2. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 287.
worden.
tommen.
Soziales.
Dienstag, den 8. Dezember 1896.
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13. Jahrg.
Ober Verwaltungsgericht, wo sie Genosse Stadthagen. formell wie materiell ant, daß überhaupt ein Ge=
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die simple Thatsache, daß jetzt die Zahl der gegen Krankheit, halten gab er an, vom Dienstherrn und dessen Kindern Betriebsunfälle und für die Tage des Alters versicherten Personen schlecht behandelt worden zu sein. Hensche selbst hätte Ueber den Verkehr in dem Nordostsee- Kanal während größer ist als zu Beginn der staatlichen Arbeiterversicherung ihn am 6. Dezember mit der Faust in die Seite gestoßen des ersten Betriebsjahres vom 1. Juli 1895 bis 80. Juni 1896 Das sind aber nur die ganz selbstverständlichen Folgen der vor und wiederholt mit der Peitsche gegen den Kopf geschlagen. werden amtlich folgende Nachweise veröffentlicht. Den Kanal sehn Jahren begonnenen staatlichen Arbeiterversicherung; schon Die Polizeiverwaltung ordnete die Rückkehr des jungen Menschen haben in diesem Zeitraum befahren 16 834 abgabepflichtige ber Zahl der Versicherten mit sich. Aber auf dem Hauptgebiete liche Mißhandlung nicht für erwiesen erklärt. Die Verfügung die Vermehrung der Bevölkerung bringt ja eine Vergrößerung in das angebliche Dienstverhältniß an, indem sie eine unaufhörSchiffe mit einem Raumgehalt von 1505 983 Registertons netto, des Arbeiterschutzes, dem des wirthschaftlichen Verhältnisses des der Polizeiverwaltung wurde dann im Verwaltungsstreit Verdarunter 7531 Dampfschiffe im Raumgehalt von 1140 578 Re- Arbeiters zum Unternehmer, ist sehr wenig geschehen und das fahren angefochten. Nach fruchtlosen Beschwerden beim Land giftertons; 14 957 Schiffe führten die deutsche Flagge, 3 die belgische, 184 die britische, 812 die dänische, 8 die französische, nur im Schneckengange, während es mit dem Schuße der Herren rath und beim Regierungspräsidenten kam die Sache vor das 381 die niederländische, 60 die norwegische, 84 die russische, Agrarier und Fabrikanten selbstverständlich stets pressirt. 336 die schwedische und 9 eine sonstige fremde Flagge. An Gewerbliche Schiedsgerichte in der Schweiz . Nun im öffentlichen Interesse energisch wahrnahm. Er zweifelte Ranalabgaben, find 827 876 M. und an Gebühren im ganzen will auch der Kanton St. Gallen in die Reihe der Kan( einschließlich der Schleppgebühren 2c.) 896 452 m. erhoben tone treten, welche Gewerbegerichte haben, ein dahingehender in de Miethsverhältniß hier bestanden hätte, und hob Gesetzentwurf ist bereits dem Großen Rathe eingereicht. Danach hervor, daß die Kinder einer„ Herrschaft" nicht durch Ueber die Lebensgefahr im Seefischereigewerbe giebt es tönnen gewerbliche Schiedsgerichte für das Gebiet einer oder die Gesinde- Ordnung befugt worden wären, das Gesinde mit Das Gericht beschloß in Frankreich statistische Aufzeichnungen, die vom Marine- mehrerer Gemeinden auf deren Antrag durch Beschluß des geringen Thätlichkeiten" zu bedenken. Ministerium unter dem Titel veröffentlicht werden: Statistique Regierungsraths eingeführt werden. Ihre Kompetenz erstreckt damals, Beweis zu erheben, welcher Art die Stellung Ladedes pêches maritimes. Danach sind in dem dreijährigen Zeit- fich auf die Zivilftreitigkeiten zwischen Inhabern von Gewerben, mann's gewesen sei. Nach den Aussagen Hensche's, die un raum von 1888 bis 1890 durchschnittlich von 1000 auf See be- Handels- und Fabrikationsgeschäften und ihren Angestellten, gestrigen Termin verlesen wurden, ist L. als Dienstjunge für ein schäftigten Fischern 4 bei Ausübung ihres Berufs ums Leben ge nicht übersteigt. Arbeitern und Lehrlingen, insofern der Streitwerth 200 Franks Jahr gemiethet und mit Haus- und Feldarbeiten aller Art bes Aus den übrigen Zeugenaussagen ist noch der dem deutschen Reichstag zu hervorzuheben, In Die Unternehmer und Arbeiter werden in schäftigt worden. daß eine Frau gesehen hat, wie Labemann gegangenen Novelle zur Unfallversicherung, worin Berufsgruppen eingetheilt. Für die Wahlberechtigung und Wähl- einmal im Sommer 1895 mit der barkeit gelten die betreffenden Verfassungsbestimmungen. Den Peitsche so yCe die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die Seefischerei Auge eine blaue Geschwulst vorgeschlagen ist, hat man jenes Ergebniß der französischen Vorsitzenden und Sekretär stellt das Bezirksgericht. Für jede schlagen wurde, daß am entstand. Der Senat wies die Klage unter Statiftit der Berechnung der Unfallgefahr zu grunde gelegt. Sigung giebt es eine Entschädigung von 2 Franks aus der wird angenommen, daß damit die Gefahr des Fischereibetriebes das Sigungsgeld S Franks. Die Gerichtsgebühren für die Par: Hensche habe unzweifelhaft ein Gesindedienstverhältniß bestanden, als Verhandlung beträgt und teien betragen 1-20 Frants. Die Oberanfsicht über die Gewerbe- daran ändere nichts, daß L. kein Gesinde- Dienstbuch, sondern ein Arbeitsbuch besaß, wie es minderjährige gewerbliche Argerichte übt das Kantonsgericht. beiter brauchen, und ebenso wenig ändere daran, daß er bei der Orts- Krankenkasse in Teltow versichert war. Allerdings habe er der Genehmigung des Vormundes für das Dienstverhältniß be durft. Diese müsse indessen nicht durchaus eine ausdrückliche sein, es genüge auch eine stillschweigende, und eine In den staatlichen Sparkassen Rußlands waren am 1. Juli solche sei hier anzunehmen, da der Vormund als Stiefvater des dieses Jahres Gelder im Gesamtbetrage non 399 913 977 Rubeln. monatelang dessen Beschäftigung bei Hensche geduldet habe. angelegt. Am 1. Juli 1895 betrug die Summe 363 363 491 Rubel. Die Bezeichnung als Sozialdemokrat ist keine BeIm Laufe eines Jahres ist also die Summe der in den staut leidigung. Vor dem Strafsenat des braunschweigischen Ober lichen Sparkassen angelegten Gelder um 46 550 486 Rubel landesgerichts ist kürzlich die Frage entschieden worden, ob der gestiegen. Vorwurf: Jemand sei Sozialdemokrat" eine Be: leidigung darstelle. Der Klage lag die Aeußerung des Beklagten zu grunde:" In das Lokal gehe ich nicht, der Mann ist ein Sozialdemokrat." Das Gericht ift zu der Ueberzeugung gekommen, daß diese Worte Den Zentrumsmännern, die sich zur Zeit etwas darauf an sich keine die Ehre objektiv verlegenbe einbilden, daß sie„ regierungsfähig" sind und reaktionäre Ketten Behauptung enthalten, da bei der heutigen, schmieden dürfen, mag es nicht schaden, wenn ihnen einmal die auch im Reichstage anerkannten Stellung der Behandlung der katholischen Interessen von Gerichtsstelle aus zu Sozialdemokraten als einer politischen Partei Gemüthe geführt wird. Der Redakteur Stanislaus Kaczmareck in der Bezeichnung jemandes als Mitglied derfelben eine Herabwar vom Landgericht Posen zu 50 M. Geldurafe verurtheilt feßung der allgemeinen, äußeren bürgerlichen Ehre des be= worden, weil er das Benehmen der deutschen Soldaten bei einer treffenden nicht gefunden werden kann. In der gegenwärtigen Frohnleichnams Prozession gerügt hatte. Das Landgericht Zeit der prozent- patriotischen Heze foll es uns nicht wundern, batte eine Beleidigung der gesammten Garnison angenommen. wenn gegen dies Urtheil staatserhaltende Bedenken erhoben Db der Angeklagte, so hieß es im Urtheil, als Katholik und werden. Redakteur eines polnischen Blattes berechtigte Interessen hätte wahrnehmen können, könne dahingestellt bleiben, da der Angeklagte solche gar nicht habe wahrnehmen wollen. Er habe nur seine Leser gegen die Evangelischen und Deutschen aufheben Mehl wollen. Das Reichsgericht hob das Urtheil wegen unklarer BeHand im gründung auf und wies die Angelegenheit an dasselbe Land über gericht zurück. Ob nunmehr anders erkannt wird?
in den deutschen Gewässern mehr als ausreichend hoch an= genommen ist, weil die Ostsee nicht so große Gefahren biete als die Nordsee beziehentlich der Atlantische Ozean . Ferner soll die Juvaliditäts- und Altersversicherung der Seeschiffer und Seefischer in die See Berufsgenossenschaft aufgehen und gleichzeitig ist die Errichtung einer Wittwen- und Waisenversorgung vor gesehen, für welche eine Beitragspflicht festgesezt werden kann. Eine Bäckerei- Jdylle. Aus Bäckerkreisen wird uns mit. getheilt: Bom 1. Mai bis 3. Juli arbeitete ich in M. bei einem Innungsbäckermeister. Wir waren 4 Gesellen, die täglich 17-18 Stunden zu arbeiten hatten. Die Arbeit begann abends 7 Uhr und währte, die Zeit für Essen mit einbegriffen, bis nachmittags 1-2 Uhr. Die Arbeit war schwer, denn wir mußten täglich nahezu 5 Zentner Mehl zu Brötchen und Wasserwecken ver arbeiten, außerdem mußten noch ca. 300 Hörnchen und 60 Pfund Weißbrotteig fertiggestellt werden.
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Für uns und noch zwei Gesellen, die in der Nachbarschaft in einer Brotbäckerei des Schwiegervaters unseres Meisters arbeiteten, gab es nur zwei Betten. Wir vier Gesellen schliefen in diesen Betten zwei und von 1 oder 2 Uhr nachmittags bis abends 7 Uhr; sobald wir aufgestanden waren, legten sich die beiden anderen Gefellen in unsere Betten, von denen jebt jeder eins betam. Die Arbeit war so streng, daß an ein Sieben des zur Verarbeitung gelangenden Mehls nicht gedacht werden konnte; und doch ist in der Bäckerei die erste Bedingung für reinliche Arbeit das Mehlsieben. So kam es, daß wir eines Tages eine todte Maus aus dem Brotteig zogen, an einem andern Tag kam ein ganzes Neft junger Mäuse Mäuse aus einem Sad zum Vorschein, das einer mit von uns der herausfischte, ein brittes Mal ein Stiefelabsah Mehl and Tageslicht. Schlimmeres will ich gehen. Der Lohn betrug pro Woche für den ersten Gesellen, der ein Mann von 48 Jahren war und eine lahme Frau mit 4 Kindern zu ernähren hatte, 13 M., der zweite er hielt 9 M., der dritte 61/2 M. und der vierte 5 M. Rost und Wohnung hatten wir beim Meister.
Für den Secheuhr- Ladenschluß agitirt in London die Early Closing Association( Gesellschaft für früheren Ladenschluß); es handelt sich dabei um die Firmen im West End. Jetzt ist dort der Ladenschluß um 7 Uhr.
Gerichts- Beitung.
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Versammlungen.
Die Firma W. Hamann a. Co., Lederpantoffelfabrit, Berlin C., Neue Friedrichstraße 36, erklärt die in dem Vers sammlungsbericht vom 2. Dezember enthaltene Angabe, daß bei uns eine Lohnreduzirung von 15 pet. stattgefunden habe, für Von der antisemitischen Agitation. Jeder Deutsche, eine bewußte unwahrheit und find wir bereit, durch Zeugen, welcher kein Antisemit ist, übt Verrath am Vaterlande, sowie durch unsere Lohnlisten und Bücher aut bc= bewußt oder unbewußt", einen mit dieser Devise vorgedruckten weisen, daß unfere Arbeiter bis jetzt einen regelBriefbogen benutte der Apotheker Dehlmann in Wülfel mäßigen Lohn von per Tag 3,50-5,50 verdienten, alfo per ( Hannover ) zu einem Berichte, den er dem dortigen Amtsgerichte Woche 21-36, fogar 39 M. in neunstündiger Arbeitszeit. Den Als der 3. Juli herankam und der Meister teine Anstalt einzureichen hatte. Dehlmann wurde deshalb unter Anklage ge- Abzug, den wir jetzt machten, beträgt nicht 15 pet., sondern machte, die vorgeschriebene Normal- Arbeitszeit von zwölf stellt und vom Schöffengericht wegen ungebührlicher Aeußerungen nuc 2-3 pet. Diese 2-3 pCt. werden aber fast ganz aufStunden einzuhalten, während man das in anderen vor Gericht zu einer Geldstrafe von fünf Mack gehoben durch andere Einrichtungen und Erleichterungen, sodaß Werkstätten wenigstens versuchte, legte ich mich morgens verurtheilt. der Lohn fast derselbe bleibt wie bisher. 9 Uhr, also nach 14 stündiger Arbeitszeit zu Bett. Darauf tam es zu einer Auseinandersetzung mit dem Meister und ich wurde entlaffen. Eine Klage bei dem zuständigen Gericht fiel zu meinen ungunsten aus, es hieß, die Verordnung über die Arbeitszeit sei noch nicht in traft getreten(?), und so wurde ich kostenpflichtig abgewiesen.
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Ober Verwaltungsgericht und Gefindesklaverei. Der Im Verein zur Wahrung der Intereffen der Maurer Prozeß Lademann fontra Regierungspräsident in Potsdam ", den hielt am 3. d. M. das Mitglied Beiersdorf einen beifällig der Vormund des minderjährigen, 1879 geborenen Wilhelm Lade- aufgenommenen Vortrag. Unter Vereinsangelegenheiten wurden mann wegen Aufhebung eines Dienstverhältnisses führte und mehrere Unterstüßungsgesuche erledigt, und hierauf folgende über den wir seineracit schon berichteten, wurde am Freitag Lokale, in welchen die Morgensprache" des Sonntags vor voriger Woche vor dem ersten Senat des Ober Vers mittags abgehalten wird, bekannt gegeben: Swinemünderstr. 20 Die ,, Deutsche Tageszeitung", der Moniteur der agrari- waltungsgerichts erledigt. Lademann hatte am bei Geite, Rotbergerstr. 23 bei Raabe, Thurmstr. 84 bei Holzschen Voltsausbeuter, fühlte sich dieser Tage gemüßigt, abzu- 6. Dezember 1895 seine Stellung bei dem Gärtner Hensche in bächer, Waldemarstr. 61 bei Roll. Bei Böhl, Rüdersdorferstr. 8 leugnen, daß es mit der Fortführung der Arbeiterschutz- Gesetz- Teltow , in die er am 15. Mai 1895 eingetreten war, verlassen finden die Besprechungen auch an Wochentagen statt. gebung in Deutschland langsam vom Flecke geht. Das Blatt und bei der Polizeiverwaltung beantragt, für die Herauszahlung Charlottenburg . Am 1. d. M. fand hier im Lokale vermochte für seine Behauptung weiter nichts anzuführen, als seines rückständigen Lohnes zu sorgen. Als Grund für sein Vers Bismarckhöhe" eine Mitgliederversammlung des Wahlvereins
Kunst und Wissenschaft.
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feinen Nugen davon, nicht einmal dankbare Rollen fallen ihnen zu.
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Im Belle Alliance Theater ist am Sonntag Nachmittag Im Theater des Westens geht es jetzt unruhig zu. Der Shakespeare's Romeo und Julia " unter Leitung des Herrn Brunkbau ist auf Schwemmsand errichtet. Wir haben schon Türk vor vollbesetztem Hause aufgeführt worden. Aus der im seinerzeit darauf hingewiesen, als die Flugschrift des Er- Direktors ganzen befriedigenden Vorstellung ragte Frau Sophie Bursta Blumenreich erschien. Die Broschüre gab sehr bezeichnende Beiträge durch ein geistvolles und interessantes Spiel hervor. Die zu dem Thema Wie entstehen heutzutage glänzende Musentempel? Künstlerin verschmähte es, die Julia mit dem heißen, über- Nun ist das Theater des Westens bereits ins Gedränge gekommen uno quellenden Temperament der Südländerin zu geben, sondern seine Gesellschafter wollen es faniren". Natürlich hat man die schuf eine Liebende, die sich mehr dem milderen Ideal des Unternehmer- Natur nicht verleugnet und mit dem Sanirungswerk Deutschen nähert. Unter dieser, den nordischen Begriffen leichter beginnt man bei den Schauspielern. Die sollen bereit fein, auf ein faßbaren Darstellung mag es verzeihlich erscheinen, daß aus dem Drittel ihrer bisherigen Bezüge zu verzichten. Denn erstens wären 14jährigen Kinde des Capulet eine 18jährige Tochter wurde. manche von ihnen überzahlt und zweitens feien viele aus kleineren Schien dieser Julia gegenüber auch der Romeo des Herrn Jürgas Orten gekommen, wo sie überhaupt nicht solche Gagen erhalten hätten. ein wenig butterweich und sanft, so muß doch anerkannt werden, Das ist eine merkwürdige Logit. Wenn man einen Schauspieler daß der Künstler mit feinem Verständniß in seiner Rolle aufging. aus Altenburg oder Rudolstadt berufen hat, so muß man ihn Die Väter waren von den Herren Türk und Karfiol brav ge- für tüchtig genug gehalten haben, um im hauptstädtischen spielt, ingleichen verdienen Herr Rusch als Lorenzo und Frau Ensemble mitzuwirken. Dazu kommt, daß seine Lebenshaltung Hüftel als Amme Anerkennung. War so die Vorstellung schlicht hier kostspieliger ist und daß man ihn vielleicht aus gesicherten und recht, so muß bedauert werden, daß das Publikum es zum Verhältnissen herausgerissen hat. Noch haben die betroffenen theil an Verständniß für Shakespeare's Meisterwert fehlen ließ. Schauspieler selber sich zu dem Vorschlag nicht geäußert. Die herrlichen Liebesszenen, die durchaus befriedigend gespielt wurden, erregten unter den Zuschauern schlecht verhaltene Heiter: feit. Ein kleiner Anachronismus wird vielleicht bei der nächsten Vorstellung abgestellt werden. Beim Fest des Capulet spielten die Musikanten das Menuett aus Mozart's Don Juan.
Kleine Leute sind ausgeschloffen. In diesen Tagen wird im Opernhause Richard Wagner's Ring der Nibelungen " in der Bayreuther Besetzung aufgeführt. Zu diesen Borstellungen find die Preise um das Doppelte erhöht werden, sodaß der letzte Sigplatz nicht weniger als drei Mark kostet. Das kommt einem Theilnahmeverbot für das größere Publitum gleich, und aus den Kreisen der ärmeren Konservatoristen sind uns bittere Beschwerden über die von der Intendanz geübte Rücksichtslosigkeit zugegangen. Man spottet, die Religion soll dem Volte erhalten bleiben, bie Kunst aber, die sicher besser das Gemüth bildet, als die hebräische Mythologie, bleibt dem Geldsack reservirt!
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Heinrich von Kleist's Prinz von pomburg" geht morgen, mittwoch, im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater zum ersten Male to Szene.
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Eingelaufene Druckschriften. Sosiale Praxis, Bentralblatt für Sozialpolitik".( Berlin , Carl Hey mann's Berlag) enthält in ihrer neuesten Nr. 10 folgende leitende Aufs fäße: Die deutsche Strafgesetz- Novelle. Von Privatdozent Dr. J. Jastrow. Der national- soziale Verein. Von Pastor P. Göhre. Die Programtills revision der schweizerischen Sozialdemokratie. Bon Landrath St. Gschwind. Aus dem Notizentheil heben wir hervor: Amerikanische Umfrage über Währungs- und Lohnverhältniffe in Rußlano sc. Enquete über di se seitigung städtischer Abfallstoffe. Lohnerhöhung der städtischen Arbeiter in Stuttgart . Arbeiterausschuß der städtischen Gasarbeiter Berlins . Die Sommeraufnahme der Arbeitslosen in Berlin . Von Dr. E. Hirsch. berg.- Lithographenstreit in Berlin . Anwendung der Bertraggoruchs Klauseln. Organisation der füdischen Arbeiter in Manchester . Lade: t= personal- Gesez für England. Deutsche Unfallnovelle. Deutsche n validenversicherungs- Reform. Konferenz der besonderen Kaffen. Eins richtungen" für die Invalidenversicherung. Zwangsversicherung des Anwaltstandes. Geschlechtsgeinyl. Bon Ilts. Verbrechen. Von Ferri. Sozialdemokratie. Von Lorens.Einführung in den Sozialismus. Von Calwe. Leipzig , Georg 5. Wigand's Verlag.
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3witterbildungen. Von Laurent.
Im Schauspielhause wurde am Sonnabend Oskar Blumenthal' s Lustspiel" Abu Seid" zum ersten Male aufgeführt. Da jetzt jedermann den Ritt ins alte romantische Land unternimmt, so hat denn Blumenthal auch seinen Klepper gefattelt und sich an einen der lustigsten Käuze der Weltliteratur, Jm Theater des Westens wird jetzt eine Bearbeitung der den arabischen Bettelvaganten und Dichter Abu Seid Novelle Zwischen Himmel und Erde" von Otto Ludwig ge- herangemacht. Aus dem prächtigen Schalt und Makamenfänger geben. Die meisterliche Erzählung, die vor zwei Jahren in der Abu Seid, der seine Bettelarmuth lachend ertrug, wurde aber bei Neuen Welt" abgedruckt war, ist von D. F. Gensichen zum Blumenthal ein sehr belehrsamer, guter alter Herr, eine Art von Drama„ ausgeschlachtet" worden. Es giebt kein anderes so be- Pastor oder Rabbiner, der sein Gesicht in sehr nachdenkliche zeichnendes Wort hierfür. Wenn ein Kunstwerk, wie das Falten zieht, selbst wenn er ganz triviale Spruch gedanken zum Ludwig'sche, eine klassische Form gefunden hat, so rühre man besten giebt. Der brave Onkel Abu Seid verbindet in seiner Herzens nicht daran und gieße es nicht in andere Formen. Das güte Fatme, die Tochter des habgierigen Teppichhändlers ist Kunstbarbarei und geschieht nur der Spekulation Ibrahim, mit dem armen Versdrechler Jussus. Zuvor mußte wegen. Otto Ludwig hatte selbst ein feinfübliges ästhetisches er Ibrahim's hartes Herz durch seine Parabel- Weisheit rühren. Gewissen und wenn er für die Geschichte seiner Handwerker- Das Publikum war vom Verstlang gerührt, wie der geizige familie, für die Gestalten zweier Brüder, die sich grundverschieden Ibrahim von der schönen Fabel Seids und rief Herrn Blumen- E entwickeln, die epische Form wählte, die eine bedachtsame Ent- thal, der wohl aus alter Anhänglichkeit für den Schauspieler faltung von Seelenzuständen gestattet, so wußte er genau, was Klein ans Schauspielhaus gegangen war. In der That ist der er that. In der Theaterbearbeitung wird eben auf den Hörer salbungsvolle Abu Seid wie geschaffen für die dozirende Weise herumgehämmert, das ist alles; und auch die Schauspieler haben dieses Schauspielers.
Boltsliteratur F. Harnisch u. Ko.
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Religion und Wissenschaft. Bon Alfred Dees. Berlin , sagst für was and und was wollen die Deutschen Zahnkünstler? Sas Bedeutung des Sürgerlichen Gesetzbuches für den Arbeiterad. Bon Grober. Stuttgart , Roth. Socialismo e Patria di Edmondo de Amicis . A cura del
Comitato Regionale della Feder. Socialista Ligure.
se il Socialismo non vuole Dividere le Ricchezze cha cosa vuol fare adunque? di G. Bonzo. A cura del Comiteto Regionale della Feder. Socialista Ligure. Legal Subjection of Men. By two Barristers. London . Twentieth Century Press, Limited 37a, Clerkenwell Green, E.C.
The Entwickelung und Stand der Frage des Arbeitsnachweises. Berlin , Hey
mann's Berlag.