtern. Eine Vermeh-ung von Beschwerden wäredurch diese reichsgesetzliche Regelung durchaus nicht zu be-fürchten, z. B. find bei Weitem mehr Beschwerden aufgetauchtin Folge des den Partikularstaaten zur Ausführung über-lassenen KrankenverficherungSgesetzcS, als gegenüber derdurch das ReichsverstchcrungSamt ausgeführten Unfall-Versicherung. Die Resolution ist zwar in der Kommisfioneinstimmig angenommen worden, wir werden aber im Plenumgegen dieselbe stimmen, da wir un» von ihr keinerlei prak-tischen Erfolg versprechen können. Der Einward, daß dieDurchführung unserer Vorschläge zu viel G-ld kosten würde,ist keinesfalls durchschlagend, ich brauche Sie nur an anderegrößere Posten de« Etats erinnern, in denen die Anlage beiWeitem nicht so produttiv gemacht ist, wie hier die etcral1/» Millionen Mark im Interesse der Ardeiterorganisation.Da» bedauerlichste aber ist, daß durch solche Resolution einesystematische einheitliche Sozialgesetzgebung unmöglich wird,da stets nur Flickwerk zu Stande kommt, da» baldigst wiederKorrekturen veranlaßt. Auf diese Weise wird die Hoffnungund da» Vertrau-n der Ardeit r nicht gestärkt, sondern herab.gemindert. Mrt etwas mehr Wohlwollen gegenüber unserenAnträgen leisten Sie der versöhnlichen Stimmung unter denArbeitern Vorschub. Das bitte ich Sie zu bedenken.(Beifallbei den Sozialdemokraten.)Um 4'/« Uhr wird die weitere Berathung bis Mittwoch1 Uhr vertagt. Außerdem soll der Antrag Viereck wegen Auf-Hebung des EprengstoffgesetziS berathen werden.Abgeordnetenhau».41. Sitzung vom 15. März, 11 Uhr.Am Ministertische von Goßler, LuciuS und Kom-miffarien.Eingegangen ist der Gesetzentwurf betreffend den Bauneuer Sch'ffmtntSkanäle und die Verbesserung vorhandenerSchifffahttSstraßen.Die zweite Berathung deS K u l t u» e t a t wird in Kap.122(Kunst und Wissenschaft) fortgesetzt: bei Tit. 20» Metto-rologlsches Institut zu Berlin kommtAbg. L e t o ch a auf die schon in früheren Jahren ange-regte Reorganisation diese« Institut» zurück und fragt, od dieWetterbeobachtungen desselben auch der Landwirschaft zugäng-lich gemacht werden sollen.Ministerialdirektor Greifs kann in dieser Beziehung einebindende Zusage nicht machen. DaS meteorologische Institutverfolgt vorwiegend wissenschaftliche Zwecke.Abg. Schmidt(Stettin): Seit Jahren ist eine Reformdes meteorologischen Institut» angebahnt, zuletzt durch»nträgeder verstorbenen Abgeordneten Tdilenius, Huyffen, v. Wedell-Malchow und von mir, ein hydrographisches Institut fürdai Binnenland der Monarchie zu errichten und dieReorganisation so zu gestalten, daß eine leistungssähtg« Zen-tralanstalt in Verbindung mit dem hydrographischen Institutgebracht werden könne. Nach G'ündung eine» Lehrstuhles fürMeteorologie an der Berliner Univerfilät find die Ausgabenfür die Reform im Etat festgestellt und in Aussicht genommen,das projeklirte Zentralinstitut mit Rückstcht auf die hervor-ragenden Leistungen deS Auslandes allmälig zu erweitern.Danach ist anzustreben neben der Vermehrung der Beamtendie Vermehrung der Stationen, die Ausstattung der letzterenmit guten Instrumenten rc. Ich dedauere, daß der Abgeord-nete ThileniuS nicht mehr die von ihm so sehr gewünschte Re-organisation erlebt hat, aber ich glaube in Ihrem Sinne zubandeln, wenn ich seiner heute in treuer Erinnerung gedachthabe.(Beifall.)Der Rest de» Kapital» wird ohne Debatte genehmigt.Bei Kap. 123(Technische« Unterrichtswesen) Tit. 1, Technische Hochschule in Berlin, bemerktAbg. G o I d s ch m i d t: Die Hochschule wird in dem S!at5«führt alS Technische Hochschule in Berlin. Die hier angestelltenZrofefforen wohnen fast ausschließlich in Berlin und einige der.selben können schon der Nebenämter wegen nicht außerhalb Berlinswohnen. Auf die Lehrer und Beamten der benachbarten In«genieur- und Artillerieschule, welche den Titel bei Berlinführt, hat die Verleguna keinen Einfluß geübt. Dieselben er-halten den gleichen WohnungSgeldzuschuß wie vor ihrer Ueber-siedelung nach Charlottendurg. Meine Bitte an den HerrnUnterrichtiminister geht nun dahin, falls e» ihm nicht gelingensollte, die EerviSverhältniffe der Anstalt in der nächsten Zeitzu regeln, auf die kleine, den Ausgleich ermöglichende Summein dem nächsten Etat Bedacht zu nehmen.Geheimer Rath W e h r« n p f e n n i g sagt eine Berück-stchtigung dieses Wunsches für die nächste Session zu.Abg. Dr. Virchow wünscht, daß gewisse Räume de»Polytechnikums für die Zwecke eines elektrotechnischenLaborawrtum» bereitgestellt werden möchten. Die No h-wendigkeit einer Zentralstelle für Elettrotechnik werde inwissenschaftlichen Kreisen allgemein zugegeben. Es fehltin Preußen zur Zeit an einem Ort,»o in offizieller Weisedie elektrischen Maße autdewahtt werden und eine Kontioleteübt werden kann. Die Bemühungen des Geheimraths)r. StemmS, der zur Errichtung eineS phystkalisch-mechanischenInstituts ein Bauterrain unentgeltlich Ihergegeben hat, scheinenbeim Reich keinen Erfolg gehabt zu haben. Wenn da» Reichseine Einrichtungen von Jahr zu Jahr verschiebt, so ist e» eineEhrenaufgabe deS preußischen Staate», selbftftändig da» zuthun, wa» in seiner Macht liegt. Ick möchte den Ministsrdringend ersuchen, alS Chef de» Polytechnikum« möglichstschnell die von mir gewünschte Einrichtung ausführen zulaffen.Geh. Rath Wehrenpfennig: Das physikalisch-mechanische Institut, von welchem der Vonedner gesprochenhat, war ursprünglich seitens der preußischen Behörde geplart.Aul Anregung des Geh. Raths Siemens, der sehr bedeutendeOpfer für den Neubau eines physikalischen Instituts bringenwollte, wurde im Einverstandniß mit dem preußischen Finanz-mininer die Sache an da» Reich gebracht. Seit der Zeit hatvon Preußen selbstverständlich nichts geschehen können, da vondem Reich in nicht zu langer Zeit viese Sache in die Handgenommen werden wird.Abg. Virchow bittet die Regierung, ihren Einfluß beim