die Vorlage, betr. den Ankauf von Terrain des Grundstücks Friedrichstr. 127 zur Verwendung für dai Friedricht- Gymnasium Vorlage, betr. da« Projekt zur Vollendung der Erweite» rungs bauten der Wafferwerke zu Tegel   und Charlottenbmg deSgl., betr. den Verkauf einer dem Grundstücke Möckernstr. 86 in der verlängerten Korkstrage vorliegenden Parzelle deSgl., betr. die Erwerbung de« von dem Grundstücke Hirter straße 8 zur Koblankstra�e freizulegenden Terrain« detgl-, betr. die Micthung von Diensträumen für die Bezirk«rvache der l. Polizei« Hauptmannschaft im Hause HauSvotatet'Platz 14 de«gl., betr. die Erwerbung de« von den Grundstücken Kurfürsten« straße 21/22 und 23 zur Straße freigelegten Terrain« des­gleichen, betr. die Erwerbung des von vem Grundstücke Gor» mannstr. 28 zm Straßenregulirung erforderlichen Terrain« deZgl., betr. die Anlegung eine« Parl« auf dem Kreuzberg   deSgl., betr. die Beschaffung von Bettstellen, Wäsche und Be« kleidungSstücken für da« Krankenhau« Moabit   deSgl., betr. die Untersuchung de« von außerhalb nach Berlin   eingeführten frischen Fleische« deSgl., betr. das Penfionireglement für Angestellte der wirthschastlichen, industriellen und sonstigen be« sonderen Gemeindeanstallen der Stadt Berlin   sech« Rech« nungcn Vorlage, betr. die Festsetzung neuer Baufluchtlinien für das Terrain an der Herkule«. Brücke eine Unteistützunai« fache. Außerdem findet in dieser Sitzung um 5 Uhr die Einführung eine« neugewählten Stadtverordneten statt. w. Zur Eröffnung der Marktballe«. Um jeder fer- neren V-nögerung der Eröffnung der Markthallen vorzubeugen, bat da« Kuratorium der städtischen Markthallen am Montag beschloffen, an da» kgl. Polizeipräsidium das Ersuchen zu richten, Vorberettungen zur baupolizeilichen Abnahme der vier Marklhallen zu treffen. w. Die Ersatzwahl für den verstorbenen Stadtverordneten Schornsteinfegermeister Geiter im 30. Kommunalwablbezirk der ni. Abtheilung, um>asitnd die Stadtbezirke 202209, ist dem Vernehmen nach aus Mittwoch, den 23. April d. I. von Vor- mittags 9 bi« Nachmittag« 6 Uhr angesetzt worden und wird die Wahlhandlung der vielen Wähler wegen in zwei Ab- tbeilungen vorgenommen. Die Wahl findet im Eophien-Real» Gymnasium und deffen Turnhalle statt. w. Etwa« von der Gemeindeschult. Die Frage über die normale Zahl der den Gemeindeschulen zu gebenden Klaffen hat der Magistrat dahin entschieden, daß 16 Klassen für diese Schulen als normal anzunehmen find. Der Magistrat wird die« in einer Vorlage an die Stadtverordneten- Versammlung näher begründen, welcher«ine Denkschrift deS StadtschulrathS Dr. Bertram über diese Frage beigegeben werden wird. Et» PeustouS-Reglement für Angestellte der wirthschast« lichen, industriellen und sonstiger besonderer Gemeinde-Anstattm der Stadt Berlin   hat der Magistrat autarbeiien lassen und der Stadtverordneten< Versammlung mit dem Ersuchen über« sandt, diesem Reglement die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Nach diesem Reglement sollen die nicht zu den eigentlichen Gemeindebeamten gehörigen Angestellten der wirth- gzattlichen, industriellen und sonstiger besonderer Gemeinde« nstallen der Stadt Berlin   nach einer in der Verwaltung der Stadt Berlin   zurückgelegten ununterbrochenen Dienstzeit von wentasten« zehn Jahren eine lebenslängliche Penston erhalten. Die Höbe der Penfion wird dahin festgesetzt, daß dieselbe, wenn die Versetzung in den Ruhestand nach vollendetem zehnten, jedoch vor vollendetem elften Dienstjahre eintritt,"/m beträgt, und von da ab mit jedem weiter zurückgelegten Dienstjahre um Vm dkSjenigen Dtensteinkommen» steigt, in dessen Genuß der Angestellte zur Zeit seiner Penfionirung sich befindet. Ueber den Betrag von*%o dieses Dtensteinkommen« hinau« findet eine Steigerung nicht statt. Al« Dienst« jähre werden auch hier nur die bei der Verwattung der Stadt Berlin   zurückgelegten Jahre angesehen. Die Fest« stellung des der Berechnung der Penfion zu Grunde zu legenden Dienst> Einkommen»(Gehalt, Emolumente u. s. w.) erfolgt im Uebrigen nach Maßgab« der hierüber in den PenfionS« gesetzen für die königlich preußischen unmittelbaren StaatSbe» amten enthaltenen Bestimmungen, namentlich wird, wenn da« nach diesen Bestimmungen ermittelte Diensteinlommen eine» Angestellten inSaesammt mehr als 12 000 M. beträgt, von dem überschießenden Betrage nur die Hälfte in Anrechnung gebracht. Die Penfion wird nur in dem Falle der erwiesenen Jnvali- dttät gewährt, wenn der Angestellte durch ein körperliche« Ge- brechen oder wegen Schwäche sei» er körperlichen oder aeisttgen Kräfte zur Erfüllung seiner Dienstpflichten dauernd unfähig ist. Ist die Dtenstunfähigkett die Folge einer Krankheit, Ber- wundung oder sonstigen Beschädigung, welche der Angestellte bei Ausübung de« Dienste« oder au» Veranlassung desselben ohne eigene Verschuldung sich zugezogen hat, so tritt die Pen« fionSberechtigung auch bei kürzerer al« zehnjähriger Dienstzeit ein. In diesem Falle beträgt die Penston*/*, de« nach den obigen Bestimmungen festzuftellendm Dienst« Einkommens.   Die etwa auf Grund der UnfalloerficherungS« Gesetzgebung er» wordenen Rechte werden durch die Besttmmungen diese« Regle- ment« nicht berührt; jedoch wird die Penston um den Betrag des auf Grund jener Gesetze Gewährten gekürzt. Den An­gestellten soll bei Feststellung ihrer Pension diejenige Zeit, ließ man zuerst in Ruhe, dagegen wurden die Hofgebäude zu Stallunge», Wagenremise» und Dienerstuben umgestaltet, der V«rkauf»lade« de« alten Zosua renovirt, um einem Luxu»« und Kunsthändler Aufnahme zu gewähren. E« schnitt den Schragenleute» und der ganzen Nachbarschaft mehmüthig in'« Herz, al» da« alte, schwarze Schild mit der goldene« Schrift:Gotthold Josua Henning«" abge« »ommen ward. Schätzlein stand in seiner Ladenthür, sah finster zu und kaute an der Unterlippe. Zufällig entglitt den»rbei« tern die lange Firma, schlug da« Wetterdach krumm und fiel zerschellend auf de« Bode», zum Glück, ohne Unheil anzurichten. _»So recht. Alle« zum Teufel I Immer zerschlagt I" rief Justus,Ihr grabt dem.kalte» Stein" sein Grab, da« ist Alle«! Eins aber, Ihr Hundepack, müßt Ihr stehen lassen, die vier Wände und de» alte« Trödler drinnen, sonst sollt Ihr mit Schimpf und Schande sammt Eurem neumodische« Zeuge'rauSgehauen werde«!" Mit Mühe nur besänftigte« Frau und Tochter den Alte« und zogen ihn hinein. Zein Wunder, daß Zustu« die Galle überläuft, da er de« Hause« Herrlichkeit überleben muß!" Na, viel traue» soll ihm da« Bürschchen drinnen '"cht. Er hat die Macht, er kann'« jetzt. Die Hypothek ist et« Strick, an dem der Herr Edmund Henning« sei« Lebe» lang hängt i' «�ch mein Schöpfer, wenn ich«ir die alte Zett be» denke I De» alten Herr« Zosua, wen« er de« Kindern um Mittag zurief und für jede« ei» gute« Wort und eine Gabe hatte I WaS das für ein Geschäft war Jahr au« Jahr ein, und die Tüterwage» i Nein, so eine schöne alte Zett kommt mcht mehr wieder!" .Wen»'mal der alte Schätzlein stirbt und die Trödelei w»d zugemacht, dann ist', gar au«! Dan» fehlt'« nur "och. daß sie un« die Schrägen einreißen, damit doch kein Stet« auf dem ander« bleibt l" Na,«a,« wird damit schon noch gute Wege habe«. Wer.kane Stein" hat wohl noch tollere Dinge erlebt und wlrd durch'neu Milchbart nicht aus de« Fuge» geh«. So welche ste vor ihrem EinKitt in den Dienst der Anstalt ander» wettig im Dienste der Stadt Berlin   ununterbrochen zugebracht babm, in Amechnung kommen.-Die Dienstzeit, welche vor den Beginn de« 21. Lebensjahre« fällt, bleibt dagegen außer Be» rcchnung. w. Städtische Anstalt zur Gewinnung von Kälber» lymphe. Die betreffenden königlichen sowohl wie die städtt« schen Behörden haben fich schon sett langer Zett mit der Frage wegen der Einführung de« Jmpfverfahren» mit animaler Lymphe beschäftigt und hat jetzt das kgl. Polizei-Präfidium nach längeren Verhandlungen mit dem Kuratorium deS Zentral« Viehhofes an den Magistrat die Anfrage gerichtet, ob er bereit sei, behufs Anbahnung der allgemeinen Einführung mit ani» maler Lymphe auf dem Zentral-Viehhofe eine Anstalt zur Ge- winnung von Kälberlymphe einzurichten. Der Magistrat hat beschloffen, vorläufig einen Versuch zur Gewinnung derartiger Lymphe dahin zu machen, in welcher Weise und in welchem Umfange die Gewinnung, Abgabe und die möglichst allgemein« Benutzung der animalen Lymphe für Berlin   am zweck- mäßigsten eingerichtet und durchgeführt werden kann. Zu diesem Zweck« wird auf dem Zentral-Viehhofe ein geeignetes Institut in einem zunächst beschränken Umfange unter Leitung eine« auf dem Gebiet« der animalen�Vakzination besonders er- fahrenen RrzteS errichtet werden. Der Magiskat wird bei der Stadtverordneten-Versammlung die Bewilligung der Kosten, welche stch auf 5000 M. belausen, beantragen. Im Arbeitshaus« befanden fich am 1. März ct. 40 Fa­milien mit 158 Personen. Am 1. April befanden stch darin 11 Familien mit 43 Personen. Da» städtische Asyl für«ächtliche Obdachlose denutz- ten im Laufe de« MonatS März 11 702 Personen und zwar 11 132 Männer und 570 Frauen.   Von diesen Personen wurden 3 dem Krankenhaust Moabit  , 69 dem Krankenhause Friedrichshain  , 3 der Charitee überwiesen und 534 der Polizei vorgeführt. Zentral-Viehhof. Im Monat März d. I. find auf dem städtischen Fleischschau. Amt 26 684 Schweine auf Trichinen untersucht, und damnter 9 trichinöse und 234 finnige ermittelt worden, welche al» zur menschlichen Nahrung ungeeignet ver- warfen worden find. In der Zeit vom 1. April 1885 bi« 31. Äärz d. I. find überhaupt 235 882 Schweine untersucht worden, von welchen 143 trichinöse und 2581 finnige verworfen worden find._ Zokales. Nachdem jetzt die Vermehrung der Loose der preußi» scheu Klasseulotterie um die doppelte Zahl durch den Etat endgilttg beschloffen worden ist, wird die Frage vielfach ventt- lirt, wie stch der neue Lottericplan gestalten, und ob inSbe» sondere auch die älteren Lotterieloose von der beabfichtiaten Neuerung einer Zehntheilung getroffen werden würden. Wie demB. B. C." von vertrauenswürdiger Seite mitgetheilt wird, find darüber bi« jetzt definitive Beschlüsse noch nicht ge- faßt worden: doch soll es in der Abficht der StaatSregierung liegen, bei Aufstellung deS neuen LotterieplaneS den Inten- tionen der Majorität des Abgeordnetenhauses möglichst zu ent» sprechen und durch Ausgabe kleinerer Appoint« auch den min- der wohlhabenden Leuten die Erwerbung eineS Oriainallose« zu erleichtern. In der Kommission deS Abaeordnetenhause« war auch die Frage, wie e« mit den Lotterielosen der alleren Serie gehalten werden solle, vielfach Gegenstand eingehender Erörterungen; doch glaubte man, die Entscheidung darüber dem Ermessen der StaatSregierung anheimgeben zu dürfen. Am zweckmäßigsten wurde indeß der Vorschlag erachtet, den neuen Lotterieplan möglichst einheitlich zu gestalten, so zwar, daß auch die allen Loose, statt wie seither in Einviettel-Äntheile, in Ein- zehntel zu theilen, den bisherigen LooS- Inhabern aber ihre Rechte an den Loosen dadurch zu wahren, daß ihnen statt eine« Viertelloose« drei Zehntel- Antheile auszuhändigen wären. Durch eine derartige Vercheilung der Loose würde allerdings den älteren Inhabern noch ein erheblicher Vortheil erwachsen; indeß war man der Anficht, daß fich allmälig eine Au«- alelchung werde herbeiführen lassen, im Interesse der Ein» heitlichkett aber auch diese geringen Vortheile, die dem einen oder dem andern dadurch erwachsen, garnicht in Betracht kommen könnten. Außerdem sei aber auch durch die Ver- doppelung der Zahl der Lotterieloose und durch d«e Theilung derselben in kleinere Abschnitte Gelegenheit zum Glücksspiel hinreichend gegeben, so daß da«Gesellschaftsspiel", wie eS bis jetzt üblich war, bald ganz aufhören werde. Zweifellos wird daher die Regierung auch hiernach verfahren und die Zerlleine» rung der Loose nicht auf die neue Emission deschränken, son- der« fie auf die gesummten zur AuSgabe gelangenden Lotterie» loose ausdehnen. Im Anschluß an die Mittheilung in unserer SonntagSnummer, betreffend das Einkommen der Lotteriekollekteure, wird un« von unterrichteter Seite folgendes mitgetheilt:Da» ganze Loo« kostet in der preuß. Lotterie 39 M., dazu kommen 2 M Stempelsteuer und 1 M. dekommt der Einnehmer bei jeder Klasse, also kostet da« Loo« 42 M. Jeder Einnehmer hat nun in der Regel 1000 ganze Loose, also lange Schätzlei« da drinnen haust, Hab' ich keine Bange, und mein kleiner Finger sagt mir, dem kann die neue Wirth- schuft nicht an den Hai«. Wollen sehe«, wer'« länger au«» hält, wir Alten oder der windige Assessor." Derartig war die Stimmung der nächsten Nachbarschaft, welche mtt wahrem Grauen die Firma fallen und da« ehr- würdige Hau« seiner Gravität beraubt sah. E« war, al« würde der Umgebung selbst da« Privilegium der mittel- alterliche» Würde und Behäbigkeit damit entzöge», und man sei nun selbst nicht mehr sicher, auf seine alte« Tage moder» «isirt und zugestutzt zu werde«.(Fortsetzung folgt.) Ans Kunst und Zeven  . Da« Walluertheater bringt am Sonnabend eine Novität, obwohl e« mit tzasemann'« Töchter noch lange wirthschaften könnte. Der Kaffenrapport ist eben nicht der einzige Faktor bei Feststellung de« RepertoirS. Die Zusage an den Autor und der Wunsch, Herrn Emil ThomaS in einer neuen effekt» vollen Rolle vom Wallnertheater Abschied nehmen zu lassen, tri wingen die vorläufige Zurücklegung von L'Arronae'sHase- mann'« Töchter" und bringen am SonnabendDie Spieikaffe", Schwank von Labiche  , deutsch von Gerstmann, auf da« Reper« toire. Außer Herrn ThomaS find die Herren Gutbery. Meißner, Blencke, Alexander und Schönfeldt sowie Frau Carlsen in den Hauptrollen beschäftigt. DieLoreley  " macht imOsteud-Theater" nicht nm au«verkauf.e Häuser, nein, fie fordert auch den Applaus de« Publikums in gerechter Weise. Nicht allein Ausstattung und Maschinerien, auch die Mitglieder geben täglich Bessere« und die überaui schöne Wandel-Dekoration erregt Beifallssturm. Da«Ostend-Theater" hat mit der Auffühning derLoreley  " einen Haupttreffer gemacht, und eine zahlreiche Wiederholung dieses AuSstattungSfiückeS ist bestimmt vorauszusehen. Gelehrte Offiziere. DieLondoner Review" enthält eine Erzählung eineS Obersten, der mit einem Herrn zusammen den Orient bereiste. Al« die Herren in Jaffa   landeten, um von dort nach Jerusalem   zu gehen, stand am Ufer ein türkischer Offizier, der die Pässe prüfte. Oberst Fogg« Begleiter, Herr Murray, zeigte eine Urkunde vor, die gar nicht wie ein Paß aussah, die aber von dem Offizier mit großer Aufmerksamkett von Anfang bi« zu Ende durchgelesen wurde, worauf der Würdenträger fie mtt einer tiefen Verbeugung zurückgab und für vollkommen in Ordnung erklärte. Al« fie aus Gehör- und bezieht er bei jeder Klaffe 1000 M., bei 4 Klassen 4000 M, also bei 2 Lotterien im Jahre 8000 M. Außerdem bekommt der Einnehmer von allen Gewinnen 2 pCt. ES stellen fich also seine Einnahmen ungefähr auf 10000 M. mindesten«." Wahrhaftig ein Einkommen, mit dem eS fich leben läßt. SS geht nicht« über eine gewisse produktive Thätigkett! Ei« Umzug, der etwa« von einer Ausgrabung an fich hatte, vollzog fich vorgestem au« dem Hause Mauerstr. Nr. 3, gegenüber der Böhmrschen Kirche an der Krausenstraße. Die Nat.-Ztg." weiß darüber folgende« zu berichten:ES war daS ein ganz merkwürdige« Hau  «. Zweistöckig, mit ganz niedrigen Geschossen, sah e« inmitten der mehr und mehr einen vomeh» men Charakter annehmenden Umgebung au« wie eine Baracke, die man überhaupt vergessen hatte, die nur aus Versehen stch auf diesem bevorzugten Platze behaupten konnte. Auf den bloßen Augenschein hin hätte man annehmen sollen, daß fich zwei, wenn'« hoch kommt drei anspruchslose Familien in die« wenig einladende Heim theilen konnten, in Wahrhett wohnten hier freundnachbarlich 13 Familien bei einander: Wittwen, Tischler, Tafeldecker, Schneider, ein Fuhrmann, Weber und Schaffner  . Der interessanteste Miether de» Hause» aber war die Firma G. u. A. Ohmann. Auf dem Schilde la« man: Ein- und Verkauf von Pianino« und Gcldspinden. In Wahr« bett befaßten stch die Brüder Ohmann mit dem sogenannten Trödel aller erdenklichen Dinge. Von dem Puffbrett bi« zum eleganten Spiegel, von dem versprengten Bande eine« Kon« versationSlexikons bis zur Flasche Rum und den Stralsunder Spielkarten fand man AlleS. ES gab nicht?, wa« die Ohmann'S nicht hatten, obwohl fie eine Spezialität ganz besonder« bevorzugten: Ga«»und Pekoleum« Kronen. In dem stallartigen Parterrezimmer und den Hinterräumen desselben Geschosses hingen hier Hunderte und aber Hunderte von vielarmigen Kronen, neuen und alten, letztereauf Neu" gearbeitet, oft von bedeutendem Werthe. Betrat man den Laden, so hatte man volle Muße, fich umzu- sehen. ES kam Niemand, nach dem Begehr zu fragen. Alle« Rufen war oft vergeblich. Es schien als sei da« Geschäft au«» gestorben. Arbeitete man fich dann durch den auch durch Ge« rümpel verstellten dunklen Korridor nach einem hintern Zimmer, so defand man fich in den Bureau« oder PrtvaKSumen de» einen Chef«. Hier war eS womöglich noch dunkler. Ein kleine» Zimmerchen, ein wackelige« Pulk, an dem die gesammte Korre« spondenz und Buchführung erledigt wurde, ein Bett, daS Nach­mittags ebenso ungemacht aussah, wie am Morgen, einige Stühle, auf dmen HauSutenfilien, Verkaufsartikel und die TageSItteratur fich mit einander vertrugen, daS bildete da« Ameublement  . Von hier au« wurde ein Geschäft geleitet, dessen Umsatz bedeutender war, alS der manch stolzen Etablissements in der Frtedrichstraße. Nur Einer der Beiden ist noch thätig, der andere seit langer Zeit krank. Der noch rüstige Ohmann ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten Berlin  «. Wenn sein Geschäft auch da« de« Trödels war, er hielt auf feste Preise. Handeln kannte er nicht. ES kann fich Niemand rühmen, von ihm auch nur einen Pfennig dilliger gekaust zu haben, al» Jener zuerst forderte. Er hatte eine gewisse Art vornehmer Zurückweisung aller solcher Versuche. Dabei war er ein echter Berliner   mitick" undwat" unddet". War er ge» sprächig, dann traf eS sein Besucher gut, denn er nahm dann reiche Ausbeute an Erinnerungen mit fick. An jede GaSkrone und jeden Stiefelknecht knüpften fich für Ohmann Erinnerungen und er gab fie gerne zum Besten. Jetzt erst, wo er durch den Abbruch deS baufälligen Hauses gezwungen ist, e« zu verlassen, bekommt man einen Einblick in die kolossale Menge von Dingen, die dort aufgestapelt war. ES mag da manch freudiges Wieversehen gefeiert worden sein, denn es ist gar nicht denkbar, daß der Eigenthümer von dem Vorhandensein aller dieser Dinge noch volle Erinnerung haben konnte. Auf dem Seiten- wegr sah eS kunterbunt au«, als da« Waarenlager hinaus« geschleppt wurde, um in das neue Heim überführt zu werden. Mit dem Ohmann'schen Geschäfte in seiner bisherigen Ver« faffung hört der originellste Trödelladen Berlin  « auf zu existiren. Zwar handelt e« fich nur um einen Umzug, aber mit der neuen Umgebung hört auch der alte Charakter de« Geschäft» auf. In leicht zugänglichen und lufiigen Räumen hat man auch andere Geschäfte dieser Art. Da wo e« war und so wie e« war, hatte e« seines Gleichen nicht." Von dem Wirken und Treibt« einer hier bestehenden Mormonen-Gemeinde dringl nur fetten etwas in die Oeffent- Itchkett. Wir erhalten jetzt eine Äittheilung, nach welcher zwei der Gemeinde angehörige Mitglieder in voriger Woche Au«- Weisung«. Dekrete erhalten haben. E» find die« ein Däne und ein Amerikaner. Ersterer muß das preußisch« Staatsgebiet innerhalb 14 Tagen, letzterer innerhalb 5 Tagen verlassen. Der Grund für die Ausweisung soll darin bestehen, daß jene beiden Leute Mitglieder der hiefigen Mormonen-Gemeinde zum Auiwandern animirt haben. Man glaubt etue« der dunkle« Blätter in einem Echauer-Noman zu lesen, wenn man die kaum glaubliche Hartnäckigkeit eine« Selbstmörder« vernimmt, welcher hier vor einigen Tagen seinem Leben ein Ende machen wollte. In seinem Geschäftskeller in der Bernauer-Sttaße versuchte fich GefichtSweite waren, bat der Oberst um Einficht in den Paß, und Herr Murray zeigte ihm denselben, eS war eine abge« laufen« FeuerverficherungSpolize und erklärte ganz ruhig: Da« Ding steht ganz ähnlich aus wie ein Paß, trägt Unterschrift und Siegel und einen amerikanischen Adler. WaS können diese Heiden mehr verlangen? Lesen können Sie da« Ding doch nicht. Ich reise nie ohne die Pott«." Ein ähnliche« Erlebniß hatte der Oberst in Smyrna. Unter seinen Sachen befand fich ein prachtvoller DamaSzenersäbel, dm er mit 6000 M. bezahlt hatte, und der dem türkischen Offizier so in die Augen stach, daß er denselben einen Wachmann gab, der fich damit entfernte, während der Offizier den Obersten am Thore aufhielt. Der Engländer begriff, daß seine Waffe verlor m sei, wenn ste ihm erst au« dem Gesichte gekommm sei. Er verlangte fie zurück, aber vergeblich. Da zog er seine FeuerverficherungS-Polize hervor, welche obenauf eure Vignette mit einem großm, durch die Lüfte schwebenden Adler trug, und begann, auf die Vignete weisend, lebhaft zu gestikuliren und Franzöfisch und Englisch   zu fluchen. Endlich nahm der Türke da« Papier  , be- trachtete dasselbe aufmerksam und that dann, als gebe ihm erst jetzt ein Vrrständniß für die Sache auf. Er rief den Untergebenen zurück und gab dem Obersten unter vielm Entschuldigungen den Säbel wieder, während die bei dieser Szene gegenwärtigen Engländer vor Lachen zu bersten metntm. HeirathSanträge au« Neu-Kaledonie«. Die ftamö- fische Regierung sucht gegmwärtia Frauen für eine große An- ßl von Sträflingen in Kaledonien. Sett einigen Tagen er- tm nun zahlriche Damen der Aristokratie und Finanzwelt in Patt« anonyme Bttefe zugestellt, die auf diese Angelegenheit Bezug haben. Eine« dieser Schreiben, da» an eine ffebzehn- jähttge Mrstin adresstrt worden, hatte folgenden Wottlaui: Sechsfacher Raubmörder, fünfzig Jahre alt, für lebenslänglich depottitt, nur ztttwetiig gefeffett, bietet Ihnen Herz und Hand. Die kaledonifche EbevermittelungSgestMchaft. Eine junge Gräfin erhielt ein Schreiben:Ein Mann, in Kaledonien wohnhaft, der feine Frau und zwei Kinder eri»ürgt hat, sucht für da« übttg gelassene dtttte eine gute und hübsche Mutter; greifen. Sie zu." Die Tochter de» Finanzier« E. empfing gleichfall« ttnm Antrag; in diesem �heißt e«:Unserem Schütz. ling, einem oftmals abgestraften Madchenverkäufer, wäre aller- Vings eine fesche KindeSmörderin lieber gewesen, aber da die Auswahl gering, nimmt er auch Sie." Die Poliztt fahndet eifrig nach den Absendern dieser Briefe.