n

Dem Parlament ift ein Ausweis über die Zahl der Ber­sonen, die in den drei lezten Quartalen des verfloffenen Jah res, sowie im Januar und Februar d. J. in Frland gänzlich oder theilweise boycottirt worden sind, vorgelegt worden. In dem im Juni endenden Quartale wurden 80 Personen gänzlich und 219 theilweise boycottirt; im September Quartal 179 gänzlich und 706 theilweise; im Dezember Quartal 175 gänzlich und 716 theilweise. Im Januar wurden 181 gänz lich und 719 theilweise boycottitt, und im Februar 181 gänz lich und 718 theilweise. Wegen Boycottirens wurden im Ganzen 181 Personen in Antlagezustard versezt und gegen­wärtig sehen 33 Angeklagte ihrem Brozesse entgegen.

Balkanländer.

Mit welchen Mitteln das Handwerk fich im Wettbe trieb gegen die Großunternehmer zu behaupten versucht, dies wurde füngft in einer Schlofferversammlung in Nürnberg   von Herrn J. Scheren, dem Herausgeber der Deutschen Metallarbeiterzeitung" treffend nachgewiesen. Ders felbe theilte bei seiner Kritit des Submissionswesens folgendes mit: Bei der Submiffion für Herstellung eines 184 Meter langen schmiedeeisernen Geländers zur Einfriedigung des Hoch­reservoirs am Schmausenbud habe man das Schauspiel erlebt, daß ein Kleinmeister( Schloffermeister Stepper in Wöhrd  ) große Fabriken unterboten habe. Während die Maschinenbaus Attiengesellschaft, die doch mit den besten Werkzeugen ausge ftattet fel und das Rohmaterial jedenfalls viel billiger beziehe als ein Kleinmeifter, für den laufenden Meter 13.50 Dt. for berte, habe dieser Kleinmeister 9.60 M. gefordert und den Bu schlag erhalten. Das sei eine Schmuttonturrenz, die öffentlich gekennzeichnet werden müffe, da doch der Arbeiter barunter au leiden habe, denn es sei betannt, daß dieser Meister mit die schlechtesten Löhne zahle. So etwas sei aber nur mög lich, so lange die Arbeiter unorganifirt find, wären fte orgas nißrt, würden fie einfach eine solche Werkstätte sperren."

tigen, werden in Strafen von 5 M. und höher gezogen." Auf| duktionsmittel in möglichst wenig Händen massalritt mit impos Grund deffen erfolgte am 20., 21. und 22. b. M. an lämmt fanter Rühle das Riein- und Mittelbürgerthum. Bahlen bes liche 170 Mitglieder des Vereins die Kündigung, und haben weisen! fich fogar einige Arbeitgeber, welche nicht zur Jnnung zählen, veranlaßt gesehen, das Gleiche zu thun. In der am 22. d. M. stattgehabten, fast vollzählig von allen biefigen Mitgliedern besuchten Versammlung des Unterstügungsvereins wurde ein. ftimmig beschlossen, an Der uns heilig gewordenen Drganisation festzuhalten, und in Folge deffen werden am 4. April fämmtliche biefigen Mitglieder, darunter zirla 70 verheirathete die Arbeit niederlegen. Kollegen! Was sollten wir Anderes thun? Sollten wir uns der Willkür der Arbeitgeber unterwerfen? Dann würden dieselben erst recht mit noch mehr uns herabwürdigenden Anträgen fommen; außerdem würden zifa 15 bis 20 Kollegen gemaßregelt wer den. Wir sind daher zu diesem Schritt gezwungen und ist die Haltung der von der Maßregel betroffenen Kollegen eine zu versichtliche. Die Vereinsmitglieder bilden hier am Drt die Majorität der Berufsgenossen und die thatkräftigsten unb intelligentesten Arbeiter geboren zu uns. Die Arbeitgeber ftüßen fich zwar auf ihren Waarenvorrath und auf Buziehung fremder Kräfte; doch hoffen wir, daß dieselben im zweiten Falle nicht richtig rechnen, die Zäuschung wird nicht aus bleiben. Wir rechnen ficher darauf, daß die auswärtigen Kollegen fich nicht nach Frankfurt   a. d. Dder begeben, da hier leine goldenen Berge zu erringen find, denn wir lönnen nur unter den größten Entbehrungen unser fümmerliches Dasein friften; dies ist uns nur durch 15 bis 16 ftündige tägliche Arbeitszeit, lange Sonntagsarbeit und körperliche Ueberan strengung möglich. Kollegen, wir rechnen auf Eure Hilfe, haltet den Buzug nach Frankfurt   a. d. Dder streng fern.

Frankfurt   a. b. Ober, 23. März. Heinrich Becker, Bevoll mächtigter, Rosenstr. 74

Außland spinnt noch immer seine Intriguen gegen Bulgarien   weiter, nachdem der Fürst Alexander Beweise von seiner Unabhängigkeit gegeben hat. Erst versuchte Rußland  den Battenberger gang zu beseitigen, jest will es die Er nennung des Fürsten   zum Gouverneur von Oftrumelien auf fünf Jahre befchränkt haben, um während der Seit von neuem gegen seinen früheren Schüßling begen zu können. Die Bul  garen scheinen aber heute bereits die Freundschaft Rußlands  als sehr migliebig au empfinden. So schrieb neulich die Tirn. Konst.": noiesen hitischen Momenten steht Dir bevor, Bul  gare, daß Du Dich entscheidest entweder für die Freiheit, oder für die russische Knechtschaft, für den Ruhm oder für die Kette, für eine fichere Bafts und eine große Bukunft, oder für Schwarze Tage", für die Erhaltung der Nationalität oder für " Nichts", für die Vergangenheit eines Krum, Simeon, Asen und Samuel oder für eine Zukunft mit fremden Generalen, welche die Knute in der Hand und derbe Worte im Munde führen. Wofür wirst Du Dich entscheiden? Anerkennung ist Edelmuth, sobald fte fich jedoch in freiwillige Knechtschaft ver wandelt, ist sie mehr als Gemeinheit, Wohlthätigkeit ist Groß­muth; sobald man jedoch dafür Prozente verlangt, ist sie un edel. Alles hat seine Grenzen. Wenn Rußland   mit der ewigen Dankbarkeit unfererseits nicht zufrieden ist, so find wir nicht verpflichtet, ihm in den Mund zu springen, um es zu sättigen; denn in diesem Falle wäre die Förderung ber ewigen Dant barlett" für Rußland   eine Fressucht und für uns wäre fte gleichbedeutend mit der Dummheit umsomehr, als es fich nach träglich herausgeftellt hat, daß der Slavophilismu 3" nichts anderes it, als eine Falle, welche der " Norden" gelegt hat, damit der Süden" hinein. falle."-Auch bei den Mächten scheint Rußland   wenig Glüd mit seinen ,, wohlgemeinten" Borschlägen zu haben. So hat die Pforte den Großmächten eröffnet, fie sei geneigt, den Wunsch des Fürften von Bulgarien  , ohne Beitbestimfennig zu bolen ift, feit dieser Beit haben wir es auf dieser mung zum Generalgouverneur ernannt zu werden, zu be rücksichtigen. Auch Italien   soll den Signatarftaaten vorge fchlagen haben, die frühere Bestimmung, D. h. die Ernennung des Fürsten von Bulgarien   zum Generalgouverneur ohne Na mensnennung und Beiteinschränkung wieder aufzunehmen. Die englische   Regierung begrüße diesen Vorschlag aufs Freund­liefte und sei bereit, auauftimmen.

Aften.

d.

Die gemeinschaftliche Rommiffion aur Feststellung der russisch   afghanisden Grenze geht unverzüg lich mit der Grenzabftedung auf der Sektion von Merutschat nach dem Drus vor. Die Beziehungen zwischen den englischen und russischen Kommiffären find äußerst freundlicher und herz­licher Natur; aber ungeachtet des Wohlwollers auf beiden Seiten werden Hindernisse erwartet. Die Grenze soll auf den im englisch   russischen Einvernehmen vom Jahre 1875 angedeute ten Linien gezogen werden. Aber die Beschreibung der ange nommenen Grenze, die in den damals ausgetauschten Mit theilungen gegeben wurde, war so unbetimmt, daß fie Punkte von der größten Bedeutung, soweit es thatsächliche Besepung und die Rechte der Unterthanen des Baren resp. des Emirs anbelangt, dem Streite offen läßt. Inawischen werden die russischen Intriguen an der perftschen Grenze fortge fest thätig betrieben, und es ist leicht zu sehen, daß die Pro ving Khoraffan binnen Kurzem dem Wesen nach ein Theil des Barenreiches sein wird.

Die kleinbürgerlichen Gimpel, die Kleinen Rentner, bie Bwergkapitaliften, mit einem Worte, die petits bourgeois find gewöhnlich diejenigen Vögel, die den Großlapitalisten bei Gründungen, Staatsanleihen oberfauler Qualität, Börsen manövern aller Art bereitwillig in's Garn geben. Die Großen manövern aller Art bereitwillig in's Garn geben. Die Großen schöpfen den Rahm ab und die Kleinen bleiben auf dem Leim fleben, fie werden gerupft, und der Rest ist herabfinten in's Proletariat. Seit faat Béreire, der größte aller Spetulanten, Finanzg- enie vom Scheitel bis zur Soble, das lösende Wort Finanzg- enie vom Scheitel bis zur Sohle, das lösende Wort von der démocratisation du crédit gesprochen hat, der Demo ratifirung des Kredits, das beißt aus dem Börsenrothwälsch in's Deutsche übersetzt, der Ausplünderung nicht bloß der großen Kapitalisten, sondern aller Gesellschaftsschichten, wo noch ein

Bahn herrlich weit gebracht. Der Deutsche Dekonomift" vers öffentlicht eine Busammenstellung nothleibender aus ländischer Staatsanleiher", b. b. Anlehen solcher ländischer Staatsanleiher", b. b. Anlehen solcher Staaten, die zur Zeit weder Rapital noch Zinsen ihrer Riesen­pumps bezahlen. Da haben wir

Kolumbien  

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Konföderirte Staaten von Amerika Kofta Rica Eluador Guatemala  Honduras  Lieberia Louisiana Merito Mississippi. Paraguay  Beru San Domingo Virginia

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Soziales und Arbeiterbewegung. West- Virginien

An die Schuhmacher Deutschlands   ergeht folgender Aufruf: Kollegen! Arbeiter! Seit Jahresfrist besteht in Frankfurt   a. D. eine Filiale des Unterstüßungsvereins deut fcher Schuhmacher. Der Verein hat bisher mit Recht die Intereffen seiner Mitglieder zu wahren gewußt. Am 19. März d. J. wurde von der biefigen Schuhmacher Jnnung folgender Beschluß gefaßt: Die Schuhmacher- Innungsmeister ver pflichten fich, alle Mitglieder des Unterfügungsvereins deut scher Schuhmacher binnen 14 Tagen zu entlassen, event. die felben zum Austritt aus dem Verein zu veranlassen und zu gleich darauf hinzuwirken, daß die Gesellen dem Hirsch Dunder'schen Gewertverein beitreten( welcher, beiläufig gesagt, Der Geburtshelfer dieses Utases ift). Arbeitgeber, welche dem Beschluß zuwider Mitglieder des genannten Vereins beschäf

Eine tiefe Nührung durchschauerte fie Alle. Da sprang Justus auf; der Postillon_blies.

" Fort, fort," scrie der Alte, verberbt Euch diese ge­segnete Stunde nicht! Haltet sie hoch im Elend, vergesset fie nicht in der Freude, und Du, Edmund, wenn Du fein Feigling bift, steh' auf, gieb dem Mädel rasch' nen Ruß, in den Wagen, und Gott erhalte Dich!"

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Rein Bitten um Frist half! Ein finsterer Blick auf Edmund bewies genug! Er preßte Mathilden an sich, drückte den Eltern die Hand, und Lebe wohl" hüben und drüben und der Jugendgespiele war fort.

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Still fuhr der Tröbler mit den Seinen nach B.... zurüd. Am Rirchhof ließ er halten und ging mit Frau und Tochter an Aunens Grab.

Mathilde, mein Herzblatt", und er füßte fie. Ich habe Dir heute viel Glück und Weh dicht bei einander zus gemuthet. Hier auf diesem Grabhügel legst Du heut bie Jugend Deiner Seele nieder. Es soll so sein, ich bin ge­wiß nicht schuld daran. Hör' also auf, ein Kind zu sein, werde Dir Deiner edlen Weiblichkeit bewußt, die auch das armste Mädchen haben soll. Ich bereitete Euch diesen legten, schmerzlich schönen Tag, um Euch zu stählen für das Leben, für die Täuschungen, welche kommen. Und läßt Edmund den guten alten Sinn und feine Liebe zu Dir nicht, ist er ein Sohn nach meinem Herzen geworden, wie er's als Raabe war, und sein Vater spricht dann kein ,, Nein", nun, so wird auch der alte Justus feins fagen!"

B

Mathilde fiel faft bewußtlos dem Vater um den Hals, und Christine schluchzte heinahe wie damals bei der harten Ründigung. ( Fortsetzung folgt.)

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Aus Kunst und Leben.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater. Fräulein Leo poldine Korner, die neu engagite Operettensängerin des Friedrich Wilhelmstädtischen Theaters, ift am Mittwoch in Berlin   zum Antritt ihres Engagements eingetroffen. Ende nächster Woche wird die hier bestens bekannte Künstlerin im

Kapital Zinsen

Ungefährer Betrag

der Anleihen der zur Beit in Umlauf noch rüdftän Pfd. Sterl. bigen Binsen Bro. Sterl.

1923 845 2418 800 2 691 300 1 824 000 540 200 5 398 570 100 000 184 432 29 441 332 1 400 000 1 505 400 31 843 760

714 300

5 088 298

3 047 874

88 122 111

636 239

3 403 246 2119 512 337 440 303 026 6 269 550

84 000

9 113 125 3 330 000 1505 400 17 887 840 578 583

947 751 unbekannt

46 515 712

ART. 1 762 462 220 930 314 420 Summa 2 692 776 640 Dt.

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Der Nothstand in Hamburg   wird jest auch in der Nordd. Allg. Stg." sehr beweglich geschildert. Danach gab es täglich bei den Almosenvertheilungen große Ansammlung von Menschen, sodaß die Ronstabler vielfach absperren mußten. Alles dieses dauert auch jest noch fort, und die Beitungen Altonas und Hamburgs   enthalten ganze Spalten voll Anzeigen über die dargebotenen Gaben aller Art. Trop deffen, daß nun endlich Thauwetter eingetreten ist, wird das Elend, des. gleichen man hier und in hamburg   noch nie gesehen bat, noch lange andauern."

Streit in Hörde( Westfalen  ). Vor einigen Tagen fanden auf der hiesigen Hermannshütte die bereits vor einiger Beit angekündigten Lobnabzüge statt. Infolge deffen legten sofort annähernd 100 Kefselschmiede die Arbeit nieder.

Der Mannheimer Maurer- und Steinhauer- Fach­verein hat folgende Forderungen an die Meister gestellt: 1. Es wird eine Arbeitszeit von 10 Stunden täglich unter Bei behaltung der üblichen Bausen eingeführt. 2. Es werden mit Ausnahme bringender Fälle die Ueberarbeit, die Nacht und Sonntagearbeit gänzlich aufgeboben. 3. Es wird ein Minimal John von 35 Pf. pro Stunde festgesezt. 4. Es werden für ueberarbeit, Nacht- und Sonntagsarbeit, wo folche nicht ver mieben werden lann, pro Stunde bei Tag 45 Pf., bei Nacht 55 Pf. bezahlt und ist dies gleichzeitig als Minimalsat zu be trachten. 5. Es wird die Auslöhnung der Arbeiter am Sams tag und zwar stets eine halbe Stunde vor Eintritt des Feier­abends vorgenommen.

Zum Klavierarbeiterftreit in Bayreuth   veröffentlicht die dortige Streit- Rommmiffion folgenden Aufruf: Kollegen! Dret Wocheu find nun verfloffen seit der Arbeitseinstellung in der Pianofortefabrik von Eduard Steingräber in Bayreuth  . Der uns so frivol aufgedrungene Kampf scheint ein erbitterter zu werden, da schon in auswärtigen Blättern Arbeiter gesucht werden. Somit ist es Pflicht jedes Kollegen, dem Gebahren der Firma ganz energisch entgegenzutreten. Wir sind 40 Mann, welche der Dinge harren, die da lommen sollen. Der gute Herr will nun abfolut von Unterhandlungen mit der Rom  mission nichts wiffen, die er als Urheber des Streiks doch felbstverständlich anbahnen mußte. Die gestellten Bedingungen erklärte Steingräber nicht akzeptiren zu tönnen, weil seine Ehre zu sehr darunter leide( die unsere aber soll nicht in Betracht tommen). Einer Arbeitsaufnahme unsererseits ftelle er fich nicht in den Weg; wir sollen erst anfangen, und dann bes queme er fich allenfalls, unsere Wünsche zu hören. Das gleicht einer Rapitulation auf Gnade und Ungnade. Nun glauben wir annehmen zu dürfen, das gegnerische Lager sei so ziemlich gefprengt, da der Chef und seine beiden Söhne chon nicht mehr einer Meinung sind. Die guten Leute wiffen selbst nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht; balb spricht man von Geschäftsniederlegung, bald soll blos Klavierhandel betrieben werden und sollen die nicht fertigen Käften auswärts fertig gemacht werden u. s. w. Nun aber tommt der Hauptpunkt. Der sehr um uns besorgte Mann, der von Herzensgüte für unser leibliches Wobl überfließt, sagte: Wenn nur erft meine Arbeiter nichts mehr zu essen haben, tommen fie schon von selbst wieder! Dieser Aeußerung gegen über sollte unsere Drganisation ein tausendstimmiges Bis hierher und nicht weiter!" entgegensegen. Kollegen! Ihr seht, daß der so oft ausgesprochene Gedante und Ruf: Arbeiter, organifirt Euch!" nicht leer verhallen darf, und der so häufig gebrauchten Aeußerung: Es hilft ja doch nichts!" ein Ende gemacht werden muß. Daß es etwas hilft, hat auch manchen unserer fireilenden Kollegen zur Besinnung gebracht, die stets den Nugen einer allgemeinen Organisation nicht einsehen woll fernzuhalten, damit wir den uns aufgedrungenen Kampf fleg reich beenden fönnen, zum tusen für unsere sämmtlichen

"

Die Börsenkönige haben, so ficher wie zweimal zwei vier ift, thr Schäfchen, und zwar ein Schäfchen mit goldenem Vließ, längst ins Trodne gebracht. Auf dem Trocknen aber figen die fleinen Rapitaliften, die bei solchen faulen Unternehmungen ihr Vermögen verpulvert haben. Die Summen find geradezu enorm, belaufen fie fich doch auf mehr als 2 Milliarden Reichsmart. Das alte Lied: Ein großer Kapitalist schlägt zehnten. Kollegen! Wir ersuchen Euch, jeden Zuzug nach hier fleine todt, nur der Entwickelungsprozeß des Kapitalismus mit seiner Konzentration möglichst großer und möglichst vieler Pro­

Bigeunerbaron" debütiren. In der heutigen 50. Vorstellung bes Bigeunerbarons" wirken alle in der Premiere beschäftigt gewesenen Kräfte mit, von denen die Damen Fräulein Elise Eeparat Jabiläum feiern; fie spielen zum 50. Male die von ihnen freirten Rollen.

Schmidt, Stein und die Herren Wellhof und Saila eine Art

Unschuldig verurtheilt. Pohlom, 17. März. Ueber die felbftverschuldete Verurtheilung einer Unschuldigen bringt die Ratibor   Leobschüßer Btg." folgende Mittheilung: Die hierorts bei dem Gutsbefizer Herrn Mazuret im Dienste stehende un­perehelichte Eva Buchczy wurde von ihrem früheren Brot­herrn, dem Bauer Joh. Chmiel in W., Kreis Bles, vor beinahe fünf Jahren verbächtigt, deffen Taschenuhr aus der verschlossenen Tischschublade entwendet zu haben. Da die Magd, die durchaus nichts von dem Diebstahl wußte, dem Bauer gegenüber ihre Unschuld unter Thränen betheuerte, gerieth dieser dermaßen in Wuth, daß er die des Diebstahls Verdächtige so lange unbarmherzig mit einem Stride be arbeitete, bis fte, den Schmerz nicht mehr ertragend, die ihr zur Laft gelegte Beschuldigung wirklich einräumte. Sofort ließ nun der Bauer die Magd nach Sorau   in Haft sezen, woselbst fe bei ihrer Vernehmung in ihrer Angst denn auch zugab, den Uhren Diebstahl begangen zu haben, worauf fte eine sechs monatliche Gefängnißftrafe in Ratibor   verbüßte. monatliche Gefängnißfirafe in Ratibor   verbüßte. Erst fest stellt es sich heraus, daß nicht die aus eigener Schuld un schuldig Berurtheilte, sondern ein bei demselben Bauer in Diensten stehender Knabe den Diebstahl begangen bat; ber Dieb ist bereits amtlich vernommen worden und des Diebstahls gefändig. Gegen den Bauer Ch. find seitens der Staats anwaltschaft auch die erforderlichen Schritte bereits eingeleitet. - Die arme Magd aber, welche sechs Monate unschuldig im Gefängniß geschmachtet hat, bat feinerlei gefeßlichen Anspruch auf Entschädigung.

Im Jahrhundert der Tolerans  ". Ein seit 6 Jahren in Horrem   bei Köln   anfäffiger Rentner starb vor Kurzem. Da Der Mann Proteftant gewesen, so verweigerte der katholische Pastor von Hemmetsbach die Beerdigung auf dem katholischen Friedhofe, ordnete jedoch nach langen Auseinandersetzungen an, daß in der Armensünderede, wo man die Selbstmörder ver scharrt, ein Grab hergerichtet werde, was auch geschah. Die wenigen hier wohnenden Proteftanten aber verlangen nicht nur, daß der Todte ein Grab in der Reihe der übrigen Gräber er balten solle, sondern daß auch ein evangelischer Pfarrer die Leiche zum Rirchhofe geleiten und sie dort einfegnen dürfe. Da der katholische Paftor auf seinem Widerstand beharrte, tele.

graphirte man, nach der Frantf. 3tg.", an den Landrath_von Bergheim  , welcher zur Sicherung des Begräbnisses zwei Gen barmen entsandte. Am 15. Nachmittags fand nun unter großer Theilnahme der Bevölkerung die Beerdigung ſtatt; die Gen­

Darmen brachten den Sarg zu jener Stelle, wo der Lestvers storbene begraben lag und dicht nebenan, also in der üblichen Reihe, wurde nun von requirirten Arbeitern die Gruft ausge worfen. Den Proteft, den der Rüfter auch jetzt noch im Namen des Pastors erhob, ließ man unbeachtet, der evangelische Pfarrer vollzog die Einsegnung und die Bestattung fand in üblicher Weise statt.

Die neuen Kometen, von Fabry in Paris   am 1. De zember, von Bernard in Nashville   am 4. Dezember 1885 ent deckt worden, tommen erst im April resp. im Mai d. J. in thre Sonnennähe. Gegenwärtig find diese beiden Himmels förper nur in großen Fernröhren zu beobachten. Aus den auf ber t. 1. Sternwarte in Wien   ausgeführten Rechnungen läßt fich jedoch annehmen, daß beide Kometen im April dem unbes waffneten Auge fichtbar werben. Der Komet Fabry dürfte schon in der ersten Hälfte des April in dieses Stadium der Sichtbarkeit gelangen, und zwar am Sternbilde der Raffiopeia, wo er für das nördliche und mittlere Deutschland   fortwährend über dem Horizont bleibt. Anfangs langsam, bald aber mit beschleunigter Geschwindigkeit wird derfelbe den Berseus durch laufen und Ende April in größter Lichtentwicklung erscheinen und dann mit schnell abnehmender Helligkeit und raschen Laufes die Sternbilder Fuhrmann und Stier durchwandern und nach Süden gehen. Der Komet Barnard wird ungefähr Mitte April ohne Fernrohr fichtbar sein, und zwar im Stern bilbe der Andromeda; von da bewegt er fich in den Widder, wo er seine größte Helligkeit erreicht, und tritt in der ersten Hälfte des Mat aus der nördlichen in die südliche Halbfugel, wo er noch einige Wochen länger als der Komet Fabry fichtbar bleibt. Es find dies vor der hand jedoch nur vor läufige Resultate, da die Rometen in Bezug auf Licht­entwicklung und Schweifbildung ganz eigenthümliche Erschei nungen zeigen, welche außer dem Bereich der aft onomischen Rechnungen liegen.

Menschliche Scheusale. In Paris   wurden die Spanier Gonzales und Tega zu je 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Sie tauften fleine Kinder im Lande, lehrten dieselben, Krämpfe und dergleichen zu fimuliren, banden ihnen Arme und Beire, als wenn fie vertrüppelt wären, ja ägten fie fogar mit Vitriol und schickten die fleinen Märtyrer in diesem fläglichen Bustand auf den Bettel, dessen Ertrag ste ihnen abliefern mußten.