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66.

Dienstag, den 7. September 1886.

III. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Drgan für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner   Boltsblatt"

eint täglich Borgens aufer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei ta's baus vierteljährlich 4 tart, monatli 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Boftabonnement 4 Bart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntags- Nummer mit der illuftristen Bellage 10 Bf. ( Eingetragen in der Botzeitungspreisliste für 1886 unter x. 769.)

Das Zentrum.

Redaktion: Beuthstraße 2.-

Herr Winbthors hat auf dem Ratholikentag zu Breslau   recht viele gute und schlechte he gemacht, bie viel belacht worden find. Nun, wir lieben auch den Humor, aber es tann des Guten zu viel geschehen. Wenn auch die ernsthafteften Dinge unb bie weitgehenbften Fragen nur mit mehr oder weniger gezwungenen Wigen behandelt werden, um einem tiefen und ernsthaften Eingehen auf die Sache auszuweichen, so gewinnt ber unbefangene 3uhörer den Ginbrud, als sei es ben Herren Wigbolben mit der Sache Jelbst nicht Ernft.

Wir heben aus den Verhandlungen die zwei Punkte hervor, bie uns am wichtigsten erscheinen. Herr Windthorft bat betont, daß seine Partei nicht aufhören würde, bie Rudberufung aller firchlichen Orben, also auch der Jefuiten, au verlangen, und Graf Hompes hat eine weitfchweifige Resolution in diesem Sinne beschließen laffen. Das dient als Antwort auf die neuliche Erklärung ber, Nordd. Allg. Beiturg", worin es hieß, daß die Reichs Regierung bei ber gegenwärtigen Haltung der Jesuiten   in beren Rüdlehr nicht willigen fönne. Für die Regierung wib biefe Frage bebentlich, denn es naht die Beit heran, in welcher über die Erneuerung des Militärjep tennats entschieben werben muß. Ohne die 3uftimmung bes 3entrums wird die Erneuerung bes Septennats nicht u bewerkstelligen fein und wenn diese Partei als Preis für thre Suftimmung die Nüdkehr ber Jesuiten   und aller ähn lichen Gesellschaften fordert was bann? Ja, diese Schwarzen" find gar theure" Freunde und es hat den Anschein, als ob sie noch immer theurer" werben wollen. Herr Windthorst wundert sich sogar, daß nicht gleich ganze Arbeit gemacht und der Suftand vor bem Rulturkampf wieber hergestellt worden ist. Er meint, baran wären bie Geheimräthe des Reichskanzlers schulb. Nun, uns will be bünken, baß bie Ronzeffionen an den Ultramontanismus bem Reichskanzler selbst mehr Sorgen gemacht haben und noch machen, als seinen Geheimräthen.

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Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Bf. Arbeitsmarkt 10 Pfennige Bei größeren Aufträgen huber Rabatt nach Uebereinkunft. Inferate werden bis 4 Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Bimmerftraße 44, sowie von allen Annonces Bureaux  , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

anzunehmen, daß die Bischöfe und die Jesuiten   über kurz ober lang mit Paulen und Trompeten wieder einziehen wür ben. Die Nationalliberalen aber werden, wenn fie nicht bei ber Norddeutschen Algemeinen" in Ungnade fallen und als" fattiöse Oppofition" betrachtet sein wollen, die Rüd tehr der Jesuiten   als einen Aft der Staatsweisheit lob. preifen müssen, die den Umständen angemessen ist. Wir gönnen es ihnen; sie haben es reichlich so verbient.

Bon ganz besonderem Interesse für uns find jene Auslaffungen des Sentrumsführers, die sich auf bie sozialpolitischen Bestrebungen seiner Partei beziehen, soweit man bet dieser Partei von Sozialpolitik sprechen fann. Herr Windthorft wendete sich diesmal auch an die Frauen und Jungfrauen und machte bei ihnen eine faft buchhänd lerisch zu nennende Reklame für eine Schrift des ultramontanen Abgeordneten und Schriftstellers Size, betitelt: Das häusliche Glüd!" Was dieser junge Raplan, der das Ge Lübbe ber helosigkeit boch wohl abgelegt hat, den deutschen   Frauen und Jungfrauen wohl von häuslichem Glüd zu erzählen weiß! Man sollte doch im 19. Jahrhundert so weit gefommen sein, daß man über häusliches Glüd nur von benen Lehren empfangen kann, die selbst wissen und erfahren haben, was Häuslichkeit ist, und von Ihnen, mit Berlaub, goitfeliger Herr Raplan Hige, glauben wir nicht, baß Sie das wissen, noch viel weniger, daß Sie eine Auto­rität in dieser Sache fiab, wenn Sie auch sonst ein leib­rität in dieser Sache fiab, wenn Sie auch sonst ein leib lich gelehrter Herr fein mögen!

Herr Windthorft meinte schließlich, die Arbeiter müßten, um gegen den Sozialismus geschützt" zu werden, in die katholischen Arbeitervereine eintreten, und verwies auf die Reben feiner Freunde Hiße   und Dr. Franz, als die Sosial  politiker des Bentrums. Nun, Herr Hize hat sich für einen Nun, Herr Hize hat sich für einen Normalarbeitstag erklärt; aber wenn es auch an fich ganz gut ist, wenn diese Herren den Normalarbeitstag im Prinzip anerkennen, so weiß man doch nach den Er. fahrungen der legten Reichstagsfeffion, was man davon zu halten hat. Diese ultramontanen Demagogen werfen gar häufig mit dem Worte Normalarbeitstag" um fich, und Den Bischöfen werden wohl die Jesuiten   nachfolgen, geberben sich, als ob sie immer für diese Forderung einge fie werden wiederkommen. Und diese armen National treten seien, während sie erst seit ein paar Jahren noth­liberalen, die dann den letzten Rest des Gebäudes ihrer gebrungen bas Wort afzeptirt haben. Aber auch nur das einstigen Herrlichkeit zusammenstürzen sehen! Wir sind Wort, benn wenn sie den Normalarbeitstag praktisch for leine Freunde der Jesuiten  , weil wir den Jesuitismus über- muliren sollen, so wollen fie ihn auf 12 bis 13 Stunden muliren sollen, so wollen sie ihn auf 12 bis 13 Stunden Jaupt verwerfen; wir wollen von liberalen Jesuiten   eben täglich festgesetzt haben, so daß viele Laufende von deutschen  o wenig wiffen, als von ultramontanen. Aber wir waren Arbeitern unter dem ultramontanen Normalarbeitstag länger nb find auch Gegner der Art von Ausnahmegesetzgebung, zu arbeiten hätten, als heute. Man weiß, welch' hart­wie fie im Rulturfampf gemacht wurde. Denn solche Mittel nädigen Widerstand Herr Hike in der Arbeiterschutz- Rom reichen zum Rampfe gegen eine Gebantenwelt, wie sie auch mission gegen den Antrag ber Abgeordneten der Arbeiter immer fein mag, nicht aus, und es war non vornherein partei geleistet hat. Diese Herren wollen die Arbeiter mit

Fagird verbeten.

Feuilleton.

Spuren im Sande.

Roman von Ewald August König.

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Eine unbezahlte Rechnung. alten Reft bas legte Geleit gegeben. Die Beerdigung war vorbei, nur wenige hatten der

traten Paul und der Inspektor Dörner hinter einem Grabs Als die Leibtragenden den Friedhof verlassen hatten, nicht zugegen", sagte der alte Mann leise,

Es bedurfte Ihres Instruments nicht, um in die Wohnung einzubringen."

In ber That nein," erwiderte Paul ironisch, Gott  schalt hat ja selbst ben Mörder mit hineingenommen. " Sie sagen bas mit einer Sicherheit-"

" Ich fann mir nicht denken, daß eine andere Er flärung möglich wäre! Bergau hat nicht nur dafür ge­sorgt, daß der alte Mann berauscht wurde, er hat ihm auch einen Schlaftrunt gegeben, er mußte fich einen Vor. wand fichern, ber ihm erlaubte, ihn bis in feine Wohnung zu begleiten. Und hier war es leicht, bem gefräßigen Bogel   ein Stüd vergiftetes Fleisch hinzuwerfen, Bergau burfte überzeugt sein, daß der Stabe schon in der nächsten Viertelstunde trepirte, während der Rentner den Schlaf des Gerechten schlief. Bergau mag bann," fubr Paul fort  , wohl die Hausthür ziemlich geräuschvoll geschlossen haben, aber er blieb im Hause, und nachdem eine Viertelstunde ver unsichtbare Macht den Mörder immer wieder zu seinem Opfer trichen war, schlich er leise hinauf, um sein Wert auszus Döglich, daß es doch nicht so ganz leise abging,

mal hervor. " Er war meine Ahnung hat mich diesmal getäuscht." fragte Paul. Und Sie glaubten wirklich, daß er kommen würde?"

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Ich vermuthete es, ich habe es oft erlebt, daß eine

führen.

| bloßen Schlagworten vertrösten und prebigen ihnen babei, wie schon oft im offenen Reichstage geschehen, die Ent fagung als obersten Grundfah.

Herr Windshorft fagte: Alle Welt spricht über bie Lösung der sozialen Frage; viele Leute ranchen dabei eine 3igarre und trinken ein Glas Wein, ohne zu arbeiten."

Dieser Wit warb belacht; die Lacher bachten im Mo ment wohl kaum daran, daß sich bei der ultramontanen Partei sehr, sehr viele Leute befinden, die es so machen, wie bie kleine Exzellenz gesagt hat.

Kolonialpolitik und Sklaverei.

§ In der Köln  . Big." bat wieder einmal Herr Buchner, der bekannte Afrikareisende, das Wort ergriffen, um rüdsichts los die legten Konsequenzen unserer heutigen tapitalistischen Kolonialpolitit zu enthüllen. Herr Buchner hat vor seinen Ges finnungsgenoffen in der Schwärmerei für Kolonien den einen nicht au unterschäßenden Vorzug, daß er sich wenig um die Sumanitätsfanatiker und Heuchler" fümmert, welche, blind und taub für die Fabrikstlaveret Europas  , beim Anblick der Blantagenwirthschaft überseeischer Länder plöglich in helle Ent rüftung gerathen. Mit Gutherzigleit und weichem Gemüth läßt fich nichts Groges ausführen- meint Herr Buchner. wohl alle Kolonien find durch Sünden gegen Die Menschenliebe groß geworden, und wenn wir feben, daß fie bier und dort nicht mehr recht gedeihen wollen, fo bat ficherlich die Humanität ihre ungeschickte hand mit im Spiele. Es ist recht bezeichnend, daß grade im Schoße der größten Kolonialmacht die Humanität am meisten Lärm erhebt. In ironischer Laune tönnte man jedoch den Engländern zu rufen: Jest erft, da ihr euch durch Unrecht gemäftet habt, wollt ihr das Unrecht abschaffen. Eure Mäftung gebt thr aber deshalb doch nicht zurüd."

Und Herr Buchner hat als Wortführer der maßgebenden tapitalistischen Kreise Deutschlands   aweifellos recht. Unsere Großtapitaliften wollen in Afrita und in anderen Erdtheilen fich Doch nicht etwa für die Ausbreitung der Bivilisation opfern, sondern fie wollen verdienen, mehr verdienen, als es ihnen in threr Heimath augenblicklich möglich ist. Verdienen läßt fich aber für das Rapital nur, wenn man aus der Arbeitskraft Anderer mehr Arbeit heraußpreßt, als man ihnen im Lohne  oder im Unterhalte wieder zurüdgiebt. Das ist in Europa   so und ift in Afrika   nicht anders.

Aber in Europa   tann das Kapital seinen Endzwed er reichen, ohne daß es die Vertragsfreiheit irgendwie au Arbeiterstand, ber nichts mehr von dem ursprünglichen Gemein eigenthum, der Erbe und den Broduktionsmitteln, sein eigen nennt, der darum auch nichts für sich selber produziren lann, Der also morgen Hungers stirbt, wenn ihn das Kapital nicht in seine Dienste nimmt, ihm Beschäftigung giebt". Der europäische   Arbeiter bietet sich unter folchen Umständen, fret­

Bah, man hätte den Mann sofort verhaften müffen!" " Dazu batte bas Gericht keine Berechtigung. Ein schwacher Verdacht giebt solche Berechtigung noch lange nicht."

Ein schwacher Verdacht? Wenn Sie alles zusam menfaffen, tönnen Sie dann noch behaupten, daß es ein schwacher Verdacht sei? Freilich, man könnte dagegen an führen, es fet ganz unmöglich, daß ein Mann aus solcher Familie die furchtbare That begangen haben tönne, aber was hat dieser Mann vor anderen Menschen voraus ge habt? Ich habe mich ganz genau nach ihm erkundigt; in ben letzten Tagen war ich einigemal in Erlenbach, um dort wegen eines neuen Hofgitters Rüdsprache zu nehmen, da fand ich Gelegenheit genug, mit einem alten Diener über diefen verlorenen Sohn zu plaubern."

Ei, ei, das hätte ich nicht erwartet," fagte Dörner er ftaunt; was haben Sie erfahren?"

Vingog. Vielleicht ist das schuldbeladene Gewissen dieser möglich auch, daß die alte Haushälterin schon früher erwacht seines Sohnes nicht gefümmert. Der Junge soll schon in

htbare Faktor, vielleicht auch ist es das, was Bergeltung nennen, erklären läßt es sich nicht, aber Thatsache ist es."

war und nun nachsehen wollte, ob alles in Ordnung fei. Bergau muß auf die Begegnung mit ihr vollständig vorbe reitet gewesen sein, denn ehe sie nur einen Schrei aus ftoßen fonnte, lag fie schon betäubt auf dem Boden. So, Herr Inspektor, denke ich mir die Thatsachen, und aus Ihren Aeußerungen geht hervor, daß Ihre Vermuthungen damit ganz übereinstimmen."

Die Mutter bes Barons ist früh geftorben, ber Bater hat in Saus und Braus gelebt und sich um die Erziehung feiner Kindheit ein nichtsnußiger Strid gewesen sein, er war bamals häufig in Erlenbach zum Besuch, und der Onkel ist oft genöthigt gewesen, ihn zu züchtigen. Ich gebe im all. gemeinen nicht viel auf das Geschwät der Diener, aber etwas wahres muß doch baran sein, wenn jener alte Mann behauptet, der junge Bursche habe schon bamals gestohlen.

" Ich äußerte schon gestern 3weifel-" Und diesmal haben Sie Recht behalten. Na, verloren baburch nichts. Haben Sie Ihre Erfundigungen bezüge wenn aber

lich bes Dietrichs fortgefekt?

" Jawohl, aber ohne Erfolg."

Sie haben keinen Schloffer gefunden, ber den Halen angefertigt hat?"

einen solchen Hafen angefertigt haben?" Bis jetzt noch nicht. Könnte der Baron nicht selbst

Unb bas halten Sie für möglich?" ber versteht von jebem Handwerk etwas, und eine Runft ist Weshalb nicht? Wer so lange brüben gewefen ift, es nicht, dieses Diebsinstrument anzufertigen."

Ein spöttisches Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Beamten.

Sebenfalls ist es jetzt noch zu früh, folche Behaup tungen auszusprechen," sagte er in verweisendem Tone, Ste tönnen nicht ben geringsten Beweis für ihre Richtigkeit bei bringen."

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Wenn es darauf allein ankäme-"

Bitte, wo wollten Sie die Beweise suchen? Daß der Bruder des alten Schauspielers und brüben der Irländer in berselben Weise ermordet wurden, beweist gar

Wert darauf," sagte der Inspektor, während sie auf dem nichts-" Na, ich lege im Grunde genommen leinen großen lich die Schlafzimmerthür nicht geschlossen, und mit seinen Bege zur Stabt weiter schritten, Gottschalt hat wahrschein eigenen Schlüffeln ist später der Geldschrank geöffnet worden. wird"

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Aber es bietet bem Verdacht eine fefte Stüße-

Die durch die berzeit aufgefundenen Spuren werthlos

Gestohlen?" fragte der Inspektor rasch.

" Jawohl. Einmal hat er eine fleine Gelbfumme aus dem Sekretar feiner Tante genommen, ein anderes Mal ist er über bie Spartaffe feines Betters hergefallen, und aus ben Neußerungen des Dieners geht hervor, daß der Junge Ehrgefühl gar nicht gekannt hat. Unter seinen Standesge noffen hat er auch keine Freunde gefunden, fie haben sich alle von ihm zurückgezogen, er gerieth in schlimme Gesell schaft, die an seiner verpfuschten Erziehung auch nichts befferte. Gelernt hat er nicht viel, und als sein Bater ende lich es an der Beit fand, fich um ihn zu bekümmern, ba erflärte er, Romöbiant werden zu wollen. Darüber ist es benn zwischen den beiden zum Bruch gekommen und bie ganze Verwandtschaft hat von dem verlorenen Sohne nichts