Riemm zu, der in belden Verhandlungen sein Gutachten über Die Arbeiten abgegeben hatte. Fritsch war vor fünf Jahren in einen ähnlichen Prozeß verwidelt gewesen, der durch bas Gutachten beffelben Sachverständigen gegen thn entschieden worden war. Genug, er vermuthete, daß Klemm aus persönlichen, nicht aus fachlichen Gründen sein Urtheil abgegeben habe und er verlieb dieser seiner Anficht in einer Reihe von Boftlarten einen sehr deutlichen Ausdruck. Klemm erhielt vier offene Karten, in denen es a. B. bieß, daß es ,, otele ungetreue Leute in Berlin gebe", daß die Staats anwaltschaft fich mit dem Gutachten zu beschäftigen" baten werbe, daß faliche Verleumdungen" vorgelommen felen. Klemm ließ diese Beleidigungen nicht steden, sondern wendete fis an die Staatsanwaltschaft. Bestern wurde vor dem Schöffengericht gegen Fritsch verhandelt. Der Angellagte gab Die Beleidigungen zu, behauptete aber in Wahrung berechtigter Intereffen gehandelt zu haben. Der Gerichtshof erkannte den legteren Umftand an, fab aber in der Form der Beleidigungen eine beleidigende Abficht und verurtheilte den Anklagten au einer Geldstrafe von 30 Mt. Der Staatsanwalt hatte eine Geldstrafe con 60 Mt. beantragt.
+ Eine recht grobe Unvorsichtigkeit, die den Zob eines Kindes verschuldete, ließ sich die Frau des Arbeiters Bortbun am 19. Juni d. 3. zu Schulden lommen. Sie wollte an diesem Tage die Stube scheuern und feste deshalb ein Gefäß mit Waffer auf den Herb. Als das Waffer lochte, ftellte fte es auf den Fußboden und feste ein zweites Gefäß mit Wasser auf das Feuer. Inzwischen war eine Nachbarin erschienen, die einen Gang au besorgen hatte und Frau Porthun bat, thr einundeinhalbjäbriges Rind solange in Be auffichtigung zu nehmen. Frau Porthun sagte zu und das Kleine wurde auf den Erdboden gefeßt, wo es mit dem Knaben Der Frau Borthun zu spielen begann. Statt nur auf die Rin ber zu achten, feste fich die Frau an den Tisch und begann Beliung zu lesen. Als fte eben in die Lektüre eines Schauer. tomans des Lol. Ana." vertieft war, störte fie ein marter. schütternder Schrei. Beim Spiele hatten die Rinder das auf dem Fußboden stehende Gefäß mit lochendem Waffer Dem bie flebende umgestürzt und fledende Flüfftgleit war Kinde Der Nachbarin über Beine und Füße ge floffen. Frau Borthun rig Tode erschroden au Das Kind fort, aber schon war es zu spät. Die Gliedmaßen des Kleinen des Kleinen waren fürchterlich verbrannt und im Krankenhause etlag er nach acht Tagen seinen Wunden. Frau Borthun stand gestern unter der Anklage der fahrlässigen Rörperverlegung mit födtlichem Ausgang vor der dritten Straf fammer bes biefigen Landgerichts I und wurde zu vierzehn Tagen Gefänanig verurtheilt.
tuten tommen im Laufe der fünftigen Woche aur Ausgabe durch den Kaffirer Herrn Lindemann, Grimmfir. 39, sowie in den Kaffenlofalen Butowerstr. 9 und Sophienftr. 22 am 4. und 18. D.tober.
Dor
Bremen , 23. Sept. In einer öffentlichen Gewerkschaftsversammlung sprach am Dienstag ein Herr Hartje, Maurer aus Hamburg , über eine von den deutschen Gewerkschaften an den Reichstag zu richtende Petition gegen den bekannten Streit erlaß des preußischen Ministers des Innern, Herrn v. Butt lamer, vom April dieses Jahres. Der Redner führte aus, durch diesen E.laß werde den Arbeitern die ihnen gefeßlich gewähr. leistete Koalitionsfreiheit im höchsten Grade verkümmert; denn wenn derselbe den Regierungsbehörden die Befugniß einräume, alle Bereinigungen und Versammlungen der Arbeiter zum Bw.dt der Erzielung günftigerer Arbeitsbedingungen, besonders burch Streits, einfach auf Grund des Sosialistengefeges zu verbieten, falls fich an denselben Sozialdemokraten betheiligen, so werde bamit den Arbeitern faft jebe Möglichkeit zur Besprechung ihrer Intereffen abgeschnitten. Um dies zu verhindern und den Arbeitern das Koalitionsrecht im vollen Maße nach wie Ber bewahren, fet eine Ergänzung der Ju flimmungen der§§ 152 und 153 der Gewerbeordnung in dem Sinne erforderlich, daß auch den Arbeitern bas Richt auftebe, Vereine zur Förderung ihrer Sntereffen, insbesondere aur Erzielung günftigerer Arbeits- und Lohnverhältnisse zu gründen. Es sei deshalb von Zabalsarbeitern in Dresden eine Betition an den Reichstag angeregt, in welcher dieser barum angegangen werden solle, einen dahin gebenden Bufat zu den erwähnten Baragraphen der Gewerbeordnung zu beschließen. Betreffs des Erlaffes des Ministers v. Butttamer heißt es in der Petition: derfelbe enthalte das Gegentheil von dem, was in der laiserlichen Botschaft den Arbeitern versprochen worden, ber Erlas werbe lediglich zu Gunsten der Arbeitgeber ausschlagen, bas Rechtsbewußtsein der Arbeiter dadurch verlegt, da den Ver einen der Arbeitgeber keinerlei Echwierigkeiten in den und Weg gelegt würden, Die Folge sein, wenn Arbeiter verhindert würden, in Versammlungen und Vereinigungen die Lohnverhältniffe zu befprechen, daß die Löhne immer mehr berabfinlen, was für die Lösung der fozialen Frage gewiß nicht förderlich sein würde. Ueberdem seien in einigen Bundesstaaten noch Gesetze in Geltung, die in direttem Widerspruch mit dem Roalitions recht ständen, so in Sachsen , Bayern und Breußen, in welchem letteren Staate dieses Recht auf Grund des Vereinsgefeges von 1850 für die Arbeiter vollständig illusorisch gemacht werden tönne und thatsächlich gemacht worben fel. Nach dem mit aroßem Beifall aufgenommenen Vortrage wurde folgende Resolution beantragt und einstimmig angenommen. Die heute in der Bentralballe tagende große öffentliche Bersamm lung der Bremer Gewerkvereine spricht dem Referenten für feine trefflichen Ausrührungen feinen Dant aus, protestirt gegen den Sireilerlaß des Minifters v. Buttfamer als einen Eingriff in das gefeßlich den Arbeitern gewährleistete Roalitions recht, befürwortet, die§§ 152 und 153 der Gewerbeordnung in dem in der Betition angegebenen Sinne abzuändern, und verpflichtet sich, für die Betition aller deutschen Arbeiter an ben Reichstag einzutreten. Nach einer längeren Distulfton über den Gegenstand schloß die Versammlung mit einem Hoch auf die Arbeiterfache und die Vertreter des Arbeiterstandes im Reichstage."
Die
Verein Berliner Hansdiener. Montag, den 27. b. M., Abends 9 Uhr, Neue Grünftr. 28, Versammlung. Tages. ordnung: 1. Mittheilungen. 2. Referat über die Lage der Hausdiener im Allgemeinen, gegenüber den in den Beitungen enthaltenen Annonsen mit der Ueberschrift: Schon wieder ein ungetreuer ausdiener". Referent Herr Rubutte. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Bereinsangelegenheiten und Frage faften.
+ Eine fire Idee hatte sich in dem Kopfe des Rom miffionärs Ludwig Rüterbusch eingeniftet, die er mit unbegreif licher Harinädigteit verfolgte. Er bildete sich ein, bedeutende Entschädigungsansprüche an einen Hausbefizer und deffen Erben zu haben und verfolgte sein vermeintliches Recht mit folcher Bähigkeit, daß er sich eine Anflage wegen Erpressung auzog, gegen die er fich gestern vor der vierten Straflammer des blefigen Landgerichts I ju verantworten hatte. Nach feiner Angabe that er im Dezember 1884 einen bösen Fall von der Treppe des Hauses, in dem er wohnie, die nicht, oder nicht gehörig erleuchtet war, und zog fich eine Ver wundung des rechten Unterschenfels zu. Er zeigte seinen Mieths leuten die Verlegung und begab fich dann in das Lazarus Krankenbaus, wo er mehrere Wochen lang in Pflege war. Als er entlaffen war, will er noch nicht vollständig gebeilt gewesen fein und noch ein Jahr lang an der Wunde, berumger oftort" haben. Er war nun der Anficht, daß der Hausbefizer Balette tom die Ruffoften au ersetzen und eine Entschädigungssumm: Kuiloft au sablen hätte. Er fegte lange Rechnungen auf und wendete fich an den Haus befizer. Als feine Brivatbemübungen ohne Erfolg blieben, ging er an bas Gericht, er wurde aber mit der Klage, bie er anftrengte, zurüdgewiesen. Inzwischen starb Ba lette und nun waren es die Erben, die von dem Kommisfionär mit Entschädigungsansprüchen bedrängt wurden. Trotzdem er abermals mit feiner Klage von dem Gericht abgewiesen wurde, segte er doch seine Bemühungen fort und drohte in neuen Klage, wenn er einem Briefe mit einer nicht befriedigt würde. Nun denunzirten ihn die Erben wegen Crpreffung. Es handelt sich zunächst darum, feftzustellen, ob Rüterbusch überhaupt jenen Sturz von der Treppe gethan habe. Bestimmtes ließ sich hierüber nicht er mitteln. Nur erschien es zum mindesten sehr sonderbar, daß bir Kommiffionär im Krankenhause diese Ursache seiner Vertigen legung nicht genannt hatte. Die Merate befundeten, daß er allerdings mehrere Hautabschütfungen am Körper gehabt habe, Daß er aber hauptsächlich wegen eines Lungenfafarrbs beban belt worden set. Das Beste aber war, daß Rüterbusch die Rurloften, die er von ben Erben etsegt haben will, gar nicht bezahlt hat, da feine Drtsgemeinde für ihn, der mittellos ist, bie Rechnungen bat begleichen müssen. Der Staatsanwalt glauble, das frivole Vorgeben des Angeklagten hart auffaffen au müssen und beantragte eine Gefängnißftrafe von 4 Mona ten gegen ihn. Der Gerichtshof bielt jedoch als Sühne eine apeiwöchentliche Gefängnißftrafe für angemeffen.
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Trinkgeld und Arbeitslohn. Vor einigen Tagen lagte beim gewerblichen Schiedsgericht in Hamburg ein Rellner gegen einen Gastwirth wegen 150 M. Arbeitslohn für 10 Monate. Das Gericht sprach aus, daß war die Bermuthung dafür fpreme, es müffe für geleistete Dienste auch Lohn gezahlt wer ben, es sei aber wieder andererseits die Bermuthung gleich falls begründet, daß es einem Arbeiter, ber 10 Monate lang feinen Lohn in Anspruch nahm, bekannt sein mußte, daß übers baupt lein Lohn gezahlt werde, zumal wenn man erwägt, daß die Lohnforderung erst erhoben wurde, nachdem die Entlaffung erfolgt war. Das Bugeständniß des Kellners lag vor, daß über einen etwa zu zahlenden Lohn für die geleisteten Dienste nie gesprochen worden ist. Der Kellner wurde deshalb mit seiner Klage abgewiefen.
Vereine und Versammlungen.
Nationale Kranten- und Begräbnißlasse der deut Shen Gold- und Silberarbeiter und verw. Berufsgenoffen. Das veränderte Statut der Kaffe tritt mit Ablauf der 39. Woche( 1. Oktober) in Rraft und betragen von da ab bie Beiträge für die 1. Klaffe wöchentlich 60 Bf., II. Klaffe 48 Bf., III. Klaffe 36 Bf., IV. Klaffe 30 B, V. Klaffe 12 Bf. Die wöchentliche Unte: stligung in der 1. Klaffe 20 M., II. Klaffe 16 M., III, Rlaffe 12 D., IV. Rlaffe 10 M., V. Klaffe 4 M. Als Beihilfe im Ablebungsfall wird gezahlt: I Klaffe 120 D., II, Slaffe 96., III. Klaffe 72 M., IV. Rlaffe 60 M., V. Klaffe 24 M. Die Aufnahmegebühren betragen für die 1. Klaffe 3 M, 11. Klaffe 2,50 M., II. Alaffe 2 R., IV. Rlaffe 1,50 M., V. Klaffe 1. Neueintretende, welche das 40. Lebensjahr überschritten haben, zahlen außer diesen Aufnahmegebühren einen Alterszuschlag, und zwar von 40-41 Jabr 4 m., 41-42 6 M, 42-43 8., 43-44 10 R., 44-45 12 R. Sämmtliche neu Eintretende baben 30 Bf. für das Statut zu entrichten. Diejenigen Mitglieder, welche einer höheren Klaffe beitreten wollen, tönnen dies nur bis zum abgelaufenen 44. Lebensjahr unter Beibringung eines genügenden Gesundheits. atteftes. Die Mitglieder der 1. Klaffe bürfen leiner anderen Raffe angehören. Da bie Mahnung in Fortfall gekommen ist, ohne daß dieselben geftundet worden, gestrichen. Jeder Ecfranfungsfall muß fofort gemeldet werden, und wird Unter fügung selbst für diejenige Erkrankung, welche die Arbeitsunfäbiglett eines einzigen Tages, aber ärztliche Hilfe wie den Gebrauch von Medikamenten bedingt, gezahlt. Die Sta
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Fachberein fämmtlicher an Holzbearbeitungsma schinen beschäftigten Arbeiter. Deffentliche Mitgliedervers fammlung am Montag, den 27. b. M., Abends 8% Ubr, im Lolal des Herrn Säger, Grüner Weg 29. Tagesordnung: Innere Bereinsangelegenheiten, Verschiedenes. Gäfte willkommen.
Eine öffentliche Versammlung der Sattler und Fach genoffen Berlins findet am Montag, den 27. Septbr., Abends 8% Übr, in den Gratwell'schen Bierballen, Rommandanten straße 77-79( oberer Saal), flatt. ftraße 77-79( oberer Saal), flatt. Tagesordnung: 1. Wie stellt sich der Innungs. Gesellenausschuß zur Lohnfrage der Berliner Sattler? 2. Berschiebenes. Der Eintritt ist nur Sattlern und Fachgenoffen geftattet.( Siehe Inserat der heu. Nummer.)
Im Verein der Modelltischler hält am Montag Abend 8 Uhr, derfstraße 63, Herr Superczynsli einen Vortrag über Anestetila( Betäubungsmittel). Auch erfolgt die Ausgabe der Billets zu dem am 30. Dltober stattfindenden Stiftungsfefte.
* Gefangverein Männerchor Linde". Jeden Montag, Abends 8 Uhr, Naunynftr. 70, bet Stab.
* Bitherklub Amphion". Jeden Montag Abend Uebungsstunde im ,, Kurfürstenteller", Boftstraße 5.
Vermischtes.
Maffenpetition. Am 2. Mai 1842 wurde eine mit elfernen Meifen zusammengehaltene Bergamentrolle in das englische Unterhaus gewälzt, bedeckt mit 3% Millionen Unter schriften. Ein Abgeordneter ftellte den Antrag, daß Bevoll mächtigte an den Schranken des Hauses über die sechs Buntte mächtigte an den Schranken des Hauses über die sechs Buntte gehört würden, die den Text der Petition bildeten und unter dem Namen der Vollscharte belanni find: allgemeines Stimm recht, Vertretung der Kopfzabl, gebelime Stimmgebung, fährliche Neuwahlen, lein pafftver Bensus, Diäten für die Abgeordneten. Der Antrag wurde mit 287 gegen 49 Stimmen verworfen.- 8: bn Jahre früher petitionirten die Arbeiter von Glasgow : Wir fürchten eine Revolution, und mir verzichten deshalb auf nerfennung unseres Wahlrechts. Wir verlangen nichts als Buflände, in denen wir uns durch Thätigkeit zu Wohlbe faben und verhältnismäßiger Unabhär gigkeit hinaufarbeiten tönnen. Dbgleich wir nicht in die Ausdehnung des Wahlrechts eingeschloffen, und obwohl wir uns sehr wohl der Fähigkeit zur Ausübung dieses uns unbeftritten auftehenden Rechtes bewust find, so wissen wir bie Schwierigkeiten zu würdigen und find bereit, wie ein Mann für die Krone und ihre patriotischen Rathgeber uns zu erheben."
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Erdbeben und Sturm prophezeit. Brofeffor Wiggins in Montreal prepbezeit ein großes Erdbeben, welches am 29. Geptember längs des 30. Breitengrades ftatifinden foll. Es soll sowohl in Europa wie in Amerika gespürt werden und die Städte Mobile, New Orleans und Atlanta seriören. Bugleich wird ein heftiger Sturm auf dem Atlantischen Ojean wüthen.
Das Testament eines Sonderlings. In Chriftiania starb fürzlich der Advolat Nicolson und hinterließ teftamen farisch fein gesammtes Vermögen, mit Hintanfeßung seiner Erben, aur Anschaffung von Bicycles für die Sauljugend. Ein Theil follte fapitaliftrt und angelegt und mit den Binsen ein Lehrer bezahlt werden, der die Kinder im Bicyclefabren unterriate. Das Teftament schließt mit folgenden Worten: Daß Bicycle schüste mich auf meinen Bromenaden vor der mir überaus läftigen Budringlichkeit der Leute, die sich uns in den Weg stellen, in glübender Sonne, in schneidendem Wind einem Roffe scheu geworden; ich fab mich nicht genöthigt, bet meinen Fahrten die gefunden Glieder einem betrunkenen Rutscher anzupertrauen." Die Söhne des Erblaffers erkennen bas Teftament nicht an.
Ein Schildbürgerstreich wurde dieser Tage in Herwigs
dorf bei Freystadt in Schleften ausgeführt. Um einen jungen Dahsen, der in einen Brunnen gefallen war, wieder an's Tageslicht zu befördern, wurde demselben ein Zau um die Hörner und den Roof geschlungen und dann eine Winde in Bewegung gefeßt. Nach langer und schwieriger Arbeit erschien Der Berunglüdie wieder am Tageslicht- felbstverständlich aber erdroffelt. Mie
Haig Eisverhältnisse im nördlichen Polarmeere. frühere Nachrichten aus Jaland und von der Mündung der Betschora an der fibirischen Küfte, bestätigen jest auch aus den Gewäffern der Episbergen eingegangene Berichte, daß das Gis im nördlichen Bolarmeere fich in diesem Sommer unge wöhnlich weit nach Süden erftredt bat. Wie aus Hammerfeft gemeldet wird, find die meisten norwegischen Fangfahrzeuge, welche jedes Fübjahr nach Spitzbergen geben, um in den dor tigen Gewäffern den Robben, Walros und Dorschfang ju betreiben, faft alle ohne nennenswerthe Beute zurückgekehrt. Als Ursache werten übereinstimmend die außerordentlich ungüns ftigen Eisverhältnisse angegeben. Rings um Epißbergen lag ein 5-8 Meilen breiter Eisgürtel, und auf der Strede von Hoven Jsland bis Foreland( gegen 56 Meilen) iag feftes Backeis. Die großen Buchten am Storfjord, Homfund, Bell fund und Jefford waren durchaus unzugänglich. Nachdem die bier versammelten amanaig Fangfahrzeuge bas ganze Frübjahr und den größten Theil des Sommers hindurch hin und her getreust batten und auch Ende August noch keine Aussicht auf Berthellung des Polareises war die einzige Möglichkeit, um zu den gewöhnlichen Fangstellen zu fommen so mußten fich endlich alle Schiffe zur Heimkehr entschließen.
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Ein intereffantes Experiment. Am 13. b. M. wurde, wie wir bereits fura meldeten, aum erften Male erfolgreich der Versuch gemacht, ein Boot vermittelst Elektrizität über den eng lischen Ranal von Dover nach Calais fahren zu laffen. Das Boot, die„ Bolta" genannt, ist nur 37 Fuß lang, tann daher bequem auf jedem großen Dampfer mitgenommen werden. Die Triebkraft wird von einer Anzahl von Allumulatoren geliefert, welche im unteren Raume des Bootes aufgeftellt find. Das Boct verlies Dover ungefähr um balb 11 Uhr Vormittags und Die Rüdkretse langte nach vierstündiger Fahrt in Calais an. ourbe in gleicher Beit bewirkt. Das elektrische Boot durch schnitt obne jegliches Geräusch die Wellen. Die Bee war ganz rubig. Wie fich das neue Boot bei bewegtem Wellengange halten würde, tonnte also nicht festgestellt werden.
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Ein Hotelwirth 8u den rothen Forellen" in Ilsen burg hat vor seinem Hause ein auf den Broden gerichtetes Fernrohr aufgeftellt und als„ Bismard Brodenfuder" getauft. Für Benugung des Fernglases fann au nationalen Bweden" nach Belieben gezablt werden, mindestens jedoch 10 Bf." Der spekulative Hotelwirth vertheilt auch ein Er innerungsblatt an den Bismard Brodenfuder" mit Bersen, welche den Fürsten Bismard, ben Siegfried unseres Jabr hunderts", an Genialität und Kraft ein Riese", mit dem Brodentiesen vergleichen. Aus den poetischen Leistungen bes Forellenwirthes entnehmen wir:
Dem ganzen Weltall ist beschieden Durch Bismard's Grift ein Erdenglüd! Im Lande herrscht der schönste Frieden, Der Wohlstand, er acht nie zurück!" Der Mann muß es ja wissen!
Kleine Mittheilungen.
Effen a. Rh., 24. Sept. Wie die beinisch- Westfälische Beitung" meldet, bat beute Vormittag 10 Uhr auf der Beche Ronfolidation bei Schalle in Schacht 2 eine Explosion schlagen
der Wetter stattgefunden, durch welche fünfundvierzig Berge Ieute getödtet, sechszehn, darunter acht schwer, verwundet wurden.
Wien , 24. Sept.( bolerabericht.) In den letzten 24 Stunden find in Best 40 Erfrankungen, 19 Todesfälle; in Flume 3 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Trieft ift tein neuer Cholerafall vorgekommen.
Beru, 23. Septbr. Die Krauchtbaler Einsiedlerwohnung, über welche wir vor einiger Beit berichteten, bat in Worb ein Bendant gefunden. JnDberländer Boltsblatt" wird darüber folgendes berichtet: Behen wir da eines Tages durch ein fleines Wäldchen in der Gemeinde Worb , um Pilze au suchen, als wir auf dem Wege ein leines Kind finden. Wir forschen nach der Mutter und erblicken vor uns ein voll ftändiges Bigeunerlager fammt rauchendem Kochberd. Von Schreden erfüllt, wollten wir uns zuerst flüchten und doch trieb uns die Neugierbe, diese seltsame Erscheinung näher zu befich tigen. Wir nähern und deshalb vorfidiig und finden eine ganz etgene Art menschlicher Wohnung. Die Hinterwand bestand aus zwei Schränken, vor den Schränken befanden sich awet Betten links und rechts mit Tüchern verhängt und vorne waren fle offen. Das Ganze war mit einigen Laden bedeckt. In einiger Entfernung davon befand sich ein provisorischer Koch herb mit Rauchrohr, ein Tisch, Stühle und ein Rüchen fchrant, fammt einigem Geschirr. Unter den Betten troch ein tleiner Rnabe im hemde herum. Enditch erschien eine Frau mit einem dritten Kinde, in der Schürze dürres Hols tragend. Es war aber leine Bigeunerin, sondern eine bäurisch gekleidete Bernerin, welche uns auf Befragen erklärte, fte bätten ihre bis dahin innegehabte, in der Nähe befindliche Wohnung verlaffen müffen, teine andere gefunden und deshalb nun schon seit zwei Monaten im Walde ihre Wohnung auf geschlagen. Also gefdeben im Jabre des Heils 1886 in ber Nähe des Haushaltungskurses von Worb ." In Worb hat also gerade wie im Krauchtbal eine Familie lein Unterlommen ges funden. War wirklich leine Wohnung vorhanden? Der ift nicht vielmehr die Nichtaufnahme dieser armen Leute am einen mie am anderen Drt eine Folge der bernischen Armen und Niederlaffungsgefeße, welche es den Gemeinden nabelegen, bie Niederlaffung von Bernern, welche einft armengenö fig werden fönnten, zu erschweren und zu verhindern, um eben nicht in neue Armentoften au gerathen? Es giebt faum eine Geset gebung, welche so febr den traffen Egoismus der Gemeinden au pflanzen geelanet ift, wie diejenige des Kantons Bern mit Bezug auf die Niederlassung von armen Kantonsangehörigen. Fiume, 24. Sept. Der italienische Dreimafter Nicola", welcher mit Benzin beladen war, gerieth in dem äußeren Hafen, angeblich durch Blisslag, in Brand. Sturm und bebe See erschwaten den Berlehr mit dem brennenden Stiff. Letteres wurde durch den Hafenkapitän an der Anfertette in die offene See hinausbugftrt. Steben Personen der Mannschaft find ums gelommen, vier, darunter eine tödtlich, mit Brandwunden be Deckte Personen tourden von einem englischen Dampfer gerettet. Der Kapitän des italienischen Dampfers befand sich während Der Ratastrophe auf dem Feftlande.
London , 23. Sept.( ause influra) Während am vergangenen Dienstag in Wednesbury( englische Grafschaft Stafford) in der Näbe eines wegen Baufälligkeit unbewohnten Hauses mehrere arme Frauen mit Solafägen beschäftigt waren, fürste plöglich das Gebäude krachend zusammen und begrub die Rabeftehenden unter seinen Trümmern. Bwel Frauen wur den aus dem Geröll in so schrecklich verstümmeltem Buftante hervorgezogen, daß fie auf der Stelle starben, während eine britte Frau und ein Kind in ihren Armen lebensgefährli he Berlegungen davontrugen.
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