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Runde durch die offiziöse Presse macht. Er lautet:" Der Ver­breitung verbotener Druckschriften ist durch das Reichsgerichts­erkenntniß im sogenannten Freiberger Prozeß eine heilsame Schranke gezogen worden. Bekanntlich find durch ein von dem Reichsgericht bestätigtes Urtheil des Freiberger Landgerichts neun Führer der sozialdemokratischen Partei verurtheilt worden, weil fie an einer Verbindung theilgenommen haben, zu deren Zwecken oder Beschäftigungen es gehört, Maßregeln der Ver­waltung oder die Vollziehung von Gesezen durch ungefeßliche Mittel zu verhinderu oder zu entfräften(§ 129 des Strafgeset buchs  ). In dem Urtheil ist thatsächlich festgestellt, daß 1. seit Jahren, und zwar schon vor der im Jahre 1880 erfolgten Ab­haltung des Wydener sozialdemokratischen Kongresses, bis jetzt im Deutschen   Reiche eine Verbindung besteht, zu deren Zwecken und Beschäftigungen gehört, die Vollziehung des Reichsgesetzes vom 21. Oftober 1878 und Maßregeln der Verwaltung durch verbotswidrige Verbreitung des Züricher, Sozial. bemotrat im Deutschen Reich   zu verhindern und zu ent Träften, und daß 2. die Angeklagten theils durch ihre Theil nahme am Wydener Kongreß und ihre dabei über den Sozial­demokrat" gepflogenen Berathungen und gefaßten Beschlüsse und die danach von ihnen angeordnete Bekanntmachung dieser Beschlüsse in Deutschland   durch den Sozialdemokrat", theils durch ihre Theilnahme an dem im Jahre 1883 abgehaltenen Kongreffe zu Kopenhagen  , die von ihnen dabei ge­pflogenen, den Sozialdemokrat" betreffenden Berathnngen und die danach von ihnen mitangeordnete Publikation des Kopenhagener Rongreßprotokolls in jenem Blatte, zu erkennen gegeben und erklärt haben, daß fie der zu 1 gedachten Verbin bung sich als Mitglieder anschließen, in den Organismus dieser Verbindung und in diese selbst auf Dauer als Glieder ein treten und ihren Willen dem Gesammtwillen der Verbindung auf die Dauer ihrer Mitgliedschaft unterordnen." Dies Urtheil -fährt der Waschzettel fort ist von großer Tragweite, da es die Möglichkeit gewährt, den Versuchen zu Verbreitung verbotener sozialdemokratischer Druckschrif= ten auf dem Boden des gemeinen Rechts weit wirksamer entgegen zu treten, als an der Hand des§ 19 des Sozialistengesetes, dessen Strafen wesentlich niedriger sind. Von Wich tigkeit iſt namentlich hierbei, daß es nicht des förmlichen Bei tritts zu einer Verbindung bedarf, um die Theilnahme an der selben festzustellen, sondern daß hierzu wie das Reichsgericht entschieden auch konkludente Handlungen genügen, sowie ferner, daß die Strafandrohung der§§ 128 und 129 nicht nur auf den Aft des Beitritts selbst, sondern auch auf die Wirkung desselben, die in dem Zustande der Mitgliedschaft besteht, An­wendung findet. Daß die Vorausseßung, von welcher die Erkennt niffe im Uebrigen ausgehen, nämlich das Vorhandensein einer Verbindung zum Zweck des Vertriebes verbotener Druc schriften, vielerorts vorhanden ist, läßt sich nicht bezweifeln; schon die Verbreitung des Sozialdemokrat und anderer verbotener Druckschriften in größeren Städten und Industriegegenden spricht hierfür; thatsächlich ist auch das Vorhandensein solcher Verbindungen in neuester Beit an mehreren Orten feste geftellt worden; auch der jüngst dem Reichstag vorgelegte Hechenschaftsbericht des Hamburger Senates zur Ausführung des Sozialistengefeßes erwähnt solcher. Wie vorhin angedeutet, wird somit das Vorgehen gegen die Verbreiter sozialdemokrati scher Druckschriften fünftighin wesentlich erleichtert."- Dieser Waschzettel besagt also kurz folgendes: Der§ 19 des Sozia listengeseges ist für die modernen Gesellschaftsretter nicht mehr schneidig genug; fte schlagen also ver, auf das alte erprobte Strafgesetz zurückzugreifen( was übrigens den geistigen Urhebern des Sozialistengefeßes wenig Ehre macht). Um das zu er möglichen, sollen die Behörden allerorts eine Organisation" zur Verbreitung verbotener Schriften, besonders des Sozial­demokrat", aufzudecken suchen, um dann auf Grund der§§ 128 und 129 die Verbreiter mit mindestens mehrmonatlicher Freiheitsstrafe zu beglücken. Wer also im Sozialistengesetz den Gipfel aller Bekämpfung des Sozialismus fieht, hat sich ge täuscht, es wird noch ganz anders kommen.

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Eine Ausdehnung des Frankfurter   Belagerungs­zustandes auf hessen  - darmstädtisches Gebiet hält die Frankf. Bta." schon für die nächste Beit für möglich. Die lange be= wahrte Geheimhaltung der Abfichten der preußischen Regierung führt das Blatt darauf zurück, daß die preußische Regierung der hessischen Gelegenheit geben wollte, gleichzeitig mit einem auf jene Gebiete berechneten identischen Antrage hervorzutreten. Bis jetzt ist die hessische Regierung nicht mit einem solchen Antrag hervorgetreten, aber es scheint uns zweifellos, daß sie dies über kurz oder lang thun wird, zumal wenn die aus Frankfurt  , Hanau   und Höchst   Ausgewiesenen ihren Wohnfis auf hessischem Gebiete nehmen werden." Räumlich ist der Be zirk, der von der neuesten Verordnung betroffen wird, ausge dehnter als alle, die bisher in den Ausnahmezustand versett worden sind; er umfaßt das ganze preußische Gebiet, das mit Frankfurt   in wirthschaftlich enger Beziehung steht, drei Reichstagswahltreise, von denen einer zur Zeit im Besiz der Sozialdemokratie ist, der zweite es in der vorigen

vorhin nannten, eins vergessen, welches Sie der Ge­fahr überhebt, in Ihren eigenen Augen lächerlich zu

werden."

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,, Und dies heißt?" Gewalt!"

( Schluß folgt.)

und Leben.

Aus Kunst und

Die Premiere der nächsten Novität des Wallner- Theaters, ,, Einer vom alten Schlag", Voltsstück mit Gesang von Karl­weis und Chiavadi, Mufit von S. Brandl, war für Donnerstag, den 23. d. M., geplant. Um aber mit der Premiere des Deutschen Theaters" am genannten Tage nicht zu follidiren, hat die Direktion des Wallnertheaters Einer vom alten Schlag" schon für Mittwoch, den 22. d. M., angesest, ist aber demzu folge gezwungen, um die festgesetten Proben einhalten zu tönnen, die Dienstagsvorstellung" ausfallen zu laffen, den das burch freigewordenen Abend zur Generalprobe der Mittwochs novität verwerthend.

Die Shakers. Tas feftenreiche England wird um eine Sefte ärmer werden. Mrs. Girling, die Mutter und Gründerin der Gemeinde Shakers", ist am 18. September beim Dorfe Hordle gestorben und mit ihrem Tode ist der erste und hauptsächlichste Glaubenssaß dieser harmlosen Fanatiker widerlegt. Mrs. Girling behauptete nämlich, daß sie eine Inkarnation( Verkörperung) der Gottheit sei, an ihrem Körper die Spuren der Kreuzigung trage und nie sterben werde. Allen ihren Schülern und Jüngern, welche genau nach ihren Vor schriften lebten, versprach sie ebenfalls die Unsterblichkeit. Die Geschichte dieser merkwürdigen Sette, welche mit den Shakers in Amerika   einiges gemein hat, ist voller Wechselfälle gewesen. Sie wurde von Mrs. Girling, der Frau eines Arbeitsmannes in den östlichen Grafschaften, gegründet. Vor 17 Jahren ließen fich die Shakers, die 15 Mitglieder zählten, beim New Foreft im Hampshire nieder. Die Männer und Weiber lebten und mohnten getrennt. Gütergemeinschaft und Bölibat( Ehelofig­feit) waren strengstens beobachtete Artifel ibres Glaubens bekenntnisses. Erst wurden sie wenig beachtet; im Laufe der Beit jedoch wuchs die Zahl der Gläubigen, so daß sie eine Summe zusammenlegen und ein größeres Land­gut, die New- Forest- Lodge, mit 31 Aires Ackerland in Pacht

Legislaturperiode war und der dritte, der zuletzt durch sozial demokratische Hilfe dem Fortschritt erhalten blieb, es leicht bei der nächsten Wahl werden kann. Die Ausbreitung der Sozials demokratie ist in Stadt und Land eine gleichmäßige, da die in den Städten beschäftigten Arbeiter zum großen Theil in den Dörfern wohnen und dort fruchtbaren Boden für ihre Propa­ganda gefunden haben.

Zu den Frankfurter   Sozialistenverhaftungen schreibt man heute verschiedenen Blättern: Die vom Landgerichtsrath Dr. Fabricius geführte Untersuchung gegen die verhafteten Sozialdemokraten wird mit größter Umficht betrieben. Dieselbe hat schon so viel Belastungsmaterial ergeben, daß auch außer halb Frankfurts Verhaftungen vorgenommen wurden. Man halb Frankfurts Verhaftungen vorgenommen wurden. Man will in Frankfurt   einer gefchloffenen und in fich gegliederten Organisation der Sozialdemokratie auf die Spur gekommen sein fein einer Drganisation, die mit den Vorständen ähnlicher Verbindungen an anderen Drten in enge Fühlung getreten Andere Blätter reden gar schon von Hoch­after rese

war."

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verrath.

Magdeburg  , 18. Dezember. Gestern wurden hier, der " Saale Beitung" zufolge, zwei Bigarrenarbeiter wegen Ver­breitung der Most'schen Freiheit" verhaftet.

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vorhandener Truppentheile, falls solche Formationen beziehungs weise Etatsverstärkungen in Anbetracht der Gestaltung der politischen Verhältnisse unabweislich erscheinen sollten.

I..

Die Erwartung auszusprechen, daß bei den vorzunehmenden Formationen und Etatsverstärkungen die Einberufung von Dis pofitionsurlaubern soweit wie möglich eingeschränkt und auch für die Zukunft auf eine möglichste Erleichterung der militär pflichtigen Mannschaften durch Einschränkung der thatsächlichen Dienstzeit Bedacht genommen werde.

Die Bearbeitung der Enquete über die Sonntagsruhe im Reichsamt des Innern ist, wie man berichtet, ihrem Ab­schluß nahe. Dem Bundesrath und Reichstag   wird eine Ueber ficht der Ergebnisse zugehen.

Die Bevölkerung Preußens. In einer Ertranummer der Stat. Korr." wird das endgiltige Ergebniß der Volks zählung vom 1. Dezember 1885 mitgetheilt. Da dasselbe von dem im Frühjahr bekannt gewordenen vorläufigen Resultat zum Theil nicht unwesentlich abweicht, seien die Hauptzahlen hier aufgeführt: Die ortsanwesende Bevölkerung Preußens betrug 28 318 458 Personen, worunter 13 893 599 männlichen und 14 424 859 weiblichen Geschlechts waren. Der Staatsangee hörigkeit nach befanden sich unter den Einwohnern des König­reichs 27 841 137 Preußen, 319 192 andere Deutsche   und 156 969 Reichsausländer. Bei 1160 Personen war die Staatss

Verboten auf Grund des Sotialistengesetes wurde die nicht periodische Druckschrift: Sozialdemokratisches Liederbuch. Neunte Auflage. Hottingen  - Zürich  . Verlag der Volksbuchhandlung 1886. Schweizerische Genossenschaftsangehörigkeit unbekannt. Die Einwohnerzahl der einzelnen buchdruckerei Hottingen- Hürich", fammt dem Anhange ,, Defla­

mationen".

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Aus dem Reichstage. Bei der Konstituirung der 8. Kommission des Reichstages zur Vorberathung des Antrages der Abgg. Kayser u. Genossen betreffend das Koalis tionsrecht der Arbeiter find Abg. Struckmann( natl.) zum Vorfizenden, Schrader( dfr.) zum Stellvertreter des Vorfizen­den, Gehlert  ( Reichsp.) und Dr. Hartmann( dschkonserv.) zu Schriftführern bestellt worden. Die Beschlüsse der VI. Kom mission in erster Lesung zu dem Entwurfe eines Gefeßes betr. die Frieden spräsenzstärke des deutschen Hee­res stellen wir zur Drientirung der Leser nochmals in ihrem Wortlaut zusammen:§ 1. In Ausführung der Art. 57, 59 und 60 der Reichsverfassung wird die Friedenspräsenzstärke des Heeres an Mannschaften für die Beit vom 1. April 1887 bis zum 31. März 1890 auf 441 200 Mann festgestellt, Für die Beit vom 1. April 1887 bis zum 31. März 1888 kann eine Er höhung der Präsenzstärke bis auf 450 000 Mann eintreten. Die Einjährig- Freiwilligen kommen auf die Friedenspräsenzſtärke nicht in Anrechnung. Vom 1. April 1887 ab werden die Ins fanterie in 518 Bataillone, die Kavallerie in 465 Eskadrons, die Feldartillerie in 364 Batterien, die Fußartillerie in 31, die Pioniere in 19 und der Train in 18 Bataillone formirt. Außerdem können von dem gleichen Tage an bis zum 1. April 1886 16 Bataillone Infanterie formirt werden.§ 2. Der Artikel§ 1 und 2 des Gesetzes vom 6. Mai 1880, betreffend Ergänzungen und Aenderungen des Reichsmilitärgefeges vom 2. Mai 1874 und die noch in Geltung befindlichen, auf die Zahl der Truppentheile Bezug habenden Bestimmungen des§ 2 des Reichsmilitärgefeßes vom 2. Mai 1874 treten mit dem 31. März 1887 außer Kraft.§ 3. Dem§ 10 des Gesetzes vom 6. Mai 1880, betreffend Ergänzungen und Aenderungen des Reichsmilitärgeteges vom 2. Mai 1874 wird als zweiter Absatz eingefügt:" Diejenigen Wehrpflichtigen, welche fich dem Studium der Theolegie einer mit Korporas tionsrechten innerhalb des Gebiets des Deutschen Reiches be stehenden Kirche oder Religionsgesellschaft widmen, werden während der Dauer dieses Studiums bis zum 1. April des Kalenderjahres, in welchem sie das 26. Lebensjahr vollenden, von der Einstellung in den Militärdienst vorläufig zurückge stellt. Haben dieselben bis zu der vorbezeichneten Beit auf Grund bestandener Prüfung die Aufnahme unter die Zahl der zum geistlichen Amt berechtigten Randidaten erlangt, bes ziehungsweise die Subdiakonatsweihe empfangen, so find fie gänzlich von der Militärdienstpflicht befreit."§ 4. Gegen­wärtiges Gesetz kommt in Bayern   nach näherer Bes stimmung des Bündnißvertrages vom 23. November 1870 unter II.§ 5, in Württemberg   nach näherer Bestimmung der Militärfonvention vom 21. 25. November 1870 zur An­wendung.

Resolutionen. I.

Den Reichskanzler zu ersuchen zu veranlassen, daß dem Reichstage baldmöglichst ein Nachtrag zum Etat pro 1887/88 vorgelegt werde, in welchem: a) unter den Fortdauern den Ausgaben" diejenigen Forderungen eingestellt find, welche als dauernde Ausgaben zur Bildung von 5 Regi­mentern Infanterie, 24 Batterien Feldartillerie, 9 Kompagnien Eisenbahntruppen, 1 Kompagnie Pioniere, 14 Rompagnien Train, sowie den mit diesen Neuformationen in Verbin dung stehenden Stäben erforderlich find; b) unter den Eins maligen Ausgaben" außer den durch die unter a aufgeführten Formationen benöthigten Formationen benöthigten einmaligen Ausgaben noch eine Pauschalsumme eingestellt ist, zu temporären Formationen bis zur Höhe von 16 Bataillonen, sowie zur Etatsverstärkung bereits

nehmen konnten. Sie bezahlten dafür 2650 Pfund. Eine hypother von 1000 Bfd. Sterling blieben fie schuldig. Um diese Zeit zählte die Gemeinde 160 Mitglieder. Das Aufsehen, das ihre seltsame Lebensweise erregte, zog ihnen jedoch eine bittere Anfeindung seitens ihrer Nachbarn zu. Jeden Sonntag wurden fie von Gästen belästigt. Ihre Hecken wurden nieder­geriffen, ihre Felder geplündert, ihre eingeheimsten Vorräthe ge stohlen, ihr Vieh mißhandelt, und allen Beleidigungen fonnten fie nur eine ſtoische Gleichgiltigkeit entgegenseten, welche ihr Glaube ihnen vorschrieb. Diese Verfolgungen ertrugen fie acht Jabre; endlich befanden fie fich außer Stande, die Zinsen ihrer Hypothek zu bezahlen, wurden von ihrer Farm vertrieben, ihr Eigenthum tam unter den Hammer und der Ueberschuß ( 100 Bfd. Eterl.) vom Erlös der Versteigerung wurde vom Sheriff auf der Straße niedergelegt, da die Shakers, denen jeder Handel ein Greuel ist, das Geld nicht berühren wollten. Was aus dem Gelde geworden ist, weiß Niemand. Fünf Wochen lang kampirte die gänzlich verarmte Gemeinde auf offener Straße; schließlich pachteten fte, auf die Hälfte ihrer Babl berabgeschmolzen, ein Feld und fiedelten vor acht Jahren nach Hordle über, wo sie zwei Afres Aderland bebauen. Der Vachtzins dafür ist 9 Pfund per Jahr. Sieben Holzhütten mit Dächern von Leinwand bilden das

Lager. Fine ist ihr Wohnhaus; je zwei Hütten dienen als Schlafgemächer, für Männer und Frauen getrennt; eine in das Gotteshaus", und in einer Hütte refidite Mrs. Girling, die bis zum Anfang ihrer legten Krankheit die Geschäfte der Ge­meinde mit großer Umficht und anerkanntem Geschid leitete. Das Mobiliar ist äußerst einfach. Die Leute leben von dem Ertrag ihrer zwei Felder, Kartoffeln find ihre Hauptnahrung und seit fünf Jahren ist ihrer Armuth wegen kein Fleisch auf den Tisch gekommen. Sie sind Vegetarianer und Temperenz­ler aus Nothwendigkeit, nicht ans Ueberzeugung geworden. 3bre Kleidung, die sich von der anderer Leute nicht unterschei det, wird im Lager selbst von den Shakers angefertigt. Da fie nicht kauften oder verkauften, waren fie feit geraumer Beit den von Almosen wohlmeinender Freunde zu Mehrere Lebensunterhalt abhängig. ihrem Mitglieder der Sefte find andere geftorben, find in die Welt zurückgekehrt, und zur Stunde besteht die Gemeinde nur noch aus 20 Mitgliedern, 12 Weibern   und 8 Männern, die sich voraussichtlich ebenfalls zerstreuen werden, da ihre Mutter", zu der fie als zu einer unsterblichen Gottheit aufzuschauen pflegten, das Zeitliche gefegnet hat. So zerftiebt wiederum eine Ge meinde in alle Winde, die es gewagt hat, fich von dem allge

Provinzen war folgende: Rheinland   4344 527, Schlesien   4112219, Sachsen 2 428 367, Brandenburg 2342 411, Westfalen   2204580, Hannover   2 172 690, Ostpreußen   1959 475, Posen 1715 618, Heffen Nassau 1 592 454, Pommern 1505 575, Westpreußen  1408 229, Stadtkreis Berlin   1315 287, Schleswig- Holstein  1150 306 und Hohenzollern 66 720. Aftive Militärpersonen befanden sich unter der gesammten Bevölkerung Preußens 271 581, darunter in Berlin   20565 und im Reg.- Bez. Potsdam 23 212. Von den 36 Regierungsbezirken hatten 12 eine Einwohnerzahl von mehr als 1 Million. Die bevölkertsten Regierungsbezirke waren Düsseldorf  ( 1 753 952), Breslau  ( 1 579 248) und Oppeln  ( 1 497 595). Von den 517 Kreisen bezw. Oberämtern des Staates hatten 29 eine Einwohnerzahl von mehr als 100 000, darunter befanden sich jedoch 11 Stadtkreise. Der größte länd liche Kreis war Teltow   mit 163 107 Einwohner, dann folgte Mülheim   a. Ruhr mit 151 335 und Niederbarnim   mit 144 716 Einwohner. Städte mit mehr als 5000 Einwohner giebt es im Staate 398. Davon haben 12 über 100 000, 14 50-100 000, 28 25-50 000 und 141 10-25 000 Einwohner. Die Reihens folge der Städte mit über 50 000 Einwohner ist folgende: Berlin   1315 287, Breslau   299 640, Röln 161401, Frankfurt  a. M. 154 513, Königsberg   i. Pr. 151 151, Magdeburg   143 471, Hannover   139 731, Düsseldorf   115 190, Danzig   114 805, Elber­ feld   106 499, Altona   104 717, Barmen 103 068, Stettin   99 543, Aachen   95 725, Krefeld   90 236, Halle   a. S. 81 982, Dortmund  78 435, Pofen 68 315, Effen 65 064, Raffel 64 083, Erfurt   58 386, Görlig 55 702, Wiesbaden   55 454, Frankfurt   a. D. 54 085, Riel 51 706 und Potsdam   50 877 Einwohner.

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Die bulgarische Deputation ist bestrebt, in Berlin   die äußerste Reserve zu bewahren. Wie berichtet wird, häfte die­felbe bereits mit einer Reihe diplomatischer Persönlichkeiten Be sprechungen gehabt. Die Nordd. Allg. 3tg." giebt in hoch­offiziöser Schrift über den Verkehr der deutschen   Regierung mit der Abordnung die folgende, keineswegs besonders ermuthigende Mittheilung: Eine Anzahl hiesiger Blätter hat in den legten Tagen Mittheilungen aus Wien   gebracht, welche den Empfang der bulgarischen Deputation durch den Prinzen Reuß mit vielen Einzelheiten schildern. Wir sind in der Lage, zu erklären, daß über jenen Empfang ein authentischer Bericht überhaupt nicht vorliegt. und daß alles, was in dieser Beziehung veröffentlicht worden, apokryph ist und auf Erfindung beruht. Auch die in Umlauf gefeßten Nachrichten über den Empfang, welcher der Abordnung hier zu Theil werden würde, find falsch; die Deputation wird als solche in Berlin   überhaupt nicht empfangen werden, weder amtlich noch privatim; nur dürften die einzelnen Mitglieder derselben als Privat personen dem einen oder andern Beamten des Auswärtigen Amtes einen Besuch abstatten, ohne daß lezterer jedoch in einem solchen Falle das Auswärtige Amt vertreten würde." Oesterreich  - Ungarn.

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In der Landtagsfigung zu Graz begründete Morre den Antrag betreffs der Altersversorgung der land­wirthschaftlichen Arbeiter, betonend, es sei die ernste Pflicht der menschlichen Gesellschaft, den Mitmenschen, welche ihr ganzes Leben der Arbeit widmeten, ihre Kräfte im Dienste Aller verloren haben, für die legten Lebenstage ein menschen­würdiges Dasein zu verschaffen, damit nicht alte abgeraderte Arbeiter von Haus zu Haus oder gar von Stall zu Stall wan dern müssen, weil sie für das Krankenhaus zu gesund und für die Arbeit zu elend find. Sein Antrag richte sich gegen das Einlegerwesen, welches der Menschenwürde und dem Humanitäts prinzip widerspricht. Der Antrag Morre's wird einem beson deren Neuner- Ausschusse zugewiesen. Die deutschen   Agrarier find da bockbeiniger. Annehmen wird der Grazer Landtag aller dings auch kaum etwas.

meinen Kulturleben loszulösen, die eine Welt für sich bilden wollte. Nur selten gelingt es solchen Schöpfungen des Egoismus, des frommen Wahns oder mißverstandener sozialer Ideen, sich zu behaupten gegenüber der Kulturwelt, die ihre Arme immer weiter und weiter erstreckt und auf ihrem Siegess laufe schonungslos zertritt, was sich ihr in den Weg stellt. Nicht von unklaren Schwärmern gehen jene weltbewegenden Ideen aus, die dereinst eine andere Kultur schaffen werden, sondern aus den sozialen Verhältnissen wachsen sie heraus, mit ihnen breiten fie fich aus und durch fie erlangen diese Ideen den endlichen Sieg.

Politisches Kuriosum. Das Dezemberheft der Deutschen Schachzeitung" enthült folgende amüsante Bemerkung, die mir unseren zünftigen Diplomaten zur Beherzigung anempfehlen möchten: Der in jüngster Zeit oft genannte britische   Staats mann Lord Randolph Churchill   ist auch ein eifriger Schach freund. Noch im Jahre 1885 war er Vizepräsident der British Chef Affoziation. Wie wäre es, wenn alle die gegenwärtigen und zukünftigen Streitigkeiten zwischen Frankreich  , England und Rußland   auf den 64 Schlagfeldern" des Schachbrettes ausges macht würden? Als Kämpfer stellt Frankreich   den Präsidenten Grévy in höchfteigener Person, England Lord Randolph, Ruß Domizilitenden Fürsten Dadian von Mingrelien  , von dem La land Sabouroff! Rußland fönnte außerdem den in Paris  Strat   gie" manche hübsche Partie enthält, nach Bulgarien  rochiren laffen. Als geeigneter Kampfplay aber empfiehlt sich vielleicht das Café Stefan in Sofia  , wo fleißig geschacht wird.

Meerschaum. In der Tgl. Rdsch." lesen wir: Wir fennt sie nicht die hübschen Meerschaumspißen in allen mögs lichen und unmöglichen Formen? Aber weiß auch jeder Raucher, der sie benutzt, den Ursprung des Namens? Bum Besten Derer, die es nicht wissen, sei es hier mitgetheilt. So unwahrscheinlich der Name etwas mit dem Meerschaum zu thun hat, so spielt doch legterer eine Rolle bei der Entstehung des Namens. Der erste Erzeuger dieser Waaren war ein Kaufmann E. Cumer in Nürn berg, deffen Erzeugniffe auch bald in Frankreich   belicht wurden unter dem Namen marchandises de E. Cumer. Die franzöfi sche Aussprache des Namens anlautend an tsume( Schaum) und mer( Meer) war die Veranlassung aur Uebersetzung in Meerschaum diesseits des Wasgenwaldes. Welches hin- und Herwandern eines Wortes, wenn man bedenkt, daß teume nur das mundgerecht gemachte deutsche Wort: Echaum" ist!