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Das Gutachten des Meltestenkollegiums führt als Haupt grund gegen den Versicherungszwang an, daß die Kaufleute im Gegensaße zu den Arbeitern ihr Gehalt faft immer noch sechs Wochen fortbezogen, auch wenn der Behilfe in der Lriftung seines Dienstes zeitweise behindert ist; diese Gehalts sablung belfe über die Beit der Krankheit hinweg. Ja, aber wieviel Raufleute giebt es denn, die nicht nur vierzehntägige und wöchentliche Kündigung haben, die vielmehr jederzeit fofort entlaffen werden fönnen? Und soll das Befteben einer heute bereits in manchen Branchen winzig fleinen Arifto tratie der Gehilfen Grund dazu sein, für die untersten Schichten desselben Standes gar nichts zu thun? Wenn die Unternehmer für ihre Angestellten im Falle der Krankheit so unübertrefflich forgen, warum finden es denn so viele Kaufleute -wie das Gutachten selber betont für nothwendig, fich freiwillig gegen Krankheit zu verfichern?
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Nein, die Gehilfen bedürfen heute der geseggeberischen Hilfe ebenso sehr wie die Arbeiter und speziell in der Frage der Krankenversicherung find fie fich, mit ganz wenigen Ausnahmen, darüber vollständig einig, daß bie Einführung des Kaffenzwanges nothwendig und nüßlich sei. Es ist wiederum ein ganz leeres Fechterkunftstüdchen, menn behauptet wird, lediglich die sozialistische"( 3) Freie Drganisation der jungen Kaufleute" sei für den Bwang günstig geftimmt. Nein, diese Stimmung erstreckt sich bis weit in die Kreise guter Fortschrittler hinein und fie wird zu ihrem Biele gelangen, wenn die jungen Kaufleute nicht schlechter gestellt fein sollen als die Arbeiter, von denen das Melleftenkollegium mit solcher Geringschäßung spricht.
Politische Uebersicht.
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Erkenne dich selbst! Unter dieser Ueberschrift finden wir in verschiebenen nationalliberalen Blättern einen Rusaug aus einer chauvinistischen Arbeit: Deutschlands west licher Nachbar" von Dr. Felix Boch. In dem Aus auge beißt es wörtlich: Frasenhafter Größen. wabn und basenfüßige Furcht wohnen in der gallischen Volksfeele nabe jufammen; benn wie reimt fich mit biefer Siegesgewißbeit die geschilderte Deutschenbese auf dem wirthschaftlichen Gebiete, wie reimen fich damit alle die Geschäftstniffe und unfeinen Mittel bes Chauvinismus, um unserer Indufirie einen Malel anzu hängen und die überlegenen deutschen Waaren auf dem Welt marite zu verbrängen Die Franzosen werden ihre groß artige Weltausstellung im Jahre 1889 baben; fie werden den gewaltigsten Seelanal swischen dem Atlantischen Dzean und dem Mittelmeere, zwischen Bordeaux und Narbonne in furzer Beit schon erbauen; Leffeps, der Hersteller des Suezkanals und Der Erbauer des Panamafanals, ist ein Franzose. Paris , die leuchtende Hauptstadt der Welt", wie ein großer deutscher Dichter die westliche Metropole nennt, liegt merkwürdiger Weise in Frankreich und babet fragenbafter Größen wahn."- Marengo, Austerlit, Jena , Wagram und vor allem bie Schlachten im Jahre 1814 haben so recht die„ hasenfüßige Furcht" der Franzosen gezeigt. An jene Namen reiben fich würdig an Magenta, Solferino und auch die Er ftürmung von Sebaftopol war eine basenfüßige" That. Man lieft ferner in der Geschichte, daß in den Jahren 1793-99, 100 ganz Europa gegen die Franzosen in Waffen fland, biefelben fich recht basenfüßig" benommen haben. Und 1870/71! Stellen den Franzosen , besonders den schlecht geklet beten, schlecht genährten und schlecht bewaffneten Soldaten ber Republit die deutschen Heerführer vielleicht das Beugniß der Basenfüßigkeit" aus? Im Gegentheil! Was hätte auch sonst Das große Siegesgeschret bei den Deutschen für Werth? Ueber basenfüßige" ben Sieg davon zu tragen, das ist ja linderleicht! Wo bleibt da der Kriegsruhm der deutschen Soldaten?- Daß eine Berfon, wie Dr. Felix Boch so unverschämten Blödfinn gegen die Franzosen schreiben tann, das ist weiter nicht schlimm, aber daß die deutsche Preffe solche ekelhaften, chauvinistischen Schimpferelen nachdruckt, das ist ein böses Beichen für den fitt. lichen Werth unserer Beitungsschreiber. ,, Erlenne Dich selbst!" Mit der Ueberschrift find wir einverstanden, doch wünschen wir dieselbe umgelehrt angewandt zu wiffen. Was nun die Geschäftsiniffe" anbelangt, die in Frankreich gebraucht werden follen, so frage man den erften beften deutschen Geschäftsmann, ber mit den Franzosen zu thun bat, so wird derfelbe die Fran 3ofen für die reellsten Geschäftsleute auf dem ganzen Kontinent erklären. Welche Anstrengungen aber in Deutschland schon ge macht worden find, die franzöfifchen Waaren in Mißtrebit au bringen, davon schweigt Herr Boch. Jawohl erlenne Dich felbft! Wir würden übrigens solche Notizen, wie die obige, nicht niedriger hängen, wenn dieselben nicht so überaus gefähr lich wären. D6 in Frankreich derartiges Machwert gegen Deutschland geschrieben wird, ob in Deutschland gegen Frant reich das ist gleich viel; baffelbe dient immer aur Berbegung aweler Nationen, die als Freunde in politischen und wirthschaft lichen Dingen zusammenhalten müßten in ihrem eigenen großen Intereffe. Nur ein eller, derouleberiger Afterpatriotismus tann
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für einen Fürsten bestimmt und ein liebendes Herz beschenkte mit berselben die Rönigin seiner Liebe.
- Das politische Programm Defterreich- Ungarns , welches Herr v. Tisza entwidelte. lagt fich in folgende Buntte auſammens faffen: 1. Defterreichs Interessen erheischen, daß die BallanDöller au selbstständigen Staaten fich herausbilden. 2. Defterreich muß sein Bestreben mit allem Einfluß darauf richten, daß fein Protektorat oder bleibender Einfluß einer einzigen fremden Dracht am Baltan Plaz greift. 3. Der Ber liner Vertrag ist aufrecht zu erbalten. 4. Außer der Türlet tektorat aufftellen. 5. Jebe Benderung der staatsrechtlichen oder Machtverhältnisse darf nur mit Einstimmung der Signatarmächte gescheben. 6. Weil Defterreich mit Deutschland auf der alten Grundlage" fteht, dürfen wir nicht baran aweifeln, daß mit Rüdfichtnahme auf die gegenseitigen Eriftenz bedingungen wir vereint diese( die Grundlage) auch werden wahren lönnen ohne Gefährdung des allgemeinen Friedens". Dies find in furzen Umriffen die Punkte, die sich aus der Rebe Tisza's herausheben lassen.
Die Zünftler ermahnen in der ,, Allgemeinen Handwerker zeitung", bem in München erscheinenden Drgan des zünftleri fchen allgemeinen Handwerkerbundes, ihre Gesinnungsgenoffen, bei den nächsten Reichstagswahlen nur mit dem 3entrum und den Konservativen Kompromiffe zu schließen. Außer den Nationalliberalen find daher auch die Freilonservativen trog ihres Liebäugelns mit zünftlerischen Be Freitonservativen trop ihres Liebäugelns mit zünftlerischen Bedarf Niemand am Ballan bewaffnet einschreiten oder ein Pro ftrebungen seitens der Bünftler in die Acht erklärt worden. Die freilonservative Bof" bemerkt bazu: Wer da weiß, welch lleines häufl: in unter der Firma Allgemeiner deutscher bandwerkerbund" fich, allerdings recht emfig, des Redens befleißigt, der ist nicht darüber im Unflaren, daß das lucrum cessans, welches die Allgemeine Handwerker Beitung" den gemäßigten Barteirichtungen androht, feberleicht wiegt. Bu bem ftand schon seit geraumer Zeit der dominirende Einfluß Der Ultramontanen innerhalb dieser dünngefäeten Reihen außer Zweifel. Selbst für die Ultrafonservativen wird, wenn das Bentrum fein Theil von dem mageren Gericht weggenommen, laum noch ein Broden übrig bleiben."
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Sozialistisches. Bei der Landtagaftichwahl in Gera flegte der Fortschrittler über ben Sozialisten, Reftaurateur Hahn. In Leipzig soll es der Bolizei abermals gelun gen sein, ein Badet, welches zirka 500 Exemplare einer Nummer bes, Sozialbemolrat" enthielt, zu beschlagnahmen. Daffelbe wurde aufgefunden in der Wohnung eines Tischlergesellen, der deshalb gefänglich eingezogen worden ift.
Ueber den kommenden Sozialistenprozeß in Sprem berg berichtet man der Frankf. Ober 8tg.":" Gegen sechs der Angellagten wird in der am 15. November unter Borfis des Landgerichtsraths Krause anberaumten Extra Scwurgerichtsperiode verhandelt werden. In der am 18. beginnenden Schwurgerichtsperiode werden die laufenden Geschäfte erledigt. Gleichzeitig mit der ersten Verhandlung( also am 15. Noobr.) werden die übrigen Angellagten, noch ca. 50 Bersonen, von der Straflammer des Landgerichts Kottbus abgeurtheilt werden. Es sollen einzelne Angeklagte die Anklageschriften nach Bürich( 8) geschickt haben, und zwar auf Umwegen, um dort eine Be antwortung ber Anllage ausarbeiten zu laffen. Vor einigen Tagen war Landgerichtsrath Brandtle wieder in Spremberg anwesend, um einige Vorkommniffe jüngeren Datums genauer Tagen war Landgerichtsrath Grandtle wieder in Spremberg zu untersuchen. Der Tuchmachergeselle Lante( 16 Jahr alt), ber vor Kurzem noch einen Boligiften mit Steinen warf und bei der Bernehmung ausgesagt haben soll, er sei von seiner Partei dazu ausgelooft und bestimmt worden, den Bolizisten au beseitigen, er lönne also nichts dafür, ist vor einigen Tagen aum Verbör nach Rottbus beordert gewesen, jedoch auf freiem Fuß belaffen. Seine Aburtbeilung findet ebenfalls am 15. Nos vember statt." Die Freilaffung des 16jährigen Burschen be weift wohl, daß die ersten Mittheilungen wieder einmal maglos übertrieben waren.
Die Straßburger Labatsmanufaktur läßt wieder einmal von fich hören, natürlich nichts Gescheites. Wie die Straßburger Bos" meldet, ist der vielbesprochene Prozeß der Schwarzen Hand nun endgiltig erledigt, da Saller und Bergmann den auferlegten Eid vor dem Oberlandesgericht Colmar geschworen haben. Darauf wurde sofort das Uitbeil gefällt, wonach die Kaiserliche Tabatmanufattur bas bisher von ihr gebrauchte Fabrikzeichen Schwarze Band" aufgeben muß.
Einschränkung der Spiritusfabrikation. Der Versuch, fung der Spiritußerzeugung au erreichen, war belanntlich, nach auf dem Wege der freiwilligen Verpflichtung eine Einschrän bem er bis zu dem zuerst in Aussicht genommenen Termin, bem 28. Auguft, nicht gelungen war, nochmals mit einem neuen Schlußtermin, dem 1. Ottober, unternommen worden. Er ift jest als enbgiltig gescheitert anzusehen. Die Spiritusjtg." hofft aber noch immer, daß die Unternehmer, obwohl ihre schriftliche Verpflichtung binfällig geworden ist, aus eigenem Antrieb ihren Betrieb einschränten werden.
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Spanischer Handelsvertrag. Die amtliche Spanische ,, Gaceta" veröffentlicht das Ablommen zwischen Deutschland und Spanien , betreffend die Verlängerung des Handels und Schifffahrtsvertrages vom 12. Juli 1883.
Nach der Antwort, welche Ministerpräsident Tisza im ungarischen Abgeordnetenhause auf die auf Anlaß der bul garischen Frage an ihn gerichteten Interpellationen gab, laffen sich, was zunächst den historischen Verlauf der bulgaris fchen Wirren betrifft, folgende Buntte auffiellen. 1. Die Fes gierung Defterreich Ungarns hat von dem Attentate gegen Alexander vorher durchaus teine Renntniß gehabt. 2. Jn Defterreich wurde man von der Ruftschuler Depesche an den Defterreich wurde man von der Ruftschuler Depesche an den Baren, in welcher Alexander diesem die Rione au Füßen legte, peinlich berührt. 3. Der öfterreichische Vertreter in Sofia hat allerdings einmal in Bezug auf die Verschwörer vor über eilten Entschlüffen und deren Konsequenzen gewarnt". 4. Es erifiitt teine Theilung der Interessensphären". 5. Jn Defter teichs Bündnißbeziehungen ift teine Alenderung eingetreten. Mit Deutschland stehen wir auf der alten Grundlage".
Magier, ein berühmter Mann, der die Uhr trotzdem nicht herzustellen vermochte. Dieser wurde schon enthauptet.
Noch viele Leute loďte bie glänzende Belohnung herbei, bie der wüthende Sultan nach erwiesenem Mißerfolg bald bie der wüthende Sultan nach erwiesenem Mißerfolg bald freuzweife, bald der Länge nach entzweifägen ließ.
Das Ende vom Liebe war aber, daß die Uhr noch immer nicht gehen wollte und die Sultanin noch immer
Die Uhr wies Stunde, Tag und Monat; bei jedem Stundenschlag öffnete fich ein Thor und herausritt ein emaillirter Ritter, der sein Schwert zog, oben öffnete fich ein Fenster und ein golblodiges Rönigstöchterlein winkte bem Nitter. Der Nitter falutirte breimal mit seinem Schwerte und dann kehrte Ritter und Rönigstöchterlein wieber bisweinte zum nächsten Stundenschlag zurüd. Außerdem enthielt bas Wert einen Hahn, der um sechs Morgens mit den Flügeln Schlug und trähte und eine Eule, die Abends die großen ftarren Augen verdrehte und schrie. Ein filbernes Bächlein plätscherte unaufhörlich von einem hohen Felsen hernieber und trieb fortwährend ein Mühlrab.
Und dies alles hatte mit einem Male ein Ende ge nommen. Die Uhr wollte weber mehr schlagen, noch die Seit angeben, Ritter und Rönigstöchterlein gaben sich fein Stellbichein mehr, der Rutut verfünbete nicht mehr den Morgen, die Eule nicht mehr den Abend und der Müller mahlte nicht mehr.
Und hierüber hatte die Sultanin Verzweiflung erfaßt. Sobalb Muley Abballah ben Grund von Albamira's Rummer erfuhr, befahl er auf der Stelle feine Gelehrten zu fich und hieß fie, mit dieser Uhr etwas vornehmen, damit fie wieber gehe.
Diese verbarben die Uhr nur noch mehr. Der Sultan fchidte fie alle zum Teufel. Dann ließ er bekannt machen, daß, wer die Uhr der Sultanin zu repariren vermag, als Lohn zehn Beutel Gold erhält, wer fie aber noch mehr verbirbt, wird ohne Erbar men einen Ropf fürzer gemacht.
Von der glänzenden Belohnung angelockt, ftrömten die Unternehmenben aus den entferntesten Ländern herbei: herbei: große Mechaniker, Sauberer, Gelehrte aus Bagdad , wo diese Runst in böchfter Blüthe stand, ja fogar auch aus Indien . Der Erfte, ber fich des Golbes wegen an das vertradte Uhrwert heranwagte, war ein arabischer Bauberer. Er richtete nichts aus und Muley Abdallah ließ ihm die rechte Hand abschlagen.
Der 3weite war ein waghalfiger Perfer, Schüler der
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Und während in Marotto eine schöne Sultanin ihrer verdorbenen Uhr wegen Thränen vergoß, beweinte in dem schönen Andalusien ein waderer Uhrmacher feine verlorene Gattin, die auf einem Spaziergange von Piraten geraubt worden war.
Der bebauernswerthe Gatte hieß Don Lamberto; war ein wohlhabender Bürger, besaß in Sevilla , Toledo und Granada Häuser und Werkstätten, beren Er zeugnisse weit und breit berühmt waren; selbst der König kaufte bei ihm.
Ich wäre ein sehr einfältiger Märchenerzähler, wenn ich es lange verheimlichen wollte, daß Don Lamberto der Gatte der schönen Sultaniu war. Nämlich der wirtliche" Gatte; nicht berjenige, der sich an ihrer Liebe er gößt, sondern der sich um fie abmüht, kümmert, für fie Sorge trägt.
Mit Albamira hatte man Don Lamberto auch seines Verstandes beraubt; feit jenem Tage war er wie von Sinnen, er rannte von einem Fürsten zum anderen, damit sie seiner Gattin wegen Krieg beginnen, und jene versprachen ihm auch, energische Verwahrungsnoten abzusenden. Er vers faufte seine Häuser, verschleuderte feine loftbaren Uhren, machte alles zu Gelbe und nahm fogar Anleihen auf, um auf eigene Fauft einen Staatsstreich gegen ben frechen Räuber auszu führen. In ber That gelang es ihm, einen muthigen Piraten führen. In der That gelang es ihm, einen muthigen Piraten unter den Mohren ausfindig zu machen, ber es für ungeheure Geldsummen und noch größere Versprechungen unternehmen wollte, Albamira aus dem Serail zu entführen, bas heißt, nur entführen zu helfen, denn die Hauptaufgabe mußte Don Lamberto übernehmen.
Der Plan beland barin, daß sich Don Lamberto nach Marokko einschiffen sollte, wo er als Uhrmacher bei Hofe
Das
Alle Wiener Blätter sprechen fich, wie Wolff"_be richtet, über die Erklärungen Tissa's befriedigt aus. Fremdenblatt" sagt: Niemand wird diesem Programm Selbstfucht und Verlegung der Rechte Anderer imputiren; unsere Biele find mit den Bielen der anderen Signatarmächte identisch. In den Erklärungen Tisza's wird man eine voll Tommen ausreichende Abfertigung aller Gerüchte erbliden, welche das Bündnik mit Deutschland als etwas Hinfälliges anfaben." Die Neue Freie Preffe" fiebt in den Er Härungen des Ministerpräsidenten ein flares, entschiedenes und gemeinverständliches Programm der österreichisch ungarischen Politit, ein Programm der Mäkigung, der Gerechtigkeit und des Friedens, wie es im Intereffe ganz Europas gelegen set. Dieses Programm fet, furz gefagt, ein Programm der selbstständigen Entwickelung der Baltanftaaten.
Rukland.
Wir haben bereits mitgetheilt, daß den ausländi fchen Juden in Ddeffa verboten worden ist, ein hands wert au treiben, wodurch die Exiftens tausender von Hands werlerfamilien bedroht wird. Ueber die Entstehung dieses Ver botes theilt nun die ,, Db. 8tg." folgendes mit: In legter Beit hatten fich faft alle Handwerker Fnnungen an die Administra tion mit der Bitte gewandt, die ausländischen Juden in Ddeffa nicht zum Handwert auzulaffen, dies damit motivirend, das die rufftschen Handwerker durch die ihnen von ben ausländischen gebotene ftarle Konkurrens viel zu leiden baben. So giebt es im Schneiderfach über 700 ausländische Juden, b. t. gegen 40 pet. Der Gesammtschneider. Im Allgemeinen beträgt bie Bahl der ausländisch jüdischen Handwerker 30 pt. Da die Gesammtzahl der Ddeffaer Handwerker girla 30 000 beträat, ſo entfällt auf ausländische Juden allein die Bahl von 9000. Den starken Bufluß jüdischer Handwerker nach Doeffa erllärt Die Uprawa dahin, daß denselben in Mostau, Charlow, Kiero und anderen Städten die Aufnahme in die Handwerker Jnnungen verweigert wird. Auf Grund einer am 23. Auguft d. H. beim Stadtgouverneur angelangten Ropie des Ministeriume bes Innern an das Polizei Departement über die Rechtloßgleit ber ausländischen Juden beschloß daber die Handwerker Uprawa, sämmtlichen Handwerkern, welche ausländische Juden find, sofort die Batente au entziehen und deren Werkstätten polizeilich schließen zu laffen. Ferner wurden die Weltesten der verschiedenen Innungen beauftragt, dem Amt über sämmtliche in Odessa befindlichen ausländischen jüdischen Meister, Ge fellen, Lehrlinge und Arbeiter Liften vorzustellen und dieselben aus den Büchern der Jnnungen fireichen au laffen, An den Betitionen für diese Maßregeln sollen fich angeblich auch viele rufftsche Juden betheiligt haben.
aeschloffen. An Reben ist Großes geleistet worden, und als Der tatholisch- soziale Kongres ist nunmehr Erfolg des Rongresses wird mitgetheilt, daß vierzig(!) chrift liche(!) Industrielle fich dem latholischen Werte angeschloffen baben. Migt man den Erfolg des Kongreffes aber mit den Thatsachen, so findet er seine Beleuchtung darin, daß in der Abtheilungsfißung fich die belgischen Industriellen entschieden gegen jede Beschränkung und Verminderung der Arbeitszeit, gegen jedes Verbot der Frauen und Kinderarbeit ausge sprochen haben. Der in Aussicht genommenen Gründung von fatholischen Arbeitervereinen stehen die belgischen Industriellen wenig wohlwollenb gegenüber, und die deutschen Ratholilen werben bie Ueberzeugung gewonnen haben, daß trop aller großen Worte der belgischen Ratholilen wirtliche Reformen in Belgien sehr schwer durchführbar find. Die Kleinlichkeit ber Anschauungen, der Klaffenegoismus der Großindustriellen, die Bartelverbitterung, das Alles macht eine durchgreifende Umge ftaltung der Arbeiterverhältnisse, mag fte in dem latholischen ober liberalen Sinne erfolgen sollen, faft unausführbar. Die Bahl der an dem Kongreffe theilnehmenden Arbetter, obwohl fie nichts zu zahlen hatten, war so gut wie Null. Dafür waren die Briefter und die Damen das herrschende Element.
In den Kreisen der Regierung ist man über die Lage bes
sicherlich viel Arbeit finden würde. Ben Ismaël, der kühne Pirat wird inzwischen fortwährend im Hafen treuzen und wenn bann einmal eine Gewitternacht mit Donner und Blik ihnen zu Hilfe kommt, wird Don Lamberto die schöne Albamira mittelft einer Stridleiter aus einem Fenster bes Palaftes entführen. Ben Ismael wird sie auf sein Schiff nehmen, worauf man zu einer Seit auf's hohe Meer hinaus segeln wird, da fie Niemand zu verfolgen wagt, felbft menn man wahr nehmen sollte, daß das Serail um eine Frau ärmer geworden.
Don Lamberto fand diesen Plan sehr gut und leicht ausführbar. Er benöthigte ja nichts weiter bazu, als fein Vermögen mit Sicherheit, sein Leben aber mit ziemlicher Bestimmtheit zu verlieren, nur um Albamira wieder fein eigen nennen zu fönnen. ( Schluß folgt.)
Ans Kunst und Leben.
Profettirtes Repertoire der Königlichen Schauspiele vom 3. bis 10. Dtober 1886. m Opernhause: Sonntag, ben 3.: Don Juan; Dienstag, den 5.: Fidelio( verr Niemann); Mittwoch, den 6.: Johann von Lothringen; Donnerstag, ben Sonnabend, den 9.: Carmen; Sonntag, den 10.: Coppelia, Det 7.: I. Sinfonie; Freitag, den 8.: rmide( Herr Niemann); betrogene Radi. Im Schauspielhause. Sonntag, den 3. Wintermärchen; Dienstag, den 5.: Wintermärchen; Mittwoch, ben 6.: Der zerbrochene Krug, Der befte Ton; Donnerstag, 7.: Der gebeime Agent; Freitag, den 8.: Taffo; Sonnabend, den 9.: Wintermärchen; Sonntag, den 10.: Der geheime Agent.
Den
Fourchambault" und morgen, Montag, Romeo und Julia Im Deutschen Theater wird heute, Sonntag, au gegeben. am Dienstag, 5. b. M., tritt Frau Niemann, bit von ihrem Urlaub sutüdgelebrt ift, sum ersten Mal in diefer Galion als Hertha" in Ein Tropfen Gift" auf. Die nächfie Aufführung von" Don Carlos" findet am Freitag, 8. b. M Aufführungen von Bopf und Schwert"," Haus Fourchambault"
und am nächsten Sonntag Ein Erfolg".
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