r, mit seinem Armee- ReorganisationS. Projekt auf größeren Wider- stand, al! er zu finden wohl vorausgesetzt hatte. In den Pa- riser Blättern findet man fast täglich Einsendungen, welche den ein-n oder anderen Theil deS ReorganilationSplaneS heftig an« greifen. Auffallend ist ei, daß überall da, wo General Boulanger   fich an daß preußisch- deutsche Muster anlehnt, die Opposttion v'istummt. Inzwischen hat eS den Anschein, alS ob der politifirende Kriegsminister seine Stellung doch allzu sehr überschätzt. Er hat angefangen, nicht bloS daS Ministerium, sondern auch alte Generale zu terrorifiren, und damit wird er wohl auf unbefieglichen Widerstand stoßen. Sein letzter Kon- flilt galt dem Gouverneur von Paris  , General Eautsster, der fich jedoch seiner Haut zu wehren wußte. Die BureauS der drei republilanischen Gruppen verwarfen den Antrag der äußersten Linken, von der Regierung be- stimmt«« Erklärungen über die Reinigung des Beamtenpersonals zu oerlangen, da die gegebenen ge« nügen. Gro tzbri tauuie«. Die englischen Blätter beschäftigen fich bereits mtt der .age, wer der Erbe Gladstone'S in der Führung der .tderalen lein solle, wenn dergroße alte Mann" sich von den politischen Geschäften zurückgezogen haben wird. DiePall Mall Gazette  " fragt:Wer wird der liberale Premiermtnrster der Zukunft sein, wenn Glavstone der Große zu seinen Batern gegangen ist? ES giebt keine erbliche Nachfolge in unserem politischen Königreich; aber ein Premierminister mag einen an- deren nominiren, ehe er stirbt, und Mr Gladstone hat wahrend der letzten paar Monate zweimal öffentlich Lord Rosebery  für diese Ehre bezeichnetLoid Rosebeiy" sagte Mr. Gladstone jüngst-ist ein Mann, von dem Sie noch mehr hören werden, als Sie bereits gehört haben, und in ihm steht die liberale Partei dieses Landes den Mann der Zukunft." Die Manchester  '«! Auswahl wird um so auffälliger durch Mr. Gladstone'S weitere Aeußerung, daßer nicht ohne U-beilegung spreche, denn, wenn er es leichthin sage, würde er nicht nur eine Ungerechtigkeit gegen Lord Rosebery  , sondern auch gegen sie(die Zuhörer) begehen." Der Mann der Zukunft ist neun- vnddreißtg Fahre alt. Mr. Gladstone wurde erst Premier- minister, alS er neunundsünfzia Jahre zählt«; somit hat Lord Rosebery   noch immer vollauf Zeit, die Wahl seines Führers zu �Mr? Gladstone hat nunmehr seine Wahlpropaganda auf englischem Boden begonnen, und zwar in Manchester  , wohin er fich am Tage vorher von Haward-n begeben, de- «leitet von seiner Gemahlin und mehreren Mitgliedern seiner Familie. Der Empfang, welcher dem greisen Staatimanne in d» reichen Handelsstadt, die früher eine Burg des Liberalismus war, aber bei der letzten ParlamentSwahl fich dem Torylhume w die Arme geworfen, bereitet wurde, war ein überaus herz- licher. Die Fahrt vom Bahnhof« nach der FreihandelShallc, wo da» Meeting abgehalten wurde, bei welchem Gladstone Wach, glich einem förmlichen Triumphzuge. Enorme Menschen- Waffen füllten die Straßen, durch welche der Premier fuhr, und die Halle selber war vollgepftopft. Al» er fich erhob, um da» Wort zu ergreifen, wollten die Beifalltbezeugungen kein Ende nehmen, und die Zuhörerschaft sang im brausenden Chore Por he'g a jolli good fellow", ein Lied, da« gleichbedeutend ist mit dem deutschenHoch soll er leben." Nachdem fich der Jubel gelegt, begann Gladstone seine Rede, die fich auSschließ- lich mit der irischen Frage beschäftigte. Unter anderem führte er aui, Chamberlain beanstande die Landantaufibill; er möchte aber dem Lande seinen eigenen großartigeren Plan unterbreiten, den er der Regierung im Februar vorgelegt habe. Dieser Plan stehe im seltsamen Gegensatz zu seinen jüngsten Erklärungm. Die LandankaufSvorlage könne verbeffert und Umgeändert werden. Nur darin sei die Regierung unwandel- bar, Irland   eine tüchtige, von Frländern geleitete Regierung iu geben. Fn Liverpool hob Gladstone die Schwäche der «°n H a r t i n g t o n gegen die Politik bezüglich Jrlandt�vor- , J(, während er fie jetzt unterstütze, so habe er 1881 ge- glaubt, dieselben hätten Unrecht, jetzt glaube er. fie hätten stecht. Italien  « _ Ueber die in Mailand   erfolgte Schließung von Arbeitervereinen und die gleichzeitigen B e r h a f- tu n g e n liegen nunmehr in den italienischen Blattern naher« Mittheilungen vor. Wie derCorriere della Sera   meldet, befindet fich unter den Verhafteten auch ein oewiffer KerbS, und da» Blatt fügt hinzu, daß bereits seit den früheren Ruhe- störungen, welche durch dieBrodangelegenheit" hervorgerufen wurden, beschloffen war, gegen jenen einzuschreiten. Die übrigen Verhaftungen waren mit Haussuchungen und der Beschlagnahme von Schriftstücken verdunben. Da» Vergehen, wegen deffen die Angeschuldigten unter Anklage gestellt weiden sollen, ist daffelbe, welches auch den römischen Sozialisten Malmosta, Merltno und anderen zur Last gelegt wurde: Ver- lchwörung zu dem Zweck, die gegenwärttg in Italien   destehende sei», die Ehre de» Hause» stand auf dem Spiel, und der wußte jedes Opfer gebracht werde«, jedes selbst das eigene flivd I, Aber die Ehre de» Hauses forderte noch mehr. Wieder war eine kleine Zeit vnfloffe», da wurde» draußen vor dem Haufe Stimme« laut, al« ob eine Anzahl fremder Mensche« unten im Garten ankäme. Die Gräfin horchte dort hinüber; jetzt war alle» wieder ruhig und die Hausthür ging auf und fiel wieder zu. Dann sprangen einzelne Leute im Schloß selber rasch vorüber. Was war da«?, Sie ergriff die«eben ihr stehende Glocke und drückte darauf, daß der To» hell und laut durch de« stillen Raum schallte. Niemand gehorchte dem Ruf. Wo war der Diener, de« ferne Pflicht in da» Vorzimmer bannte? Die Gräfin wiederholte ungeduldig da« Zeiche  ». Da öffnete fich rasch die Thür und einer der jüngsten Lakaien stürzte mit verstörtem Angesicht herein. .Was ist, Charles? Was habt Ihr da draußen? Weshalb hört Niemand?" --Ach. gnädige Frau Gräfin,  " rief der junge Bursche Kauz entsetzt,fix sie bringe« ihn!" 2ha wen?" rief der Graf und sprang von seinem Sitz empor. Den jung,« Hern, Grafen  ." George?" schrie die Gräfin und Leichenblässe deckte ihre Züge. .2a," jammerte der jung« Mensch,ganz blutig und I« blaß!" Der Graf gab keinen Laut von fich; einen der schwere« silbernen Armleuchter griff er auf«nd schritt der Thür zu. 2ch bitte Dich um Gottes willen, George, bleib' hier!" t'ef die Gräfin, die ebenfalls aufgesprungen war und seine« Arm faßte. Der Graf sah fie mtt einem eifig kalten Blick an. «Willst Du mich auch noch von meinem letzte« Kinde wen»«»?" sagte er mtt einer Stimme, die gar keinen irdi- Ton mehr hatte, und al« ihn die Gräfin erschreckt, «.Zttzt frei ließ, verließ er da» Zimmer, aus dem fie ihm st wrllenlo», an alle» Glieder» zitternd, folgte. Regierungsform zu beseitigen, sowie die Bevölkerung zum de- waffneten Aufstande und zum Bürgerkriege aufzufordern. WaS die Auflösung der Arbeitervereine betrifft, so heißt«S in dem vom 22. Funi 1886 datirten Dekrete der Präfektm von Mailand   allgemein, daß die VereinigungPartito operaio" (Arbeiterpartei") sowie die ihr affiliirten VereinePigli del lavoro, di resistenva"(Söhne der Arbeit, deS Widerstandet"), welche die Staturen der Arbeiterpartei angenommen haben, ebenfalls aufgelöst find. Da die italienische Regierung bereits wieder hott für fie unangenehme Erfahrungen mtt angedlichm sozialistischen Verschwörungen machte, ist nicht auSgeschloffen, daß diese Erfahrungen fich nunmehr wiederholen werden. Der Köln  . Ztg." wird denn auch gemeldet, daß daS Vorgehen der Regierung erfolgen soll,um die von der konservativen Mehr« heit abgefallenen Abgeordneten wieder zum Anschlüsse zu ver- mögen." Also aus Gründen der Wahlpolitik, wegen der Eifersüchteleien der bürgerlichen Parteien unter einander müssen fich die Arbeiter die Zerschlagung ihrer Organisationen und ihre Verhaftung gefallen lassen. Vom 26. zum 27. Mittags find an der C h o l e r a in Brindist 24 Personen ertrankt und 12 gestorben, in Latiano  29 Personen erkrankt und 4 gestorben, in Frarcavilla 11 Per­sonen erkrankt und 4 gestorben und in San Vito 8 Personen erkranlt und 2 gestorben. Vom 27. zum 28. Mittag kamen in Brindlst 19 Cholera- Erkrankungen und 8 Todesfälle vor, in Latiano   50 Erkrankungen und 9 Todesfälle, in Francavilla 8 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in San Vito 11 Erkran­kungen und 3 Todesfälle, in Erchte 4 Erkrankungen und ein Todesfall. Amerika. Zum Präfidenten der südamerikanischen Republik Chile   ist, wie von gestern auS Valparaiso   gemeldet wird, der Minister de» Innern, Balmaceda, gewählt worden. «sie». Die Verhandlungen betreffend Birma   zwischen England und China   sollen nach einem anderweitig noch nicht be- stätigten Telegramm d«S PariserJournal deS TSbatS" aui Shanghai   abgebrochen sein. Australie«. Der Generalsekretär der Kolonie Viktoria brachte in der gesetzgebenden Versammlung eine Bill ein, wodurch ein B e« wässerungisystem für eine Fläche von 3 250000 Morgen Lande» geschaffen werden soll. Die Kosten werden auf Lstr. 3 300 000 geschätzt._ Kommunales. Ueber das städtische Beerdtgnngswefen und die Fried- Höfe der Stadtgemeinde Berlin   hat der Magistrat den Ver- waltungibericht für die Zeit vom 1. April 1885 dt» 31. Mär, 1886 veröffentlicht. Der Stadtzemeinde Berlin   gehören demnach folgende 4 Begräbnißplätze: 1. Der städtische Begräbntßplatz in FriedrichSfelve; 2. ver Begräbnißplatz in der Friedenstraße; 3. der Begräbnißplatz in der Gerichtsstraße; 4. der Charitee- Kirchhof. Zur Anlage deS städtischen BegräbnißplatzeS in FriedrichSfelde   wurde seitens der Kommunalbehörden ein 25 Hektar 53 Ar 22 Quadratmeter großes Terrain angelaust. Von diesem Terrain find der Magistrats- Kommisfion für da» städtische BestattungSwesen bi» zum Schluß der Berichtsperiode 12 Hektar 52 Ar 98 Quadratmeter überwiesen worden, während der Rest noch als Ackerland verpachtet war. Auf diesem Fried- Hofe wurden in der Zeit vom 1. April 1885 bi» 31. März 1886 für Rechnung der Stadtgemeinde 2355 und gegen Bezahlung 63 Leichen beerdigt. Seit der am 21. Mai 1881 erfolgten Eröffnung deS Friedhofes bis zum 31. März d. I. haben auf demselben im Ganzen 12645 Beerdigungen stattge­funden. Auf dem Begräbnißplätze in der Friedenstraße finden Beerdigungen nicht mehr statt; die auf demselben be- findliche Leichenhalle wird als Zentral- Sammelstelle für alle Leichen, die für Rechnung der Stadtgemeinde beerdigt werden müssen, denutzt. Der vordere Theil de» Friedhofe?  , auf dem fich keine Gräber mehr in Pflege befanden und auf dem die VerwesungSperiode bereits abgelaufen ist, wurde im vergange- nen Jahre seitens de» Magistrats der städtischen Grundeigen- thumS Deputation zur Verwaltung überwiesen und von dieser al» Holzplatz vermiethet. Auf dem Begräbnißplätze in der GerichtSstraße find im verflossenen Berichtsjahre 13 Leichen auf reservlrten Stellen beerdigt worden, so daß am 1. April ct. noch 202 Stellen, auf denen beerdigt werden kann, vorhanden waren. Auf dem Charitee- Kirchboke wurden in der Zeit vom 1. April 1885 bi» 31. März 1886 von zahlungsfähigen Personen nach dem für den städtischen Begräbnißplatz in FriedrichSfelde   gellenden Tarife an Gebühren 3058,50 Mark eingezogen. In dem EtatSjahr pro 1885/86 find auf den 4 städnschen Friedhöfen inSgesammt vereinnahmt worden: 10 355 02 M.. die AuSgabe betrug 33 362,44 M.. so daß die Stadtgemeinde einen Zuschuß von 23 007,42 Mark zu leisten hatte. Sie sollte» nicht lange über das Geschehene in Zweifel bleiben. E» hilft nicht, wir könne» e» nicht verheimlichen," hörte« fie de« Hofmeister   sagen,der Stern de» alte« Hause« ist gesunken 1" Unten die HauSthür war geöffnet: fremde Männer trugen eine Bahre herein, auf der em Sterbender lag. Der alte Graf schritt die Treppe hinab, al« ob er auf Lust ge gange  « wäre; er fühlte keine Stufe unter fich, er sah nichts als ein todtenbleiches Antlitz, daS von dem Licht zweier Fackeln und darüber gehaltener Kerzen furchtbar deutlich erhellt wurde. George," sagte er, und er selber hörte nicht einmal den Laut der Worte,George, wa» ist geschehen?" Unterstützt meine« Vater," sagte der Verwundete leise, und dann tragt mich hinauf in mein Zimmer vorsichtig, e« thut gar so weh!" (Fortsetzung folgt.) Aus Kunst und Zeven  . Eperl- Treptow  . Die Produktionen der in diesem Etabltffement auftretenden Thurmseilläufer Blondin freres bieten den staunenden Zuschauern de» Wandelbaren und Räthselhaften so viel, daß man fast eher an eigene Sinnen- täuschung zu glauben versucht wird, ali an die Möglichkett dieser phänomenalen Leistungen. Dir jugendlichen, in der That großartigen Spezialitäten haben während der Zeit ihre« Auftretens den Beweis gegeben, daß menschliche Beharrlichkeit und Auidauer da» Großartigste zu erreichen im Stande stirb. Schwetzergarten am Friedrichshain  . Der große Er- folg, den da» Sensationsschaustück der Majol TruppeDer Flug eines Menschen au» der Kanone" hier täglich erzielt, erweist fich nicht allein alS ein nachhaltiger, sondern steigert fich von Vorstellung zu Vorstellung. DaS Etabltffement ist fast immer gut besucht und die vielbewundert« Miß Lazel die ledende Kanonenkugel hat fich im wahren Sinne de» Wortesim Fluge" die Gunst deS Publikum» erworben. Während der gymnastischen Produttton strahlt der Fontainen- Park, in welchem dieselbe stattfindet, in elettrischem Glan,. Gerichts-Zeitung. Rttz, 25. Juni. Ein scheußliches Verbrechen wurde gestern und heut« vor dem htestgen Schwurgerichte verhandelt. ES find angeklagt: 1. Vittor Hazotte, 2. Wittwe Hypoltt« Hazotte, deffen Schwägerin, 3. Ehefrau Soinette, Stiefschwester der letzteren, alle drei au» Amö'�court, Kreis Chüteausalin», uttd beschuldigt 1. der Viktor H. seinen Bruder Hypolite ermordet, 2. die Wittwe Hazotte und deren Schwester ihn hierzu ange- stiftet zu haben. Die Angeklagte find vermögende Bauersleute und eS war die jetzt verwittwete Hazotte mit Vittor Hazotte verlobt, al» derselbe zum Militär ausgehoben wurde. Während er in Erfurt   diente, stellte der Bruder Hypolite dessen Braut vor, daß fie ihn heirathen solle, worauf dieselbe auch einging; fie schrieb dieserhalb dem Viktor H. einen Absagebrief, womit fich dieser auch zufrieden gab. Als er jedoch im Jahre 1882 vom Militär zurückkam und fich verheirathen wollte, hielt ihn leine frühere Braut und jetzige Schwägerin hiervon ab und begann mit ihm in ehebrecherische Beziehungen zu treten; diese wurden unterstützt von der Stiefschwester, Ehe» frau Eomette, mit welcher Vittor H. ebenfalls intime Be­ziehungen gehabt zu haben heut« gesteht. Bei diesen Thatsachen war es um den ehelichen Frieden deS Hyp. H. geschehen, er schlug und schimpfte seine Frau, wa» diese veranlaßt?, im Februar 1885 die Ehescheidungsklage beim hiefigen Landgericht einzureichen, welche jedoch im Juni 1885 abgewiesen wmde» da, wie eS in der Begründung des UttheilS hieß, fie die Ver« anlassung zu der schlechten Behandlung gegeben habe. Nun planten die Frauen, den Ehemann Hazotte auS der Welt zu schaffen, die Ehefrau H., um den Viktor H. zu heirathen, die Ehefrau Sornette, wie die Anklage annimmt, um den Viktor H., der ja nach auswärts heirathen konnte, nicht zu verlieren. Da» Schwesterpaar gab nunmehr dem Vittor H. 30 Franks, um in Nancy   einen Revolver zu kaufen, am 28. November v. I. verreiste die Ehefrau H. mit ihren zwei Kindern nach Luneville   zu ihrer Mutter, nachdem fie noch vorher mit dem Vittor H. intimen Umgang gepflogen hatte, in der Nacht schleicht fich Vittor H. in das Hau  » seines Bruder« Hypolite, der ahnungslos schlafend im Beite liegt, und tödtet ihn durch einen Schuß hinterS Obr. Der Verdacht lenkte fich sofort auf Viktor tz., welcher am nächsten Tage verhaftet wurde, ein gleiches Schicksal widerfuhr der Ehefrau Hazotte, alS fie von Luneville   zurückkehrte, und eS wurde später auf Grund deS GeständniffeS beider die Ehefrau Sornette ebenfalls in Haft genommen und unter Anklage grstellt. Die Geschworenen sprachen den Viktor H. schuldig, seinen Bruder oorsätzlich ge« tödtet zu haben, schloffen jedoch die Ueberlegung auS, bejahten bei der Ehefrau, nunmehrigen Wittwe Hazotte, daß fie dem Vittor H. mit Rath und That Hilfe geleistet habe, verneinten jedoch dieselbe Frage bei der Ehefrau Sornette. Das Urtheil de» Schwurgerichts lautete nach diesem Verdikt auf Freisprechung der Sornette, 15 Jahre Zuchthaus dem Vittor Hazotte und 12 Jahre Zuchthaus der Wittwe Hyp. Hazotte. Sine rothe Rosengeschichte spielte fich am 18. Juni vor dem Forum de» Schöffengericht» zu Ludwigshafen   ab. Vor einiger Zeit starb in Ludwigshafen   der Eisendreher Weimar, welcher ver sozialdemokratischen Partei angehörte und dem seine Patteigenoffen zum Grab da» Geleit gaben, wobei fie rothe Rosen im Knopfloch trugen. Etwa 260 Stück dieser Rosen wurden verkaust, so viel wurden also von den Theil» nehmern auch getragen. Am 18. Juni standen nun fünf Ar» beiter vor Gericht, um fich wegenöffentlichen Aergemißgeb mS" zu verantworten. Der AmtSanwalt führte nämlich au», daß eS vielfach Anstoß erregt habe, daß bei dem Leichenzug die rothe Farbe von den Theilnehmern so ostentativ getragen worden sei, und daß diese» Anstoßerregen geahndet werden müsse, um so mehr, alS di« Angeschuldigten notorische Sozial- demottaten seien, die ihren bestimmten Zweck dabei im Auge gehabt hätten. Die Angeklagten vertherdigtm fich sehr gut und daS Gericht sprach fie sämmtlich frei. Reichsgerichts» Entscheidung.  (Nachdruck verboten.) Leipzig  , 28. Juni.  (Wegen Urbertretung deS PreßgesetzeS) waren der Buchdruckereid-sttzer Emil Schmidt und die Kaufleute Gebrüder Enderlein in Chemnitz   unter Anklage gestellt; da« dortige Landgericht hatte fie aber am 15. April d. I. steige- sprochen. Die gegen dieses U-theil von der Staatsanwaltschaft eingelegte Berufung kam am 24. Juni vor dem M. Strafsenate deS Reichsgerichtes zur Verhandlung und führte zur Aufhebung des Chemnitzer   Erkenntnisses. Tie beiden Enderlein, welche in Chemnitz   eine Baumwollenwaaren- und Wäschehandlung be- treiben, empfanden im November v. I. daS Bedürfniß, ihre Handelsartikel dem Publikum für da» WeihnachtSfest in empfehlende Erinnerung zu dringen und beadfichtigten, fich dazu einer eigenartigen Form zu bedienen. Sie setzen fich daher mit dem Mitangeklagten Schmidt in Verbindung und wollten mehrere Tau'end Reklameblätter drucken lassen. Schmidt rietb ihnen aber von dieser Form ad, da erfahrung»- mäßig daS Publirum derartigen Drucksachen nur einer sehr flüchtigen oder gar keiner Beachtung würdige. Er schlug ihnen aber vor die Form einer gratis zu verbreitenden Zeitung zu wählen, da eine solche für den Empfänger immerhin einen ÄTÄ Ä Mode und Hau»"(Deutsche   VerlagS-Gesellschaft Dr. Rußack und Komp., Berlin   W., Viertelj-hrspreiS 1 Mark) ist wieder sehr reichhaltig. Pratttsche, vorzüglich bildlich reproduzirte Mode- Neuheiten und Handarbeiten bieten der Damenwelt nützlichen Stoff zu häuslicher Beschäftigung. ImHauStheil" undMei- nungSauStausch" befinden fich dem praktischen Bedürfniß der Hausfrauen angepaßte interessante Aufsätze. _ Et« unheimliches Verbrechen wird au» Paterno in Italien   fignaltfirt. Ein junger Bursche meldete fich dort, von Gewissensbissen gepeinigt, bei dem Gendarmen und zeigte an, daß sein Vater bereits dreimal die Tochter, seine jüngere, jetzt achtzehn Jahre alle Schwester, vergewaltigt und die von ihr geborenen Kinder mit eigener Hand mittelst eines BelleS erst zerstückelt und dann verbrannt habe. Alle drei Kinder waren lebendig zur Welt gekommen. Wie fich herausstellt«, hatten der Sohn und die Tochter bei dem scheußlichen Morde ge- Holsen. Die Politik aus de« Dameuhüten. In England hat fich die Homerule- Frage, den Angaben eine» scharfstchtigen Provinz-Berichterstatleri zufolge, auch der Damenhüte demäch. tigt. Konseroatrve Hüte kennzeichnen fich durch tüllumwundene gelbe und weiße Primeln. die unionistischen haben Chamber- lain's Lieblingsdlumtn, Orchideen, aufgepflanzt, während die Homerule-Hüte dai irische Kleeblatt neben blauen Kornblumen zur Schau tragen. ...*«s demGlabe per Gattin erschossen. Wim, den 24. Juni. Gestern Abend» vernahm der Tobtengräder auf dem Schmelzer Friedhofe in rascher Aufeinanderfolge drei Schüsse fallen. Er begab fich eiligen Schritte» zur Stelle, von welcher die Detonation gekommen war, und erblickte auf einem Gradhügel, welcher die Leiche einer Frau Aloista Tage­lang birgt, einen etwa 65 jährigen Mann definnungSloS und in seinem Blute liegend. Der Unglückliche hatte auS einem sechSläustgen Revolver  , den er noch krampfhast mit der Rechten umschlungen hielt, drei Schüsse gegen seinen Kopf abgefeuert und fich hierdurch lebensgefährlich verletzt. Der LedenSüder- drüsstge wurde in daS SechShauser Spital übertragen, wo er noch im Laufe der Nacht an den erlittenen Verletzungen starb. Heute wurde ftstgeftellt. daß der Selbstmörder mit dem Han- delSagenttn Alor» Taglang. Westdahnstraße 21 wohnhaft, iden» tisch   ist. Ein unheilbare» Leiden hat den alten Mann in den Tod ettritden. Der Grabhügel, auf welchem er die That ver. übt«, ist der seiner ihm im Tod« vorausgegangenen Gattin.